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Der Knacktus

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  #1  
Alt 21.09.2012, 10:42
Benutzerbild von Formorian
Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
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Der Knacktus

Siegessicher, den letzten Rest kalten Cappuccinos genüsslich die Kehle herabrinnen lassend, drückte ich auf "send".
Nun war es unterwegs, und dem alten F. Gandolfski (F für Frodolin) würden sicher die Augen übergehen. Mein Alterswerk, mit meinem Herzblut in jeder Zeile, es würde das Fantasygenre revolutionieren! Gandi würde mir den Hintern dafür küssen, dass er die Ehre haben durfte es zu verlegen. Täglich!
Mein nächster Griff ging ans Telefon, der Bringdienst. Ja, eine Flasche Metaxxa, Fünfer, presto bitte. Der Vorausscheck des alten Geizkragen war fast aufgebraucht, aber manchmal musste es eben einfach Metaxxa sein!
Von goldenen Zeiten träumend ließ ich den Rest des Abends einfach dahin laufen.
Das melodische Flöten meiner Mailbox weckte mich gegen Mittag. Sieh an, G. hatte es sich bereits angeschaut, und er bat mich vorbeizukommen. Schön, damit hatte ich gerechnet. Ich fuhr also zum Verlagshaus, die nette Kleine winkte mich sofort durch, und stolz wie Ritter Roland betrat ich Gandolfskis Allerheiligstes. Er lächelte warmherzig und bat mich mit schwungvoller Handbewegung in den Sessel vor seinem Schreibtisch.
"Habe gerade dein neustes Epos durchgeschaut," begann er, und seine fast kobaltfarbenen Augen über dem oberen Brillenrand leuchteten in undefinierbarem Schein. "Du weißt, mein Junge, dass du eines meiner besten Pferde im Stall bist? Klar weißt du das, und ich schon lange. Nun habe ich mir also dein neustes Meisterwerk reingezogen, das, wofür ich schon seit Monaten Vorpromotion betreibe, Presse und Verbände vor-informierte, die Werbetrommel rühre, dass mir bald der Arm abfällt, Kritik und Fans heißmache wo immer es nur geht, und nun habe ich es mir angeschaut, und ich muss wirklich sagen..." er lächelte noch immer in mein Gesicht hinein, doch sein Blick gefror plötzlich, "...dass es wirklich der allerhinterletzte Mist ist, den ich jemals das Pech hatte vor Augen zu kriegen!" polterte er dann ohne Warnung los.
Als ich wieder zu mir kam, beugte sich G. mit besorgtem Blick über mich. "Wie...was hast du gesagt...?" stammelte ich noch immer fassungslos.
"Junge, geht es dir wirklich besser?" fragte er mitfühlend. Ich nickte, wohl etwas ruckhaft. "Ja, geht schon. Aber warum...?"
Er nahm wieder in seinem Sessel Platz und besah mich lauernd. "Na schön, ich sagte, dass dein neues Teil Mist ist. Mist! Mist! Mist! Dein Held gebraucht nichts als seinen Kopf, um mit seinen Problemen klarzukommen. Das einzige Böse in der ganzen Sache sitzt in ihm selbst, und was soll der Quatsch, sich mit seiner dunklen Seite arrangieren zu wollen? Befreiung durch seelische Ganzwerdung! Wer will das lesen? Wo sind die Unholde, die finsteren Armeen, die Hexenmeister?"
"Ich meinte nur, es wäre mal Zeit für etwas Subtileres, Erwachseneres," verteidigte ich mich kläglich.
Sein Blick wurde etwas wohlwollender, geradezu väterlich. "Sicher, mein Lieber. Natürlich gibt es da draußen sicher ein paar intellektuelle Seelen, welche dein Werk möglicherweise mit Begeisterung aufnehmen würden, aber sind diese in der Lage, eine gesamte Produktion zu tragen? Hast du unsere Zielgruppe aus den Augen verloren? Unsere Leser wollen keine schizoiden Außenseiter, die erst einmal verstanden werden wollen. Jeder hat selbst genug Probleme am Hacken, also ist es unsere Sache sie diese Probleme vergessen zu machen. Sie wollen farbige, blutvolle Gestalten, mit denen sie mitfiebern, mitfreuen und mitleiden können. Identifikationsfiguren, für die alle Probleme einfach und alle Lösungen naheliegend sind. Hau-weg-Stories, die sie ihr eigenes farbloses Leben für eine Weile vergessen lassen, und keinen Kopfmenschen mit mehr Macken als alle seine Leser zusammen."
"Und...was mache ich nun damit?"
