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Eradir - Kapitel 1: Aufbruch

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Dark Umbra

Drachenherz
Registriert
19. Mai 2010
Beiträge
2.289
Ort
Nordrhein-Westfalen
Eradir ist in Aufruhr: Vampirfürst Omega dringt mit seinen Heerscharen immer weiter vor. Noch können die tapferen Krieger der Freien Welt die Invasoren direkt an den Fronten aufhalten, doch niemand weiß, wie lange sie noch Widerstand leisten können.
Inzwischen scheint so Mancher zu einer verzweifelten Tat bereit zu sein...

Mitspieler:
Fay Gattero (Elli)
Ciri (Fangortholin)
Alba (Rachelle-Marija)
Georg VII (Lazarus) -> inzwischen verstorben
Viktor (Tow)
Anjasi (TKarn)
Kasyr Lutien/ Sirius (Orcamaster)
Alor (Dark Umbra)
 
Zuletzt bearbeitet:
Schon tagelang reist die kleine drondische Armee gen Kriegsfront. Auch wenn der Krieg schon seit einpaar Monaten im Gange ist, weigerten sich die Adelsfamilien, sich in den Krieg einzumischen. Monatelang wurde diskutiert, warum ein einmischen von Dornd erforderlich ist, wo doch schon die Unreinen Wesen für die Übermenschen, also sie selbst, kämpfen würden. Ständig drängten die ausländischen Diplomaten den König, die Adelsfamilien und die Berater dazu, doch bitte im Krieg mitzuwirken. Da es eine Gefahr für ganz Eradir war.

Lutien konnte sich noch gut dran erinnern, als der Krieg begann. Der ganze Adel drängte den König dazu, die Grenzen dicht zu machen und selbst die Durchreise der Freien-Welt-Armeen zu verwehren. Doch dank Lutien's geschickte Redekunst, konnte er alle zuständigen Überreden, dass diese Aktion in eine Katastrophe gelandet wäre. Seit der Krieg begonnen hat, wurden Tag für Tag, stundenlange Diskussionen anberaumt, was für einen Vorteil und Nachteil es hat, sich an den Krieg zu beteiligen. Die Meinungen waren immer wieder gespalten und mussten mehrfach unterbrochen werden, weil einfach die Gesprächsparteinen sich so sehr festgefahren hatten, dass sie sich nur noch anschrien. Eine Seite war der Meinung, dass sie sich alle mürbe machen lassen sollten, dass nur noch die "Reste" bekämpft werden müsse. Eine andere Gruppe meinte, einfach die Welt mit Waffen, Material und Pferden auszurüsten, um aus dem Krieg Profit zu schlagen, doch ein kleiner Teil erkannte das wahre Ausmaß der Geschichte und meinte, sie müsse das ganze Heer mobilisieren, um den Vampirlord entgegen zu treten und der Welt zu zeigen, was Dornd leisten kann.

Mit der Zeit wurden immer mehr Zusprüche gemacht, die Grenzenschließung wurde schnell aufgehoben. Selbst die Versorgung der durchstreifenden Truppen wurde später in die Wege geleitet. Bis nach ca. 3 Monaten das Land mobil machte, um sich allgemein selbst zu verteidigen und schickte eine Elitearmee los, um die Lage zu erkunden und dann einen Lagebericht über die Situation zu erstellen.

Somit ritt Lutien mit ca. 100.000 Mann, auf Pferd durch Fandrar, ohne sich einer größeren Mischarmee anzuschließen und ließen die Moore von Fandrar hinter sich. Dabei sendeten sie immer wieder einzelne Späher aus, um die Umgebung auszukundschaften, um das Land etwas zu kategorisieren. Egal wo sie hinkamen, das Dornd'sche Banner wehte im Wind und es war eher Überraschend für die Bevölkerung, dass sich Dornd nach so langer Zeit dann doch einmischt. Somit waren sie nur noch einen Tagesritt von der Front und dem Heerlager entfernt und schickten die ersten Späher aus, um den umliegenden Heerlagern bescheid zu geben, dass sie unterwegs sind.
 
Fay ließ ihren Blick über die illustre Gesellschaft schweifen, die ebenso wie sie selbst in der Taverne "Zum Kraken" das ein oder andere Glas zu sich nahm.
Die Situation war überall in Eradir angespannt, die Heerscharen von Omega drangen immer weiter in die Länder ein.
Fay fand, dass sie nun lange genug ohne Ziel vor den Augen durch die Gegend gestreift war. Sie hatte zwar die Zucht der Reitechsen sehen wollen, aber da sie das nun erreicht hatte, wusste sie nun nicht was sie mit sich anfangen wollte. Sicher, das Leben in Kalisko war nicht schlecht für sie. Die Diebstähle mit denen sie sich über Wasser hielt waren einfach und meist auch durchaus rentabel.
Zufriedenstellend war dieses Leben allerdings nicht. Sie überlegte was sie mit ihrem Leben nun anstellen wollte und bestellte sich ein weiteres Glas.
Ihr Blick blieb immer wieder an verschiedenen Gestalten hängen, besonders gerne an vermummten, dabei fragte sie sich oft ob nicht der ein oder andere "Kollege" hier war.
 
Anjasi streifte durch die Straßen der Stadt. Zum Glück warhier noch nichts von dem vordringen der bösen Geister zu püren. Diese zu Bekämpfen wurde sie ausgeschickt, denn ihrem Volk reichte schon die Bedrohung durch den Totensumpf.Hier gab es jedoch Mächte die sich vereint hatten. Also sollte sie helfen, diese noch vor den Grenzen ihres Landes abzuwehren. Kurz fuhr ihre Hand zu ihrem mit reichlich Gold, Silber und Jade verzierten Holzschwert, das in ihren Händen tötlicher war, als ein richtiges Schwert in den Händen anderer. Sie sah das Schild zu eiem Gasthaus. "Zum Kraken" hieß es. Die Mandragoran öffnete die Tür und betrat den Raum. Sie sonderte eine unsichtbare Wolke von Sporen ab, die süßlich den Duft von Yasmin verbreiteten und eine feindseelige Stimmung ihr egenüber dämpfen sollten. So schaute sie sich in der Taverne um, ob da nicht ein freier Tisch wäre.
 
