Lin
Drachentochter
- Registriert
- 26. März 2011
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Ich schreib zz eine Geschichte deren Idee mir im Traum gekommen ist (jaja wie Twilight blabla...-.-'). Für mich ist sie schwieriger zu schreibn als eine andre, weil ich in der Ich-Perspektive schreibe und ich nicht wie ich sondern wie die Figur denken muss...
Naja^^die Geschichte ist in Bearbeitung, das hier ist sozusagen das erste Kapitel. Ich hoffe sie gefällt euch und bitte hinterlasst Kritik
------------------
Es ist nicht einfach, für die Freiheit zu kämpfen und alles in Kauf zu nehmen, um sie zu bewahren. Doch um Längen schwieriger ist der Weg, den man begehen muss, um ein Freiheitskämpfer zu werden. Ich werde auf den folgenden Seiten niederschreiben, wie ich selbst zu solch einem wurde; um meine Geschichte festzuhalten, um nicht zu vergessen, welch eine. . .Tragödie mein Leben geworden ist, wie es schlagartig solch eine lange und fast qualvolle Veränderung durchzogen hat.
Meine Geschichte sei meinem Tod gewidmet und all den Personen, die ein Teil von ihr und vor allem von mir, Jeanne Gray, geworden sind.
Damals habe ich in einer anderen Welt gelebt, wie es mir mittlerweile vorkommt. Es ist für mich. . .nichts weiter als eine verblichene Erinnerung an einen Traum; ich kann mich meines alten Lebens nicht mehr entsinnen. Ein Traum. . .nichts weiter.
. . .Zu dieser Zeit war mein Zuhause ein Waisenhaus, die Besitzerin war eine alte, arme Frau, das Haus wurde überwacht von Leuten, die unsere Aufseher waren. Angeblich; denn manchen war nach und nach aufgefallen, dass jene nicht mit rechten Dingen zutun hatten, dass das ganze Waisenhaus aus einer Lüge aufgebaut war, wie ich es zu nennen pflegte. Doch diejenigen, die klug genug waren, um dies zu bemerken, wussten nicht, in welcher Weise sich das Waisenhaus und dessen Besitzerin merkwürdig benahm.
So erging es auch mir. Öfters versuchte ich, mit ein paar anderen dahinterzukommen, was so falsch daran war, aber es gelang uns niemals, etwas herauszufinden. Und so mussten wir mit dem Unwissen leben, auch wenn es uns schwer fiel, unser Wissen vor den Aufsehern zu verstecken.
Wann genau ich in dieses Waisenhaus gekommen war, weiß ich nicht mehr. Ich war etwa acht oder neun Jahre alt. Seltsamerweise kann ich mich ebenfalls nicht mehr daran erinnern, wie ich dort hinein geraten war. Natürlich, meine Eltern haben mich weggegeben, aber den Grund habe ich niemals erfahren. Es kann auch daran liegen, dass ich die letzten Tage, bevor ich ins Waisenhaus gekommen war, mir nun nicht mehr ins Gedächtnis rufen kann.
Ich hatte also keine Ahnung, ob meine Eltern mich in einer Zwangslage oder wegen Abweisung fortgegeben hatten. Es hätte deshalb nichts gebracht, Hass auf meine Eltern zu entwickeln, oder sie verstehen zu wollen, also beschloss ich, meine Gedanken nicht mehr an sie zu verschwenden und vergaß sie irgendwann.
Das Leben in einem Waisenheim ist schwer. . .sehr schwer. Man fühlt sich wie in einem Gefängnis, dem man erst entkommen kann, wenn man volljährig ist und zukunftslos auf der Straße in der Kälte und voller Einsamkeit steht.
Davor hatte ich die größte Angst während meines Aufenthalts im Heim. Ich sah keine Zukunft vor mir, ich würde kein Zuhause haben, kein Geld und keine Arbeit. Meine Verwandten lebten zu weit entfernt und ich hatte all die Jahre kein Kontakt zu ihnen gehabt; außerdem hätte ich mir eine Anreise nicht leisten können.
Alles was mir geblieben war, waren meine Klavierfertigkeiten, die ich heimlich im Waisenhaus verbesserte und einige andere nebensächliche, die ich alle unbemerkt fortführte, mit jenen ich in Kindsjahren begonnen hatte.
