Seid Gegrüßt Wanderer und Willkommen in meiner Erzählstube
Hier will ich nun mein erstes Buch vorstellen, dazu vorab ein paar Infos.
Dieses Buch umfasst bisher rund 650 Seiten, sollte ich schätzen würde ich behautpen damit ca die Hälfte des Buches geschrieben zu haben.
Ich werde hier nur Teile des Anfangs einstellen. Das hat einige Gründe, soviel sei gesagt, das ich eine ganze Weile mit anderen Tätigkeiten verbracht habe und mein Buch deswegen brach lag. Nun habe ich die Arbeit wieder aufgenommen, und je nachdem wie sich die Kritik äussert, werde ich weitere Teile veröffentlichen.
Ich werde hier und heute einen großen Teil posten und hoffe, das Ihr es mir nachseht, aber nur so gewinnt Ihr einen echten Einblick in meine Schreiberei...seid bitte schonungslos mit Eurer Kritik und natürlich hemmungslos mit Eurem Lob
Genug der einführenden Worte, hier nun meine Anfänge...viel Spass damit
Drachenherz
2 Reisen und ein Drachenherz:
Die erste Reise.
Tom Brix war keineswegs ein normaler Jugendlicher, der, wie andere Jugendliche in seinem Alter, durch die Strassen streifte auf der Suche nach dem Spaß, den Jugendliche kurz vor dem Ende der Schule in Sommertagen wie diesen suchten. Er war keiner derjenigen, die sich auf dem Sportplatz der Schule zum Fußballspiel trafen, oder sich, angeblich zum Angeln an den kleinen, von hohen Buchen versteckten Seen im nächsten Dorf verabredeten in der Hoffnung, einige Mädchen beim Baden zu überraschen und die ersten, nicht mehr ganz unschuldigen Blicke auf nackte Schultern und Beine erhaschen zu können.
Tom war einer der wenigen Jugendlichen, die wissen wollten, wie die Welt um sie herum funktionierte, sie verstehen und darüber hinaus Entdecken, ja sogar für sich einnehmen wollten.
So war Tom, wenn seine Freunde Fußball spielten oder Angelten, nicht selten in den Bibliotheken der Stadt zu finden, oder auch im Internetcafe, um zu sehen, was in der Welt vor sich ging, wie Menschen dachten und dies auch öffentlich zeigten.
Er hatte mit seinen 15, fast 16 Jahren schon mehrere Biographien bedeutender Leute gelesen, was seine Eltern mit hochgezogenen Augenbrauen quittierten, da sie nicht verstanden, warum Tom nicht, wie seine Freunde, Fußball spielte oder an die Seen ging, um sich zu vergnügen. Auch Tageszeitungen und andere Medien nutzte Tom mit einer Leidenschaft, die an alte Männer, die mit Ihrer Zeit nichts mehr anzufangen Wissen, erinnerte. Tom war nicht unsportlich, oder hatte nicht sogar dieselben Interessen wie seine Freunde, doch hatte er eben anderen Interessen mehr Bedeutung zugemessen, und kam seinem Drang, Wissen zu wollen und zu Verstehen, eher nach, glaubte er doch, das sein Vater es in seiner Jugend nicht anders getan hatte.
Sein Vater Michael Brix war ein Geschäftsmann der es verstanden hatte, dem Zeitgeist zu folgen, und hatte mit seinem Partner ein Internet-Auktionshaus eröffnet das sehr erfolgreich war und dabei einen Wohlstand erworben, der seiner Familie eine sichere, fast Luxuriöse Zukunft sicherte. Dabei hatte Toms Vater es geschafft seine eigene jugendliche Neugier zu bewahren und an seinen Sohn weiterzugeben, den er sehr liebte und dem er alle Möglichkeiten für das Leben eröffnen wollte.
Aber ganz verstehen konnte Michael seinen Sohn nicht, denn er war in Toms Alter ganz anders gewesen. Er war ein typischer Jugendlicher mit Interesse an Mädchen, Fußball und all dem Spaß den man sich nehmen konnte und war sich erst spät der Möglichkeiten bewusst geworden, die er hatte.
Toms Vater hatte Ihn schon mehrmals auf seine Interessen angesprochen, wollte dann Wissen, ob Tom seine Zeit nicht lieber mit Freunden und auch Freundinnen verbringen wolle, und Tom hatte in diesen Gesprächen jedes Mal dieses feine Lächeln der Sicherheit im Gesicht, vergewisserte seinem Vater, das er sicher solche Interessen, aber eben auch noch ein ganzes Leben vor sich hätte, und seinen Spaß sicher nicht vergessen würde, doch vorerst wollte Tom sich mit dem Erwerb von Wissen beschäftigen, und dafür trat er überzeugt ein. Durch diese Haltung, auch und gerade weil er voller Überzeugung für sie eintrat, respektierte und achtete sein Vater Ihn sehr, seine Freunde dagegen überhäuften Ihn oft mit Spott, da sie nicht verstanden, wie man seine Zeit freiwillig mit Lernen verbringen konnte, wo doch so viele aufregende Abenteuer da draußen in der Welt nur darauf warteten, das man sie bestand.
Doch auch seine Freunde, wenn sie es auch nie zugaben, hatten eine Art von widerwilligem Respekt vor diesem Jungen, der so ganz anders zu sein schien, wie sie selbst. Und die Mädchen aus seiner Schule und seiner Gegend konnten sich ein süßes Lächeln nicht verkneifen, wenn Tom ihnen über den Weg lief, tuschelten, wenn er vorbei war, und tauschten Sehnsüchtige Blicke aus, die jedem Jungen das Herz hätte brennen lassen.
Tom wohnte in einer Kleinstadt in der Nähe von Hamburg, es gab eine Ladenstrasse, zwei kleine Kinos, einen Friseur, ein großes Kaufhaus und mehrere kleine Einzelhändler, die verschiedenste Waren anboten, zwei Schulen, eine kleine Bank-, und Postfiliale, einen wenig erfolgreichen Autohändler, mehrere Kneipen und ein Cafe, in dem sich Tagsüber die Kinder und Jugendlichen zum Eis oder kühlen Getränken, und Abends die Erwachsenen, die nach dem Tagwerk noch eine Kleinigkeit Essen oder Trinken wollten, trafen und vieles mehr. Ein Park ging von der Hauptstrasse ab, und wurde zur anderen Seite von einem schwach plätscherndem Bach begrenzt, der von der Stadtverwaltung mit einigen kleinen, künstlichen Wasserfällen verschönt worden war, sehr zum Gefallen der Anwohner. Es lebten ca. 2000 Menschen hier, die zum Großteil in Mehrfachfamilienhäusern lebten, und es gab eine Gegend, in der Ausschließlich Einfamilienhäuser standen, und in dieser Gegend wohnte auch Tom in einem großen Haus, das sein Vater hatte bauen lassen, noch bevor Tom die Schule besuchte.
Es war ein warmer Sommertag, eine stehende, aber nicht unangenehme Hitze breitete sich über den Tag aus, und Tom war wie so oft auf dem Weg in die Stadt, um der Bibliothek einen Besuch abzustatten. Er trug vier Bücher bei sich, von denen er zwei gelesen hatte und abgeben wollte, und danach wollte er in den Park gehen und sich beim Lesen die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Er hatte die Bibliothek, die dem Park gegenüber lag, fast erreicht, als er im Park einige seiner Freunde lachend zusammensitzen sah. Er winkte ihnen kurz zu, bog dann zum Eingang der Bibliothek ab und sprang beinahe die Treppen zum Eingang hinauf. Als er durch die Tür ging, empfing in eine Kühle und Ruhe, die nichts mit der Helligkeit und der Lebendigkeit außerhalb dieses Gebäudes zu tun haben wollten, es war, als beträte er eine andere Welt, in der Licht und Lachen nicht erwünscht, vielleicht sogar gar nicht vorhanden waren. Gleich links hinter dem Eingang stand ein überdimensionaler Tresen, an dem ein älterer Herr mit einigen Büchern stand, die junge Frau hinter dem Tresen arbeitete an dem Computer und ihre Hände glitten sicher über die Tastatur Ihres Arbeitswerkzeugs. Neben dem Tresen stand ein Gitterwagen, der etwa zur Hälfte mit Büchern gefüllt war. Tom ging an den Tresen, sagte mit leiser Stimme "Guten Tag", ohne jemand bestimmten Anzusprechen, und erhielt als Antwort nur einen flüchtigen, nicht unfreundlichen Blick der Frau hinter dem Tresen und ein kurzes Nicken des Herren, der auf das Ende der Tätigkeit der Frau wartete, um seiner Wege zu gehen.
Dem Tresen gegenüber gab es zwei lange Tische mit Bänken auf beiden Seiten, an dem jeder Besucher Platz nehmen und Lesen konnte. Dort saßen eine Frau mit einem Mann zusammen über ein Buch gebeugt, dabei ständig tuschelnd, als würden Sie sich gegenseitig das Buch vorlesen, und eine ältere Frau mit einer Brille mit sehr dicken Gläsern, die einige Kunstbände vor sich ausgebreitet hatte, und beim betrachten der Bände einige Notizen in ein kleines Ringbuch schrieb. Hinter diesen Tischen standen lange und hohe Regale aus dunklem Holz, welche die Berechtigung für dieses Gebäude beherbergten, Bücher und Schriften aus allen bereichen der Literatur, Tausende Werke bekannter und weniger bekannter Autoren, ordentlich nach Themen und dem Alphabet geordnet, hundertfach gelesen und entsprechend abgegriffen, eine Quelle des Wissens, ein Ort der Gelehrsamkeit, Kühl und halbwegs Dunkel und von dem Geruch alten Papiers durchzogen, als hätte es in diesen Räumen nie etwas anderes gegeben und als würde dies auch nie der Fall sein. Die junge Frau beendete die Arbeit an dem Computer, woraufhin ein Drucker laut seine Arbeit aufnahm, und ein Papier ausspuckte, das sie dem älteren Herrn zur Unterschrift vorlegte. "Unterschreiben sie bitte unten auf der gestrichelten Linie" sagte die Bibliothekarin, und der Herr tat, wie Ihm geheißen und sagte: "Vielen Dank, junge Frau". "Gern geschehen", erwiderte sie mit einem Lächeln, "Viel Spaß beim Lesen und Auf Wiedersehen". Der Mann nahm seine Bücher, wünschte einen guten Tag, und verlies das Gebäude. Die Bibliothekarin heftete den unterschriebenen Beleg in einen Ordner und wendete sich Tom zu: "Wie kann ich Dir helfen" sagte sie zu Tom. Er legte zwei der Bücher, die er bei sich trug, auf den Tresen und sagte: "Die möchte ich nur zurückgeben, bitte". Sie nahm die Bücherkarten aus den Büchern, und wendete sich Ihrem Computer zu und begann, einige Zahlen einzugeben, und Tom fragte sie, ob in dem Gitterwagen neue Bücher wären. "Ja, es sind neue Bücher gekommen, aber wir haben sie noch nicht einsortiert, ich bin heute allein hier, und bin noch nicht dazu gekommen, aber wenn Du willst, kannst Du gern nachschauen, ob etwas für Dich dabei ist". Sie schaute kurz zu Tom auf, lächelte ein wenig und nickte zu dem Gitterwagen hinüber. Tom lächelte Scheu zurück und ging hinüber zu dem Wagen. Er begann einige der Bücher heraus zu nehmen und las die Beschreibungen auf den Buchrücken, bis ihm ein Buch ins Auge fiel, das den kitschigen Titel "Zaubersprüche" trug. Er nahm es heraus und sah sich den Einband an, auf dem sich ein Kunstvoll gemalter, roter Drache um ein schwarzes, wie krank aussehendes Herz schlängelte. Er drehte es um und wollte die Beschreibung lesen, doch auf der Rückseite war nur eine weitere Zeichnung, ebenso Kunstvoll wie der Drache war eine mittelalterlich anmutende Stadt zu sehen, mit einer großen, geradezu riesigen Festung in ihrer Mitte. Er drehte das Buch wieder um, und wollte es Aufschlagen, um einen Blick hinein zu werfen, doch es lies sich nicht öffnen.