Und er sagte es, was ich am meisten fürchtete: "Schreibs nochmal, aber diesmal mit Happy End! Mit Action, düsteren Geheimnissen und Schurken, die jeden Cent wert sind. Gute Lichtgestalten, die man lieben und finstere Schurken, die man hassen kann und sich nen Wolf freut, wenn sie elendig verrecken! Und mach hinne, ich hab den Termin mit der Druckerei schon in drei Wochen! Packst du das?"
Hatte ich die Wahl? Also gut, Recherche war angesagt, Quellenmaterial musste her. Nach zwei Tagen kam die Buchlieferung bei mir an, ich öffnete das Paket und griff das oberste heraus: John R.R. Tolkien - Die Gefährten. Schön, würde ich also mit dem Urgroßvater aller fiktiven Schwarz-Weiß-Epen anfangen. Ich ackerte also die gesamte Trilogie durch, indem ich die Dinger durchblätterte und hier und da mit einem Messer zwischen die Seiten stieß, aufklappte und mir markante Stellen notierte. Dann Brooks Das Schwert von Shannara. Same procedure. Urshurak von den Hildebrandts. Na ja, die hatten wenigstens geile Bilder. Und so weiter, und so fort...
Danach, als ich hunderte solcher farbig-blutvoller Passagen gesammelt hatte, nummerierte ich sie und griff mir meine guten alten Hunderterwürfel. Was würde wohl meine Einleitung werden?
Und so nahm mein neues Werk Gestalt an; es wuchs und wuchs, während ich es schrieb...nicht weil die Ideen mich zu überschwemmen begannen, sondern weil der Abgabetermin bereits in einer Woche sein sollte!
Mein Held stolperte eines schönen Tages über ein altes Schwert, für das sich plötzlich jede Menge düsterer Gestalten zu interessieren schienen, deren Lebensaufgabe es wohl war, täglich Überstunden im Bösesein zu machen. Entsetzt flieht er aus seiner Heimat, den verfluchten Schatz an sich klammernd, statt ihn im nächsten Siel zu entsorgen. Natürlich trifft er jede Menge gutwilliger Helfer, etwa die Longohringa, die so höflich und kultiviert sind, dass sie sich auf der Toilette sogar vor dem Spülen von ihren Exkrementen verabschieden, oder die kurzgeratenen Dreckawühli (hart aber herzlich, Äxte nicht vergessen!), oder die putzig-pelzig-knuffigen Dungienie (für den Disney-Faktor), nicht zu vergessen der weise alte Zaubermeister, der bei jedem zweiten Schritt über seinen langen grauen Bart stolpert.
Mein Held rottet all diese herzensguten Critter zu einer mächtigen Armee zusammen, die keinerlei Fragen nach Gegenleistung stellt, hat eine kleine züchtige Affäre mit einer Feenprinzessin (etwas Traumstoff für die Generation Akne), steht auf seinem Weg zum erlösenden Schicksal plötzlich allein da (als die Kacke wirklich am Dampfen ist, guckt die mächtige Gutenarmee gerade geschlossen in die falsche Richtung), muss Mühen, Plagen und Entbehrungen auf sich nehmen, dass Christi Passion dagegen wirkte wie eine Folge der Teletubbies, und konfrontiert schließlich den absoluten Oberbösenmacker. Ein kräftiger, völlig unerwarteter Deus ex machina zum Schluss, und hurra!- die Welt ist gerettet...bis zum nächsten Mal.
Noch lange starrte ich den Sendebutton an, nachdem ich ihn gedrückt hatte. G. würde mich dafür umbringen, aber mehr konnte er wirklich nicht von mir verlangen. Mein Teil war getan, und scheiß der Hund drauf, veröffentlichen konnte ich auch mittlerweile woanders. Wenn nun überhaupt noch jemand etwas von mir lesen wollte...
Am nächsten Tag kam die Antwort: "Großartiger Job, Junge! Ich wusste doch, dass du es kannst. Welche Ideenfülle, welch Genie! Das Ding geht sofort an die Druckerei, unverändert! Mache dir gleich mal den nächsten Scheck klar; nur weiter so! Es gibt doch eine Fortsetzung, oder? Was hältst du von einer Tetralogie?"
Heute morgen kamen die ersten Exemplare meines neuen Epos mit der Post. Ich schaute auf das geschmackvoll pastellfarbene Cover mit dem jugendlichen Helden in der Mitte, um den sich allerlei Fabelgetier herumdrapiert hatte, und las den Titel: SCHWERTER DER GERECHTIGKEIT.
Kopfschüttelnd warf ich das Ding in die Ecke.
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Geändert von Formorian (21.09.2012 um 17:07 Uhr)
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  #2  
Alt 21.09.2012, 10:58
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Formorian, you made my day!

