Fantasy-Foren
Startseite Registrieren Hilfe Mitgliederliste Kalender
Grafik Grafik
 
Zurück   Fantasy-Foren > Fantasy Foren > Literatur, Lyrik und Kunst

Tags: ,

Der letzte Feind ist der Tod

Antwort
 
Themen-Optionen
  #1  
Alt 07.05.2008, 22:08
Lúthien Yávëtil Lúthien Yávëtil ist offline
Inspirator aller Magier
 
Registriert seit: 12.2007
Beiträge: 1.886
Der letzte Feind ist der Tod

Im Rahmen eines Schreibwettbewerbs zum Thema Lichtbringer habe ich eine Kurzgeschichte verfasst.
Welt, Götter und kompliziertheit der Namen war voergegeben ^^ Mehr Informationen hier: Das Schwert Lichtbringer
Ach ja: Die Geschichte wurde nicht ausgewählt.

Der letzte Feind ist der Tod
(Irghen M’ad, ca. 1737 A.D.)

Es war ein Unwetter, wie es Logalémî, ein friedliches Wäldchen in der Nähe des westlichen Grenzgebirges von Irghen M’ad, selten erlebt hatte. Die Blitze zuckten grell über den Himmel, ihre Arme waren gespalten und gewunden wie die eines Flusses, keinen ganzen Herzschlag danach grollte lauter Donner und lies die Bäume erzittern.
Menschen, die dieses gewaltige Naturschauspiel miterlebten, fielen auf die Knie und beteten zu den Göttern. Wenn ein Blitz in einen Baum, eine Behausung oder ein Lebewesen schoss und alles verbrannte, erschraken sie in Ehrfurcht vor Seraish, der Göttin des Chaos, wenn das Feuer sie verschonte, dankten sie Shirna, der Göttin der Ordnung. Die Schuld für den Zorn der Hauptgötter schoben die Menschen Aita zu, einer neuen Gottheit, von der einige Propheten berichteten. Und sie beschimpften. Schließlich, als das Unwetter endlich vorbei war, dankten sie Ushur, dem Gott des Ausgleiches. Doch bis sich das Schlachtfeld, das sich ihren entsetzten Augen bot, von den Schäden durch entwurzelte Bäume, vereinzelte Waldbrände und zerstörte Lebensräume erholen würde, sollte noch viel Zeit vergehen.
~~~
Arénia war nicht mehr jung. Ihre einstmals braunen Haare wiesen unzählige weiße Strähnen auf und ihr Gesicht war faltig. Ihr Mann Saduo Osólò hatte immer zu ihr gesagt, im Herzen sei sie noch ein junger Spross.
Doch nun war Saduo tot und Arénia fühlte mit einem Mal die ganze Last des Alters, die ihren Rücken beugte und jede Bewegung verlangsamte. Trost suchend wanderte sie durch den Wald, weg von dem Platz des Grauens, der einmal ein Zuhause für sie gewesen war, damals, als die Holzhütte noch stand und ihr Mann noch lebte. Erinnerungen schossen in ihr hoch.
Das Züngeln der Flammen, der Gestank des Rauches, die unerträgliche Hitze und vor allem der Tod, dem sie so nah gewesen war.
Stöhnend, mit bis zum Hals schlagendem Herzen, stützte sie sich gegen einen Baumstamm, schloss die Augen und lies sich langsam zu Boden gleiten. Die kräftige Eiche, gegen die sie sich mit ihrem Rücken lehnte, gab der alten Frau Kraft.
Als sich Arénias Herz beruhigt hatte und sie den Blick gen Himmel wandte, bemerkte sie, dass die obere Hälfte des Baumes fast vollständig verkohlt war. Wahrscheinlich war er bei dem Unwetter, das auch ihr Leben so stark verändert hatte, von einem Blitz getroffen worden. Zögernd legte die Alte ihre Hand auf die Rinde. „Dieser Baum hat den Tod besiegt“, flüsterte sie, „er lebt.“
~~~
Nicht weit entfernt, auf einer Lichtung, saß regungslos ein Einsiedler, lauschend versunken in einer geheimen Welt. Doch das Ersehnte blieb aus. Wie oft hatte er schon so gesessen, in der Hoffnung jemanden zu finden, der es schaffen könnte ES zu finden. Doch nie kam der richtige, falls sich überhaupt jemand in diesen Teil des Waldes verirrte.
Gerade wollte er erneut aufgeben und in sein Zelt zurückkehren, als er endlich, nach all den Jahren, in denen sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater jeden Tag ebenso verbracht hatten wie er, die erhoffte Nachricht erhielt. Er sprang auf die Füße und machte sich mit einem wilden Flackern in den Augen auf den Weg.
