Formorian
Dunkler Wanderer
- Registriert
- 30. Nov. 2011
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Die folgende Geschichte könnte ebenso gut der Prolog zu einem längeren Buch sein; weiß noch nicht, was daraus werden soll...das Thema wäre wohl Mystery-Horror, und die Hauptfigur ist ein Wiedergänger (im Marktplatz läuft gerade eine Diskussion darüber, inwieweit man negative Figuren als Buchhelden akzeptieren kann, daher die Inspiration ). Für Tipps und Anregungen wäre ich dankbar.
Sie waren wieder da, um ihn zu quälen.
Wie immer spürte er nur ihre Präsenz, wie er wusste, dass sie auch die seine spürten. Sie kamen nie, und sie gingen nie. Sie waren ganz einfach da, und die Pein begann.
Millionen mikroskopischer Skalpelle gleich durchschnitt es ihn, sein Selbst, seine ureigene Esszenz, Spuren nackter Qual hinterlassend, Linien aus flüssigem Feuer, Flüsse auf einer riesigen Landkarte des Schmerzes. Sie suchten, wendeten um, schnitten weiter, tiefer, in absolutem Gleichmut, während er sich in einem Ozean brüllender Agonie wandt.
Dann hörte es einfach auf, so wie immer. Er wusste, sie hatten wieder etwas gefunden, das ihnen gefiel. Nun würde es eine Weile Ruhe für ihn geben. Er verspürte keine Dankbarkeit dafür, und für wen auch? Bald würde es wieder weitergehen, das wußte er so sicher wie nichts sonst.
Nein, keine Spur von Dankbarkeit. Auch nicht von Zorn, oder Angst, Freude oder sonst einer Emotion. Diese gab es hier einfach nicht, und so machten sie für ihn auch keinen Sinn.
Da registrierte er, dass es diesmal anders war als sonst. Andere Präsenzen waren plötzlich da, und seine Peiniger verloren plötzlich ihren stereotypen Gleichmut. Gewaltige Wellen und Erschütterungen gab es, als Willenskräfte unvereinbar wie nichts sonst aufeinander prallten, und allmählich wurde ihm bewusst, dass sie wohl miteinander kämpften. Die Neuankömmlinge schienen sich durchzusetzen, denn die Peiniger verschwanden einer nach dem anderen, und mit einemal wurde ihm klar, dass es hier um ihn ging. Doch in dem gefühllosen Zustand, der für ihn normal war, machte er sich hinsichtlich des Ausgangs dieses Kampfes keinerlei Illusionen.
Dann waren da nur noch die Neuankömmlinge und er. Die Präsenzen nahmen ihn in ihre Mitte, und er spürte Bewegung. Fort ging es, er ahnte die Fortbewegung, hörte sie, roch sie, konnte sie schmecken. Dann spürte er plötzlich Widerstand, federnd, dehnbar, zäh. Die Präsenzen drängten mit ihm weiter voran, und mit einemal gab die gefühlte Membran nach, er konnte sich wieder erinnern, wer er war, was geschehen war, wo er sich befand, einfach an alles. Seine gesamte Erinnerung kehrte mit einem Hammerschlag zurück, und der schiere Schrecken befiel ihn!
Die letzte Membran...
Mit einem Schrei riss er die Augen auf. Sofort stachen ihn glühende Dolche direkt ins Hirn, er wimmerte gequält.
Jemand stieß überrascht in der Nähe die Luft aus. Schnelle Schritte. "Entschuldige, ich dimme das Licht! Hatte ganz vergessen, dass...na ja, ist es besser so?"
Das war es. Blinzelnd drehte er den Kopf in Richtung der Stimme, dann konnte er sie erkennen. "Ginny?"
Das Lächeln, dass sie ihm sandte, versengte ihn fast. Er konnte es nicht fassen. Guienevere Keppel, Spooky Ginny, Mad Ginny. Von allen durchgeknallten Eso-Tantchen auf dem Campus wohl die mit Abstand Abgedriftetste. Ginny, die mit den Bäumen sprach. Ginny, die der Anblick einer plattgefahrenen Katze für zwei Monate ins Sanatorium schickte. Was sollte das?
