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Die neuen Übersetzer

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  #1  
Alt 21.05.2012, 23:57
Benutzerbild von Hobbyschreiber
Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
Drachentoeter
 
Registriert seit: 05.2010
Ort: Zumindest nicht mehr hier!
Beiträge: 1.048
Angry Die neuen Übersetzer

Hallo, Leute,

vor einiger Zeit habe ich mir das "Mitternachtskleid" angetan, weil ich so gierig auf einen 'neuen Pratchett' war. Böse Falle! Ich habe zu spät gemerkt, dass es eine Übersetzung des neuen Teams war. Ein Buch über die Junghexe Tiffany Weh (man möge mir verzeihen, ich habe sie unter diesem Namen kennen glernt und finde ihn nicht so schrecklich), die es in die Stadt Ankh-Morpork verschlägt.

Seit vielen Jahren bin ich ein leidenschaftlicher Pratchett-Fan, auch wenn ich nicht alle seine Bücher gleichermaßen mag. Zum Beispiel habe ich nie den Zauberer Rincewind in mein Herz schließen können. Aber ich habe bisher alle seine Bücher gelesen und besitze die meisten auch. Niemals zuvor habe ich mir bewusst gemacht, wie sehr meine Wertschätzung für Pratchetts Bücher von Andreas Brandhorsts Sprache mit geprägt wurde.
Nun hatte ich ein Buch in der Hand, das ganz anders war. Die Personen Sie-zten sich, die Art miteinander zu sprechen war eine ganz andere, der Humor auf einmal so gewollt "auf würdevoll-deutsch" getrimmt.
"Entschuldigung, Fräulein, aber es wäre besser, wenn Sie mich freiwillig zur Wache begleiten", sagt Hauptmann Karotte irgendwo zu der (ich glaube, inzwischen) vierzehnjährigen Tiffany. Es war schrecklich!!
Wenig später habe ich diesen Roman über dieses Fußballspiel in die Hand bekommen. Ich habe es nur kurz angelesen und dann wieder weg gelegt. Nicht einmal den Titel habe ich mir gemerkt. Offenbar wollte sogar mein Unterbewusstsein nichts mehr damit zu tun haben ...

Irgendwann habe ich mal irgendwo gehört, dass wir Deutschen den britischen Humor nicht verstehen können. Bei den Übersetzungen von Brandhorst hatte ich immer das Gefühl, dass das doch ganz gut klappt. Aber die neuen Übersetzungen lassen mich daran zweifeln. Sie lesen sich, als sei Pratchetts Humor in die deutsche "Comedy"-Unkultur übertragen worden. Es fühlt sich an, als würde man nicht Pratchett, sondern Oliver Pocher zuhören, und der ist einfach nicht mein Fall. (Wenn man schon eine Rolle spielt, die mit "Der Vollidiot" betitelt ist, ... Das ist so schrecklich passend für diesen ... Comedian! Aber ich schweife ab.)

Der Verlag hat im Internet erklärt, man wolle den deutschen Lesern zeigen, dass Pratchett ein philosophischer, ernst zu nehmender Autor auch für erwachsene und anspruchsvolle Menschen sei, man wolle neue Leserkreise erschließen, die bisher noch keine Pratchett-Fans seien. Dieses Ziel mag der Verlag erreicht haben, aber nach meiner Meinung hat er eine Unzahl bisheriger treuer Leser damit verloren. Ich werde an meinem Englisch arbeiten und Pratchetts neue Bücher nur noch im Orginal lesen. Das hat den Vorteil, dass Pratchetts Heimatverlag die Bücher ohnehin billiger verkauft, man bekommt ein Hardcover zum Preis einer deutschen Softcover-Ausgabe. Und ich werde darauf hoffen, dass Brandhorst seine Selbstverwirklichungs-Phase bald abgeschlossen hat und und Bertelsmann/Random Horuse so schlau ist und ihn bekniet, dass er wieder einmal eine Übersetzung schreibt (statt eines eigenen SciFi-Romans). Hoffentlich zeigen die Verkaufszahlen die Notwendigkeit dazu auf.

Oder spinne ich nur? Habt Ihr eine andere Meinung zu den neuen Büchern und zu den neuen Übersetzungen der alten Bücher? Gibt es jemanden, dem sie gefallen? An Euren Meinungen bin ich wirklich interessiert.

