LadyGehenna
New member
Aloha
Ich wollte vor meinem Urlaub euch noch was zum lesen da lassen, ist ein drittel vom ersten Kapitel, zum reinschnuppern.
Kapitel 1 - Erde 2001 -
Das Gebäude der Northern Arizona Highschool sah aus wie jedes andere, das Phiby in den letzten drei Jahren besucht hatte. Auf dem Hof trafen sich die verschiedensten Arten von Schülern. Es war laut und überfüllt.
Sie vermisste ihre Heimat, die idyllischen Lehrstunden bei ihrem Meister. Doch sie konnte nicht zurück, noch nicht. Sie musste vorher noch ihre Aufgabe erfüllen - vielleicht ja endlich an dieser Schule. Seufzend las sie ihren Einführungsplan um ihren Klassenraum zu finden.
„He! Mädchen! Warum bist du nicht in deiner Klasse? Der Unterricht hat schon begonnen.“ Ein fülliger Mann, der wohl ein Lehrer sein musste, stand auf einmal schnaufend vor ihr. Phiby sah ihn unsicher an und deutete auf ihren Plan:„Entschuldigung, heute ist mein erster Tag. Können sie mir helfen?“
„Senior High, oder? Einfach diesen Flur entlang. Es ist die dritte oder vierte Tür auf der rechten Seite.“, sagte der Mann trocken, wischte sich über seine verschwitze Stirn und verschwand in den weiten Gängen.
Sie sah ihm kurz nach und ging weiter den Flur entlang.
In ihren Gedanken malte sie sich aus, wie die Schüler wohl auf sie reagieren würden. Sie war die Neue.
In diesem Jahr war sie schon vier Mal die Neue und niemals war der erste Tag leicht für sie gewesen. Vielleicht würde es hier anders sein, aber sie machte sich keine großen Hoffnungen. Kurz vor ihrem Klassenraum kam ihr eine Gruppe junger Mädchen entgegen. Vorneweg eine mit kurzen, schwarzen Haaren und arroganten Gesichtsausdruck.
Phiby versuchte ihren Weg zum Klassenraum fortzusetzen. Sie wollte keinen Ärger, denn sie wusste genau wie diese Art von Mädchen auf Neue reagierten. Da hatte sie schon genügend negative Erfahrungen gesammelt.
Phiby ging weiter auf die Tür des Klassenraums zu und versuchte dabei, nicht auf die vier Mädchen einzugehen. Doch sie erwischte sich, wie sie einen kurzen Blick auf eine der Mädchen warf. Ein großer Fehler.
„Was guckst du denn so?“, donnerte ihr eines der Mädchen sofort entgegen.
„Schaut mal Mädels...“, das schwarzhaarige Mädchen zupfte an Phibys Jacke. „...ihre Klamotten. Sind die von deiner Oma?“
Unbehaglich sah Phiby zu den anderen Mädchen. Sie grinsten gehässig, bis auf eine mit hüftlangen blonden Haaren und blauen Augen. Diese hatte einen eher gelangweilten Gesichtsausdruck und drängte sich durch die Gruppe nach vorne.
„Ach komm Dana, lass sie doch. Wir sind keine zwölf mehr.“ Die Blondine seufzte genervt und ging weiter zur Tür, ohne Phiby eines Blickes zu würdigen.
„Serenchen wieder... Mutter Theresa 2.0 “ Dana verdrehte ihre grau-grünen Augen und deutete weiter auf Phiby: „Nun guck doch mal, die hat unter dem Rock noch eine Hose an. Das ist ja so 90er. Die hat es nicht anders gewollt, sonst hätte sie so was nicht an...“
Lachend und grinsend drängte sich die Gruppe an Phiby vorbei in den Klassenraum.
Die Tür viel direkt vor Phiby klackend ins schloß...
„Genauso wie an den anderen Schulen.“, seufzte Phiby leise und strich sich ihre Kleidung wieder zurecht. Dann atmete sie tief durch und sah zur Tür. Sie spürte wie ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie langsam die Hand zur Türklinke führte. Ihr wurde schmerzlich bewusste, dass sie sich nie an dieses Gefühl gewöhnen würde. Die ewige Neue, eine Außenseiterin in dieser merkwürdigen Welt. Doch bevor ihre Gedanken wieder in ihre Heimat abschweifen konnten, überwand sie sich, drückte die Klinke herunter und öffnete langsam die Tür.
Als sie den Raum betrat, spürte sie die musternden Blicke der anderen Schüler.
„Du musst Phiby sein. Schön das du uns gefunden hast.“, ein älterer Mann kam ihr entgegen. „Ich bin Mr. Wayett, Fachlehrer für Naturwissenschaften. Stell dich doch bitte kurz vor.“
Seine Stimme war freundlich und Phiby beruhigte sich ein wenig.
Sie überflog schnell die Sitzreihen und es waren, wie überall, etwa dreißig Schüler in einem Raum. Nervös strich sie über ihre rosa Jacke und räusperte sich.
„Hallo. Ich heiße Phiby Hadel und bin 17 Jahre alt. Meine Eltern und ich sind neu von Tokio hierher gezogen. Ich freue mich hier sein zu dürfen.“ Sie spulte ihren Text wie jedes Mal ab und verbeugte sich dann flüchtig. Ihre Mitschüler sahen das zierliche Mädchen mit den mandelförmigen, braunen Augen und kinnlangen, rostroten Haaren verdutzt an. Einige fingen an zu kichern und zu tuscheln.
„Ah, eine richtige japanische Begrüßung!“, Mr. Wayett verbeugte sich auch kurz förmlich und schickte sie dann auf den freien Platz an der rechten Außenseite. Nach einer langweiligen Biologiestunde verließ Phiby schnell das Klassenzimmer und begann sich umzusehen.
