Pianistin
Nightingale
- Registriert
- 30. Okt. 2011
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- 106
Ich dachte, da viele Leute wissen wollen worum es in meinem Buch geht, hier schon mal eine kleine Kostprobe. Kritik ist erwünscht, und wenn dann bitte auch Ehrliche Kritik.
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
Pianistin
PS: Das Buch hat noch keinen Richtigen Namen, aber wenn ihr Ideen habt, dann schreibt sie mir ich freue mich über jeden Vorschlag!
Kapitel 1.
Beerdigung im Regen
Der graue Himmel an diesem Mittwoch, passte perfekt zu meiner Stimmung. Stumm, schaute ich auf den Sarg hinunter. Weinen konnte ich nicht, reden konnte ich nicht. Der Mensch, der mir am meisten bedeutet hatte, er war fort. Warum musste meine Großmutter sterben, warum? Warum hatte immer ich, Lola Wiegel, die Pechsträhne.
Meine Mutter ist abgehauen, als ich vier Jahre alt war, und mein Vater war so beschäftigt mit seinem Berufsleben, dass ich ihm eigentlich nur im Weg stand. Und jetzt das! Nach dem Essen war ich bei Oma Imelda gewesen, hatte oft bei ihr übernachtet, und hatte auf dem Dachboden sogar mein eigenes Zimmer gehabt.
Auf einmal, kam Regung in die umher stehenden Besucher. Sie gingen zum Leichenschmaus. Als sie an mir vorbei gingen, hörte ich immer diesen einen Satz: „Mein herzliches Beileid“. Aber ich sagte nichts.
Erst als die beste Freundin meiner Omi, Rosie, mir auf die Schulter klopfte, und mit ihrer weichen Stimme sagte: „Komm, Mädchen. Trinken wir ein Tässchen Tee.“
„Ich will hier bleiben.“, sagte ich tonlos.
„Und was hat es für einen Sinn, noch länger hier in der Kälte zu stehen? Komm mit, ich bitte dich!“
Ich kämpfte mit mir selbst. Ein Teil von mir wollte unbedingt bleiben, das Grab anschauen, und sich begreiflich machen dass vor ihm die blanke Wahrheit lag. Ein anderer Teil wollte all das einfach nur vergessen.
„Na gut.“, sagte ich nach langem Zögern.
Ich folgte der alten Frau, die trotz ihres alters immer noch erstaunlich schnell laufen konnte. In ihrem kleinen Haus
angekommen, das mich immer an ein Hexenhäuschen
erinnerte, machte sie mir sofort einen Tee.
Während wir am Tisch saßen und Tee tranken, wechselten wir nicht ein Wort miteinander. Das Schweigen wurde erst gebrochen, als Rosie auf einmal fragte: „Sag mal, Lola. Wie alt bist du jetzt eigentlich?“
„14 aber in einer Woche werde ich 15. Ich möchte mit Oma ins Kino...“
Ich lies den Satz unbeendet, denn mir war klar, dass ich diesen Plan niemals verwirklichen konnte.“
Rosie stand auf, und lief die Treppe hinauf. „Habe ich irgendwas Falsches gesagt?“, dachte ich, doch schon ein paar Sekunden später kam Rosie mit einer Tasche in der Hand wieder zu mir. Sie drückte mir die Tasche in die Hand. Es war ein großes und doch Handliches Ding.
„Imelda wollte dass du es bekommst. Nimm es, und geh nach Hause. Ich hab noch was vor.“ Dann grinste sie mir zu. „Wenn du willst, können wir an deinem Geburtstag etwas unternehmen. Ansonsten bin ich immer da, wenn du mich brauchst.“, schloss sie.
Wir umarmten uns noch einmal kurz. Und wenige Zeit später, stand ich auf der Straße, des kleinen Dorfes in dem ich wohnte.
Dann entsannen sich meine Füße, wie man lief. Und die Tasche in der Hand, lief ich den Weg, zum Haus meines Vaters.
Dort angekommen schloss ich die Tür auf. Denn mein Vater war wie erwartet nicht da, so wie immer. Ich lief durch den Flur in mein Zimmer, das am anderen Ende des Flures Lag.
LOLA stand in großen Lettern auf der Tür. Ich versuchte schon seit drei Jahren vergeblich es weg zukratzen, aber mittlerweile hatte ich den Kampf gegen das Zeug endgültig aufgegeben.
Ich stieß die Tür auf, und das dunkelblau gestrichene Zimmer, empfing mich mit wohltuender Stille.
Ich lies mich auf mein Bett fallen, schaltete mit der Fernbedienung die Stereoanlage an. Dann holte ich mein Handy, und checkte die Nachrichten. Oh mein Gott! 13 SMS von Sunny, meiner besten Freundin. Nichts wünschte ich mir jetzt lieber, als sie zu sehen, mit ihr zu quatschen, und einen Film anzuschauen. Ich schrieb ihr also zurück, das ich gleich bei ihr aufkreuzen würde, schnappte mir mein Rad, und fuhr mit dem alten Ding drei Straßen weiter. Bis ich vor dem Efeu bewachsenen Häuschen halt machte, in dem Sunny wohnte.
Suse Jansen, hasste ihren Vornamen und hörte deshalb nur auf ihren Spitznamen. Sunny. Der Name passte perfekt, zu ihrem Goldblonden Haar, und zu ihrer witzigen Art.
Kurz um, sie war einfach die beste Freundin auf der ganzen Welt. Alles konnte man ihr anvertrauen, alles war sicher bei ihr.
Ich stieg vom Rad ab, und lehnte es an das rostige Gartentor.