Geändert von Hobbyschreiber (22.05.2012 um 00:05 Uhr)
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  #2  
Alt 06.06.2012, 21:33
Benutzerbild von Cassandra
Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
Ort: Faerûn
Beiträge: 15.518
Du hast völlig recht, was die neuen Übersetzungen angeht. Leider ist es so, dass dem Übersetzer (insofern es sich nicht um wissenschaftliche Texte handelt) mehr Freiraum zur Verfügung steht, als man so allgemein vermutet. Schon allein die Sache mit dem "Du" bzw. "Sie" hängt davon ab, wie der Übersetzer die Figuren sieht.
Meistens hat es einen Grund, warum ein Verlag den Übersetzer wechselt (ein reiferes Publikum ansprechen wollen ist vermutlich nur ein Vorwand) - oft hat es wirtschaftliche Gründe (sprich die Verkaufszahlen gingen zurück und man schiebt es auf den Übersetzer). Ich schätze mal, wir werden - zumindest für eine Weile - mit den aktuellen Übersetzungen leben müssen.
Am besten ist es tatsächlich, das Ganze im Original zu lesen - dann ist man auch von Übersetzern etc. unabhängig.
(Und zu Oliver Pocher: )
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  #3  
Alt 07.06.2012, 10:55
Benutzerbild von Sanna
Sanna Sanna ist offline
Zauberlehrling
 
Registriert seit: 05.2012
Ort: Rheinland
Beiträge: 109
Mir tut die Übersezung und die Rechtschreibung im augenblick auch in den Augen weh, zwar lese ich eher Urban Fantasy aber die Fehler sind offensichtlich :(

Eigendlich eine Frechheit wenn man bedenkt was ein Buch mittlerweile kostet.
Und über die verhunzung der alten Sprache wie z.b. bei Herr der Ringe habe ich auch schon gehört :(
Ich könnte heulen wenn ich sowas höre
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  #4  
Alt 26.11.2012, 19:50
Benutzerbild von Notos
Notos Notos ist offline
Kobold
 
Registriert seit: 11.2012
Ort: Quierschied
Beiträge: 10
Ja, die neuen Übersetzer sind echt grausig...
Vorher hab ich eigentlich die ganze Zeit gegrinst beim Lesen und ab und zu laut gelacht, aber spätestens bei dem Roman mit dem Fußballspiel (den Namen hab ich mir auch nicht gemerkt, war aber wirklich langweilig übersetzt ) bin ich auf Deutsch raus bei den Romanen - nur noch die Originale. Schade für alle die nix auf englisch lesen.
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  #5  
Alt 26.11.2012, 22:32
Benutzerbild von Bardin
Bardin Bardin ist offline
Geschichtenerzählerin
Erforscher der Welten
 
Registriert seit: 11.2009
Ort: wo die Träume flügge werden
Beiträge: 2.195
Der Band "mit dem Fußball" heißt engl. Unseen Academicals. Die deutsche Ausgabe davon habe ich gar nicht erst gelesen.

Ich bin sowieso gerade dabei, mir alle Bücher nochmal in der englischen Ausgabe lesen - da bleibt auch viel mehr von der Komik übrig. Viele Witze lassen sich gar nicht erst richtig in eine andere Sprache übersetzen

Soul Music (ungefährer Wortlaut):
Colon: He's holding a harp.
Nobbs: Lyre.
Colon: No, I'm honest, this man is - wait! I bet you did that on purpose! I bet you were just waiting for somebody to say "harp" so you could say "lyre"!

Pyramids (ungefährer Wortlaut):
... he said in a camel voice*
* a hoarse voice is less suitable for a desert setting

Hogfather (ungefährer Wortlaut)(Anmerkung: Verruca = Warze):
Ridcully: I think I have a cousing named Verruca. The word itself does sound quite nice, come to think about it.
Später, als der Tod im Spielwarenladen Geschenke austeilt:
Tod: Your name is Verruca Lumpy.


Auch seine Vorliebe für Wörter, die am Anfang groß geschrieben werden (in Englisch ein Anzeichen für Eigennamen bzw. sehr wichtige Wörter) und "Wörter, die so klingen, wie das, was sie bezeichnen, klingen würde, wenn es denn ein Geräusch machen würde" ist nur schwer in das Deutsche übertragbar.
Wenn man die Bücher nicht im Original gelesen hat, hat man pro Buch auf jeden Fall einige Witze schlicht verpasst.

Wobei ich sagen muss, dass ich eine Übersetzung von Witches Abroad (dt. Total verhext) ausgesprochen gut übersetzt fand, hatte einen ganz eigenen sprachlichen Humor, der der Geschichte gut entsprochen hat, ohne zwanghaft die englische Version in die deutsche Sprache hineinzupressen. Keine Ahnung, wer der Übersetzer war.

Die schlimmste aller Übersetzungen war für mich eine Ausgabe von "Echt Zauberhaft". Junge, junge, muss der Übersetzer unter Zeitdruck gestanden haben - ich hatte das starke Bedürfnis, mit einem Rotstift durch das Buch zu gehen. Einen Lektor hatte das Buch vermutlich nie gesehen.

Da stört mich ein anderer Übersetzungsstil weniger. Aber Gottseidank gibt's hier in der Stadt ja eine Bib mit ausschlielich englischsprachigen Büchern - und da gibt es alle Terry Pratchetts
__________________
Allein die Existenz von irgendetwas ist das größte Wunder; die Materie, die sich selber formt, das größte Geschenk; die Materie aber, die auf sich selbst herabblickt und denkt, das größte Paradoxon.

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