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Zahn der Zeit

Formorian

Dunkler Wanderer
Registriert
30. Nov. 2011
Beiträge
1.181
Diese nette kleine Story war mein Beitrag zu einem Wettbewerb, der vor einigen Monaten in einem bekannten Schreibforum lief. Nur Teilnehmer waren befugt, sich zu ihr zu äußern, daher möchte ich sie hier gern einer neutralen Leserschaft vorstellen und wäre froh, Eure Meinung dazu zu erfahren. Vor allem, ob sie eventuell das Zeug dazu hätte, in irgend einem Band veröffentlicht zu werden.
Wie diese Geschichte im Wettbewerb abschnitt? Nun, sie war nicht die beste und nicht die schlechteste ...
Ach ja, das Thema war übrigens Gelangweilte Götter

Zahn der Zeit


Es geschah in einem dieser endlos gedehnten Augenblicke im Noch-gar-nix-war-da, als der Gehörnte, gefrustet von der einsamen Öde um sich herum, beschloss, seinem alten Kumpel, dem EINEN, mal wieder einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.
“Hey, G. Oddy, steckst du hier irgendwo?”, sprach er in die laut hallende Finsternis um sich herum.
“Mach hier nicht den Lauten”, kam die Stimme des EINEN aus der gestaltlosen Schwärze zurück. “Und du weißt, wie sehr ich diesen Namen hasse.”
“Ach komm, so ein bisschen Fetzi muss einfach sein. Worüber soll man denn reden?”
“Selig, wer nichts zu sagen weiß und trotzdem …”
“Gnagnagna. Ist dir nie aufgefallen, wie begrenzt unser Wortschatz ist? Selig. Schönes Wort! Und die Bedeutung? Was reflektiert es? Siehste, du hast keinen Blassen. Warum sagst du nicht hupskatzollig, das klingt genau so sinnlos, aber viel lustiger.”
Der EINE ließ ein langes Brummeln ab. “Na schön, reden wir. Ich mach dir sogar die Vorlage: düster, blind, schwarz …”
“Und leer. Verdammt leer, wenn du mich fragst. Was aber auch seinen Vorteil hat; wäre hier irgendetwas, könnt man sich in der Finsternis echt ein paar üble Beulen holen.”
Lange Zeit blieb es still, dass der Gehörnte schon glaubte, der EINE wäre über die Brisanz seiner Äußerung hupskatzollig eingeschlummert. Dann kam die Antwort, und sie hörte sich ziemlich nachdenklich an.
“Du bringst mich da auf eine geniale Idee: Wir könnten ja mal versuchen, etwas zu machen! Verstehste, etwas Wirkliches zu tun. Etwas, das man sehen, fühlen, schmecken und riechen kann! Irgendwas!”
“Und dann ständig dagegenlaufen? Bin dabei!”
“Quatschkopp! Ich sagte doch sehen. Da bräuchten wir wohl als erstes …”
“Augen”, sagte der Gehörnte. Plopp-Plopp, erschienen zwei runde Bälle in seinem Gesicht. Begeistert von dem aussichtsreichen Tempo ihres kleinen Brainstormings machte der EINE es ihm nach, sah sich um …
“Neenee, du. Irgendwo hakt’s da immer noch.”
“Jau, will was anderes sehen als die olle Dunkelkamelle”, meinte der Gehörnte. “Ich mach’s mal ein bisschen hell.” Und er sang:
I bring light
And i can take you through …