Dann klingelte ich, und keine zwei Sekunden später, sah ich in Sunny´s Gesicht. Normalerweise, lachte sie mir schon von weitem entgegen. Aber heute durchzogen Sorgenfalten, ihr sonst fröhliches Gesicht.
„Oh Lola“, sagte sie, und umarmte mich.
„Kannst du mich endlich wieder los lassen?“, fragte ich nach einiger Zeit.
„Klar“, sagte sie, schob mich in den Flur, und von dort aus weiter in ihr Zimmer.
Als wir zusammen auf Sunnys Bett saßen, kam mir die erste unnütze Frage für sie in den Sinn.
„Was habt ihr so in der Schule gemacht?“
„Ach, nichts besonderes.“
„Na komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was
haben wir für Hausaufgaben auf? Ich möchte morgen nicht ohne das ganze Zeug dastehen.“, schimpfte ich über die Reserviertheit meiner Freundin.
Nicht dass ich besonders scharf darauf wäre jetzt unbedingt Hausaufgaben zu machen, aber ich wollte jetzt irgendwas zu tun haben. Selbst wenn es so etwas unnützes war wie Hausaufgaben.
„Alle Lehrer haben gesagt, dass du die Hausaufgaben nicht machen musst.“, sagte sie nun.
„Ich will sie aber machen.“ sagte ich, stand auf, lief zu ihrer Schultasche, und zog ihr Hausaufgabenheft hervor.
Ich schlug es auf, doch das Kästchen mit dem heutigen Datum darauf, war leer.
„Wir haben nichts auf?“, fragte ich erstaunt. Normalerweise bekamen wir immer etwas auf, selbst wenn es nur solche Fächer wie Musik, oder Erdkunde.
„Na ja, wir hatte heute auch einige Freistunden uns so.“
„Sunny, sag mir endlich was wir auf haben!“, sagte ich nun bestimmt. Langsam hatte ich es satt mir Sunnys Lügen anzuhören. Mittlerweile war sie im ganzen Gesicht rot wie ein Radieschen.
„Na gut. In Englisch sollen wir einen Aufsatz schreiben, in Französisch eine Übung auf Seite 76 und in Physik sollten wir ein Arbeitsblatt fertig machen.“
„Kannst du mir das alles auf nen Zettel schreiben? Ich glaub nämlich nicht, dass ich mir das bis Morgen merken kann.“
„Wie lang willst du bleiben?“, fragte sie.
Ich überlegte kurz.
„Um 22 Uhr kommt mein Vater, es wäre vielleicht gut wenn ich vor ihm zuhause bin.“
„Er war also nicht bei der Beerdigung, dieses Schwein.“
„Sunny! Ich finde es auch voll blöd von ihm, aber der kann uns doch total egal sein. Er wird Imelda eh nie ersetzen können, und das weiß er ganz genau. Lass ihn einfach in Ruhe.“
Ich hatte gefürchtet, dass sie ausflippen würde wenn sie erfahren würde dass mein Vater nicht mal zur Beerdigung kommen würde. Und trotzdem überraschte sie mich, wie sie nun dastand, mit zornfunkelnden Augen, ihr Gesicht wutverzerrt.
Fast bekam ich etwas Angst vor ihr.
Sie und mein Vater hatten sich auf Anhieb nicht verstanden, sie fand außerdem richtig scheiße von ihm, dass ich ihm eigentlich immer ziemlich egal war.
Als sie sich endlich wieder beruhigt hatte(Nach unendlich vielen Worten der Beruhigung), schauten wir uns noch einen Film an, dann fuhr ich heim. Nun ja, sagen wir mal besser ich fuhr in das Haus meines Vaters. Denn mein wirkliches Zuhause war leer geräumt, und so unerreichbar wie die Sterne.
Kapitel 2.
Träume der Finsternis
Ich war vor meinem Vater zuhause. Lange bevor seine Autolichter erloschen waren alle meine Hausaufgaben erledigt, und ich lag schlafend auf meinem Bett.
Der Morgen empfing mich mit grauen Wolken, und düsterer Stimmung. Schon am Frühstückstisch, ging es mir schlecht. Ich hatte Bauch- und Kopfschmerzen, doch Paps sagte nur, dass ich mich hinlegen sollte und er würde in der Schule anrufen, und mich für den heutigen Tag abmelden.
Als ich im Bett lag, war mir elend zu mute, und es dauerte nicht lange und ich wurde in einen sanften Schlaf gewiegt, von der Musik, die aus meiner Anlage dudelte.
Ich lag auf etwas weichem, als ich aufwachte. Es war Gras, und um mich herum war alles still, nicht einmal ein Vogel sang mir etwas vor. Es war so still, dass ich schon vermutete Taub zu sein, als sich vor mir plötzlich etwas tat. Etwas kam auf mich zu. Eine Schwarzhaarige Gestalt, schmal, dünn und blass wirkte sie. Ich schaute genauer hin, und blickte in mein eigenes verängstigtes Gesicht. Umrahmt von langen schwarzhaarigen Locken, die ich ebenfalls besaß. Verdammt, war das unheimlich. Die Gestalt lief, nein schwebte auf mich zu. Sie streckte die Hand nach mir aus. Doch als ihre Finger meine Haus berührten, alterte mein gegenüber in rasend schneller Geschwindigkeit, und war nun eine mir vertraute Person, meine Oma. Sie sah genauso aus wie vor ihrem Tod.
Imelda lächelte, sagte etwas was ich nicht verstand, dann kam ein Windstoß, und sie war weg, in Luft aufgelöst. Ein zweites Mal hatte sie mich verlassen.
Ich schreckte auf, lief ins Bad und schaute mein Gesicht im Spiegel an.