Der Nebel, der sich gegen Ende der Nacht immer über den Sümpfen der Totenfelder bildete, verblasste nun langsam in der aufgehenden Sonne.
Alor war schon seit dem frühsten Morgengrauen auf den Beinen. Die feuchte Luft ließ in nur schlecht schlafen. Außerdem war ihm die einsame Stille der Sümpfe nicht geheuer.
Nun stand er am Rande des Lagers und blickte gen Norden. Am Horizont zeichneten sich schwach Bergspitzen ab: Die Grenze zu Moorghaard.
Ein Schaudern lief über seinen Rücken. Lange hatte er im feindlichen Heerlager unter strengen Blicken der Aufseher festgesessen. Es kam ihm immer noch wie ein Wunder vor, dass er es heil hierher geschafft hatte.
Aufmerksam ließ er seinen Geist über die Umgebung außerhalb des Lagers streifen. Noch nicht mal das kleinste Anzeichen von Leben war zu erkennen. Die Totenfelder trugen zurecht ihren Namen.
„Verstärkung!“
Unsanft wurde Alor aus seiner Trance gerissen.
„Verstärkung!“
Alor erkannte den Mann wieder, der am südlichen Eingang zum Lager Wache hielt. Er schien gerannt zu sein, um ihm die Botschaft zu überbringen, denn er war völlig aus der Puste.
„Herr, ein Bote kam mit der Nachricht, dass das dornd´sche Armee unter Heerführer Lutien in Kürze eintreffen wird!“
„Wie viele sind es?“
„Rund hunderttausend Mann, Herr“, schnaufte der Wächter.
„Gut, gebt den anderen Kommandanten Bescheid, damit sie ihre Truppen antreten lassen. Sie wollen den Dorndern bestimmt einen Empfang geben.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Vandura – Taverne zum ‚goldenen Anker’

Alba war endlich angekommen. Nach einer langen Reise durch Eradir hatte sie der erste Weg zu einer Taverne geführt. ‚Zum goldenen Anker’ war auf einem verschnörkelten Schild zu lesen. Sie sah sich nach Stallungen um, um Nadezda ein paar ruhige Stunden zu verschaffen, und siehe da, hinter der Taverne gab es etwas, dass wie ein Stall aussah. Ein bärtiger Mann saß auf einem Strohballen und döste vor sich hin, den filzigen Hut tief ins Gesicht gezogen.
Alba schritt auf ihn zu und er schreckte auf.
„Was kann ich für Euch tun?“
fragte er sogleich mit heiserer Stimme. Eine solche Ansprache war Alba nicht gewohnt, also erwiderte sie nur:
„Meine Stute braucht für ein paar Stunden einen Platz.“
Sie ruckelte an den Zügeln und die pechschwarze Schlangenpferdstute trat ins schummrige Licht der Gasse. Der Bärtige nickte, übernahm sogleich die Zügel und führte Nadezda ins Innere des Stalles. Alba sah den Beiden etwas misstrauisch nach, bevor sie zufrieden nickte; seltsamerweise vertraute sie dem alten Kauz in Bezug auf ihre Stute und ließ auf den Strohballen eine Silbermünze fallen.
Dann wandte sie sich um und betrat die kleine, aber doch von außen schmucke Taverne. Im frühen Morgengrauen war nicht mehr viel los hier; vereinzelt ein paar Betrunkene und Händler die leise um Waren feilschten und nicht einmal aufblickten, als sie die Tür wieder hinter sich schloss..
Alba trat an den Tresen und fragte den Wirt nach einem Zimmer. Der schaute sie prüfend an, bevor er sie gemächlich mit nach oben nahm und ihr einen kleinen Raum zuwies.
„Hier könnt Ihr nächtigen, obwohl es schon zu spät dafür scheint.“
sagte der Wirt mit einem Blick aus dem kleinen Fenster; die Sonne ging langsam auf. Dann blickte er Alba wieder an, als würde er sich fragen, was eine Frau in diesen Morgenstunden noch auf der Straße zu suchen hatte.
Wenn er wüsste...
Doch Alba nickte nur dankend und ging nicht auf seinen fragenden Blick ein. Sie steckte ihm einen kleinen Beutel voller Bronzestücke zu und verschwand in dem winzigen, muffig riechenden Zimmer.
Alba verfrachtete ihre Rüstung, ihren Beutel und die Waffen neben die Schlaffelle, bettete sich zu Ruhe und fiel sogleich in einen leichten Schlummer, die Hand beschützend über ihr Bastardschwert ausgestreckt; gerüstet sollte jemand sie bedrohen oder angreifen.
Wenn es eines gab, das sie in ihrem Leben lernte, dann, dass sie in einer fremden Stadt niemals ungeschützt zu Bett gehen sollte - besonders nicht in den Zeiten des Krieges zwischen Omegas Heerscharen und den Kriegern der freien Welt.
 
Kanalisation Beltan


Dank der helfenden Stimme in seinem Kopf war es Georg gelungen feindlichen Patroullien und anderen Gefahren auszuweichen. Er wusste weder wer die seltsame Stimme war, noch warum sie ihm half, doch er beschloss dieses weitere Rätsel später zu lösen, momentan hatte er Wichtigeres zu tun. Seine Schwester, so sie denn noch am Leben war musste gerettet werden, ein Job für den er die denkbar ungeeignetste Person war. Als ob die Rettungsmission nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte sich zu allem Überfluss sein zerstörtes Auge entzündet, was hier unten umgeben von Schmutz und Krankheit den sicheren Tod bedeuten konnte.

Lass mich dir helfen, ich kann dir frisches Wasser besorgen um deine Wunde auszuwaschen, erklang die blubbernde Stimme erneut in seinem Kopf.

Hier unten? Diesen Trick möchte ich gerne sehen, lispelte Georg in Gedanken zurück.

Ohne Vorwarnung wurden seine beiden Arme bleischwer und er hatte keine Kontrolle mehr über sie. Langsam und ohne sein Zutun entstand um sein rechtes Handgelenk ein blaues Leuchten, welches an Intensität immer weiter zu nahm. Bevor es unerträglich werden konnte deutete die Hand auf den Strom langsam dahinfliesenden Abwassers im Kanal vor ihm. Was jetzt geschah, hätte er nie für möglich gehalten, wenn er es nicht selbst mit seinem gesunden Auge gesehen hätte. Es bildete sich ein kleiner ungekehrter Wirbel, der das Wasser schnell nach oben sog. Mitten in der Luft bildete sich eine Wasserkugel, die wie von Zauberhand immer klarer zu werden schien. Aller Dreck und die Abfälle darin begannen sich aufzulösen. Während sich Georg noch fragte wie er das Wasser auffangen konnte, gab ihm das Wesen in seinem Kopf bereits die Antwort darauf. Blitzschnell wurde seine rechte Hand an seinen Körper gezogen. Unglücklicherweise folgte der Wasserball dieser Bewegung und so wurde sein Gesicht von einem Schwall eiskalten Wassers mit voller Wucht getroffen. Klitschnass, und vollkommen geschockt kam er erst nach einer halben Minute dazu wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Prustend und leicht verärgert, wollte er von seinem Helfer wissen, ob das wirklich notwendig gewesen war. Die Lapidare Antwort die er darauf erhielt lautete:

Ich hatte kein Gefäß zur Hand, und ich fand du hattest mal wieder ein Bad nötig, es macht wirklich keinen Spaß in einem stinkenden Rattenkörper festzuhängen. Jetzt siehst du wieder halbwegs vorzeigbar aus, außerdem mag eine Dame es nicht wenn man an ihren Fähigkeiten zweifelt.
 
