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Opfer - Helden

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  #1  
Alt 11.12.2008, 00:42
Benutzerbild von Fangortholin
Fangortholin Fangortholin ist offline
There´s no evil beside me
Waechter von Zeit und Raum
 
Registriert seit: 11.2007
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 8.812
Question Opfer - Helden

Zugegeben der Titel ist etwas unkonkret und ob dies die beste Uhrzeit ist um noch einen Thread zu eröffnen weiss ich auch nicht wirklich.
Aber in letzter Zeit stosse ich beim Fantasy lesen immer wieder auf diese Opfer - Helden. Also Figuren die eine ganz schlimme Kindheit hatten und dann aber zu tollen Helden geworden sind. Da sind ihre Eltern ermodert (eigentlich fast immer), dazu noch das Familienhaus abgebrannt worden, sie haben auf der Strasse gelebt oder bei fiesen Pflegeeltern, was auch immer... Aber sie haben es irgendwie geschafft sich davon zu befreien und Helden zu werden, natürlich nicht ohne gelegentlich melancholnische Momente der Erinnerung an früher.

Als ich vor kurzem von Troisis "Die Schattenkämpferin" aufgeschlagen habe, habe ich förmlich darauf gewartet das irgendwann die traurige Kindheitsgeschichte der Hauptfigur kommt und was war? Tataa... da kam sie auch schon! Was für eine Überraschung.
Aber auch in Harry Potter, Die Gilde der schwarzen Magier, Eragon, usw. alles Figuren mit tragischer Kindheit die dann aber zu Helden werden. Mit Ausnahme von Harry vielleicht werden diese meist irgendwann als eine Art Vorgeschichte des Charakters erzählt um dann wieder zur eigentlichen Handlung zu kommen. Warum macht man das? Zumal man aus diesen tragischen Erlebnissen doch meist schon ein eigenes (durchaus gutes) Buch schreiben könnte.
Mir persönlich sind diese "armen Opfer" etwas suspekt geworden. Aber wo liegt der Reiz an ihnen? Toll finde ich eigentlich Figuren die ein ganz normales Leben führen (auch in Armut) und dann plötzlich in die Story reinkatapultiert werden. Wie es z.B. Tolkien im Herren der Ringe oder dem Hobbit gemacht hat. Frodo und Sam hatten ein tolles Leben welches komplett auf den Kopf gestellt wurde und die folgenden Geschehnisse sie an ihre persönlichen Grenzen gebracht haben.
So etwas finde ich viel toller weil man dadurch die Figuren viel besser kennenlernt, besser mit ihnen mitfühlt. Sie sind näher an einem dran weil man sich besser mit ihnen idendefizieren kann. Mir geht es zumindest so. Es fällt mir wesentlich leichter mich in eine Person zu versetzen die ein normales und glückliches Leben führt als in eine deren Eltern ermordet wurden und die dann von einem schwarzen Magier (oder was auch immer) aufgezogen wurde. Was soll so einem Charakter denn noch erschreckendes / spannendes passieren? Wer so etwas erlebt hat den schockt doch nichts mehr.
Vielleicht ist es ja einfach leichter einen Charakter mit traurigem Hintergrund zu erschaffen, also schon einen "Kämpfer" zu haben als einen "Normalo" zum Helden wachsen zu lassen...
Und ganz vielleicht geht das auch nur mir so mit den Opfer - Helden und ich übertreibe damit ihnen einen eigenen Thread zu widmen.

Lasst trotzdem mal eure Meinung dazu hören
Gefallen sie euch? Sind sie für euch gut / schlecht nachvollziehbar? Wie steht ihr zu Opfer - Helden?
__________________
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  #2  
Alt 11.12.2008, 02:31
Benutzerbild von Al. I. Cuza
Al. I. Cuza Al. I. Cuza ist offline
Vampirjaeger
 
Registriert seit: 11.2008
Beiträge: 354
Ich finde Opfer-Helden entstehen aus mehreren möglichen Gründen:
  • Man ist zu Faul um eine Entwicklung der Figuren zu betreiben, denn es ist einfacher ihre jetzige "Stärke", "Schwäche", "Mut", etc... auf eine traische Vergangenheit zurückzuführen.
  • Tragische Helden sind sympatischer
  • Tragische Helden bilden einen noch Stärkeren Gegenpol zum Bösewicht
  • Tragische Helden sind Klischees, welche sich niemand, oder fast niemand, entgehen lässt.

