Raldir
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- 24. Juli 2008
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Hab mal wieder ein bisschen was geschrieben.
Würde gern eure Meinung wissen und ggf. Verbesserungsvorschläge etc. hören.
Kapitel 1 - Der Nekromant
Nichts als karge Felsen auf einer großen Steppe - das war der Ort, an dem Kommandant Oren Wilkeyson seine Männer in die Schlacht geführt hatte.
Der Himmel war wolkenverhangen, doch an manchen Stellen blitzte die Sonne hindurch und ein schmaler Strahl fiel auf die düstere Ebene.
Der Wind ließ die Halme der wenigen Grasflächen tanzen.
Inmitten des Schlachtgetümmels führte ein Abtrünniger eine untote Armee. Einst war er ein angesehener Magier am Hofe des Königs.
Doch durch einen missglückten Zauber, welcher dazu bestimmt war, dass sich die bildhübsche Larina in den König verliebt,
verbannte Baldumir IV. den Magier vom Hofe.
Einige Zeit später hörte man von Toten, welche sich aus ihren Gräbern erhoben.
Erst waren es nur vereinzelte Gerüchte im Reiche Hjandaras, doch mit der Zeit wurden die Stimmen immer lauter.
Anfangs vermochte niemand zu ahnen, was die Ursache für dieses furchtbare Schauspiel war.
Bekannte Magiergrößen rätselten, doch kamen sie zu keinem überzeugenden Ergebnis.
Bis schließlich einige Augenzeugen von ihm berichteten - dem abtrünnigen Magier, der einst dem König gute Dienste geleistet hatte.
Er hatte sich also der dunklen Magie verschrieben und erweckte verstorbene und ruhelose Krieger zu neuem Leben.
Und nun fegte ein Krieg der Verdammnis über das Land und der Anführer der Armee von Untoten war ein rachsüchtiger Nekromant.
Sein Anblick lies die mutigsten Krieger erzittern: Die blasse Haut eines Toten, leere Höhlen wo einst wunderschöne strahlende Augen
voller Lebenslust saßen, lange knochige Finger und ein ausgemergelter Körper mit Haut wie Pergament.
Nur das lange Haar, welches aus seiner dunklen Kapuze hervorragte, glänzte in dem gleichen Schwarz wie eh und je.
Er roch vermodert, so sagten die wenigen, welche ihn je zu Gesicht bekamen und überlebten.
Seine tiefe Stimme, welche so klang, als hätte man ihm die Kehle aufgeschlitzt, vernahm man lediglich bei den Massengräbern
alter Schlachtfelder, wo er seine toten Krieger aus den Gräbern holte.
Er sprach dort Zauber, welche bis dato kaum menschliche Ohren vernommen hatten. Sprüche aus längst vergangener Zeit.
Worte, so finster und mächtig, dass der Klang allein schon Gänsehaut verursachte.
Seit Jahrhunderten hatte niemand mehr diese alten Beschwörungen mehr genutzt, doch er hatte es gewagt.
Es war tatäschlich er. Edagáz - der Abtrünnige.
Bevor man realsierte was überhaupt vor sich ging, hatte er bereits eine Armee von Untoten um sich herum geschart.
Krieger, deren Fleisch schon verfaulte und in Fetzen von den Knochen hing.
Auch Dämonen, die er direkt aus den tiefsten Abrgünden der Hölle beschworen hatte, andere abtrünnige Magier, Vampire
und allerlei Abscheulichkeiten kämpften an seiner Seite, um die Lebenden zu vernichten.
Die Rache für seine Verbannung sollte grausam sein. Ohne Skrupel richteten die Toten die Lebenden hin.
Sie hatten keine Emotionen mehr. Keine Gefühle. Nichts. Sie waren nur noch Marionetten seiner Vergeltung.
Köpfe rollten, Gliedmaßen wurden abgetrennt, Augen ausgestochen, Ohren wurden vom Kopf gerissen. Es gab kein Erbarmen, keine Skrupel.
Hauptmann Oren Wilkeyson hatte Schwierigkeiten seine Männer zusammenzuhalten, denn die Grausamkeit der Schlacht war unbeschreiblich.
