Der Drachenhändler und -ausbilder Gor Rifgem atmete erleichtert auf, als hinter einer weiteren Kurve endlich die dicken, hohen Mauern der Burg Draepon sichtbar wurden
: schmucklos, scheinbar aus der Flanke des schroffen Berges heraus wachsend. Nur noch eine halbe Stunde zu reiten, dem heiligen Feuer sei Dank! Der zwei Tage währende Ritt über die schmale kurvenreiche Straße hatte wieder einmal kein Ende nehmen wollen. Er wurde langsam zu alt für derartige Strapazen. Gut, auch seine Leibesfülle war nicht unschuldig an der Beschwerlichkeit dieser Reise. Doch anderen Ortes war der Eindruck der Gemütlichkeit, den man durch einen gepflegten Wohlstandsbauch erwecken konnte, durchaus von Vorteil. Und Rifgem aß nun einmal gerne. Doch weil seine Kutsche diesen Pfad nicht herauf gekommen wäre, hatte er sich ein weiteres Mal auf eines der starkknochigen Draeponer Maultiere setzen und zur Burg hinauf reiten
müssen. Denn nach Draepon
musste [Du hast im Satz davor "müssen" und hier "musste" stehen - das ist jetzt zwar extrem kleinlich, aber irgendwie stört es mich ... ^^ ] er unbedingt. Hier oben reifte wieder ein frisches Drachengelege und Graf Helme verlangte stets ein gewisses persönliches Engagement von denjenigen, die daraus ein Ei erwerben wollten.
Warum nur musste es dieser dickköpfige, bäuerische, unkaufmännische Konservative sein, in dessen Herrschaftsgebiet inzwischen neun von zehn Wilddrachen ihre Eier
ablegten [Evtl.: "ihre Eier legten" oder "ihr Gelege hatten" ... Oder hört sich das zu sehr nach Hühnern an?] ? Mit jedem anderen Grafen konnte man vernünftiger reden.
Heutzutage, da jedermann einen Drachstaad-Wachhund haben wollte, war mit jungen Drachen viel Geld zu verdienen. Aber die Nachzucht von den zahmen Burgdrachen geriet meistens klein und kümmerlich. Und von den Nachkommen wilder Drachen waren die Tiere aus Draepon die stärksten und größten und am leichtesten zu
erziehenden [Erziehenden]. Rifgem würde die zehnfache Anzahl von Tieren verkaufen können, wenn er denn die Eier bekäme. Doch:
Aus jedem Gelege nur ein Ei! Das war die alte Regel, auf deren Einhaltung Graf Helme immer noch bestand. Wollte man überhaupt eines bekommen, musste man sich eben daran halten, wie es schon immer der Brauch gewesen war. Rifgem rümpfte die Nase. Schon immer, das waren die Worte, welche man in Draepon öfter hörte, als alle anderen.
Natürlich hatte es auch schon immer Versuche gegeben, Dracheneier aus den Bruthöhlen zu stehlen. Das war kein Wunder, bei den Preisen, die dafür gezahlt wurden. Aber die Gefahr, von der Drachenmutter, oder - beinahe noch schlimmer - von den Leuten des Grafen ertappt zu werden, war groß. Zu groß für Rifgems Geschmack. Also beschränkte er sich lieber darauf, legal mit Eiern und Jungtieren zu handeln. Dadurch blieb er am Leben und konnte sich an dem beträchtlichen Reichtum erfreuen,
welchen [Evtl.: den] seine Familie im Laufe vieler Generationen durch dieses einträgliche Geschäft angehäuft hatte. Schon zur Zeit des Geysirthrones von Adjagard hatte die Familie Rifgem einen ausgezeichneten Ruf besessen, was die von ihr angebotenen Drachen betraf.