"Ich habe dich einfach aus der Pathologie geklaut," erklärte sie voller Stolz und grinste dabei ihr breitestes Ziegenlächeln. "Morgen wollten sie dich aufschneiden, aber ich hab`s spitzgekriegt und war schneller. Ich ganz allein! War ein gutes Stück Arbeit, allein schon dafür zu sorgen, dass alle im richtigen Moment in die falsche Richtung gucken. Oh, du weißt, dass du tot bist?"
Er blickte von ihr weg zur Decke von Ginnys Bude. "Ja, ich...war tot..."
"Nope. Nix war, du bist es!"
Eigendlich hatte er erwartet, dass sein Herz nun einen Sprung machen würde, doch da geschah nichts. Er tastete zu seinem Herzen und konnte keine Bewegung unter seiner Hand fühlen. Still war es, sehr still.
Ginny lachte auf."Wenn du jetzt dein Gesicht sehen könntest; ein einziges Fragezeichen! Du hast mich nie belächelt, so wie die ganzen anderen Nichtdenker hier. Du hast mir immer zugehört, wo die anderen in schallendes Idiotengelächter ausbrachen..."
"Ich wollte nur nicht unhöflich sein," brachte er heraus, auf eine Erklärung hoffend.
"Bei dir habe ich mich immer gut gefühlt," sagte sie und nickte bekräftigend. "Ich halte dich für einen sehr einfühlsamen Menschen mit einer Seele aus purem Gold. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass du so mir nix dir nix in den Ofen wanderst. Also habe ich dich zurückgeholt. Das ist das erste mal, dass ich sowas machte, und gleich ein Bombenerfolg! Gewissermaßen hast du mich entjungfert! So wie ich dir ein neues Leben gab, machtest du mich zur vollwertigen Magierin."
Er gab es auf, irgend etwas verstehen zu wollen. Vielleicht tauchte gleich ein riesiger Hintern auf und kackte alles zu. Bitte!
"Du glaubst mir noch immer nicht?" wollte sie mit schelmischem Grinsen wissen und deutete. Er folgte dem Fingerzeig und erkannte so etwas wie einen Altar neben dem Bett; Kerzen, ein silberner Pokal, ein großer Dolch mit goldenem Pentagramm auf dem weißen Griff, ein Weihrauchgefäß und noch eine Menge anderer merkwürdiger Sachen. "Viola, das Besteck von Doktor Ginny. Damit hab ich`s gemacht."
Erneut schloss er die Augen. "Halt, warte mal, Pause, ja? Gib mir `ne Minute, oder zwei. Boaaahhhh!!!"
"Klar doch, Süsser. Keine Bange, hast nun soviel Zeit wie du willst. Joint?"
"Was meinst du mit Zeit?"
"Nun," erklärte sie und legte dabei den Kopf schief (und er fragte sich unwillkürlich, bei welchem Dozenten sie sich das wohl abgeguckt hatte), "du bist tot, also alterst du nicht mehr. Du wirst aber auch nicht zerfallen, dafür sorgt mein Zauber. Du bleibst frisch und knackig für immer..." sie überlegte kurz, dann lachte sie kurz und spitz auf. "Keine Bange, du musst niemanden dafür in den Hals beissen. Solange sich irgend jemand an dich erinnert, wirst du so wie jetzt weiterexistieren."
"Und...wenn sich niemand mehr an mich erinnern kann?"
"Tja, dann heißt es für dich ab zurück zu Opa Thanathos," sagte sie mit übertrieben gespieltem Bedauern. "Aber das wird nicht geschehen, nicht so schnell, denn ich werde dich sicher niemals vergessen; du bist so was wie mein Gesellenstück. Hummm, und eigendlich mag ich dich..."
Eine Erinnerung beschlich ihn, an eine Million Skalpelle...
