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Reale Bezüge in Fantasyromanen?

Cassandra

Abyssus abyssum invocat
Registriert
25. Feb. 2012
Beiträge
16.094
Ort
Faerûn
Reale Bezüge in Fantasyromanen?

Vor einiger Zeit hatte ich mit einem Autor eine Diskussion zu genau diesem Thema. Deshalb dachte ich
mir, poste ich es hier und schaue mal, was ihr dazu meint.

In Fantasy-Romanen ist die Handlung - trotz aller Originalität - oft bestimmt von ähnlichen Themen:
Intrigen, Verrat, Volk A/Gruppe A/etc. gegen Volk B/Gruppe B/etc., Liebe, hehre Ziele, die Suche nach
DEM Objekt, die Suche nach der eigenen Herkunft/Identität/etc. usw.
Natürlich sind das alles Elemente, die auch im realen Leben existieren und sicherlich eine Bedeutung
haben. Nur, es gibt noch so viele andere, die fast nie - zumindest kommt es mir so vor - Eingang in die
Fantasy-Literatur finden.

Ich will nicht darauf hinaus, dass Fantasy-Autoren sich gefälligst aller aktuellen politischen, sozialen und
gesellschaftlichen Probleme anzunehmen und diese in ihren Romanen zwecks Aufklärung zu verarbeiten
haben. Bloß ein wenig mehr Aktualität könnte meiner Ansicht nach nicht schaden.

Ein Beispiel: Homosexualität. Es gibt zwar sog. Gay-Fantasy, aber mal im Ernst: Was soll das? Wenn es
reine Pornoromane wären, die sich an schwule Leser richten, wäre das okay. Aber meistens fallen die
Romane nur deshalb in diese "Kategorie", weil die Protagonisten schwul oder lesbisch sind.
Warum kann man nicht einen Roman schreiben, in dem ein homosexuelles Paar oder ein schwuler/lesbischer
oder Trans-Charakter vorkommt, der in die Handlung eingebunden wird, ohne ein großes Trara drumherum
zu machen?
Oder aber, man - und das würde ich sogar noch mehr begrüßen - bringt das Thema Homophobie explizit auf's
Tablet. Zum Beispiel ist ein Charakter schwul und wird, nachdem das bekannt wurde, von den Leuten aus
seinem Dorf - allen voran der Priester irgendeines Kultes - vertrieben, weil seine "Neigungen" wider dem
Willen der Götter sind. Und wie geht er selbst mit seiner Verbannung um? Findet er Unterstützung und wenn
ja, von wem? Das würde ich gerne mal lesen.

Anderes Beispiel: Es gibt im Fantasy-Bereich Rassen, die andere als minderwertig bezeichnen. Darüber macht
man sich als Leser in der Regel wenig Gedanken, weil die Überzeugung vorherrscht, dass dieses Volk (z. B. Drow)
nun einmal so ist - diese Haltung anderen gegenüber "gehört nun mal zu deren Kultur" ...
Kommt dieses Argument irgendwie bekannt vor?
Hier wäre es interessant, wenn das Thema mal vertieft werden würde. Wenn sich einzelne Charaktere eingehender
damit befassen - aus Protest oder als Befürworter, also aus verschiedenen Blickwinkeln.

Natürlich gibt es noch sehr viel mehr Punkte, die man nennen könnte. Fallen euch weitere ein oder seid ihr der
Meinung, dass Fantasy auch ohne eine Vertiefung solcher "alltäglichen" Probleme auskäme?

Ich bin gespannt.
 
