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Eine gewagte These: Wer nur die Ringe-Trilogie sowie die (*Seufz*) Serie kennt ...

Cassandra

Abyssus abyssum invocat
Registriert
25. Feb. 2012
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16.096
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Faerûn
... hat keine Ahnung von "Der Herr der Ringe"


Warum behaupte ich das? Weil die Bücher eine so viel komplexere und coolere Handlung bieten als die Filme - zumindest meiner Meinung nach.

Da ich (aktuell noch) kein Konzept für diesen Thread hier habe, will ich im Folgenden einfach Beispiele aufführen, was im Buch sehr viel besser dargestellt wurde, welche Missverständnisse möglicherweise beim Ansehen der Filme auftreten können und was für Logiklöcher die Filmreihe durchziehen.

Über Beiträge anderer User würde ich mich freuen.



Saruman:

Saruman ist - ebenso wie Gandalf - einer der fünf Istari, die nach Mittelerde gesandt wurden, um sich gegen Sauron zu stellen und den Frieden zu wahren.
Was in den Filmen nicht so ganz klar wird: Er war nicht immer der Böse. Ursprünglich versah er seine Aufgabe als Helfer der freien Völker recht gut, doch sein Ehrgeiz und möglicherweise auch der Neid (bspw. war er nicht begeistert, dass Galadriel nicht ihn, sondern Gandalf als Obersten der Istari geshen hätte; außerdem war es erneut Gandalf, der einen der Ringe der Macht erhielt - etwas, das er gerne selbst gehabt hätte), der ihn für das Böse empfänglich werden ließ.

Er wollte die Welt nach seinen Vorstellungen prägen, weil er der Ansicht war, dass alle von seiner Führung profitieren würden. Da er zwar über ähnliche Ambitionen wie Sauron verfügte, aber bei Weitem nicht über dessen Macht, plante er, den Einen Ring an sich zu bringen.
Saruman begann mithilfe der Orks und Dunländer eine Privatarmee aufzustellen, spionierte halb Mittelerde aus und tat dann das, was ihn letztlich in Saurons Arme trieb: Er benutzte den Palantír des Orthanc. In einem Anfall von Selbstüberschätzung glaubte er, Sauron gewachsen zu sein und eine Art Kooperation mit diesem eingehen zu können, nur um ihn dann am Ende zu betrügen. Doch schon zu diesem Zeitpunkt war Saruman nicht mehr Herr seiner selbst, sondern stand unter dem Einfluss des Dunklen Herrschers.

Dazu später mehr.

Ein Zeitsprung und der entscheidende Unterschied zum Film: Nachdem Sarumans Heer besiegt und Isengard belagert wurde, kam es zur Auseinandersetzung zwischen Gandalf und Saruman. Aufgrund Sarumans Verrat wurde dieser seines Postens enthoben und aus dem Kreis der Istari verstoßen.
Kurzer Einschub: Gandalf hatte ja bereits die Führung der Istari übernommen, indem er zu "Gandalf der Weiße" wurde - ein Geschenk der Valar dafür, dass er sich für das Gute (und seine Gefährten) geopfert hatte; außerdem war seine Aufgabe noch nicht erfüllt, weshalb es Sinn machte, ihn wieder ins Spiel zu bringen.

Anders als im Film, wurde Saruman nicht auf dem Orthanc getötet. Stattdessen wollte er mithilfe einiger größenwahnsinniger Hobbits, das Auenland unterjochen.
Getötet wurde er letztlich von Grima, den er die ganze Zeit über behandelt hat, wie Scheiße. Als er ihn dann zum falschen Zeitpunkt erneut verspottet und sogar ins Gesicht getreten hat, knallte bei Grima eine Sicherung durch und er schlitzte Saruman die Kehle auf (und wurde daraufhin seinerseits von Hobbit-Bogenschützen getötet - nicht von Legolas).

Sarumans Ende berührte im Buch weit mehr als im Film. Denn Saruman ist als einer der Maiar (ebenso wie z. B. Gandalf) unsterblich. Das bedeutet, dass sein Körper vergeht, aber sein Geist bestehen bleibt.