Es war unglaublich. Die ganzen Mühen wurden belohnt. Wenn er ES erst einmal hatte wäre er mächtig, mächtiger als sein Bruder, er wäre der mächtigste aller Männer von ganz Irghen M’ad.
~~~
Arénia musste wohl geschlafen haben, denn als sie erwachte, befand sie sich keinesfalls in einem Käfig aus glühenden Gitterstäben, wie sie es in ihrem Traum zu spüren glaubte, sondern auf weichem Waldboden.
Vor ihr stand grinsend ein Mann. Er war nachlässig gekleidet, seine Haare waren verfilzt und sein stoppeliges Kinn glänzte fettig von der letzten Mahlzeit.
Er schien mit sich selbst zu sprechen: „Cormodo-Rodâ, nun hast du sie endlich gefunden. Und sie wird dir ES beschaffen. Wenn du ES hast…nicht so laut, nicht so laut. Eins ist sicher: Dein Bruder wird glühen vor Eifersucht!“ In seinen Augen loderte etwas auf und er kicherte irre. Am liebsten wäre Arénia noch einmal aufgewacht.
~~~
Er war dem Ruf gefolgt und hatte sie entdeckt. Sie würde geeignet sein, die sagenhafte Klinge Lichtbringer für ihn zu suchen und zu finden. Ein bisschen verschrumpelt sah sie aus. Wieder kicherte er, diesmal jedoch nur kurz, dann wurde er ernst.
Mit knisternder Stimme fragte er: „Hast du Angst? Du fürchtest dich vor dem Feuer, ich sehe es in deinen Augen. Nun. Ist das berechtigt? Nein! Du fürchtest dich vor dem Tod. Das kann ich verstehen…“ Sein Gesicht näherte sich dem ihren, sodass sie seinen rauchigen Atem spürte. „Der Tod ist unser Feind!“, zischte er. „Er nimmt uns unsere Liebsten, wenn wir sie am meisten brauchen! Er stiehlt ihre Seelen.“
Der Fremde konnte tatsächlich bis in das welkende Herz der Frau sehen und darin lesen wie in einem Buch. „Finde das sagenhafte Schwert Lichtbringer und du kannst dich am Tod rächen! Diese Klinge wird uns in einer Schlacht gegen ihn zum Sieg verhelfen! Du bist geeignet sie zu führen, denn du hast schon so viel von der Welt gesehen. Ich jedoch bin unerfahren. Wie gerne würde ich das persönlich übernehmen! Es gibt Dinge, die sollte es gar nicht geben.“ Er seufzte dramatisch, verharrte einige Sekunden mit verträumten Blick und fuhr schließlich lauter als zuvor fort: „Besteige Grágòwar! Bringe mir Lichtbringer! Dann werden wir Rache üben.“ Arénia wagte nicht davon zu laufen und lauschte dem mit überzeugenden Gesten geschilderten Plan.
Allmählich begannen diese Lügen in ihr zu keimen und Früchte zu tragen. Die musste Cormodo-Rodâ jetzt nur noch ernten.
~~~
In den letzten Wochen war Arénia sichtlich aufgeblüht. Die Reise auf den Berg Grágòwar im westlichen Grenzgebirge, auf dem das Schwert nach Cormodo-Rodâs Schilderung liegen sollte, hatte ihrem trostlosen Leben wieder einen Sinn gegeben, egal wie verrückt dieser war. Am Anfang war der Aufstieg noch leicht, ihr Weg ging über grüne Wiesen und ab und zu an Dörfern vorbei, um die Arénia lieber einen Bogen machte.
Früher hatte sie nichts gegen Gesellschaft gehabt, doch das Feuer, der Verlust Saduo Osólòs und schließlich ihr neues Leben als Suchende hatten in ihr eine Vorliebe zur Einsamkeit wachsen lassen. Doch mit der Zeit wurde es anstrengender vorwärts zu kommen. Bald machte Arénia an einem klaren Bergsee halt, an dessen Rand ein Häuschen aus Stein stand. Müde klopfte Arénia an und ein junges Mädchen, noch ein Kind, öffnete ihr.
Es hatte lange, schwarze, gewellte Haare. „Guten Abend! Ich bin Arénia und habe einen langen Aufstieg hinter mir, nun tun meine morschen Gelenke weh und ich wollte um eine Bleibe für die Nacht bitten. Sind deine Eltern da?“, schloss Arénia mit einer Frage. Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf. „Kommen sie denn noch vor Sonnenuntergang wieder?“ Erneutes Kopfschütteln. Die Frau seufzte und meinte schließlich: „Kannst du mir vielleicht für diese Nacht ein Lager geben?“