Gutgelaunt schnipste der EINE mit den Fingern mit. Ohne es zu wissen hatte er gerade den Swing erfunden. “Hört sich enorm an! Wie nennst du es?”
“Null Schimm. Vielleicht Manfred Man’s Earth Band?”
“Erde? Wie kommst du da nun wieder drauf?”
“Klingt Selige für dich besser?”
“Achduoller … hört sich ja nicht mal so übel an. Erde! He, das ist es! Was immer wir da machen, lass es uns Erde nennen!”
“Ähem”, hüstelte der Gehörnte in die Hand. “Das ewige Ich-sehe-nix-was-du-nicht-siehst-Spiel können wir wohl vergessen, was?”
“Worauf spielst du nun wieder an?”
“Die Augen. Die beiden runden Dinger da. Man kann sie auch öffnen.”
“Wie? Wart mal … scheisse, ist das grell! Kannst du da keinen Dimmer dran bauen?”
“Einen was? Ach so, kapiert. Ok, so besser?”
Probehalber öffnete der EINE die Augen, schaute um sich. Helligkeit war rings um ihn herum, einfach nur Helligkeit. Und dann sah er zum ersten Mal den Gehörnten.
“Wenn ich mir deine Bocksfresse so anseh, möchte ich fast sagen, wir vergessen das Ganze.”
“Du Weißwurstopa bist auch nicht gerade ne Augenweide”, gab der Gehörnte das Kompliment zurück, und dann sah er unter sich. “Oh Gott!”
“Ja?”, sagte der EINE, bemerkte den Blick des Gehörnten und sah ebenfalls nach unten. “Oh ich!”
Da war es. Riesig. Endlos. Wogend. Spritzend. Ja, es schaute verdammt nass aus.
“Aber das ist ja … absolut pyramidonabel hammergeil phantastisch!”, stieß der EINE voller Begeisterung aus. “Was man damit alles anfangen kann! Wir können es bunter machen, etwas ruhiger. Alle möglichen Dinge darein tun! Stille Dinge! Bewegliche Dinge! Lebende Dinge! Hey, wie hört sich das an?”
Der Gehörnte dachte, dass sich dies komplett beknattert anhörte. “Gar nicht so schlecht, der Gedanke”, sagte er.
“Mein’ ich auch. Aber so tief und nass können wir das nicht lassen, da muss noch ein bisschen trocken gemacht werden. Bist du so gut?”
“Was?”, stieß der Gehörnte empört aus.
“Was?”, äffte der EINE ihn nach. “Wasser? Am Wassersten? Nun komm, wir haben es angefangen, also machen wir es auch richtig. Ich sortiere gerade eine ganze Flut an Ideen, und sie werden immer großartiger! Inzwischen kannst du dich doch mal nützlich machen.”
Grummelnd erfand der Gehörnte das Wischtuch und machte sich an die Arbeit. Wasser, dachte er. Hm
“Aber alles mache ich nicht weg! Da haben wir doch schon mal was Bewegliches.”
“Jaja”, meinte der EINE geistesabwesend. “Ganz netter Gedanke. Mach das Trockene aber etwas fester, dass es nicht gleich wieder weggespült wird.”
“Noch was, das dir gerade einfällt? Vielleicht nebenbei ein Heilmittel gegen Ebola erfinden?”
“Ebo … langsam, nur nicht den zehnten Schritt vor dem ersten machen! Zunächst brauchen wir mal eine solide Grundlage, auf der man aufbauen kann. Also zunächst das Grobe, Details kommen später. Ach ja, irgend etwas sollte das Nasse da in Bewegung halten. Kannst du etwas Wind machen?”
Verdrossen ließ der Gehörnte einen fahren. “So, da hätten wir etwas Festes. War schon unter all dem Nassen. Wenn du mal geruhtest, einen heiligen Blick drauf zu werfen …”
Der EINE nahm das Feste in Augenschein, und er sah, dass es gar nicht gut war. Schmierig war es, schlammig, zum die nicht vorhandenen Wände hochgehen grau und farblos, übelriechend und schlichtweg zum Kotzen.
“Nee du, da muss Farbe rein, aber sofort! Warte mal, versuch’s mal mit Pink.”
“Kommt viel zu tuntig. Violett?”
“Wolltest du grad damit etwas sagen? Moment mal, grün find ich sehr beruhigend. Mach mal was Grünes.”
“Sijambo, Bwana”, sagte der Gehörnte und streute Grün über das langsam trocknende Feste. Die Augen des EINEN wurden rund vor Staunen, als es plötzlich überall zu sprießen und zu gedeihen begann. Dann schrumpelte das Grün in sich zusammen, wurde braun, stinkig und schließlich kohlenschwarz.
“Deine verdammte Dauerbestrahlung hat das gemacht!”, stieß der EINE erbost aus. “Diese zarten und empfindlichen Dinger brauchen auch mal eine Pause! Das Licht runter, aber presto, und dann noch mal!”
“So ganz ohne Licht hat man aber nüscht von der ganze Chose. Ich lass es mal ein bisschen flackern.”
“Hast du vor, unsere neuen Augen gleich wieder zu schlachten? Ich dachte eher an kontinuierlichen Wechsel. Ein großes Licht zum Schauen, und ein kleines Notlicht zum Schonen. Und lass sie ein wenig kreisen. Comprende?”
“Bin ja nicht, wie du ausschaust. Ok, wo mach ich die Dinger am besten fest?”
“Na irgendwo da oben, dass die Berieselung auf die schöne Erde fällt.”