Dem Winter, in dem ich sechzehn wurde, folgte ein früher Frühling und gab selbst dem tristen Waisenhaus einige der Frühlingsgefühle ab.
An jenem ruhigen Morgen musste ich wieder Besorgungen im Dorf machen, das etwa eine Meile entfernt war; an jenem ruhigen Morgen, der sich mir als solch ein verhängnisvoller Schicksalsschlag enthüllen sollte.
Wie üblich führte mich die erste Erledigung auf den Markt, der sich auf dem riesigen Dorfplatz erstreckte. Ich wandelte von Stand von Stand und kaufte, was mir aufgetragen worden war.
So geleitete mich mein Weg etwa fünf Straßen weiter in ein spezielles Geschäft von handgefertigten Antiquitäten. Die Besitzerin des Waisenhauses verehrte altertümliche Kleinode und schickte uns immer aus, jene zu besorgen; auch wenn sie ziemlich teuer waren und unser Waisenhaus schon immer etwas arm und. . .heruntergekommen gewesen war, so war ihr Zimmer vollgepfropft mit diesen alten Raritäten.
Nachdem ich, wie beauftragt, einen wundervollen, vergoldeten Kerzenständer mit faszinierenden Verzierungen erworben hatte, verließ ich das Gebäude und machte mich auf den Weg in den nächsten Laden; ich sollte etwas abholen, dessen Bestellung vor ein paar Wochen aufgegeben worden war, doch ich wusste nicht, was es war.
Die Häuser des Dorfes waren aus schlichtem Zement gebaut und auch an der kargen Größe und Höhe merkte man, dass dies hier ein ärmliches Gebiet war. Aber was mich mehr daran störte, waren die engen Gassen, die zwischen ihnen lagen. Denn aus diesem Grund waren diese fast zu jeder Zeit des Tages (auch heute, da die Sonne vollkommen ungehindert schien) düster und in Dunkelheit gehüllt, weswegen die meisten Leute diese Passagen mieden; leider bestand für mich keine Möglichkeit, sie zu umgehen.
Meine Sohlen trugen mich flinker durch den Durchgang als sonst, denn viel Zeit wollte ich dort nicht verbringen. Auch wenn ihn kein Sonnenlicht tränkte, so brach etwas Licht die Dunkelheit, sodass ich leicht meinen Schatten an der Hauswand sehen konnte.
Wie dumm von mir, so fasziniert von den düsteren Lichtspielen zu sein und so gedankenverloren meinen Weg zu gehen.
Mittig der Gasse wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und erlangte erst wieder Fassung, als ich hart an die Hauswand gestoßen wurde und meine Einkäufe zu Boden fielen.
Mit dem Rücken weilte ich nun an der Wand, eine Hand ruhte unter meiner Brust, die mich hindern sollte, fortzulaufen. Unter meinem Schock öffnete ich die Augen, welche ich instinktiv geschlossen hatte, und versuchte nun, mein fremdes Gegenüber zu ergründen.
Wiederholt erschrak ich, da dieses nur etwa zwanzig Zentimeter von mir entfernt war.
Es war ein Mann, nein. . .ein Junge. . .höchstens neunzehn Jahre. Seine Augen durchdrangen die meinen, schienen sie durchstechen zu wollen und gaben einen feindlichen Ausdruck preis. Sie. . .sie waren grau, nein, nur der innere Kreis, der die tiefschwarze Pupille umschloss. Der äußere Ring der Iris war so dunkelblau, als fließe der Ozean in ihm. Ein paar Strähnen seines blondes Haares wiegten in seinem Gesicht, umgarnten seine Gesichtszüge, die für mich auf den ersten Blick vollkommen zu sein schienen. Als ich ihn jedoch genauer betrachtete (oder begaffte, wie ich es jetzt zu nennen wage), erkannte ich zwei tiefe Narben, die nur knapp unter der linken Schläfe zur Wange verliefen. Nachdem ich sie bemerkt hatte, widmete ich rasch meinen Blick seinen Augen, um nicht ein unkultivierter Gaffer in seinen Augen zu sein. Er trug dunkle Kleidung und einen grauen Mantel, der bis zu seinen Knöcheln reichte. Seine Hände wurden von schwarzen Halbhandschuhen bedeckt, wobei ich mich daran erinnerte, dass seine rechte auf meinem Brustkorb weilte und hoffte flehentlich, dass er nicht meinen so unbegreiflich schnellen Herzschlag unter seiner Handfläche spüren konnte.
