Um es noch mal zusammenzufassen:
Verlage für SciFi und Fantasy gibt es schon. Aber man kann sie in zwei Kategorien unterteilen. Die eine Sorte hat sehr große Marktmacht. Sie veröffentlicht je nach Größe 10 bis 50 Romane aus diesem Genre, hat Verträge mit den großen Buchhandelsketten über Abnahmemengen und Regalmeter und betreibt einen Riesenaufwand an Werbung. Das sind die Bücher, die Dir in jeder Buchhandlung aus dem Regal und von den Verkaufstischen entgegenlachen, selbst wenn der Inhalt nicht so begeisternd ist. Ein Bestseller wird nicht geschrieben, er wird gemacht. Die Kosten und das Risiko, ein Manuskript zum Bestseller zu machen, oder wenigstens zum erfolgreich verkäuflichen Buch, nehmen diese Großverlage nur auf sich, wenn sie der Meinung sind, dass es sich lohnt. Das sind in der Regel solche Manuskripte, die dem so genannten Mainstream folgen: Bauernburschen/Schuljugendliche, die die Welt mit dem Lichtschwert ihres Vaters in der Hand retten, Schulmädchen, in die sich ein aufregender Unsterblicher/Untoter verliebt, Völkerromane und mit mehr oder weniger blutigem Schlachtengemetzel und Ausflüge in skurrile oder/und erotische Parallelgesellschaften, das alles eventuell in einer anderen Welt stattfindend. Diese Modewellen wechseln in Rhytmus mehrerer Jahre. Dort angenommen zu werden, ist wie zwei Sechser im Lotto an einem Tag. Die Verlage bekommen täglich hunderte von Manuskripten zugeschickt, die ihre Lektoren wegen der Masse -wenn überhaupt- nur oberflächlich prüfen können. Ohne die Empfehlung einer Literaturagentur dort Beachtung zu finden, ist praktisch unmöglich. Manchmal, so alle hundert Jahre einmal, gibt es eine Ausschreibung zu einem Wettbewerb, deren Sieger dann mit dem ganzen Programm und Kapital des Verlages groß herausgebracht wird. Wolfgang Hohlbein ist der glückliche Gewinner eines solchen Wettbewerbs gewesen. Zusätzlich zum möglichen Gewinn, den der Verlag mit dem Buch selber machen kann, ist das Ganze natürlich ein Riesen-Werbe-Event für den Verlag an sich. Immerhin betreibt man Nachwuchsförderung, nicht wahr?
Die andere Sorte Verlag ist eher klein. Je nach Größe bringt sie insgesamt vielleicht ein Dutzend Bücher pro Jahr auf den Markt. Da die finanzielle Ausstattung bei weitem nicht an die der Großverlage heranreicht, ist auch das Marketing entsprechend geringer. Geldmacht wird hier oft durch Engagement und Leidenschaft ausgeglichen, und durch das Vorhandennsein einer entsprechenden Nische. Dennoch: Wenn diese Verlage von einem Buch bundesweit tausend Exemplare verkaufen können, sprechen sie schon von einem Erfolg. Ihre Bücher findest Du nicht in den Regalen von Hugendubel, Relay und Co. Aber sie interessieren sich zumindest für die Manuskripte von Jung-Autoren, prüfen sie, wenn sie nach dem ersten Augenschein interessant sind, auch eingehender und haben schon so manch einem späteren Erfolgsautor den Start in die große weite Welt ermöglicht. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Rechte an ein Buch, nachdem es von so einem Kleinverlag erfolgreich gestartet wurde, von einem Großverlag aufgekauft werden. So geschehen zum Beispiel bei "Rattentanz" von Michael Tietz.
Wie auch immer: Verlage für Belletristik bekommen TÄGLICH Unmengen von Manuskripten zugeschickt, die alle sorgfältig zu prüfen nicht möglich ist. Oft muss ein ""Daumenkino" reichen, ein oder zwei Sätze, um den Lektor (oder einen unbezahlten Praktikanten) mit Sprachstil, Pfiff und Korrektheit zum Weiterlesen zu verleiten. Das ist in Litaraturagenturen übrigens nicht anders. Auch dort ist Zeit Geld und mit Büchern/Autoren, die keinen Gewinn erwarten lassen, befasst sich ein guter Geschäftsmann nicht.
Falls ein Verlag Interesse an einem Manuskript entwickelt, bietet er dem Autoren einen Verlagsvertrag an. Darin ist ganz genau geregelt, welche Bedingungen von beiden Seiten zu erfüllen sind. Zum Beispiel ist es völlig ausgeschlossen, ohne die Zustimmung des Verlages Auszüge aus dem Buch irgendwo zu veröffentlichen. Der Verlag bekommt das alleinige und ausschließliche Veröffentlichungsrecht. Schon lange vor Vertragsschluss musst Du haarklein erklären, was Du eventuell schon von von deinem Manuskript veröffentlicht hat, Dazu zählen kurze Auszüge in einem Internet Forum ebenso wie in einer Schülerzeitung oder eventuelle Kapitel in einer Kurzgeschichten-Anthologie.
Einem Kleinverlag kannst Du eventuell höflich und bescheiden Deine Vorschläge hinsichtlich Titel, Cover und Ähnlichem unterbreiten. Vielleicht werden sie sogar in die Überlegungen einbezogen. Grundsätzlich trittst Du mit dem Verlagsvertrag alle Rechte an den Verlag ab. Das Buch gehört Dir nicht mehr. Das Einzige, was Du behältst, ist das Urheberrecht, d.h., der Verlag darf beispielsweise aus dem Buch nicht einfach eine Reihe machen, deren Fortsetzungen er von einem anderen Autoren schreiben lässt. Aber das alles wird im Vertrag geregelt, weswegen es sich lohnt, diesen sorgfältig durchzulesen.
Mir hat es bisher nicht geschadet, dass ich gelegentlich Ausschnitte aus meinen Manuskripten hier oder in anderen Foren gepostet habe. Ich habe aber auch immer sorgfältig überlegt, was ich posten kann, um ein Manuskript nicht wertlos zu machen (z.B. nicht gerade den großen Showdown). Aber vielleicht hat es auch noch niemanden so richtig interessiert. Immerhin muss man seinem Verlag ja auch im Vertrag zusichern, dass das Manuskript noch nicht veröffentlicht ist. Das wäre der Moment, zu sagen: Ähm, tje, kurze Ausschnitte habe ich aber schon in den Fantasy-Foren, in der Schreibwerkstatt und im Tintenzirkel gepostet, um mit anderen Fantasyfans und -autoren darüber zu diskutieren. Dann würde der Verlag sicher mal nachschauen, welche Ausschnitte das sind. Vermutlich googelt auch grundsätzlich jemand nach dem Titel, den Namen der Hauptcharaktere und anderen Schlüsselwörtern. Die wären ja blöd, wenn sie es nicht täten, schon allein um nachzuschauen, ob Du irgendwo großflächig abgekupfert hast.
Aber Genaueres zu Veröffentlichungen und zum Verlagswesen findest Du (oder Dein Kumpel) in den echten Schreibforen, wie den, die ich oben genannt habe. Die haben zu diesen Fragen (und auch zu Listen mit Verlagen und Agenturen bestimmter Genres) Dutzende von Diskussionen. Manchmal sind die etwas elitär, was die aufnehme neuer Mitglieder betrifft. Aber mitlesen (und sich schlau machen) kann man da auch, wenn man kein Mitglied ist.