Die Angst der Soldaten wurden größer denn je. Noch nie standen sie einem so furchterregenden Gegner gegenüber.
Der noch relativ junge Krieger Arion Ildúr kämpfte mit Herzblut, doch auch großer Furcht gegen die Finsternis an.
An seiner Seite standen seine guten Freunde und Kampfgefährten Jarun Andalis und Ragnar Wallin.
Jarun war der Sohn eines Zimmermanns und einer Hebamme. Seine Eltern hätten zum Zeitpunkt seiner Jugend nie damit gerechnet,
dass ihr schmächtiger Sohn mit den blauen Augen und den blonden, gelockten Haar sich eines Tages in die Dienste der Armee Hjandaras stellen würde.
Als Kind hatte er oft mit Krankheiten zu kämpfen gehabt.
Und nun? Nun erinnerte er an einen Engel - und auch so wirkte er in der Schlacht gegen die Dämonen. Er hatte sich zu einem großartigen,
jungen Krieger gemausert und kämpfte diszipliniert und mit viel Mut zum Risiko mit seinem Langbogen gegen die Streitmächte der Finsternis an.
Ragnar war die Ruhe selbst. Er führte Schlachten mit seinen zwei Schwertern, welche die er einst ''Yasor'' und ''Arina'' getauft hatte.
Das waren die Namen seiner Großeltern, bei denen er auch aufgewachsen war - weit weg von hier, im Norden des Reiches.
Außerdem trug er eine schwarze Rüstung. Er war gewiss kein Mann großer Worte. Seine langen, schwarzen Haare trug er
immer offen, selbst in dieser dunkelsten Stunde, in der es ratsam gewesen wäre, sie zusammenzubinden, um keine Schwachstelle offen
zu lassen, tat er dies. Auch seinen leichten Bartansatz am Kinn hatte er wie schon seit Jahren, obwohl ihm viele rieten,
sich wenn schon einen richtigen Bart wachsen zu lassen, um auf den Schlachtfeld wie ein echter Krieger zu wirken.
Andere sagten wiederrum, dass er das ohnehin schon tue.
Und Arion - Arion kämpfte mit einem einzigartigen Kampfstil, den ihn sein Vater gelehrt hatte, welcher einst im Kampfe gegen die Nordländer gefallen war.
Wie sein Vater war auch Arion ein begnadeter Schwertkämpfer. Er trug dessen Waffen: Ein einfaches Schwert und einen Rundschild.
Seine Mutter stammte aus dem Süden - von den Salarischen Inseln. Oder besser gesagt, dem Vier-Insel-Reich Salaria.
Dementsprechend hatte er auch eine olivbraune Hautfarbe und dunkelbraunes Haar - genau wie seine Mutter.
Die Schlacht dauerte nun schon seit drei Tagen an und es schien aussichtslos für das Reich. Dem Heerführer blieb nichts anderes übrig,
als einen Rückzug anzuordnen.
>>Rückzug, Männer! Zieht euch zurück! Die Schlacht ist verloren!<<
Die meisten rannten um ihr Leben und flohen aus der Schlacht. Für andere war jede Hoffnung verloren.
So auch für Jarun. Einer der Untoten durchbohrte ihn von hinten mit einem gekrümmten Schwert, als er gerade seinen Bogen spannte.
Jarun fiel erst auf die Knie, die Augen weit aufgerissen, bevor er endgültig zu Boden fiel. Als Arion und Ragnar ihren Freund fallen sahen, versuchten
sie so schnell wie möglich zu ihm zu stürmen. Sie streckten voller Wut jeden nieder, der sich ihnen in den Weg stellte.
Als sie es schließlich schafften, in diesem Schlachtgetümmel zu ihm zu stoßen, sahen sie ihm am Boden liegen. Seine Lider wurden langsam schwer.
Arion hielt Jaruns Kopf in den Armen, während Ragnar die Untoten von den beiden fern hielt.
>>Arion! Wir müssen hier verschwinden! Es sind zu viele!<<
Tränen rinnten von Arions Gesicht. Er hörte gar nicht, was sein Gefährte ihm sagte. Er saß wie versteinert da, seinen dahin scheidenden Freund in den Armen haltend.