Es sah aus wie immer. Seltsamer weise, ging es mir nun überhaupt nicht mehr schlecht, es ging mir bestens.
„Welch seltsame Intensität Träume haben können, Wie geschickt sie sich mit dem verbanden, was mir in den letzten Tagen widerfahren war.“, dachte ich.
Mein Spiegelbild, sah nun besorgt, und verwirrt zugleich aus.
Meine langen schwarzen Locken, kringelten sich an meinem Rücken herunter. Und als ich wider einmal einen Versuch startete mir die Haare zu kämmen, blieb ich nach dem dritten Bürsten strich hoffnungslos im Gestrüpp hängen. Es war immer dasselbe. Aber wenn ich sie kurz trug, dann sah das einfach bescheuert aus. Ansonsten, war ich mit meinem Spiegelbild sehr zu Frieden. An mir stimmten sogar die drei Schneewittchenfarben. Rot, weiß und schwarz.
Schwarze Haare, fast weiße Haut, und ungewöhnlich rote Lippen. Und Sunny meinte immer ich sähe aus wie ein Vampir, auch wenn sie Vampire nicht besonders mochte.
Ich wandte mich vom Spiegel ab, und sah auf die Uhr.
Oh, man! Ich hatte über zwei Stunden geschlafen. Es hatte sich doch angefühlt wie ne viertel stunde, oder so.
„Tja, wie schnell die Zeit verrinnt.“, murmelte ich.
Um 13 Uhr kam Sunny aus der Schule. Ich musste also noch zehn Minuten warten, bevor ich ihr von meinem Traum erzählen konnte.
Ziellos wühlte ich im Schrank nach einer Jeans, und einem T-Shirt. Nach langer Zeit des Suchens, zog ich die neue Jeans, und das alte T- Shirt heraus, das ich immer im Sommer getragen hatte. Als die Welt noch heil und in alter Ordnung war.
Jetzt war Oktober, und nichts war in Ordnung.
Sunny war schon zuhause, als Ich bei ihr klingelte.
Sie machte mir die Tür auf, und grinste mich an. Ich grinste zurück.
„Na, schon wieder gesund?“, fragte sie.
„Aber immer doch. Was haben die Lehrer gesagt, als sie gemerkt haben, dass ich wider gefehlt hab´?“
„Nichts. Sie haben nur eine Augenbraue hochgezogen, und dabei die Stirn gerunzelt. Das übliche halt.“, informierte sie mich.
„Ich muss dir dringend was erzählen.“
„Okay. Aber sei leise. Vincent ist da.“
Vincent war zwei Jahre jünger als Sunny. Und voll in mich verknallt. Ich ging ihm immer lieber aus dem Weg, denn er war einfach total nervig. Wie kleine Brüder meistens sind.
So leise wie es auf dem knarrenden Dielenboden nur ging, schlichen wir zu ihrem Zimmer.
Als wir endlich auf dem saßen, erzählte ich ihr gleich von dem seltsamen Traum. Sunny machte riesen Augen, so wie ein kleines Kind an Weihnachten.
„Und, was reimst du dir darauf zusammen?“, fragte sie.
„Ich denke dass ich in den letzten Tagen einfach nicht genug Schlaf bekommen habe.“
„Ja klar, und ich bin der Weihnachtsmann.“, rief sie empört.
„Na ja, seltsam war es schon. Aber mal ganz ehrlich, glaubst du an so was?“
„ Überleg doch mal. Du hast doch selbst gesagt, dass alles ganz klar und deutlich war. Du kannst dich an jedes noch so winzige Detail erinnern. Du weißt selbst ganz genau, dass das total seltsam ist. Normalerweise sind Träume wirr, und ergeben gar keinen Sinn!“
„Da hast du auch wieder Recht! Aber jetzt ist es eh egal.“, brach ich das Thema schnell ab. Langsam war es mir unangenehm darüber zu sprechen. Anscheinend war ich gerade dabei bekloppt zu werden.
Der Nachmittag war entspannt. Wir erledigten die Hausaufgaben, sahen verschiedene Filme an, und fuhren mit unseren Fahrrädern durch das kleine Dorf.
Während ich all dies tat, dachte ich kein einziges mal an Imelda. Ich hatte anderes zu tun gehabt, ich war abgelenkt gewesen, von all den Sorgen die mich plagten. Am Anfang war ich verärgert über mich selbst, aber später begriff ich, dass man nicht immer traurig sein kann, und sich die ganze Zeit über Fragen, was wohl passiert wäre, wenn sie noch da wäre. Irgendwann endet jedes leben.
Das Leben, ist wie ein riesiger Wollfaden, der nach und nach aufgerollt wird. Die Unebenheiten, im Faden, sind die Probleme, die wir haben. So geht es weiter, und weiter. Doch irgendwann, endet der Wollfaden. Selbst wenn er irre lang ist. Irgendwann hat alles ein Ende.
Um sechs Uhr kam ich wider in meinem Zimmer an. Die Sonne ging unter, und ich war wider so erschöpft wie am Morgen. Noch sechs Tage, dann war ich 15.Ich hakte einen weiteren Tag an dem selbst gebastelten Kalender ab.
Noch drei Jahre und sechs Tage. Dann konnte ich hier abhauen. Und musste mich nie mehr um meinen miserablen Vater kümmern. Oft malte ich mir in den prächtigsten Farben aus, wie es wohl sein würde, allein zu leben. Ohne einen nervigen Vater, der dir immer befielt etwas zu tun, was du gar nicht machen willst. Bisher war mein Traumjob immer Schauspielerin. Kein Filmstar, oder so. Nein, auf einer kleinen Bühne sämtliche Shakespearstücke spielen. Das war mein Traum. Den mir allerdings bisher niemand wirklich zugetraut hatte. Aber das konnte sich ja noch ändern.
