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Die Orks

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  #1  
Alt 12.06.2013, 17:12
Benutzerbild von Cassandra
Cassandra Cassandra ist gerade online
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
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Die Orks

Ein (entfernt) ähnliches Thema hat es hier zwar schon einmal gegeben, aber da dies unter "Fantasy-Reihe von Heyne" lief, hoffe ich, dass dieser neue Thread hier okay ist. ^^

"Die Orks" von Stan Nicholls sind eine Romanreihe, die im englischen Original aus zwei Trillogien besteht:

Orcs - First Blood:
Bodyguard of Lightning (1999)
Legion of Thunder (1999)
Warriors of the Tempest (2000)

Orcs - Bad Blood:
Weapons of Magical Destruction (2008)
Army of Shadows (2009)
Inferno. Gollancz (2011)

An dieser Stelle sei dringend empfohlen, (wenn möglich) die Romane im englischen Original zu lesen, da die deutsche Übersetzung unter aller Sau ist. Die Protagonisten sind hier als Kriegstrupp unterwegs, der sich im Original "Wolverines" nennt und im deutschen als "Vielfraße" bezeichnet wird. Und so geht das munter weiter ...

Zur Handlung selbst:
Der intelligente Stryke macht sich im Auftrag der Ork-Königin Jennesta zusammen mit seinem Elite-Stoßtrupp bestehend aus 29 Orks und einem Zwerg (!) auf, ein magisches Artefakt zu suchen, das sich in einer menschlichen Ansiedlung befinden soll.
Nachdem die Gruppe erfolgreich des Artefaktes habhaft wurde (und nebenbei auch noch die Stadt in Trümmer gelegt hat), feierte sie ihren Sieg, indem sie sich ausgiebig die Birne mit "Kristall" zuknallte, nur um völlig stoned am nächsten Tag von einer Horde Goblins überfallen und bestohlen zu werden.
Um der Rache der Königin zu entgehen und das Leben seiner Leute zu retten, beschließt Stryke das Arktefakt nicht nur wiederzubeschaffen, sondern es auch als Druckmittel gegen die Königin einzusetzen.
Auf ihrer Suche müssen die Orks erkennen, dass es sich bei dem Artefakt lediglich um einen kleinen Teil eines viel größeren und sehr mächtigen Objektes handelt.
Doch während sie noch auf der Suche sind, werden sie bereits von den Schergen der rachsüchtigen Königin, deren Ultimatum zur Auffindung des Artefaktes sie nicht einhalten konnten, verfolgt. Und nicht nur diese bereitet den zunehmend unter Stress geratenden Orks Probleme, auch werden sie von Kopfgeldjägern im Auftrage Jennestas gejagt und bekommen außerdem gewaltigen Ärger mit einem Sektenführer der Menschen sowie dessen verzogener Tochter.
Ob es der Elitetruppe dennoch gelingt, ihren Feinden und der Rache der Königin zu entkommen sowie die Teile des Artefaktes zu finden, scheint sehr fragwürdig zu sein. Aber ein Ork gibt bekanntermaßen nicht so leicht auf ...


Nicholls musste sich oft die Kritik gefallen lassen, sein "Die Orks" sei nichts weiter als ein platter Groschenroman mit zu viel Gewalt, zu viel Sex und zu wenig Handlung.
Das "Die Orks" nicht unbedingt ein Highlight literarischen Könnens ist, kann man zwar nicht leugnen, aber die Romanreihe ist dennoch alles andere als Schund.
Zum ersten Mal wird eine Handlung aus der Sicht der "Bösen" dargestellt. Helden der Geschichte sind keine edlen Menschen oder mutige Bauernjungen, sonder eine Truppe Orks, die sich streckenweise auch sehr "orkmäßig" benimmt. Auf der anderen Seite gelingt es Nicholls jedoch, jeder einzelnen seiner Figuren eine Tiefe zu verleihen, die sie dem Leser näher bringen und zeitweilig vergessen lassen kann, um was für Wesen es sich eigentlich handelt.
Auch hier geht es um Ehre, Gemeinschaft und Loyalität - selbst wenn das Unrechtsbewusstsein der Orkkrieger ein wenig anders funktioniert als bei den ehrenwerten Palladinen oder Waldläufern, so sehen auch sie Gewalt nicht unbedingt immer als Universallösung an (auch wenn sie trotzdem im Anschluss ihren Gegner den Schädel einschlagen, so sehen sie im Nachhinein ein, dass es evtl auch eine andere Lösung hätte geben können ^^).
Interessant ist übrigens die Figur der Coilla, die einzige weibliche Kriegerin in Stryke's Gruppe und deren Strategin.

