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Der richtige Aufbau für ein Kapitel?

Cortyn

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Registriert
28. Feb. 2015
Beiträge
9
Der richtige Aufbau für ein Kapitel?

Hallihallo ihr fleißigen Schreiberlinge da draußen!

Ich wollte mal mehrere Meinungen zum Schreibverhalten sammeln und so eventuell ein paar neue Tipps erhalten.

Eine der schwierigsten Herausforderungen ist für mich der Aufbau eines Kapitels (klingt irgendwie seltsam, wo dies eigentlich das ganze Buch ist!) und da wollte ich mal fragen, wie ihr einen "perfekten Einstieg" oder ein "perfektes Ende" gestalten würdet.

Bernhard Hennen, von dessen Schreibstil ich sicher (gewollt oder ungewollt) stark beeinflusst wurde, gestaltet ein Kapitel meistens mit einer relativ ausufernden Beschreibung der aktuellen Landschaft oder der Gedankenwelt und beendet das Kapitel oft relativ spontan mitten im Höhepunkt, der dann auch noch viele Fragen offen lässt. (Beispiel: "Sein Mund füllte sich mit Blut." - Stirbt der Charakter? Ist es eine große Wunde? Ist es überhaupt sein eigenes Blut?)

Ich finde es schwierig eine gute Balance zwischen "den Leser mit Enthüllungen belohnen" und "einen starken Anreiz zum Weiterlesen" zu finden. Wie handhabt ihr das? Habt ihr gewisse Empfehlungen oder Beispiele, wie Ihr das ganze angeht?

Liebe Grüße,

Cortyn
 
Ich finde es hilft ungemein, wenn man sich die eigene Story als Film bzw. Serie vorstellt. Wo würde man einen Cut machen, wo wäre ein besonders fieser (und damit guter) Zeitpunkt für das Ende der Folge? Aus welcher (Kamera-) Perspektive würde man die Szene am liebsten sehen?
So ergeben sich Anfang und Ende jeder Szene (= jedes Kapitels) immer fast von allein, zumindest bei mir.

LG!
 
Das finde ich generell zwar gut, aber... dann auch wieder nur begrenzt.

Bei einer Serie sind diese Cuts ja primär da, um Leute zum weiterschauen zu animieren und damit hohe Einschaltquoten zu generieren. Beim Buch entsteht ja keine "richtige" Pause, sondern der Leser kann direkt fortfahren (zwar an anderer Stelle/bei anderen Charakteren). Somit wirkt ein Cliffhänger in jedem Kapitel doch eher wie eine "Bestrafung" für den Leser, oder nicht?

(Beim Nether, ich rede wirres Zeug - ich hoffe man versteht, was ich meine!)
 
Ich finde das hat auch viel mit "Gefühl" zu tun und eine bestimmte Methode darf auch nicht zum Selbstzweck werden. Bei Fitzek z.B. gingen mir die dauernden Cliffhanger-Kapitelenden irgendwann nur noch auf den Zeiger, man weiß schon genau das einer kommt und ärgert sich schon vorher, dass die Szene wieder nicht zuende geführt wird. Ich finde sowas sollte man eher sparsam einsetzen, zum Höhepunkt hin und eben nicht dauernd.

Ich finde es auch nicht sinnvoll, sich zwanghaft einem bestimmten Kapitelaufbau zu unterwerfen, der Aufbau hängt doch auch stark davon ab, wo wir uns in der Geschichte befinden. Müssen Figuren vorgestellt werden oder sind alle Beteiligten bekannt, fängt gar ein neuer Handlungsstrang an - Anfangskapitel sind da IMO anders aufgebaut. Auch später ist die Frage: Ist es ein dialoglastiges oder ein Action-Kapitel? Geht es um Spannungserzeugung oder eher um Info-Vermittlung/Charakter-Entwicklung? All das beeinflusst meiner Meinung nach den Aufbau eines Kapitels erheblich und deshalb sollte man es nicht in irgendein Korsett zwängen.

