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Versteinert - Eine typische RPG Situation :D

Kadanda

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02. Mai 2011
Beiträge
39
Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Person poste eine weitere Kurzgeschichte.

Versteinert

Mein Leben zieht an meinen geistigen Augen vorüber. Noch ehe ich so recht begreifen kann, was gerade geschehen ist, bin ich auch schon tot. Moment, ich bin tot und kann doch noch denken... Mmh, also lebe ich doch noch? Zumindest kann ich mich nicht mehr bewegen. Mein gesamter Körper ist erstarrt. Unfähig mich auch nur einen Millimeter zu rühren betrachte ich die Umgebung. Nichts scheint sich verändert zu haben, nur ES ist weg. Nun ja, dann werde ich wohl zum Warten verdammt sein. Werde ich warten müssen bis in alle Ewigkeit?
Stunden vergehen, der Himmel zieht sich zu und dicke Regentropfen fallen auf mich herab. Doch die Nässe dringt nicht zu mir durch, die Tropfen perlen einfach an mir herunter und schwängern den Boden mit der Feuchtigkeit, die er gierig aufsaugt. Wie lange hat diese Erde auf das kostbare Nass warten müssen? Wie lange werde ich warten müssen?
Die Nacht bricht über mich herein und mit ihm die Geschöpfe der Nacht. Hätte ich wegrennen könne, dann wäre ich vor diesen Kreaturen der Dunkelheit, die ich nun zum ersten Mal richtig erkennen konnte, schreiend davongelaufen. Es war einfach nur furchterregend.
Wie gut, dass der Morgen bereits wieder dämmert. Man beschnüffelte und beschnupperte mich, sie wetzten Ihre Krallen an mir und sie fauchten mich an, doch keiner warf mich um. Die ganze Nacht stand ich aufrecht da und starrte auf einen festen Punkt in der Dunkelheit, da ich zwar sehen, aber die Augen nicht mehr bewegen kann. Sie starren immer noch auf dem Platz, wo ES stand und mich anschaute. Was bin ich doch für ein Narr! Wieso musste ich nur so neugierig sein? Weshalb konnte ich meine Finger nicht von dem Bündel lassen?
Hoffnung. In mir keimt der Gedanke einer baldigen Erlösung auf. Eine kleine Gruppe bestehend aus zwei Menschen, einem Gnom und einem Zwerg wandert neugierig auf mich zu. Könnte ich doch nur um Hilfe schreien!
"Schöne Skulptur!" meint der männliche Mensch, der einen Bronzepanzer trägt.
Seine weibliche Begleitung, der andere Mensch, gekleidet in einer erdfarbenen Robe streichelt über mein Gesicht. "Wie fein seine Gesichtszüge gemeißelt sind. Sieh nur, sein fragender Gesichtsausdruck. Ein wahrer Künstler, der diese Statue schuf. Selbst die Falten an seiner Kleidung sehen real aus."
Für einen Moment zweifele ich an der Intelligenz dieser bunt gemischten Gruppe. Sehen die denn nicht, dass ich kein Kunstwerk sondern ein versteinertes Opfer bin? Wie gerne würde ich denen von meinem Missgeschick berichten und warnen, vielleicht läuft ES ja noch in der Nähe herum und wartet nur darauf weitere Wesen zu versteinern.
"Vielleicht ist in der Skulptur etwas versteckt. Edelsteine oder möglicherweise sogar Gold?" Der Zwerg ist nahe an mir herangetreten und beschnüffelt mich kritisch. "Ich meine den typischen Geruch von Gold zu riechen!"
Mir fällt ein, dass ich tatsächlich ein paar Goldmünzen in meinem Lederbeutel habe. Der Beutel müsste zu meinen Füßen liegen, ich hatte ihn erschrocken fallen lassen, bevor ich ES in die Augen blickte. Bewundernswert dieses Riechorgan des Zwerges.
"Du und das Gold, Koliat!" meint der Gnom unbeeindruckt, "seitdem wir Lakatien verlassen haben, redest du von nichts anderem mehr als Gold, Gold, Gold... und nun willst Du es ausgerechnet an dieser steinernen Figur riechen!"