Unschlüssig, was jetzt zu tun war stand ich in meinem Zimmer herum. Verfluchte Langeweile. Ziellos wanderte ich im Haus herum. Zu aufgekratzt zum Schlafen oder Chillen, und zu müde zum Sport treiben.
Dann fiel mir plötzlich die Tasche ein, die Rosie mir gestern in die Hand gedrückt hatte. Seit der Beerdigung lag sie ungeöffnet in meinem Zimmer. Schnell lief ich zu ihr, öffnete sie, und zog als erstes ein Flöte heraus. Eine schöne Flöte, sie sah sehr alt aus. Ich blies hinein, und förderte einen wunderschönen Ton zu tage, der hell und klar war. Dann, urplötzlich, kam mir eine Melodie in den Sinn, eine wunderschöne Melodie. Und als ob die Finger an meiner Hand nicht mehr die meinigen wären, spielte ich sie. Schaurig schön erklang sie in meinem Zimmer. Meine Hände erinnerten sich an eine Melodie, die sie vor langer, langer Zeit schon einmal gespielt hatten. Ich selbst jedoch, hatte noch nie Flöte gespielt. Das Klavier war immer mein Instrument gewesen. Und alle sagten zu mir, dass ich gut singen könne.
Zögernd legte ich die Flöte beiseite. Ich griff wieder in den Sack, und zog Dunkelblaues Kleid daraus. Es war wunderschön, wenn auch sehr schlicht und einfach.
„Soll ich es anprobieren?“, fragte ich mich leise.
Ein Teil in mir, wollte dass ich sofort hinein schlüpfte, ein anderer Teil aber meinte, dass ich lieber noch die anderen Sachen anschauen sollte.
Der 2.Teil siegte, und ich legte das Kleid neben die Flöte.
Als ich wieder in den Sack griff, stieß ich einen spitzen Schrei aus, und fuhr hoch. Blut lief an meinem Handgelenk herunter.
Der Grund war der lange schnitt an meinem Zeigefinger, der sau mäßig Stark blutete.
„Shit, shit und noch mal shit“, rief ich aus, stürzte ins Bad und wusch die frische Wunde aus.
Als auch noch ein Pflaster aufgeklebt wurde, stand die Blutung dort endlich still.
Gut, jetzt wollte ich natürlich unbedingt wissen, was die Ursache für meine plötzliche Panik war. Diesmal war ich ganz vorsichtig, und holte ein Messerscharfes Messer aus dem drei mal verfluchten Sack.
Es blinkte und funkelte, und sah insgesamt sehr teuer aus.
Ich legte es sofort zu der Flöte. Mit dem Ding hatte ich Bekanntschaft genug gemacht.
Das nächste was ich herauszog, war ein Buch. Unauffällig, in graues Papier gehüllt. Es befanden sich noch zwei weitere Bücher in dem Sack. Eigentlich, hätte nicht noch mehr darin sein dürfen. Und doch, konnte ich immer tiefer, und tiefer in das Ding hinein langen. Langsam wurde es mir unheimlich, aber ich, ganz die Neugier in Person, kramte ich weiter darin herum. Nach einiger Zeit, in der ich mich fragte, ob überhaupt noch etwas in dem Ding drin steckte, fühlte ich etwas seltsames. Es war schwer, sehr schwer.
Und als ich es heraus zog, bekam ich den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Vor mir auf dem Boden, lag ein Bogen mit einem Köcher voll mit Pfeilen. In dem Köcher steckte noch etwas, die Scheide eines Schwertes. Ich zog es heraus. Die blank polierte Schneide des Dings schimmerte dunkelblau,
Die Edelsteine, waren die selben, wie auf dem Messer. Und auch die Verzierungen waren die gleichen. Auch der Bogen glich dem Rest. Er war lang, und in schwarz gekleidet, die Pfeile hatten blaue Federn, und waren ebenfalls schwarz.
Ich sah nun ebenfalls schwarz. Weshalb, woher und vor allem warum hatte meine Oma mir Waffen vererbt? Das alles war so bizarre, das ich beschloss nicht mehr darüber nachzudenken. Ich würde ohnehin an ein Totes ende gelangen. Zumindest was die Waffen anging. Also zog ich gleich mal das Kleid an. Die
Überraschung war groß. Das Kleid passte wie angegossen, und war zudem noch sehr bequem. Und es stand mir. Auch wenn es etwas unpraktisch war, denn es hing mir über die Füße und ich stolperte alle zwei Schritte über den Saum. Als ich mich im Spiegel betrachtete, merkte ich, dass das Nacht blau des Kleides von der gleichen Farbe wie meine Augen.
Vor dem Badezimmer Fenster, hörte ich das Schnurren des Autos. Was? Paps konnte unmöglich schon zuhause sein. Das konnte einfach nicht sein. Es war doch erst sieben Uhr. Schnell raffte ich das Kleid, und rannte so schnell es ging in mein Zimmer. Ich hatte echt keine Lust auf peinliche Fragen. Schnell schob ich den Inhalt des Sackes unter das Bett, nun ja, bis auf die Flöte, die legte ich mir neben das Bett. Noch schnell den Sack in den Schrank gestopft, ins Bett geschlüpft. Ich hörte wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Schnell wie der Wind schlüpfte ich in meinen Pyjama. Und schlüpfte unter die Bettdecke. Ich hörte, wie er die Schuhe auszog, die Jacke übers Treppengeländer warf, und in den ersten Stock verschwand. Ich seufzte erleichtert. Geschafft.