Leider war vieles von den alten Kenntnissen während der Flut und der chaotischen Jahre danach verloren gegangen. Zum Beispiel gelang es einfach nicht mehr, durch Zucht mit zahmen Drachen so kräftige und langlebige Tiere zu erzeugen wie früher. Das war ein weiterer Grund, warum Rifgem so dringend nach Draepon hinauf musste. Er wollte in dessen
Jahrhunderte altem [In dem Zusammenhang wird es soweit ich weiß, zusammen und klein geschrieben.] Archiv nach Schriften forschen, die ihm dieses Wissen
wieder geben [wiedergeben] konnten. Beim letzten Besuch hier hatte der Graf diese Möglichkeit in Aussicht gestellt.
Nun war also wieder zu einem Drachenfest eingeladen worden. Menschen und auch
Personen [Evtl. weglassen - "Personen" bezieht sich doch idR nur auf Menschen. Du könntest vielleicht von "Vertretern anderer Rassen" schreiben.] anderer Rassen würden das Gelege aufsuchen, um die ungeborenen Tiere ihrer Freundschaft zu versichern. Dieser Brauch sollte dazu dienen, die Tiere besonders gutartig und menschenfreundlich zu machen. Abermals schnaubte Rifgem. Wer wollte schon friedfertige Drachen? Erst wenn sie knurrend und aus den Nüstern rauchend das Haus ihres Herrn beschützten, waren sie richtig
Furcht einflößend [furchteinflößend]. Solche Drachen wollten Rifgems Kunden, keine, die zusammengerollt im Hof schliefen und sich von jedermann den Bauch kraulen ließen. Es genügte den Kunden nicht, einen Drachen zu besitzen, der gefährlich aussah. Er sollte auch gefährlich sein.
Ungeduldig klopfte Rifgem seinem Maultier mit den Fersen in die Flanken. Doch das Tier ließ sich davon nicht beeindrucken und stapfte ungerührte weiter seines Weges. Es kannte diese Straße und wusste, dass es auch ohne Eile bald am Ziel sein würde. Dummes Vieh!
Ob es Rifgem wohl gelingen würde, dem Grafen ausnahmsweise ein zweites Ei abzuschwatzen? Er hatte zwei Bestellungen vorliegen, die er unbedingt noch in diesem Jahr erfüllen musste, und beide Kunden bestanden auf Draepon-Wilddrachen. Alle anderen konnte er mit Nachzuchten abfertigen, aber nicht die Hochlandburg von Narje und den Herzog von Maiins. Der Händler schauderte. Bei der Eroberung Skalorions durch die Truppen des Herzogs war die Einnahme des Palastes beinahe am Burgdrachen der damaligen Fürstin gescheitert. Seitdem verlangte es auch den Herzog nach einem solchen Hofhund. Bereits zwei Mal hatte er einen jungen Drachen erworben, aber beide Tiere waren nach kurzer Zeit in dem heißen Land krank geworden und gestorben. Nun hatte er nach einem anständigen, lebenstüchtigen Tier verlangt, und der Eine Gott mochte dem Händler gnädig sein, der ihm ein solches versprochen hatte und es nicht liefern konnte. Rifgem hätte diesen Auftrag nicht annehmen dürfen, aber es hatte ihm geschmeichelt, dass der Beauftragte des Herzogs zu ihm gekommen war.
Die Straße endete
in [auf] einem kleinen Plateau von der Zugbrücke der Burg. Unerwünschte Besucher konnten hier stehen bleiben und ihr Begehr verkünden, bis sie so schwarz wurden wie die Felsen, wenn die Burgbesatzung die Brücke nicht herab ließ und das Tor öffnete. Dies war eine der Burgen, die noch nicht umgebaut und modernisiert worden waren. Draepon eben! Rifgem knurrte ärgerlich. Immerhin stand das Tor heute offen und er konnte direkt in den Burghof reiten. Nicht, dass das Maultier auf seinen Befehl dazu gewartet hätte
, [Kein Komma] ...