"Ja sicher, in dieser Statue ist Gold versteckt!" Wieder schnuppert der Zwerg an mir herum, "ganz sicher!"
"Und wie viel?" wirft der Mann interessiert ein?
"Och,..." wieder höre ich das intensive Schnuppern des Zwerges, "es dürften so die Menge von 10 bis 20 Goldmünzen sein!"
"Dann lohnt es sich vielleicht wirklich, einen genaueren Blick auf diesen Steinmann zu werfen." meint die Frau mit interessierter Stimme und schaut mir tief in die Augen. Im nächsten Moment wird mir schwarz vor Augen. "Also, in den Augen ist kein Mechanismus versteckt!" höre ich die Frau sagen.
"Was ich nicht verstehe", meint die Stimme des Gnomes, der hinter mir zu stehen scheint, " Warum steht dieses Gebilde aus Felsstein hier so einsam herum? Ich sehe keinen Hinweis vom Künstler oder einen Grund, warum er hier stehen sollte. Möglicherweise..."
"Bei dir muss immer alles Sinn und Verstand haben, Gyrron? Was?" bellt der Zwerg aufgeregt. "Da ist Gold drin. Jemand hat diese Statue erschaffen um darin seinen Schatz zu verstecken! Ganz sicher!"
"Das finde ich sehr weit hergeholt, Koliat! Wer würde eine Figur meißeln, nur um darin Gold zu verstecken? So dumm würden doch selbst Zwerge nicht sein!" Die Stimme des Gnomes klingt süffisant, und erntet ein zustimmendes Lachen der beiden Menschen.
"Mmmh“, mehr sagt der Zwerg nicht. "Schau dich mal hier um, Koliat. Sieh dir doch mal den umgestürzten Karren dort an..." "Du meinst diesen Bretterhaufen?"
"Ja, nun ist es nur noch ein Haufen Holz, aber wenn Du ihn Dir genauer anschaust, wirst du erkennen, dass es ein Karren war." Der Gnom erscheint in meinem Blickfeld und schreitet gewichtig auf den zerstörten Holzkarren zu. Fachmännisch betrachtet er den Haufen und zieht mit den triumphierenden Worten "Ich habe es doch gewusst!" die Decke hervor, in der ES eingewickelt war. Erneut macht sich der Kleinwüchsige an den Brettern zu schaffen und holt die Hanfseile hervor, die um das eingewickelte ES einst gebunden waren.
Mach weiter, feuere ich den Gnom eifrig an. Du bist ganz nah an der Lösung des Rätsels.
"Und? Was sagt uns das?" Sein Gesicht zeigt ein schiefes Grinsen, das wohl dem Zwerg gilt.
Die nette Stimme der Frau meint, "Die Statue war in der Decke eingewickelt und sollte eigentlich transportiert werden. Doch der Künstler, der dieses Meisterwerk schuf, wurde von Banditen überfallen..."
Falsch, ganz falsch! grummele ich enttäuscht.
"Das wäre eine Möglichkeit, aber warum sollten die Banditen den Karren ruinieren und dieses Steinkunstwerk hier stehen lassen?" gibt der Gnom zu Bedenken. Ich könnte den Gnom für diese Bemerkung küssen. Ich schwöre mir, nie wieder über Gnome dumme Witze zu machen.
"Nun" erhebt sich die Stimme des Kämpfers, "Vielleicht haben die Banditen das Wertvolle bereits mitgenommen und den Rest einfach stehen und liegen lassen, wer weiß?"
"Nein, nein!" meint der Gnom, "hier stimmt was nicht! Ich sage Euch, diese Statue ist keine Statue sondern ein versteinerter Mensch, der zu neugierig war. Er hat ein Monster transportiert, von dem er glaubte, es sei kein Monster. Warum auch immer?"
Es hat zu mir gesprochen! Es hat behauptet eine entführte Person zu sein! möchte ich hinzufügen, aber es klappt nicht. Ich möchte Tromothan dafür danken, dass er diese Gruppe hierhin geführt hat.
"Und dieses Monster hat ihn versteinert! Und ich werde Euch den Beweis meiner Theorie nun liefern!"
Mach hin, flehe ich innerlich. Aus meinen Augenwinkeln kann ich ihn sehen, wie er beschwörend seine Hände zum Himmel hebt.
Sollte der Gnom ein Kleriker sein? Gleich..., gleich... werde ich wieder aus Fleisch und Blut sein.