Nun ich denke, dass es immer auch an der Art der Fantasy liegt.
Die Bücher von George RR. Martin (Das Lied von Eis und Feuer), kann sich meiner Meinung nach jedoch einer sehr großen Leserschaft erfreuen, da er die inneren Konflikte eines Menschen gut beschrieben hat und die Natur dessen was er ist. Sprich ein Mensch ist nicht nur, nur gut und nicht nur böse. Er hat dunkle, sowie helle Seiten und jede seiner Entscheidungen ist geprägt durch seine Vergangenheit.
Ich stimme dir dahingehend zu, dass mehr ''innere Konflikte'' behandelt werden sollten. Wir sollten weg von dem Gedanken der Fantasy bei dem es nur um Gut und Böse, einen dunklen Herscher hier, einen Drachen dort geht. Fantasy könnte ebenso lehrreich sein, wenn man die unterschiedlichen Konflikte der Neuzeit (Themen wie Rassismus/Homosexualität etc.) genauer beleuchtet und aus unterschiedlichen Sichtweisen darstellt. Dies würde mehr Toleranz erzeugen und ich denke mehr Leser ansprechen, da man sich einfach direkter mit der Thematik befassen möchte, weil Rassismus z.B. uns alle betrifft und wir ihm fast täglich begegnen (Leider).
Ich bin auch immer sehr interessiert an den Werken junger Autoren und deren Schreibstil, der unbekümmert wirkt und auch neuer gestaltet ist. Dadurch kommt auch wieder ein ganz anderes Feeling beim Lesen aus und man hat eine andere Vorstellung einer fiktiven Welt.
 
Anderes Beispiel: Es gibt im Fantasy-Bereich Rassen, die andere als minderwertig bezeichnen. Darüber macht
man sich als Leser in der Regel wenig Gedanken, weil die Überzeugung vorherrscht, dass dieses Volk (z. B. Drow)
nun einmal so ist - diese Haltung anderen gegenüber "gehört nun mal zu deren Kultur" ...
Kommt dieses Argument irgendwie bekannt vor?
Hier wäre es interessant, wenn das Thema mal vertieft werden würde. Wenn sich einzelne Charaktere eingehender
damit befassen - aus Protest oder als Befürworter, also aus verschiedenen Blickwinkeln.


Ist meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig. Es wird meist kurz umrissen oder ist eh allgemein bekannt, warum manche Rassen sich für besser als andere halten, oder alle Rassen außer ihre eigene als Minderwertig ansehen. Bei Elfen z.B ist es in vielen Romanen so, und im Prinzip weiß ja eig. jeder, warum. Weil sie besser aussehen als Menschen, länger leben als sie, oder mehr wissen weil sie älter sind etc. Das braucht man eigentlich nicht näher zu beleuchten.

Natürlich ist das manchmal nervig (wenn zu übertrieben) und auch unfair anderen Rassen gegenüber, aber oft gibt es auch Romane, wo die Elfen gar nicht so sind, oder - wie bei Menschen im realen Leben auch - es solche und solche gibt, und eben nicht jeder einzelne Drow, Elf oder was auch immer gleich ist. Von daher stört mich das nicht sonderlich. Auch wenn vieles einen Bezug zum realen Leben hat, ist es trotzdem noch Fantasy. Von daher nehme ich in der Hinsicht nichts "persönlich".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich stimme dir dahingehend zu, dass mehr ''innere Konflikte'' behandelt werden sollten. Wir sollten weg von dem Gedanken der Fantasy bei dem es nur um Gut und Böse, einen dunklen Herscher hier, einen Drachen dort geht. Fantasy könnte ebenso lehrreich sein, wenn man die unterschiedlichen Konflikte der Neuzeit (Themen wie Rassismus/Homosexualität etc.) genauer beleuchtet und aus unterschiedlichen Sichtweisen darstellt. Dies würde mehr Toleranz erzeugen und ich denke mehr Leser ansprechen, da man sich einfach direkter mit der Thematik befassen möchte, weil Rassismus z.B. uns alle betrifft und wir ihm fast täglich begegnen (Leider).

Stimmt, der innere Konflikt - der durchaus auch sehr komplex sein kann - wird bei Martin (manchmal zwar arg
ausufernd) recht gut thematisiert. Etwas, das ich bis dahin in nur einer Handvoll Romanen gefunden habe.

Dass Fantasy nicht der Unterhaltung dienen, sondern auch lehrreich sein bzw. zum Nachdenken anregen kann
und soll - ja, das ist etwas, wovon ich überzeugt bin (und nicht nur im Zusammenhang mit dem Fantasy-Genre).
Auch könnte ich mir gut vorstellen, dass die Aufarbeitung dieser Themen innerhalb eines gut geschriebenen
Romans - solange das Ganze nicht mit der Moralkeule daherkommt - eher jemanden erreicht, als wenn die
Diskussion im Fernsehen im Rahmen z. B. einer Talkshow geführt werden würde.