Was an dem Roman so fasziniert, ist die ungewöhnliche Figurenzeichnung. Orks und Zwerge in einem Bündnis; eine egozentrische, machtbesessene Königin mit sadistischen Tendenzen, ein fast menschlich agierender Ork-Anführer und die Menschen selbst, die hier einmal nicht heroisch auftreten, sondern so, wie sie sein können, wenn mal jemand anderes als Tolkien die Feder führt. ^^

Sicherlich hat die Reihe auch ihre Schattenseiten. So kann man trotz aller Begeisterung über gewisse Plotschwächen nur schwer hinwegsehen. Beispielsweise wirkt die Suche der Orks nach den einzelnen Artefakt-Stücken ein wenig planlos und es wird nie so recht klar, was sie nun eigentlich damit zu tun gedenken.
Auch die pausenlosen Scharmützel sowie die (eigentlich) hoffnungslos unterlegenen Orks, die irgendwann von so ziemlich aller Welt verfolgt werden, liest sich an manchen Stellen recht zäh.
Das "überraschende" Ende wird wohl auch nicht jedermanns Geschmack sein - es sei denn, man steht auf Lösungen im Stile von alten englichen Krimis: auf den letzten zwanzig Seiten wird langatmig erklärt, warum gerade ein Kerl der Mörder sein muss, der im bisherigen Roman mit keinem Sterbenswort erwähnt wurde ...

Dennoch, sieht man über diese Schwächen hinweg und lässt sich einfach mal auf diese ungewöhnlichen Typen ein, dann hat man auf jeden Fall ein paar unterhaltsame Stunden vor sich.
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Geändert von Cassandra (12.06.2013 um 17:41 Uhr)
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  #2  
Alt 12.06.2013, 19:35
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Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
Drachentoeter
 
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Hi,

zufällig habe auch ich vor nicht allzu langer Zeit "Die Orks" gelesen und kann Dir in großen Teilen zustimmen.

Zwei Haupt-Kritikpunkte hatte ich:

Einmal gefiel mir nicht die seltsam korrekte und höfliche Art, wie die zu anderen Zeiten extrem rauflustigen und undisziplinierten Krieger miteinander sprachen. "Sie"zen und militärische Titel passen irgendwie nicht zu meinem Bild von Orks, die sich nur kurz darauf um ein besonders nettes Beutestück prügeln.

Auch einerseits alles Nicht-orkische als Beute anzusehen, dann aber eine Gruppe menschlicher Flüchtlinge vor einem Überfall zu retten, passt nicht so richtig.

Dass ein weiblicher Offizir dieser Truppe von dieser getrennt wird und in die Hand menschlicher Feinde gerät, mag ebenfalls angehen. Dass diese hochgefährliche Kriegerin sich aber durch die bloße Androhung von Gewalt zum Gehorsam zwingen lässt, ihren Entführern sogar ungefesselt zu einem Sklavenmarkt folgt, um dort als Söldnerin angeboten zu werden, ... Neee! Passt gar nicht! Normal müsste die Gute den Jungs die Köpfe abbeißen.

Gut, die komische Ausdrucksweise mag an einer ungeschickten Übersetzung liegen. Aber die Unstimmigkeiten im Plot hat ganz allein der Autor zu verschulden. Und ein bisschen der Lektor seines Verlages.

Der Name der Horde ist nun mal die wörtliche Übersetzung des englischen Namens. Dass der auf deutsch nicht so klasse klingt wie auf englisch, ... nun ja. Hätte der Übersetzer/Verlag einen besser klingenden deutschen Namen gewählt, hätten bestimmt auch Viele aufgeschrieen.