Wirklich großartig.
Schön flüssig und humorvoll geschrieben - was du sicherlich selbst weißt.
Die Aussage die du triffst ist grandios - und erklärt wieso es so schwer ist nen Buch zu finden, das meinem Geschmack entsprechen würde ;-)


Eine Kritik hätte ich allerdings:
Metaxxa, Fünfer --- iiiiigh
Wahre Freunde des Metaxxa bevorzugen den siebener ;-)


Es grüßt dich eine begeisterte

Nephthys
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  #3  
Alt 21.09.2012, 11:55
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Danke für das dicke Lob! Keine Kritik? Nur Metaxxa?
Vielleicht sollte ich auf Absinth umsteigen...
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  #4  
Alt 21.09.2012, 12:25
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Mit Absinth kenn ich mich nicht aus ^^

Wenns magst, kann ich mir deinen Text auch gern Satz für Satz vornehmen - aber sei gewarnt: WENN ich mich in eine solche Unternehmung stürze, DANN finde ich unter Garantie etwas zu meckern ;-)
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  #5  
Alt 21.09.2012, 12:28
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Your turn (ich bitte darum)
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  #6  
Alt 21.09.2012, 12:36
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Zitat:
Zitat von Formorian Beitrag anzeigen
Your turn (ich bitte darum)
Ich habs befürchtet

Dauert aber ne Weile ...

Sobald ich durch bin, editiere ich (oder falls sich bis dato noch nen Zwischenposter gemeldet hat ... man kennt das ja)


Bis später also

Nephthys
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  #7  
Alt 21.09.2012, 13:27
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Nur keinen Zwang *vor Stolz wie eine Bordelltür strahlend*
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  #8  
Alt 21.09.2012, 14:43
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Zitat:
Zitat von Formorian Beitrag anzeigen
Nur keinen Zwang *vor Stolz wie eine Bordelltür strahlend*
Werd Beizeiten mal am örtlichen Puff vorbeischauen - mal sehen, was die hiesigen Türen so machen



So!
Fertsch!
Hab Änderungsvorschläge in Klammern hinter den bestehenden Text gesetzt und hübsch bunt markiert.
Eventuell kannst du was damit anfangen