Mit leeren Blicken und schmerzverzerrtem Gesicht blickte ihn sein sterbender Freund mit den blauen Augen, die nun langsam verblassten, an.
>>Ihr müsst gehen! Für mich ist jede Hoffnung veloren. Doch für euch nocht nicht, meine Freunde...<< waren seine letzten Worte, bevor das Leben in ihm erlosch.
Ragnar half seinem irritierten Freund auf die Beine, welcher gar nicht mehr realisierte, was um ihn herum geschah.
Kurz darauf flüchteten die Soldaten des Reiches vor den Scharen der Untoten.
Morthas Cley, der Hauptmann der Untoten, einst ein bekannter Söldner, saß auf seinem schwarzen Ross mit spöttischem Blick.
Warum würde sich der einst großartige Kämpfer, wenn er auch nur ein Söldner war, einem Nekromanten verschreiben?
Was hatte Edagáz ihm versprochen?
Er holte einen der vergifteten Pfeile aus seinem Köcher und spannte seinen schwarzen Langbogen.
Er nahm Kommandant Wilkeyson ins Visier, welcher gerade dabei war, auf seinen Schimmel zu steigen.
Morthas Cley presste sein rechtes Auge zusammen, über dessen sich eine tiefe Narbe bis zur Wange zog.
Sein Gesicht verzog sich langsam zu einem breiten Grinsen, während er auf den Kommandanten mit dem linken Auge zielte.
Er spannte den Bogen bis zum Anschlag und ließ dann mit fokussierten Blick los.
Der Pfeil flog durch die Scharen der Untoten und der flüchtenden Soldaten und traf Oren Wilkeyson direkt in die Achillesverse seines
rechten Fußes. Schmerzerfüllt ritt er einige Meter weiter, bis er sich schließlich nicht mehr im Sattel halten konnte.
Er landete auf dem schlammigen Boden und schlug mit dem linken Knie auf einen kleinen Felsbrocken auf.
Vor Schmerzen windete sich der Kommandant des Reiches auf dem Boden im Schlamm.
Cley ritt in dessen Richtung. Als er sich einige Meter dem sich mittlerweile regungslosen Kommandanten
näherte, stieg er vom Pferd und ging auf ihn zu: >>Die Erlösung mit dem Schwert gönnne ich Euch nicht, Kommandant Wilkeyson.<< sprach
Cley mit verschränkten Armen. >>Ihr?! W...wer seid Ihr?!<< wunderte sich der Kommandant, dessen Schmerzen immer schlimmer worden.
>>Scheinbar erinnert Ihr Euch nicht an mich. Aber das macht nichts. Denn ich weiß, wer Ihr seid!<<
Der am Boden liegende Kommandant blickte Cley nun mit aufgerissenen Augen an, als würde er sich an ihn erinnern.
>>I...Ihr?! Morthas Cley!<<
>>So ist es. Ihr wolltet mich damals nicht in der Armee<< erwiderte Cley mit empörter Stimme.
>>Ihr wart einmal ein Sölnder und machtet bei Euren Aufträgen nicht einmal vor Frauen und Kindern halt.
Jemand wie Ihr hätte in der Armee des Reiches absolut nicht zu suchen gehabt!<<
>>"Eure" Armee? Dass ich nicht lache! "Eure" Armee wird bald nur noch aus Staubkörnern bestehen.<<
Morthas Cley wandte sich vom sterbenden Kommandanten ab und ging langsam in Richtung seines Pferdes.
>>Wendet mir nicht den Rücken zu! Beendet, was Ihr angefangen habt!<<
Der ehemalige Söldner drehte seinen Kopf langsam zum Hauptmann hin.
>>Wisst Ihr eigentlich was ich Euch für einen Pfeil in die Ferse gejagt habe, Wilkeyson?
Kennt Ihr die salarische Kaiserschlange? Ihr Gift wirkt schnell und der Sterbende leidet unbeschreibliche Qualen.