“Irgend ne Idee, wo hier oben ist?”
“Herrichnochmal, knall sie einfach da und da an, und bring sie in Schwung!”
“Weiß was Besseres”, sagte der Gehörnte, während er die Lichter an den Himmel montierte. Es rumpelte ein wenig, als sich die Erde plötzlich mit einem Ruck in Drehung setzte, doch dann schnurrte es sehr ruhig und gleichmäßig. “Damit spar ich mir die Fuzzelei mit den Schienen.”
“Hm, ja, gut gemacht”, meinte der EINE, etwas zerknirscht, weil ihm diese Idee nicht gekommen war. “Und noch einmal: go green!”
Und zur großen Freude und Erleichterung beider grünte und blühte es auf der Erde, dass es nur so eine Art hatte. Üppig schoss alles ins Kraut, strebte dem Licht entgegen (“Diese Grundhaltung muss unbedingt beibehalten werden”; meinte der EINE. “Von allem, in jeder Beziehung!”), warf Sporen, pflanzte sich fort, umschlang sich, zwang nieder, erstickte …
“Halt mal!”, rief der Gehörnte. “Irgendwie funzt das noch nicht. Da fehlt eindeutig ein regulierendes Element.”
“Und da kommt das Lebende ins Spiel”, jubelte der EINE. “Das schnatternde, jaulende, bellende, rörende und alle möglichen Sorten von Krach machende. Jetzt kommt Leben in die Bude!” Er reichte dem Gehörnten einen dicken Stapel Blaupausen, den er einfach so erscheinen lassen hatte. “Hier, frisch ans Werk. Die werden dafür sorgen, dass das ganze Krautzeug nicht an sich selbst erstickt.”
“Du leidest nicht zufällig an Kinderlähmung?”
“Na komm, ich trage schon die ganze Last der Planung, und in Gedanken bin ich schon ganz woanders. Mach einfach, das wird ein Riesenspaß, wirst sehen.”
Schnaubend, aber noch immer gutwillig formte der Gehörnte die unterschiedlichsten Viecher und warf sie auf die Erde, wo sie sich bereitwillig über das Grün hermachten, fraßen, kackten und noch mehr fraßen. Die Arme verschränkt, lehnte sich der EINE zufrieden zurück. Ein glimmender Stummel erschien in seinem breit grinsenden Mund. “Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!” Der Stummel fiel ihm aus dem Mund und versengte ein wenig seinen langen weißen Bart, als er die ersten großen braunen Flecken auf dem Land entdeckte. “Das klappt noch immer nicht! Viel zu viele! Das wird der totale Kahlschlag!”
“Und hier kommt die Lösung”, meinte der Gehörnte, einen tiefen Seufzer unterdrückend. Nacheinander tippte er einige der Tiere an. Diese hoben überrascht die Köpfe, bemerkten wie rund und wohlgenährt die Anderen um sie herum waren und leckten sich ihre plötzlich sehr langen und spitzen Zähne.
“So war es wirklich nicht geplant”, meinte der EINE, als die Blutbäder begannen. “Aber gut, es geht wohl nicht ohne eine Regulierung, welche die Regulierung reguliert.”
“Versuch das mal ganz schnell zu sagen”, sprach der Gehörnte und besah sich müde das Schauspiel, von dem er bereits nun genug hatte. All die Plackerei für eine stupide Fress- und Kackshow? Super. “Und nun? Bist du’s zufrieden? Brauchst du noch ne Fernbedienung?”
“Nun?”, wiederholte der EINE und schaute seinen Kumpel bedeutsam an. “Nun, mein Gutester, kommt die Krönung! Der absolute Donut! Die Nummer-Eins-Sensation schlechthin! Ein vernünftiges, sprechendes Geschöpf nach meinem Ebenbilde!”
Nun ließ der Gehörnte den lang eingeschlossenen Seufzer endlich frei. “Fresser oder Gefressener?”
“Die ultimativen Top Uno! Selbst denkend und handelnd, werden sie sich für die Herren der Welt halten. Ich sag’s dir, das wird der Hammer! Die endlose Spaßquelle de luxe! Wir werden uns nie wieder langweilen!”
“Schön, wenn’s mehr nicht ist”, sagte der Gehörnte und fixierte den sich bereitwillig in Pose stellenden EINEN. Sollte er seinen Spaß bekommen. Nach seinem Ebenbilde. Arme Burschen.
Sorgsam formte er die kleinen Wusler und warf sie auf die Erde hinab. Hei, was die Idioten nur alles für einen Unsinn anstellten, so bar jeglicher Instinkte, sich selbst jedoch für die Größten haltend.
“Hast du gesehen, was der Typ da macht?”, kicherte der EINE begeistert. “Und die da erst! Oha, die hält sich wohl wirklich für Queen Müll vom Abfallberge! Woha, ich halt’s nicht aus!”
Mit lauem Interesse betrachtete der Gehörnte das bunte Treiben, und je länger er es sich anschaute, desto breiter wurde sein Grinsen. “Oh ja, diese Kretins sind echt zum Schießen! So komplett unberechenbar und irrational!”