Sicher ist es nett, wenn man ein rundes Kapitelende hat, aber wenn ein Kapitel endet, weil der Perspektivträger sich ins Bett legt - so what. Da jetzt zwanghaft noch irgendwas besonderes draus zu machen, bringt den Leser auch nicht weiter.

So gesehen hat Fred auch Recht. Er meinte ja nicht, wo eine FOLGE endet (ja, das soll zum weitergucken anregen), sondern wo eben eine Szene endet, durch Überblendung, Kamerafahrt ...
 
Ich gestehe, dass ich mir um diese Sache noch nie große Gedanken gemacht habe. Beim Schreiben nutze ich ebenfalls Freds Methode: ich stelle mir den gesamten Abschnitt als eine Filmszene vor und schreibe dann ganz einfach so, wie ich als Leser diese gern erleben würde. Klar wird das Erste immer ein Fall für die Tonne, doch wenn man seiner eigenen Methode vertraut gewinnt man mit der Zeit (Richtig, das heißt Üben, Üben und ÜBEN) die notwendige Instinktsicherheit, die einen selten im Stich lässt. Leider, oder eher zum Glück, gibt es da kein narrensicheres Patentrezept für alles und jedes. Man sollte einfach versuchen, weniger mit dem Kopf und mehr aus dem Bauch heraus zu schreiben; der sagt einem mit steigender Selbstsicherheit immer untrüglich, wo es langgeht, wenn der Verstand nicht mehr weiterweiß. Die Kopfarbeit kommt hinterher, nachdem einem der Betaleser die Seiten um die Ohren gehauen hat :elkgrin: .
 
Natürlich sollte nicht jede Szene in einem Cliffhanger gipfeln. Das wäre auf die Dauer einfach nur anstrengend und nervig. Es muss auch Zeit für die ruhigen Momente sein, für Atempausen. Solche Kapitel nutze ich gern, um den Charakteren mehr Tiefe zu geben, denn dadurch werden diese Abschnitte für den Leser deutlich interessanter. Nichts wäre langweiliger als ein ruhiger Abschnitt um der Ruhe willen, der die Geschichte an sich nicht voranbringt.
Wie Kaeptn und Formorian schrieben, ist die richtige Dosierung eben Gefühlssache. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, wie man die Leser am besten bei der Stange hält. Was die Cliffhanger angeht, so finde ich übrigens schon, dass sie eine ähnliche Funktion wie im Film haben: Du möchtest als Autor die Menschen dazu bringen, weiterzulesen (bzw. der nächsten Folge entgegenzufiebern). Irgendwann muss man als Leser schließlich auch mal ins Bett bzw. zur Arbeit usw. Und wenn man während dieser Lesepausen ständig darüber nachdenkt, wie es denn nun weitergeht ... dann hat das Buch vieles richtig gemacht. :smile:
LG!
 
Der wichtigste Aspekt einer Szene oder eines Kapitels ist für mich, dass sie die Entwicklung der Hauptfigur und der Handlung sinnvoll voranbringen. Wenn ich als Autor nicht weiß, wo ich mit meiner Geschichte hin möchte, was der Grundkonflikt des Protagonisten ist und in welchen Etappen sich dieser Konflikt verschärft, gerät die Konzeption von Szenen und Kapiteln m.E. zu einem intuitiven Glücksspiel, bei dem sich schnell erzählerischer Leerlauf einschleichen kann, weil die Handlung auf der Stelle tritt, irgendetwas geschrieben wird, das für den roten Faden der Story gar nicht relevant ist, oder die Figuren Dinge tun, die gar nicht zu ihrem Grundkonflikt passen und ihm nichts Neues hinzufügen.

Aus diesem Grund sollte man sich als Autor m.E. bei der Konzeption jedes Kapitels und jeder Szene die Frage stellen, welche neuen Aspekte zur Hauptfigur und bzw. oder der Handlung dieser Abschnitt der Geschichte enthält. Wenn mir dazu nichts einfällt, ist die Szene überflüssig und sollte gestrichen oder überarbeitet werden.