Der Knacktus

Siegessicher, den letzten Rest kalten Capuccinos (Cappuccinos) genüßlich (genüsslich) die Kehle herabrinnen lassend, drückte ich auf "send".
Nun war es unterwegs, (Komma raus?) und dem alten F. Gandolfski (F für Frodolin) würden sicher die Augen übergehen. Mein Alterswerk, mit meinem Herzblut in jeder Zeile, (eventuell besser nen Spiegelstrich?) es würde das Fantasygenre revolutionieren! Gandi würde mir den Hintern dafür küssen, dass er die Ehre haben durfte es zu verlegen. Täglich!
Mein nächster Griff ging ans Telefon, der Bringdienst (OpenOffice schlägt Bring-dienst vor. K.A. ob das so stimmt.). Ja, eine Flasche Metaxxa, Fünfer, presto bitte (dass der Siebener besser ist, hab ich bereits gesagt ^^). Der Vorausscheck des alten Geizkragen war fast aufgebraucht, aber manchmal musste es eben einfach Metaxxa sein!
Von goldenen Zeiten träumend ließ ich den Rest des Abends einfach dahinlaufen. (dahin_laufen)
Das melodische Flöten meiner Mailbox weckte mich gegen Mittag (Wie das? Ist der Compi die Nacht über durchgerödelt?). Sieh an, G. hatte es sich bereits angeschaut, (Komma raus?) und er bat mich vorbeizukommen. Schön, damit hatte ich gerechnet. Ich fuhr also zum Verlagshaus, die nette Kleine winkte mich sofort durch, und stolz wie Ritter Roland betrat ich Gandolfskis Allerheiligstes. Er lächelte warmherzig und bat mich mit schwungvoller Handbewegung in den Sessel vor seinem Schreibtisch.
"Habe gerade dein neustes Epos durchgeschaut," begann er, und seine fast kobaltfarbenen Augen (ist die Augenfarbe eine nötige Information?) über dem oberen Brillenrand leuchteten in undefinierbarem Schein. "Du weißt, mein Junge, dass du eines meiner besten Pferde im Stall bist? Klar weißt du das, (lieber Spiegelstrich?) und ich schon lange. Nun habe ich mir also dein neustes Meisterwerk reingezogen, das, wofür ich schon seit Monaten Vorpromotion betreibe, Presse und Verbände vorinformierte (OpenOffice besteht auf vor-informiere), die Werbetrommel rühre, dass mir bald der Arm abfällt, Kritik und Fans heißmache wo immer es nur geht, und nun habe ich es mir angeschaut, und ich muss wirklich sagen..." er lächelte noch immer in mein Gesicht hinein, doch sein Blick gefror plötzlich, "...dass es wirklich der allerhinterletzte Mist ist, den ich jemals das Pech hatte vor Augen zu kriegen!" polterte er dann ohne Warnung los.
(Absatz machen?)
Als ich wieder zu mir kam, beugte sich G. mit besorgtem Blick über mich. "Wie...was hast du gesagt...?" stammelte ich noch immer fassungslos.
"Junge, geht es dir wirklich besser?" fragte er mitfühlend. Ich nickte, wohl etwas ruckhaft (besser ruckartig?). "Ja, geht schon. Aber warum...?"
(Habe hier ein Problem: Erst ist G. mitfühlend und dann kommt er direkt nochmal mit der Dampframme hinterher … )
Er nahm wieder in seinem Sessel Platz und besah mich lauernd. "Na schön, ich sagte, dass dein neues Teil Mist ist. Mist! Mist! Mist! Dein Held gebraucht nichts als seinen Kopf, um mit seinen Problemen klarzukommen. Das einzige Böse in der ganzen Sache sitzt in ihm selbst, und was soll der Quatsch, sich mit seiner dunklen Seite arrangieren zu wollen? Befreiung durch seelische Ganzwerdung! Wer will das lesen? Wo sind die Unholde, die finsteren Armeen, die Hexenmeister?"
"Ich meinte nur, es wäre mal Zeit für etwas Subtileres, Erwachseneres," verteidigte ich mich kläglich.
Sein Blick wurde etwas wohlwollender, geradezu väterlich. "Sicher, mein Lieber. Natürlich gibt es da draußen sicher ein paar intellektuelle Seelen, welche dein Werk möglicherweise mit Begeisterung aufnehmen würden, aber sind diese in der Lage, eine gesamte Produktion zu tragen? Hast du unsere Zielgruppe aus den Augen verloren? Unsere Leser wollen keine schizoiden Außenseiter, die erst einmal verstanden werden wollen. Jeder hat selbst genug Probleme am Hacken, also ist es unsere Sache sie diese Probleme vergessen zu machen. Sie wollen farbige, blutvolle Gestalten, mit denen sie mitfiebern, mitfreuen und mitleiden können. Identifikationsfiguren, für die alle Probleme einfach und alle Lösungen naheliegend sind. Hau-weg-Stories, die sie ihr eigenes farbloses Leben für eine Weile vergessen lassen, und keinen Kopfmenschen mit mehr Macken als alle seine Leser zusammen."
"Und...was mache ich nun damit?"