*
Im Haus des Wächters war es an diesem Morgen erstaunlich laut, ein Zustand, den Aharim in diesem Hause nicht kannte. Aharim, einer der Adepten des Torwächters Jab und dem privaten Diener Jabs unterstellt, war auf dem Weg in die Essenskammer um zu Frühstücken. Dies war ein bedeutsamer Tag für Ihn, da er heute das erste Mal an einer der hohen Zeremonien teilnehmen durfte, und er wusste, es würde ein langer und anstrengender Tag für Ihn werden, daher nahm er sich vor, sich den Bauch Vollzuschlagen, damit er während der Zeremonie nicht die Konzentration verliere. Er betrat an diesem Morgen als erster die Essenskammer und so sah er Burig, den Koch, an seinen riesigen Pfannen und Töpfen stehen. Burig war unausstehlich fröhlich wie jeden Tag, während er die Tagesration an Essen zubereitete, was eine beachtliche Menge war, und er begrüßte den jungen Adepten mit einem lautstarken: "Guten Morgen, Ahar, hat dein Bett endlich den Mut gefunden, dich in den Tag hinauszuschmeißen?". Burig lachte schallend, das Aharim zusammenzuckte und er hatte sich nicht umgedreht, und Aharim fragte sich, wie der dicke Koch sein erscheinen bemerkt hatte. Eines der Wunder in diesem Haus war es, das jeder zu Wissen schien, wann Aharim wo war. Aharim war noch nicht lange in diesem Haus, er hatte erst wenige Wochen zuvor seine Prüfung im schwarzen Turm abgelegt und wurde dann zur Ausbildung zu Jab, dem Torwächter versetzt. Für Ihn war es eine Ehre, im Haus eines Torwächters unterzukommen, da die Prüfer damit seine Leistungen während der Prüfungen belohnten, und nicht zuletzt hieß es, dass Ihm die Torwacht zugetraut wurde. Bis dahin war es zwar ein langer und beschwerlicher Weg, gespickt von vielen Jahrzehnten harten Studiums, doch es war Ihm vielleicht möglich, eines Tages ein Wächter zu werden. Das allerdings selbst der Koch dieses Hauses seine eigene Magie spann, kam Ihm ungerecht vor, da er schon seit Jahren der Magie verschrieben war, und sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, warum ein Magiebegabter Koch im Hause eines Wächters werden sollte: "Guten Morgen, Burig, ich muss mich auf die Zeremonie vorbereiten, heute ist ein großer Tag für mich". Burig drehte sich mit dem Kopf nickend und einer Pfanne mit köstlich riechenden Eiern in der Hand herum, setzte eine gewichtige Miene auf, in der eine gehörige Portion Belustigung zu Lesen war und sagte: "Ich vermute, Du willst heute ein Tor zu den Sonnen aufstoßen und mir die Holzhackerei ersparen, in dem Du eine Sonne direkt in meinen Ofen verfrachtest?" Der dicke Koch lachte wieder laut auf und verschüttete dabei fast seine gebratenen Eier, und Aharim quittierte dieses Lachen mit dem ersten grinsen des Tages: "Nein, guter Burig, aber wenn Du nicht so gute Frückstückseier braten würdest, hätte ich schon längst überlegt, Dir einen Platz direkt an einer Sonne zu verschaffen". Burig schaute erstaunt auf und grinste dann. "Nun, zumindest ist dein Mundwerk nicht im Bett geblieben, wenn Du während der Zeremonie genauso Aufmerksam bist, wird dies ein erfolgreicher Tag für unseren Herrn werden". Er füllte eine große Portion der Eier auf einen Teller, setzte die Pfanne wieder auf den Herd und begann dann, Brot aufzuschneiden. "Was soll denn heute passieren, wieder ein Tor mitten in das Meer? Ich musste mir Kiemen wachsen lassen, um wieder Ordnung in meine Küche zu bringen" sagte Burig grinsend, und Aharim errötete schwer. Seine erster Versuch, ein Tor in die Wüste weit im Osten zu öffnen hatte mit einem Desaster geendet, das einzig gute daran war, das es Tagelang köstliche Fischgerichte zu Essen gab. Man gab Ihm nicht die Schuld an diesem Vorfall, da diese Übungen stets von einem Meisterhaften Adepten überwacht wurden, doch wurde daraus natürlich ein Witz in diesem Hause und Aharim wurde sogar Meister der Ozeane genannt. "Ich weiß nicht, wohin das Tor geöffnet wird, doch Jab arbeitet seit Tagen an dem Zauber und sagt niemandem, was er plant". Die Röte in seinem Gesicht begann zu schwinden und er nahm seinen Teller entgegen und begann zu Essen. Burig schlug dem jungen auf die Schulter und sagte: "Nun, wir alle Wissen, das mehr in Dir steckt, lass Dich nicht von einem alten Koch unterkriegen, junger Freund, ich wünsche Dir heute viel Erfolg", mit diesen Worten wandte der Koch sich wieder seinem Essen zu und lies Aharim in Ruhe Essen.
Während des Essens ging Aharim noch mal die Zauber durch, die er lernen sollte, Schutzzauber, die dazu dienten, Dämonen, Hexen und andere bösartige Kreaturen davon abzuhalten, das Tor, das heute geöffnet wurde, zu Ihren eigenen Zwecken zu missbrauchen. Der Torwächter würde an seinem Torzauber genug zu tun haben, um sich um solche Zauber zu kümmern, und sie waren heute mit 7 Magiern bei der Zeremonie beschäftigt, also würde es nicht nur ein Tor zu den Märkten werden, sondern etwas großes stand bevor. Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, ging Aharim durch die Lichtdurchfluteten Korridore zurück zu seiner Kammer, um letzte Vorbereitungen zu treffen. In einer Stunde sollte die Zeremonie im Torraum beginnen. Dieser Torraum lag im 2ten Stock des Gebäudes, ein großer, Kreisrunder Raum, mit einigen Magischen Geräten ausgestattet, die zum Teil den selben Zweck wie die Schutzzauber erfüllten, andere wiederum stabilisierten die Tore, die dort geöffnet wurden. Aharim hatte noch eine Aufgabe bekommen, ein Buch mit einigen Zaubern zu belegen. Am Vorabend war er zu Jab gerufen worden, und Aharim war sehr aufgeregt gewesen. Jab hatte nur selten Zeit, mit den jüngeren Adepten zu plaudern, eigentlich so gut wie nie, was auch der Grund für Aharims Aufregung gewesen war. Jab musste etwas Besonderes mit Aharim im Sinn haben. Kurz vor der Schlafenszeit wurde Aharim von Densep, Jabs Diener, in seiner Kammer aufgesucht, und gebeten, Ihm zu Jabs Gemächern zu folgen. Aharim warf sich seine Kutte über und folgte dem ruhigen Menschen. Vor Jabs Tür angekommen, und mit Schweißnassen Händen fragte Aharim ängstlich: "Ich bin doch nicht hier wegen dem Tor ins Wasser?". Densep drehte sich mit einem lächeln im Gesicht zu dem jungen Adepten um und sagte leise: "Nein, das bist Du nicht, wollte Jab dich bestrafen, wäre ich nicht gekommen, um Dich zu Ihm zu bringen, sondern er wäre selbst erschienen. Du hast hier nichts zu befürchten, Junge". Damit war die Sache für Densep erledigt und er drehte sich wieder zur Tür und klopfte leise dagegen. Die Tür öffnete sich mit einem Knarren und Densep schob Aharim durch die Tür, die sich daraufhin wieder schloss. Das Zimmer, das er nun betrat, war Dunkel, so Dunkel, das er kaum Einzelheiten erkennen konnte. Die Vorhänge geschlossen, das einzige Licht eine Kerze, die auf einem schweren Tisch einsam flackerte, aber deren Flamme die Dunkelheit kaum zu durchdringen vermochte, erschauerte Aharim. "Wie kann Jab in einem so dunklen Zimmer Leben?" fragte sich der Junge in Gedanken, als eine ruhige Stimme das Zimmer erfüllte: "Ah, Aharim, der jüngste meiner Schüler, sei Willkommen in meinen Räumen. Setz Dich zu mir..." An der linken Seite des Tisches entflammte ein Feuer und erschrocken zuckte Aharim zusammen. Jab, ebenfalls ein Jainide wie Aharim, saß an dem Tisch und seine Hand zeigt in Richtung des Kamins, in dem nun ein gleichmäßiges Feuer loderte. Verblüfft über diesen Zauber trat Aharim näher an den Tisch heran. Er verbeugte sich mit den Worten "Seid gegrüßt, Meister, ich danke für Eure Aufmerksamkeit...", doch Jab unterbrach seine formelle Anrede mit den Worten: "Nicht doch, Aharim, nicht doch, dies ist kein offizielles Treffen, spar Dir die Floskel für einen anderen Tag. Ich habe Dich nicht rufen lassen, um mir Ehrerbietungen entgegenbringen zu lassen, setz Dich, setz Dich...nimm diesen Becher mit Würzwein und lass uns Reden. Morgen ist ein großer Tag, nicht nur für Dich, auch für mich, Aharim. Die Bedeutung der Zeremonie, die Wir morgen durchführen ist Groß und Weittragend, es ist kein Gewöhnliches Tor, das ich morgen beschwöre...ich werde morgen dem Hohen Lord ein Tor in unser Land öffnen."
Aharim erschrak bei diesen Worten, der Hohe Lord. Die alten Prophezeiungen waren Ihm als Adepten des Schwarzen Hauses mehr als bekannt, sie waren der Grundstein, die Bibel der schwarzen Magier. Der Hohe Lord, ein Wesen, das die Rassen in den letzten Krieg führen würde, und er, Aharim, sollte ein Mitwegbereiter dieser wichtigsten aller Prophezeiungen sein? Ihm standen schlicht die Haare zu Berge, sein Gesicht war Kalkweiß, und wo er eben noch Schweissnaß geschwitzt war, begann er nun zu frösteln. "Hierzu nun brauche ich deine Hilfe, ich brauche ein Buch, durch das ich Verkünden kann, ich weiß nicht, wo der Hohe Lord sich aufhält, und ein Buch scheint mir am geeignetsten zu sein, den Kontakt herzustellen. Nun, ich möchte, dass Du ein Buch vorbereitest. Die üblichen Schutzzauber brauche ich wohl nicht zu erwähnen, aber was wichtig ist, ich brauche auf dieses Buch einen Verkünderzauber. Du weißt, er ist schwierig, aber Du hast die ganze Nacht Zeit, ich habe einen Ruhetrank für Dich bereitet." Mit diesen Worten zeigte Jab auf ein Buch mit rotem Ledereinband und eine Phiole aus Glas, die grün schimmerte. Aharim schaute in Jabs altes Gesicht, aus dem kluge und wache Augen leuchteten. Der Ruhetrank würde dafür Sorgen, das Aharim nicht Schlafen brauchte, ein Schluck dieses Tranks erfrischte Körper und Geist, wie es sonst nur eine Nacht der Ruhe vermochte. Doch die Zauber für dieses Buch bereiteten Aharim Kopfschmerzen. Dies war eine Aufgabe, die einem Meisteradepten zustand, nicht aber einem Lehrling. Wieso, fragte sich Aharim, sollte er, ein Lehrling, ein unerfahrener Adept diese mächtigen Zauber auf dieses Buch legen?
"Nun, Du fragst Dich sicher, warum ich Dich für diese Aufgabe auswähle, Aharim. Die anderen 5 Adepten, die Morgen an dem Zauber Teilhaben werden, haben keine Zeit für diesen Verkünderzauber, und ich selbst muss die ganze Nacht studieren, um den Torzauber sicher zu beherrschen. Da Du nun der einzige bist, der von uns noch keine weitere Aufgabe hat, habe ich mich entschlossen, die Zauber von Dir wirken zu lassen, doch keine Sorge, ich bin die ganze Nacht in deiner Nähe, falls Du fragen hast, oder Anleitung brauchst".
Aharim war entlassen, was er nicht zuletzt daran merkte, das er sich mit einemmal in seiner Kammer befand. Das Buch und die Phiole standen auf seinem Arbeitstisch und er erschrak leicht, so wie er es immer tat, wenn ein Meister Ihn unerwartet durch ein Tor schickte. Er nahm das Buch in die Hand und schaute es sich genau an. Auf der Vorderseite sah er eine Zeichnung von Seinad, dem Heilerdrachen und auf der Rückseite erkannte er Eynoum Hem und die Festung. Er begann, einen Klebstoff herzustellen, denn dieses Buch war leer und würde nicht zum Lesen gebraucht werden. Während er die Seiten des Buches verklebte, ging er in Gedanken die nötigen Schutzzauber durch und machte sich Gedanken um den Verkünderzauber. Würde er Ihm gelingen? Er machte sich Notizen, in welchen Werken des Meisters er nachzulesen hatte, und eine Notiz, mit der er sich erinnern würde, Jab zu Danken, wenn er alle Aufgaben zur Zufriedenheit des Meisters erfüllt hatte.