Zu Harry Potter: Ich finde hier ist es gelungen dieses "tragischer Held"-Klischee nur marginal zum Vorschein kommen zu lassen. Der Tod der Eltern hat ihm das Leben gerettet und ihn schon vor seiner Kindheit zum Helden gemacht. Ergo er ist ein tragischer Held schon vor dem Beginn der eigentlichen Handlung, daher etwas komplett Neues!

PS: Ich hasse tragische Helden, denn ich hasse Klischees.
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  #3  
Alt 11.12.2008, 11:40
Benutzerbild von Revan
Revan Revan ist offline
Sith
Inspirator aller Magier
 
Registriert seit: 09.2005
Beiträge: 1.782
Ich sehe das ähnlich wie mein Vorredner. Mit diesen "Kindheitstraumata" lassen sich sehr einfach Sympatien aufbauen und es ist 'ne gute "Generalerklärung" für die Motivation.
Mir sind diese ganzen Helden mit tragischer Kindheit aber auch zuwider. Einfach weil es inzwischen so stereotyp ist - vor allem in neueren Fanatsyromanen.

Ich habe jede Menge gute Romane gelesen, wo die Helden einfach in die Geschichte geraten sind, gänzlich ohne tragische Kindheit.
Und diese Romane würde ich auch zu den besten zählen, die ich kenne.
Ganz großartig ist hier zum Beispiel das "Rad der Zeit" : Völlig normale jungendliche aus einem kleinen Dorf werden mit einer Prophezeiung konfrontiert. Sie stellen sich dem und entwicklen sich langsam, aber extrem glaubwürdig, zu Helden, die bereit sind, alles zu Opfern.
__________________
When shadows grow longer and the sun sets for the forthcoming night
our sorrow is stronger as darkness and death are now near by our side.
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  #4  
Alt 11.12.2008, 12:07
Reginald Bull Reginald Bull ist offline
LFT-Verteidigungsminister
Goetterbote
 
Registriert seit: 11.2005
Ort: Heidelberg
Beiträge: 908
Es ist wirklich einfach das Standard-Klischee fauler Autoren.
Ich weiß nicht mehr in welchem Webcomic das war.... Beschäftigt sich mit Fantasy-MMOs, und auf einem RP-Server erzählt einer seine herzzerreißende Story (ermordete Eltern, verlorenes Land, Rachegelüste blablubb) und findet sich in Minutenschnelle in einer handfesten Prügelei mit 20 weiteren Spielern, die ihn des Diebstahls bezichtigen, da ihre Story fast wörtlich diesselbe ist
__________________
always outnumbered, always outgunned - still standing
mit Federkiel und Eichenspeer - dem Fehlerteufel hinterher
auch erhältlich als Ruprecht I. bei SI
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  #5  
Alt 11.12.2008, 18:38
Benutzerbild von Deva
Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
Hueter der Heilenden Quellen
 
Registriert seit: 05.2006
Ort: Khandahur
Beiträge: 574
Ich persönlich sehe das so, sowohl die Variante Rolle des Opfer Helden, als auch des Normalo ist reizvoll. Es kommt immer nur auf den Autor an. Bei manchen Bücher kommt das alte Klischee durch, aber ich finde es geil, weil man ließt das Herzblut in der Figur steckt, währendbei anderen Autoren es nur hohle Wörter sind. Naja, ich bin aufgeschlossen, aber alles was nicht DROW ist, ist minderwertig. Das wollte ich noch gesagt haben.
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Ka nind ul'nusst, zhah ol ichl lte!

