Das Schöne - und auch gleichzeitig das absolut Grausamste - an Morbus Alzheimer sind die Phasen "Klaren Verstandes", die zumindest zu Beginn noch vorhanden sein können und immer wieder durchschlagen.
Ich würde diese "Wachen Momente" eher als grausam bezeichnen. Der Erkrankte weiß plötzlich wieder, wie es um ihn steht, er ist depremiert, weint häufig und es gibt als Angehöriger nichts, was man sagen könnte. Auch wenn es sich schlimm anhört, aber ich war jedesmal froh, als sie wieder abgedriftet ist.
Sollte ich (und ich habe an dieser Stelle ausschließlich das Recht dazu für meine eigene Person zu sprechen) erkranken und solche Phasen erleben, dann werde ich niemanden dazu auffordern mir Sterbehilfe zu leisten. Die körperlichen Funktionen sind nicht derartig eingeschränkt (so hoffe ich doch inständig), dass ich dem Leid nicht selbst ein Ende setzen kann.
Naja, warum so viele Menschen den offiziellen Weg wählen, sprich extra eine Reise in Ausland etc. unternehmen, hängt vermutlich damit zusammen, dass sie eine Art Zeichen setzen wollen. Mir hat das ein Patient mal so erklärt: natürlich gäbe es auch einen "schnelleren" und "einfacheren" Weg, aber der ist nun einmal so konnotiert, dass man es nur heimlich tun kann, ansonsten müssten sich andere verpflichtet fühlen, einzugreifen. Und genau dagegen protestiert er mit seinem "Ausflug" z.B. in die Schweiz. Weil er der Meinung ist, dies sei seine Entscheidung und man habe dies gefälligst zu respektieren. Den Staat, die Kirche oder sonstwen ginge dies nicht das Mindeste an. Und er wolle diesen Schritt nicht im Geheimen wie ein Verbrecher tun müssen.
Man könnte hier noch eine Menge dazu sagen, aber wir entfernen uns allmählich ohnehin immer mehr vom eigentlichen Thema.
Obwohl es Pratchett vielleicht ganz gerne sehen würde, wenn sich mehr Menschen mit diesem Thema auseinander setzen würden.
- möglicherweise haben sie selbst sogar das erreicht, was viele Religionen fordern: der Einklang mit dem Hier und Jetzt. Es gibt für Betroffene weder Zukunft noch Vergangenheit. Es gibt nur noch Gegenwart. Vielleicht ermöglicht das sogar eine Form von Glück? Ich kann es mir (für mich und andere) nur wünschen.
Ich würde das auch jedem Betroffenen wünschen, aber ich glaube es nicht. Für mich hat dieser Zustand absolut nichts erfüllendes und - wie ich irgendwo hier schon einmal gesagt habe - für den Betroffenen ist es einfach nur noch entwürdigend, egal ob er es jetzt mitbekommt oder nicht.
- nicht dazu kommen lassen, dass diejenigen, die mir etwas bedeuten, meinem Körper dabei zusehen müssen wie er einem längst gestorbenem Geist (vielleicht Jahrelang) folgen wird.
Ja, so ein ähnlicher Gedanke schwirrt seit damals auch in meinem Kopf herum.
Und meine Frage nach Pratchett bezog sich jetzt nicht auf die neuesten Meldungen hinsichtlich seines Gesundheitszustandes, sondern eher darauf, ob er nicht vielleicht doch noch schreibt und ob evtl. etwas Neues von ihm auf den Markt kommt. (Und ich weiß auch, Nephthys, dass Du meine Frage auch so verstanden hast und nur allgemein feststellen wolltest, dass ... )
@Hobbyschreiber: Danke für die Info. Genau darauf hatte ich gehofft! Und ich lese seine Bücher längst ausschließlich im Original - da sie man dann unabhängig von irgendwelchen (drittklassigen) Übersetzern.