Im Buch heißt es dazu:

[...] Zum Entsetzen aller, die dabeistanden, sammelte sich um Sarumans Leiche ein grauer Nebel, stieg langsam hoch, auf wie Rauch von einem Feuer, und stand über dem Bühl wie eine bleiche, in ein Leichentuch gehüllte Gestalt. Für einen Moment schien sie zu schwanken und nach Westen zu blicken; aber von Westen kam ein kalter Windstoß und bog sie hintenüber; und mit einem Seufzer löste sie sich in nichts auf. [...]

J. R. R. Tolkien "Der Herr der Ringe - Die Wiederkehr des Königs" - Übers. Wolfgang Krege; Klett-Cotta


Die Rückkehr nach Valinor ist ihm also verweigert worden, da er nicht nur seine Aufgabe nicht erfüllt hat, sondern zudem (mehrfach) zum Verräter geworden war.

Was ich mich frage ist: Ob Saruman theoretisch - ähnlich wie Sauron - wieder zurückkommen bzw. erneut irgendwo in Mittelerde Gestalt annehmen könnte? Bei Sauron hatte es ja auch funktioniert; hat eben bloß ein paar Tausend Jahre gedauert.
 
@Edit: Wie gesagt, ich würde mich über entsprechende, ergänzende Beiträge freuen, in denen die Unterschiede zum Buch thematisiert werden.

Gerne kann jemand, der z. B. eine Filmszene für gelungener hält als die Buch-Version, dies hier reinschreiben (und im Idealfall auch begründen). Macht die Diskussion zum Thema nur umso spannender.

Aber bitte Phrasen vermeiden wie "Die Filme sind besser, weil ... Das Buch ist doof, viel zu dick und die Sprache ist antik" etc. :devilroll
 
Zuletzt bearbeitet:
Pfad der Toten (Paths of the Dead)

Eine Szene, die viele (die das Buch nicht kennen) in der Filmreihe beeindruckt hat, war die Rekrutierung und anschließende Erlösung der Totenarmee.
Diese bestand aus aus einem wilden Volk, das weitläufig zu den Dunländern gehörte und das Isildur die Treue geschworen hatte, dann aber unter dem Einfluss von Sauron ihrem Eid untreu wurde und sich weigerte, an der Seite Isildurs in die Schlacht gegen Sauron zu ziehen.

Daraufhin wurde das wilde Volk von Isildur verflucht (dass der das überhaupt drauf hatte), auf dass es - falls die Allianz die Schlacht gewinnt und Sauron besiegt wird - so lange in den Weißen Bergen würde ausharren müssen, bis einer von Isildurs Erben irgendwann erneut seine Unterstützung im Kampf anfordert.

Als Folge dieses Fluches starb das Volk beinahe aus, bis am Ende des Dritten Zeitalters nur noch ihre Geister übrig geblieben waren.
Das war nun der Zeitpunkt, als Aragorn im Gebiet Dunharg am Fuße der Ered Nimrais aufkreuzte und die Geister des wilden Volkes zum Stein von Erech rief (an diesem Stein hatten die Vorfahren der Geister Isildur ihren Treueeid geleistet) und sie aufforderte, ihren Eid zu erfüllen.

Und hier trennen sich die Handlung vom Buch und die vom Film: Im Film nimmt Aragorn mithilfe der Totenarmee die Schiffe der Korsaren von Umbar ein. Danach greifen die Toten noch einmal (entscheidend) in die Schlacht auf dem Pelennor ein. Und erst dann betrachtet Aragorn den Eid, den sie seinem Vorfahren geleistet haben, als erfüllt und sie dürfen sich verziehen.
Ein weiterer und sehr entscheidender Unterschied ist der, dass die Geister im Film ihre Gegner tatsächlich körperlich angreifen und auf diese Weise töten können. Das ist im Roman nicht so.