Und er sagte es, was ich am meisten fürchtete: "Schreibs nochmal, aber diesmal mit Happy End! Mit Action, düsteren Geheimnissen und Schurken, die jeden Cent wert sind. Gute Lichtgestalten, die man lieben und finstere Schurken, die man hassen kann und sich nen Wolf freut, wenn sie elendig verrecken! Und mach hinne, ich hab den Termin mit der Druckerei schon in drei Wochen! Packst du das?"
(Absatz machen?)
Hatte ich die Wahl? Also gut, Recherche war angesagt, Quellenmaterial musste her. Nach zwei Tagen kam die Buchlieferung bei mir an, ich öffnete das Paket und griff das oberste heraus: John R.R. Tolkien - „Die Gefährten“ (würde die Buchtitel in Anführungszeichen setzen). Schön, würde ich also mit dem Urgroßvater aller fiktiven Schwarz-Weiß-Epen anfangen. Ich ackerte also die gesamte Trilogie durch, indem ich die Dinger durchblätterte und hier und da mit einem Messer zwischen die Seiten stieß, aufklappte und mir markante Stellen notierte. Dann „Das Schwert“ (s.o.) von Shannarra. Same procedure (Fremdsprachige Ausdrücke eventuell kursiv setzen?). „Urshurak“ (s.o.) von den Hildebrandts. Na ja, die hatten wenigstens geile Bilder. Und so weiter, und so fort...
Danach, als ich hunderte solcher farbig-blutvoller Passagen gesammelt hatte (und das innerhalb von zwei Wochen? Respektabler Schnellleser ^^), nummerierte ich sie und griff mir meine guten alten Hunderterwürfel. Was würde wohl meine Einleitung werden?
Und so nahm mein neues Werk Gestalt an; es wuchs und wuchs, während ich es schrieb ... (Leerzeichen) nicht weil die Ideen mich zu überschwemmen begannen, sondern weil der Abgabetermin bereits in einer Woche sein sollte! (Nein, über diese Zeitangabe mockiere ich mich nicht – das ist machbar.)
Mein Held stolperte eines schönen Tages über ein altes Schwert, für das sich plötzlich jede Menge düsterer Gestalten zu interessieren schienen, deren Lebensaufgabe es wohl war, täglich Überstunden im Bösesein zu machen. Entsetzt flieht er aus seiner Heimat, den verfluchten Schatz an sich klammernd, statt ihn im nächsten Siel zu entsorgen. Natürlich trifft er jede Menge gutwilliger Helfer, etwa die Longohringa (xD), die so höflich und kultiviert sind, dass sie sich auf der Toilette sogar vor dem Spülen von ihren Exkrementen verabschieden, oder die kurzgeratenen Dreckawühli (hart aber herzlich, Äxte nicht vergessen!), oder die putzig-pelzig-knuffigen Dungienie (für den Disney-Faktor), nicht zu vergessen der weise alte Zaubermeister, der bei jedem zweiten Schritt über seinen langen grauen Bart stolpert. (Formorian: ich LIEBE diesen Abschnitt!)
Mein Held rottet all diese herzensguten Critter zu einer mächtigen Armee zusammen, die keinerlei Fragen nach Gegenleistung stellt, hat eine kleine züchtige Affäre mit einer Feenprinzessin (etwas Traumstoff für die Generation Akne), steht auf seinem Weg zum erlösenden Schicksal plötzlich allein da (als die Kacke wirklich am Dampfen ist, guckt die mächtige Gutenarmee gerade geschlossen in die falsche Richtung), muss Mühen, Plagen und Entbehrungen auf sich nehmen, dass Christi Passion dagegen wirkte wie eine Folge der Teletubbies, und konfrontiert schließlich den absoluten Oberbösenmacker. Ein kräftiger, völlig unerwarteter Deus ex machina (wie oben würde ich diesen Ausdruck kursiv setzen) zum Schluss, und hurra! - (Leerzeichen) die Welt ist gerettet...bis zum nächsten mal (ich gloob, das Mal muss groß).
(Absatz machen?)
Noch lange starrte ich den Sendebutton an, nachdem ich ihn gedrückt hatte. G. würde mich dafür umbringen, aber mehr konnte er wirklich nicht von mir verlangen. Mein Teil war getan, und scheiß der Hund drauf, veröffentlichen konnte ich auch mittlerweile woanders. Wenn nun überhaupt noch jemand etwas von mir lesen wollte...
Am nächsten Tag kam die Antwort: "Großartiger Job, Junge! Ich wusste doch, dass du es kannst. Welche Ideenfülle, welch Genie! Das Ding geht sofort an die Druckerei, unverändert! Mache dir gleich mal den nächsten Scheck klar; nur weiter so! Es gibt doch eine Fortsetzung, oder? Was hältst du von einer Tetralogie?" (Ist das ne Mail? Falls ja, könntest du überlegen, ob du die Anreden groß schreibst.)
Heute morgen kamen die ersten Exemplare meines neuen Epos mit der Post. Ich schaute auf das geschmackvoll pastellfarbene Cover mit dem jugendlichen Helden in der Mitte, um den sich allerlei Fabelgetier herumdrapiert hatte, und las den Titel: SCHWERTER DER GERECHTIGKEIT.
Kopfschüttelnd warf ich das Ding in die Ecke.