Ihr Weg führte direkt zur nächsten Mädchentoilette.
Erleichtert darüber, dass sonst keiner dort war, zog sie sich in eine der Kabinen zurück.
Sie nahm ihren kristallinen Anhänger in die rechte Hand, schloss die Augen und rief in Gedanken nach ihrem Meister.
Meister Arvanon. Ich bin nun in der neuen Schule.
Dann öffnete sie die Augen wieder und streckte die linke Hand etwas von sich. Gekonnt strich Phiby mit dem Daumen ihren Fingern entlang und entzündete so eine kleine Flamme, die auf ihrer Handfläche unruhig flimmerte.
Einige Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, passierte nichts. Dann sah sie die verschwommene Gestalt ihres Meisters in der Flamme.
„Phiby.... hast du schon etwas gefunden? Die Zeit drängt...!“ Die Stimme des Katzenmenschen war leise, aber eindringlich.
„Noch nicht Meister, aber ich werde wie immer vorgehen und die-“
„Sie muss hier sein! Vier Jahre Suche und kein Ergebnis, viele Schulen sind nicht mehr übrig!“ Arvanons Abbild flackerte und seine Stimme war kaum noch zu hören.
Phiby schluckte angespannt: „Ja Meister. Ich gebe mein Bestes.“
Augenblicklich erlosch die Flamme wieder. Sie verdeckte ihren Blutkristall wieder unter ihrer Kleidung und verließ nachdenklich ihre Kabine.
Als Phiby aufsah, stand ein Mädchen mit wütenden Gesichtausdruck am Waschbecken und sah über den Spiegel Phiby direkt an. „Was bist du? Ein Freak oder was?“
„Wie bitte? Wer bist du?“, stammelte Phiby und musterte das Mädchen. Es trug einen kurzen, lila Rock, welcher zusammen mit ihren stechend grünen Augen einen scharfen Kontrast zu ihrer schwarzen Corsage und den leicht gewellten, hellbraunen Haaren bildete.
Das Mädchen trocknete sich die Hände ab und drehte sich dann zu ihr um: „So seltsame Kinder wie du, machen mich krank.“
„Seltsame?“ verunsichert blieb Phiby wo sie war.
„Du führst Telefonsex auf dem Klo.... Ja Meister, ich gebe mein bestes... also das ist echt, BÄH!“ Das Mädchen schüttelte sich demonstrativ angewidert und verließ dann den Raum. Verdutzt blieb Phiby zurück.
„Das hat ja wunderbar angefangen hier...“, murmelte sie und rieb sich gestresst die Stirn. Sie kontrollierte ihr Aussehen im Spiegel, atmete einmal tief durch, und verließ dann auch die Toilette.
Nach dem Mittag wanderte Phiby über das Schulgelände. Sie dachte über ihr weiteres Vorgehen nach, als sie an der Schwimmhalle vorbei kam. Die Tür stand offen und sie konnte Gelächter hören. Langsam betrat sie die Halle und sah sich um. Die Gruppe Mädchen vom Vormittag stand am Beckenrand.
„Hey Seren, du brauchst doch gar nicht mehr für das Turnier nächste Woche trainieren. Keiner ist so schnell wie du.“, sagte eines Mädchen zu der Blondine die gerade begann, vom Startblock ins Wasser zu springen. Diese zog schnelle, gleichmäßige Bahnen durchs Wasser. Noch nie hatte Phiby jemanden so schwimmen sehen. Es war beeindruckend, sie war regelrecht Eins mit dem Wasser. Sie tauchte und blieb recht lange unter Wasser. Nach einigen Bahnen tauchte Seren bei ihren Freundinnen am Beckenrand wieder auf. „Ich weiß, dass ich nicht trainieren brauche. Ich gewinne das Turnier auf alle Fälle. Ich bin einfach nur gerne im Wasser.“
Eine Weile beobachtete Phiby noch Seren. Diese war gerade dabei, wieder aus dem Becken zu steigen und Dana reichte ihr ein Handtuch. Es kam Phiby so vor, als würde von Seren eine starke Aura ausgehen. Aber um es besser einschätzen zu können, müsste sie näher an sie heran. Was durch die anderen Mädchen momentan nicht möglich war.
Phiby beschloss erst einmal die Halle zu verlassen und in Ruhe darüber nachzudenken.
Es war schwülwarm geworden und sie blinzelte in die Sonne. Beiläufig zog sie ihre Strickjacke aus und knotete sie sich um die Hüfte. Phiby lehnte sich mit Schulter und Kopf gegen einen Baum und grübelte über ihre bisherigen Eindrücke nach...
„Ich hab dich beim spannen in der Schwimmhalle gesehen. Erst das auf dem Klo und nun das...was hast du eigentlich für Probleme?“ Das Mädchen von der Toilette stand auf einmal hinter ihr und zischte Phiby ins Ohr. Diese schreckte kurz zusammen und drehte sich zu dem Mädchen. Diese hatte auch keine Jacke mehr an, sah Phiby abschätzig an und verschränkte ihre Arme. Sofort stach Phiby das grüne Tattoo auf dessen Oberarm ins Auge.
„Ist das ein Phönix?“ Unsicher suchte sie Augenkontakt mit dem Mädchen.
„Sieht man das nicht? Außerdem, was geht dich das an?" Das Mädchen funkelte böse zurück und blieb direkt vor Phiby stehen. Als wäre die Konfrontation mit diesem Mädchen nicht schon schlimm genug gewesen, traten Dana, Seren und der Rest des Schwimmteams auch auf den Hof und sahen zu ihnen herüber. Natürlich kamen sie näher.