Es dauerte nicht lange, bis die dornd'ische Armee am Heerlager ankam. Schon vom weiten konnte man die wahren Schlachtrösser sehen, da das Licht an ihrer Rüstung spiegelte. Ein langer Staubschweif wurde von der Armee begleitet, da sie eine wahre Trasse in die Landschaft ritten, jeweils 10 Mann nebeneinander. Als die Armee endlich ankam, ruhte sich der Großteil hinter dem Lager aus und warteten auf weitere Befehle, während Lutien selbst und einpaar Generäle ins Lager ritten, um einen kleinen Empfang zu erwarten. Lutien schaute sich etwas mit Stirnrunzeln um und sah nicht die Notwenigkeit eines Empfanges, doch es war trotzdem ein gutes Gefühl. Kaum sprang er von seinem Pferd ab und drückte die Zügel, einen seiner Männer in die Hand, marschierte er zielsicher auf die erste Person zu und meinte: "Ich bin Kasyr Lutien, Berater des Königs von Dornd. Bring mich zu eurem obersten Anführer." Kasyr schien sehr gepflegt auszusehen, zwar etwas grimmig durch die lange Reise, doch sein Umhang, der das typische Königsreichwappen trug, ließ ihn sehr wichtig aussehen. Während er den jungen Mann folgte, schweifte sein Blick über das Heerlager, um einen ersten Eindruck zu bekommen.
 
Es war nun fast Mittag und die Sonne brannte erbarmungslos auf die Soldaten nieder. Alor betrachtete besorgt die Männer und Frauen seiner Söldnertruppe, die angespannt und mit schweißnassem Gesicht stillstanden, um dem dornd´schen Heerführer einen gebührenden Empfang zu geben. Dass jetzt jemand einen Hitzschlag erlitt, konnte er wirklich nicht gebrauchen. Zwei Soldaten aus seiner Truppe lagen schon wegen Fiebers im Lazarett. Dieser tückische Sumpf schien jede Möglichkeit auszunutzen, um ihnen das Lagerleben hier so hart wie möglich zu gestalten.
Als der Anführer der dornd´schen Armee hinter einem jungen Mann durch die Gasse, die die Truppen gebildet hatten, auf das Besprechungszelt in der Mitte des Heerlagers zumarschierte, hatten sich inzwischen auch alle anderen Kommandanten versammelt. Zur Feier des Tages trugen die meisten ihre Zeremonienrüstungen: Verstärkung, besonders in diesem Maße, war immer ein Grund zur Freude. Die Unterstützung aus Dornd kam unerwartet, doch sie war immerhin ein Hoffnungsschimmer. Omega hatte die Angriffe zwar abflauen lassen, aber alle waren sich sicher: Es war nur die Ruhe vor dem Sturm.
Alor löste seinen Blick von seiner Einheit und richtete seinen Blick nach vorn. Kasyr Lutien war ein kräftig gebauter und noch relativ junger Mann. Trotz seines Alters schien er eine wichtige Position in Dornd inne zu haben. Selbstsicherheit glühte in seinen unnatürlich grünen Augen. Etwas an ihm kam Alor seltsam vor, er konnte nur nicht sagen, was.
Als Lutien schließlich bei ihnen angekommen war, erhob der Mann, der mittig vor dem Zelt stand, seine Stimme: „Seid willkommen, Heerführer Lutien! Euer Bote berichtete, dass Dornd zehntausend Mann zu unserer Unterstützung schickt. Ihr könnt Euch vorstellen, welch freudige Überraschung dies für uns ist.“ Er streckte dem Neuankömmling die Hand hin. „Ich bin Heermeister Tarius.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Ciri zog nun bereits seit etwa einer Woche durch die Strassen und Gassen Kaliskos. Ihre Wanze, die Zielperson des momentanen Auftrages, hatte Belandris überstürzt verlassen und war eilig nach Kalisko geritten. Die Spur zu verfolgen hatte sich als durchaus schwierig und aufwändig herausgestellt, denn nur selten kam es vor, das eine Wanze Wind von ihrer Beschattung bekam und noch seltener gelang ihr dann die Flucht.
Was der etwa 30jährige Mann verbrochen hatte, wusste Ciri nicht, wie immer und es war ihr auch egal. Vielleicht hatte er selbst jemanden umbracht, seine Nase in fremde Angelegenheiten gesteckt, in Kneipen die falschen Lieder gesungen, der falschen Frau ein Kind gemacht oder der Richtigen keins. Ciri wusste es nicht und es war ihr auch egal. Sein Tod hatte einen Grund und das genügte. Ciri hasste grundlose Tode.
Nun steckte sie in dieser hektischen Stadt, weit weg von dem Zirkel und ohne Spur zu ihrer Wanze. Die ersten Tage hatte das Mädchen sich Nacht für Nacht eine neue Bleibe gesucht, was in Betracht der Umstände recht leicht war. Unentschlossen war sie dann durch die Strassen gestreift, hatte in die rot geweinte Augen von Frauen und Kindern geblickt, deren Männer und Väter offenbar bereits an der Front kämpften und fielen. Gedankenverloren schlenderte Ciri auch an diesem Tag umher und als sie ihren Blick hob, fiel er auf ein Gasthaus. Ciri kannte natürlich weit bessere Gaststuben, aber auch schlechtere. Meist hatte sie in schlechteren verkehrt. "Zum Kraken" stand über dem Eingang und das Mädchen runzelte irritiert die Stirn. Was soll denn ein Kraken sein?
 
Kanalisation Beltan

Nun wenigstens wusste er jetzt, dass er es mit einem weiblichen Wesen zu tun hatte, eine Tatsache die man auf Grund der androgynen Stimme nicht unbedingt vermutet hätte. Natürlich komplizierte das seine momentane Lage noch mehr. Er hatte noch nie etwas mit weiblichen Wesen zu tun gehabt, abgesehen von seinen Tanten und Schwestern, außerdem verirrten sich Frauen normalerweise nicht in die Kanalisation. Verlegen fragte er sich wie er mit ihr umgehen sollte, was war wohl die passende Anrede für einen weiblichen Geist, der sich im eigenen Körper eingenistet hatte und diesen nach Lust und Laune übernehmen konnte? Am besten etwas unverfängliches, schließlich wollte er sie nicht beleidigen, eine kalte Dusche am Tag reichte vollkommen. Interessanter war jedoch die Frage wie sie diese ganzen Kunststücke mit seinem Körper anstellen konnte, schließlich hatte er noch nie etwas mit Magie zu tun gehabt, wie übrigens der überwiegende Teil seines Volkes. Noch nie war ihm ein anderer Skave mit Zauberkräften begegnet und von daher fand Georg die ganze Angelegenheit ziemlich erschreckend, wer wusste schon was sie noch alles mit ihm anstellen konnte.