Diese müssten in wenigen Sekunden eintreten. Das, was Ihr bisher erlitten habt, war noch gar nichts dagegen.<<
Wilkeyson sah den Hauptmann der Untoten sprachlos und entsetzt an. Kurz erfasste ihn eine ungeheure Schmerzwelle.
Sein Gesicht verfärbte sich ins violette, seine Augen quollen aus den Höhlen hervor und eine seltsamer, gelber Schaum
sprudelte aus seinem Mund herraus.
Cley grinste und kehrte dem sterbenden Kommandanten wieder den Rücken zu. Erst als er auf sein schwarzes Ross stieg,
widmete er Wilkeyson noch einen letzten Blick - ein leichtes Grinsen, welches sich zu einer hasserfüllten Fratze
verzog war alles, was der Kommandant kurz vor seinem Tod zu Gesicht bekam. Seine Augen waren ihm schon fast ausge-
fallen. Seine gesamte untere Gesichtshälfte war mit dem gelben Schaum bedeckt.
Cley ritt daraufhin mit einem leisen >>Vergeltung<< davon.
Ungefähr ein viertel der Soldaten konnte sich vom Schlachtfeld retten.
Das restliche Drittel war hoffnungslos verloren und wurde ohne zu zögern von den Untoten abgeschlachtet.
Die Schlacht in der Goronen-Steppe war für das Königreich Hjandaras zwar verloren, doch noch gab es den "Borges".
Ja, der "Borges". Viele Schlachten wurden an diesem Wall, der das Reich in den Süden und den Norden spaltete, geführt.
Noch nie zuvor hatte das Reich an diesem Wall eine Niederlage zu verbuchen gehabt.
Niemand konnte diese Mauern je durchdringen. Nicht einmal mit den besten Belagerungswaffen, die bis dato bekannt waren.
Edagáz hätte genauso gut versuchen können, den Süden des Reiches, in Schutt und Asche zu legen.
Doch sein Ziel war Falkenthron - der Sitz des Königs und die Metropole des Reiches.
Die Truppen des Totenbeschwörers machten sich ohne zu zögern auf zum Wall.
Kannte er etwa eine Schwachstelle des Borges, oder war er größenwahnsinnig geworden?
Er brauchte mit seiner untoten Armee zwei Tage von der Goronen-Steppe zum Tor des Borges.
"Das stählerne Tor" des Walls war der einzige bekannte Ort, an dem Händler, Soldaten und Reisende vom Süden in den Norden,
beziehungsweise vom Norden in den Süden des Reiches kamen. Und selbst dieses riesige Tor, dass aus mehreren
Gittern im Inneren bestand, wurde von den Soldaten strengstens bewacht.
In Friedenzeiten stand das Tor meistens offen und es wurde nur leicht kontrolliert, wenn jemand es passieren wollte.
Doch die Zeiten hatten sich geändert.
Ohne Rast und Ruh' erreichten die Truppen Edagáz', angeführt von Morthas Cley, schließlich das Tor des Walls - angetrieben nur von dessen
Hass.
Doch wie sollten sie diesen Wall durchbrechen? Wie sollten untote Krieger, Vampire und Dämonen diesen Mauern trotzen?
Die Armee stand auf den Mauern bereit. Der Regen brach wie gerufen aus den Wolken, um die bevorstehende Schlacht dramatisch zu
unterstreichen. Er war es nur ein leichtes tröpfeln, aber das änderte sich, je näher die Untoten sich dem Wall näherten.
Die Soldaten standen wie versteinert auf den Mauern. Sie waren bekannt für ihre Disziplin, doch die Angst, die in ihnen hochkroch,
nahm unbekannte Ausmaße an, als sie dieser Streitmacht von Untaten gegenüberstanden.
Die finsteren Krieger machten vor dem Wall halt.
"Bogenschützen!" hallte es auf den Zinnen der Mauer.
Und schon spannten die Schützen ihre Schusswaffen. Zielgerichtet auf die Armee der Untoten.
Auch Cley befahl seinen Kriegern: "Spannt die Bögen!"
Danach war abgesehen von den Tropfen des Regens, welche auf die Mauern des Borges prallten eine unheimliche Stille.