Ich weiß nicht, wie lange er mich an die Wand gedrückt hielt, es waren einige Herzschläge vergangen, seit er mich so überfallen hatte, möglicherweise auch Atemzüge oder Augenblicke. Doch meine Lippen waren in jenem Moment nur fähig, zu zittern, nicht etwa sich zu öffnen oder gar Worte zu formen und auszusprechen.
Der Fremde verengte leicht seine Augen, drückte mich weiter an das Haus und kam wenige Zentimeter näher.
»Du solltest von hier verschwinden«, flüsterte er, seine Stimme bei keiner Silbe hebend. »Es ist dumm von dir, dich in solchen dunklen Gassen herumzutreiben. Du bist in Gefahr.«
Ich bemerkte, wie nun auch meine Hände zitterten, doch ich ging das Wagnis ein, dass meine Stimme ebenfalls verblichen war und sprach:
»Ich. . .hatte sowieso gerade vor, die Gasse zu verlassen. Ich musste sie passieren, denn der Laden bef - «
»Du verstehst mich nicht«, sagte er und ließ seinen Griff etwas locker. »Du sollst diesen Ort verlassen. Dieses Dorf und die Gebiete um es herum sind unsicher.«
»Was? Ich kann nicht von hier fort, das Waisenhaus lässt mich nicht vor meiner Volljährigkeit gehen. Außerdem sehe ich keinen Grund, hier wegzugehen. . .«
Der Junge trat einen kleinen Schritt zurück und sah mich etwas verwundert an. »Du. . .du lebst in einem Waisenhaus? Aber. . .« Er ergriff wieder Haltung und sprach weiter. »Das ist egal. Du darfst nicht lange verweilen. Am besten wäre, wenn du jetzt mit mir mitkommst. Zu den anderen, die auch auf der Flucht sind. Dort ist es zumindest fortwährend sicher.« Seinen Blick wandte er ab.
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wovon redest du?! Sag mir doch einfach, was los ist! Und lass mich gefälligst los, du Hund!«
Jäh starrte er mich wieder an und drückte mich fester an die Wand, als hätte er mein Verlangen ignoriert. »Nein, es gibt keine Zeit für Erklärungen. Es ist vielleicht heute Abend bereits zu spät. Du musst mir vertrauen, verstehst du?«
»Warum sollte ich dir vertrauen? Du überfällst mich aus dem Nichts und lässt mich nicht mehr los; ich kenne dich überhaupt nicht! Wie soll ich dir vertrauen. . .?« »Ich kann dir keine Erklärung geben; noch nicht. Aber du musst mit mir kommen! Ich wäre nicht zu dir gekommen, wenn es um unbedeutende Dinge ginge.« In seiner Stimme fand sich eine gewisse. . .Verzweiflung, auch wenn er versuchte, sie zu unterdrücken; ich konnte sie hören und diese Erkenntnis ließ mich zweifeln.
Doch töricht, wie ich war, war ich zu engstirnig, seinen Worten glauben zu schenken.
». . .Lass mich gehen, zur Hölle! Wenn. . .wenn es so wichtig wäre, würdest du mir sagen, warum ich in Gefahr bin. Bitte lass mich in Ruhe. . .« Nun erkannte ich Verzweiflung in meiner Stimme; ob ich diese dumme Aussage gemacht hatte, weil ich zu große Angst vor ihm oder vor dem Waisenhaus hatte, wusste ich nicht.
Ich weiß nur jetzt, in der Erinnerung an diesen Augenblick, dass meine Sturheit (oder sei es meine Angst gewesen) diesen Tag schwieriger, beträchtlich schwieriger gemacht habe, als er geworden wäre, wenn ich dem Fremden vertraut hätte.
Aber als er sah, dass er bei mir nichts bewirken konnte, ließ er seine Hand langsam fallen, trat zwei Schritte zurück und warf mir einen letzten, bekennenden, fast bereuenden Blick zu, bevor er die Gasse entlang ging, bis ich nur noch seinen Schatten sehen konnte, und auch dieser sogleich verschwand. Nun war alles still und ich war wieder allein.