Äh…..Entschuldigung Frau Geist, würde es Euch etwas ausmachen meinen Körper su verlassen, ihr macht mir nämlich Angst.

Nein.

Irritiert kratzte sich Georg am Kopf. Bedeutete dieses Nein jetzt, dass es ihr nichts ausmachte zu gehen, oder dass sie nicht wollte. So höflich wie möglich versuchte er ihr erneut eine klarere Antwort zu entlocken:

Ähm……

Zieh kein so ein langes Gesicht, ich kann nicht gehen und hör auf mich Frau Geist zu nennen, ich habe einen Namen.

Georg verstand nicht, dass die Bemerkung mit dem langen Gesicht eine versteckte Anspielung auf seine lange Schnauze sein sollte, genauso wenig wie er den Rest der kryptischen Botschaft verstand, oder warum sie ihn zurechtwies weil er nicht ihren Namen nannte, den er beim besten Willen überhaupt nicht kennen konnte. Seufzend und vollkommen verwirrt huschte die Ratte weiter durch die Kanalisation, bis sich nach fünf Minuten herrlicher Ruhe die Stimme erneut zu Wort meldete:

Willst du meinen Namen wissen?

War das eine Fangfrage, sollte er überhaupt darauf antworten und wenn doch, was war die korrekte Antwort, ja oder nein? Er versuchte es mit dem was ihm am logischsten erschien.

Äh, ja? Formulierte er seine Antwort im Kopf, wobei sie mehr nach einer Frage klang.

Na schön, aber nur weil du so nett gefragt hast, nenn mich Asparagus.
 
Voller Selbstvertrauen ging Lutien durch die Reihen und sah in die leicht erschöpften Gesichter der Männer. Die Sumpfhitze machte wohl den Männern sehr zu schaffen. Es zeigte schon das erste Defizit der Lage des Heerlagers, doch stillschweigend ging er gen Zelt und kam an einen jungen Mann vorbei, der wohl einen höheren Rang dekorierte. Kaum betrat Lutien das Zelt, schlug ihn gleich eine dicke Luft entgegen. Es war etwas stickig und äußerst warm im Zelt, doch er machte keine Anstalten, seinen Schweiß von der Stirn zu wischen. Er war wärmere Temperaturen gewöhnt. Kaum trat er ins Zelt ein, sah er gleich die hochdekorierten Generäle und Feldherren dort stehen. Für einen kurzen Augenblick kam er sich vor wie auf einem Zirkus, alle so pompös verkleidet, als hätten sie nichts besseres zu tun, als sich schön zu machen. Doch Lutien verkniff sich auch dort seine Meinung und blieb stumm im Zelt stehen, die Hände locker herunter hängend, um zu zeigen, dass er keine Gefahr ist. Schon kam ihn ein Mann entgegen und strecke als Willkommensgeste seine Hand aus, um sich vorzustellen. Lutien lernte in den 5 Jahren sehr viel über die Menschen und musste auf diese typisch menschliche Begrüßung reagieren. Somit streckte er auch seine Hand aus und ergriff die Hand des Mannes und schüttelte sie mit gleichen Druck. "Freut mich auch, Heermeister Tarius.", dazu nickte er nur kurz als Bestätigung und verstummte kurz. "Darf ich bitten?", fragte er höfflich und trat in die Mitte des Zeltes ein, wo ein großer Tisch mit Karten verteilt war. Kaum trat er an den Tisch und legte seine Hände auf die Tischkante ab, um einen Blick zu riskieren, antwortete Lutien nur: "Kann ich mir vorstellen. Immerhin hat sich Dornd lang genug rausgehalten. Sagen wir es mal so... wir hatten viele... Differenzen... zu klären, die wir nur innerpolitisch klären konnten. Aber wir sind nun da und wollen helfen.", dabei drehte er sich mit den Kopf zu Tarius und fügte dann hinzu: "Darf ich euch bitten, mich aufzuklären? Wie ist der derzeitige Status?" Lutien hielt sich mit Absicht zurück, um an den Antworten des Heermeisters zu erkennen, wie erfahren dieser ist und später dann die restlichen und unklaren Punkte zu hinterfragen.
 
Vandura – Taverne zum ‚goldenen Anker’

Alba schreckte aus ihrem Schlaf, als unter ihr lautes Poltern ertönte. Noch nicht ganz bei Sinnen griff sie nach ihrem Bastardschwert und nahm schnellstmöglich eine Verteidigungshaltung ein. Der Wirt brüllte etwas, das nur schwer zu verstehen war und es klang, als ob ein Humpen gegen die Wand fliegen würde.
Langsam senkte sie ihr Schwert und strengte ihr Gehör an:
Lass dich hier nie wieder blicken! Hast du gehört?
Ein missmutiges, nicht zu verstehendes Brabbeln und das Zuschlagen einer Tür. Alba entspannte sich oben in ihrem winzigen Zimmerchen wieder und legte ihr Schwert nieder. Gähnend rieb sie sich die Augen und blickte aus dem Fenster. Erschrocken rief sie aus:
Schon Mittag? So lange wollte ich nun wirklich nicht schlafen.
Aber es war wohl notwendig. Ich habe schon viel zu lange zu wenig Schlaf bekommen. Die andauernde Anspannung...
Alba entdeckte hinter einem Leinentuch verborgen, so etwas Ähnliches wie einen Spiegel, allerdings war der schon sehr angelaufen. Kurz betrachtete sie sich, nur um dann missmutig den Kopf zu schütteln und ihre Rüstung wieder anzulegen.

An der Tür zu dem Zimmer blickte sie sich noch einmal um auch ja sicher zugehen, dass sie nichts vergessen hatte.
Die Hand, wie immer am Heft ihres Schwertes stieg sie die knarrende Holztreppe hinunter in den Schankraum. Der Wirt sah sogleich zu ihr und fragte:
Habt Ihr gut geschlafen?
Alba nickte abermals nur in seine Richtung und glitt dann geschmeidig auf einen Platz vor dem Tresen, sie beugte sich leicht vor und ihre langen, schwarzen Locken streiften die Tischplatte.
Was wisst Ihr über die Heerscharen Omegas? Wie lange liegt ihr letzter Angriff zurück?
Der Wirt fuhr zurück und starrte sie mit seinen dunklen Augen erschrocken an.
So viel Mut, diese Frage zu stellen hätte er einer Frau wohl nicht zugetraut.
Alba schmunzelte, als sie die Reaktion des Wirten beobachtete.
Sagt nicht seinen Namen.
flüsterte er beinahe panisch und bedachte sie mit einem erzürnten Blick, auf den Alba nur eine Antwort hatte.
Feigling
Sie schnalzte abfällig mit der Zunge und blickte auf ihre linke Hand, deren Krallen sie nun langsam ausfuhr und wieder einzog.
Abermals lies sie ihre Blick auf dem Wirt weilen und wartete auf eine Antwort.