“Machen wir ein Spielchen”, schlug der EINE vor und tippte einem der Wichte sanft auf den Kopf. Von einem Moment zum anderen begann der Kleine, sich mit einer Gerte selbst zu kasteien. Er erklomm einen hohen Berg und schrie sein Sermon laut hinaus. Bald tauchten andere Wichte auf, lauschten andächtig, und dann erklangen lobende Gesänge. Der EINE schaute den Gehörnten breit grinsend an. “Mein eigener Fanclub”, feixte er.
Der Gehörnte überlegte kurz, wie dies zu toppen sei, dann streute er etwas Funkelndes unter die Menge. Sofort balgten sich die Typen um das glänzende Etwas. Unglaublich, was sie alles anstellten, um an das Zeug zu kommen. Vom Betteln über das Lügen bis zum scheibchenweise Verkauf der eigenen Sippschaft reichte die Palette. “Sind echt goldige Trottel, was?” lachte der Gehörnte.
“Guter Einfall”, gestand der Eine etwas neidangefressen ein. “Nennen wir das Zeug eben Gold.” Rasch tippte er einigen Wichten mehr auf den Kopf. Tempel entstanden, dann Kathedralen. Bald murksten sie sich gegenseitig ab im Streit darum, wer denn nun den cooleren unsichtbaren Freund hätte.
Der Gehörnte grinste nur über diesen cleveren Zug und hauchte die Wuselbande unter sich sanft an. Etwas geschah mit den Wichten; ihre Erscheinung wurde gefälliger, ihre Bewegungen anmutiger. Einige schienen so etwas wie Verstand zu entwickeln, denn sie wunderten sich sehr über die Welt um sie herum und beschlossen, ihre Geheimnisse zu ergründen.
“Na, dann gehe ich nun mal auf die Zielgerade”, lachte der EINE und beugte sich tief, die Wolken mit den Händen zerteilend, zu den Kurzen hernieder. “OH IHR MEINE KINDER, ERFREUET EUCH ÜBER DIE MAßEN, DENN EUER HERR IST GEKOMMEN, EUCH AUS EURER PEIN ZU ERLÖSEN!”
Es wurde sehr still auf der Erde, Millionen Hälse reckten sich gen Himmel.
Dann klang das erste Lachen auf.
“Siehst du?”, feixte der EINE. “Du besitzt ihre Gier, doch ihre Herzen sind mein. Ich habe gewonnen!”
Das Lachen wurde lauter, regelrecht schallend, als immer mehr Wichte darin einfielen. Millionen Hände deuteten zum Himmel. Sie wollten sich tatsächlich ausschütteln vor Gelächter, einige fielen um und wanden sich wie unter Krämpfen.
Verwirrt starrte der EINE den Gehörnten an. “Was stimmt da nicht? Wo sind die Choräle, die Hymnen? Was soll dieses alberne Gelächter? Mein Selbst, sie verspotten mich!”
“Womit klar sein dürfte, wer hier gewonnen hat”, war es nun am Gehörnten, zu grinsen.
Finster sah der EINE seinen Kumpel an. “Was hast du meinen Kindern angetan?”
“Ach, deinen? Bist du sicher?”
“Sag es, Scheißkerl!”
Und der Gehörnte sagte es. Es war ein schwieriges Wort, und es klang wie Evi oder Evala …
“Du hast an Eva rumgedreht?”
Der Gehörnte sagte es erneut, nun noch breiter grinsend.
“Was? Die Eva-Lotion © für die Haut ab 40?”
“E-VO-LU-TI-ON!” prustete der Gehörnte los, ehe er selbst einen Lachkrampf erlitt.
Fassungslos, nicht begreifend, starrte der EINE den mit den Beinen strampelnden an, dann hinab auf die Erde, von der es im millionenfachen Chor zu ihnen herauf schallte:
“GOTT IST EIN AFFE!”
Der EINE schüttelte sich unwillkürlich, Tränen standen in seinen Augen. “Ich lasse dich teilhaben an etwas so Wundervollen, und du zerstörst es total! Unsere Freundschaft kannst du dir unter die Vorhaut nageln!” Sein Schluchzen ging in dem Gelächter unter. “Fort mit diesen blasphemischen Ungeheuern, ich will sie nie wieder sehen!” Und das Wasser kehrte auf die Erde zurück, begrub alles Land unter sich, erstickte das Gelächter.
“Wer nicht verlieren kann, der sollte nicht spielen”, keuchte der Gehörnte atemlos, aber glücklich.
Wortlos wandte sich der EINE ab, griff zu der großen intergalaktischen Tür und riss sie weit auf. “Zwischen dir und mir, da herrscht jetzt der absolute Krieg”, sagte er noch, ehe er die Tür hinter sich zuknallte, dass es noch lang im Universum nachhallte.
Noch immer glucksend richtete sich der Gehörnte wieder auf und schaute zufrieden auf die kleine Nussschale, die da unten auf den Wellen trieb, und in der sich der gottesfürchtige Noah nebst Sippschaft und ihrem Privatzoo befanden. Sein Joker, den er sich für diesen Fall aufgespart hatte. Oh ja, ein endloser Quell der Heiterkeit, das war wirklich nicht zu viel versprochen!
Zufrieden griff er erneut nach dem großen Wischlappen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok dann mach ich mal den Anfang. Die Idee finde ich total gut. Eine interessante Herangehensweise an das Thema, nicht ganz neu aber sie zaubert immer wieder ein Lächeln auf meine Lippen. Ich finde die Vorstellung, wir Menschen sind nur das Ergebnis gelangweilter Götter immer wieder wunderbar blasphemisch.