Naja^^die Geschichte ist in Bearbeitung, das hier ist sozusagen das erste Kapitel. Ich hoffe sie gefällt euch und bitte hinterlasst Kritik
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Es ist nicht einfach, für die Freiheit zu kämpfen und alles in Kauf zu nehmen, um sie zu bewahren. Doch um Längen schwieriger ist der Weg, den man begehen muss, um ein Freiheitskämpfer zu werden. Ich werde auf den folgenden Seiten niederschreiben, wie ich selbst zu solch einem wurde; um meine Geschichte festzuhalten, um nicht zu vergessen, welch eine. . .Tragödie mein Leben geworden ist, wie es schlagartig solch eine lange und fast qualvolle Veränderung durchzogen hat.
Meine Geschichte sei meinem Tod gewidmet und all den Personen, die ein Teil von ihr und vor allem von mir, Jeanne Gray, geworden sind.
Damals habe ich in einer anderen Welt gelebt, wie es mir mittlerweile vorkommt. Es ist für mich. . .nichts weiter als eine verblichene Erinnerung an einen Traum; ich kann mich meines alten Lebens nicht mehr entsinnen. Ein Traum. . .nichts weiter.
. . .Zu dieser Zeit war mein Zuhause ein Waisenhaus, die Besitzerin war eine alte, arme Frau, das Haus wurde überwacht von Leuten, die unsere Aufseher waren. Angeblich; denn manchen war nach und nach aufgefallen, dass jene nicht mit rechten Dingen zutun hatten, dass das ganze Waisenhaus aus einer Lüge aufgebaut war, wie ich es zu nennen pflegte. Doch diejenigen, die klug genug waren, um dies zu bemerken, wussten nicht, in welcher Weise sich das Waisenhaus und dessen Besitzerin merkwürdig benahm.
So erging es auch mir. Öfters versuchte ich, mit ein paar anderen dahinterzukommen, was so falsch daran war, aber es gelang uns niemals, etwas herauszufinden. Und so mussten wir mit dem Unwissen leben, auch wenn es uns schwer fiel, unser Wissen vor den Aufsehern zu verstecken.
Wann genau ich in dieses Waisenhaus gekommen war, weiß ich nicht mehr. Ich war etwa acht oder neun Jahre alt. Seltsamerweise kann ich mich ebenfalls nicht mehr daran erinnern, wie ich dort hinein geraten war. Natürlich, meine Eltern haben mich weggegeben, aber den Grund habe ich niemals erfahren. Es kann auch daran liegen, dass ich die letzten Tage, bevor ich ins Waisenhaus gekommen war, mir nun nicht mehr ins Gedächtnis rufen kann.
Ich hatte also keine Ahnung, ob meine Eltern mich in einer Zwangslage oder wegen Abweisung fortgegeben hatten. Es hätte deshalb nichts gebracht, Hass auf meine Eltern zu entwickeln, oder sie verstehen zu wollen, also beschloss ich, meine Gedanken nicht mehr an sie zu verschwenden und vergaß sie irgendwann.
Das Leben in einem Waisenheim ist schwer. . .sehr schwer. Man fühlt sich wie in einem Gefängnis, dem man erst entkommen kann, wenn man volljährig ist und zukunftslos auf der Straße in der Kälte und voller Einsamkeit steht.
Davor hatte ich die größte Angst während meines Aufenthalts im Heim. Ich sah keine Zukunft vor mir, ich würde kein Zuhause haben, kein Geld und keine Arbeit. Meine Verwandten lebten zu weit entfernt und ich hatte all die Jahre kein Kontakt zu ihnen gehabt; außerdem hätte ich mir eine Anreise nicht leisten können.
Alles was mir geblieben war, waren meine Klavierfertigkeiten, die ich heimlich im Waisenhaus verbesserte und einige andere nebensächliche, die ich alle unbemerkt fortführte, mit jenen ich in Kindsjahren begonnen hatte.
Dem Winter, in dem ich sechzehn wurde, folgte ein früher Frühling und gab selbst dem tristen Waisenhaus einige der Frühlingsgefühle ab.