Der Wirt starrte auf die Hände der jungen Frau die vor ihm saß und mit ihren Krallen spielte. Er befeuchtete nervös seine Lippen und räusperte sich, bevor er sie mit etwas Furcht in den Augen ansah und antwortete.
Der letzte Angriff liegt schon einige Zeit zurück, einen Mond oder etwas länger. Aber es wird gemunkelt, dass sich sein Heer nur ausruht und noch stärker und brutaler zurückschlägt."

Na also, geht doch. Jeder braucht nur etwas Ansporn.
Alba war einigermaßen zufrieden und schenkte dem Wirten ein umwerfendes Lächeln.
Das wollte ich hören. Ich danke Euch.
Alba erhob sich - der Wirt war nun gänzlich durch den Wind – und stiefelte der Tür entgegen, ihre Waffen klirrten leise.
Den anderen Besuchern dieser kleinen Spelunke, die sie ungläubig anstarrten, nickte sie noch kurz und etwas hochnäsig zu, bevor sie die Tür hinter sich zuwarf und erst einmal tief durchatmete.
 
Alor ließ seinen Trupp wegtreten und betrat hinter den anderen Kommandanten das Zelt. Hier war es noch stickiger als draußen in der Sonne. Schweiß rann ihm den Rücken hinunter und klebte seine Kleidung an seine Haut. Dazu kam, dass sich unter seinen Brustpanzer die Hitze staute.
Dir bleibt aber auch nichts erspart, sagte er in Gedanken sarkastisch zu sich selbst.
Aber wenigstens trug er – im Gegensatz zu allen anderen – keine komplette Rüstung. Die anderen sahen so aus, als kippten sie jeden Moment um.
Lutien erwiderte Tarius´ Gruß etwas steif, trat an den Kartentisch und erkundigte sich beim Heermeister nach der Lage.
„Nun“, antwortete Tarius. „Die Angriffe in den letzten Monaten haben unsere Anzahl ziemlich dezimiert. Ziemlich ist schon untertrieben: Wir haben gut zwei Drittel unserer Truppen an den Feind verloren, wobei Omega die Ungetüme nicht auszugehen scheinen. Ein großer Anteil der feindlichen Armee besteht aus wiedererweckten Gefallenen unserer Seite. Das macht den Verlust doppelt so schlimm. Vor etwa einem Monat haben die beinahe täglichen Angriffe aber plötzlich aufgehört.“ Er machte eine Pause, um Lutien reagieren zu lassen, aber dieser zeigte keine Anstalten, etwas zu sagen.
„Wir haben Späher gen Norden geschickt, aber keiner von ihnen kehrte zurück. Wir haben zuerst vermutet, dass Feinde ihnen irgendwo in den Sümpfen aufgelauert haben, doch Magier, die das Gebiet abgesucht haben, konnten dies nicht bestätigen“, fuhr Tarius etwas irritiert fort. „Auch sind einige Wächter des Nachts spurlos verschwunden. Wieder konnten Suchtrupps sie oder ihre Leichen nicht ausfindig machen. Aber vielleicht kann Euch Söldnerhauptmann Alor an dieser Stelle mehr berichten. Er war Leiter dieser Suchaktionen.“
Tarius blickte Alor auffordernd an und im Nu waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Das war eine Sache, die er an Tarius nicht mochte: Wenn ihm eine Situation zu unangenehm wurde, bat er immer andere, für ihn einzuspringen. Es gab außer Alor noch zwei andere Hauptmänner, die an der Suchaktion beteiligt waren.
Warum wählt er immer mich, wenn es mehrere Möglichkeiten gibt?Weil ich Magier bin, beantwortete er sich die Frage selbst. Am liebsten hätte Alor die Augen verdreht: Sein Beruf bedeutete für andere immer, dass er weiser war und bessere Entscheidungen treffen konnte. Wie kamen sie nur darauf? Dazu kam, dass Tarius seiner Meinung nach nicht sonderlich dafür geeignet war, den Posten des Heermeisters inne zu haben. Doch er war sein Vorgesetzter. Alor musste machen, was ihm Befohlen wurde – wenn auch indirekt.
„Wie Euch berichtet wurde, haben wir nach jedem Verschwinden die Gegend gründlich mit mehreren dutzend Mann und mit Magie abgesucht. Dies führte zu keinen Ergebnissen. Schließlich haben mehrere Magier die Späher mit ihrem Geist begleitet, doch auch diese verschwanden plötzlich und ohne ersichtlichen Grund. Nachdem auch Wächter in direkter Nähe zum Lager verschwanden, waren alle im Soldaten mehr als beunruhigt. Schließlich konnte jeder der Nächste sein.“
Der Heermeister schaute ihn weiterhin auffordernd an.
„Was mir aber auffiel, war, dass nur die Wächter verschwanden, die an der Nordseite des Lagers Wache hielten“, fuhr Alor fort. „Ich habe selbst einmal die Totenfelder durchquert und Ihr könnt mir glauben: Der Ort ist absolut lebensfeindlich. Seltsames geschieht dort. Unerklärliches. Ich hatte bei meiner Reise durch die Sümpfe entweder Glück, oder ich habe überlebt, weil... Nun ja, die Totenfelder gehören – das müssen wir leider einsehen – lange nicht mehr zu Fandrar. Sie sind jetzt Territorium der dunklen Magie Omegas“, beendete Alor seinen kurzen Vortrag.
Heerführer Tarius nickte nervös und zwang sich zu einem Lächeln. „Danke, Hauptmann Alor.“ Er wandte sich wieder Lutien zu. „Unsere Armee zählte vor Eurer Ankunft rund hundertfünfzigtausend Mann – etwa hundertzwanzigtausend Soldaten, dreißigtausend Söldner und etwa einhundert Magier. Dazu kommen natürlich noch die Frauen, Stallknechte und einige Knappen. Was heißt: Ihr seid uns eine große Unterstützung.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Aufmerksam horchte er den Worten des Heermeisters und brummte immer wieder mit einem im gedankenversunkenen "Hm." hervor. Er verfolgte den Fingerzeig auf der Karte und den Erleuterungen und spielte ständig mit seinen Fingernägeln zwischen seinen Zähnen, was aber für Lutien eine gängige Denkerpose war. Selbst als alle Informationen vorgetragen waren, hielt er inne und sagte kein Wort. Sein Blick schien etwas verloren oder gedanken versunken zu sein, bis Lutien sich zu einer seiner Männer umdrehte und meinte: "Schick die Späher los. Lass sie entlang der Front eine Versorgungslinie erkunden und neue Standorte für die Errichtung von Heerlagern. Schick sie aber nicht nur an der Front entlang, sondern auch gen Süden, ins landesinnere. Nimm dir so viele Männer mit, wie du brauchst, um die Aufgabe so schnell wie es geht zu erledigen." Sofort salutierte der Offizier von Lutien, drehte sich um und verschwand schnell aus dem Zelt.

