Lazarus
Advocatus Diaboli
Frustriert beugte sich der muskelbepackte Hüne über die, vor ihm auf dem Tisch ausgebreitete Landkarte. Langes braunes Haar fiel in langen, sanften Wellen bis zum Halsansatz seines glänzenden Plattenpanzers herab. Ein Anflug von ohnmächtiger Wut huschte über sein kantiges Gesicht, welches von einem struppigen Dreitagesbart bedeckt wurde. Voller Verzweiflung krachte sein Panzerhandschuh auf den Tisch herab, und dadurch kippten die meisten der Holzklötze um, welche Dörfer, Städte und feindliche Heere darstellten. Alle im Raum, außer seinem Gegenüber zuckten angsterfüllt zusammen und versuchten sich unsichtbar zu machen. ,,Verdammt, Allectus wir verlieren. Wieder wurde ein Dorf überrannt, ohne dass wir etwas dagegen unternommen haben, weitere hundert Seelen, die sich der Feind einverleibt hat. Und wo bei allen Heiligen bleibt die nächste Mondsteinlieferung? Sie hätte bereits vor fünf Tagen eintreffen sollen. Wir brauchen diese Vorräte um den Schirm bei einer Belagerung länger als einen Monat aufrecht erhalten zu können, selbst jetzt wo er nur mit halber Stärke läuft, verbrauchen wir zehn Kilo Steine am Tag. Immer noch strömen Flüchtlinge in der trügerischen Hoffnung auf Schutz in die Stadt, obwohl wir bereits aus allen Nähten platzen. Die Unruhen nehmen überhand und bald wird es zu ernsthaften Zwischenfällen kommen und als wäre das nicht schon schlimm genug bin ich dank Euch auch noch dazu verdammt hier auszuharren, anstatt mich in die Schlacht zu stürzen und diesen dreckigen Biestern mein Schwert tief in die Eingeweide zu rammen. Ich bin verdammt noch mal kein Truchsess und kein Kämmerer, ich kann mich nicht um jeden Mist kümmern, gebt mir ein Schwert und ein paar Männer und ich zeige Euch aus welchem Holz ich geschnitzt bin, aber verlangt von mir nicht etwas zu sein, dass ich nicht bin." Anklagend richtete er seinen Finger auf den alten Mann, welcher ebenfalls in einen Plattenpanzer gehüllt war und ihm direkt gegenüber stand. ,,Ich weiß wie ihr Euch fühlen müsst Darius, auch ich war mal jung, zumindest glaub ich das, auch wenn es schon Jahrhunderte her sein muss. Aber das Volk braucht jemanden zu dem es aufstehen kann und das ist weder der König, noch das Dreigestirn der Magier, das seid ihr Junge und auch wenn es Euch nicht passt besteht Eure Aufgabe in mehr als nur mit dem Schwert herumzufuchteln. Niemand bestreitet Euer Können, oder Euren Mut, aber ein guter Anführer muss sich auch um alle anderen Aspekte des Krieges kümmern die nichts mit dem Kampf zu tun haben. Logistik und die Moral der Truppe haben mindestens einen genau so großen Einfluss auf den Verlauf einer Schlacht und das Letzte was wir gebrauchen könne ist Euer Tod da draußen, während ihr einen Rachefeldzug führt, der niemandem mehr etwas bringt. Der Verlust des Dorfes ist tragisch und bei meiner Seele, ich würde selbst gerne meinen Streitkolben auf ein paar gehörnte Schädel krachen lassen, aber wir beide können die Stadt nicht verlassen, ohne dass der Schild gesenkt werden müsste und während dieser zwei Tage in denen die Magier ihn wieder errichten, könnten wir keine Flüchtlinge aufnehmen, ohne Gefahr zu laufen einen Ifrit oder schlimmer noch einen Schattengänger einzulassen und was das bedeutet muss ich Euch wohl nicht erklären." ,,Nein, müsst ihr nicht, aber….." ,,Verzeiht, aber ich war noch nicht fertig mit meinen Ausführungen. Ich weiß wieder so eine schlechte Angewohnheit von mir dieses aufdringliche Geschwafel und die ständigen Predigen, dass würde mir mit der Zeit auch gehörig auf die Nerven gehen. Das Alter ist wirklich eine schreckliche Krankheit. Wo war ich? Ah ja, das mit dem Dorf können wir nicht mehr abändern, so grausam es sich momentan auch anhört, aber das Problem mit den Mondsteinen ist wesentlich gravierender, ich habe bereits vor zwei Tagen einen Boten zu einem geheimen Außenposten der Digger geschickt und um eine Antwort gebeten, ohne Euch vorher zu informieren, entschuldigt." ,,Geschenkt, was hat der Bote herausgefunden?" ,,Gar nichts denn er kam nie bei den Winzlingen an. Man hat ihm zehn Meilen vor seinem Ziel aufgelauert und die Kehle durchgeschnitten, gerade eben habe ich die Meldung erhalten." ,,Strauchdiebe?" ,,War auch mein erster Gedanke, aber der Bote war wie ein gewöhnlicher Bauer gekleidet und hatte auch nur ein Minimum an Geld dabei. Nein da muss etwas anderes dahinterstecken, zumal der Schnitt an der Kehle nicht das einzig Merkwürdige an dem Mord war. Der Mörder hat nach der Tat die Haut seines Opfers abgezogen, man hat ihn nur auf Grund eines Rings den er bei sich trug noch identifizieren können. Außer den Frell die diese Praktik anwenden wenn man ihre Stammesgebiete unbefugt betritt, kenne ich nur eine andere Spezies die so etwas tut." ,,Dämonen." ,,Genau, daher gibt es nur eine Möglichkeit, irgendjemand in der Stadt spioniert für unsere Feinde." ,,Das kann nicht sein, alleine schon die Vorstellung, dass jemand seine eigene Rasse, oder gar die eigene Familie an das Chaos verrät ist vollkommen abwegig." ,,So, meint ihr? Obwohl ich genau so lange wie ihr auf dieser Welt bin, würde ich meine Hand für die Menschen nicht ins Feuer legen wollen."
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