Ich bin auch immer sehr interessiert an den Werken junger Autoren und deren Schreibstil, der unbekümmert wirkt und auch neuer gestaltet ist. Dadurch kommt auch wieder ein ganz anderes Feeling beim Lesen aus und man hat eine andere Vorstellung einer fiktiven Welt.

Das ist richtig. Ich arbeite immer wieder mit Autoren zusammen, die verstärkt eigene Impulse in ihren Romanen
unterbringen und oft mit althergebrachten "Traditionen" brechen.
Leider fallen sie damit aus dem Mainstream heraus und haben es oft schwer, einen Verlag zu finden. Aber ich
habe die Hoffnung, dass sich diese innovativen Autoren in Zukunft durchsetzen und die Literaturszene neu beleben
werden. Hoffnung stirbt zuletzt. Hoffe ich zumindest. ^^

Ist meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig. Es wird meist kurz umrissen oder ist eh allgemein bekannt, warum manche Rassen sich für besser als andere halten, oder alle Rassen außer ihre eigene als Minderwertig ansehen. Bei Elfen z.B ist es in vielen Romanen so, und im Prinzip weiß ja eig. jeder, warum. Weil sie besser aussehen als Menschen, länger leben als sie, oder mehr wissen weil sie älter sind etc. Das braucht man eigentlich nicht näher zu beleuchten.

Natürlich ist das manchmal nervig (wenn zu übertrieben) und auch unfair anderen Rassen gegenüber, aber oft gibt es auch Romane, wo die Elfen gar nicht so sind, oder - wie bei Menschen im realen Leben auch - es solche und solche gibt, und eben nicht jeder einzelne Drow, Elf oder was auch immer gleich ist. Von daher stört mich das nicht sonderlich. Auch wenn vieles einen Bezug zum realen Leben hat, ist es trotzdem noch Fantasy. Von daher nehme ich in der Hinsicht nichts "persönlich".

Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, dass Du mich nicht ganz verstanden hast. Mir ging es darum, dass z. B.
Vorbehalte gegenüber "den Ausländern" oder generell Vorurteile die oft mit "ist halt deren Kultur" daherkommen,
ein Problem darstellen, das in der Fantasy-Literatur so gut wie nie thematisiert wird.

Und wenn, dann wird auch hier dahingehend argumentiert, dass dieses und jenes Volk eben so ist, weil, ist halt
deren Kultur ... Hier gibt es, meiner Meinung nach, Nachholbedarf bzw. die Gelegenheit, aktuelle Probleme der
realen Welt in der fiktiven aufzuarbeiten (oder es zumindest zu versuchen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ein interessantes Thema, Cassandra.

Ich denke, Rassismus wird in so einigen Buchreihen schon thematisiert, mal weniger, mal mehr, ganz wie es zu der Geschichte passt.

Bei Game of Thrones gibt es ja viele unterschiedliche Völker und reichlich Konflikte. Vor allem die Lennisters z. B. halten sich für etwas Besseres als die anderen Bewohner der Sieben Königslande, besonders auf die im Norden schauen sie herab. Die Völker des Nordens hingegen haben Vorurteile gegenüber denen, die jenseits der Mauer leben. Erst Jon Schnee geht neue Wege, weil er die Unterstützung des Freien Volkes braucht.
Die Völker von Essos zählen für die aus den Königslanden schon mal gar nicht. Unterdrückung anderer Völker, Machtstreben und rassistische Tendenzen sind bei George R.R. Martin also schon ein wichtiges Thema.

Ein anderes großes Thema bei GoT ist religiöser Fanatismus. Ich finde es gut, dass Martin auch diese Problematik in seine Bücher mit aufgenommen hat. Denn das hat es schon zu allen Zeiten gegeben und wir erleben das auch heute gerade wieder.