Der kleine Zug kam im Burghof zum Stehen und Knechte
nahmen sich der Tiere an. Rifgem
nahm [Selbes Problem wie oben: ist sehr kleinkariert, aber ich würde trotzdem im zweiten Satz ein anderes Wort für "nahm" verwenden.] die Tasche mit seinen wichtigsten Besitztümern. Den Rest würde sein Diener versorgen. Der Kerl war recht brauchbar. Natürlich lag
das daran,
dass Rifgem Personal,
das sich nicht bewährte, bei der geringsten Verfehlung sofort entließ.
[Dreimal "das" bzw. "dass" in einem Satz ist zu viel.] Schließlich gab es ja genug Ersatz. Die Straßen waren voll von Hungerleidern, die Arbeit und Unterkunft suchten. Ohnehin kamen für Rifgems Dienst nur zuverlässige Drachstaader aus guten Familien in Frage, aber auch die waren durch die massenhafte Konkurrenz bescheidener und beflissener geworden.
Draepons Haushofmeister stand mit einer Tasse in der Hand im Kücheneingang, das Gesicht der Sonne
zu gewandt [zugewandt]. Der Mann konnte sich natürlich nicht selber um jeden eintreffenden Besuch kümmern, aber wenn er schon einmal hier war
, ... Rifgem steuerte sogleich auf Niklaas zu und begrüßte ihn mit angemessener Höflichkeit. Langsam, fast widerwillig richtete der seinen Blick auf den Besuch. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und die Falten zwischen Nase und Mundwinkel waren tiefer, als Rifgem sie in Erinnerung hatte. Natürlich, die Vorbereitungen für das Fest
, ...
"Meister Rifgem, wir haben Euch bereits erwartet. Willem wird Euch und Eurem Diener ein Zimmer zuweisen." Ein langer, prüfender Blick. "Sonst noch etwas?"
"
Ein Zimmer ...?"
"Ihr könnt froh sein, dass eines frei gemacht werden konnte. Wir erwarten dieser Tage Dutzende von hochgestellten Gästen."
Zu denen Rifgem offenbar nicht zählte? Dieser richtete sich zu seiner vollen Größe von einhundertfünfundsechzig Zentimetern auf. Niklaas war auf Draepon kein unwichtiger Mann. Mit ihm wollte er es sich nicht verderben. Aber er würde diese Behandlung auch nicht vergessen.
"Ich verstehe die Situation natürlich." War das nicht diplomatisch formuliert? "Danke für Eure Mühe! Doch eine kleine weitere Bitte hätte ich. Wäre es möglich, den Herrn Grafen noch heute zu sprechen? Es ist wichtig."
"Heute? Das kann ich nicht sagen. Er hat viel außerhalb der Burg zu tun. Ich frage ihn, ob er bereit ist, Euch zu empfangen, wenn er zurückkehrt und lasse Euch dann die Antwort wissen."
Niklaas stieß sich seufzend wieder von der Wand ab und schüttelte die letzten Tropfen aus seiner Tasse. "Die Arbeit ruft. Einen angenehmen Abend wünsche ich, Meister Rifgem!" Mit einem Nicken verschwand er im Küchengewölbe.
Rifgem blieb zurück.[/QUOTE]
Ja, was soll ich sagen - im Grunde gilt auch hier dasselbe wie oben: Du schreibst so angenehm flüssig und ohne umständliche Satzkonstruktionen, dass man Deinen Text prima in einem Satz runter lesen kann.
Die Sorgen des Händlers beschreibst Du sehr detailliert, aber ohne zu langweilen. Auch kann man sich als Leser den Ritt bis hinauf zur Burg gut vorstellen, auch ohne große Beschreibung des Weges Deinerseits.
Es ist mir aufgefallen, dass Du ein Gefühl dafür hast, wann man etwas ausführlicher werden sollte und welche Szenen ohne großes Drumherum auskommen können.
Vielen Dank dafür
. Äh ... und ich will ja nicht nerven, aber hast Du noch mehr bzw. wann wird denn Dein Roman veröffentlicht?