Es war wohl die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm.
Würde gern eure Meinung wissen und ggf. Verbesserungsvorschläge etc. hören.
Kapitel 1 - Der Nekromant
Nichts als karge Felsen auf einer großen Steppe - das war der Ort, an dem Kommandant Oren Wilkeyson seine Männer in die Schlacht geführt hatte.
Der Himmel war wolkenverhangen, doch an manchen Stellen blitzte die Sonne hindurch und ein schmaler Strahl fiel auf die düstere Ebene.
Der Wind ließ die Halme der wenigen Grasflächen tanzen.
Inmitten des Schlachtgetümmels führte ein Abtrünniger eine untote Armee. Einst war er ein angesehener Magier am Hofe des Königs.
Doch durch einen missglückten Zauber, welcher dazu bestimmt war, dass sich die bildhübsche Larina in den König verliebt,
verbannte Baldumir IV. den Magier vom Hofe.
Einige Zeit später hörte man von Toten, welche sich aus ihren Gräbern erhoben.
Erst waren es nur vereinzelte Gerüchte im Reiche Hjandaras, doch mit der Zeit wurden die Stimmen immer lauter.
Anfangs vermochte niemand zu ahnen, was die Ursache für dieses furchtbare Schauspiel war.
Bekannte Magiergrößen rätselten, doch kamen sie zu keinem überzeugenden Ergebnis.
Bis schließlich einige Augenzeugen von ihm berichteten - dem abtrünnigen Magier, der einst dem König gute Dienste geleistet hatte.
Er hatte sich also der dunklen Magie verschrieben und erweckte verstorbene und ruhelose Krieger zu neuem Leben.
Und nun fegte ein Krieg der Verdammnis über das Land und der Anführer der Armee von Untoten war ein rachsüchtiger Nekromant.
Sein Anblick lies die mutigsten Krieger erzittern: Die blasse Haut eines Toten, leere Höhlen wo einst wunderschöne strahlende Augen
voller Lebenslust saßen, lange knochige Finger und ein ausgemergelter Körper mit Haut wie Pergament.
Nur das lange Haar, welches aus seiner dunklen Kapuze hervorragte, glänzte in dem gleichen Schwarz wie eh und je.
Er roch vermodert, so sagten die wenigen, welche ihn je zu Gesicht bekamen und überlebten.
Seine tiefe Stimme, welche so klang, als hätte man ihm die Kehle aufgeschlitzt, vernahm man lediglich bei den Massengräbern
alter Schlachtfelder, wo er seine toten Krieger aus den Gräbern holte.
Er sprach dort Zauber, welche bis dato kaum menschliche Ohren vernommen hatten. Sprüche aus längst vergangener Zeit.
Worte, so finster und mächtig, dass der Klang allein schon Gänsehaut verursachte.
Seit Jahrhunderten hatte niemand mehr diese alten Beschwörungen mehr genutzt, doch er hatte es gewagt.
Es war tatäschlich er. Edagáz - der Abtrünnige.
Bevor man realsierte was überhaupt vor sich ging, hatte er bereits eine Armee von Untoten um sich herum geschart.
Krieger, deren Fleisch schon verfaulte und in Fetzen von den Knochen hing.
Auch Dämonen, die er direkt aus den tiefsten Abrgünden der Hölle beschworen hatte, andere abtrünnige Magier, Vampire
und allerlei Abscheulichkeiten kämpften an seiner Seite, um die Lebenden zu vernichten.
Die Rache für seine Verbannung sollte grausam sein. Ohne Skrupel richteten die Toten die Lebenden hin.
Sie hatten keine Emotionen mehr. Keine Gefühle. Nichts. Sie waren nur noch Marionetten seiner Vergeltung.
Köpfe rollten, Gliedmaßen wurden abgetrennt, Augen ausgestochen, Ohren wurden vom Kopf gerissen. Es gab kein Erbarmen, keine Skrupel.
Hauptmann Oren Wilkeyson hatte Schwierigkeiten seine Männer zusammenzuhalten, denn die Grausamkeit der Schlacht war unbeschreiblich.