Das jedenfalls, jetzt gab es noch einige andere Fragen zu beantworten. Warum hatte mir meine Großmutter diese Dinge vererbt? Warum?
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
Pianistin
PS: Das Buch hat noch keinen Richtigen Namen, aber wenn ihr Ideen habt, dann schreibt sie mir ich freue mich über jeden Vorschlag!
Kapitel 1.
Beerdigung im Regen
Der graue Himmel an diesem Mittwoch, passte perfekt zu meiner Stimmung. Stumm, schaute ich auf den Sarg hinunter. Weinen konnte ich nicht, reden konnte ich nicht. Der Mensch, der mir am meisten bedeutet hatte, er war fort. Warum musste meine Großmutter sterben, warum? Warum hatte immer ich, Lola Wiegel, die Pechsträhne.
Meine Mutter ist abgehauen, als ich vier Jahre alt war, und mein Vater war so beschäftigt mit seinem Berufsleben, dass ich ihm eigentlich nur im Weg stand. Und jetzt das! Nach dem Essen war ich bei Oma Imelda gewesen, hatte oft bei ihr übernachtet, und hatte auf dem Dachboden sogar mein eigenes Zimmer gehabt.
Auf einmal, kam Regung in die umher stehenden Besucher. Sie gingen zum Leichenschmaus. Als sie an mir vorbei gingen, hörte ich immer diesen einen Satz: „Mein herzliches Beileid“. Aber ich sagte nichts.
Erst als die beste Freundin meiner Omi, Rosie, mir auf die Schulter klopfte, und mit ihrer weichen Stimme sagte: „Komm, Mädchen. Trinken wir ein Tässchen Tee.“
„Ich will hier bleiben.“, sagte ich tonlos.
„Und was hat es für einen Sinn, noch länger hier in der Kälte zu stehen? Komm mit, ich bitte dich!“
Ich kämpfte mit mir selbst. Ein Teil von mir wollte unbedingt bleiben, das Grab anschauen, und sich begreiflich machen dass vor ihm die blanke Wahrheit lag. Ein anderer Teil wollte all das einfach nur vergessen.
„Na gut.“, sagte ich nach langem Zögern.
Ich folgte der alten Frau, die trotz ihres alters immer noch erstaunlich schnell laufen konnte. In ihrem kleinen Haus
angekommen, das mich immer an ein Hexenhäuschen
erinnerte, machte sie mir sofort einen Tee.
Während wir am Tisch saßen und Tee tranken, wechselten wir nicht ein Wort miteinander. Das Schweigen wurde erst gebrochen, als Rosie auf einmal fragte: „Sag mal, Lola. Wie alt bist du jetzt eigentlich?“
„14 aber in einer Woche werde ich 15. Ich möchte mit Oma ins Kino...“
Ich lies den Satz unbeendet, denn mir war klar, dass ich diesen Plan niemals verwirklichen konnte.“
Rosie stand auf, und lief die Treppe hinauf. „Habe ich irgendwas Falsches gesagt?“, dachte ich, doch schon ein paar Sekunden später kam Rosie mit einer Tasche in der Hand wieder zu mir. Sie drückte mir die Tasche in die Hand. Es war ein großes und doch Handliches Ding.
„Imelda wollte dass du es bekommst. Nimm es, und geh nach Hause. Ich hab noch was vor.“ Dann grinste sie mir zu. „Wenn du willst, können wir an deinem Geburtstag etwas unternehmen. Ansonsten bin ich immer da, wenn du mich brauchst.“, schloss sie.
Wir umarmten uns noch einmal kurz. Und wenige Zeit später, stand ich auf der Straße, des kleinen Dorfes in dem ich wohnte.
Dann entsannen sich meine Füße, wie man lief. Und die Tasche in der Hand, lief ich den Weg, zum Haus meines Vaters.
Dort angekommen schloss ich die Tür auf. Denn mein Vater war wie erwartet nicht da, so wie immer. Ich lief durch den Flur in mein Zimmer, das am anderen Ende des Flures Lag.
LOLA stand in großen Lettern auf der Tür. Ich versuchte schon seit drei Jahren vergeblich es weg zukratzen, aber mittlerweile hatte ich den Kampf gegen das Zeug endgültig aufgegeben.
Ich stieß die Tür auf, und das dunkelblau gestrichene Zimmer, empfing mich mit wohltuender Stille.
Ich lies mich auf mein Bett fallen, schaltete mit der Fernbedienung die Stereoanlage an. Dann holte ich mein Handy, und checkte die Nachrichten. Oh mein Gott! 13 SMS von Sunny, meiner besten Freundin. Nichts wünschte ich mir jetzt lieber, als sie zu sehen, mit ihr zu quatschen, und einen Film anzuschauen. Ich schrieb ihr also zurück, das ich gleich bei ihr aufkreuzen würde, schnappte mir mein Rad, und fuhr mit dem alten Ding drei Straßen weiter. Bis ich vor dem Efeu bewachsenen Häuschen halt machte, in dem Sunny wohnte.
Suse Jansen, hasste ihren Vornamen und hörte deshalb nur auf ihren Spitznamen. Sunny. Der Name passte perfekt, zu ihrem Goldblonden Haar, und zu ihrer witzigen Art.
Kurz um, sie war einfach die beste Freundin auf der ganzen Welt. Alles konnte man ihr anvertrauen, alles war sicher bei ihr.
Ich stieg vom Rad ab, und lehnte es an das rostige Gartentor.
Dann klingelte ich, und keine zwei Sekunden später, sah ich in Sunny´s Gesicht. Normalerweise, lachte sie mir schon von weitem entgegen. Aber heute durchzogen Sorgenfalten, ihr sonst fröhliches Gesicht.