„Eh. Hallo? Ist hier eine Freak-Versammlung? Wusste nicht, dass ihr Freunde seid Phoenix.“ Dana deutete auf das Mädchen neben Phiby und grinste.
„Tauscht ihr Modetipps aus?“ Kichernd umringten die Gruppe die Beiden. „Pink und schwarz passt super zusammen, in der Welt der Loser.“ lästerte eine Rothaarige und die anderen Mädchen lachten zustimmend.
„Ihr seit so kindisch! Los verzieht euch, Modepüppchen!“, rief Phoenix wütend und warf mit einem Schulbuch nach der Rothaarigen. Künstlich kreischend zerstreute sich die Gruppe und auch Phoenix ging ohne ein weiteres Wort. Phiby sah erst Seren und der Gruppe Mädchen, dann Phoenix hinterher und plötzlich durchfuhr sie eine Ahnung-
.... Was war denn das? Dieses Gefühl. Das war doch nicht etwa? ….
Das schrille Läuten riss Phiby aus ihre Gedanken. Der Hof leerte sich und Phiby war sich nun nicht mehr sicher, wem der Beiden sie folgen sollte - Seren oder Phoenix. Beide strahlten eine starke Aura aus, genau das, was sie gesucht hatte. Sie entschied sich, erst einmal wieder ins Klassenzimmer zurückzukehren.
Zu ihrer Erleichterung war nicht nur Seren dort sondern auch Phoenix, diese saß in der letzten Reihe auf einem Einzelplatz. Neben ihr stand ein sportlicher Typ, der sich gerade ihren Skizzenblock vom Tisch nahm. „Gib mir das sofort zurück Mike. Das gehört mir!“ fauchte Phoenix ihn an.
„Das ist doch bloß Müll. Deine sonderbaren Zeichnungen von Monstern. Was stimmt nur nicht mit dir.“Er blätterte durch den Block und warf ihn, über die Schulter, in den Mülleimer.
Mit einem Wutaufschrei sprang Phoenix auf, holte aus und schlug ihm ins Gesicht. Unter leichten Schmerzenslauten taumelte Mike leicht zurück.
„Hey was ist hier los? Spinnt ihr?“ Ein anderer Junge eilte zu ihnen nach hinten.
„Ich schwöre dir, ...verschwinde …oder ich…arg…!“ murmelte Mike und hielt sich die schmerzende Nase. Blut tropfte zwischen seinen Fingern zu Boden. Ein raunen ging durch die Klasse und alle sahen empört zu Phoenix.
Diese ging mit Zornestränen in den Augen aus dem Klassenzimmer und musste dabei an Phiby vorbei, die noch immer in der Tür stand.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Phiby und berührte dabei kurz schützend Phoenix Arm. Ein Gefühl durchströmte sie wie ein Blitz. Es gab nun keinen Zweifel mehr. Phiby trat, ohne es zu merken, einen Schritt zurück. „Du...wir müssen-"
„Zieh Leine, ich hab keinen Bock auf dich.“ Phoenix stieß sie beiseite und drängte sich an ihr vorbei. „Lass mich bloß in Ruhe du Freak!"
„Warte! So ist es nicht. Ich... Bitte warte doch!“ Phiby eilte ihr hinterher, sie verließen zügig das Schulgebäude. Nahe der Schwimmhallen blieb Phoenix endlich stehen. Wütend drehte sie sich zu Phiby um: „Ich sagte doch hau ab!“
„Du,... du bist eine Kriegerin“, sagte Phiby zögerlich und erwartete angespannt eine Antwort.
„Eine was? Was für Kraut rauchst du eigentlich?“ Phoenix sah Phiby genervt an.
„Ich habe es gespürt. Als ich dich berührte.“, versuchte diese zu erklären.
„Als du mich berührt hast? Wann hast du mich betatscht?“ Sie sah Phiby leicht angewidert an, aber diese starrte nur zurück: „Von dir geht eine mächtige Aura aus. Du bist eine wiedergeborene Kriegerin... ganz sicher.“
Phoenix sah sie verwirrt an: „Mädchen, ich weiß nicht, was in deinem Kopf kaputt ist, aber ich gehe jetzt nachhause und wage es ja nicht, mir zu folgen!“ Sie machte auf den Absatz kehrt und ging weiter ohne sich noch einmal zu Phiby umzudrehen. Diese sah ihr betrübt nach. Das hatte überhaupt nicht so funktioniert wie sie es sich erhofft hatte.
Ich bin mir sicher... aber ich habe auch etwas bei Seren gespürt. Ich muss Arvanon nochmal befragen...
Seren fuhr mit ihrem Fahrrad nach Schulschluss zu ihrer Mutter in die Apotheke, um ihr noch etwas zu helfen. „Hi Mom, schaffst du es diesmal zum Turnier übermorgen?“
„Ach Schätzchen, du weißt doch, dass ich im Laden arbeiten muss. Deine Schwimm- und Schulsachen bezahlen sich nicht von alleine. Ich würde wirklich gerne, das weißt du doch!“, rief diese ihr hinter einem Regal zu. Seren schnaufte genervt und warf ihre Tasche zu Boden.
Immer dasselbe. Scheiß Geld...
„Kannst du die Kuriersachen eben übernehmen? Tom hat sich mal wieder kurzfristig krank gemeldet, sonst müsste ich das noch nach Schluss mit dem Auto machen.“
„Kein Problem Mom, wo sind die Sachen denn?“, suchend sah Seren sich um.