Die Angst der Soldaten wurden größer denn je. Noch nie standen sie einem so furchterregenden Gegner gegenüber.
Der noch relativ junge Krieger Arion Ildúr kämpfte mit Herzblut, doch auch großer Furcht gegen die Finsternis an.
An seiner Seite standen seine guten Freunde und Kampfgefährten Jarun Andalis und Ragnar Wallin.
Jarun war der Sohn eines Zimmermanns und einer Hebamme. Seine Eltern hätten zum Zeitpunkt seiner Jugend nie damit gerechnet,
dass ihr schmächtiger Sohn mit den blauen Augen und den blonden, gelockten Haar sich eines Tages in die Dienste der Armee Hjandaras stellen würde.
Als Kind hatte er oft mit Krankheiten zu kämpfen gehabt.
Und nun? Nun erinnerte er an einen Engel - und auch so wirkte er in der Schlacht gegen die Dämonen. Er hatte sich zu einem großartigen,
jungen Krieger gemausert und kämpfte diszipliniert und mit viel Mut zum Risiko mit seinem Langbogen gegen die Streitmächte der Finsternis an.
Ragnar war die Ruhe selbst. Er führte Schlachten mit seinen zwei Schwertern, welche die er einst ''Yasor'' und ''Arina'' getauft hatte.
Das waren die Namen seiner Großeltern, bei denen er auch aufgewachsen war - weit weg von hier, im Norden des Reiches.
Außerdem trug er eine schwarze Rüstung. Er war gewiss kein Mann großer Worte. Seine langen, schwarzen Haare trug er
immer offen, selbst in dieser dunkelsten Stunde, in der es ratsam gewesen wäre, sie zusammenzubinden, um keine Schwachstelle offen
zu lassen, tat er dies. Auch seinen leichten Bartansatz am Kinn hatte er wie schon seit Jahren, obwohl ihm viele rieten,
sich wenn schon einen richtigen Bart wachsen zu lassen, um auf den Schlachtfeld wie ein echter Krieger zu wirken.
Andere sagten wiederrum, dass er das ohnehin schon tue.
Und Arion - Arion kämpfte mit einem einzigartigen Kampfstil, den ihn sein Vater gelehrt hatte, welcher einst im Kampfe gegen die Nordländer gefallen war.
Wie sein Vater war auch Arion ein begnadeter Schwertkämpfer. Er trug dessen Waffen: Ein einfaches Schwert und einen Rundschild.
Seine Mutter stammte aus dem Süden - von den Salarischen Inseln. Oder besser gesagt, dem Vier-Insel-Reich Salaria.
Dementsprechend hatte er auch eine olivbraune Hautfarbe und dunkelbraunes Haar - genau wie seine Mutter.
Die Schlacht dauerte nun schon seit drei Tagen an und es schien aussichtslos für das Reich. Dem Heerführer blieb nichts anderes übrig,
als einen Rückzug anzuordnen.
>>Rückzug, Männer! Zieht euch zurück! Die Schlacht ist verloren!<<
Die meisten rannten um ihr Leben und flohen aus der Schlacht. Für andere war jede Hoffnung verloren.
So auch für Jarun. Einer der Untoten durchbohrte ihn von hinten mit einem gekrümmten Schwert, als er gerade seinen Bogen spannte.
Jarun fiel erst auf die Knie, die Augen weit aufgerissen, bevor er endgültig zu Boden fiel. Als Arion und Ragnar ihren Freund fallen sahen, versuchten
sie so schnell wie möglich zu ihm zu stürmen. Sie streckten voller Wut jeden nieder, der sich ihnen in den Weg stellte.
Als sie es schließlich schafften, in diesem Schlachtgetümmel zu ihm zu stoßen, sahen sie ihm am Boden liegen. Seine Lider wurden langsam schwer.
Arion hielt Jaruns Kopf in den Armen, während Ragnar die Untoten von den beiden fern hielt.
>>Arion! Wir müssen hier verschwinden! Es sind zu viele!<<
Tränen rinnten von Arions Gesicht. Er hörte gar nicht, was sein Gefährte ihm sagte. Er saß wie versteinert da, seinen dahin scheidenden Freund in den Armen haltend.