An jenem ruhigen Morgen musste ich wieder Besorgungen im Dorf machen, das etwa eine Meile entfernt war; an jenem ruhigen Morgen, der sich mir als solch ein verhängnisvoller Schicksalsschlag enthüllen sollte.
Wie üblich führte mich die erste Erledigung auf den Markt, der sich auf dem riesigen Dorfplatz erstreckte. Ich wandelte von Stand von Stand und kaufte, was mir aufgetragen worden war.
So geleitete mich mein Weg etwa fünf Straßen weiter in ein spezielles Geschäft von handgefertigten Antiquitäten. Die Besitzerin des Waisenhauses verehrte altertümliche Kleinode und schickte uns immer aus, jene zu besorgen; auch wenn sie ziemlich teuer waren und unser Waisenhaus schon immer etwas arm und. . .heruntergekommen gewesen war, so war ihr Zimmer vollgepfropft mit diesen alten Raritäten.
Nachdem ich, wie beauftragt, einen wundervollen, vergoldeten Kerzenständer mit faszinierenden Verzierungen erworben hatte, verließ ich das Gebäude und machte mich auf den Weg in den nächsten Laden; ich sollte etwas abholen, dessen Bestellung vor ein paar Wochen aufgegeben worden war, doch ich wusste nicht, was es war.
Die Häuser des Dorfes waren aus schlichtem Zement gebaut und auch an der kargen Größe und Höhe merkte man, dass dies hier ein ärmliches Gebiet war. Aber was mich mehr daran störte, waren die engen Gassen, die zwischen ihnen lagen. Denn aus diesem Grund waren diese fast zu jeder Zeit des Tages (auch heute, da die Sonne vollkommen ungehindert schien) düster und in Dunkelheit gehüllt, weswegen die meisten Leute diese Passagen mieden; leider bestand für mich keine Möglichkeit, sie zu umgehen.
Meine Sohlen trugen mich flinker durch den Durchgang als sonst, denn viel Zeit wollte ich dort nicht verbringen. Auch wenn ihn kein Sonnenlicht tränkte, so brach etwas Licht die Dunkelheit, sodass ich leicht meinen Schatten an der Hauswand sehen konnte.
Wie dumm von mir, so fasziniert von den düsteren Lichtspielen zu sein und so gedankenverloren meinen Weg zu gehen.
Mittig der Gasse wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und erlangte erst wieder Fassung, als ich hart an die Hauswand gestoßen wurde und meine Einkäufe zu Boden fielen.
Mit dem Rücken weilte ich nun an der Wand, eine Hand ruhte unter meiner Brust, die mich hindern sollte, fortzulaufen. Unter meinem Schock öffnete ich die Augen, welche ich instinktiv geschlossen hatte, und versuchte nun, mein fremdes Gegenüber zu ergründen.
Wiederholt erschrak ich, da dieses nur etwa zwanzig Zentimeter von mir entfernt war.
Es war ein Mann, nein. . .ein Junge. . .höchstens neunzehn Jahre. Seine Augen durchdrangen die meinen, schienen sie durchstechen zu wollen und gaben einen feindlichen Ausdruck preis. Sie. . .sie waren grau, nein, nur der innere Kreis, der die tiefschwarze Pupille umschloss. Der äußere Ring der Iris war so dunkelblau, als fließe der Ozean in ihm. Ein paar Strähnen seines blondes Haares wiegten in seinem Gesicht, umgarnten seine Gesichtszüge, die für mich auf den ersten Blick vollkommen zu sein schienen. Als ich ihn jedoch genauer betrachtete (oder begaffte, wie ich es jetzt zu nennen wage), erkannte ich zwei tiefe Narben, die nur knapp unter der linken Schläfe zur Wange verliefen. Nachdem ich sie bemerkt hatte, widmete ich rasch meinen Blick seinen Augen, um nicht ein unkultivierter Gaffer in seinen Augen zu sein. Er trug dunkle Kleidung und einen grauen Mantel, der bis zu seinen Knöcheln reichte. Seine Hände wurden von schwarzen Halbhandschuhen bedeckt, wobei ich mich daran erinnerte, dass seine rechte auf meinem Brustkorb weilte und hoffte flehentlich, dass er nicht meinen so unbegreiflich schnellen Herzschlag unter seiner Handfläche spüren konnte.