„Vorne unterm Tresen, es sind nur zwei.“
„Ah da,... ich fahre danach nachhause und mach schon mal Abendessen fertig, okay?“
„Ja, bist ein Schatz meine Süße!“ Ihre Mutter hatte mehrer Flaschen in der Hand und verschwand wieder im Nebenraum.
Seren nahm die zwei Päckchen und ging vor die Tür. Draußen las sie die Adressen .
Ah Mrs. Mabrouk und.... oh, Bürgermeister Hunter. Na toll... dann erst mal dahin.
Sie schwang sich aufs Fahrrad und radelte die Straße hinab.
Das opulente Gebäude, das einzige Gemauerte weit und breit, war der Wohnsitz des Bürgermeisters und seiner Familie. Seren lehnte das Fahrrad an den Zaun und klingelte zweimal. Irgendwo im Zwinger kläfften und knurrten Hunde als das geschmiedete Tor sich automatisch quietschend öffnete. Sie ging auf die Veranda wo ein Mädchen, die Tochter des Bürgermeisters, schon in der geöffneten Tür stand und Seren musterte. „Was?“
„Hi, ich soll die Tabletten abgeben für-“
„Für meine Mutter, ihre 'Migräne' ist wiedermal da.“ unterbrach das Mädchen sie.
Seren räusperte sich: „Okay, unterschreibst du bitte hier? Danke, bis morgen dann Phoe-.“
„Jaja...“ und Phoenix schlug die Verandatür vor Serens Nase zu.
„Blöde Gothic Tusse.“, zischte Seren und ging missmutig zu ihrem Fahrrad zurück.
„Mutter deine Tabletten!“, rief Phoenix und ging vom Flur zur Treppe.
„Phoenix Amanda Samantha! Ich will nicht, dass du mich so nennst! 'Mutter' da bekomme ich Ausschlag von, das macht mich zehn Jahre älter!“
„Ja,... Amanda, deine Tabletten. Bitteschön.“ hauchte Phoenix gekünstelt freundlich.
„Ah wundervoll. George und ich haben heute Abend ein Dinner. Und von dort aus werden wir den Flug nach L.A nehmen.“
Ausdruckslos sah Phoenix sie an. „Aha. Also, wie lange seid ihr diesmal weg?“
„Nur drei, vier Tage, denke ich. Du bist schon 20, stell dich nicht so an.“
„...19...ich bin 19!" murrte sie und sah ihre Mutter zornig an.
„Ach die ein, zwei Jahre. George, kommst du endlich?!“ Amanda stand auf der letzten Stufe neben Phoenix und keifte nach oben.
„Woher sollst du auch wissen wie alt ich bin, vergisst meinen Geburtstag ja eh jedes Jahr.“, flüsterte Phoenix leise und biss sich auf die Unterlippe. Sie war es gewohnt das ihre Mutter eigentlich nichts über sie wusste, aber es tat trotzdem weh.
Der Bürgermeister kam nun schnaufend die Treppen herunter. „Ja Schatz ich eile... Ist die Limousine schon vorgefahren?“
„Ich hoffe es doch.“ Amanda sah wieder zu ihrer Tochter und spitzte pikiert die Lippen. „Wenn du dich endlich wieder vorzeigbar kleiden und schminken würdest, könntest du ja mitkommen.“
„Eher sterbe ich.“ knurrte Phoenix und verschränkte die Arme.
Amanda schien diese Antwort erwartet zu haben und sah wieder zu ihren Mann: „Gib unserer Tochter noch ihr Taschengeld und dann komm endlich.“ Auf ihren Stöckelschuhen und in dem engen knallpinken Cocktailkleid stolzierte Amanda Richtung Haustür.
Ihr Vater kramte in seiner Brieftasche: „Hier, langen 100 Dollar ?“
Phoenix sah ihn abschätzend an. „Für Vier Tage ? Ich bin mir nicht sicher...“ gelangweilt hielt sie die Hand auf, das Spielchen kannte sie schon. Er legte noch einen 20 Dollar-Schein obendrauf und gab ihr das Bündel. Dann eilte er seiner Frau hinterher.
Also mal wieder alleine...
Ausdruckslos sah Phoenix durchs Fenster wie ihre Eltern verschwanden. Sie stopfte sich das Geld in die Tasche und ging verbittert nach oben.
Am nächsten Schultag war Phiby vor allen anderen im Klassenzimmer. Sie wartete auf Seren, denn sie hatte gestern gehört, dass sie immer eine der Ersten morgens war um einen Platz vorne am Fenster zu bekommen. Kurze Zeit später kam diese auch herein. Als sie Phiby sah blieb sie stehen. „Huch, normalerweise ist keiner vor mir hier.“
„Ich muss mit dir reden, Seren.“ Phiby sah sie ernst an und sprach gedämpft.
„Du? Mit mir? Wesssswegen bitte?“ fragend sah Seren das Asiatisch angehauchte Mädchen an und blieb auf Abstand.
„Ich... Also du, hier ist kein geeigneter Ort. In der Mittagspause hinter der Schwimmhalle?“ Flehend sah Phiby sie an. Hinter Seren kam gerade ein Junge ins Klassenzimmer.
Damit dieses merkwürdige Gespräch nicht vordem Jungen weitergeführt werden musste, stimmte Seren zu. „Nach dem Training. In der Pause bin ich mit meinen Freundinnen zum Essen. Und nun, Psh.“ Dabei warf sie ihre Haare zurück und ging zu ihrem Fenster Platz.
„Ja okay, das ist auch gut.“ Freudig setze Phiby sich auf einem Platz in der Mitte und lehnte sich zurück. Wenn ihr Plan aufginge, konnte sie bald heim.....