Das Gestein spritzt in kleinen Stücken von der Skulptur ab, das tumbe Geräusch von brechendem Stein durchbricht die Stille dieses Ortes. Mit einem gewaltigen Schlag sprengt der schwere Mithrilkolben des Zwerges endlich die Steinstatue. Die Steinbrocken fliegen hoch in die Luft, bis sie weit verstreut auf der staubigen Erde landen.
"Hurra!" grölt der Zwerg voller Euphorie und greift nach einem Lederbeutel der inmitten von kleinen Gesteinsbrocken liegt. "Gold!" schreit er wie von Sinnen, dann öffnet er den Beutel und wirft die Goldmünzen in einem hohen Bogen in die Luft. Im Lichtschein der Sonne blinken sie fröhlich auf. Genüsslich lässt der Zwerg die Münzen auf sich herabregnen.
Abseits von ihm steht der frustrierte Gnom, der mit verärgerter Miene und erhobenen Händen dasteht. "Das hat er absichtlich gemacht, ich sehe es ihm an, das war pure Absicht von ihm!"
"Er ist halt ein Zwerg und dem Zwang des Goldes unterlegen!" versucht die Frau den Gnom zu beruhigen, der dem Zwerg einen abwertenden Blick zuwirft.
"Womöglich hast Du sogar Recht. Seine Gier hat dem armen Wanderer die Chance auf ein zweites Leben genommen."
Mit einem verschmitzten Lächeln fügt der Kämpfer hinzu, "Sei doch ehrlich Gyrron! Dir ging es doch eigentlich nur darum, Koliat zu zeigen, dass du wieder einmal Recht hattest, oder?"
 
Hallöchen,
da deine andere Kurzgeschichte ja schon kommentiert wurde und ich genau das sagen würde, was Lúthien gesagt hat, habe ich mich mal der hier gewidmet.

Ich würde vielleicht zur besseren Kenntlichkeit die direkten Gedanken in kursiv zu schreiben.
Wer oder was ist eigentlich Tromothan?

Mein Leben zieht an meinen geistigen Augen vorüber.
Hier fänd ich es schöner, wenn es heißt "Mein Leben zieht an meinem geistigen Auge vorüber." Aber das ist Geschmackssache.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte gut, man denkt, während man es liest die ganze Zeit, dass die Gruppe doch Mal endlich "schnallen" soll, dass dies ein Mensch und keine Statue ist. :elkgrin: Als es dann endlich so weit ist, hast du super das ungeduldige und vor allem goldfixierte Gemüt des Zwerges eingebracht und die "Statue" zerschmettern lassen. An diesem Punkt musste ich schmunzeln.^^ Und da muss ich sagen, dass ich es mir irgendwie öfters gewünscht hätte. Sie diskutieren zwar lange ob Statue ja oder nein, Gold darin ja oder nein und wie nun weiter zu verfahren ist, aber es fehlt noch das gewisse Etwas. Ein paar besser angebrachte Schmunzler, bzw. die Stellen die zu welchen werden könnten ausbauen oder i.wie anders noch Pepp reinbringen. Wie das zu lösen ist, oder ob ich das nur alleine so sehe wird sich ja mit weiteren Kommentaren noch zeigen. :smile:

Viele Grüße
 
Ich danke Dir vielmals für Deine ausführliche Kritik und Deine Verbesserungswünsche. Der Humor ist eine sehr schwierige Disziplin. Der eine kann über "Loriot" lachen, der andere nicht. Und so ist es auch mit meiner Geschichte. Über die konnten einige herzlich lachen, andere wiederum nur schmunzeln. Man könnte auch sagen, dass ich eine eigenwillige Definition von Humor habe, aber zu der stehe ich auch. Aber ich werde mal schauen, ob man die eine oder andere Pointe verbessern kann.

"Tromothan" ist der Hauptkontinent "meines" Fantasy Universums und gleichzeitig auch die Hauptgottheit dort. Die ganze Geschichte von "Tromothan" habe ich in einer anderen Kurzgeschichte "Die Sage vom Lichtfest" verarbeitet. Diese kann ich, auf Wunsch, auch gerne hier veröffentlichen. Sie ist weniger humorvoll sondern zielt mehr auf Gefühle und andere inneren menschlichen Werte ab.
 