Im Buch gibt Aragorn die Geisterarmee bereits nach dem Sieg über die Korsaren frei. Auch wird deutlich, dass die Toten nicht physisch in die Auseinandersetzung eingreifen können, sondern stattdessen eine solche Angst unter den Feinden verbreiten, dass diese panisch ins Meer springen und ertrinken.

Das ist im Übrigen auch der Grund, weshalb sie im Buch nicht mit in die Schlacht gegen die Orks auf dem Pelennor ziehen - es kann nämlich gut sein, dass die Orks weitaus weniger empfänglich für diese Aura der Angst sind und die Totenarmee deshalb Aragorn und den anderen schlichtweg keinen Nutzen bringen würde.
Im Film hatte Gimli ja die Idee, dass man die Armee auch gegen Sauron selbst einsetzen könnte, was Aragorn aber ablehnte - etwas, das strenggenommen keinen Sinn macht, denn im Film wären sie sehr effektiv gewesen. Im Buch war es dagegen nachvollziehbar, weshalb er die Geister bereits so früh von ihrem Eid entbunden hat: Sie hatten ihren Zweck erfüllt und hätten im weiteren Verlauf der Schlacht keine nennenswerte Hilfe mehr bieten können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe das Buch noch nicht gelesen. Vielleicht habe ich schon bei den Filmen geschlafen, denn ich weiss gar nicht was Istari oder Valar sind. Über Morgoth weiss ich nur, dass er der erste Bösewicht war. Und es gibt auch einen richtigen Gott, der alles erschaffen hat?
Das Buch ist halt viel zu dick und die Sprache so.....haha, war nur Spaß. :elkgrin: Ich bin noch nicht dazu gekommen es zu lesen. Kam immer was dazwischen.

Das Ende von Saruman im Buch finde ich schon etwas merkwürdiger als sein Ende im Film. Wird nach Saruman nicht gesucht? Da wäre es doch nur eine Frage der Zeit, bis man erfährt, dass er sich im Auenland niedergelassen hat und zusätzlich die Bewohner unterdrückt. Klüger wäre es gewesen, wenn er untergetaucht wäre. :gruebel:
 
Danke für deine Gedanken @Cassandra. Ich bin in vielen Punkten bei dir und die Filme können die Bücher nicht annähernd ersetzen oder ihnen gerecht werden. Ich betrachte diese beiden Produkte aber nicht im Konkurrenzkampf, vielmehr als eigenständige Werke, die beide, auf ihre Weise und für das jeweilige Zielpublikum, sehr gelungen sind.
 
Das Ende von Saruman im Buch finde ich schon etwas merkwürdiger als sein Ende im Film. Wird nach Saruman nicht gesucht? Da wäre es doch nur eine Frage der Zeit, bis man erfährt, dass er sich im Auenland niedergelassen hat und zusätzlich die Bewohner unterdrückt. Klüger wäre es gewesen, wenn er untergetaucht wäre. :gruebel:
Saruman ist ja nicht aus dem Orthanc geflohen, sondern er wurde nach längerer Zeit von Baumbart freigelassen, weil dieser dachte, dass der ehemals weiße Zauberer keine Macht mehr besitzen würde (Gandalf hat - was auch im Film, zumindest in der extended Version, zu sehen ist - seinen Stab zerbrochen; zudem war er auch noch aus dem Orden der Istari verstoßen worden.

Was Baumbart aber übersehen hat: Die Macht seiner Stimme, ist Saruman geblieben. Im Film wurde die Besonderheit von Sarumans Stimme nicht ganz so deutlich - aber er kann mit dieser den Geist der Menschen (und auch anderer Wesen) beeinflussen. Das hat ja schon ganz prima bei Gríma Schlangenzunge geklappt.

Und so ist er eben ins Auenland marschiert und hat dort versucht, erneut zu - einer gewissen - Macht zu gelangen. Rest siehe oben. Seit den Ringkriegen war zu dem Zeitpunkt bereits etwa ein Jahr (oder irre ich mich da :gruebel:?) vergangen und die Beteiligten haben sich anderen Themen zugewandt. Zudem ist das Auenland ja nicht gerade um die Ecke, weshalb vermutlich erst einmal nicht allzu viele die Machtübernahme werden mitbekommen haben.
 