Was die Umsetzung angeht, bin ich nicht ganz so zufriedengestellt. Die Wortschöpfungen sind sicherlich ein Highlight, aber zum Teil zu wild durcheinander gewürfelt und zu viel. Viele Ansätze sind richtig gut, aber bevor Du sie wirklich ausgearbeitet hast, ist der Moment schon vorbei. Auch hätte ich mir gewünscht, schneller in die Geschichte eingeführt zu werden. Wer redet da und worum geht es. Erst am Ende wird klar, dass es sich um die Schöpfungsgeschichte handelt und an die Bibel angelehnt ist. Die ganzen Bezüge zu unserer Zeit widersprechen sich da irgendwie und lassen einen zulange im Ungewissen. Und in dem Moment wo klar wird, dass es wirklich nur der Beginn der Welt ist und sich der Zeitraum nicht bis in die Neuzeit zieht, kommt viel zu spät. Was auch nicht wirklich rauskommt, ist wer gerade am Reden ist. Die Figuren brauchen ein bisschen mehr Substanz und mehr eindeutige Eigenschaften, die sich auch im Gesagten wiederfinden. Ganz ehrlich gesagt, mich hat die Geschichte nicht wirklich mitgerissen. Sie wirkt noch sehr unausgereift.

Ich hoffe Du nimmst mir die Kritik nicht übel, aber ich glaube, da kannst Du deutlich mehr rausholen.
 