Aharim hatte keine weitere Hilfe in dieser Nacht benötigt, er hatte alle Zauber auf das Buch gelegt, und hatte mehrmals überprüft, ob sie funktionierten. Nicht, das er wirklich durch das Buch verkünden konnte, er konnte noch überhaupt nicht verkünden, doch die Funktion konnte er prüfen. Es gab einen Zauber, den jeder Adept konnte, und dieser Zauber bewirkte, das Gegenstände, die einen Verkünderzauber besaßen, wisperten, wenn man diesen Zauber sprach. Ein verlässliches Mittel, um Streichen anderer Adepten zu entgehen, und seine eigenen Arbeiten zu überprüfen. Nun war er bereit, und es wurde Zeit, den Torraum aufzusuchen, er wollte nicht zu Spät erscheinen. Er verließ seine Kammer und begab sich in den 2ten stock des Gebäudes, wo er einem Korridor zum Torraum folgte. Vor dem Raum standen Hegar, Rylik und Sorten, drei Adepten, die alle länger in diesem Hause dienten und sich leise Unterhielten. Sein kommen wurde von allen dreien mit freundlichem Nicken und leiser Begrüßung quittiert. Sorten musterte Aharim und fragte: "Nun, Du hast das Buch, verkündet es?" Aharim war froh, das Ihn dies jemand fragte und antwortete nicht ohne Stolz: "Wenn Du es versuchen willst, nur zu, ich glaube, ich habe alles richtig gemacht". Soren nahm das Buch aus Aharims Hand entgegen, bewegte seine Hand in einem komplizierten Rhythmus über den ledernen Einband und begann einen leisen Gesang: "Heyoram Tamlar Derbotech Kor". Ein Wild verschlungenes Zeichen erschien in der Luft, es pulsierte über dem Buch in schwarzem Glühen und verschwand in dem Buch. Das Buch begann leise zu Wispern und Soren nickte Aharim anerkennend zu: "Wahrlich, Du hast deine Sache gut gemacht, doch nun wollen Wir sehen, wie Du dich bei einem Aktiven Zauber anstellst, lasst uns hineingehen, Jab wartet sicher schon". Er gab Aharim das Buch zurück, drehte sich zur Tür und öffnete sie mit einer Geste. Sie alle betraten den Raum, in dem Jab und zwei andere Adepten bereits mit einigen Vorbereitungen beschäftigt waren. In der Mitte des Raumes war ein hölzernes Rad in den Boden Geschnitzt, von sechs Speichen durchzogen glich es einem gewöhnlichen Wagenrad, doch das war es nicht. Dieses Rad besaß magische Eigenschaften, die nötig waren, um ein Tor zu erzeugen. Der Schnitzmeister, der dieses Rad geschaffen hatte, war ein Meister seiner Kunst, und das Rad selbst pulsierte in stetigem dunkelrotem Glühen seiner eigenen Magie. Die Speichen des Rades führten zu einem kleinen Kreis in der Mitte des Rades, dem Platz des Torwächters während der Zeremonie. Dort und an den Enden der Speichen hatten die anderen Adepten bereits ein schwarzes Pulver in einer bestimmten Form verstreut, diese Form glich der einer kunstvoll gearbeiteten Tür. Sie war ein Teil des Torzaubers und würde den Wächter in seinem Bestreben, ein stabiles Tor zu errichten, unterstützen. Soweit Aharim es verstanden hatte, war der schwierige Teil dieses Zaubers nicht das errichten des Tores selbst, sondern es Stabil zu halten, solang es benutzt wurde, und andere Wesenheiten und Magier davon abzuhalten es für Ihre Zwecke zu missbrauchen. Aharim und die anderen drei Adepten, die mit Ihm eintraten begrüßten Jab Formel nach Ihrem Rang, der Ihrem Aufenthalt entsprach, und so kam Aharim als letztes an die Reihe. Nach der Begrüßung des Meister übereichte er das Buch dem Meister, des es genau untersuchte. Jab warf Sorten einen Blick zu, mit dem er zeigte, dass er wusste, wer den Funktionszauber gesprochen hatte. Sorten und die anderen Adepten kannten die Fähigkeiten Jabs, den Verursacher eines Zaubers am Zauber selbst zu erkennen, doch Aharim bemerkte dies mit Staunen. Jab war Wahrhaft mächtig, und Aharim schalt sich einen Narren, Jab war einer der Fünf Torwächter, wer, wenn nicht er sollte über große Macht verfügen?
Jab nickte kurz und legte das Buch zur Seite. Er wandte sich seinen Lehrlingen zu und begann zu Sprechen: "Nun, ich zweifle nicht daran, das Ihr alle Euch bestens vorbereitet habt, doch ich kann nicht umhin, Euch an dieser Stelle nochmals zu warnen. Der Zauber, den Wir hier gemeinsam wirken, ist ein Zauber, der äußerste Konzentration erfordert. Ihr alle müsst Eure Zauber perfekt wirken, die geringste Unachtsamkeit, der kleinste Fehler kann verheerende Folgen für uns alle haben, und nicht nur für uns". Die schwere dieser Worte lastete auf Aharims jungen Schultern, doch er war sich sicher, alle Zauber korrekt gelernt zu haben, und die anderen fünf Adepten wirkten ebenso sicher, wie er selbst sich fühlte. "Auch für jenen, den Wir nun in unsere Welt geleiten wollen. Ich bin nicht sicher, wohin dieses Tor führt, deshalb seid Aufmerksam! Wenn Ihr einen Dämon, eine Hexe oder einen anderen Magier zaubern hört, wirkt schnell und sicher Eure Schutzzauber. Ein zögern kann unser Ende oder das anderer bedeuten. Nun, genug gesprochen, lasst uns beginnen". Jab nahm das Buch in die Hand und bewegte sich in die Mitte des Rades. Die sechs Adepten nahmen Ihre Plätze an den Enden der Speichen ein und als alle sieben am Rad postiert waren, begann Jab den ersten einer Reihe von Zaubern zu Sprechen. Er bezauberte das Buch und aktivierte den Verkünderzauber. Das Buch begann vor Jabs Gesicht zu Schweben und wanderte ein Stück aufwärts, verhielt einen halben Meter vor und über Jabs Kopf. Jab forderte nun seine Adepten auf, die ersten Schutzzauber zu wirken, die Jab selber schützen würden. Alle Adepten begannen nun Leise mit Ihrem Singsang und webten Ihre Zauber, die sie direkt auf Jab legten. Um Jab herum begann die Luft in verschiedenen Farben zu Flimmern und Jab selbst begann leicht durchsichtig zu werden. Der Torwächter sah die Zauber und befand sie offensichtlich für gut, denn nun begann er den eigentlichen Torzauber. Aharim beobachtete den Wächter genau, sah, wie seine Lippen sich Stumm bewegten und hörte das Buch mit der dunklen Stimme Jabs die Zauber singen: " Samo Dukar, Erbehenem Dukar, Dun Dukar, Sol Bir Korem Dukar, Jab Ham Baremtir Korem Dukar". Wie eine Explosion, mit dem Ursprung in Jab selbst öffnete sich das Tor, ein biegen der Luft, Aharim sah Jab nur noch undeutlich, verzehrt, als würde die Luft Jab selbst auseinander reißen. Das Tor war nur klein, vielleicht einen Meter im Durchmesser, doch dies reichte für den ersten Teil des Zaubers aus. Aharim sah, wie sich das Tor seinen Weg zum Ziel bahnte, und erstaunt sah Aharim durch das Tor Wunder, die er nicht benennen konnte. Ein Weg, so Schwarz wie seine Roben, auf dem ein Kasten ohne Pferde fuhr, dahinter ein weiterer Kasten, der am Wegrand stand, und ein Mensch, der eine Kiste aus dem Kasten zog. Die Kiste war durchlöchert, und Aharim fragte sich, wie eine solche Kiste wohl halten solle, wenn sie doch so durchlöchert war? In der Kiste lagen Bücher, und nun erkannte Aharim, wie vorausschauend sein Meister geplant hatte. Jab hob eine Hand und sprach: "Dimar Rem Bartem Kor", und das Buch begann, den Bewegungen von Jabs Hand folgend, durch das Tor zur Kiste zu Schweben. Der Mann auf der anderen Seite des Tores drehte sich für einen Moment von der durchlöcherten Kiste weg und Jab lies das Buch in die Kiste fallen. Jab wirkte den nächsten Zauber, der schließlich das Tor wieder verschloss. Jab ließ sich nun auf den Boden nieder, bedeutete seinen Adepten dasselbe zu tun und wartete...
*
Verdutzt sah Tom sich das Buch an, und versuchte ein weiteres Mal, das Buch zu öffnen, doch es war, als wären die Seiten zusammengeklebt worden, und er wollte es nicht kaputt machen. Er ging zum Tresen hinüber, an dem die junge Frau noch immer an dem Computer saß und sagte mit fragendem Blick: "Dieses Buch hier scheint verklebt zu sein, es lässt sich nicht öffnen. Haben sie noch ein Exemplar davon? Ich würde es mir gern einmal anschauen..." Sie blickte auf, nahm das Buch aus seinen Händen und schaute neugierig auf den Einband: "Ich kann mich nicht erinnern, dieses Buch heute Morgen in der Lieferung gesehen zu haben, hast Du das aus dem Gitterwagen?"
"Ja“, antwortete Tom wahrheitsgemäß, "es lag zwischen den anderen." Sie drehte das Buch ebenso wie Tom kurz zuvor, runzelte die Stirn und sagte mit leiser Stimme: "Komisch, ich habe das Buch heute Morgen nicht gesehen." Sie versuchte es zu öffnen, hatte aber keinen Erfolg damit, legte das Buch vor sich hin, und ging an den Computer: "Einen Moment, ich schaue nach."
Tom ging wieder zu dem Gitterwagen und stöberte weiter, fand jedoch nichts, was seine Neugierde so sehr weckte, wie dieses verklebte Buch. Er legte die Bücher wieder in den Wagen und ging zurück zu dem Tresen. Die junge Frau blickte auf ihren Monitor und schaute auf eine Liste, aus der sie nicht schlau zu werden schien. Verwirrt guckte sie immer wieder auf das Buch, als dürfte es dieses Buch nicht geben. Tom schaute auch wieder auf diesen merkwürdig interessanten Einband, und griff danach...
In dem Moment, als seine Fingerspitzen es berührten, zog sich ein eisiger Schauer über den ganzen Körper des Jungen, und er hörte eine dunkle Stimme leise flüstern: "Nimm mich mit, Junge, nimm mich und trage mich fort..." Tom zuckte verschreckt zurück und schaute sich nach links und rechts um auf der Suche nach dem, der diese Worte gesagt hatte, aber er stand allein am Tresen, nur die junge Bibliothekarin saß vor ihm, den Blick auf den Monitor gerichtet. Tom schüttelte kurz den Kopf und dachte: "Bekommt dir die Mittagssonne nicht? Hier ist keiner, der dich anflüstert, also ruhig Blut."
Er packte abermals nach dem Buch und nahm es sofort in die Hand, und wie vorher erschauderte er, als seine Finger sich um den Einband schlossen und er vernahm wieder diese leise, aber durchdringend dunkle Stimme, und sie sagte: "Trage mich von hier fort, Junge, dreh Dich um und lauf, bevor es zu spät ist, LAUF JUNGE." Vollkommen starr vor Schreck lies Tom das Buch fallen, stieß einen leisen Schrei aus und drehte wieder den Kopf nach allen Seiten um denjenigen anzusehen, der da zu Ihm Sprach, aber immer noch war niemand in seiner unmittelbaren Nähe, der diese Worte hätte sagen können. Doch er hatte sie gehört, deutlich und klar vernommen, als hätte sie jemand direkt in sein Ohr geflüstert, er war sich absolut sicher. Die junge Frau hinter dem Tresen blickte kurz auf, als wollte sie sagen, das er leise zu sein hätte, wandte sich dann einem Ordner zu, der neben Ihrem PC stand und holte das erste Blatt aus dem Ordner. Mit diesem Blatt kam sie hinter dem Tresen hervor, ging zu dem Gitterwagen hinüber und sagte zu Tom: "Einen Moment noch, ich kontrolliere das hier eben." Tom nahm die Worte kaum wahr, so sehr hatte Ihn diese Stimme erschüttert. Wurde er verrückt? Sich Stimmen einzubilden passiert doch nur verrückten, aber er war doch nicht verrückt?! Oder hatte er sich einen Sonnenstich geholt? Nein, das konnte nicht sein, er war nicht lange in der Sonne unterwegs gewesen, von seiner Strasse bis zu der Bibliothek waren es kaum 10 Minuten Fußweg, zu kurz für einen Sonnenstich...aber was war es dann? Tom hatte gehört, das man durch Stress krank werden konnte, man konnte Kopfschmerzen bekommen, oder auch Probleme mit dem Magen, aber Wahnvorstellungen?? Tom war verwirrt, er wollte nur noch schnell nach Hause und mit seiner Mutter reden...
Doch wie unter Zwang schaute er zum dritten Mal auf dieses eigenartige Buch hinab, und als würden sein Arm und seine Hand einem anderen gehören, Griff er wieder zu dem Buch. Eine Stimme, die der seines Vaters sehr nahe kam, schrie in Ihm auf, seine verdammten Finger von diesem Buch zu lassen, doch sein Arm hatte sich in unglaublicher Geschwindigkeit ein eigenes Gehirn wachsen lassen und tat nun, was er selbst wollte. Er nahm das Buch, doch dieses Mal schauderte er nicht, sondern wurde von einer nahezu überirdischen Ruhe erfüllt, und wieder hörte er die Stimme: "Gut, mein Junge, es ist richtig so, nimm mich, ich gehöre nicht hierher, dies ist nicht mein Ort, bring mich hier weg, Schnell!" Tom war wie Hypnotisiert, er starrte auf das Buch, das mit Ihm zu Reden schien, auf seinen Arm, der in Zukunft vielleicht sein eigener Herr sein wollte, schaute dann kurz zu der jungen Bibliothekarin, die mit der Liste in der einen Hand über den Gitterwagen gebeugt in den Büchern wühlte, drehte sich langsam um und ging in Richtung des Ausgangs.
Tom ging durch die Tür, und begann dann zu laufen, als wäre ein wilder Stier hinter Ihm her. Er hörte noch seine Freunde im Park drüben johlen und seinen Namen rufen, doch sie verstummten, als sie begriffen, das Tom sie nicht mal mehr ansah. Tom lief die Hauptstrasse hinab, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war, und er wurde erst langsamer, als er die gesamte Hauptstrasse hinunter gelaufen war, und das Ortsschild direkt vor Ihm auftauchte.
Die Bibliothekarin bemerkte Toms verschwinden erst, als dieser sich bereits vier Strassen weiter befand, immer noch mit dem Blick auf das Buch in der Hand an dem Arm, der einmal der von Tom Brix war, aber nun jemand anderem gehorchte.
Sie hatte schon, als sie mit der Liste zum Gitterwagen ging, vergessen, was genau sie dort suchte, und nun wunderte sie sich nur noch, warum dieser Junge so plötzlich verschwunden war, wollte er nicht irgendein Buch haben? Hatte sie nicht deshalb in dem Gitterwagen gesucht? Nun, sie hatte zuviel zu tun, um sich darum zu kümmern, was ein Junge zu Lesen haben wollte und widmete sich wieder Ihrer Arbeit.