Schon widmete er sich Tarius und Alor zu: "Danke für ihren Bericht, aber ich habe noch sehr viele Fragen. Erstmal zur Grundausstattung. Was für Einheiten haben sie genau?! Mit was für Waffen können wir rechnen, oder sind sie nur noch "Fußvolk"?! Dazu wollte ich mal wissen, ihre 150.000 Mann, sind sie für die ganze Front oder nur für dieses Heerlager?! Wir haben ca. 1.000 Elitesoldaten zusammen, die geübt sind in der Kunst des Reitens, Schwertkampfes, Bogenschießens, Speerkampfes und Lanze auf Pferd. Dazu haben wir noch 2 Triboke, als Artillerie. Dazu kommen ca. 10.000 Reiter mit Schwert und Lanze und der Rest sind Fußvolk. Also 10.000 Reiter, 1.000 Elitesoldaten, 40.000 ausgebildete Bogenschützen und 49.000 Fußsoldaten, ausgerüstet mit Schwertern, Äxten und Speeren. Wir haben in den letzten Monaten versucht, den erfahrensten Kriegern noch das Bogenschießen bei zu bringen, doch wir können froh sein, dass der Großteil weiß, wie man einen Pfeil abschießt. Somit hoffe ich, dass wir den Gegner in einem Pfeilhagel dezimieren können. Soviel zu unserer Armee. Eine weitere Armee ist noch in Dornd selbst, als letzte Verteidigungslinie. Ihr müsst verstehen, meine Aufgabe war es, einen Bericht über die Front zu erstellen, um den König zu berichten, ob es wirklich nötig ist, dass wir uns weiter einmischen. Aber es scheint schlimmer zu sein, als gedacht. Nun zum Gegner. Welche Truppen und Bewaffnung hat unser Feind?! Von wie vielen Gegnern reden wir?! Es scheint ja so, als wären wir in der Unterzahl.", bei dem ganzen Gerede, unterbrach Lutien einfach mal, um selbst Luft zu holen und den Heermeister erstmal zu Wort kommen zu lassen. Dabei murmelte Lutien nur: "Das wird eine große Aufgabe." Nachdem Tarius antworten konnte, fragte Lutien weiter: "Ihr habt doch schon die feindliche Armee gesehen, oder? Was für "Wesen" sind das?! Beschreibt sie mir bitte ganz genau. Dazu ist meine Frage noch, gibt es dort Tote oder sind die alle verschwunden?!", man merkte schon deutlich, dass Lutien ein Mann von Fach war, mit sehr viel taktischer Erfahrung. Außerdem schien es schon so, als hätte er einen Plan. "Sie sagten doch, dass einige Männer verschwunden sind. Was für eine Gemeinsamkeit hatten diese Wächter? Abgesehen davon, dass sie gen Norden zu den Feldern standen? Es scheint mir so, als wären es normale Soldaten gewesen.", schon wandte er sich gen Anlor. "Ihr sagtet, die Magier haben immer wieder die Felder durchsucht. Warum wurden diese nicht attackiert?! Irgendwie hab ich das Gefühl, als werden nur normale Soldaten und keine Magier angegriffen. Hauptmann Anlor?", Lutien drehte sich gen Anlor und sprach ihn direkt an, dabei spürte er etwas in seiner näheren Umgebung. Es war ein sehr schwaches Gefühl, ließ es sich aber nicht anmerken. "Ich zweifel etwas dran, dass sie Glück hatten. Ich denke, es gibt einen Zusammenhang zwischen den Übergriffen der Wachen und der Unversehrtheit der Magier."
 
Vandura – Taverne zum ‚goldenen Anker’

Alba bog in die Gasse ein, wo sie heute Morgen ihre Schlangenpferdstute Nadezda eingestellt hatte.
Der bärtige Mann saß an derselben Stelle und döste schon wieder vor sich hin. Leise pfiff sie eine fröhliche Melodie, als sie auf ihn zuging.
Er öffnete die Augen und grinste sie an und begann mit seiner heiseren Stimme in einem sehr seltsamen Akzent zu sprechen, anders als am Morgen...
Ta’chen auch, Majam. Sie haben ein wunderhübsches Mädel von Pferdschen da drinnen stehn.
Alba wusste, dass Nadezda ein schönes Pferd war und erwiderte nur der Höflichkeit halber:
Vielen Dank, der Herr.
Dann warf sie ihm einen fragenden und leicht verwirrten Blick zu; er grinste noch immer leicht dümmlich und schob seinen dunkelbraunen Filzhut zurecht.
Seltsamer Kauz, aber davon, so scheint mir, gibt es hier in Fandrar reichlich...

Alba ging mit ausholenden Schritten auf das Stallgebäude zu und trat ein. Sie sah sich kurz, aber aufmerksam um und entdeckte sogleich ihre Stute in einer der hinteren Boxen.
Sie musste sich an Strohballen, die eng nebeneinander aufgeschlichtet waren vorbeischlängeln und so manches Pferd schnaubte, als sie vorbei ging.

Mit Befriedigung stellte sie fest, dass Nadezda das einzige Schlangenpferd war und was noch wichtiger war, dass sie gut untergebracht wurde.
Jetzt hole ich dich erst mal raus und dann suchen wir uns eine angemessenere Schlafstätte.
Die Stute schnaubte und senkte ihren Kopf; die Muskeln zuckten unter der Haut, die zwischen dem feinen Fell von kleinen, schwarz glänzenden Schuppen durchzogen waren.
 