„Oh Lola“, sagte sie, und umarmte mich.
„Kannst du mich endlich wieder los lassen?“, fragte ich nach einiger Zeit.
„Klar“, sagte sie, schob mich in den Flur, und von dort aus weiter in ihr Zimmer.
Als wir zusammen auf Sunnys Bett saßen, kam mir die erste unnütze Frage für sie in den Sinn.
„Was habt ihr so in der Schule gemacht?“
„Ach, nichts besonderes.“
„Na komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was
haben wir für Hausaufgaben auf? Ich möchte morgen nicht ohne das ganze Zeug dastehen.“, schimpfte ich über die Reserviertheit meiner Freundin.
Nicht dass ich besonders scharf darauf wäre jetzt unbedingt Hausaufgaben zu machen, aber ich wollte jetzt irgendwas zu tun haben. Selbst wenn es so etwas unnützes war wie Hausaufgaben.
„Alle Lehrer haben gesagt, dass du die Hausaufgaben nicht machen musst.“, sagte sie nun.
„Ich will sie aber machen.“ sagte ich, stand auf, lief zu ihrer Schultasche, und zog ihr Hausaufgabenheft hervor.
Ich schlug es auf, doch das Kästchen mit dem heutigen Datum darauf, war leer.
„Wir haben nichts auf?“, fragte ich erstaunt. Normalerweise bekamen wir immer etwas auf, selbst wenn es nur solche Fächer wie Musik, oder Erdkunde.
„Na ja, wir hatte heute auch einige Freistunden uns so.“
„Sunny, sag mir endlich was wir auf haben!“, sagte ich nun bestimmt. Langsam hatte ich es satt mir Sunnys Lügen anzuhören. Mittlerweile war sie im ganzen Gesicht rot wie ein Radieschen.
„Na gut. In Englisch sollen wir einen Aufsatz schreiben, in Französisch eine Übung auf Seite 76 und in Physik sollten wir ein Arbeitsblatt fertig machen.“
„Kannst du mir das alles auf nen Zettel schreiben? Ich glaub nämlich nicht, dass ich mir das bis Morgen merken kann.“
„Wie lang willst du bleiben?“, fragte sie.
Ich überlegte kurz.
„Um 22 Uhr kommt mein Vater, es wäre vielleicht gut wenn ich vor ihm zuhause bin.“
„Er war also nicht bei der Beerdigung, dieses Schwein.“
„Sunny! Ich finde es auch voll blöd von ihm, aber der kann uns doch total egal sein. Er wird Imelda eh nie ersetzen können, und das weiß er ganz genau. Lass ihn einfach in Ruhe.“
Ich hatte gefürchtet, dass sie ausflippen würde wenn sie erfahren würde dass mein Vater nicht mal zur Beerdigung kommen würde. Und trotzdem überraschte sie mich, wie sie nun dastand, mit zornfunkelnden Augen, ihr Gesicht wutverzerrt.
Fast bekam ich etwas Angst vor ihr.
Sie und mein Vater hatten sich auf Anhieb nicht verstanden, sie fand außerdem richtig scheiße von ihm, dass ich ihm eigentlich immer ziemlich egal war.
Als sie sich endlich wieder beruhigt hatte(Nach unendlich vielen Worten der Beruhigung), schauten wir uns noch einen Film an, dann fuhr ich heim. Nun ja, sagen wir mal besser ich fuhr in das Haus meines Vaters. Denn mein wirkliches Zuhause war leer geräumt, und so unerreichbar wie die Sterne.
Kapitel 2.
Träume der Finsternis
Ich war vor meinem Vater zuhause. Lange bevor seine Autolichter erloschen waren alle meine Hausaufgaben erledigt, und ich lag schlafend auf meinem Bett.
Der Morgen empfing mich mit grauen Wolken, und düsterer Stimmung. Schon am Frühstückstisch, ging es mir schlecht. Ich hatte Bauch- und Kopfschmerzen, doch Paps sagte nur, dass ich mich hinlegen sollte und er würde in der Schule anrufen, und mich für den heutigen Tag abmelden.
Als ich im Bett lag, war mir elend zu mute, und es dauerte nicht lange und ich wurde in einen sanften Schlaf gewiegt, von der Musik, die aus meiner Anlage dudelte.
Ich lag auf etwas weichem, als ich aufwachte. Es war Gras, und um mich herum war alles still, nicht einmal ein Vogel sang mir etwas vor. Es war so still, dass ich schon vermutete Taub zu sein, als sich vor mir plötzlich etwas tat. Etwas kam auf mich zu. Eine Schwarzhaarige Gestalt, schmal, dünn und blass wirkte sie. Ich schaute genauer hin, und blickte in mein eigenes verängstigtes Gesicht. Umrahmt von langen schwarzhaarigen Locken, die ich ebenfalls besaß. Verdammt, war das unheimlich. Die Gestalt lief, nein schwebte auf mich zu. Sie streckte die Hand nach mir aus. Doch als ihre Finger meine Haus berührten, alterte mein gegenüber in rasend schneller Geschwindigkeit, und war nun eine mir vertraute Person, meine Oma. Sie sah genauso aus wie vor ihrem Tod.
Imelda lächelte, sagte etwas was ich nicht verstand, dann kam ein Windstoß, und sie war weg, in Luft aufgelöst. Ein zweites Mal hatte sie mich verlassen.
Ich schreckte auf, lief ins Bad und schaute mein Gesicht im Spiegel an.
Es sah aus wie immer. Seltsamer weise, ging es mir nun überhaupt nicht mehr schlecht, es ging mir bestens.