Hi,
ja mit dem Humor ist das immer so eine Sache :elkgrin:
Das ist eben reine Geschmackssache, aber neben dem Humor sind ja auch noch viele andere Punkte an einer Geschichte entscheidend, die bei dir allesamt gut gelungen sind^^ Daher hatte ich auch eigentlich nichts anzumerken :elkgrin:
Die andere Geschichte würde ich auch gerne lesen, ich schreibe und lese gerne etwas über die menschlichen Werte und Gefühle, wobei ich dabei vor allem besonders gerne in den Abgründen wühle, hihi. :hof:
Hoffe nur, dass der Text nicht zu lang ist, oder wenn ich so großen Abschnitten wie hier präsentiert wird... nicht so viel Zeit in den nächsten Tagen.

bis denne

Viele Grüße
 
Die Geschichte ist nicht sooo lang und wenn ich hier noch mehr Geschichten posten darf, dann mache ich das auch gerne. Ich möchte halt nur nicht den Eindruck erwecken, dass ich hier alles mit meinen Geschichten "zupflaster". Aus diesem Grund übe ich mich in Zurückhaltung.
 
Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Person poste eine weitere Kurzgeschichte.
:elkgrin:

Ich find die Idee der Geschichte sehr gut – ausgefallen, gerade aus der Perspektive zu erzählen, und auch nicht gerade einfach, da der Ich-Erzähler ja nicht mit den anderen Charakteren interagieren kann. Wie Orendarcil schon sagte ist das Ende besonders gelungen :spitze:
Auch der Anfang ist gut, dieses „Ausharren“ im Regen und bei Nacht hättest du meiner Meinung nach ruhig etwas weiter ausbauen können, genau wie die Vorgeschichte des mysteriösen „ES“.

Bei einigen Formulierungen hätte ich ein paar Verbesserungsvorschläge…

Wie gut, dass der Morgen bereits wieder dämmert. Man beschnüffelte und beschnupperte mich, sie wetzten Ihre Krallen an mir und sie fauchten mich an, doch keiner warf mich um. Die ganze Nacht stand ich aufrecht da und starrte auf einen festen Punkt in der Dunkelheit, da ich zwar sehen, aber die Augen nicht mehr bewegen kann.

Solche Zeitsprünge kommen glaube ich bei dir etwas öfter vor. Um die „Vorzeitigkeit“ (jaja, der Lateinunterricht ^^) auszudrücken hört es sich für mich persönlich besser an, wenn der zweite Teil im Perfekt statt im Präteritum steht, also: "Man hatte mich beschnüffelt und beschnuppert, sie hatten ihre Krallen an mir gewetzt…" - Dann wird der Kontrast zum Jetzt irgendwie stärker.

"Schöne Skulptur!" meint der männliche Mensch, der einen Bronzepanzer trägt.
Seine weibliche Begleitung, der andere Mensch, gekleidet in einer erdfarbenen Robe streichelt über mein Gesicht.

Der männliche Mensch? Naja, klingt irgendwie komisch. Im zweiten Satz sind irgendwie zu viele Zusätze. Mein Vorschlag: Aufteilen. Z.B.: „…meint der erste Mensch, der einen Bronzepanzer trägt. Der Zweite, wahrscheinlich seine weibliche Begleitung, ist stattdessen in eine erdfarbene Robe gekleidet. Sie streichelt über mein Gesicht.“

Joa, soviel zu allgemeinen Sachen, dann gibt es noch ein paar Kleinigkeiten. Zum Beispiel klingt für mich „dumme Witze über Gnome machen“ besser als:
über Gnome dumme Witze zu machen.

Außerdem musst du irgendwie mal deine Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede überprüfen, da sind so ein paar Tippfehler drin....hab jetzt grad keine Beispiele, siehst du vielleicht selber.

Ach ja:
Das Gestein spritzt in kleinen Stücken von der Skulptur ab, das tumbe Geräusch von brechendem Stein durchbricht die Stille dieses Ortes.

Also, ich weiß nicht ob das beabsichtigt war, aber ich finde die Anspielung auf brechende Knochen und spritzendes Blut genial! :elf:
 
Hallo Luthien,
vielen, vielen Dank für Dein Lob und Deine konstruktive Kritik, die mir bei der Verbesserung der Geschichte sehr weiterhilft.
Die Anspielung zwischen Knochen und Blut war nicht gewollt, aber ich finde es Deine Entdeckung sehr interessant.
Danke nochmals
Kadanda
 
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