Innerhalb der Szenen und Kapitel selbst sollten die beschriebenen Ereignisse und Dialoge, so gut es geht, den konflikthaften Aufbau der Gesamtgeschichte im Kleinen widerspiegeln. Das heißt, dass eine Szene in meine Augen wenn möglich ebenso wie die komplette Geschichte um den roten Faden eines Konfklikts herum konzipiert werden sollte, der sich vom Anfang der Szene bis zu ihrem Ende allmählich steigert und am Ende zu irgendeinem Höhepunkt führt. Das ist sicherlich nicht immer möglich, und man sollte daraus - so wie manche Schreibratgeber es tun - m.E. keinen Fetisch machen, der einen lediglich beim Schreiben blockiert. Man sollte aber, denke ich, stets versuchen, sich irgendeine Art von Konflikt - sei es nun ein innerer in der Figur selbst oder ein äußerer zwischen verschiedenen Figuren - als strukturelles Grundgerüst seiner Szenen und Kapitel zu überlegen, um das herum die Handlung der Szene sich aufbauen kann.

Wenn beispielsweise der schüchterne Protagonist versucht, ein hübsches Mädel anzusprechen, könnte eine Szene so aussehen, dass er dieses Mädel zu Beginn der Szene heimlich beobachtet, mit schweißfeuchten Händen und klopfendem Herzen beschließt, sie anzusprechen - was seinen ganzen Mut erfordert - und plötzlich von einem Jungen angerempelt wird, der ihn (obwohl er schuld ist) ordentlich zur Sau macht, während unser Held kleinlaut davonschleicht und völlig deprimiert über seine eigene Schwäche ist.

Das wäre dann das Ende der Szene, die zugleich eine konflikthafte Entwicklung besäße - vom mutigen Entschluss zu Beginn bis zum geknickten Eingeständnis der eigenen Ohnmacht am Ende, das den vorläufigen Höhepunkt dieser Sequenz bedeuten würde. Eine solche Szene würde relativ früh in dieser Geschichte auftauchen, da die Hauptfigur ja im Verlauf der Handlung lernen soll, ihrer eigenen Stärke zu vertrauen, und der Leser würde durch dieses Ende neugierig werden, wie der Held mit der erlittenen Schmach weiter umgeht und was er daraus für Konsequenzen für seinen Kampf um das Herz des netten Mädels zieht. Zugleich würde die Szene im Rahmen der Gesamtgeschichte einen sinnvollen Platz haben, da sie zeigt, wo die Figur im Moment steht und welche Herausforderungen noch vor ihr liegen.

Ein Roman hingegen, bei dem der Autor in allen seinen Szenen und Kapiteln um jeden Preis am Ende einen möglichst spannenden oder schockierenden Cliffhanger einbaut, um die Leser zum Weiterlesen zu zwingen, ist in meinen Augen nicht zwangsläufig auch eine gut konzipierte Geschichte. Es KANN gut sein, wenn es im Rahmen der Geschichte Sinn macht. Es kann aber ebenso gut eine Gewalttat sein, die die Geschichte ruiniert.
 
Immer einem festen Schema zu folgen, geht praktisch nicht. Es wäre je nach Inhalt manchmal unpassend, davon mal abgesehen langweilig und vorhersehbar. Es kommt wie schon gesagt wurde sehr auf den Moment in der Gesamtstory an, wo man sich gerade befindet. Mal passt ein Cliffhanger, mal ein runder Schluss für diesen Abschnitt. Ich hab mal irgendwo gelesen, dass man jedes Kapitel auch beispielsweise als Kurzgeschichte innerhalb der Gesamtgeschichte betrachten kann, es braucht also im weitesten Sinne eine Einleitung, einen Hauptteil und Schluss. So könnte man auch mal vorgehen, aber sicherlich nicht immer! Die Frage ist auch, ob man direkt am Schluss des vorherigen Kapitels anknüpfen möchte oder nicht. Gleiches gilt auch für das Ende: Wie wird das nächste Kapitel weitergehen? Bleibe ich bei dieser Figur oder springe ich zu einer anderen (je nach Storyaufbau)? Eine universelle Lösung gibt es nicht, es bedarf auch aus meiner Sicht schlichtweg viel Übung und Gespür.
 
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