Aber egal, ob rassistische Tendenzen, religiöser Wahn, Homophobie oder andere Weltanschauungen, die Menschen, die 'anders' sind, ausgrenzen wollen - es ist ein immer aktuelles Thema und ich finde es gut, dass einige Fantasyautoren dem auch in ihren Büchern gerecht werden.

Wer mir da übrigens noch einfällt, ist J.K. Rowling. Sie sagte mal in einem Interview, dass sie bei der Figur ihres Oberbösewichts Voldemort an Hitler und seine Ideologie gedacht hat. Für ihn zählen nur reinblütige Zauberer; Muggel, (Haus-) Elfen und andere Wesen wie Werwölfe, Riesen u.a. sind für ihn nur Mittel zum Zweck. Interessant ist hierbei auch, dass Voldemort sogar Halbblüter wie Harry oder Snape, als minderwertig ansieht. Snape braucht er jedoch als Spion, Harry ist eine Gefahr für ihn, also muss der weg. Interessant ist das Ganze aber besonders aus dem Grund, weil Voldemort selbst auch ein Halbblut ist.
 
Habe gerade ein Interview mit Cornelia Funke entdeckt, in dem es genau um dieses Thema ging:
"Fantasy ist sehr politisch!" (ZEIT_online)



Ich denke, Rassismus wird in so einigen Buchreihen schon thematisiert, mal weniger, mal mehr, ganz wie es zu der Geschichte passt.

Das stimmt (siehe den Artikel oben). Allerdings weiß ich gerade nicht so recht, ob das wirklich jedes Mal als
Rassismus, so wie wir ihn heute kennen, bezeichnet werden kann. Wenn es beispielsweise um Kriege zwischen
einzelnen Völkern geht (z. B. Elben vs Orks), dann habe ich eher den Eindruck, dass dies unter "normaler
Stammesfehde" läuft - Elben und Orks können sich nun mal nicht leiden, weil ... Und dann folgen alle möglichen
Gründe. Rassismus in dem Sinne wird da fast nie erwähnt, auch nicht indirekt.

Bei Game of Thrones gibt es ja viele unterschiedliche Völker und reichlich Konflikte. Vor allem die Lennisters z. B. halten sich für etwas Besseres als die anderen Bewohner der Sieben Königslande, besonders auf die im Norden schauen sie herab. Die Völker des Nordens hingegen haben Vorurteile gegenüber denen, die jenseits der Mauer leben. Erst Jon Schnee geht neue Wege, weil er die Unterstützung des Freien Volkes braucht.
Die Völker von Essos zählen für die aus den Königslanden schon mal gar nicht. Unterdrückung anderer Völker, Machtstreben und rassistische Tendenzen sind bei George R.R. Martin also schon ein wichtiges Thema.

Hier musste ich ein bisschen länger überlegen. "Game of Thrones" bzw. "Das Lied von Eis und Feuer" ist mir
fast schon zu nah an der Realität. Was in Westeros abgeht, könnte theoretisch (mit Abstrichen - also, z. B. ohne
Drachen oder Weiße Wanderer) auch in unserer Welt spielen. Die ganzen Fehden, Feindseligkeiten und das gegen-
seitige Misstrauen bzw. Hintergehen der jeweiligen Familien ist im Grunde nur die Fantasy-Version der heutigen
Politik. Das ist mir zu wenig konkret, als dass es für den Leser eine Erfahrung wäre.
Verstehst Du ungefähr, was ich meine? Ich kann es gerade nicht so ganz auf den Punkt bringen, wie ich es gerne
hätte. :rotwerd:

Ein anderes großes Thema bei GoT ist religiöser Fanatismus. Ich finde es gut, dass Martin auch diese Problematik in seine Bücher mit aufgenommen hat. Denn das hat es schon zu allen Zeiten gegeben und wir erleben das auch heute gerade wieder.

Hier habe ich das gleiche Problem wie oben. Es ist mir zu "realistisch", zu nah an realen Ereignissen. Bei den
Romanen hatte ich manchmal das Gefühl, Zeitung zu lesen - bloß eben mit Dialogen.