*
Nach einer Weile wurde Jab unruhig, und er stand auf. Seine Lehrlinge folgten seinem Beispiel und er forderte sie mit einem Blick auf, sich bereit zu machen. Nun kam der schwierigste Teil des ganzen Zaubers, der Transport einer Person. Aharim fragte sich kurz, woher der Meister wohl Wisse, wann es soweit sei, doch zwang er seine Gedanken in eine andere Richtung, für Fragen und Antworten blieb später Zeit. Jab begann einen stillen Zauber, den ersten, den Aharim bisher sah. Mit geschlossenen Augen und verzerrtem Gesicht bewegte Jab seine Hände in einem Anmutigen Muster und zeichnete Aharim unbekannte Silben in die Luft. Eine kleine, schwarze Tür erschien in der Luft, und Jab begann Worte zu sprechen. Die Worte waren hier nicht zu hören, doch Aharim war sich sicher, das irgendwer sie hörte, der Hohe Lord? Vermutlich... Jab zuckte leicht zusammen und konzentrierte sich stärker. Er begann wiederum zu sprechen und zuckte wieder zusammen. Mit einem ärgerlichen Blick schaute er auf Sorten, und schüttelte dann verneinend den Kopf, als dieser sich für seinen nächsten Zauber bereit machen wollte. Wieder schloss Jab die Augen, und seine Lippen bewegten sich, wobei er mit seinen Händen komplizierte Muster in die Luft malte. Er öffnete die Augen und schaute Sorten triumphierend an. Sorten begann sofort einen Zauber zu wirken, in dem er mit den Händen Muster zeichnete und einen anmutigen Tanz begann. Die Worte konnte Aharim nicht verstehen, sie waren sehr leise gesungen, doch entstand ein Zeichen in der Luft, nicht unähnlich einem Flügel, und diesen schleuderte Sorten auf seinen Meister. Jab wurde von diesem Zeichen getroffen und hob ein Stück in die Luft ab. Und mit einemmal begann Aharims Meister, der große Torwächter Jab in der Luft zu laufen, er lief, als wäre ein Wildgewordener Troll an seinen Fersen, ein paar mal drehte er sich dabei um, wie um zu sehen, ob Ihn jemand verfolgte, doch er lief weiter und weiter... Als er stehen blieb, schaute er nach links, auf eine der Wände des Torraums. Aharim folgte diesem Blick, doch erkannte er nichts an der Wand, und konzentrierte sich wieder auf den Meister. Und dann nahmen die Dinge wie von selbst einen Unheilvollen lauf, dem sich in diesem Raum niemand zu entziehen vermochte. Diesmal war es an den Adepten, den Torzauber ein zweites mal zu wirken, doch taten sie eigentlich nichts anderes, als den noch bestehenden Zauber zu erneuern, keiner von Ihnen wäre in der Lage gewesen, diesen Zauber zu bewerkstelligen. Doch sie konnten das noch bestehende Tor wieder aufstoßen, und so Sangen und Tanzten die Adepten ihre Magie und rissen das Tor weiter auf, als beim ersten Mal. Jab, der nun wieder auf dem Boden stand, sagte wieder Worte, die niemand hören konnte und starrte auf das Tor, das nun fast das ganze Torzimmer ausfüllte. Und dann vernahmen sie die Stimme. Ein schrilles kreischen von Worten der Magie. Machtvoller Magie, Jab blickte sich entsetzt um, den Feind, der sein Tor missbrauchen wollte suchend. Die sechs Adepten begannen augenblicklich mit Ihren Abwehrzaubern, Sorten spann einen Mächtigen Schildzauber um das Tor, das nun, als zwei verschiedene Arten von Magie aufeinander prallten, zu knistern begann. Jab selbst wirkte Wütend, und begann einen Dunkelzauber der letzen Stufe, einen Vernichtungszauber, den er seinem Feind entgegenschmettern wollte. Doch der Feind zeigte sich noch nicht. Die Adepten, in Ihre Magie versunken, bekamen nichts von dem, was sich in den folgenden Sekunden im Torzimmer abspielte mit. Eine Dunkle Gestalt materialisierte nahe der Tür zum Torzimmer. Jab wirbelte herum und blickte auf seinen Gegner. Eine schwarze Gestalt, Menschengroß, schlank, mit tiefschwarzer Haut und ebenso dunklen Augen stand Ihm gegenüber und taxierte Ihn mit einem feindseligen lächeln.
"Nun, ich muss zugeben, ich bin beeindruckt von Eurer Kunst, Meister Jab. Ihr habt es tatsächlich geschafft, den Hohen Lord zu finden? Aber dies wird Euch nichts nützen, denn ich werde nicht zulassen, dass er diese Welt betritt. Und nichts kann mich davon abhalten, Ihn in die Weiten der Unendlichkeit zu stoßen, Eure so genannte Prophezeiung wird sich nicht erfüllen, Narr". Die Gestallt lachte laut auf, und es klang in Jabs Ohren wie das krächzen eines Schweins, das erdrosselt wird. "Tyriak, ich hatte nicht gedacht, das Ihr so dumm seid, mein Haus zu betreten, aber anzunehmen, Ihr könntet meine Arbeit stören, ist wohl die größere Dummheit. Nun, Ihr seid gekommen, um mich aufzuhalten? Ihr seid lediglich erschienen, um Euren Tod anzunehmen". Jab zögerte keine Sekunde, und das war es, was sein Leben rettete. Tyriak spann bereits einen Vernichtungszauber, doch Jabs Zauber wartete nur darauf, gesprochen zu werden. Jab sagte die nötigen Worte und kam dem dunklen Fürsten nur wenige Sekunden zuvor. Ein Ball schwarzen Todes entsprang Jabs Händen und raste auf Tyriak zu. Tyriak fluchte und sagte ein Wort der Magie. Ein flammender Schild errichtete sich in Sekundenbruchteilen um Tyriak herum und der Magische Bolzen schlug darauf ein. Ein gewaltiger Schlag vernichtete den Schild, und Tyriak wurde durch die Tür des Turmzimmers, die krachend nach außen zersplitterte, geschleudert. Tyriaks Schild hatte den meisten Teil der Energie aufgefangen, doch war er angeschlagen. Er hatte nicht mit dieser Kraft gerechnet. Wild entschlossen kämpfte sich der Barouunmensch auf die Beine und begann einen weiteren Zauber, der seinen Gegner zerreißen sollte, doch Jab war schon durch die Tür und hatte den nächsten Zauber auf den Lippen. Tyriak sah, das er keine Möglichkeit hatte, diesem Zauber auszuweichen, und so griff er nach dem Amulett, das um seinen Hals hing und sprach ein Wort der Magie: "Sarduk", und verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Jab eilte zurück in das Turmzimmer und sah den Torzauber eingehend an. Er wusste nicht, ob der Hohe Lord durchs Tor gezogen war, oder nicht, und er hatte auch keine Möglichkeit mehr, es zu prüfen, denn das Tor schloss sich bereits, wie es Tore tun, wenn etwas sie passiert hat. Jab verfluchte den Barouunmenschen und sank erschöpft zu Boden.
*
Noch immer verspürte Tom diese unglaubliche Ruhe. Er schaute sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass niemand Ihm gefolgt war, und bog dann von der Hauptstrasse ab auf die ersten Felder hinter der Stadt. Er lief in das an die Strasse angrenzende Maisfeld und verlangsamte seine Schritte, als er in die Reihen der Maispflanzen eintrat. Es waren kaum 2 Minuten vergangen, seid er mit dem Buch in der Hand die Bibliothek fluchtartig verlassen hatte, und nun wurde Ihm bewusst, das er einen Diebstahl begangen hatte. Tom war geschockt, warum hatte er das getan? Er hatte keinen Grund, ein Buch zu stehlen, dass er sich jederzeit ausleihen durfte. Und wieder schaute er auf dieses unscheinbare, etwas eigenartig anmutende Buch herunter und staunte leicht, da er nicht gerade der Typ war, der sich mit Esoterik beschäftigte. War etwas in Ihm, das sich die ganzen Jahre seiner Jugend versteckt gehalten hatte, etwas verschlagenes, das nur auf einen Moment wie diesen gewartet hatte, um unberechenbar seinen Gelüsten nachzugehen? "Ich bin der Verkünder“, sagte das Buch. Tom erschrak nicht ganz so heftig wie in der Bibliothek, doch rutschte Ihm das Buch fast wieder aus den Händen, als er diese eigentümliche Stimme vernahm und die Ruhe in Ihm verschwand wie eine Maus, die eine Katze entdeckt hatte. Er stellte verdutzt fest, dass diese Stimme nicht zu hören war, zumindest nicht im eigentlichen Sinne mit den Ohren. Vielmehr war diese Stimme in Ihm, in seinem inneren, und er fragte sich kurz, ob er nicht vielleicht doch verrückt geworden war, das er nun mit fremden Stimmen zu sich selbst sprach, als die Stimme wieder zu sprechen begann: "Ich bin der Verkünder und gleichermaßen das Tor, ich bin gekommen, um Dich auf die andere Seite zu geleiten, deine Hilfe wird gebraucht, dein Kommen steht geschrieben, so soll es geschehen." Tom wurde schwindelig, und nun war Ihm klar, dass er sich das Hirn in der Sonne verbrannt hatte. Ein Buch, das redet, ein völlig unnützer und nicht geplanter, ja nicht mal von Ihm, wie es schien, verhinderbarer Diebstahl, er sollte schleunigst nach Hause gehen und seine Mutter bitten, einen Arzt zu rufen, der Ihm sicher helfen konnte. Ein Medikament vielleicht, das sein Fieber senken würde, ein paar Stunden Schlaf, und dieser Alptraum wäre sicher vorbei. Die Polizei würde sich mit Ihm beschäftigen, aber wenn er sich selbst Anzeigte, und das Buch freiwillig rausgebe, würde die Strafe vielleicht nicht so hart ausfallen, von der Strafe, die Ihm sein Vater aufbrummen würde einmal abgesehen. Er würde nach Hause gehen, und diese komplett Verrückte Sache bereinigen, jetzt sofort.
Das Schwindelgefühl wurde stärker, er schaute zum Himmel und verdeckte seine Augen, um nicht von der Sonne, die nun unbarmherzig auf Ihn herab schien, geblendet zu werden. Ein leichtes Flimmern in seinem Blickfeld erregte Toms Aufmerksamkeit, in den Reihen vor Ihm schien die Luft, sicher von der Hitze der Mittagssonne, eigenartig zu flackern.
Er ging ein paar Schritte in die Richtung diese Flimmerns, blieb aber überrascht stehen, als er erkannte, das dieses Flimmern kein Hitzeflimmern zu sein schien, sondern die Luft sich zu biegen begann. Eigenartig verzerrt sah er die Maispflanzen hinter dem Flimmern, sie schienen sich zu biegen, als würde ein mysteriöser Wind sie nur in der Mitte der Pflanzen nach rechts und links zur Seite drücken. Das Buch fing an zu vibrieren, und er lies es erschreckt fallen. Was Geschah hier? Tom fühlte eine Beklommenheit, die einer Angst nahe kam, er verstand nicht, was hier passierte, hatte das Gefühl, das die Realität sich zu verschieben begann, als er wieder diese dunkle, fast hallende Stimme vernahm: "Ich Verkünde nun deine Ankunft, das Tor beginnt sich zu öffnen, sei bereit, junger Freund, Arabjun erwartet Dich." Verzweifelt schrie Tom: "NEIN, ich werde nirgends hingehen, ich gehe durch kein Tor. Wer bist Du? Und was willst Du von mir?" Er wollte sich umdrehen und davon laufen, doch seine Beine versagten Ihm den Dienst, er sackte kraftlos zusammen, als hätte man einer Marionette die Fäden durchschnitten. "Ich bin der Verkünder“, sagte das Buch, als wäre dies vollkommen offensichtlich, und ein leiser Ärger schwang in der Stimme mit, "ich bin gekommen, um Dich zu führen, Dir wird kein Leid geschehen."
Das Flimmern wurde immer hektischer, die Farben hinter dem Flimmern schienen sich in einem Wirbeln zu vermischen, und bald hatte Tom das Gefühl, die Farben in diesem Wirbel nicht mehr auseinander halten zu können. Der Farbwirbel dehnte sich schnell aus. In kurzer Zeit hatte er einen Kreisförmigen Umfang von mehr als 2 Metern eingenommen, an den Ränder ausgefranst was den Eindruck erweckte, der Wirbel würde sich schnell drehen. Der Wirbel fraß sich sogar in den Boden, was Tom das ganze noch Unwirklicher erschienen lies. "Nein“, rief Tom, "ich werde nirgends hingehen, ich will nur nach Hause…" Toms Stimme wurde kraftlos, und das Schwindelgefühl wurde so stark, das Ihm Schwarz vor Augen wurde. Er fühlte einen beginnenden Sog, der von dem Mittlerweile 4 oder 5 Meter großem Wirbel auszugehen schien und an Ihm und seiner Kleidung zerrte. Willig gab er sich der Schwärze hin, versank in einer tiefen Ohmacht, die Ihm verlockender erschien als der Irrsinn, der sich vor seinen Augen abspielte, und das letzte, was Tom mitbekam, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor, war ein entsetztes Kreischen von Worten, die er nicht verstand, und ein Gefühl des Fallens ins Bodenlose.