Ich weiß nicht, wie lange er mich an die Wand gedrückt hielt, es waren einige Herzschläge vergangen, seit er mich so überfallen hatte, möglicherweise auch Atemzüge oder Augenblicke. Doch meine Lippen waren in jenem Moment nur fähig, zu zittern, nicht etwa sich zu öffnen oder gar Worte zu formen und auszusprechen.
Der Fremde verengte leicht seine Augen, drückte mich weiter an das Haus und kam wenige Zentimeter näher.
»Du solltest von hier verschwinden«, flüsterte er, seine Stimme bei keiner Silbe hebend. »Es ist dumm von dir, dich in solchen dunklen Gassen herumzutreiben. Du bist in Gefahr.«
Ich bemerkte, wie nun auch meine Hände zitterten, doch ich ging das Wagnis ein, dass meine Stimme ebenfalls verblichen war und sprach:
»Ich. . .hatte sowieso gerade vor, die Gasse zu verlassen. Ich musste sie passieren, denn der Laden bef - «
»Du verstehst mich nicht«, sagte er und ließ seinen Griff etwas locker. »Du sollst diesen Ort verlassen. Dieses Dorf und die Gebiete um es herum sind unsicher.«
»Was? Ich kann nicht von hier fort, das Waisenhaus lässt mich nicht vor meiner Volljährigkeit gehen. Außerdem sehe ich keinen Grund, hier wegzugehen. . .«
Der Junge trat einen kleinen Schritt zurück und sah mich etwas verwundert an. »Du. . .du lebst in einem Waisenhaus? Aber. . .« Er ergriff wieder Haltung und sprach weiter. »Das ist egal. Du darfst nicht lange verweilen. Am besten wäre, wenn du jetzt mit mir mitkommst. Zu den anderen, die auch auf der Flucht sind. Dort ist es zumindest fortwährend sicher.« Seinen Blick wandte er ab.
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wovon redest du?! Sag mir doch einfach, was los ist! Und lass mich gefälligst los, du Hund!«
Jäh starrte er mich wieder an und drückte mich fester an die Wand, als hätte er mein Verlangen ignoriert. »Nein, es gibt keine Zeit für Erklärungen. Es ist vielleicht heute Abend bereits zu spät. Du musst mir vertrauen, verstehst du?«
»Warum sollte ich dir vertrauen? Du überfällst mich aus dem Nichts und lässt mich nicht mehr los; ich kenne dich überhaupt nicht! Wie soll ich dir vertrauen. . .?« »Ich kann dir keine Erklärung geben; noch nicht. Aber du musst mit mir kommen! Ich wäre nicht zu dir gekommen, wenn es um unbedeutende Dinge ginge.« In seiner Stimme fand sich eine gewisse. . .Verzweiflung, auch wenn er versuchte, sie zu unterdrücken; ich konnte sie hören und diese Erkenntnis ließ mich zweifeln.
Doch töricht, wie ich war, war ich zu engstirnig, seinen Worten glauben zu schenken.
». . .Lass mich gehen, zur Hölle! Wenn. . .wenn es so wichtig wäre, würdest du mir sagen, warum ich in Gefahr bin. Bitte lass mich in Ruhe. . .« Nun erkannte ich Verzweiflung in meiner Stimme; ob ich diese dumme Aussage gemacht hatte, weil ich zu große Angst vor ihm oder vor dem Waisenhaus hatte, wusste ich nicht.
Ich weiß nur jetzt, in der Erinnerung an diesen Augenblick, dass meine Sturheit (oder sei es meine Angst gewesen) diesen Tag schwieriger, beträchtlich schwieriger gemacht habe, als er geworden wäre, wenn ich dem Fremden vertraut hätte.
Aber als er sah, dass er bei mir nichts bewirken konnte, ließ er seine Hand langsam fallen, trat zwei Schritte zurück und warf mir einen letzten, bekennenden, fast bereuenden Blick zu, bevor er die Gasse entlang ging, bis ich nur noch seinen Schatten sehen konnte, und auch dieser sogleich verschwand. Nun war alles still und ich war wieder allein.