Ich wollte vor meinem Urlaub euch noch was zum lesen da lassen, ist ein drittel vom ersten Kapitel, zum reinschnuppern.

Kapitel 1 - Erde 2001 -
Das Gebäude der Northern Arizona Highschool sah aus wie jedes andere, das Phiby in den letzten drei Jahren besucht hatte. Auf dem Hof trafen sich die verschiedensten Arten von Schülern. Es war laut und überfüllt.
Sie vermisste ihre Heimat, die idyllischen Lehrstunden bei ihrem Meister. Doch sie konnte nicht zurück, noch nicht. Sie musste vorher noch ihre Aufgabe erfüllen - vielleicht ja endlich an dieser Schule. Seufzend las sie ihren Einführungsplan um ihren Klassenraum zu finden.
„He! Mädchen! Warum bist du nicht in deiner Klasse? Der Unterricht hat schon begonnen.“ Ein fülliger Mann, der wohl ein Lehrer sein musste, stand auf einmal schnaufend vor ihr. Phiby sah ihn unsicher an und deutete auf ihren Plan:„Entschuldigung, heute ist mein erster Tag. Können sie mir helfen?“
„Senior High, oder? Einfach diesen Flur entlang. Es ist die dritte oder vierte Tür auf der rechten Seite.“, sagte der Mann trocken, wischte sich über seine verschwitze Stirn und verschwand in den weiten Gängen.
Sie sah ihm kurz nach und ging weiter den Flur entlang.
In ihren Gedanken malte sie sich aus, wie die Schüler wohl auf sie reagieren würden. Sie war die Neue.
In diesem Jahr war sie schon vier Mal die Neue und niemals war der erste Tag leicht für sie gewesen. Vielleicht würde es hier anders sein, aber sie machte sich keine großen Hoffnungen. Kurz vor ihrem Klassenraum kam ihr eine Gruppe junger Mädchen entgegen. Vorneweg eine mit kurzen, schwarzen Haaren und arroganten Gesichtsausdruck.
Phiby versuchte ihren Weg zum Klassenraum fortzusetzen. Sie wollte keinen Ärger, denn sie wusste genau wie diese Art von Mädchen auf Neue reagierten. Da hatte sie schon genügend negative Erfahrungen gesammelt.
Phiby ging weiter auf die Tür des Klassenraums zu und versuchte dabei, nicht auf die vier Mädchen einzugehen. Doch sie erwischte sich, wie sie einen kurzen Blick auf eine der Mädchen warf. Ein großer Fehler.
„Was guckst du denn so?“, donnerte ihr eines der Mädchen sofort entgegen.
„Schaut mal Mädels...“, das schwarzhaarige Mädchen zupfte an Phibys Jacke. „...ihre Klamotten. Sind die von deiner Oma?“
Unbehaglich sah Phiby zu den anderen Mädchen. Sie grinsten gehässig, bis auf eine mit hüftlangen blonden Haaren und blauen Augen. Diese hatte einen eher gelangweilten Gesichtsausdruck und drängte sich durch die Gruppe nach vorne.
„Ach komm Dana, lass sie doch. Wir sind keine zwölf mehr.“ Die Blondine seufzte genervt und ging weiter zur Tür, ohne Phiby eines Blickes zu würdigen.
„Serenchen wieder... Mutter Theresa 2.0 “ Dana verdrehte ihre grau-grünen Augen und deutete weiter auf Phiby: „Nun guck doch mal, die hat unter dem Rock noch eine Hose an. Das ist ja so 90er. Die hat es nicht anders gewollt, sonst hätte sie so was nicht an...“
Lachend und grinsend drängte sich die Gruppe an Phiby vorbei in den Klassenraum.
Die Tür viel direkt vor Phiby klackend ins schloß...
„Genauso wie an den anderen Schulen.“, seufzte Phiby leise und strich sich ihre Kleidung wieder zurecht. Dann atmete sie tief durch und sah zur Tür. Sie spürte wie ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie langsam die Hand zur Türklinke führte. Ihr wurde schmerzlich bewusste, dass sie sich nie an dieses Gefühl gewöhnen würde. Die ewige Neue, eine Außenseiterin in dieser merkwürdigen Welt. Doch bevor ihre Gedanken wieder in ihre Heimat abschweifen konnten, überwand sie sich, drückte die Klinke herunter und öffnete langsam die Tür.
Als sie den Raum betrat, spürte sie die musternden Blicke der anderen Schüler.
„Du musst Phiby sein. Schön das du uns gefunden hast.“, ein älterer Mann kam ihr entgegen. „Ich bin Mr. Wayett, Fachlehrer für Naturwissenschaften. Stell dich doch bitte kurz vor.“
Seine Stimme war freundlich und Phiby beruhigte sich ein wenig.
Sie überflog schnell die Sitzreihen und es waren, wie überall, etwa dreißig Schüler in einem Raum. Nervös strich sie über ihre rosa Jacke und räusperte sich.
„Hallo. Ich heiße Phiby Hadel und bin 17 Jahre alt. Meine Eltern und ich sind neu von Tokio hierher gezogen. Ich freue mich hier sein zu dürfen.“ Sie spulte ihren Text wie jedes Mal ab und verbeugte sich dann flüchtig. Ihre Mitschüler sahen das zierliche Mädchen mit den mandelförmigen, braunen Augen und kinnlangen, rostroten Haaren verdutzt an. Einige fingen an zu kichern und zu tuscheln.
„Ah, eine richtige japanische Begrüßung!“, Mr. Wayett verbeugte sich auch kurz förmlich und schickte sie dann auf den freien Platz an der rechten Außenseite. Nach einer langweiligen Biologiestunde verließ Phiby schnell das Klassenzimmer und begann sich umzusehen.