Hier will ich nun mein erstes Buch vorstellen, dazu vorab ein paar Infos.
Dieses Buch umfasst bisher rund 650 Seiten, sollte ich schätzen würde ich behautpen damit ca die Hälfte des Buches geschrieben zu haben.
Ich werde hier nur Teile des Anfangs einstellen. Das hat einige Gründe, soviel sei gesagt, das ich eine ganze Weile mit anderen Tätigkeiten verbracht habe und mein Buch deswegen brach lag. Nun habe ich die Arbeit wieder aufgenommen, und je nachdem wie sich die Kritik äussert, werde ich weitere Teile veröffentlichen.
Ich werde hier und heute einen großen Teil posten und hoffe, das Ihr es mir nachseht, aber nur so gewinnt Ihr einen echten Einblick in meine Schreiberei...seid bitte schonungslos mit Eurer Kritik und natürlich hemmungslos mit Eurem Lob
Genug der einführenden Worte, hier nun meine Anfänge...viel Spass damit
Drachenherz
2 Reisen und ein Drachenherz:
Die erste Reise.
Tom Brix war keineswegs ein normaler Jugendlicher, der, wie andere Jugendliche in seinem Alter, durch die Strassen streifte auf der Suche nach dem Spaß, den Jugendliche kurz vor dem Ende der Schule in Sommertagen wie diesen suchten. Er war keiner derjenigen, die sich auf dem Sportplatz der Schule zum Fußballspiel trafen, oder sich, angeblich zum Angeln an den kleinen, von hohen Buchen versteckten Seen im nächsten Dorf verabredeten in der Hoffnung, einige Mädchen beim Baden zu überraschen und die ersten, nicht mehr ganz unschuldigen Blicke auf nackte Schultern und Beine erhaschen zu können.
Tom war einer der wenigen Jugendlichen, die wissen wollten, wie die Welt um sie herum funktionierte, sie verstehen und darüber hinaus Entdecken, ja sogar für sich einnehmen wollten.
So war Tom, wenn seine Freunde Fußball spielten oder Angelten, nicht selten in den Bibliotheken der Stadt zu finden, oder auch im Internetcafe, um zu sehen, was in der Welt vor sich ging, wie Menschen dachten und dies auch öffentlich zeigten.
Er hatte mit seinen 15, fast 16 Jahren schon mehrere Biographien bedeutender Leute gelesen, was seine Eltern mit hochgezogenen Augenbrauen quittierten, da sie nicht verstanden, warum Tom nicht, wie seine Freunde, Fußball spielte oder an die Seen ging, um sich zu vergnügen. Auch Tageszeitungen und andere Medien nutzte Tom mit einer Leidenschaft, die an alte Männer, die mit Ihrer Zeit nichts mehr anzufangen Wissen, erinnerte. Tom war nicht unsportlich, oder hatte nicht sogar dieselben Interessen wie seine Freunde, doch hatte er eben anderen Interessen mehr Bedeutung zugemessen, und kam seinem Drang, Wissen zu wollen und zu Verstehen, eher nach, glaubte er doch, das sein Vater es in seiner Jugend nicht anders getan hatte.
Sein Vater Michael Brix war ein Geschäftsmann der es verstanden hatte, dem Zeitgeist zu folgen, und hatte mit seinem Partner ein Internet-Auktionshaus eröffnet das sehr erfolgreich war und dabei einen Wohlstand erworben, der seiner Familie eine sichere, fast Luxuriöse Zukunft sicherte. Dabei hatte Toms Vater es geschafft seine eigene jugendliche Neugier zu bewahren und an seinen Sohn weiterzugeben, den er sehr liebte und dem er alle Möglichkeiten für das Leben eröffnen wollte.
Aber ganz verstehen konnte Michael seinen Sohn nicht, denn er war in Toms Alter ganz anders gewesen. Er war ein typischer Jugendlicher mit Interesse an Mädchen, Fußball und all dem Spaß den man sich nehmen konnte und war sich erst spät der Möglichkeiten bewusst geworden, die er hatte.
Toms Vater hatte Ihn schon mehrmals auf seine Interessen angesprochen, wollte dann Wissen, ob Tom seine Zeit nicht lieber mit Freunden und auch Freundinnen verbringen wolle, und Tom hatte in diesen Gesprächen jedes Mal dieses feine Lächeln der Sicherheit im Gesicht, vergewisserte seinem Vater, das er sicher solche Interessen, aber eben auch noch ein ganzes Leben vor sich hätte, und seinen Spaß sicher nicht vergessen würde, doch vorerst wollte Tom sich mit dem Erwerb von Wissen beschäftigen, und dafür trat er überzeugt ein. Durch diese Haltung, auch und gerade weil er voller Überzeugung für sie eintrat, respektierte und achtete sein Vater Ihn sehr, seine Freunde dagegen überhäuften Ihn oft mit Spott, da sie nicht verstanden, wie man seine Zeit freiwillig mit Lernen verbringen konnte, wo doch so viele aufregende Abenteuer da draußen in der Welt nur darauf warteten, das man sie bestand.
Doch auch seine Freunde, wenn sie es auch nie zugaben, hatten eine Art von widerwilligem Respekt vor diesem Jungen, der so ganz anders zu sein schien, wie sie selbst. Und die Mädchen aus seiner Schule und seiner Gegend konnten sich ein süßes Lächeln nicht verkneifen, wenn Tom ihnen über den Weg lief, tuschelten, wenn er vorbei war, und tauschten Sehnsüchtige Blicke aus, die jedem Jungen das Herz hätte brennen lassen.
Tom wohnte in einer Kleinstadt in der Nähe von Hamburg, es gab eine Ladenstrasse, zwei kleine Kinos, einen Friseur, ein großes Kaufhaus und mehrere kleine Einzelhändler, die verschiedenste Waren anboten, zwei Schulen, eine kleine Bank-, und Postfiliale, einen wenig erfolgreichen Autohändler, mehrere Kneipen und ein Cafe, in dem sich Tagsüber die Kinder und Jugendlichen zum Eis oder kühlen Getränken, und Abends die Erwachsenen, die nach dem Tagwerk noch eine Kleinigkeit Essen oder Trinken wollten, trafen und vieles mehr. Ein Park ging von der Hauptstrasse ab, und wurde zur anderen Seite von einem schwach plätscherndem Bach begrenzt, der von der Stadtverwaltung mit einigen kleinen, künstlichen Wasserfällen verschönt worden war, sehr zum Gefallen der Anwohner. Es lebten ca. 2000 Menschen hier, die zum Großteil in Mehrfachfamilienhäusern lebten, und es gab eine Gegend, in der Ausschließlich Einfamilienhäuser standen, und in dieser Gegend wohnte auch Tom in einem großen Haus, das sein Vater hatte bauen lassen, noch bevor Tom die Schule besuchte.
Es war ein warmer Sommertag, eine stehende, aber nicht unangenehme Hitze breitete sich über den Tag aus, und Tom war wie so oft auf dem Weg in die Stadt, um der Bibliothek einen Besuch abzustatten. Er trug vier Bücher bei sich, von denen er zwei gelesen hatte und abgeben wollte, und danach wollte er in den Park gehen und sich beim Lesen die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Er hatte die Bibliothek, die dem Park gegenüber lag, fast erreicht, als er im Park einige seiner Freunde lachend zusammensitzen sah. Er winkte ihnen kurz zu, bog dann zum Eingang der Bibliothek ab und sprang beinahe die Treppen zum Eingang hinauf. Als er durch die Tür ging, empfing in eine Kühle und Ruhe, die nichts mit der Helligkeit und der Lebendigkeit außerhalb dieses Gebäudes zu tun haben wollten, es war, als beträte er eine andere Welt, in der Licht und Lachen nicht erwünscht, vielleicht sogar gar nicht vorhanden waren. Gleich links hinter dem Eingang stand ein überdimensionaler Tresen, an dem ein älterer Herr mit einigen Büchern stand, die junge Frau hinter dem Tresen arbeitete an dem Computer und ihre Hände glitten sicher über die Tastatur Ihres Arbeitswerkzeugs. Neben dem Tresen stand ein Gitterwagen, der etwa zur Hälfte mit Büchern gefüllt war. Tom ging an den Tresen, sagte mit leiser Stimme "Guten Tag", ohne jemand bestimmten Anzusprechen, und erhielt als Antwort nur einen flüchtigen, nicht unfreundlichen Blick der Frau hinter dem Tresen und ein kurzes Nicken des Herren, der auf das Ende der Tätigkeit der Frau wartete, um seiner Wege zu gehen.
Dem Tresen gegenüber gab es zwei lange Tische mit Bänken auf beiden Seiten, an dem jeder Besucher Platz nehmen und Lesen konnte. Dort saßen eine Frau mit einem Mann zusammen über ein Buch gebeugt, dabei ständig tuschelnd, als würden Sie sich gegenseitig das Buch vorlesen, und eine ältere Frau mit einer Brille mit sehr dicken Gläsern, die einige Kunstbände vor sich ausgebreitet hatte, und beim betrachten der Bände einige Notizen in ein kleines Ringbuch schrieb. Hinter diesen Tischen standen lange und hohe Regale aus dunklem Holz, welche die Berechtigung für dieses Gebäude beherbergten, Bücher und Schriften aus allen bereichen der Literatur, Tausende Werke bekannter und weniger bekannter Autoren, ordentlich nach Themen und dem Alphabet geordnet, hundertfach gelesen und entsprechend abgegriffen, eine Quelle des Wissens, ein Ort der Gelehrsamkeit, Kühl und halbwegs Dunkel und von dem Geruch alten Papiers durchzogen, als hätte es in diesen Räumen nie etwas anderes gegeben und als würde dies auch nie der Fall sein. Die junge Frau beendete die Arbeit an dem Computer, woraufhin ein Drucker laut seine Arbeit aufnahm, und ein Papier ausspuckte, das sie dem älteren Herrn zur Unterschrift vorlegte. "Unterschreiben sie bitte unten auf der gestrichelten Linie" sagte die Bibliothekarin, und der Herr tat, wie Ihm geheißen und sagte: "Vielen Dank, junge Frau". "Gern geschehen", erwiderte sie mit einem Lächeln, "Viel Spaß beim Lesen und Auf Wiedersehen". Der Mann nahm seine Bücher, wünschte einen guten Tag, und verlies das Gebäude. Die Bibliothekarin heftete den unterschriebenen Beleg in einen Ordner und wendete sich Tom zu: "Wie kann ich Dir helfen" sagte sie zu Tom. Er legte zwei der Bücher, die er bei sich trug, auf den Tresen und sagte: "Die möchte ich nur zurückgeben, bitte". Sie nahm die Bücherkarten aus den Büchern, und wendete sich Ihrem Computer zu und begann, einige Zahlen einzugeben, und Tom fragte sie, ob in dem Gitterwagen neue Bücher wären. "Ja, es sind neue Bücher gekommen, aber wir haben sie noch nicht einsortiert, ich bin heute allein hier, und bin noch nicht dazu gekommen, aber wenn Du willst, kannst Du gern nachschauen, ob etwas für Dich dabei ist". Sie schaute kurz zu Tom auf, lächelte ein wenig und nickte zu dem Gitterwagen hinüber. Tom lächelte Scheu zurück und ging hinüber zu dem Wagen. Er begann einige der Bücher heraus zu nehmen und las die Beschreibungen auf den Buchrücken, bis ihm ein Buch ins Auge fiel, das den kitschigen Titel "Zaubersprüche" trug. Er nahm es heraus und sah sich den Einband an, auf dem sich ein Kunstvoll gemalter, roter Drache um ein schwarzes, wie krank aussehendes Herz schlängelte. Er drehte es um und wollte die Beschreibung lesen, doch auf der Rückseite war nur eine weitere Zeichnung, ebenso Kunstvoll wie der Drache war eine mittelalterlich anmutende Stadt zu sehen, mit einer großen, geradezu riesigen Festung in ihrer Mitte. Er drehte das Buch wieder um, und wollte es Aufschlagen, um einen Blick hinein zu werfen, doch es lies sich nicht öffnen.