Danke für deine Gedanken @Cassandra. Ich bin in vielen Punkten bei dir und die Filme können die Bücher nicht annähernd ersetzen oder ihnen gerecht werden. Ich betrachte diese beiden Produkte aber nicht im Konkurrenzkampf, vielmehr als eigenständige Werke, die beide, auf ihre Weise und für das jeweilige Zielpublikum, sehr gelungen sind.
Da gebe ich Dir natürlich vollkommen recht. Ich will die Filmreihe auch nicht schlechtreden. Aber ich finde es schade, wenn "Der Herr der Ringe" so häufig nur auf die Filme reduziert wird. Die Romane haben viel mehr zu bieten, das es wert wäre, beachtet zu werden.
Deshalb sollte deutlich mehr Werbung für die Bücher und deren Handlung gemacht werden. Was ich hiermit ja tue. :ogat:
 
Saruman ist ja nicht aus dem Orthanc geflohen, sondern er wurde nach längerer Zeit von Baumbart freigelassen, weil dieser dachte, dass der ehemals weiße Zauberer keine Macht mehr besitzen würde (Gandalf hat - was auch im Film, zumindest in der extended Version, zu sehen ist - seinen Stab zerbrochen; zudem war er auch noch aus dem Orden der Istari verstoßen worden.

Was Baumbart aber übersehen hat: Die Macht seiner Stimme, ist Saruman geblieben. Im Film wurde die Besonderheit von Sarumans Stimme nicht ganz so deutlich - aber er kann mit dieser den Geist der Menschen (und auch anderer Wesen) beeinflussen. Das hat ja schon ganz prima bei Gríma Schlangenzunge geklappt.

Und so ist er eben ins Auenland marschiert und hat dort versucht, erneut zu - einer gewissen - Macht zu gelangen. Rest siehe oben. Seit den Ringkriegen war zu dem Zeitpunkt bereits etwa ein Jahr (oder irre ich mich da :gruebel:?) vergangen und die Beteiligten haben sich anderen Themen zugewandt. Zudem ist das Auenland ja nicht gerade um die Ecke, weshalb vermutlich erst einmal nicht allzu viele die Machtübernahme werden mitbekommen haben.

Ah okay, dann ist das verständlicher, wenn er zuerst quasi seine Haftstrafe abgesessen hatte und es keine weltweite Fahndung mehr gab.
Manchmal sind die Guten doch zu gut. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man Saruman im Buch leben lassen würde. Auch wie in der gekürzten Kinofassung. ;)
 
Er ist definitiv eine Gefahr und wäre er irgendein x-beliebiger Typ, hätte sich Legolas' Pfeil vermutlich irgendwann aus Versehen in seinen Schädel verirrt. Aber Saruman ist immerhin einer der fünf Istari - sogar deren Oberster - UND er ist ein Maiar. Zudem war er, bevor er unter den Einfluss von Sauron geriet, Gandalfs Freund und Gefährte. Außerdem war ihm nach seiner Verbannung das gleiche Schicksal beschieden wie Sauron. Und das ist schon Strafe genug. Deshalb ist es - zumindest im Buch - nachvollziehbar, warum sie relativ milde mit ihm umgegangen sind. Im Film wird dieser ganze Zusammenhang leider nicht deutlich.
 
Ist Denethor wirklich so :poop:?

Denethor II war der 26. Truchsess von Gondor und nicht gerade ein Sonnyboy - seine Fresserei hat mich ständig an Walder Frey aus GoT erinnert ...

Apropos Fresserei - hier ein kurzer Einschub: BrotherhoodWorkshop - LEGO Denethor's Dinner (Stop Motion LOTR parody)

Allerdings hat er eine interessante Vorgeschichte, die im Film nicht thematisiert wird. UND da ist noch etwas: Er war einem der Palantíri und damit direkt Saurons Einfluss ausgesetzt.