Schon bei den ersten Worten, die Lutien aussprach, wurde allen Anwesenden klar, dass auch er Tarius für unfähig befand.
„Äh“, setzte Tarius zu einer Antwort an, als Lutien seinem Vortrag eine kurze Pause gönnte. „Nun, wir dachten eigentlich, Ihr seid schon über die Lage hier informiert. Was Ihr hier seht, ist die Front. Wir sind – natürlich auch zu unserem Bedauern – die einzigen, die noch übrig sind. Wir warten schon lange auf ausreichende Unterstützung aus den östlichen Ländern, aber bisher haben alle abgelehnt, hier an der Grenze zu Fandrar mitzumischen. Sie sind alle um ihr eigenes Wohl besorgt und lassen ihre Truppen dort, wo sie sind, anstatt die Invasion schon im Anfangsstadium aufzuhalten. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, sind wir gezwungen, diese Stellung aufzugeben und uns ins Landesinnere zurückzuziehen. Der größte Teil unserer Soldaten – rund achtzig- von hundertzwanzigtausend – besteht aus einfachem Fußvolk, das behelfsmäßig an Schwert und Speer ausgebildet wurde. Es sind Männer aus der Bevölkerung, keine Soldaten. Einige von ihnen können jedoch auch mit einem Bogen umgehen. Das ist natürlich mehr als nur ungenügend, unsere Ausbilder sind täglich im Einsatz, um Defizite so gut wie möglich aufzubessern. Leider mit eher mäßigem Erfolg. Nun zu den richtigen Soldaten: Zwanzigtausend Mann sind an Schwert, Speer und Streitaxt ausgebildet. Dazu kommen zwölftausend Kavalleristen und achttausend Bogenschützen. Die Söldnertruppen bestehen aus gemischten Einheiten, die während den Schlachten entweder nach ihrem Können aufgeteilt werden oder einzeln ihre Aufträge wahrnehmen. Die Magier sind gleichmäßig auf dem Schlachtfeld verteilt. Sie schützen das Fußvolk mit magischen Schilden vor Pfeilhagel und sind nebenbei als Heiler tätig. Hier bestehen auch Mängel, denn hundert Magier, die sich um hundertfünfzigtausend Mann kümmern müssen... Ihr könnt Euch ja vorstellen, wie die Situation während der Schlacht aussieht...“ Er rang sich zu einem verzweifelten Lächeln. „Was unsere Gegner betrifft, sind wir uns von der Anzahl her im Unklaren. Doch Berichten und den Begegnungen in der Schlacht zufolge, sind wir klar in der Unterzahl. Boten aus Belandris berichteten einen großen Truppenaufmarsch des Feindes in Rèsgon, so müssen wir damit rechnen, in kommender Zeit von beiden Seiten eingekesselt zu werden. Die Bewaffnung der Truppen ist unterschiedlich und lässt auf keinerlei besondere Organisation hindeuten. Anscheinend verlässt Omega sich auf die Urtaktik: Die Überzahl gewinnt. Und das scheint Erfolg zu haben. Er schindet nur Zeit, wir wissen nicht genau, was er vorhat. Der Feind verschwindet so plötzlich, wie er auftaucht. Wir nehmen an, Omega hat vor, unsere Nerven aufzurauen, anstatt uns einfach zu überrennen.“
Tarius räusperte sich und Lutien stellte weitere Fragen. Dem Heermeister war es anscheinend unangenehm, so ausgenommen zu werden.
Aber vielleicht merkt er dann endlich selbst, dass er nicht so ein brillanter Taktiker ist, wie er denkt, lachte Alor vergnügt in sich hinein.
„Bei den Wesen, mit denen wir es zu tun haben, handelt es sich im Großteil um Vampire, Mischwesen und wiedererweckte Leichen“, fuhr Tarius fort. Alor war sich sicher, dass es nicht nur die Hitze war, die dem Hauptmann Schweiß auf die Stirn trieb. „Die Vampire haben Ähnlichkeit mit den Menschen, sie scheinen doch eine eigene Rasse zu sein. Sie können im Dunkeln sehen, besitzen große Wendigkeit und großes Kampfgeschick. Aber ich denke, dass wisst Ihr bereits.“
Lutien antwortete nur mit einem „Hm“, er schien ziemlich gedankenversunken zu sein.
„Zu den Mischwesen können wir nicht viel sagen. Entweder sind sie halb Vampir, halb Tier oder etwas ganz anderes. Jedenfalls besitzen die meisten Reißzähne und scharfe Klauen, die sie im Kampf nebst Klingen- und Schlagwaffen einsetzen. Bei den Zombies handelt es sich um unsere Gefallenen, die Omegas Hexer wieder ins Leben gerufen haben und für ihre Zwecke einsetzen. Ich kann Euch sagen: Die Soldaten waren nach der ersten Schlacht gegen sie ganz aufgelöst. Doch mit jeder Schlacht, die wir geschlagen haben, scheint die Vorstellung, gegen ehemalige Kampfkumpanen und Freunde zu ziehen, mehr und mehr erträglicher für sie zu sein. Trolle, Oger und auch menschliche Söldner kommen eher selten zum Einsatz. Kavallerie ist nicht vorhanden, aber Bogenschützen haben sie viele. Kämpferisch wie auch zahlenmäßig sind sie unseren Truppen weit überlegen, die Schlachten waren eher ein Gemetzel mit hohem Verlust auf unserer Seite. Wie gesagt: Der Feind hält sich noch zurück. Er könnte uns jederzeit überrennen.“ Tarius lächelte erneut verzweifelt. „Dazu kommt, dass wir unsere Gefallenen nicht bestatten können: Sie verschwinden einfach. Genauso, wie die gefallenen Feinde. Es ist mir persönlich ein Rätsel...“
Das kann doch nicht wahr sein!, dachte Alor und fluchte innerlich.
„Heermeister, wenn ihr erlaubt?“, unterbrach er ihn. „Wie ich Euch bereits vor Wochen erklärt habe, gibt es dafür sehr wohl eine Erklärung. Wie ihr wisst, war ich einige Zeit gezwungen, einem von Omegas Hexern als Schüler zu dienen...“
Einige der Hauptmänner ihm Zelt schauten Alor grimmig an: Sie waren wegen dieser Geschichte nicht besonders gut auf ihn zu sprechen.
Doch er fuhr unbeirrt fort: „... Es besteht kein Zweifel, dass der Feind die Gefallenen beider Seiten schon während der Schlacht gen Norden teleportiert, um dort seine kranken und widerlichen Wiedererweckungsmaßnahmen auszuführen.“
„Danke für die Erinnerung, Hauptmann.“ Wieder rang sich Tarius zu einem Lächeln. „Das hatte ich vergessen.“
Lutien stellte weitere Fragen und äußerte den Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Wachen und der Unversehrtheit der Magier. Er wandte sich jedoch jetzt zu Alor.
Alor lächelte höflich. „Nein, davon gehe ich nicht aus. Wie ihr jetzt ja auch wisst, stand ich einige Zeit in Omegas Diensten. Die Totenfelder sind ein Pfuhl von Schwarzer Magie, der auch normale Magier nichts entgegenzusetzen haben. Ich selbst war zum Glück nicht am Weben der Zauber beteiligt, die den Sumpf im Bann Omegas halten, doch ich kann Euch mit großer Sicherheit sagen, dass es einen anderen Zusammenhang gibt: Die Männer und Frauen, die verschwunden sind, waren immer allein. Die Suchtrupps bestanden aus normalen Soldaten, die Magier waren in Fünfergruppen für sich unterwegs. Niemand von ihnen ist abhanden gekommen. Würden wir Magier allein in die Ödnis schicken, würden auch diese nicht zurückkehren. Doch wir können es nicht riskieren, meinen Verdacht auszutesten: Jeden, der in diesem Sumpf verschwindet, werden wir irgendwann in der feindlichen Armee wiederfinden – ob untot oder versklavt. Und jeder Magier, der auf unserer Seite fehlt, kann den Tod für viele unserer Männer bedeuten. Ja, kann sein, dass ich Glück hatte, kann sein, dass mir nichts geschehen ist, weil ich von Norden kam. Aber ich bin mir sicher: Mir ist nichts geschehen, weil die Schwarze Magie der Hexer noch an mir haftete.“
 