Aber alles in allem haben auch bei mir diese sympatischen Rabauken einen Weg in mein Herz gefunden. Ein bisschen wie die Klingonen des Star Trek-Universums, finde ich.
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  #3  
Alt 12.06.2013, 19:41
Benutzerbild von Cassandra
Cassandra Cassandra ist gerade online
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
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Beiträge: 15.539
Stimmt! Die ganze Zeit über habe ich mich beim Lesen gefragt "an wen, zum Kuckuck, erinnern die mich bloß?" ... Klingonen! Aber eher an die aus dem neuen StarTrek-Universum. ^^
Was die Übersetzung angeht: bei den "X-Men" ist doch auch keiner auf die Idee gekommen, Logans Spitznamen "Wolverine" mit "Vielfraß" zu übersetzen. Stell' Dir mal diesen Namen als Titel für den neuesten Film vor ...
Man hätte sich beim Verlag einfach dafür entscheiden sollen, den Original-Namen beizubehalten.
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  #4  
Alt 12.06.2013, 20:24
Kaeptn Kaeptn ist offline
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Beiträge: 168
Hab das vor fast 10 Jahren gelesen als es ziemlich neu war und kann mich nur vage erinnern, dass ich einige Ideen (Religionskriege waren da doch, oder?) sehr gut fand, mich aber das Ende massiv genervt hat. Und das ist nun mal der letzte Eindruck.

Aktuell lese ich Peinkofers "Rückkehr der Orks" und würde da dann doch meinen, das Nicholls es besser konnte.

Nachtrag:
Hab meine Amazon-Rezension von damals gefunden, war wohl doch ziemlich enttäuscht
"Was recht vielversprechend aber auch blutrünstig beginnt, findet leider keine vernünftige Fortsetzung. Die Chance, die Kultur der Orks detailliert darzustellen wird nicht genutzt, statt dessen haut der Autor dem Leser Dutzende anderer Rassen um die Ohren, von denen der Leser meist kaum mehr als Namen und Aussehen erfährt.

Die eigentliche Story ist dünn und beschränkt sich auf einige wenige Dialoge zwischen endlosen und auf die Dauer sehr ermüdenden Kampfszenen mit den übermächtigen Orks, die selbst gegen die grösste Überzahl meist ungeschoren davonkommen.

Vor allem aber versäumt der Autor über all dem Gemetzel seine Story logisch zu halten und sie vernünftig aufzulösen. Das Ende ist eine gigantische Enttäuschung, strotzt vor Logikfehlern, und lässt einen unbefriedigten Leser mit vielen offenen Fragen zurück.

Trotz netter Idee, nicht lesenswert.. "
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Geändert von Kaeptn (12.06.2013 um 20:31 Uhr)
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  #5  
Alt 12.06.2013, 20:41
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Cassandra Cassandra ist gerade online
Abyssus abyssum invocat
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Was das Ende angeht, muss ich Dir recht geben. Vielleicht wäre es besser gewesen, Nicholls hätte auf irgendeine Eingebung oder so gewartet, bevor er das Nächstbeste aufs Papier klatscht, das ihm gerade in den Sinn kommt - zumindest hat man ein wenig diesen Eindruck.
Natürlich hat er von dem damals in die Kinos kommenden "Der Herr der Ringe" profitiert und diverse andere Autoren konnten sich ihrerseits in Nicholls Fahrwasser tummeln.
Die Rechnung ging sogar auf, bis das von Dir erwähnte "Rückkehr der Orks" auf den Markt kam. Warum erkennen so viele Leute nicht, wann eine Welle am Auslaufen ist und damit etwas Neues notwendig ist?
Der Roman ist an sich nicht schlecht, nur hat man alles schon einmal irgendwo gelesen und die Handlung an sich haut einen auch nicht gerade vom Stuhl. Großer Pluspunkt sind meiner Ansicht nach die absichtlich stark überzeichneten Zwerge- und Elbencharaktere. Gerade letztere bekommen herrlich boshaft ihr Fett weg und werden als das dargestellt, was man als (wenig elbenfreundlich eingestellter Leser) schon immer vermutet hat: egoistische Snobs.
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