„Welch seltsame Intensität Träume haben können, Wie geschickt sie sich mit dem verbanden, was mir in den letzten Tagen widerfahren war.“, dachte ich.
Mein Spiegelbild, sah nun besorgt, und verwirrt zugleich aus.
Meine langen schwarzen Locken, kringelten sich an meinem Rücken herunter. Und als ich wider einmal einen Versuch startete mir die Haare zu kämmen, blieb ich nach dem dritten Bürsten strich hoffnungslos im Gestrüpp hängen. Es war immer dasselbe. Aber wenn ich sie kurz trug, dann sah das einfach bescheuert aus. Ansonsten, war ich mit meinem Spiegelbild sehr zu Frieden. An mir stimmten sogar die drei Schneewittchenfarben. Rot, weiß und schwarz.
Schwarze Haare, fast weiße Haut, und ungewöhnlich rote Lippen. Und Sunny meinte immer ich sähe aus wie ein Vampir, auch wenn sie Vampire nicht besonders mochte.
Ich wandte mich vom Spiegel ab, und sah auf die Uhr.
Oh, man! Ich hatte über zwei Stunden geschlafen. Es hatte sich doch angefühlt wie ne viertel stunde, oder so.
„Tja, wie schnell die Zeit verrinnt.“, murmelte ich.
Um 13 Uhr kam Sunny aus der Schule. Ich musste also noch zehn Minuten warten, bevor ich ihr von meinem Traum erzählen konnte.
Ziellos wühlte ich im Schrank nach einer Jeans, und einem T-Shirt. Nach langer Zeit des Suchens, zog ich die neue Jeans, und das alte T- Shirt heraus, das ich immer im Sommer getragen hatte. Als die Welt noch heil und in alter Ordnung war.
Jetzt war Oktober, und nichts war in Ordnung.
Sunny war schon zuhause, als Ich bei ihr klingelte.
Sie machte mir die Tür auf, und grinste mich an. Ich grinste zurück.
„Na, schon wieder gesund?“, fragte sie.
„Aber immer doch. Was haben die Lehrer gesagt, als sie gemerkt haben, dass ich wider gefehlt hab´?“
„Nichts. Sie haben nur eine Augenbraue hochgezogen, und dabei die Stirn gerunzelt. Das übliche halt.“, informierte sie mich.
„Ich muss dir dringend was erzählen.“
„Okay. Aber sei leise. Vincent ist da.“
Vincent war zwei Jahre jünger als Sunny. Und voll in mich verknallt. Ich ging ihm immer lieber aus dem Weg, denn er war einfach total nervig. Wie kleine Brüder meistens sind.
So leise wie es auf dem knarrenden Dielenboden nur ging, schlichen wir zu ihrem Zimmer.
Als wir endlich auf dem saßen, erzählte ich ihr gleich von dem seltsamen Traum. Sunny machte riesen Augen, so wie ein kleines Kind an Weihnachten.
„Und, was reimst du dir darauf zusammen?“, fragte sie.
„Ich denke dass ich in den letzten Tagen einfach nicht genug Schlaf bekommen habe.“
„Ja klar, und ich bin der Weihnachtsmann.“, rief sie empört.
„Na ja, seltsam war es schon. Aber mal ganz ehrlich, glaubst du an so was?“
„ Überleg doch mal. Du hast doch selbst gesagt, dass alles ganz klar und deutlich war. Du kannst dich an jedes noch so winzige Detail erinnern. Du weißt selbst ganz genau, dass das total seltsam ist. Normalerweise sind Träume wirr, und ergeben gar keinen Sinn!“
„Da hast du auch wieder Recht! Aber jetzt ist es eh egal.“, brach ich das Thema schnell ab. Langsam war es mir unangenehm darüber zu sprechen. Anscheinend war ich gerade dabei bekloppt zu werden.
Der Nachmittag war entspannt. Wir erledigten die Hausaufgaben, sahen verschiedene Filme an, und fuhren mit unseren Fahrrädern durch das kleine Dorf.
Während ich all dies tat, dachte ich kein einziges mal an Imelda. Ich hatte anderes zu tun gehabt, ich war abgelenkt gewesen, von all den Sorgen die mich plagten. Am Anfang war ich verärgert über mich selbst, aber später begriff ich, dass man nicht immer traurig sein kann, und sich die ganze Zeit über Fragen, was wohl passiert wäre, wenn sie noch da wäre. Irgendwann endet jedes leben.
Das Leben, ist wie ein riesiger Wollfaden, der nach und nach aufgerollt wird. Die Unebenheiten, im Faden, sind die Probleme, die wir haben. So geht es weiter, und weiter. Doch irgendwann, endet der Wollfaden. Selbst wenn er irre lang ist. Irgendwann hat alles ein Ende.
Um sechs Uhr kam ich wider in meinem Zimmer an. Die Sonne ging unter, und ich war wider so erschöpft wie am Morgen. Noch sechs Tage, dann war ich 15.Ich hakte einen weiteren Tag an dem selbst gebastelten Kalender ab.
Noch drei Jahre und sechs Tage. Dann konnte ich hier abhauen. Und musste mich nie mehr um meinen miserablen Vater kümmern. Oft malte ich mir in den prächtigsten Farben aus, wie es wohl sein würde, allein zu leben. Ohne einen nervigen Vater, der dir immer befielt etwas zu tun, was du gar nicht machen willst. Bisher war mein Traumjob immer Schauspielerin. Kein Filmstar, oder so. Nein, auf einer kleinen Bühne sämtliche Shakespearstücke spielen. Das war mein Traum. Den mir allerdings bisher niemand wirklich zugetraut hatte. Aber das konnte sich ja noch ändern.