*
Im Haus des Wächters war es an diesem Morgen erstaunlich laut, ein Zustand, den Aharim in diesem Hause nicht kannte. Aharim, einer der Adepten des Torwächters Jab und dem privaten Diener Jabs unterstellt, war auf dem Weg in die Essenskammer um zu Frühstücken. Dies war ein bedeutsamer Tag für Ihn, da er heute das erste Mal an einer der hohen Zeremonien teilnehmen durfte, und er wusste, es würde ein langer und anstrengender Tag für Ihn werden, daher nahm er sich vor, sich den Bauch Vollzuschlagen, damit er während der Zeremonie nicht die Konzentration verliere. Er betrat an diesem Morgen als erster die Essenskammer und so sah er Burig, den Koch, an seinen riesigen Pfannen und Töpfen stehen. Burig war unausstehlich fröhlich wie jeden Tag, während er die Tagesration an Essen zubereitete, was eine beachtliche Menge war, und er begrüßte den jungen Adepten mit einem lautstarken: "Guten Morgen, Ahar, hat dein Bett endlich den Mut gefunden, dich in den Tag hinauszuschmeißen?". Burig lachte schallend, das Aharim zusammenzuckte und er hatte sich nicht umgedreht, und Aharim fragte sich, wie der dicke Koch sein erscheinen bemerkt hatte. Eines der Wunder in diesem Haus war es, das jeder zu Wissen schien, wann Aharim wo war. Aharim war noch nicht lange in diesem Haus, er hatte erst wenige Wochen zuvor seine Prüfung im schwarzen Turm abgelegt und wurde dann zur Ausbildung zu Jab, dem Torwächter versetzt. Für Ihn war es eine Ehre, im Haus eines Torwächters unterzukommen, da die Prüfer damit seine Leistungen während der Prüfungen belohnten, und nicht zuletzt hieß es, dass Ihm die Torwacht zugetraut wurde. Bis dahin war es zwar ein langer und beschwerlicher Weg, gespickt von vielen Jahrzehnten harten Studiums, doch es war Ihm vielleicht möglich, eines Tages ein Wächter zu werden. Das allerdings selbst der Koch dieses Hauses seine eigene Magie spann, kam Ihm ungerecht vor, da er schon seit Jahren der Magie verschrieben war, und sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, warum ein Magiebegabter Koch im Hause eines Wächters werden sollte: "Guten Morgen, Burig, ich muss mich auf die Zeremonie vorbereiten, heute ist ein großer Tag für mich". Burig drehte sich mit dem Kopf nickend und einer Pfanne mit köstlich riechenden Eiern in der Hand herum, setzte eine gewichtige Miene auf, in der eine gehörige Portion Belustigung zu Lesen war und sagte: "Ich vermute, Du willst heute ein Tor zu den Sonnen aufstoßen und mir die Holzhackerei ersparen, in dem Du eine Sonne direkt in meinen Ofen verfrachtest?" Der dicke Koch lachte wieder laut auf und verschüttete dabei fast seine gebratenen Eier, und Aharim quittierte dieses Lachen mit dem ersten grinsen des Tages: "Nein, guter Burig, aber wenn Du nicht so gute Frückstückseier braten würdest, hätte ich schon längst überlegt, Dir einen Platz direkt an einer Sonne zu verschaffen". Burig schaute erstaunt auf und grinste dann. "Nun, zumindest ist dein Mundwerk nicht im Bett geblieben, wenn Du während der Zeremonie genauso Aufmerksam bist, wird dies ein erfolgreicher Tag für unseren Herrn werden". Er füllte eine große Portion der Eier auf einen Teller, setzte die Pfanne wieder auf den Herd und begann dann, Brot aufzuschneiden. "Was soll denn heute passieren, wieder ein Tor mitten in das Meer? Ich musste mir Kiemen wachsen lassen, um wieder Ordnung in meine Küche zu bringen" sagte Burig grinsend, und Aharim errötete schwer. Seine erster Versuch, ein Tor in die Wüste weit im Osten zu öffnen hatte mit einem Desaster geendet, das einzig gute daran war, das es Tagelang köstliche Fischgerichte zu Essen gab. Man gab Ihm nicht die Schuld an diesem Vorfall, da diese Übungen stets von einem Meisterhaften Adepten überwacht wurden, doch wurde daraus natürlich ein Witz in diesem Hause und Aharim wurde sogar Meister der Ozeane genannt. "Ich weiß nicht, wohin das Tor geöffnet wird, doch Jab arbeitet seit Tagen an dem Zauber und sagt niemandem, was er plant". Die Röte in seinem Gesicht begann zu schwinden und er nahm seinen Teller entgegen und begann zu Essen. Burig schlug dem jungen auf die Schulter und sagte: "Nun, wir alle Wissen, das mehr in Dir steckt, lass Dich nicht von einem alten Koch unterkriegen, junger Freund, ich wünsche Dir heute viel Erfolg", mit diesen Worten wandte der Koch sich wieder seinem Essen zu und lies Aharim in Ruhe Essen.
Während des Essens ging Aharim noch mal die Zauber durch, die er lernen sollte, Schutzzauber, die dazu dienten, Dämonen, Hexen und andere bösartige Kreaturen davon abzuhalten, das Tor, das heute geöffnet wurde, zu Ihren eigenen Zwecken zu missbrauchen. Der Torwächter würde an seinem Torzauber genug zu tun haben, um sich um solche Zauber zu kümmern, und sie waren heute mit 7 Magiern bei der Zeremonie beschäftigt, also würde es nicht nur ein Tor zu den Märkten werden, sondern etwas großes stand bevor. Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, ging Aharim durch die Lichtdurchfluteten Korridore zurück zu seiner Kammer, um letzte Vorbereitungen zu treffen. In einer Stunde sollte die Zeremonie im Torraum beginnen. Dieser Torraum lag im 2ten Stock des Gebäudes, ein großer, Kreisrunder Raum, mit einigen Magischen Geräten ausgestattet, die zum Teil den selben Zweck wie die Schutzzauber erfüllten, andere wiederum stabilisierten die Tore, die dort geöffnet wurden. Aharim hatte noch eine Aufgabe bekommen, ein Buch mit einigen Zaubern zu belegen. Am Vorabend war er zu Jab gerufen worden, und Aharim war sehr aufgeregt gewesen. Jab hatte nur selten Zeit, mit den jüngeren Adepten zu plaudern, eigentlich so gut wie nie, was auch der Grund für Aharims Aufregung gewesen war. Jab musste etwas Besonderes mit Aharim im Sinn haben. Kurz vor der Schlafenszeit wurde Aharim von Densep, Jabs Diener, in seiner Kammer aufgesucht, und gebeten, Ihm zu Jabs Gemächern zu folgen. Aharim warf sich seine Kutte über und folgte dem ruhigen Menschen. Vor Jabs Tür angekommen, und mit Schweißnassen Händen fragte Aharim ängstlich: "Ich bin doch nicht hier wegen dem Tor ins Wasser?". Densep drehte sich mit einem lächeln im Gesicht zu dem jungen Adepten um und sagte leise: "Nein, das bist Du nicht, wollte Jab dich bestrafen, wäre ich nicht gekommen, um Dich zu Ihm zu bringen, sondern er wäre selbst erschienen. Du hast hier nichts zu befürchten, Junge". Damit war die Sache für Densep erledigt und er drehte sich wieder zur Tür und klopfte leise dagegen. Die Tür öffnete sich mit einem Knarren und Densep schob Aharim durch die Tür, die sich daraufhin wieder schloss. Das Zimmer, das er nun betrat, war Dunkel, so Dunkel, das er kaum Einzelheiten erkennen konnte. Die Vorhänge geschlossen, das einzige Licht eine Kerze, die auf einem schweren Tisch einsam flackerte, aber deren Flamme die Dunkelheit kaum zu durchdringen vermochte, erschauerte Aharim. "Wie kann Jab in einem so dunklen Zimmer Leben?" fragte sich der Junge in Gedanken, als eine ruhige Stimme das Zimmer erfüllte: "Ah, Aharim, der jüngste meiner Schüler, sei Willkommen in meinen Räumen. Setz Dich zu mir..." An der linken Seite des Tisches entflammte ein Feuer und erschrocken zuckte Aharim zusammen. Jab, ebenfalls ein Jainide wie Aharim, saß an dem Tisch und seine Hand zeigt in Richtung des Kamins, in dem nun ein gleichmäßiges Feuer loderte. Verblüfft über diesen Zauber trat Aharim näher an den Tisch heran. Er verbeugte sich mit den Worten "Seid gegrüßt, Meister, ich danke für Eure Aufmerksamkeit...", doch Jab unterbrach seine formelle Anrede mit den Worten: "Nicht doch, Aharim, nicht doch, dies ist kein offizielles Treffen, spar Dir die Floskel für einen anderen Tag. Ich habe Dich nicht rufen lassen, um mir Ehrerbietungen entgegenbringen zu lassen, setz Dich, setz Dich...nimm diesen Becher mit Würzwein und lass uns Reden. Morgen ist ein großer Tag, nicht nur für Dich, auch für mich, Aharim. Die Bedeutung der Zeremonie, die Wir morgen durchführen ist Groß und Weittragend, es ist kein Gewöhnliches Tor, das ich morgen beschwöre...ich werde morgen dem Hohen Lord ein Tor in unser Land öffnen."
Aharim erschrak bei diesen Worten, der Hohe Lord. Die alten Prophezeiungen waren Ihm als Adepten des Schwarzen Hauses mehr als bekannt, sie waren der Grundstein, die Bibel der schwarzen Magier. Der Hohe Lord, ein Wesen, das die Rassen in den letzten Krieg führen würde, und er, Aharim, sollte ein Mitwegbereiter dieser wichtigsten aller Prophezeiungen sein? Ihm standen schlicht die Haare zu Berge, sein Gesicht war Kalkweiß, und wo er eben noch Schweissnaß geschwitzt war, begann er nun zu frösteln. "Hierzu nun brauche ich deine Hilfe, ich brauche ein Buch, durch das ich Verkünden kann, ich weiß nicht, wo der Hohe Lord sich aufhält, und ein Buch scheint mir am geeignetsten zu sein, den Kontakt herzustellen. Nun, ich möchte, dass Du ein Buch vorbereitest. Die üblichen Schutzzauber brauche ich wohl nicht zu erwähnen, aber was wichtig ist, ich brauche auf dieses Buch einen Verkünderzauber. Du weißt, er ist schwierig, aber Du hast die ganze Nacht Zeit, ich habe einen Ruhetrank für Dich bereitet." Mit diesen Worten zeigte Jab auf ein Buch mit rotem Ledereinband und eine Phiole aus Glas, die grün schimmerte. Aharim schaute in Jabs altes Gesicht, aus dem kluge und wache Augen leuchteten. Der Ruhetrank würde dafür Sorgen, das Aharim nicht Schlafen brauchte, ein Schluck dieses Tranks erfrischte Körper und Geist, wie es sonst nur eine Nacht der Ruhe vermochte. Doch die Zauber für dieses Buch bereiteten Aharim Kopfschmerzen. Dies war eine Aufgabe, die einem Meisteradepten zustand, nicht aber einem Lehrling. Wieso, fragte sich Aharim, sollte er, ein Lehrling, ein unerfahrener Adept diese mächtigen Zauber auf dieses Buch legen?
"Nun, Du fragst Dich sicher, warum ich Dich für diese Aufgabe auswähle, Aharim. Die anderen 5 Adepten, die Morgen an dem Zauber Teilhaben werden, haben keine Zeit für diesen Verkünderzauber, und ich selbst muss die ganze Nacht studieren, um den Torzauber sicher zu beherrschen. Da Du nun der einzige bist, der von uns noch keine weitere Aufgabe hat, habe ich mich entschlossen, die Zauber von Dir wirken zu lassen, doch keine Sorge, ich bin die ganze Nacht in deiner Nähe, falls Du fragen hast, oder Anleitung brauchst".
Aharim war entlassen, was er nicht zuletzt daran merkte, das er sich mit einemmal in seiner Kammer befand. Das Buch und die Phiole standen auf seinem Arbeitstisch und er erschrak leicht, so wie er es immer tat, wenn ein Meister Ihn unerwartet durch ein Tor schickte. Er nahm das Buch in die Hand und schaute es sich genau an. Auf der Vorderseite sah er eine Zeichnung von Seinad, dem Heilerdrachen und auf der Rückseite erkannte er Eynoum Hem und die Festung. Er begann, einen Klebstoff herzustellen, denn dieses Buch war leer und würde nicht zum Lesen gebraucht werden. Während er die Seiten des Buches verklebte, ging er in Gedanken die nötigen Schutzzauber durch und machte sich Gedanken um den Verkünderzauber. Würde er Ihm gelingen? Er machte sich Notizen, in welchen Werken des Meisters er nachzulesen hatte, und eine Notiz, mit der er sich erinnern würde, Jab zu Danken, wenn er alle Aufgaben zur Zufriedenheit des Meisters erfüllt hatte.