Ich weiß ich wiederhole mich. Dennoch möchte ich gern sagen: Klasse!


Es grüßt dich

Nephthys
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  #9  
Alt 21.09.2012, 15:08
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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Danke für die liebe Mühe, du du dir gemacht hast. Zu meiner Schande muss ich sagen, dass mir trotz mehrmaligem Durchsehen die meisten Dinge, die du hier anmerkst, selbst gar nicht aufgefallen sind. Liegt wohl daran, dass ich nach wie vor eisern-konsequent die alte Rechtschreibung benutze. Aber OpenOffice widerspricht man nicht! Wenn ich mal wirklich was veröffentlichen wollte, müsste ich alter Knochen wohl zuvor erst einmal wieder das Schreiben lernen...
Sei bedankt für die freundliche Hilfe und die Anregungen - und natürlich erneut für das gigantische Lob! Nun scheint heute die Sonne auch hier!
Äh, nebenbei: "Das Schwert von Shannara" ist von Terry Brooks *feix*

Edit: ok, ich glaub, so kann man es lassen.
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Geändert von Formorian (21.09.2012 um 16:58 Uhr)
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  #10  
Alt 21.09.2012, 17:17
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Waldelfe
 
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Zuerst einmal Glückwunsch zu Deinem Schreibstil ! Gefällt mir ausgezeichnet. Kann Nephthys da nur voll und ganz beipflichten.

Ganz besonderen Dank für dieses herrliche Bild:
Zitat:
Zitat von Formorian Beitrag anzeigen
er lächelte noch immer in mein Gesicht hinein, doch sein Blick gefror plötzlich, "...dass es wirklich der allerhinterletzte Mist ist, den ich jemals das Pech hatte vor Augen zu kriegen!" polterte er dann ohne Warnung los.
Als ich wieder zu mir kam, beugte sich G. mit besorgtem Blick über mich. "Wie...was hast du gesagt...?" stammelte ich noch immer fassungslos.
"Junge, geht es dir wirklich besser?" fragte er mitfühlend. Ich nickte, wohl etwas ruckhaft. "Ja, geht schon. Aber warum...?"
Er nahm wieder in seinem Sessel Platz und besah mich lauernd. "Na schön, ich sagte, dass dein neues Teil Mist ist. Mist! Mist! Mist!
@ Nephthys
Den erneuten Wechsel: Mitfühlend /Dampfhammer finde ich hier vollkommen passend.

Der Verleger ist von seinem "besten Pferd", für das er schon alles in Bewegung gesetzt hat, maßlos enttäuscht. Als das sensible Pferdchen in Ohnmacht fällt, reagiert er natürlich tief besorgt. Als er sicher sein kann, dass seinem Schützling nichts ernsthaftes fehlt, bricht seine Wut/Enttäuschung wiederum ungezügelt durch. Diese Szene bringt meiner Meinung nach sehr gut zum Ausdruck, wie tief die Enttäuschung sitzt.

Die Kritik an den Verleger, der gnadenlos auf einem 08/15- Fantasyroman besteht und dann ein meisterlich auf Mittelmäßigkeit getrimmtes "Machwerk" erhält, für das sich der Autor eigentlich schämt, wird sehr schön dargelegt.