Ihr Weg führte direkt zur nächsten Mädchentoilette.
Erleichtert darüber, dass sonst keiner dort war, zog sie sich in eine der Kabinen zurück.
Sie nahm ihren kristallinen Anhänger in die rechte Hand, schloss die Augen und rief in Gedanken nach ihrem Meister.
Meister Arvanon. Ich bin nun in der neuen Schule.
Dann öffnete sie die Augen wieder und streckte die linke Hand etwas von sich. Gekonnt strich Phiby mit dem Daumen ihren Fingern entlang und entzündete so eine kleine Flamme, die auf ihrer Handfläche unruhig flimmerte.
Einige Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, passierte nichts. Dann sah sie die verschwommene Gestalt ihres Meisters in der Flamme.
„Phiby.... hast du schon etwas gefunden? Die Zeit drängt...!“ Die Stimme des Katzenmenschen war leise, aber eindringlich.
„Noch nicht Meister, aber ich werde wie immer vorgehen und die-“
„Sie muss hier sein! Vier Jahre Suche und kein Ergebnis, viele Schulen sind nicht mehr übrig!“ Arvanons Abbild flackerte und seine Stimme war kaum noch zu hören.
Phiby schluckte angespannt: „Ja Meister. Ich gebe mein Bestes.“
Augenblicklich erlosch die Flamme wieder. Sie verdeckte ihren Blutkristall wieder unter ihrer Kleidung und verließ nachdenklich ihre Kabine.
Als Phiby aufsah, stand ein Mädchen mit wütenden Gesichtausdruck am Waschbecken und sah über den Spiegel Phiby direkt an. „Was bist du? Ein Freak oder was?“
„Wie bitte? Wer bist du?“, stammelte Phiby und musterte das Mädchen. Es trug einen kurzen, lila Rock, welcher zusammen mit ihren stechend grünen Augen einen scharfen Kontrast zu ihrer schwarzen Corsage und den leicht gewellten, hellbraunen Haaren bildete.
Das Mädchen trocknete sich die Hände ab und drehte sich dann zu ihr um: „So seltsame Kinder wie du, machen mich krank.“
„Seltsame?“ verunsichert blieb Phiby wo sie war.
„Du führst Telefonsex auf dem Klo.... Ja Meister, ich gebe mein bestes... also das ist echt, BÄH!“ Das Mädchen schüttelte sich demonstrativ angewidert und verließ dann den Raum. Verdutzt blieb Phiby zurück.
„Das hat ja wunderbar angefangen hier...“, murmelte sie und rieb sich gestresst die Stirn. Sie kontrollierte ihr Aussehen im Spiegel, atmete einmal tief durch, und verließ dann auch die Toilette.
Nach dem Mittag wanderte Phiby über das Schulgelände. Sie dachte über ihr weiteres Vorgehen nach, als sie an der Schwimmhalle vorbei kam. Die Tür stand offen und sie konnte Gelächter hören. Langsam betrat sie die Halle und sah sich um. Die Gruppe Mädchen vom Vormittag stand am Beckenrand.
„Hey Seren, du brauchst doch gar nicht mehr für das Turnier nächste Woche trainieren. Keiner ist so schnell wie du.“, sagte eines Mädchen zu der Blondine die gerade begann, vom Startblock ins Wasser zu springen. Diese zog schnelle, gleichmäßige Bahnen durchs Wasser. Noch nie hatte Phiby jemanden so schwimmen sehen. Es war beeindruckend, sie war regelrecht Eins mit dem Wasser. Sie tauchte und blieb recht lange unter Wasser. Nach einigen Bahnen tauchte Seren bei ihren Freundinnen am Beckenrand wieder auf. „Ich weiß, dass ich nicht trainieren brauche. Ich gewinne das Turnier auf alle Fälle. Ich bin einfach nur gerne im Wasser.“
Eine Weile beobachtete Phiby noch Seren. Diese war gerade dabei, wieder aus dem Becken zu steigen und Dana reichte ihr ein Handtuch. Es kam Phiby so vor, als würde von Seren eine starke Aura ausgehen. Aber um es besser einschätzen zu können, müsste sie näher an sie heran. Was durch die anderen Mädchen momentan nicht möglich war.
Phiby beschloss erst einmal die Halle zu verlassen und in Ruhe darüber nachzudenken.
Es war schwülwarm geworden und sie blinzelte in die Sonne. Beiläufig zog sie ihre Strickjacke aus und knotete sie sich um die Hüfte. Phiby lehnte sich mit Schulter und Kopf gegen einen Baum und grübelte über ihre bisherigen Eindrücke nach...
„Ich hab dich beim spannen in der Schwimmhalle gesehen. Erst das auf dem Klo und nun das...was hast du eigentlich für Probleme?“ Das Mädchen von der Toilette stand auf einmal hinter ihr und zischte Phiby ins Ohr. Diese schreckte kurz zusammen und drehte sich zu dem Mädchen. Diese hatte auch keine Jacke mehr an, sah Phiby abschätzig an und verschränkte ihre Arme. Sofort stach Phiby das grüne Tattoo auf dessen Oberarm ins Auge.
„Ist das ein Phönix?“ Unsicher suchte sie Augenkontakt mit dem Mädchen.
„Sieht man das nicht? Außerdem, was geht dich das an?" Das Mädchen funkelte böse zurück und blieb direkt vor Phiby stehen. Als wäre die Konfrontation mit diesem Mädchen nicht schon schlimm genug gewesen, traten Dana, Seren und der Rest des Schwimmteams auch auf den Hof und sahen zu ihnen herüber. Natürlich kamen sie näher.