"Nein, das wirst du sicher nicht," sagte er und richtete sich im Bett auf (wie war nur der Dolch in seine Finger geraten?), "Wir sind nun auf ewig miteinander verbunden, du und ich. Nein, du wirst mich nicht vergessen. Niemals."
Dann schnitt er sie das erste Mal...
Sie waren wieder da, um ihn zu quälen.
Wie immer spürte er nur ihre Präsenz, wie er wusste, dass sie auch die seine spürten. Sie kamen nie, und sie gingen nie. Sie waren ganz einfach da, und die Pein begann.
Millionen mikroskopischer Skalpelle gleich durchschnitt es ihn, sein Selbst, seine ureigene Esszenz, Spuren nackter Qual hinterlassend, Linien aus flüssigem Feuer, Flüsse auf einer riesigen Landkarte des Schmerzes. Sie suchten, wendeten um, schnitten weiter, tiefer, in absolutem Gleichmut, während er sich in einem Ozean brüllender Agonie wandt.
Dann hörte es einfach auf, so wie immer. Er wusste, sie hatten wieder etwas gefunden, das ihnen gefiel. Nun würde es eine Weile Ruhe für ihn geben. Er verspürte keine Dankbarkeit dafür, und für wen auch? Bald würde es wieder weitergehen, das wußte er so sicher wie nichts sonst.
Nein, keine Spur von Dankbarkeit. Auch nicht von Zorn, oder Angst, Freude oder sonst einer Emotion. Diese gab es hier einfach nicht, und so machten sie für ihn auch keinen Sinn.
Da registrierte er, dass es diesmal anders war als sonst. Andere Präsenzen waren plötzlich da, und seine Peiniger verloren plötzlich ihren stereotypen Gleichmut. Gewaltige Wellen und Erschütterungen gab es, als Willenskräfte unvereinbar wie nichts sonst aufeinander prallten, und allmählich wurde ihm bewusst, dass sie wohl miteinander kämpften. Die Neuankömmlinge schienen sich durchzusetzen, denn die Peiniger verschwanden einer nach dem anderen, und mit einemal wurde ihm klar, dass es hier um ihn ging. Doch in dem gefühllosen Zustand, der für ihn normal war, machte er sich hinsichtlich des Ausgangs dieses Kampfes keinerlei Illusionen.
Dann waren da nur noch die Neuankömmlinge und er. Die Präsenzen nahmen ihn in ihre Mitte, und er spürte Bewegung. Fort ging es, er ahnte die Fortbewegung, hörte sie, roch sie, konnte sie schmecken. Dann spürte er plötzlich Widerstand, federnd, dehnbar, zäh. Die Präsenzen drängten mit ihm weiter voran, und mit einemal gab die gefühlte Membran nach, er konnte sich wieder erinnern, wer er war, was geschehen war, wo er sich befand, einfach an alles. Seine gesamte Erinnerung kehrte mit einem Hammerschlag zurück, und der schiere Schrecken befiel ihn!
Die letzte Membran...
Mit einem Schrei riss er die Augen auf. Sofort stachen ihn glühende Dolche direkt ins Hirn, er wimmerte gequält.
Jemand stieß überrascht in der Nähe die Luft aus. Schnelle Schritte. "Entschuldige, ich dimme das Licht! Hatte ganz vergessen, dass...na ja, ist es besser so?"
Das war es. Blinzelnd drehte er den Kopf in Richtung der Stimme, dann konnte er sie erkennen. "Ginny?"
Das Lächeln, dass sie ihm sandte, versengte ihn fast. Er konnte es nicht fassen. Guienevere Keppel, Spooky Ginny, Mad Ginny. Von allen durchgeknallten Eso-Tantchen auf dem Campus wohl die mit Abstand Abgedriftetste. Ginny, die mit den Bäumen sprach. Ginny, die der Anblick einer plattgefahrenen Katze für zwei Monate ins Sanatorium schickte. Was sollte das?
