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Tanith Lee - Der Zyklus der flachen Erde

Revan

Sith
Registriert
29. Sep. 2005
Beiträge
1.782
Ich möchte hier mal den "Zyklus der Flachen Erde" von Tanith Lee empfehlen. Die 5 Romane des Zyklus' heißen im einzelnen :

Herr der Nacht
Herr des Todes
Herr des Illusionen
Herrin des Deliriums
Nächtliche Zauber

Dieser Zyklus ist aus den 70er/frühen 80er Jahren und leider vergriffen. Aber bei eBay gibt's die Romane ohne Probleme und für wenig Geld zu ergattern.

Worum geht es ? Hm, die Leitfigur (eine Hauptfigut gibt es nicht) ist Azhrarn, der Herr der Nacht, Lord Zwietracht und Lord der Dämonen. Nun ist Azhrarn kein sabbernder, häßlicher, ultraböser Dämon, sondern ein perfides, sehr verführerisches Wesen, der seine Spielchen mit den Menschen der Flachen Erde treibt. Im wesentlichen geht es um die Menschen, die von Azhrarns Wirken/Präsenz betroffen sind. Dazu kommen später noch Uhlume, der Herr des Todes und Chuz, der Herr der Illusionen und des Wahnsinns, welche ebenfalls eher sporadisch auftreten, jedoch genau wie Azhrarn stets das Zentrum der Ereignisse sind.
Die einzelnen Geschichten sind wunderbar zu lesen, zum Nachdenken und alles andere als hohl, denn es sind sehr viele Weisheiten in den Erzählungen versteckt. Es ist sicher nicht Fantasy im engeren Sinne - es gibt keine Elfen, keine Zwerge oder ähnliches. Es geht auch nicht darum, die Welt vor dem Bösen zu retten. Es ist einfach ein atmosphärisch unheimlich dichter Zyklus, der nicht immer einfach zu lesen ist.
Azhrarn selber ist sehr glaubhaft und durchdacht dargestellt. Auch der Herr des Todes Uhlume und der Herr der Illusionen Chuz als übernatürliche Wesen sind sehr glaubhaft und durchdacht dargestellt.
Tanith Lee hat einen sehr eigenen Schreibstil, sehr bildhaft, metaphorisch, ein bißchen surreal und - wie gesagt - oft nicht ganz leicht zu lesen. Ein wenig erinnert mich ihr Stil und die erzeugte Stimmung an arabische Märchen.
Hier mal ein paar kurze, recht charakteristische Zitate aus den Büchern :

"Warum weinst du?" verlangte Azhrarn fasziniert zu wissen, während er in unfaßbarer Schönheit an der Tür lehnte, sein Haar leuchtend wie ein blauschwarzes Feuer und in all die Herrlichkeit der Nacht gekleidet.
"Ich weine, weil mein Leben so grausam gewesen ist, und weil ich jetzt sterben muß", sagte die Frau.
"Wenn dein Leben so grausam war, solltest Du froh sein, es zu verlassen; trockne daher deine Tränen, die dir in jeden Fall nichts nützen werden."
Zitat aus : Herr der Nacht


Dann war er verschwunden, und an seiner Stelle stand ein Mann, schöner als jeder Mann, den Narasen zuvor gesehen, und fremdartiger als irgendein Mann, in einen weißen Mantel gehüllt, mit weißen Haaren und schwarzer Haut und Augen wie Phosphor. Und Furcht wuchs in Narasen. Nicht vor dem Manne, nicht genau vor ihm. Auch war diese Furcht nicht wie irgendeine andere. Sie war die düstere Traurigkeit, die in den Stunden kommt, da die Nacht verebbt; Furcht die eher Verzweiflung glich; ein Abgrund, unvermeidbar, alldurchdringend, schmerzlos.
Zitat aus : Herr des Todes


So sah sie die beiden Facetten seines Gesichts; eine Hälfte jugendliche Bronze, die andere ein graues Mannweib; das rostfarbene Haar und das blonde. Ihr jedoch schien dies das natürlichste Gesicht, das sie je angeblickt hatte. Chuz zog sie schützend in seine Arme. Schließlich sagte Chuz, der Prinz des Wahnsinns zu ihr : " Die, die wirklich mein sind, dürfen mich um etwas bitten."
Jasrin seufzte schläfrig. "Dann mach mich gesund."
"Das kann ich nicht tun, und wenn ich es könnte, täte ich es nicht. Und wenn ich es täte, dann könntest Du in gesundem Zustand nicht ertragen, was Du getan hast und was aus Dir geworden ist."
Zitat aus : Herr der Illusionen


Also, wer mal "etwas andere" Fantasy Romane lesen möchte, sollte diese Romane definitiv mal antesten. Fangt mit dem ersten (Herr der Nacht) an, der hat nur 230 Seiten und ist am einfachsten zu lesen und in sich geschlossen.