Unschlüssig, was jetzt zu tun war stand ich in meinem Zimmer herum. Verfluchte Langeweile. Ziellos wanderte ich im Haus herum. Zu aufgekratzt zum Schlafen oder Chillen, und zu müde zum Sport treiben.
Dann fiel mir plötzlich die Tasche ein, die Rosie mir gestern in die Hand gedrückt hatte. Seit der Beerdigung lag sie ungeöffnet in meinem Zimmer. Schnell lief ich zu ihr, öffnete sie, und zog als erstes ein Flöte heraus. Eine schöne Flöte, sie sah sehr alt aus. Ich blies hinein, und förderte einen wunderschönen Ton zu tage, der hell und klar war. Dann, urplötzlich, kam mir eine Melodie in den Sinn, eine wunderschöne Melodie. Und als ob die Finger an meiner Hand nicht mehr die meinigen wären, spielte ich sie. Schaurig schön erklang sie in meinem Zimmer. Meine Hände erinnerten sich an eine Melodie, die sie vor langer, langer Zeit schon einmal gespielt hatten. Ich selbst jedoch, hatte noch nie Flöte gespielt. Das Klavier war immer mein Instrument gewesen. Und alle sagten zu mir, dass ich gut singen könne.
Zögernd legte ich die Flöte beiseite. Ich griff wieder in den Sack, und zog Dunkelblaues Kleid daraus. Es war wunderschön, wenn auch sehr schlicht und einfach.
„Soll ich es anprobieren?“, fragte ich mich leise.
Ein Teil in mir, wollte dass ich sofort hinein schlüpfte, ein anderer Teil aber meinte, dass ich lieber noch die anderen Sachen anschauen sollte.
Der 2.Teil siegte, und ich legte das Kleid neben die Flöte.
Als ich wieder in den Sack griff, stieß ich einen spitzen Schrei aus, und fuhr hoch. Blut lief an meinem Handgelenk herunter.
Der Grund war der lange schnitt an meinem Zeigefinger, der sau mäßig Stark blutete.
„Shit, shit und noch mal shit“, rief ich aus, stürzte ins Bad und wusch die frische Wunde aus.
Als auch noch ein Pflaster aufgeklebt wurde, stand die Blutung dort endlich still.
Gut, jetzt wollte ich natürlich unbedingt wissen, was die Ursache für meine plötzliche Panik war. Diesmal war ich ganz vorsichtig, und holte ein Messerscharfes Messer aus dem drei mal verfluchten Sack.
Es blinkte und funkelte, und sah insgesamt sehr teuer aus.
Ich legte es sofort zu der Flöte. Mit dem Ding hatte ich Bekanntschaft genug gemacht.
Das nächste was ich herauszog, war ein Buch. Unauffällig, in graues Papier gehüllt. Es befanden sich noch zwei weitere Bücher in dem Sack. Eigentlich, hätte nicht noch mehr darin sein dürfen. Und doch, konnte ich immer tiefer, und tiefer in das Ding hinein langen. Langsam wurde es mir unheimlich, aber ich, ganz die Neugier in Person, kramte ich weiter darin herum. Nach einiger Zeit, in der ich mich fragte, ob überhaupt noch etwas in dem Ding drin steckte, fühlte ich etwas seltsames. Es war schwer, sehr schwer.
Und als ich es heraus zog, bekam ich den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Vor mir auf dem Boden, lag ein Bogen mit einem Köcher voll mit Pfeilen. In dem Köcher steckte noch etwas, die Scheide eines Schwertes. Ich zog es heraus. Die blank polierte Schneide des Dings schimmerte dunkelblau,
Die Edelsteine, waren die selben, wie auf dem Messer. Und auch die Verzierungen waren die gleichen. Auch der Bogen glich dem Rest. Er war lang, und in schwarz gekleidet, die Pfeile hatten blaue Federn, und waren ebenfalls schwarz.
Ich sah nun ebenfalls schwarz. Weshalb, woher und vor allem warum hatte meine Oma mir Waffen vererbt? Das alles war so bizarre, das ich beschloss nicht mehr darüber nachzudenken. Ich würde ohnehin an ein Totes ende gelangen. Zumindest was die Waffen anging. Also zog ich gleich mal das Kleid an. Die
Überraschung war groß. Das Kleid passte wie angegossen, und war zudem noch sehr bequem. Und es stand mir. Auch wenn es etwas unpraktisch war, denn es hing mir über die Füße und ich stolperte alle zwei Schritte über den Saum. Als ich mich im Spiegel betrachtete, merkte ich, dass das Nacht blau des Kleides von der gleichen Farbe wie meine Augen.
Vor dem Badezimmer Fenster, hörte ich das Schnurren des Autos. Was? Paps konnte unmöglich schon zuhause sein. Das konnte einfach nicht sein. Es war doch erst sieben Uhr. Schnell raffte ich das Kleid, und rannte so schnell es ging in mein Zimmer. Ich hatte echt keine Lust auf peinliche Fragen. Schnell schob ich den Inhalt des Sackes unter das Bett, nun ja, bis auf die Flöte, die legte ich mir neben das Bett. Noch schnell den Sack in den Schrank gestopft, ins Bett geschlüpft. Ich hörte wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Schnell wie der Wind schlüpfte ich in meinen Pyjama. Und schlüpfte unter die Bettdecke. Ich hörte, wie er die Schuhe auszog, die Jacke übers Treppengeländer warf, und in den ersten Stock verschwand. Ich seufzte erleichtert. Geschafft.
Das jedenfalls, jetzt gab es noch einige andere Fragen zu beantworten. Warum hatte mir meine Großmutter diese Dinge vererbt? Warum?