Diesmal nickte das Mädchen und führte sie zu einem kleinen Bett. Arénia bemerkte erst jetzt, dass sie stumm war. „Tausend Dank. Jetzt habe ich so eine gemütliche Bleibe mit so einer netten Gastgeberin gefunden.“ Die Alte zwinkerte. „Gute Nacht!“ Das Mädchen winkte lächelnd und verschwand durch eine Tür. „Seltsam“, dachte Arénia, „vor ein paar Mondläufen saß ich noch glücklich mit Saduo in einer Holzhütte und habe mir nur ab und zu Gedanken über das Abendessen gemacht. Jetzt erklimme ich Grágòwar, übernachte bei einem wildfremden Mädchen und suche das Schwert Lichtbringer, das keiner je besessen hat, um den Tod zu besiegen.“
Doch sie war müde und bald legten sich ihre umherwirbelnden Gedanken zur Ruhe. Zeitig am nächsten Morgen stand Arénia auf. Von ihrer kleinen Freundin war keine Spur zu sehen. Beunruhigt machte sie sich auf den Weg. Um Arénia herum wurde es kälter. Die vielen Laubbäume wurden von dunkelgrünen Tannen und Fichten abgelöst. Die Blumenwiesen lagen weit hinter ihr, hier war der Boden frostig. Da sie hungrig war, besuchte sie entgegen ihrer Gewohnheiten ein Gasthaus, auch die waren inzwischen viel seltener geworden.
Es war nicht besonders groß und wurde von ein paar umstehenden Kiefern vor Wind und Wetter geschützt. Drinnen setzte die alte Frau sich an einen Tisch und bestellte müde das, was der Wirt ihr empfahl. Außer ihr waren nur wenige andere Gäste im Raum, die sich nicht um sie zu kümmern schienen. Wenig später bekam sie einen Teller mit Gulasch und ein großes Horn voll gegorenem Saft, welches der Wirt in ein speziell dafür vorgesehenes Loch in der Tischplatte steckte. Das Fleisch war zäh und die Soße dünn, doch Arénia aß mit großem Appetit.
Hin und wieder schielte sie misstrauisch zu dem Gastgeber hinüber. Er kam ihr irgendwie bekannt vor. Schließlich griff sie zum Horn und trank hastig. Es schmeckte seltsam. Ihr wurde warm und ihr Verstand entspannte sich. Sie hatte noch nie Alkohol getrunken. Alles verschwamm, doch Arénia trank weiter. Die klebrige Flüssigkeit lief ihr die Mundwinkel entlang und sie lehnte sich immer weiter zurück. Der Wirt drehte sich zu ihr um und kurz bevor alles schwarz wurde, erkannte sie ihn an dem Flackern in seinen Augen.
Laut rief sie: „Du bist der Mann…du hast…Auftrag…Schwert…“ Ihre Stimme schwankte und verstummte dann. Einige Herzschläge lang blieb alles still. Dann ertönte ein lautes, krachendes Lachen, das die Tische erbeben lies.
Es war der Gastwirt, der lachte.
~~~
Als Arénia die Augen aufschlug blickte sie in das Gesicht, das dem Cormodo-Rodâs so ähnlich sah. „Ausgeschlafen?“, fragte der Wirt spöttisch, „Hast du von Lichtbringer geträumt?“
Draußen wütete ein Schneesturm um die Hütte. Wie lange hatte Arénia auf dem Boden gelegen und ihren Rausch ausgeschlafen? Statt ihren Reisekleidern trug sie nur noch ein dünnes Untergewand. Durch das kleine Fenster der Wirtsstube fuhr ein eiskalter Windstoss herein. Von der Kälte geweckt, gelang es ihr einen unklaren Gedanken in ihrem dröhnenden Kopf festzuhalten.
„Ich glaube, ich habe nicht gesagt, dass ich nach Lichtbringer suche…“, brachte die Alte mühsam hervor. Jetzt bemerkte sie auch, dass sie an Händen und Füßen gefesselt war. Wieder blickte sie in das Gesicht dieses Mannes. Inzwischen schien es ihr unerklärlich, warum sie nicht sofort die Ähnlichkeit mit dem Antlitz von Cormodo-Rodâ bemerkt hatte. Doch dieser Mensch erschien gepflegter als Cormodo-Rodâ und er trug kleine goldene Ohrstecker.
„Mein Bruder hat ein verschrumpeltes Weib losgeschickt um Lichtbringer zu finden, das Schwert, das noch keiner gefunden hat! Die lange Einsamkeit hat ihn wohl verrückt werden lassen…“, knurrte er. Arénia hegte Zweifel, ob es nicht er war der verrückt geworden war. Doch sie erwiderte nichts. Der Wirt wandte sich nun zu den beiden in einer Ecke wartenden Gestalten, die Arénia für Gäste gehalten hatte. „Bringt sie zur Schlucht! Der Schneesturm wird sein Übriges tun.“