Anjasi nahm das jung Mädchen nur aus den Augenwinkeln und beim Schließen der Tür wahr, und vergaß sie gleich wieder. Endlich erblickte sie einen noch freien Tisch und setzte sich daran. Ihre Kopfranken bewegten sich etwas, als tasteten sie in der Luft herum. Dann setzte sie sich hin und rief nach dem Wirt.
 
Fay drehte sich um, als ihr in der muffig riechenden Taverne der Geruch von Jasmin gewahr wurde. Sie benutze die Pflanze gelegentlich um ein Gegengift anzufertigen und kannte den Geruch daher. Der Wirt trat hinter der Theke hervor und trat an einen Tisch in der Nähe, dort saß ein Wesen wie es Fay noch nie zuvor gesehen hatte. Ranken wuchsen aus seinem Kopf hervor und Fay musste unwillkürlich an die Mangroven denken, dir ihr immer wieder auf dem Weg durch den Wald nach Kalisko aufgefallen waren.
Der Wirt kam wieder hinter die Theke und rief seiner Frau die Bestellung des "Baumwesens" zu. So taufte Fay es jedenfalls in ihren Gedanken.
Sie blickte den Wirt an und fragte:"Was ist das?"
Der Wirt zuckte mit den Schultern:"Hier geht so einiges ein und aus. Einen solchen Gast hatte ich bisher nicht."
Als Fay weiter zu dem Tisch herübersah fragte der Wirt:"Braucht ihr und eure Echse eine weitere Nacht Unterkunft?"
Sie nickte und wollte gerade aufstehen, als die Tür ein weiteres Mal aufgestoßen wurde.
 
Kanalisation Beltan

Asparagus, schön, jetzt hatte sein Problem wenigstens einen Namen und alles was einen Namen hatte, konnte man auch wieder loswerden. Zumindest hoffte Georg darauf, den Geist in nicht allzu ferner Zukunft aus seinem Körper entfernen zu können, auch wenn ihm momentan die Vorstellung gefiel Magie wirken zu können. Obwohl, bei genauerer Betrachtung war es ja nicht er selbst der die Zauber webte, und irgendwie war ihm die Tatsache, dass der Geist dazu die Kontrolle über seinen Körper erlangen musste noch immer recht unheimlich, vermutlich würde er sich auch nicht so schnell daran gewöhnen. Mitten in seine Überlegungen hinein, und bevor er noch seinen Widerspruch dagegen einlegen konnte, tat sie es schon wieder. Sein Körper wurde, durch eine schlagartige Expansion seiner Beinmuskeln, regelrecht aus dem knöchelhohen Wasser katapultiert. Unsanft prallte er gegen die gemauerte Wand des kleinen Schachts und nur seinem dicken Fell war es zu verdanken, dass er keinen blauen Fleck davon trug.

Was soll das jetzt schon wieder? wollte er leicht verärgert und mit immer stärker werdendem Lispeln, wie immer wenn er aufgebracht war, wissen.

Ich habe dir gerade das Leben gerettet, dass Wasser vor dir ist vergiftet.

Vergiftet, wer war so verrückt, dass Wasser von dem alle Skaven hier unten Lebten zu vergiften? Georg konnte sich eine solche Heimtücke nicht vorstellen, der Geist musste sich irren und woher wollte sie das mit dem Wasser überhaupt so genau wissen.

Oh Einfältiger, weißt du noch immer nicht wer ich bin?

Eine Frau? Uhh, eine nette tote Frau, die mir sicher nichts Böses antun wird, präzisierte die Ratte ihre bangen Überlegungen.

Nein, ich bin ein Wassergeist und von daher kann ich Flüssigkeiten manipulieren und erkennen wenn etwas mit ihnen nicht stimmt und dass diese Brühe vor dir so tödlich ist wie das schrecklichste Schlangengift, welches du dir vorstellen kannst, ist ja wohl offensichtlich, aber bitte, wenn du mir nicht glaubst, dann frag doch die tote Ratte im nächsten Gang nach ihrer Meinung.

Zu Georgs Rettung muss gesagt werden, dass er sich mit Giften, heimtückischen Morden und den Fähigkeiten von Wassergeistern überhaupt nicht auskannte, dennoch beschloss er kein Risiko einzugehen und weiterhin auf seine unsichtbare Helferin zu hören. Immer darauf achtend, das verseuchte Wasser nicht zu berühren, balancierte er auf dem schmalen Sims welcher den Kanal umfasste, entlang bis er die nächste Gangkreuzung erreicht hatte. Wie der Geist vorausgesagt hatte lag dort tatsächlich ein toter Skaven. Anhand der schmalen Stoffbinde um dessen Arm konnte Georg erkennen, dass es sich um einen verhassten Skener handelte. Auch wenn er dem Clan, der für den Angriff auf seine Familie und den Raub seiner Schwester verantwortlich war, alles schlechte wünschte, so fand er doch nicht, dass irgendein lebendes Wesen dieses Schicksal verdient hatte. Der Tote lag in Embryonalhaltung zusammengekrümmt auf dem Boden, seine Hände die zu Klauen geformt und vollkommen mit Blut besudelt waren, hatten tiefe Furchen am Rand des steinernen Sims hinterlassen. Georg konnte sich beim besten Willen nicht die Schmerzen vorstellen die seinen toten Artgenossen übermannt haben mussten, wodurch dieser sich die Fingernägel am Stein blutig gekratzt hatte. Vor dessen Mund hatte sich ebenfalls eine schwarze Schaumkrone gebildet, die Georg auch schon bei den anderen Angreifern aufgefallen war. In den Augen das Toten spiegelte sich blankes Entsetzen gepaart mit unendlichem Schmerz. Was war hier nur geschehn und wer war dafür verantwortlich?
 
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