„Eh. Hallo? Ist hier eine Freak-Versammlung? Wusste nicht, dass ihr Freunde seid Phoenix.“ Dana deutete auf das Mädchen neben Phiby und grinste.
„Tauscht ihr Modetipps aus?“ Kichernd umringten die Gruppe die Beiden. „Pink und schwarz passt super zusammen, in der Welt der Loser.“ lästerte eine Rothaarige und die anderen Mädchen lachten zustimmend.
„Ihr seit so kindisch! Los verzieht euch, Modepüppchen!“, rief Phoenix wütend und warf mit einem Schulbuch nach der Rothaarigen. Künstlich kreischend zerstreute sich die Gruppe und auch Phoenix ging ohne ein weiteres Wort. Phiby sah erst Seren und der Gruppe Mädchen, dann Phoenix hinterher und plötzlich durchfuhr sie eine Ahnung-
.... Was war denn das? Dieses Gefühl. Das war doch nicht etwa? ….
Das schrille Läuten riss Phiby aus ihre Gedanken. Der Hof leerte sich und Phiby war sich nun nicht mehr sicher, wem der Beiden sie folgen sollte - Seren oder Phoenix. Beide strahlten eine starke Aura aus, genau das, was sie gesucht hatte. Sie entschied sich, erst einmal wieder ins Klassenzimmer zurückzukehren.
Zu ihrer Erleichterung war nicht nur Seren dort sondern auch Phoenix, diese saß in der letzten Reihe auf einem Einzelplatz. Neben ihr stand ein sportlicher Typ, der sich gerade ihren Skizzenblock vom Tisch nahm. „Gib mir das sofort zurück Mike. Das gehört mir!“ fauchte Phoenix ihn an.
„Das ist doch bloß Müll. Deine sonderbaren Zeichnungen von Monstern. Was stimmt nur nicht mit dir.“Er blätterte durch den Block und warf ihn, über die Schulter, in den Mülleimer.
Mit einem Wutaufschrei sprang Phoenix auf, holte aus und schlug ihm ins Gesicht. Unter leichten Schmerzenslauten taumelte Mike leicht zurück.
„Hey was ist hier los? Spinnt ihr?“ Ein anderer Junge eilte zu ihnen nach hinten.
„Ich schwöre dir, ...verschwinde …oder ich…arg…!“ murmelte Mike und hielt sich die schmerzende Nase. Blut tropfte zwischen seinen Fingern zu Boden. Ein raunen ging durch die Klasse und alle sahen empört zu Phoenix.
Diese ging mit Zornestränen in den Augen aus dem Klassenzimmer und musste dabei an Phiby vorbei, die noch immer in der Tür stand.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Phiby und berührte dabei kurz schützend Phoenix Arm. Ein Gefühl durchströmte sie wie ein Blitz. Es gab nun keinen Zweifel mehr. Phiby trat, ohne es zu merken, einen Schritt zurück. „Du...wir müssen-"
„Zieh Leine, ich hab keinen Bock auf dich.“ Phoenix stieß sie beiseite und drängte sich an ihr vorbei. „Lass mich bloß in Ruhe du Freak!"
„Warte! So ist es nicht. Ich... Bitte warte doch!“ Phiby eilte ihr hinterher, sie verließen zügig das Schulgebäude. Nahe der Schwimmhallen blieb Phoenix endlich stehen. Wütend drehte sie sich zu Phiby um: „Ich sagte doch hau ab!“
„Du,... du bist eine Kriegerin“, sagte Phiby zögerlich und erwartete angespannt eine Antwort.
„Eine was? Was für Kraut rauchst du eigentlich?“ Phoenix sah Phiby genervt an.
„Ich habe es gespürt. Als ich dich berührte.“, versuchte diese zu erklären.
„Als du mich berührt hast? Wann hast du mich betatscht?“ Sie sah Phiby leicht angewidert an, aber diese starrte nur zurück: „Von dir geht eine mächtige Aura aus. Du bist eine wiedergeborene Kriegerin... ganz sicher.“
Phoenix sah sie verwirrt an: „Mädchen, ich weiß nicht, was in deinem Kopf kaputt ist, aber ich gehe jetzt nachhause und wage es ja nicht, mir zu folgen!“ Sie machte auf den Absatz kehrt und ging weiter ohne sich noch einmal zu Phiby umzudrehen. Diese sah ihr betrübt nach. Das hatte überhaupt nicht so funktioniert wie sie es sich erhofft hatte.
Ich bin mir sicher... aber ich habe auch etwas bei Seren gespürt. Ich muss Arvanon nochmal befragen...
Seren fuhr mit ihrem Fahrrad nach Schulschluss zu ihrer Mutter in die Apotheke, um ihr noch etwas zu helfen. „Hi Mom, schaffst du es diesmal zum Turnier übermorgen?“
„Ach Schätzchen, du weißt doch, dass ich im Laden arbeiten muss. Deine Schwimm- und Schulsachen bezahlen sich nicht von alleine. Ich würde wirklich gerne, das weißt du doch!“, rief diese ihr hinter einem Regal zu. Seren schnaufte genervt und warf ihre Tasche zu Boden.
Immer dasselbe. Scheiß Geld...
„Kannst du die Kuriersachen eben übernehmen? Tom hat sich mal wieder kurzfristig krank gemeldet, sonst müsste ich das noch nach Schluss mit dem Auto machen.“
„Kein Problem Mom, wo sind die Sachen denn?“, suchend sah Seren sich um.