Wenn sie anfangen zu schreien, ist es zu spät.
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  #6  
Alt 11.12.2008, 18:46
Benutzerbild von Seru
Seru Seru ist offline
Bewahrer der Traenen des Lebens
 
Registriert seit: 08.2006
Ort: Sachsen
Beiträge: 165
So, ich hab jetzt wirklich lange über die Frage nachgedacht...
Mir ist zwar auch schon aufgefallen, dass es sehr oft diese Opfer-Helden gibt, aber warum das so ist, hab ich mir noch nciht wirklich überlegt....
Ich hab auch gleich ne Familienumfrage gestartet und hab ein paar interessante Erklärungen dazu bekommen:

-Erstmal wird damit ziemlich auf die Tränendrüse gedrückt und der Leser hat natürlich Mitleid mit der Hauptfigur und entwickelt so vielleicht auch eher Sympathie für sie, als wenn es eine "normale" Hauptfigur wäre, ohne Besonderheiten.
-Diese Besonderheiten lassen die Figur natürlich auch individueller und einprägsamer für den Leser werden
-Schlechte Nachrichten (schlimme Kindheit, Katastrophen, ...) ziehen natürlich immer gleich die Aufmerksamkeit auf sich, viel eher als positive Begebenheiten. Deshalb sind ja auch viel "schaulustig" und deshalb laufen in den Nachrichten fast nur schlechte Ereignisse. In Büchern ist das auch nicht anders.

Ich denke aber auch, dass dieser Opfer-Held viel zu sehr zum Klischee geworden ist, obwohl es auch dabei viele gute Bücher gibt.
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  #7  
Alt 12.12.2008, 20:02
Benutzerbild von Ginny
Ginny Ginny ist offline
Drow ~ Hexe ~ Vampyr
Herausforderer der Weisen
 
Registriert seit: 02.2008
Ort: im Reich der Dunkelelfen
Beiträge: 136
Mir ist das auch in vielen Büchern aufgefallen, diese Opfer- Helden.

Ich denke das dadurch vielleicht einige Charakterzüge oder Handlungen der Hauptfigur erklärt werden. Denn irgendwie hat ja jeder Held einen besonderen Charakter oder eine Auffälligkeit (Harry Potter Narbe z.B) und durch schlimme Nachrichten soll der Leser verstehen warum die Hauptfigur so denkt oder so handelt, oder dieses besondere Merkmal hat.

Ich muss es ja mal zugeben, mir fällt es einfacher über eine Figur zu schreiben die eine schlimme Kindheit hatte, als über jemand der Glücklich aufgewachsen ist. Bei mir liegt es auch daran das ich mich besser in "tragische Helden" hineinversetzen kann die eine schlimme Kindheit hatten oder ausgegrenzt wurden.

Wobei ich anmerken muss das es eigendlich viel schöner ist wenn man zusehen kann wie eine "normale" Figur an Aufgaben und Abenteuern über sich hinaus wächst. Aber das ist schwer zu beschreiben, zumindest für mich.
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I´m a Vampire and I´m proud of it!

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  #8  
Alt 13.12.2008, 19:12
Benutzerbild von Ron Weasley
Ron Weasley Ron Weasley ist offline
Redhead
Bewahrer der Traenen des Lebens
 