Das Ganze ist also ausbaufähig? :smile: Ein wenig mehr Erklärung und allgemein mehr Substanz wäre nicht das Problem und würde mir selbst sehr entgegenkommen; es gab bei dem Wettbewerb ein Zeichenlimit und dieses Teil hier hat dieses wohl ziemlich ausgereizt. Aber die Grundidee kommt bei Dir an?
Lustigerweise bekam dieses Teil ausschließlich nur Höchst- oder Tiefstbewertungen von der Jury; man mag die Thematik also oder hasst sie :hof: . Schön zu wissen, dass da jemand mehr draußen ist, der es mag.
Danke für die schnelle und nette Antwort.
 
Oh dann bin ich beruhigt. Ja ich denke, da lässt sich ordentlich was rausholen. Wie gesagt, dass Thema find ich toll. Richtig top wäre es, wenn es noch Gegenspieler auf der Erde gibt, die sich mit den Schöpfungen der beiden Herren rumschlagen müssen... So als Idee...
 
Wäre sicher eine Überlegung wert, solange es kein Aufguß von DOGMA wird.
 
Ich finde die Geschichte eigentlich ganz witzig und denke, dass es gar nicht nötig wäre, daraus ein Tausend-Seiten-Epos zu machen. Dass die Wortgeplänkel zwischen dem EINEN und dem Gehörnten gefühlte eine Million moderne Slang-Ausdrücke aufweisen, stört mich tatsächlich überhaupt nicht, obwohl es die beiden sprachlich wirklich ziemlich krass krachen lassen. Da es mit diesen Ausdrücken aber bereits in der allerersten Zeile losgeht, ist, denke ich, für jeden Leser sofort klar, wohin die Reise in dieser Geschichte geht und dass das Ganze jetzt nicht mit der existenziellen Schwere eines babylonischen Schöpfungsmythos konkurrieren will.

So gesehen macht die Geschichte auf mich einen runden und stimmigen Gesamteindruck, und ich finde es unterhaltsam, mitzuverfolgen, wie der EINE und der Gehörnte sich die Ideen zuspielen und sich schließlich gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Ein paar witzige Insider-Gags hast du auch eingebaut (bei deiner Anspielung auf das A-Team musste ich wirklich grinsen, weil die Assoziation mit dem EINEN schon ziemlich schräg war!), und auch dein Blick für die kleinen, aber feinen Details hat mir gefallen (z.B. als der Gehörnte mit Blick auf das Wasser "Oh, Gott!" ruft und der EINE "Oh, ich!". Nach einer Sekunde Stutzen musste ich auch hier grinsen.).

Ich kann mir allerdings sehr gut vorstellen, dass die Geschichte gerade durch die Art deiner gewählten Sprache sehr stark geschmacksabhängig ist. Entweder man lässt sich auf diese Art der Komik ein (dann wird man, wie ich finde, sehr gut unterhalten) oder man rümpft angesichts des nicht unheiklen Themas und des sprachlichen Kahlschlags deiner Protagonisten sofort angewidert die Nase.