„Vorne unterm Tresen, es sind nur zwei.“
„Ah da,... ich fahre danach nachhause und mach schon mal Abendessen fertig, okay?“
„Ja, bist ein Schatz meine Süße!“ Ihre Mutter hatte mehrer Flaschen in der Hand und verschwand wieder im Nebenraum.
Seren nahm die zwei Päckchen und ging vor die Tür. Draußen las sie die Adressen .
Ah Mrs. Mabrouk und.... oh, Bürgermeister Hunter. Na toll... dann erst mal dahin.
Sie schwang sich aufs Fahrrad und radelte die Straße hinab.
Das opulente Gebäude, das einzige Gemauerte weit und breit, war der Wohnsitz des Bürgermeisters und seiner Familie. Seren lehnte das Fahrrad an den Zaun und klingelte zweimal. Irgendwo im Zwinger kläfften und knurrten Hunde als das geschmiedete Tor sich automatisch quietschend öffnete. Sie ging auf die Veranda wo ein Mädchen, die Tochter des Bürgermeisters, schon in der geöffneten Tür stand und Seren musterte. „Was?“
„Hi, ich soll die Tabletten abgeben für-“
„Für meine Mutter, ihre 'Migräne' ist wiedermal da.“ unterbrach das Mädchen sie.
Seren räusperte sich: „Okay, unterschreibst du bitte hier? Danke, bis morgen dann Phoe-.“
„Jaja...“ und Phoenix schlug die Verandatür vor Serens Nase zu.
„Blöde Gothic Tusse.“, zischte Seren und ging missmutig zu ihrem Fahrrad zurück.
„Mutter deine Tabletten!“, rief Phoenix und ging vom Flur zur Treppe.
„Phoenix Amanda Samantha! Ich will nicht, dass du mich so nennst! 'Mutter' da bekomme ich Ausschlag von, das macht mich zehn Jahre älter!“
„Ja,... Amanda, deine Tabletten. Bitteschön.“ hauchte Phoenix gekünstelt freundlich.
„Ah wundervoll. George und ich haben heute Abend ein Dinner. Und von dort aus werden wir den Flug nach L.A nehmen.“
Ausdruckslos sah Phoenix sie an. „Aha. Also, wie lange seid ihr diesmal weg?“
„Nur drei, vier Tage, denke ich. Du bist schon 20, stell dich nicht so an.“
„...19...ich bin 19!" murrte sie und sah ihre Mutter zornig an.
„Ach die ein, zwei Jahre. George, kommst du endlich?!“ Amanda stand auf der letzten Stufe neben Phoenix und keifte nach oben.
„Woher sollst du auch wissen wie alt ich bin, vergisst meinen Geburtstag ja eh jedes Jahr.“, flüsterte Phoenix leise und biss sich auf die Unterlippe. Sie war es gewohnt das ihre Mutter eigentlich nichts über sie wusste, aber es tat trotzdem weh.
Der Bürgermeister kam nun schnaufend die Treppen herunter. „Ja Schatz ich eile... Ist die Limousine schon vorgefahren?“
„Ich hoffe es doch.“ Amanda sah wieder zu ihrer Tochter und spitzte pikiert die Lippen. „Wenn du dich endlich wieder vorzeigbar kleiden und schminken würdest, könntest du ja mitkommen.“
„Eher sterbe ich.“ knurrte Phoenix und verschränkte die Arme.
Amanda schien diese Antwort erwartet zu haben und sah wieder zu ihren Mann: „Gib unserer Tochter noch ihr Taschengeld und dann komm endlich.“ Auf ihren Stöckelschuhen und in dem engen knallpinken Cocktailkleid stolzierte Amanda Richtung Haustür.
Ihr Vater kramte in seiner Brieftasche: „Hier, langen 100 Dollar ?“
Phoenix sah ihn abschätzend an. „Für Vier Tage ? Ich bin mir nicht sicher...“ gelangweilt hielt sie die Hand auf, das Spielchen kannte sie schon. Er legte noch einen 20 Dollar-Schein obendrauf und gab ihr das Bündel. Dann eilte er seiner Frau hinterher.
Also mal wieder alleine...
Ausdruckslos sah Phoenix durchs Fenster wie ihre Eltern verschwanden. Sie stopfte sich das Geld in die Tasche und ging verbittert nach oben.
Am nächsten Schultag war Phiby vor allen anderen im Klassenzimmer. Sie wartete auf Seren, denn sie hatte gestern gehört, dass sie immer eine der Ersten morgens war um einen Platz vorne am Fenster zu bekommen. Kurze Zeit später kam diese auch herein. Als sie Phiby sah blieb sie stehen. „Huch, normalerweise ist keiner vor mir hier.“
„Ich muss mit dir reden, Seren.“ Phiby sah sie ernst an und sprach gedämpft.
„Du? Mit mir? Wesssswegen bitte?“ fragend sah Seren das Asiatisch angehauchte Mädchen an und blieb auf Abstand.
„Ich... Also du, hier ist kein geeigneter Ort. In der Mittagspause hinter der Schwimmhalle?“ Flehend sah Phiby sie an. Hinter Seren kam gerade ein Junge ins Klassenzimmer.
Damit dieses merkwürdige Gespräch nicht vordem Jungen weitergeführt werden musste, stimmte Seren zu. „Nach dem Training. In der Pause bin ich mit meinen Freundinnen zum Essen. Und nun, Psh.“ Dabei warf sie ihre Haare zurück und ging zu ihrem Fenster Platz.
„Ja okay, das ist auch gut.“ Freudig setze Phiby sich auf einem Platz in der Mitte und lehnte sich zurück. Wenn ihr Plan aufginge, konnte sie bald heim.....