Denethor war der Sohn Ecthelions II. und durch seine Adern fließt - wie auch bei Aragorn - das Blut von Núemenor. Somit ist auch er ein Dúnedain und hätte (wäre die Geschichte anders verlaufen) ein sehr hohes Alter erreichen können (Aragorn war zur Zeit der Ringkriege ja auch schon weit über achtzig Jahre alt).

Nach dem frühen Tod seiner jungen Frau Finduilas wurde er immer verbitterter und zog sich oftmals für lange Zeit in seinen Turm zurück. Finuilas war in den Gebieten der Küste von Dol Amroth aufgwachsen und liebte das Meer. Da Gondor eher gebirgig ist, kam sie mit der neuen Umgebung nicht so recht klar, vermisste ihre Heimat und fürchete sich vor allem vor dem Erstarken Saurons (nicht vergessen: Gondor grenzt direkt an Mordor). Das alles war dann zu viel für sie.

Doch zuvor gebar sie Denethor Boromir (der übrigens nach dem 11. Truchsess von Gondor benannt worden war) und ein paar Jahre später Faramir, der seiner Mutter sehr ähnlich gesehen haben soll. Möglicherweise ein Grund, weshalb Denethor nie so ganz glücklich darüber war, wenn dieser ihm unter die Augen kam. Boromir dagegen erinnerte ihn an sein jüngeres Selbst und da Denethor vermutlich arg eitle Züge besaß, hat ihm das vermutlich gefallen - was sich in seinem Verhalten gegenüber Boromir widerspiegelte.

Ein kurzer Einschub zu Boromir und Faramir: Etwas, das im Film auch nicht so deutlich wird (in der Extended Version zumindest ein bisschen) ist einmal das gute Verhältnis zwischen Boromir und Faramir. Die beiden Brüder standen sich sehr nahe. Was im Film dagegen völlig untergeht: Faramir wurde als Jugendlicher von Gandalf unterrichtet, was ihn in den Augen Denethors wohl zu einem Mädchen machte oder zumindest eher zu einem Magier-Lehrling als zu einem Krieger (wie Boromir).
Allerdings ist Faramir im Buch deutlich selbstbewusster und kommt - im Gegensatz zu dem Film - auch nicht in Versuchung, sich des Ringes zu bemächtigen, damit sein Papa endlich mal stolz auf ihn ist.

Als abzusehen war, dass die Macht Saurons zunehmen würde und ein Krieg immer wahrscheinlicher wurde, beschloss Denethor, einen Blick in den Palantír von Minas Tirith zu werfen (zu den Palantiri kommt irgendwann noch ein Extrabeitrag). Er vermutete, dass einer der anderen Palantiri in Barad-dûr befand und hoffte vielleicht, Sauron ausspionieren zu können.
Damit war sein Schicksal mehr oder weniger besiegelt. ABER: Der Palantir verwirrte zwar seinen ohnehin schon strapazierten Geist, was ihn eine Menge falscher Entscheidungen treffen ließ (z. B. den Abzug der Truppen an der Süd- und Ostgrenze Gondors, mit dem Ergebnis, dass die Grenzen umgehend von Ostlingen und Haradrim überrannt wurden), aber dennoch verfiel er nicht - im Gegensatz zu Saruman - dem Einfluss Saurons.

Dennoch war er alles andere als ein idealer Herrscher in diesen gefährlichen Zeiten. Und nach Boromirs Tod waren die letzten Reste von Selbstbeherrschung verschwunden. Er weigerte sich, Rohan um Hilfe zu bitten, als die ersten Armeen aus Mordor Richtung Gondor marschierten. Warum? Weil er wohl auch mithilfe des Paldins von Aragorns Existenz erfahren hat und wusste, dass dieser zusammen mit den Reitern Rohans in Gondor aufkreuzen würde - als rechtmäßiger Thronerbe Isildurs. Was bedeutet hätte, dass Denthor den Platz hätte räumen müssen, worauf er offensichtlich gar keinen Bock hatte.