Gehorsam kamen die beiden Schatten auf sie zu und packten sie, einer an den gefesselten Händen, der Andere nahm die Füße. Arénia trat und schrie halbherzig, woraufhin ihr jemand mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug und ihr Bewusstsein glitt erleichtert wieder davon, an einen Ort, wo ihm nichts geschehen konnte.
~~~
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 11.05.2008, 20:17
Lúthien Yávëtil Lúthien Yávëtil ist offline
Inspirator aller Magier
 
Registriert seit: 12.2007
Beiträge: 1.886
Ach ja: Über Kommentare und Leser würde ich mich freuen, auch gerne Kritik, damit ich beim nächsten Mal weiß was ich besser machen kann.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 11.05.2008, 21:37
Benutzerbild von Deva
Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
Hueter der Heilenden Quellen
 
Registriert seit: 05.2006
Ort: Khandahur
Beiträge: 574
Kritik und Feedback sind leider sher selten in diesen Forum. Ich schreibe eigentlich nur aus Spaß, wenn man trotzdem mir was sagt, wie genanntes, nehm ich es mit ;)

Also zu deiner Story. Ich finde sie eigentlich recht schön. Die Einleitung. Das Mysterium ansich. Nachvollziehbare Handlung. Also für eine Einleitung zu einer Geschichte ist es Gold wert.

Kritik kann ich eigentlich nur eines sagen:,, Du fängst oft Sätze mit E an, oftmals Er danach nen Satz von Es. Ist ansich keine Kritik, aber einige Lektoren meinen, daß wäre nicht so toll."


So gesehen ist es keine Kritik, da das gesamtbild stimmt und von daher Daumen hoch ;)
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 12.05.2008, 22:18
Lúthien Yávëtil Lúthien Yávëtil ist offline
Inspirator aller Magier
 
Registriert seit: 12.2007
Beiträge: 1.886
Hey, Danke fürs Lesen
Kritik kann ja durchaus, sollte sogar, auch positv sein. Das mit den "Es" werde ich nicht verbessern, weil ich diese Geschichte eigentlich so belassen wollte. Doch da ich schon an der nächsten Kurzgeschichte arbeite, werde ich es auf jeden Fall einsetzen.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 14.05.2008, 13:27
Benutzerbild von Fangortholin
Fangortholin Fangortholin ist offline
There´s no evil beside me
Waechter von Zeit und Raum
 
Registriert seit: 11.2007
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 8.812
Mir hat sie gut gefallen. Leider ist für mich nicht nachvollziehbar in welche Schlacht das Schwert getragen werden soll, aber da fehlt mir wohl einfach das Backgroundwissen. Sehr gut fande ich die Wahl des Hauptcharakters, üblicherweise hat man da ja Helden a la Aragon, die ältere Frau war eine gute Wahl. Den Schreibstil fand ich angenehm lesbar und die Beschreibungen waren so formuliert das ich mir das ganze bildlich gut vorstellen konnte.
Schöne, wenn auch traurige Geschichte, vielleicht ein Tick zu mystisch, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.
__________________
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 14.05.2008, 15:00
Lúthien Yávëtil Lúthien Yávëtil ist offline
Inspirator aller Magier
 
Registriert seit: 12.2007
Beiträge: 1.886
Danke, Fangortholin!
Ich weiß selber nicht, wie ich auf die alte Frau gekommen bin, mir schwirrte ursprünglich eine weißhaarige, stumme Hexe im Kopf herum, die dann unschuldig hingerichtet werden sollte.
Diese Schlacht ist wahrscheinlich der Grund, aus der meine Geschichte nicht genommen wurde. Ich brauchte irgendeinen Grund, aus dem Arenia nach Lichtbringer, dem Schwert sucht. Die Schlacht gegen den Tod war wohl etwas gezwungen.
Mit Zitat antworten
Antwort


Themen-Optionen

Forumregeln
You may not post new threads
You may not post replies
You may not post attachments
You may not edit your posts

BB code is An
Smileys sind An.
[IMG] Code ist An.
HTML-Code ist Aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 16:24 Uhr.

 
Grafik
Powered by vBulletin® Version 3.8.10 Beta 1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright by Fantasy-Foren.de 2005-2017 | Fussball Forum


Grafik