Aharim hatte keine weitere Hilfe in dieser Nacht benötigt, er hatte alle Zauber auf das Buch gelegt, und hatte mehrmals überprüft, ob sie funktionierten. Nicht, das er wirklich durch das Buch verkünden konnte, er konnte noch überhaupt nicht verkünden, doch die Funktion konnte er prüfen. Es gab einen Zauber, den jeder Adept konnte, und dieser Zauber bewirkte, das Gegenstände, die einen Verkünderzauber besaßen, wisperten, wenn man diesen Zauber sprach. Ein verlässliches Mittel, um Streichen anderer Adepten zu entgehen, und seine eigenen Arbeiten zu überprüfen. Nun war er bereit, und es wurde Zeit, den Torraum aufzusuchen, er wollte nicht zu Spät erscheinen. Er verließ seine Kammer und begab sich in den 2ten stock des Gebäudes, wo er einem Korridor zum Torraum folgte. Vor dem Raum standen Hegar, Rylik und Sorten, drei Adepten, die alle länger in diesem Hause dienten und sich leise Unterhielten. Sein kommen wurde von allen dreien mit freundlichem Nicken und leiser Begrüßung quittiert. Sorten musterte Aharim und fragte: "Nun, Du hast das Buch, verkündet es?" Aharim war froh, das Ihn dies jemand fragte und antwortete nicht ohne Stolz: "Wenn Du es versuchen willst, nur zu, ich glaube, ich habe alles richtig gemacht". Soren nahm das Buch aus Aharims Hand entgegen, bewegte seine Hand in einem komplizierten Rhythmus über den ledernen Einband und begann einen leisen Gesang: "Heyoram Tamlar Derbotech Kor". Ein Wild verschlungenes Zeichen erschien in der Luft, es pulsierte über dem Buch in schwarzem Glühen und verschwand in dem Buch. Das Buch begann leise zu Wispern und Soren nickte Aharim anerkennend zu: "Wahrlich, Du hast deine Sache gut gemacht, doch nun wollen Wir sehen, wie Du dich bei einem Aktiven Zauber anstellst, lasst uns hineingehen, Jab wartet sicher schon". Er gab Aharim das Buch zurück, drehte sich zur Tür und öffnete sie mit einer Geste. Sie alle betraten den Raum, in dem Jab und zwei andere Adepten bereits mit einigen Vorbereitungen beschäftigt waren. In der Mitte des Raumes war ein hölzernes Rad in den Boden Geschnitzt, von sechs Speichen durchzogen glich es einem gewöhnlichen Wagenrad, doch das war es nicht. Dieses Rad besaß magische Eigenschaften, die nötig waren, um ein Tor zu erzeugen. Der Schnitzmeister, der dieses Rad geschaffen hatte, war ein Meister seiner Kunst, und das Rad selbst pulsierte in stetigem dunkelrotem Glühen seiner eigenen Magie. Die Speichen des Rades führten zu einem kleinen Kreis in der Mitte des Rades, dem Platz des Torwächters während der Zeremonie. Dort und an den Enden der Speichen hatten die anderen Adepten bereits ein schwarzes Pulver in einer bestimmten Form verstreut, diese Form glich der einer kunstvoll gearbeiteten Tür. Sie war ein Teil des Torzaubers und würde den Wächter in seinem Bestreben, ein stabiles Tor zu errichten, unterstützen. Soweit Aharim es verstanden hatte, war der schwierige Teil dieses Zaubers nicht das errichten des Tores selbst, sondern es Stabil zu halten, solang es benutzt wurde, und andere Wesenheiten und Magier davon abzuhalten es für Ihre Zwecke zu missbrauchen. Aharim und die anderen drei Adepten, die mit Ihm eintraten begrüßten Jab Formel nach Ihrem Rang, der Ihrem Aufenthalt entsprach, und so kam Aharim als letztes an die Reihe. Nach der Begrüßung des Meister übereichte er das Buch dem Meister, des es genau untersuchte. Jab warf Sorten einen Blick zu, mit dem er zeigte, dass er wusste, wer den Funktionszauber gesprochen hatte. Sorten und die anderen Adepten kannten die Fähigkeiten Jabs, den Verursacher eines Zaubers am Zauber selbst zu erkennen, doch Aharim bemerkte dies mit Staunen. Jab war Wahrhaft mächtig, und Aharim schalt sich einen Narren, Jab war einer der Fünf Torwächter, wer, wenn nicht er sollte über große Macht verfügen?
Jab nickte kurz und legte das Buch zur Seite. Er wandte sich seinen Lehrlingen zu und begann zu Sprechen: "Nun, ich zweifle nicht daran, das Ihr alle Euch bestens vorbereitet habt, doch ich kann nicht umhin, Euch an dieser Stelle nochmals zu warnen. Der Zauber, den Wir hier gemeinsam wirken, ist ein Zauber, der äußerste Konzentration erfordert. Ihr alle müsst Eure Zauber perfekt wirken, die geringste Unachtsamkeit, der kleinste Fehler kann verheerende Folgen für uns alle haben, und nicht nur für uns". Die schwere dieser Worte lastete auf Aharims jungen Schultern, doch er war sich sicher, alle Zauber korrekt gelernt zu haben, und die anderen fünf Adepten wirkten ebenso sicher, wie er selbst sich fühlte. "Auch für jenen, den Wir nun in unsere Welt geleiten wollen. Ich bin nicht sicher, wohin dieses Tor führt, deshalb seid Aufmerksam! Wenn Ihr einen Dämon, eine Hexe oder einen anderen Magier zaubern hört, wirkt schnell und sicher Eure Schutzzauber. Ein zögern kann unser Ende oder das anderer bedeuten. Nun, genug gesprochen, lasst uns beginnen". Jab nahm das Buch in die Hand und bewegte sich in die Mitte des Rades. Die sechs Adepten nahmen Ihre Plätze an den Enden der Speichen ein und als alle sieben am Rad postiert waren, begann Jab den ersten einer Reihe von Zaubern zu Sprechen. Er bezauberte das Buch und aktivierte den Verkünderzauber. Das Buch begann vor Jabs Gesicht zu Schweben und wanderte ein Stück aufwärts, verhielt einen halben Meter vor und über Jabs Kopf. Jab forderte nun seine Adepten auf, die ersten Schutzzauber zu wirken, die Jab selber schützen würden. Alle Adepten begannen nun Leise mit Ihrem Singsang und webten Ihre Zauber, die sie direkt auf Jab legten. Um Jab herum begann die Luft in verschiedenen Farben zu Flimmern und Jab selbst begann leicht durchsichtig zu werden. Der Torwächter sah die Zauber und befand sie offensichtlich für gut, denn nun begann er den eigentlichen Torzauber. Aharim beobachtete den Wächter genau, sah, wie seine Lippen sich Stumm bewegten und hörte das Buch mit der dunklen Stimme Jabs die Zauber singen: " Samo Dukar, Erbehenem Dukar, Dun Dukar, Sol Bir Korem Dukar, Jab Ham Baremtir Korem Dukar". Wie eine Explosion, mit dem Ursprung in Jab selbst öffnete sich das Tor, ein biegen der Luft, Aharim sah Jab nur noch undeutlich, verzehrt, als würde die Luft Jab selbst auseinander reißen. Das Tor war nur klein, vielleicht einen Meter im Durchmesser, doch dies reichte für den ersten Teil des Zaubers aus. Aharim sah, wie sich das Tor seinen Weg zum Ziel bahnte, und erstaunt sah Aharim durch das Tor Wunder, die er nicht benennen konnte. Ein Weg, so Schwarz wie seine Roben, auf dem ein Kasten ohne Pferde fuhr, dahinter ein weiterer Kasten, der am Wegrand stand, und ein Mensch, der eine Kiste aus dem Kasten zog. Die Kiste war durchlöchert, und Aharim fragte sich, wie eine solche Kiste wohl halten solle, wenn sie doch so durchlöchert war? In der Kiste lagen Bücher, und nun erkannte Aharim, wie vorausschauend sein Meister geplant hatte. Jab hob eine Hand und sprach: "Dimar Rem Bartem Kor", und das Buch begann, den Bewegungen von Jabs Hand folgend, durch das Tor zur Kiste zu Schweben. Der Mann auf der anderen Seite des Tores drehte sich für einen Moment von der durchlöcherten Kiste weg und Jab lies das Buch in die Kiste fallen. Jab wirkte den nächsten Zauber, der schließlich das Tor wieder verschloss. Jab ließ sich nun auf den Boden nieder, bedeutete seinen Adepten dasselbe zu tun und wartete...
*
Verdutzt sah Tom sich das Buch an, und versuchte ein weiteres Mal, das Buch zu öffnen, doch es war, als wären die Seiten zusammengeklebt worden, und er wollte es nicht kaputt machen. Er ging zum Tresen hinüber, an dem die junge Frau noch immer an dem Computer saß und sagte mit fragendem Blick: "Dieses Buch hier scheint verklebt zu sein, es lässt sich nicht öffnen. Haben sie noch ein Exemplar davon? Ich würde es mir gern einmal anschauen..." Sie blickte auf, nahm das Buch aus seinen Händen und schaute neugierig auf den Einband: "Ich kann mich nicht erinnern, dieses Buch heute Morgen in der Lieferung gesehen zu haben, hast Du das aus dem Gitterwagen?"
"Ja“, antwortete Tom wahrheitsgemäß, "es lag zwischen den anderen." Sie drehte das Buch ebenso wie Tom kurz zuvor, runzelte die Stirn und sagte mit leiser Stimme: "Komisch, ich habe das Buch heute Morgen nicht gesehen." Sie versuchte es zu öffnen, hatte aber keinen Erfolg damit, legte das Buch vor sich hin, und ging an den Computer: "Einen Moment, ich schaue nach."
Tom ging wieder zu dem Gitterwagen und stöberte weiter, fand jedoch nichts, was seine Neugierde so sehr weckte, wie dieses verklebte Buch. Er legte die Bücher wieder in den Wagen und ging zurück zu dem Tresen. Die junge Frau blickte auf ihren Monitor und schaute auf eine Liste, aus der sie nicht schlau zu werden schien. Verwirrt guckte sie immer wieder auf das Buch, als dürfte es dieses Buch nicht geben. Tom schaute auch wieder auf diesen merkwürdig interessanten Einband, und griff danach...
In dem Moment, als seine Fingerspitzen es berührten, zog sich ein eisiger Schauer über den ganzen Körper des Jungen, und er hörte eine dunkle Stimme leise flüstern: "Nimm mich mit, Junge, nimm mich und trage mich fort..." Tom zuckte verschreckt zurück und schaute sich nach links und rechts um auf der Suche nach dem, der diese Worte gesagt hatte, aber er stand allein am Tresen, nur die junge Bibliothekarin saß vor ihm, den Blick auf den Monitor gerichtet. Tom schüttelte kurz den Kopf und dachte: "Bekommt dir die Mittagssonne nicht? Hier ist keiner, der dich anflüstert, also ruhig Blut."
Er packte abermals nach dem Buch und nahm es sofort in die Hand, und wie vorher erschauderte er, als seine Finger sich um den Einband schlossen und er vernahm wieder diese leise, aber durchdringend dunkle Stimme, und sie sagte: "Trage mich von hier fort, Junge, dreh Dich um und lauf, bevor es zu spät ist, LAUF JUNGE." Vollkommen starr vor Schreck lies Tom das Buch fallen, stieß einen leisen Schrei aus und drehte wieder den Kopf nach allen Seiten um denjenigen anzusehen, der da zu Ihm Sprach, aber immer noch war niemand in seiner unmittelbaren Nähe, der diese Worte hätte sagen können. Doch er hatte sie gehört, deutlich und klar vernommen, als hätte sie jemand direkt in sein Ohr geflüstert, er war sich absolut sicher. Die junge Frau hinter dem Tresen blickte kurz auf, als wollte sie sagen, das er leise zu sein hätte, wandte sich dann einem Ordner zu, der neben Ihrem PC stand und holte das erste Blatt aus dem Ordner. Mit diesem Blatt kam sie hinter dem Tresen hervor, ging zu dem Gitterwagen hinüber und sagte zu Tom: "Einen Moment noch, ich kontrolliere das hier eben." Tom nahm die Worte kaum wahr, so sehr hatte Ihn diese Stimme erschüttert. Wurde er verrückt? Sich Stimmen einzubilden passiert doch nur verrückten, aber er war doch nicht verrückt?! Oder hatte er sich einen Sonnenstich geholt? Nein, das konnte nicht sein, er war nicht lange in der Sonne unterwegs gewesen, von seiner Strasse bis zu der Bibliothek waren es kaum 10 Minuten Fußweg, zu kurz für einen Sonnenstich...aber was war es dann? Tom hatte gehört, das man durch Stress krank werden konnte, man konnte Kopfschmerzen bekommen, oder auch Probleme mit dem Magen, aber Wahnvorstellungen?? Tom war verwirrt, er wollte nur noch schnell nach Hause und mit seiner Mutter reden...
Doch wie unter Zwang schaute er zum dritten Mal auf dieses eigenartige Buch hinab, und als würden sein Arm und seine Hand einem anderen gehören, Griff er wieder zu dem Buch. Eine Stimme, die der seines Vaters sehr nahe kam, schrie in Ihm auf, seine verdammten Finger von diesem Buch zu lassen, doch sein Arm hatte sich in unglaublicher Geschwindigkeit ein eigenes Gehirn wachsen lassen und tat nun, was er selbst wollte. Er nahm das Buch, doch dieses Mal schauderte er nicht, sondern wurde von einer nahezu überirdischen Ruhe erfüllt, und wieder hörte er die Stimme: "Gut, mein Junge, es ist richtig so, nimm mich, ich gehöre nicht hierher, dies ist nicht mein Ort, bring mich hier weg, Schnell!" Tom war wie Hypnotisiert, er starrte auf das Buch, das mit Ihm zu Reden schien, auf seinen Arm, der in Zukunft vielleicht sein eigener Herr sein wollte, schaute dann kurz zu der jungen Bibliothekarin, die mit der Liste in der einen Hand über den Gitterwagen gebeugt in den Büchern wühlte, drehte sich langsam um und ging in Richtung des Ausgangs.
Tom ging durch die Tür, und begann dann zu laufen, als wäre ein wilder Stier hinter Ihm her. Er hörte noch seine Freunde im Park drüben johlen und seinen Namen rufen, doch sie verstummten, als sie begriffen, das Tom sie nicht mal mehr ansah. Tom lief die Hauptstrasse hinab, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war, und er wurde erst langsamer, als er die gesamte Hauptstrasse hinunter gelaufen war, und das Ortsschild direkt vor Ihm auftauchte.
Die Bibliothekarin bemerkte Toms verschwinden erst, als dieser sich bereits vier Strassen weiter befand, immer noch mit dem Blick auf das Buch in der Hand an dem Arm, der einmal der von Tom Brix war, aber nun jemand anderem gehorchte.
Sie hatte schon, als sie mit der Liste zum Gitterwagen ging, vergessen, was genau sie dort suchte, und nun wunderte sie sich nur noch, warum dieser Junge so plötzlich verschwunden war, wollte er nicht irgendein Buch haben? Hatte sie nicht deshalb in dem Gitterwagen gesucht? Nun, sie hatte zuviel zu tun, um sich darum zu kümmern, was ein Junge zu Lesen haben wollte und widmete sich wieder Ihrer Arbeit.