Ich stimme Tessa zu, dass du es mit deinen Gags vielleicht hier und da ein wenig übertreibst (Manfred Man's Earth Band beispielsweise ist an dieser Stelle schon ziemlich weit hergeholt), aber auch in der besten Komödie zündet längst nicht jeder Gag, und man muss trotzdem darüber schmunzeln. Und ich stimme ihr ebenfalls zu, dass die Erkenntnis für den Leser, dass das Ganze gar nicht bis zur Neuzeit geht, sondern nur bis zu Noah, zu spät kommt, vor allem da du den Aspekt mit der Evolution und dem "Gott ist ein Affe!" als ein wichtiges Element der Geschichte am Ende ins Spiel bringst.

Das ist tatsächlich das einzige wirkliche Problem, das ich sehe, denn natürlich hatten die Menschen zu Noahs Zeiten noch null Ahnung von der Evolutionstheorie, und dieser Logikbug ist m.E. so eklatant, dass man ihn auch nicht augenzwinkernd der humorvollen Darstellung des ganzen Themas unterordnen sollte. An dieser Stelle (bzw. durch das Ende mit Noah) wurde ich richtig aus der Story herausgerissen, da ich so sehr über die fehlende Logik gestolpert bin und völlig selbstverständlich vorausgesetzt hatte, dass wir uns am Schluss der Geschichte in der Neuzeit befinden, dass ich zuerst geglaubt habe, ich hätte irgendwo nicht aufgepasst und mir wären wichtige Infos entgangen. Ich denke aber, dem war nicht so.

Alles in allem funktioniert deine Geschichte als Hin-und Her-Geplänkel zwischen dem Gehörnten und dem EINEN, finde ich, sehr gut. Würdest du noch mehr Elemente mit hinzunehmen - so wie Tessa es vorschlägt - , wäre das sicherlich interessant, du hättest dann aber eine völlig andere Art von Geschichte, und ich habe das Gefühl, dass ihr spezieller Humor dann sehr schnell auf der Strecke bleiben könnte. Es ist sicherlich die Frage, was für eine Geschichte man als Autor erzählen möchte.
 
Danke auch Dir für diese sehr ausführliche Besprechung. Freut mich, dass es Dir gefallen hat :smile: .
Die Sache mit der Evolution halte ich eigentlich nicht für einen Anachronismus in der Geschichte. Darwin hat diese ja nicht erfunden, sondern aufgrund seiner Beobachtungen seine Theorie definiert. Tatsächlich evoluierten bereits die ersten Aminosäurepartikelchen in der Ursuppe, Evolution ist so alt wie das Leben selbst.
Meine beiden Prota befinden sich als Götter, die sie sind, natürlich wissensmäßig auf dem letzten Stand und darüber hinaus, was sie natürlich nicht daran hindert wie leicht trottelige Stammtischkumpane zu agieren. Und klar haben die antiken Bürschchen in der Story keinen Dunst von Darwins Lehre, sie sehen halt einfach nur, dass Gott ein Affe ist :hof: .
Seh schon, das ganze Ding muss noch gründlich geschliffen werden, ehe es massenreif ist. Nochmals Dank Euch beiden für die wertvollen Anregungen und Hilfen! :smile:
 
Werter Meister: Ich muss Susanne recht geben, Deinen Stil muss man wahrlich mögen - und ich bin geradezu vernarrt darin.
Wann endlich schreibst Du mal ein Buch - irgendetwas mit 2 000 Seiten aufwärts, hm?
Man könnte beim Lesen meinen, Du wärst der verschollene siebte Monty Python. :smile:

Ein paar kleine Rechtschreibfehler mag es geben, aber der Rest sollte im Großen und Ganzen so bleiben. Außerdem würde es
einiges erklären, wenn sich die Sache tatsächlich dergestalt abgespielt hätte und nicht so, wie es in diesem anderen Buch
behauptet wird. :cool:

Übrigens: Kennst Du zufällig "Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapitel" von Julian Barnes? Dort gibt es eine Kurzgeschichte
("Der blinde Passagier"), die an der Stelle mit der Nussschale und dem Privatzoo anknüpft. Würde Dir vielleicht gefallen. ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
Dacht ich mir, dass Du es mögen würdest :smile: .
(und wo bleibt der empörte Aufschrei der Lichtfraktion?)
Danke für die netten Worte und den Tipp!
 
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