Und ein echtes Aha-Erlebnis hatte ich eigentlich auch nie. Denn sowohl der Rassismus als auch der religiöse
Fanatismus wird bei Martin mehr oder weniger hingenommen. Beides wird nicht direkt infrage gestellt. Oder irre
ich mich da?

Wer mir da übrigens noch einfällt, ist J.K. Rowling. Sie sagte mal in einem Interview, dass sie bei der Figur ihres Oberbösewichts Voldemort an Hitler und seine Ideologie gedacht hat. Für ihn zählen nur reinblütige Zauberer; Muggel, (Haus-) Elfen und andere Wesen wie Werwölfe, Riesen u.a. sind für ihn nur Mittel zum Zweck. Interessant ist hierbei auch, dass Voldemort sogar Halbblüter wie Harry oder Snape, als minderwertig ansieht. Snape braucht er jedoch als Spion, Harry ist eine Gefahr für ihn, also muss der weg. Interessant ist das Ganze aber besonders aus dem Grund, weil Voldemort selbst auch ein Halbblut ist.

Das finde ich interessant, dass Du diesen Aspekt hervorhebst. Ich habe das schon öfter gelesen und finde auch,
dass sie hier den Kindern indirekt aufzeigt, wie falsch dieses "Gedankengut" ist. Das ist durchaus eine gute Sache.

Aber: Woran ich vor allem bei "Harry Potter" denken muss, sind Kindersoldaten. Diese Schlacht im letzten Band
hat mich, ehrlich gesagt, ziemlich fertig und auch recht sauer gemacht. Generell werden in den Romanen Kinder
mehr oder weniger wie Erwachsene behandelt - allerdings nicht im positiven Sinne. Allein dieses trimagische Turnier ...
Was soll denn das?
Und am Ende werden Kinder in die Schlacht gegen die Bösen geschickt. Wäre das ganz deutlich innerhalb des Romans
als negativ gekennzeichnet worden, dann wäre das eine Aussage im Sinne dieses Thread hier gewesen. Aber das
passierte nicht. Aus diesem Grund - und noch so einigen anderen - bin ich kein großer Fan der Reihe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vor einiger Zeit hatte ich mit einem Autor eine Diskussion zu genau diesem Thema. Deshalb dachte ich
mir, poste ich es hier und schaue mal, was ihr dazu meint.

In Fantasy-Romanen ist die Handlung - trotz aller Originalität - oft bestimmt von ähnlichen Themen:
Intrigen, Verrat, Volk A/Gruppe A/etc. gegen Volk B/Gruppe B/etc., Liebe, hehre Ziele, die Suche nach
DEM Objekt, die Suche nach der eigenen Herkunft/Identität/etc. usw.
Natürlich sind das alles Elemente, die auch im realen Leben existieren und sicherlich eine Bedeutung
haben. Nur, es gibt noch so viele andere, die fast nie - zumindest kommt es mir so vor - Eingang in die
Fantasy-Literatur finden.

(...)

In dem Bezug zu dem JamesDean Post. Hab ich gemacht.
Antwort: Will keiner lesen.

Ich hab so einen Fantasy-Plot – der genau das macht wovon du in Teilen sprichst.
Der ist sogar in Teilen outdated – weil sich die Welt in diese Richtung entwickelt hat.

Es gab eine einzige Firma auf dem Planeten die gesagt hat: JA!
Nur dann kam da leider was zwischen.
Danach –immer wieder: Nein. Das willst du nicht lesen.

Du möchtest das nicht. Das ist zu kompliziert und da ist kein Nährwert.
Das ist ja Kunst. Fantasy ist Unterhaltungsliteratur.

Und das sind noch die freundlichen Antworten von den Großen, die nicht viel in Fantasy investieren...

Wie schon eben beschrieben, in dem anderen Post. Die Gründe sind dieselben.
Du möchtest dazu einschlafen. Du möchtest deinen Geist nicht anstrengen.
Und schon gar nicht willst du irgendwas kontroverses, denn das verkauft sich nicht.

Das ist der Grund. Sollte ich mich aber irgenwann mal durchringen das im Eigenverlag zu machen - geb ich dir gerne eine Kopie und dann stellen wir deine Worte hier auf die Probe, ob du das wirklich für fortschrittlich hälst.^^
 
Sehr interessantes Thema...