"Ich habe dich einfach aus der Pathologie geklaut," erklärte sie voller Stolz und grinste dabei ihr breitestes Ziegenlächeln. "Morgen wollten sie dich aufschneiden, aber ich hab`s spitzgekriegt und war schneller. Ich ganz allein! War ein gutes Stück Arbeit, allein schon dafür zu sorgen, dass alle im richtigen Moment in die falsche Richtung gucken. Oh, du weißt, dass du tot bist?"
Er blickte von ihr weg zur Decke von Ginnys Bude. "Ja, ich...war tot..."
"Nope. Nix war, du bist es!"
Eigendlich hatte er erwartet, dass sein Herz nun einen Sprung machen würde, doch da geschah nichts. Er tastete zu seinem Herzen und konnte keine Bewegung unter seiner Hand fühlen. Still war es, sehr still.
Ginny lachte auf."Wenn du jetzt dein Gesicht sehen könntest; ein einziges Fragezeichen! Du hast mich nie belächelt, so wie die ganzen anderen Nichtdenker hier. Du hast mir immer zugehört, wo die anderen in schallendes Idiotengelächter ausbrachen..."
"Ich wollte nur nicht unhöflich sein," brachte er heraus, auf eine Erklärung hoffend.
"Bei dir habe ich mich immer gut gefühlt," sagte sie und nickte bekräftigend. "Ich halte dich für einen sehr einfühlsamen Menschen mit einer Seele aus purem Gold. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass du so mir nix dir nix in den Ofen wanderst. Also habe ich dich zurückgeholt. Das ist das erste mal, dass ich sowas machte, und gleich ein Bombenerfolg! Gewissermaßen hast du mich entjungfert! So wie ich dir ein neues Leben gab, machtest du mich zur vollwertigen Magierin."
Er gab es auf, irgend etwas verstehen zu wollen. Vielleicht tauchte gleich ein riesiger Hintern auf und kackte alles zu. Bitte!
"Du glaubst mir noch immer nicht?" wollte sie mit schelmischem Grinsen wissen und deutete. Er folgte dem Fingerzeig und erkannte so etwas wie einen Altar neben dem Bett; Kerzen, ein silberner Pokal, ein großer Dolch mit goldenem Pentagramm auf dem weißen Griff, ein Weihrauchgefäß und noch eine Menge anderer merkwürdiger Sachen. "Viola, das Besteck von Doktor Ginny. Damit hab ich`s gemacht."
Erneut schloss er die Augen. "Halt, warte mal, Pause, ja? Gib mir `ne Minute, oder zwei. Boaaahhhh!!!"
"Klar doch, Süsser. Keine Bange, hast nun soviel Zeit wie du willst. Joint?"
"Was meinst du mit Zeit?"
"Nun," erklärte sie und legte dabei den Kopf schief (und er fragte sich unwillkürlich, bei welchem Dozenten sie sich das wohl abgeguckt hatte), "du bist tot, also alterst du nicht mehr. Du wirst aber auch nicht zerfallen, dafür sorgt mein Zauber. Du bleibst frisch und knackig für immer..." sie überlegte kurz, dann lachte sie kurz und spitz auf. "Keine Bange, du musst niemanden dafür in den Hals beissen. Solange sich irgend jemand an dich erinnert, wirst du so wie jetzt weiterexistieren."
"Und...wenn sich niemand mehr an mich erinnern kann?"
"Tja, dann heißt es für dich ab zurück zu Opa Thanathos," sagte sie mit übertrieben gespieltem Bedauern. "Aber das wird nicht geschehen, nicht so schnell, denn ich werde dich sicher niemals vergessen; du bist so was wie mein Gesellenstück. Hummm, und eigendlich mag ich dich..."
Eine Erinnerung beschlich ihn, an eine Million Skalpelle...
"Nein, das wirst du sicher nicht," sagte er und richtete sich im Bett auf (wie war nur der Dolch in seine Finger geraten?), "Wir sind nun auf ewig miteinander verbunden, du und ich. Nein, du wirst mich nicht vergessen. Niemals."
Dann schnitt er sie das erste Mal...
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