Registriert seit: 03.2008
Ort: Fuchsbau
Beiträge: 152
Glaube nicht, dass Opfer-Helden wirklich IMMER etwas mit der Faulheit der Autoren zu tun haben. Es kommt darauf an, ob jenes, was den Held zum Opfer macht, etwas mit dem weiteren Verlauf der Story zu tun hat.
---
Kleines Beispiel:
Bei Harry Potter wäre das der Fall. Andererseits habe ich mich schon oft gefragt, wie jemand der so unter den Dursleys aufgewachsen ist wie Harry (Aschenputtelmäßig ^^) gleichzeitig so geduldig und friedfertig sein kann?
okay, er schreit in Band 5 mal ein bisschen rum, jagt in Band 3 seine Tante in die Luft, kommt in Band 4 nicht mit Rons Eifersucht klar aber ansonsten... eher harmlos.
Das klingt jetzt als würde ich erwarten dass er zum Massenmörder wird ^^
Aber er hat von Anfang an zwischen Gut und Böse entschieden (womit wir wieder nen Grund hätten, denn Hauptsache Anti-Böse, denn der Anti-Gute hat seine Eltern um die Ecke gebracht).
Aber wenn es jahrelang so gegangen ist mit "dem armen Harry".... es gibt Kinder, die hätten sich nach einiger Zeit gewünscht, so wie Dudley zu sein, "Beliebt", "mächtig", "stark". Als Zauberer hätte er die Chance dazu gehabt, also denke ich nicht dass Harrys "Slytherin-Teil" nur physisch etwas mit der Narbe zu tun hat. Aber das gehört schon fast nicht mehr zum Thema ;)
---
Opfer-Helden gehören vielleicht auch dazu. Damit mein ich jetzt nicht jemanden, der all seine Brutalität mit Rache erklärt oder so.
Ich meine eine Person, bei der vielleicht etwas fehlt. Die nicht zufrieden ist. Menschen können sich dann leichter mit dieser Person identifizieren.
Außerdem muss sich meiner Meinung nach am Anfang jedes Buchs ein Problem stellen, was die Story auf Trab bringt.
Achtet mal darauf, hier der häufigste Verlauf bei guten Filmen und Büchern u.s.w. (variiert etwas je nach Genre des Films oder Buch):
  • Einleitung
    Schauplatz und Grundstimmung werden eingeführt, die Hauptcharaktere und -Themen vorgestellt.
  • Schockhorror/Gefechtaction/TreffenRomanze/BegegnungSci-Fi/sonstigesKomödie u.s.w.
    Hier dann das Problem des Charakters, dass sich ankündigt. Ich denke nicht dass es schon in der Einleitung klar werden sollte. Und dann:
  • Problem
    Das Problem tritt auf! ^^ Manchmal wird Schritt zwei übersprungen.
  • Verfolgung, weitere Entwicklung
    Das Liebespaar ist eine Zeit lang getrennt, der American Football-Spieler kommt mit der plötzlichen Tochter nicht klar oder eben Harry Potter entdeckt, wie die anderen auf den Namen "Voldemort" reagieren u.s.w.
    Eventuell sucht der Held nach Hinweisen, ob mit gebrochenem Herzen oder in Angstschweiß schwimmend oder mit Blutergüssen übersäht ist egal. Oder aber es tritt eine plötzliche Verfolgungsjagd auf, bei dem wieder das Problem eine Rolle spielt und die von lustig bis gruselig gestaltet werden kann.
    Dann noch ein paar Kämpfe, fertig.
  • Große Schlacht o.ä. (Herausforderung)
    Entscheidungskampf, der Held entdeckt irgendwas (sei es Liebe oder die Schwachstelle des Gegners), das Problem (oder die Erinnerung daran) behindert ihn, die Liebenden kommen zusammen aber streiten sich plötzlich. In Komödien (wo das noch lieber verwendet wird als in Fantasyromanen) eskaliert das Problem erst einmal so richtig.
  • Lösung
    Ende gut, alles gut, Problem verschwindet oder eben nicht, vielleicht lernt der Held auch, damit umzugehen
Vielleicht wirkt dass jetzt so als ob es nichts damit zu tun hat, aber ein Opfer-Held braucht Probleme um die Story zu beschleunigen, dass wollte ich damit verdeutlichen. Ich will auch nicht den Harry Potter Schützer spielen nur mir fällt wie immer kein anderes Beispiel ein ;)
Ach ja: Diese Linie wird meist unwillkürlich verfolgt.
---
Eine weitere Begründung, die aber eher selten ist, wäre dass der Autor mit seinem Helden irgendein eigenes Erlebnis verarbeitet, Mobbing, eigener Verlust de Eltern.... manchmal kann man in Geschichten lesen wie in einem Buch. Oder so ähnlich ^^"
__________________
"Ich mag verdammen was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, daß du es sagen darfst!
(Voltaire)

Geändert von Ron Weasley (13.12.2008 um 19:18 Uhr) Grund: hab ein paar Rechtschreibfehler verbessert^^
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  #9  
Alt 13.12.2008, 20:59
Benutzerbild von Al. I. Cuza
Al. I. Cuza Al. I. Cuza ist offline
Vampirjaeger
 
Registriert seit: 11.2008
Beiträge: 354
Zu Harry: Ich denke, wenn man sein ganzes Leben quasi gefoltert wurde und "Aschenputtel" gespielt hat, dazu keine Freunde und keine richtige Familie, kann man nur darauf hoffen ein normales Leben zu führen. Deswegen ist Harry IMHO friedlich.
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