Zumindest ein bekannter Fantasy-Autor fällt mir spontan ein, der genau solche gesellschaftlichen Themen nicht taburisiert: Brandon Sanderson. Tatsächlich sind die Vielschichtigkeit der Charaktere und der Konflikte ein Grund dafür, dass seine Bücher auf mich so tiefgründig und erfrischend anders wirken.

In der Sturmlicht-Reihe kommt zum Beispiel ein homosexuelles Paar in den Nebencharakteren vor. Die Homosexualität der beiden wird kurz thematisiert, ansonsten sind die beiden einfach normal in die Handlung eingebunden.

Teile der Bevölkerung, welche von Teilen der Gesellschaft als minderwertig angesehen werden, werden in allen drei Büchern/Reihen, die ich bisher von Brandon Sanderson gelesen habe, thematisiert (Elantris, Die Nebelgeborenen, Sturmlicht). Im Laufe der Entwicklung der Hauptcharaktere werden Sinnfragen gestellt und führen teilweise auch zu Änderungen der Ansichten und Handlungen. Ethische Fragen nehmen durchaus eine wichtige Rolle ein, ohne dass die Moralkeule allzu ausufernd geschwungen wird.
 
Im Deutschlandfunk gibt es heute Abend um 20:05 Uhr ein Feature:
Böse Orks, gierige Ferengi - Rassismus in Fantasy und Science Fiction - Autor Christoph Spittler

Klingonen sind gewalttätig, Ferengi habsüchtig, Gungans ein bisschen dämlich. Nichtmenschliche Wesen in Science-Fiction- und Fantasy-Welten werden oft ziemlich stereotyp dargestellt.
Die Orks aus Tolkiens Fantasy-Epos „Herr der Ringe“ sind ausnahmslos böse und werden als ganze Spezies zum Abschlachten freigegeben. Ethische Bedenken? Fehlanzeige. Während sich viele in der realen Welt um die Überwindung des Rassismus bemühen, lebt der „Speziesismus“ in fiktionalen Universen fröhlich weiter. Alles nicht so schlimm, Aqualishaner und Toydarianerinnen gibt’s ja in Wirklichkeit gar nicht, also kann sich niemand verletzt fühlen? Dabei werden mit Orks und Ferengi kaum verhüllte antisemitische oder antischwarze Klischees widergekäut. Neuere Produktionen thematisieren den Rassismus zwischen fantastischen Wesen explizit. Wie verändert sich Fantasy in sensibleren Zeiten?
 
Die Diskussion, dass Tolkien, Fantasyliebhaber und Rollenspieler verabscheuungswürdige Rassisten sind, gab es schon in den 80ern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, das ist doch wieder mal nur falsch verstandene "political correctness". Fantasy ist rein fiktiv, wenn man was gegen Rassissmus tun will, sollte man sich da doch eher auf die Realität konzentrieren.
 
Ich hatte weiter oben etwas geschrieben, das ein wenig in diese Richtung geht.

Dass es viele Romane mit Stereotypen gibt, ist Tatsache. Was ich NICHT für notwendig halte, ist ein Streichen/Umschreiben o. ä. Blödsinn, was ältere Texte angeht (wenn bspw. bestimmte Szenen aus Romanen wie "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" oder "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" (Himmel, da kommt ja das Wort "Führer" vor! Wieso darf das da stehen?!!! :eek: ) gestrichen werden).

Man kann - aus heutiger Sicht - fragwürdige Stellen und Konzepte durchaus kritisch beleuchten, aber immer vor dem jeweiligen zeitlichen/gesellschaftlichen Hintergrund, in dem sie entstanden sind. Auf diese Weise ist der Lerneffekt (das Verstehen der Gesellschaftsstruktur und der Denkweise früherer Zeiten - um damit, im Idealfall, das Wiederholen früherer Fehler zu vermeiden) sehr viel höher, als wenn solche Passagen gestrichen und auf den Index gesetzt werden. Kritische Punkte unter den Tisch fallen zu lassen und den Mantel des Schweigens darüber auszubreiten, war noch nie eine gute Idee.

