Ich schulde Dir ja eh' noch einen Kommentar zu dem anderen Post ...
Wie auch immer: Bei mir ist es beispielsweise so, dass ich zuerst die Idee für einen Plot habe sowie eine rudimentäre Vorstellung,
wer darin eine Rolle spielen könnte. Die Charaktere ergeben sich beim Ausarbeiten der Handlung mehr oder weniger von selbst.
Im Grunde sind die meisten Figuren Abbilder von Leuten, die wir persönlich kennen oder die wir beispielsweise in einem Film gesehen
haben. Man sagt ja, das menschliche Gehirn könne sich nichts vorstellen, das es nicht irgendwo in irgendeiner Form schon einmal
gesehen hat.
Wichtig bei der Charaktererstellung: Die Figur muss authentisch sein. Zum Beispiel sollte sich ein Slumbewohner, der unter Räubern
und Zuhältern aufgewachsen ist und sich seinen Lebensunterhalt mit Auftragsmorden verdient, nicht wie Goethe ausdrücken.
Auch sollten die Fähigkeiten/Kenntnisse, mit denen Du Deine Charaktere ausstattest, nachvollziehbar sein. Bauernjungen kennen sich
z. B. nicht unbedingt mit dem Schwertkampf aus, weshalb es nicht glaubwürdig erscheint, wenn sich plötzlich einer bei einer Schlacht
als Wunderkind herausstellt (so was lieben viele Autoren und ich streiche es jedes Mal an
).
Wichtig ist auch, dass Du nicht mehrere sehr ähnliche Charaktere in die Handlung einbaust. Es müssen nicht zwingend alle Figuren
ausgeprägte Individualisten sein, aber wenn sie sich kaum voneinander unterscheiden, verliert der Leser schnell das Interesse an ihren
einzelnen Schicksalen.
Ganz wesentlich ist jedoch, es als Autor zu schaffen, den Leser für seine Figuren einzunehmen. Er muss sie nicht mögen, Hauptsache,
sie lösen bei ihm eine Emotion aus (außer Langeweile).
Das schaffst man manchmal mit einem einfachen Trick: Ungewöhnliche Typen in gewöhnliche Situationen packen oder umgekehrt.
Bestimmt fällt mir dazu später noch mehr ein.