Vor Kälte bibbernd entstieg er dem Wasser auf der anderen Seite des Grabens. Geschwindt entwickelte er das Seil um seinen Bauch, bevor er sich die trockenen Sachen anzog. Köcher und den Kurzbogen verstaute er auf dem Rücken, den Dolch steckte er in seinen Gürtel. Den Schild ließ er umgedreht auf dem Gras liegen, vielleicht brauchte ihn dieser Fanrael als Schwimmhilfe. Marius hofte, dass der andere trotz seiner Verletzungen nicht zu geschwächt zum Schwimmen war, ansonsten musste er sich etwas anderes einfallen lassen. So schnell er konnte schlich er sich bis dicht an die Burgmauer. Abschätzend und mit dem Blick eines Meisters seines Fachs bestimmte er die Höhe, ab der die Mauer in den Himmel überging. Fünfzehn Meter, der Wind weht schwach aus Süden und die nächste Wache wird erst in 10 Minuten vorbeikommen. Perfekt. Also los, ich gebe dir zwei Versuche, ansonten hängst du diesen Beruf an den Nagel wettete er mit selbst. Der Dieb wich zwei Schritte zurück um mehr Platz zu haben. Schwungvoll ließ er den Haken kreisen, schneller und immer schneller durchschnitt dieser die Luft. Als er den höchsten Punkt erreicht hatte ließ er los und die Krallen flogen geradlinig auf die Mauer zu. Leider prallten sie in ca. 12 Meter Höhe gegen den Stein. Ein leises Pling war zu hören und Marius wurde von einigen kleinen Gesteinssplittern berieselt. Verdammt, meine Finger sind von der Kälte noch ganz taub. Neugierig wartete er zwei Minuten, ob jemand das Geräusch gehört hatte, aber nichts rührte sich. Anscheinend hatte er nochmal Glück gehabt. Zufrieden ließ er den Haken zu Boden fallen. Els half nichts, er musste sich aufwärmen. Marius spannte jeden Muskel in seinem Körper an und begann damit verschiedene Kampfbewegungen mit den Händen durchzuexerzieren. Langsam wurden seine Bewegungen fließender und deshalb folgten bald darauf auch noch die Beine. Wenn jetzt jemand auf der Burg sehen könnte wie ich Aufwärmübungen mache, wird er sich wahrscheinlich vor Lachen zusammenkrümmen, bevor er einen Pfeil auf mich abschießt. Aber es half, seine Händen gewannen endlich ihre gewohnte Geschmeidigkeit zurück und so versuchte er erneut den Haken zu werfen. Diesmal landete er zielgenau zwischen zwei Zinnen der Mauer und blieb stecken. Na bitte, wer sagts denn, wenn ich dieses Unternehmen überstehen sollte schulde ich mir ein Bier.