Vom plottechnischen Standpunkt aus gesehen hat das Nichtverwenden von Stereotypen den großen Vorteil, dass die "bösen" Charaktere u. U. sehr viel interessanter werden, wenn sie nicht einfach nur böse sind, weil ... Gründe und so.
Damit meine ich nicht, dass der Antagonist ein an sich zweifelnder, leidender Pseudo-Intellektueller ist, der bloß deshalb böse wurde, weil er von der Welt einfach nicht verstanden wurde. So was ist zum :kotz:
Auch "böse" Kreaturen können eine eigene Geschichte/Kultur haben. Ist ein bisschen weit hergeholt, aber in einem der vielen Fortsetzungen von "Predator" wurde die Kultur der Yautja (das war das Monster, das Arnie im ersten Teil das Leben schwer gemacht hat) ein wenig beleuchtet. Hätte damals gerne mehr erfahren.
 
Die Sendung ist jetzt im Archiv: https://www.hoerspielundfeature.de/...asy-und-science-fiction-dlf-a0cd4f0d-100.html
Ich fand es gar nicht so schlecht, obwohl es für mich auch nichts Neues gab. Ein Collagen-artige Aneinanderreihung von Szenen aus verschiedensten Bereichen, die vielleicht Denkanstöße geben können.
Andererseits ist das Thema seit ewigen Zeiten in der Diskussion - etwa die stereotype Darstellung aller Aliens in Star Trek, wo es auf einem Planeten immer nur eine gleichförmige Kultur zu geben scheint, bestenfalls zwei, die miteinander in Konflikt sind. Oder die Stereotypen in Rollenspielen, wobei da ja oft der Reiz darin liegt, gegen die Typisierung zu spielen.
 
etwa die stereotype Darstellung aller Aliens in Star Trek, wo es auf einem Planeten immer nur eine gleichförmige Kultur zu geben scheint,
... oder überhaupt nur gefühlt fünf Personen.

Es gab in "Star Trek - Next Generation" eine Folge, in der fünf oder sechs Kinder von der Enterprise entführt wurden, weil die menschenähnliche Rasse des Entführerplaneten steril geworden war und sie Nachwuchs benötigten.
Mal abgesehen davon, dass die eigentlich Rasse trotzdem austirbt, war mein Problem mit dem Drehbuch-Plot:
1.) fünf oder sechs Kinder sollen (später) im Alleingang einen ganzen Planeten bevölkern?
2.) unter den Kindern war nur ein Mädchen ... Die 2. Generation müsste dann zwecks Fortpflanzung auf Inzest zurückgreifen.

:elkgrin:

Mir ist schon klar, dass man da nicht allzu genau hinschauen bzw. nicht überkritisch sein darf. Und das betrifft eben auch die Stereotype. Damals hat man eben nur in Schwarz und Weiß gedacht. Die Guten vs die Bösen - überschaubar.
Ich würde mir zwar nicht nur solche Geschichten/Filme reinziehen wollen, aber gelegentlich haben sie durchaus ihren Reiz und ich möchte es auch mit der Political Corectness nicht übertreiben wollen - bin einfach kein Fan von Filmen, die es allen recht zu machen versuchen und in der die schwarze, im Rollstuhl sitzende, jüdisch-chinesiche Transfrau mit Borderline-Störung eine lesbische Beziehung zu einem non-binären Veganer eingeht und gleichzeitig ihren Doktor in Quantenphysik macht, während sie als FBI-Profiler dem Antagonisten auf der Spur ist, wobei ihr gelegentlich ihr Alkoholkonsum Probleme macht, was sie aber mittels Yoga und extra auf Rollstuhlfahrer zugeschnittenem Kung-Fu letztlich zu händeln vermag ...
 