Ich sollte vielleicht noch anfügen, daß sich an Tanith Lees Stil durchaus die Geister scheiden. Entweder man findet ihn ansprechend oder furchtbar. Für mich persönlich ist jedoch "Herr der Nacht" das schönste Fantasy Buch, das ich bislang gelesen habe.
 
Gekleidet in die unbegreifliche Pracht der Nacht, lasse ich meine alabasternen Finger über die magischen Runen gleiten, um auf diesem Thread zu materialisieren...
Nein, ganz im Ernst: ich gebe Dir voll und ganz aus tiefstem Herzen recht. Ein Buch von Lee ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell (oder, wie in meinem Fall, ein Leben lang) wieder vergisst. Diese Werke ragen noch immer meilenweit über dem aktuellen Einheitsbrei heraus und dürfen sich zu Recht wahre Klassiker nennen. Lee galt damals als hoffnungsvollster Newcomer, doch leider fing sie bald darauf an, mit einer Geschwindigkeit zu schreiben, unter der die Qualität einfach leiden musste. Dennoch befinden sich unter diesen "Spätwerken" noch immer zahlreiche Juwelen, die manch gefeierten Reihenschreiberling von heute echt blass aussehen lassen.
Kennst Du auch ihre erste Trilogie? dies wäre:
The Birthgrave
Vazkor, Son of Vazkor
The Withe Witch
Falls nicht, möchte ich sie Dir wärmstens ans Herz legen.
Übrigens kann ich Deine Meinung, bei den Flache-Welt-Büchern könne es sich nicht um wirkliche Fantasy handeln, nicht ganz nachvollziehen. Ich kenne eine ganze Reihe Bücher, deren Handlung auf reinen Menschenwelten angesiedelt sind, und die ich trotzdem als Fantasy reinsten Wassers bezeichnen würde. Wie Du oben völlig richtig bemerkst, ist das Entscheidende an einer Fantasystory die dadurch vermittelte Stimmung ("sense of wonder" nannten wir es früher) und nicht, wie ich meine, die Auswahl der verwendeten Versatzstücke. Gerade Lee liefert in Birthgrave mit dem verschwundenen alten Volk die Definition eines Elfenvolkes, die mir persönlich sehr viel besser schmeckt als grünberockte, pfeilverschießende Öko-Freaks oder nachtschwarze Silbermähnen, deren einzige Lebensaufgabe es zu sein scheint, täglich Überstunden im Bösesein zu machen. Weltkonstruktionen a la Mittelerde bilden eine Spielart der Fantasy, aber eben nicht die einzige. :smile:
bis die Tage, Geistesschwester!
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, der Thread lag ja lange im Grab, bis er wieder hervor geholt wurde. ^^

Schade, dass der Zyklus offenbar selbst in einem Fantasy-Forum kaum bekannt ist.
Warum die Bücher in Deutschland nicht mehr aufgelegt werden, verstehe ich auch nicht so ganz. (Möglicherweise wegen der gelegentlichen sexuellen Szenen, die man vielleicht dem Harry-Potter-Publikum nicht mehr zumuten will. ;-))
Immerhin gibt es die Romane noch in Englisch zu kaufen.

Ich habe die Bücher damals bei Erscheinen jedenfalls regelrecht verschlungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, der Thread lag ja lange im Grab, bis er wieder hervor geholt wurde. ^^
Stimmt. Aber es klingt interressant. mal schaun ob ich die die Bücher irgendwo finde. ich finds genial, dass da die Haupt- bzw. Leitfigur in gewissem sinne Böse ist. :devil:
 
Schau mal bei ebay nach, da tauchen die immer mal wieder auf. Auch bei Amazon kann man gebrauchte Bücher noch kaufen.
Als "neue" Bücher gibt es sie, glaube ich, nicht mehr.
 
Hmmm... ok ich guck dann mal bei ebay oder amazon, falls ich noch etwas finden sollte wo man sie neu kaufen kann post ich es.
 
Oh nein! Sie war eine der drei ewig Größten für mich. Das schmerzt echt bitter...
Niemand konnte so leicht und doch fesselnd Zauberwelten des Geistes zaubern wie sie. Oder den Leser in die finstersten Sickergruben menschlichen Daseins tauchen, nur um im nächsten Moment schalkhaft über die eigene Bestürzung zu lachen und einen in den nächsten Sinnestaumel der Fantasie zu schleudern. Immer dicht an der Sache, doch niemals wertend oder gar belehrend.
Oft versuche ich in meinen eigenen Geschichten, etwas von jener besonderen Stimmung einzufangen, die all ihren Erzählungen eignet, doch wo sie traumsicher dahingleitende Einhörner schuf, da lasse ich bestenfalls ein paar Ziegen umhertanzen.
Wo sind die schwarzen Kerzen? Heute ist ein Trauertag.
 
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