Was mir nicht gefällt ist die Intention die der Autor eigentlich bei dem Verleger anbringen möchte. Ein "Held" der nur einen inneren Konflikt austrägt. Ich weiß das das in Deutschland das absolute Maß für Hochkultur ist. Leider würde so etwas wirklich nur durch das Feuilleton gewürdigt.

Ganz schlimm ist es auch im Bereich der künstlerisch wertvollen Kurzfilme. Gefühlt 150 % aller Produktionen kreisen um das Thema Selbstmord. In der "kulturell wertvollen Königsklasse" gibt es zumeist nur einen Protagonisten der einen inneren Monolog führt, oder vielleicht gerade noch das kleinbürgerliche Ehepaar das sich nichts mehr zu sagen hat und ebenfalls nur einen inneren Monolog führt!

Insofern wäre es schön wenn Dein Autor beim ersten Treffen eine wirklich interessante Alternative zu einer 08/15 - Fantasy - Story abliefern würde, bei der der Leser, jenseits des Feuilletons sich durch das anmaßende Verhalten des Durchschnitt fordernden Verlegers um eine interessante Geschichte gebracht sieht !
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  #11  
Alt 21.09.2012, 17:28
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Danke auch dir für das nette Lob!
Das ursprüngliche Werk unseres Helden hier tut eigentlich nichts weiter zur Sache, ich wollte da mit Absicht nebulös bleiben. Aber stimmt schon; eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass viele Autoren viel besser sein könnten, wenn man sie ließe.
Oder irre ich mich da total???
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  #12  
Alt 21.09.2012, 17:33
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Zitat:
Zitat von Formorian Beitrag anzeigen
[...] eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass viele Autoren viel besser sein könnten, wenn man sie ließe.
Oder irre ich mich da total???
Keine Ahnung.
Würde meinen, dass zumindest Neulinge / Jungautoren oder Autoren, die erst ein paar wenige Werke veröffentlicht haben, stark von Verlagen beeinflußt werden können / könnten.

Wenn ein Autor einen Namen hat, sehe ich persönlich das Ganze etwas anders: zum einen könnte er bei einem anderen Verlag unterkommen (wie du es angedeutet hast) zum anderen - wenn er denn wirklich einen Roman mit Aussage, inklusive Herzblut, geschrieben hat - dürfte es kein (finanzielles) Problem sein, einen eigenen Verlag zu gründen.
Meinetwegen auch mit der Nutzung eines Pseudonyms (um Stammkundschaft nicht zu verschrecken - falls das ne Befürchtung sein sollte).

Mag mich irren - bitte um Berichtigung, falls dem so ist.


Es grüßt

Nephthys
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  #13  
Alt 21.09.2012, 18:46
Benutzerbild von Cassandra
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Auch von mir an dieser Stelle noch ein dickes Kompliment. Leider sind mir die anderen mit konstruktiver Kritik zuvor gekommen, aber ich möchte trotzdem anmerken, wie klasse ich das Ganze finde.
Obwohl - filtert man die Kernaussage heraus, dann ist die Geschichte, trotz umwerfender Ironie, auch irgendwie traurig. Denn so wie Du es beschreibst, sieht´s leider nun mal wirklich aus.
Aber trotzdem bzw. gerade deswegen: Respekt!

Geändert von Cassandra (21.09.2012 um 19:17 Uhr)
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  #14  
Alt 21.09.2012, 18:49
Benutzerbild von Nephthys
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Leider sind mir andere mit konstruktiver Kritik zuvor gekommen [...]

