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Melgarns Spiel
Eine weitere meiner Spontanstories, die vielleicht einmal Teil einer größeren Geschichte werden wird. Wäre nett, wenn mir jemand seine Meinung dazu mitteilen könnte :)
MELGARN HORADANOTH
ALCHEMIST
APOTHEKER
WUNDBESPRECHER
Zahlung in Silber oder Elektrum
aber auch Kleinvieh wird gern genommen
Dies stand auf dem Schild des kleinen Ladens, welchen Kalem der Schmied nach mehrmaligem scheuem Umschauen betrat. Eine Wolke exotischer Düfte empfing ihn, er schaute sich um und gewahrte hinter einem flachen Pult und vor einem breiten, deckenhohen Regal mit Tausenden von Gläsern, Dosen und Tiegeln die schmächtige Gestalt des Alchemisten. Das unbändige graue Haar stand ihm nach allen Seiten ab, er trug eine trägerlose Brille auf dem Rücken seiner rosigen Stubbelnase, was seinem Lieber-alter- Onkel-Gesicht etwas Koboldhaftes verlieh. Er senkte den Kopf kurz zum Gruß. "Womit kann ich Euch dienen, werter Meister?"
Kalem räusperte sich, und ohne es zu wollen sah er sich während des Sprechens noch einmal um. "Ich hörte von einem guten Bekannten, dass Ihr ein Gift besitzt, das Ihr manchmal abgebt, und das weder Arzt noch Magier entdecken kann..."
Melgarn lächelte beruhigend. "Ja, so ein Gift besitze ich in der Tat. Und Ihr wünscht, dass ich Euch davon gebe?"
"Ja, genau dies wünsche ich...äh, wieviel?"
Der Alchemist erhob sich, und Kalem erkannte, dass er tatsächlich ein Zwerg war, im Stehen kaum höher als sitzend. Statt einer Antwort ging er ruhig zur Tür, holte dabei einen großen Schlüssel unter seinem Wams hervor und sperrte ab. "Folgt mir, Meister...wie war der Name?" "Amburst. Haldan Amburst." "So etwas," schmunzelte Melgarn und winkte Kalem, ihm in ein kleines Hinterzimmer zu folgen. "Ihr habt große Ähnlichkeit mit dem Schmied Kalem, der mir meine Greifzangen machte. Seid Ihr sein Bruder?"
Kalem stieß resigniert die Luft aus. "Schön, ich bin es. Aber Ihr sagtet, Ihr würdet mir von Eurem Gift geben..."
"Das werde ich," antwortete Melgarn und forderte ihn durch eine Handbewegung auf, an einem kleinen runden Tisch Platz zu nehmen, auf dem eine Karaffe Wein und mehrere Pokale standen. "Über die Bezahlung werden wir uns später einigen,"sagte er, während er sich selbst setzte und zwei der Pokale mit Wein füllte. "Doch erzählt mir zuvor von Eurem Vorhaben, und wenn ich von dessen Angemessenheit überzeugt sein sollte, so werde ich Euch gern in dieser Sache weiterhelfen. Ihr möchtet also, dass eine bestimmte Person diese Welt verlässt. Warum?"
"Es handelt sich um Meister Irngam, einen Kollegen meiner Zunft," sprach Kalem noch immer verlegen und nahm erst einmal einen Schluck, um seinen Mut zu befeuern. "Er hat etwas erfunden, was er Knallrohr nennt. Es ist eine Art kleiner Mörser, aber so klein, dass ein Landsknecht ihn problemlos tragen und abschießen kann."
"Wie trefflich, da doch der Krieg gegen die Drow von Eshvara ins Haus steht."
"So mag es Euch scheinen, doch wisset, dass ich der königliche Lieferant für Brünnen und Harnische bin. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Irngam diese Waffe testete. Auf eine Entfernung von fünfzig Doppelschritten stanzte sie ein sauberes Loch in eine Brustplatte! Sicher werden die Drow einige dieser Waffen erbeuten, und bald werden sie alle welche haben!"
"Was das Ende der Körperpanzerung bedeutete, da diese zu reinem Ballast wird," nickte Melgarn verstehend.
"Morgen will Irngam die Waffe dem königlichen Schirrmeister vorstellen, und ohne Zweifel wird er ein Vermögen damit machen..."
"Und niemand wird sich mehr für Eure Panzer interessieren. Aber warum stellt Ihr nicht auch solche Knallrohre her?"
"Das verbietet die Zunftbulle. Wer eine Entdeckung macht, der hat das einzige Nutzungsrecht. Diese Erfindung wird alle Schmiede dieses Reiches an den Bettelstab bringen."
Melgarn prostete ihm zu. "Ihr habt mich überzeugt. Es ist wirklich rechtens, Euch dieses Gift zu geben."
"Nun...dann gebt es mir!"
"Das habe ich bereits," lächelte der Alchemist schelmisch. "Es verleiht der Traube ein superbes Bouquet, nicht wahr?"
Kalem war es, als träfe ihn ein Schneeball im Hochsommer. "Das...ist nicht möglich! Ihr habt uns beiden aus der selben Flasche eingeschenkt!"
"In der Tat, jedoch war Euer Kelch präpariert, meiner nicht. Das Gift gebe ich für umsonst ab, das Gegenmittel jedoch kostet Euch einhundert Silberdurants. Ich denke, mit diesem meinem Lieblingsspiel - dem Verhindern von Morden - etwas Gutes zu tun, aber es gibt keinen Grund für mich, es für umsonst zu machen."
Kalem sprang auf und zog einen Dolch vom Gürtel. "Ihr werdet mir das Gegenmittel auch so geben!"
Noch immer lächelnd, schüttelte Melgarn den Kopf. "Nur zu, tötet mich. Sicher wird es Euch ein Leichtes sein, unter all den Substanzen hier die richtige zu finden, innerhalb von zwei Stunden, bevor das Gift seine Wirkung entfaltet."
Resigniert sank Kalem auf den Stuhl zurück. Er öffnete seine Geldkatze und begann, Silber abzuzählen. "Ich wollte ja dafür bezahlen, aber nun...gut, einhundert, nehmt es!"
Melgarn lächelte noch immer koboldhaft. "Zuvor möchte ich Euch bitten, ein Geständnis abzufassen. Feder, Tinte und Pergament findet Ihr in der Schublade vor Euch. Ihr seid doch des Schreibens mächtig? Gut, dieses werde ich dann meinem Freund, dem Büttel dieses Stadtteils überbringen. Er wird das Siegel nicht erbrechen, außer ich oder Meister Irngam erleiden einen frühen und ungewöhnlichen Tod. Komme ich unversehrt wieder hier an, so werde ich Euch das Gegenmittel verabreichen und Euer Silber an mich nehmen.
Ach ja, ich bestehe nicht darauf, aber es wäre nett von Euch, wenn Ihr anderen von meinem Gift erzählen würdet. Ihr würdet mir dabei helfen, diese Welt zu einem etwas angenehmeren Ort zu machen, und wer weiß, vielleicht möchte einmal jemand mein Gift für Euch erwerben..."
Geändert von Formorian (05.01.2012 um 20:24 Uhr)
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