Religionen, Feste, Bräuche und heilige Gegenstände stehen immer im unmittelbaren Zusammenhang zu den entsprechenden Göttern. Da ist Dir nur schwer zu helfen, fürchte ich. Wenn Du Deine Götter schon hast, wäre es sehr schwer, nach dem Zufallsprinzip das religiöse Zubehör für sie zu erfinden. Ein Totengott, mit einer heiligen goldenen Sonnenkugel, im lichtdurchfluteten Tempel auf einer lieblichen Flussinsel, mit vier jährlichen Festen, auf denen sexuelle Ausschweifungen seiner Anhänger die Regel sind, um Fruchtbarkeit und Wiederauferstehung zu feiern? Das passt alles nicht zusammen.
Hm... Diverse ägyptische bzw. hellenistisch-ägyptische Kulte um Osiris und Serapis waren davon eigentlich nicht so weit entfernt!
Du bringst ja selbst das Element
Auferstehung in die Diskussion ein, und das ist der springende Punkt. In manchen Glaubensvorstellungen ist der Tod endgültig und das Totenreich ist ein finsterer, ungastlicher Ort. Begreift man den Tod allerdings als Beginn eines neuen Lebens, so bekommt auch ein Totengott ein anderes, freundlicheres Gesicht und auch das Licht hat dann seine Berechtigung.
Osiris etwa war der Gott der Fruchtbarkeit und damit bedingt auch des Lebens. Er wurde getötet, überwand den Tod aber und ging ins Totenreich als dessen Herrscher ein. Nach dem Glauben der Ägypter garantierte er Fruchtbarkeit in Form der jährlichen Nilüberflutung (daher war seine Haut grün) und ewiges Leben - als Totengott. Denn Leben und Tod bilden eine Einheit. Er war damit eine viel "freundlichere" Gottheit als Hades oder Hel.
Den Höhepunkt des Osiriskultes markierte übrigens das Fest der Wiedergeburt der Sonne in der Nacht vom 24 zum 25 Dezember, das unmittelbar mit der Wintersonnenwende zusammenhängt. Jesus war also nicht die erste Gottheit, der man diese Attribute zugedacht hat.
Doch zur ursprünglichen Frage. Deine Ideen zu den Urdrachen würde ich als
Kulte bezeichnen, nicht als
Religionen. Zu einer echten Religion gehört nämlich einiges mehr als Gottheiten, Kultfiguren und -orte. Religion bietet den Menschen Antworten auf die elementaren Fragen des Lebens und einen Fixpunkt, nach dem sie ihr Leben ausrichten können. In jeder Religion spielen Elemente wie etwa die Schöpfung, die Existenz des Menschen und das Leben nach dem Tod eine zentrale Rolle. Außerdem sollte sie Werte und moralische Maßstäbe vermitteln, um sich auf Dauer behaupten zu können. Götter allein machen noch lange keine Religion aus.
In diesem Falle musst du außerdem abwägen, welche Göttergestalten am wichtigsten sind. In fast jeder polytheistischen Religion existieren Fruchtbarkeits- und Totengötter, Sonnen-, Mond- und andere Himmelsgötter, vor allem aber Wettergötter wie etwa Baal oder Zeus, die die Macht der Natur verkörpern, der die Menschen hilflos ausgeliefert sind. Überschneidungen zwischen Fruchtbarkeits- und Totengöttern sind - wie etwa im Falle von Osiris - ebenfalls zu finden. Der vorderasiatische Baal war wiederum ein Wetter- und Fruchtbarkeitsgott, denn die Fruchtbarkeit hängt nicht zuletzt vom Wetter ab. Außerdem können Himmelsgötter zugleich Totengötter sein, denn nach dem Tod steigt man nach einigen Glaubenslehren in den Himmel auf.
In deinem Falle stellt sich natürlich die Frage: Warum betet welches Volk welche Gottheit an? Die einfachste Lösung wäre, dass es sich um Schöpfungsgottheiten handelt. Doch es wäre sinnvoll, wenn es einen übergeordneten Rahmen gibt, denn eine Religion muss ihren Anhängern Antworten auf die elementaren Fragen nach Leben und Tod bieten und im besten Falle auch moralische Forderungen stellen, etwa nach Nächstenliebe, Treue, Ehrlichkeit oder Disziplin. Deine Urdrachen könnten also nur die Kinder einer übergeordneten Gottheit sein, die von dieser ihre Aufgabenbereiche zugeteilt bekommen haben und eigene Völker erschaffen haben. Sie dürfen aber nur im Rahmen der Vorgaben ihres übergeordneten Schöpfers handeln, der zugleich Herr über Leben und Tod, Unterwelt und Auferstehung ist. Möglich ist auch, dass die Urdrachen nur Aspekte seines Wesens sind.
Religionen sind ein Thema, über das ich stundenlang reden könnte. Für meine eigene Welt habe ich auch schon ein paar Religionen ersonnen, in denen ich häufig Elemente real existierender Kulte vermischt habe, etwa aus dem Zorastrismus, dem Mithraskult, aus Hinduismus und Buddhismus. All diese Religionen gehen auf dieselben Wurzeln zurück, da Perser und Inder vor etwa 3500 Jahren noch ein Volk mit gemeinsamer Sprache und Mythologie waren. Ich werde demnächst wahrscheinlich mal Themen zum Zoroastrismus und zum Kult um meinen Namenspatron eröffnen, der mich natürlich besonders interessiert! ^^
So, genug davon. Hoffentlich hat es dir etwas genützt, dass ich mich in meiner Klugsch***erei mal wiueder nicht bremsen konnte!