Mit leeren Blicken und schmerzverzerrtem Gesicht blickte ihn sein sterbender Freund mit den blauen Augen, die nun langsam verblassten, an.
>>Ihr müsst gehen! Für mich ist jede Hoffnung veloren. Doch für euch nocht nicht, meine Freunde...<< waren seine letzten Worte, bevor das Leben in ihm erlosch.
Ragnar half seinem irritierten Freund auf die Beine, welcher gar nicht mehr realisierte, was um ihn herum geschah.
Kurz darauf flüchteten die Soldaten des Reiches vor den Scharen der Untoten.
Morthas Cley, der Hauptmann der Untoten, einst ein bekannter Söldner, saß auf seinem schwarzen Ross mit spöttischem Blick.
Warum würde sich der einst großartige Kämpfer, wenn er auch nur ein Söldner war, einem Nekromanten verschreiben?
Was hatte Edagáz ihm versprochen?
Er holte einen der vergifteten Pfeile aus seinem Köcher und spannte seinen schwarzen Langbogen.
Er nahm Kommandant Wilkeyson ins Visier, welcher gerade dabei war, auf seinen Schimmel zu steigen.
Morthas Cley presste sein rechtes Auge zusammen, über dessen sich eine tiefe Narbe bis zur Wange zog.
Sein Gesicht verzog sich langsam zu einem breiten Grinsen, während er auf den Kommandanten mit dem linken Auge zielte.
Er spannte den Bogen bis zum Anschlag und ließ dann mit fokussierten Blick los.
Der Pfeil flog durch die Scharen der Untoten und der flüchtenden Soldaten und traf Oren Wilkeyson direkt in die Achillesverse seines
rechten Fußes. Schmerzerfüllt ritt er einige Meter weiter, bis er sich schließlich nicht mehr im Sattel halten konnte.
Er landete auf dem schlammigen Boden und schlug mit dem linken Knie auf einen kleinen Felsbrocken auf.
Vor Schmerzen windete sich der Kommandant des Reiches auf dem Boden im Schlamm.
Cley ritt in dessen Richtung. Als er sich einige Meter dem sich mittlerweile regungslosen Kommandanten
näherte, stieg er vom Pferd und ging auf ihn zu: >>Die Erlösung mit dem Schwert gönnne ich Euch nicht, Kommandant Wilkeyson.<< sprach
Cley mit verschränkten Armen. >>Ihr?! W...wer seid Ihr?!<< wunderte sich der Kommandant, dessen Schmerzen immer schlimmer worden.
>>Scheinbar erinnert Ihr Euch nicht an mich. Aber das macht nichts. Denn ich weiß, wer Ihr seid!<<
Der am Boden liegende Kommandant blickte Cley nun mit aufgerissenen Augen an, als würde er sich an ihn erinnern.
>>I...Ihr?! Morthas Cley!<<
>>So ist es. Ihr wolltet mich damals nicht in der Armee<< erwiderte Cley mit empörter Stimme.
>>Ihr wart einmal ein Sölnder und machtet bei Euren Aufträgen nicht einmal vor Frauen und Kindern halt.
Jemand wie Ihr hätte in der Armee des Reiches absolut nicht zu suchen gehabt!<<
>>"Eure" Armee? Dass ich nicht lache! "Eure" Armee wird bald nur noch aus Staubkörnern bestehen.<<
Morthas Cley wandte sich vom sterbenden Kommandanten ab und ging langsam in Richtung seines Pferdes.
>>Wendet mir nicht den Rücken zu! Beendet, was Ihr angefangen habt!<<
Der ehemalige Söldner drehte seinen Kopf langsam zum Hauptmann hin.
>>Wisst Ihr eigentlich was ich Euch für einen Pfeil in die Ferse gejagt habe, Wilkeyson?
Kennt Ihr die salarische Kaiserschlange? Ihr Gift wirkt schnell und der Sterbende leidet unbeschreibliche Qualen.