*
Nach einer Weile wurde Jab unruhig, und er stand auf. Seine Lehrlinge folgten seinem Beispiel und er forderte sie mit einem Blick auf, sich bereit zu machen. Nun kam der schwierigste Teil des ganzen Zaubers, der Transport einer Person. Aharim fragte sich kurz, woher der Meister wohl Wisse, wann es soweit sei, doch zwang er seine Gedanken in eine andere Richtung, für Fragen und Antworten blieb später Zeit. Jab begann einen stillen Zauber, den ersten, den Aharim bisher sah. Mit geschlossenen Augen und verzerrtem Gesicht bewegte Jab seine Hände in einem Anmutigen Muster und zeichnete Aharim unbekannte Silben in die Luft. Eine kleine, schwarze Tür erschien in der Luft, und Jab begann Worte zu sprechen. Die Worte waren hier nicht zu hören, doch Aharim war sich sicher, das irgendwer sie hörte, der Hohe Lord? Vermutlich... Jab zuckte leicht zusammen und konzentrierte sich stärker. Er begann wiederum zu sprechen und zuckte wieder zusammen. Mit einem ärgerlichen Blick schaute er auf Sorten, und schüttelte dann verneinend den Kopf, als dieser sich für seinen nächsten Zauber bereit machen wollte. Wieder schloss Jab die Augen, und seine Lippen bewegten sich, wobei er mit seinen Händen komplizierte Muster in die Luft malte. Er öffnete die Augen und schaute Sorten triumphierend an. Sorten begann sofort einen Zauber zu wirken, in dem er mit den Händen Muster zeichnete und einen anmutigen Tanz begann. Die Worte konnte Aharim nicht verstehen, sie waren sehr leise gesungen, doch entstand ein Zeichen in der Luft, nicht unähnlich einem Flügel, und diesen schleuderte Sorten auf seinen Meister. Jab wurde von diesem Zeichen getroffen und hob ein Stück in die Luft ab. Und mit einemmal begann Aharims Meister, der große Torwächter Jab in der Luft zu laufen, er lief, als wäre ein Wildgewordener Troll an seinen Fersen, ein paar mal drehte er sich dabei um, wie um zu sehen, ob Ihn jemand verfolgte, doch er lief weiter und weiter... Als er stehen blieb, schaute er nach links, auf eine der Wände des Torraums. Aharim folgte diesem Blick, doch erkannte er nichts an der Wand, und konzentrierte sich wieder auf den Meister. Und dann nahmen die Dinge wie von selbst einen Unheilvollen lauf, dem sich in diesem Raum niemand zu entziehen vermochte. Diesmal war es an den Adepten, den Torzauber ein zweites mal zu wirken, doch taten sie eigentlich nichts anderes, als den noch bestehenden Zauber zu erneuern, keiner von Ihnen wäre in der Lage gewesen, diesen Zauber zu bewerkstelligen. Doch sie konnten das noch bestehende Tor wieder aufstoßen, und so Sangen und Tanzten die Adepten ihre Magie und rissen das Tor weiter auf, als beim ersten Mal. Jab, der nun wieder auf dem Boden stand, sagte wieder Worte, die niemand hören konnte und starrte auf das Tor, das nun fast das ganze Torzimmer ausfüllte. Und dann vernahmen sie die Stimme. Ein schrilles kreischen von Worten der Magie. Machtvoller Magie, Jab blickte sich entsetzt um, den Feind, der sein Tor missbrauchen wollte suchend. Die sechs Adepten begannen augenblicklich mit Ihren Abwehrzaubern, Sorten spann einen Mächtigen Schildzauber um das Tor, das nun, als zwei verschiedene Arten von Magie aufeinander prallten, zu knistern begann. Jab selbst wirkte Wütend, und begann einen Dunkelzauber der letzen Stufe, einen Vernichtungszauber, den er seinem Feind entgegenschmettern wollte. Doch der Feind zeigte sich noch nicht. Die Adepten, in Ihre Magie versunken, bekamen nichts von dem, was sich in den folgenden Sekunden im Torzimmer abspielte mit. Eine Dunkle Gestalt materialisierte nahe der Tür zum Torzimmer. Jab wirbelte herum und blickte auf seinen Gegner. Eine schwarze Gestalt, Menschengroß, schlank, mit tiefschwarzer Haut und ebenso dunklen Augen stand Ihm gegenüber und taxierte Ihn mit einem feindseligen lächeln.
"Nun, ich muss zugeben, ich bin beeindruckt von Eurer Kunst, Meister Jab. Ihr habt es tatsächlich geschafft, den Hohen Lord zu finden? Aber dies wird Euch nichts nützen, denn ich werde nicht zulassen, dass er diese Welt betritt. Und nichts kann mich davon abhalten, Ihn in die Weiten der Unendlichkeit zu stoßen, Eure so genannte Prophezeiung wird sich nicht erfüllen, Narr". Die Gestallt lachte laut auf, und es klang in Jabs Ohren wie das krächzen eines Schweins, das erdrosselt wird. "Tyriak, ich hatte nicht gedacht, das Ihr so dumm seid, mein Haus zu betreten, aber anzunehmen, Ihr könntet meine Arbeit stören, ist wohl die größere Dummheit. Nun, Ihr seid gekommen, um mich aufzuhalten? Ihr seid lediglich erschienen, um Euren Tod anzunehmen". Jab zögerte keine Sekunde, und das war es, was sein Leben rettete. Tyriak spann bereits einen Vernichtungszauber, doch Jabs Zauber wartete nur darauf, gesprochen zu werden. Jab sagte die nötigen Worte und kam dem dunklen Fürsten nur wenige Sekunden zuvor. Ein Ball schwarzen Todes entsprang Jabs Händen und raste auf Tyriak zu. Tyriak fluchte und sagte ein Wort der Magie. Ein flammender Schild errichtete sich in Sekundenbruchteilen um Tyriak herum und der Magische Bolzen schlug darauf ein. Ein gewaltiger Schlag vernichtete den Schild, und Tyriak wurde durch die Tür des Turmzimmers, die krachend nach außen zersplitterte, geschleudert. Tyriaks Schild hatte den meisten Teil der Energie aufgefangen, doch war er angeschlagen. Er hatte nicht mit dieser Kraft gerechnet. Wild entschlossen kämpfte sich der Barouunmensch auf die Beine und begann einen weiteren Zauber, der seinen Gegner zerreißen sollte, doch Jab war schon durch die Tür und hatte den nächsten Zauber auf den Lippen. Tyriak sah, das er keine Möglichkeit hatte, diesem Zauber auszuweichen, und so griff er nach dem Amulett, das um seinen Hals hing und sprach ein Wort der Magie: "Sarduk", und verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Jab eilte zurück in das Turmzimmer und sah den Torzauber eingehend an. Er wusste nicht, ob der Hohe Lord durchs Tor gezogen war, oder nicht, und er hatte auch keine Möglichkeit mehr, es zu prüfen, denn das Tor schloss sich bereits, wie es Tore tun, wenn etwas sie passiert hat. Jab verfluchte den Barouunmenschen und sank erschöpft zu Boden.
*
Noch immer verspürte Tom diese unglaubliche Ruhe. Er schaute sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass niemand Ihm gefolgt war, und bog dann von der Hauptstrasse ab auf die ersten Felder hinter der Stadt. Er lief in das an die Strasse angrenzende Maisfeld und verlangsamte seine Schritte, als er in die Reihen der Maispflanzen eintrat. Es waren kaum 2 Minuten vergangen, seid er mit dem Buch in der Hand die Bibliothek fluchtartig verlassen hatte, und nun wurde Ihm bewusst, das er einen Diebstahl begangen hatte. Tom war geschockt, warum hatte er das getan? Er hatte keinen Grund, ein Buch zu stehlen, dass er sich jederzeit ausleihen durfte. Und wieder schaute er auf dieses unscheinbare, etwas eigenartig anmutende Buch herunter und staunte leicht, da er nicht gerade der Typ war, der sich mit Esoterik beschäftigte. War etwas in Ihm, das sich die ganzen Jahre seiner Jugend versteckt gehalten hatte, etwas verschlagenes, das nur auf einen Moment wie diesen gewartet hatte, um unberechenbar seinen Gelüsten nachzugehen? "Ich bin der Verkünder“, sagte das Buch. Tom erschrak nicht ganz so heftig wie in der Bibliothek, doch rutschte Ihm das Buch fast wieder aus den Händen, als er diese eigentümliche Stimme vernahm und die Ruhe in Ihm verschwand wie eine Maus, die eine Katze entdeckt hatte. Er stellte verdutzt fest, dass diese Stimme nicht zu hören war, zumindest nicht im eigentlichen Sinne mit den Ohren. Vielmehr war diese Stimme in Ihm, in seinem inneren, und er fragte sich kurz, ob er nicht vielleicht doch verrückt geworden war, das er nun mit fremden Stimmen zu sich selbst sprach, als die Stimme wieder zu sprechen begann: "Ich bin der Verkünder und gleichermaßen das Tor, ich bin gekommen, um Dich auf die andere Seite zu geleiten, deine Hilfe wird gebraucht, dein Kommen steht geschrieben, so soll es geschehen." Tom wurde schwindelig, und nun war Ihm klar, dass er sich das Hirn in der Sonne verbrannt hatte. Ein Buch, das redet, ein völlig unnützer und nicht geplanter, ja nicht mal von Ihm, wie es schien, verhinderbarer Diebstahl, er sollte schleunigst nach Hause gehen und seine Mutter bitten, einen Arzt zu rufen, der Ihm sicher helfen konnte. Ein Medikament vielleicht, das sein Fieber senken würde, ein paar Stunden Schlaf, und dieser Alptraum wäre sicher vorbei. Die Polizei würde sich mit Ihm beschäftigen, aber wenn er sich selbst Anzeigte, und das Buch freiwillig rausgebe, würde die Strafe vielleicht nicht so hart ausfallen, von der Strafe, die Ihm sein Vater aufbrummen würde einmal abgesehen. Er würde nach Hause gehen, und diese komplett Verrückte Sache bereinigen, jetzt sofort.
Das Schwindelgefühl wurde stärker, er schaute zum Himmel und verdeckte seine Augen, um nicht von der Sonne, die nun unbarmherzig auf Ihn herab schien, geblendet zu werden. Ein leichtes Flimmern in seinem Blickfeld erregte Toms Aufmerksamkeit, in den Reihen vor Ihm schien die Luft, sicher von der Hitze der Mittagssonne, eigenartig zu flackern.
Er ging ein paar Schritte in die Richtung diese Flimmerns, blieb aber überrascht stehen, als er erkannte, das dieses Flimmern kein Hitzeflimmern zu sein schien, sondern die Luft sich zu biegen begann. Eigenartig verzerrt sah er die Maispflanzen hinter dem Flimmern, sie schienen sich zu biegen, als würde ein mysteriöser Wind sie nur in der Mitte der Pflanzen nach rechts und links zur Seite drücken. Das Buch fing an zu vibrieren, und er lies es erschreckt fallen. Was Geschah hier? Tom fühlte eine Beklommenheit, die einer Angst nahe kam, er verstand nicht, was hier passierte, hatte das Gefühl, das die Realität sich zu verschieben begann, als er wieder diese dunkle, fast hallende Stimme vernahm: "Ich Verkünde nun deine Ankunft, das Tor beginnt sich zu öffnen, sei bereit, junger Freund, Arabjun erwartet Dich." Verzweifelt schrie Tom: "NEIN, ich werde nirgends hingehen, ich gehe durch kein Tor. Wer bist Du? Und was willst Du von mir?" Er wollte sich umdrehen und davon laufen, doch seine Beine versagten Ihm den Dienst, er sackte kraftlos zusammen, als hätte man einer Marionette die Fäden durchschnitten. "Ich bin der Verkünder“, sagte das Buch, als wäre dies vollkommen offensichtlich, und ein leiser Ärger schwang in der Stimme mit, "ich bin gekommen, um Dich zu führen, Dir wird kein Leid geschehen."
Das Flimmern wurde immer hektischer, die Farben hinter dem Flimmern schienen sich in einem Wirbeln zu vermischen, und bald hatte Tom das Gefühl, die Farben in diesem Wirbel nicht mehr auseinander halten zu können. Der Farbwirbel dehnte sich schnell aus. In kurzer Zeit hatte er einen Kreisförmigen Umfang von mehr als 2 Metern eingenommen, an den Ränder ausgefranst was den Eindruck erweckte, der Wirbel würde sich schnell drehen. Der Wirbel fraß sich sogar in den Boden, was Tom das ganze noch Unwirklicher erschienen lies. "Nein“, rief Tom, "ich werde nirgends hingehen, ich will nur nach Hause…" Toms Stimme wurde kraftlos, und das Schwindelgefühl wurde so stark, das Ihm Schwarz vor Augen wurde. Er fühlte einen beginnenden Sog, der von dem Mittlerweile 4 oder 5 Meter großem Wirbel auszugehen schien und an Ihm und seiner Kleidung zerrte. Willig gab er sich der Schwärze hin, versank in einer tiefen Ohmacht, die Ihm verlockender erschien als der Irrsinn, der sich vor seinen Augen abspielte, und das letzte, was Tom mitbekam, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor, war ein entsetztes Kreischen von Worten, die er nicht verstand, und ein Gefühl des Fallens ins Bodenlose.