Eine seiner schlimmsten Fehlentscheidungen war der Befehl an Faramir, dass dieser mit seinen Leuten das Ufer des Anduin halten und auf diese Weise das Eindringen der Feinde aufhalten sollte. Ein Grund dafür mag - abgesehen von dem rapiden geistigen Verfall Denethors - auch gewesen sein, dass Faramir Frodo mit dem Ring hatte ziehen lassen. Dies hatte Papa nicht so prima gefunden.

Die "Schlacht" am Anduin war ein Himmelfahrtskommando, denn auf einen Gondor-Krieger kamen ungefähr hundert Orks ... Faramir und die Seinen schlugen sich tapfer (was hätten sie auch tun sollen?), aber sie mussten zurückweichen und im Zuge dessen, wurde Faramir von einem Pfeil getroffen und - was noch schlimmer war - dem Schwarzen Anhauch ausgesetzt.
Kleiner Einschub: Der Schwarze Anhauch (sozusagen die Knoblauch-Ausdünstung der Nazgûl) führte zu tiefer Ohnmacht, wirren Träumen, düsteren Gedanken und schließlich zum Tod. Das war übrigens auch der Grund, weshalb Éowyn umgekippt war, als sie (zusammen mit Merry) den Hexenkönig von Angmar getötet hatte.
Doch alle drei hatten den großen Vorteil, Best-Buddies mit Aragorn zu sein. Denn dieser kannte die Wirkung von Athelas (und hatte sogar was davon dabei), weshalb er die drei hatte retten können.

Übrigens wurde Faramir im Film von seinem Vater nach Osgiliath geschickt, um die Stadt aus den Klauen des Feindes zu befreien - was ebenfalls ein Himmelfahrtskommando war. Zudem gehört die Film-Szene, in der Faramir mit seinen Reitern in bequem-zu-töten-Formation auf die Stadt zureitet, während dort die Orks hocken und in aller Ruhe ihre Bogen spannen, nicht gerade zu meinen Favoriten.

Als nun auch sein zweiter Sohn scheinbar gefallen war und er durch den Einfluss des Palantirs jegliche Hoffnung verloren glaubte, gab Denethor endgültig den Geist auf und wollte sich, zusammen mit Faramir, den Flammen übergeben. Doch Faramir konnte gerettet werden, Denethor kam in dem Feuer um.

In "J. R. R. Tolkien Briefe, Herausgeber: Humphrey Carpenter, Übersetzer: Wolfgang Krege: Anmerkungen zu W. H. Audens Besprechung des Return of the King " schreibt Tolkien über Denethor:

"Denethor war von bloßer Politik angekränkelt: daher sein Versagen und sein Misstrauen gegen Faramir. Für ihn war es zu einem Hauptmotiv geworden, den Staat Gondor zu bewahren, gewissermaßen gegen einen anderen Potentaten, der stärker geworden war und aus diesem Grund, nicht weil er böse und rücksichtslos war, gefürchtet und bekämpft werden musste. Denethor verachtete die niederen Menschen, und man kann sicher sein, dass er zwischen den Orks und den Verbündeten von Mordor keinen Unterschied machte. Hätte er überlebt und gesiegt, auch ohne Gebrauch des Ringes, so wäre er selbst einem Tyrannen ein Gutteil ähnlicher geworden, und die Bedingungen und die Behandlung, die er den irregeführten Völkern des Ostens und Südens gewährt hätte, wären grausame Racheakte gewesen. Er war ein "politischer" Führer geworden: sozusagen Gondor gegen alle anderen."

Alles in allem kann man sagen, dass Denethor mit Sicherheit nicht der angenehmste Zeitgenosse war. Dennoch ist sein Charakter im Buch deutlich vielschichtiger und komplexer als im Film.
Zudem hat er - trotz allem - meinen Respekt, dass er ganz offensichtlich stärker als Saruman war und sich nicht völlig dem Einfluss Saurons hingegeben hat.
 
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