Diese müssten in wenigen Sekunden eintreten. Das, was Ihr bisher erlitten habt, war noch gar nichts dagegen.<<
Wilkeyson sah den Hauptmann der Untoten sprachlos und entsetzt an. Kurz erfasste ihn eine ungeheure Schmerzwelle.
Sein Gesicht verfärbte sich ins violette, seine Augen quollen aus den Höhlen hervor und eine seltsamer, gelber Schaum
sprudelte aus seinem Mund herraus.
Cley grinste und kehrte dem sterbenden Kommandanten wieder den Rücken zu. Erst als er auf sein schwarzes Ross stieg,
widmete er Wilkeyson noch einen letzten Blick - ein leichtes Grinsen, welches sich zu einer hasserfüllten Fratze
verzog war alles, was der Kommandant kurz vor seinem Tod zu Gesicht bekam. Seine Augen waren ihm schon fast ausge-
fallen. Seine gesamte untere Gesichtshälfte war mit dem gelben Schaum bedeckt.
Cley ritt daraufhin mit einem leisen >>Vergeltung<< davon.
Ungefähr ein viertel der Soldaten konnte sich vom Schlachtfeld retten.
Das restliche Drittel war hoffnungslos verloren und wurde ohne zu zögern von den Untoten abgeschlachtet.
Die Schlacht in der Goronen-Steppe war für das Königreich Hjandaras zwar verloren, doch noch gab es den "Borges".
Ja, der "Borges". Viele Schlachten wurden an diesem Wall, der das Reich in den Süden und den Norden spaltete, geführt.
Noch nie zuvor hatte das Reich an diesem Wall eine Niederlage zu verbuchen gehabt.
Niemand konnte diese Mauern je durchdringen. Nicht einmal mit den besten Belagerungswaffen, die bis dato bekannt waren.
Edagáz hätte genauso gut versuchen können, den Süden des Reiches, in Schutt und Asche zu legen.
Doch sein Ziel war Falkenthron - der Sitz des Königs und die Metropole des Reiches.
Die Truppen des Totenbeschwörers machten sich ohne zu zögern auf zum Wall.
Kannte er etwa eine Schwachstelle des Borges, oder war er größenwahnsinnig geworden?
Er brauchte mit seiner untoten Armee zwei Tage von der Goronen-Steppe zum Tor des Borges.
"Das stählerne Tor" des Walls war der einzige bekannte Ort, an dem Händler, Soldaten und Reisende vom Süden in den Norden,
beziehungsweise vom Norden in den Süden des Reiches kamen. Und selbst dieses riesige Tor, dass aus mehreren
Gittern im Inneren bestand, wurde von den Soldaten strengstens bewacht.
In Friedenzeiten stand das Tor meistens offen und es wurde nur leicht kontrolliert, wenn jemand es passieren wollte.
Doch die Zeiten hatten sich geändert.
Ohne Rast und Ruh' erreichten die Truppen Edagáz', angeführt von Morthas Cley, schließlich das Tor des Walls - angetrieben nur von dessen
Hass.
Doch wie sollten sie diesen Wall durchbrechen? Wie sollten untote Krieger, Vampire und Dämonen diesen Mauern trotzen?
Die Armee stand auf den Mauern bereit. Der Regen brach wie gerufen aus den Wolken, um die bevorstehende Schlacht dramatisch zu
unterstreichen. Er war es nur ein leichtes tröpfeln, aber das änderte sich, je näher die Untoten sich dem Wall näherten.
Die Soldaten standen wie versteinert auf den Mauern. Sie waren bekannt für ihre Disziplin, doch die Angst, die in ihnen hochkroch,
nahm unbekannte Ausmaße an, als sie dieser Streitmacht von Untaten gegenüberstanden.
Die finsteren Krieger machten vor dem Wall halt.
"Bogenschützen!" hallte es auf den Zinnen der Mauer.
Und schon spannten die Schützen ihre Schusswaffen. Zielgerichtet auf die Armee der Untoten.
Auch Cley befahl seinen Kriegern: "Spannt die Bögen!"
Danach war abgesehen von den Tropfen des Regens, welche auf die Mauern des Borges prallten eine unheimliche Stille.
Es war wohl die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm.
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