Sehe ich auch so. Ich finde auch, dass SciFi besser geeignet ist, aktuelle soziale Strömungen abzubilden oder zu kommentieren als Fantasy.
SciFi war schon immer das kritischere Medium, weil es von der Gegenwart ausgehend Entwicklungen in die Zukunft fortgeschrieben hat.
Fantasy ist traditionell eher eskapistisch und entführt uns in Phantasiewelten, die eher wenig mit der unseren zu tun haben. Oft basiert Fantasy auf historischen Grundlagen. Deswegen empfinde ich das zwanghafte Einbringen aktueller Entwicklungen in quasi-historische Zusammenhänge auch als störend.
Als Beispiel: Schwarze Elfen, Zwerge und Hobbits in Ringe der Macht - das stört mich nicht grundsätzlich, aber es hat eben nichts mit der Welt zu tun, die Tolkien geschaffen hat, und in der sich die Serie angeblich ansiedelt.
Ebenso störend fand ich die extrem diverse Bevölkerung in einigen Ortschaften in der Rad-der-Zeit-Serie. Das passt einfach nicht, da war es ja bunter als in meinem Heimatdorf. Es ist ja nicht so, als ob es in Robert Jordans Welt nicht verschiedene Völker geben würde, aber die leben in der Regel da, wo sie schon immer gelebt haben, und reisen nicht mit dem Flugzeug auf Jobsuche um die Welt.

Leider passiert auch das genaue Gegenteil, wie etwa in der schrecklichen TV-Miniserie zu Ursula K. Le Guins Erdsee-Trilogie, wo man komplett ignoriert hat, dass die Autorin ganz bewusst gegen das Klischee der "weißen Fantasy" die Bevölkerung der Erdsee als Menschen mit rot-brauner und brauner Haut geschrieben hat.
 
Was ich seltsam finde, ist die Kritik an Stereotypen auf der einen Seite und dann dieses "whitewashing" auf der anderen - siehe z. B. mal nicht "Avatar - The Last Airbender", sondern Klassiker, wie die "West-Side Story" (Natalie Wood als Latina war einfach nur grausam anzuhören) oder "Im Zeichen des Bösen" von Orson Welles (Charlton Heston als Mexikaner --> :poop: ).
Dass die Leute sich aber auch nie entscheiden können.
 
Ist mir gerade aufgefallen, dass beide Filme schon recht alt sind. Dann nehmen wir doch "Avatar - The Last Airbender" als Beispiel. Oder "Ghost in the Shell" hier wurde die Figur Motoko Kusanagi aus der Mangavorlage kurzerhand in Major Mira Killian umbenannt und von Scarlett Johansson gespielt. Oder "The Great Wall", wo nun unbedingt eine weiße Hauptfigur vorkommen musste.

Und auf der anderen Seite haben wir dann Filme wie "Ghostbuster" von 2016, in dem vier Frauen die Hauptrollen übernommen haben und einen gigantischen Shitstorm über sich ergehen lassen mussten. Zwar halte ich die Reaktionen für maximal überzogen, aber ich stimme zu, dass der Film unnötig war und eine gegenderte Neuauflage exrem überflüssig ist.

Das ist eben das, was mich an den ganzen Diskussionen so stört: Es ist ein einziges Rumgeeier.

Außerdem stelle ich gerade fest, dass ich ein wenig vom Thema abkomme. ^^

Ich versuche mal die Kurze zu kriegen: Reale Bezüge in Fantasy-Romanen halte ich grundsätzlich für keine schlechte Idee, insofern sie passen und nicht auf Biegen und Brechen in die Handlung hineingeprügelt werden, bloß, damit der Roman zeitkritisch, woke und politisch korrekt ist.
Ein Beispiel: Zwei schwule Protagonisten so in die Handlung einbringen, dass ihre Homosexualität nicht DAS Thema ist, sondern sie einfach zwei Typen sind, die eine Beziehung haben - genau wie andere Figuren innerhalb der Handlung auch.
 
Es funktioniert bei Terry Pratchett sehr gut, weil da der Humor ein Kernelement ist, und es nicht auffällt, wenn etwas eigentlich aus der Reihe ist. Ich meine, viel diverser als die Stadtwache von Ankh-Morpork geht kaum. :D
 
Ja, gut ... Wenn man das so schreibt bzw. mit der Thematik spielt, wie Terry Pratchett, ist das ja auch etwas anderes.
 
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