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  #15  
Alt 21.09.2012, 18:52
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Zitat:
Zitat von Nephthys Beitrag anzeigen
Leider sind mir andere mit konstruktiver Kritik zuvor gekommen [...]
... soviel zu "konstruktiv" ...
Mit Zitat antworten
  #16  
Alt 21.09.2012, 19:15
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Danke auch dir! (allmählich schwebe ich fast nen Meter über dem Boden)
Natürlich ist es für einen Schreibenden das höchste Glück, wenn sein Geschmiere jemanden zum Nachdenken und - vor allem - Empfinden anregt; da kommt wirklich eine Menge zu ihm zurück . Ein höheres Lob kann es nicht geben.
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Die klügsten und kreativsten Menschen werden von den phantasielosesten Vollpfosten niedergeschossen.
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  #17  
Alt 25.09.2012, 00:06
Benutzerbild von Ravenchant
Ravenchant Ravenchant ist offline
Waldelfe
 
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Ob viele Autoren wirklich besser wären, wenn man sie ließe, ist schwer zu sagen.
Autor und Verlag bilden ja praktisch eine Symbiose. Wenn ein Autor nicht mehr auf seine Zielgruppe achtet und nur noch für sich selbst schreibt, entzieht er dem Verlag, der davon lebt Bücher zu verkaufen, die Existenzgrundlage!

Im Filmbereich gibt es beispielsweise die Autorenfilme. Das bedeutet eigentlich nur, dass ein Autor sein Werk selber filmisch umsetzt. Gerade in Deutschland hat das aber ein sehr faden Beigeschmack, denn diese Werke werden hier meistens von Autisten realisiert. Dem Publikum eine faszinierende Geschichte zu erzählen, ist absolut verpönt. Gerade weil niemand diese Filme sehen möchte werden sie vom Feuilleton abgöttisch geliebt, frei nach dem Motto: "all die dummen und ignoranten Menschen" würden es sowieso nicht verstehen. Finanziert wird so etwas mit Steuergeldern. Das nennt sich dann Filmförderung. Buchautoren haben diesen Luxus nicht, sie müssen sich an der Realität messen lassen, was meiner Meinung nach einen eher positiven Leistungsdruck erzeugt

Apropos Film, vielleicht bestünde die Möglichkeit, nach einem erfolgreich gelaufenen Buch, noch eine Art "Directorscut" zu veröffentlichen.

Oder aber ein Autor der beweisen möchte das seine unkonventionellen Werke auch gelesen werden, veröffentlicht zuerst als eBook und sobald das Interesse in Verkaufszahlen messbar wird, folgt eine gedruckte "bibliophile"Edition!
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  #18  
Alt 25.09.2012, 05:16
Benutzerbild von Formorian
Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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Ich weiß nicht recht, betr. "Direktorscut". Mir fällt da spontan die Verarsche ein, die Jackson mit seiner HdR-Erweiterung getrieben hat. Bei einem Film, der schon Millionen in seinen Bann zog, mag dies funktionieren, aber von einem Buch erwartet man schon Vollständigkeit. Ein "Aufpolieren" könnte beim Leser rasch im falschen Hals landen (würdest du dir ein Buch zweimal kaufen, um festzustellen inwieweit der Autor beim ersten Mal nicht meinte, was er schrieb?). Und so etwas ginge wahrscheinlich eh nur im Selbstverlag, wenn überhaupt.
Eine Art Testlauf als E-Version erscheint mir da wirklich sinnvoller, wenn damit auch wahrscheinlich viele potenzielle Käufer verloren gingen.
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  #19  
Alt 25.09.2012, 08:22
Benutzerbild von Nephthys
Nephthys Nephthys ist offline
Bewahrer des Friedens
 
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Mhm ... Directorscut?

Bei nem Buch?

Nee!
Nein, echt nicht.
(Sorry, bin grade wach geworden - und das ist das, was mir grade dazu einfällt.)

Was mich persönlich SEHR VIEL MEHR interessieren würde, wenn ich ein interessantes Buch gelesen habe: wie waren die ersten Fassungen? Wie hat sich das ganze entwickelt? Was sagte das "Storyboard"?

Also quasi das Gegenteil eines Directorscut


Es grüßt die schlaftrunkene

Nephthys
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Wieso eigentlich ... sind Drachen weise? Das sind Echsen, liebe Leute. Echsen! Habt ihr euch schon mal nen Gehirn von einer Echse angeguckt? Himmel! Da haben meine Meerschweinchen größere Gehirne - und die finden nicht mal den Weg aus ihrem Käfig raus.
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Wer sich für Fantasy, Kurzgeschichten, Betrachtungen zur Sci-Fi, darstellerisches Handwerk, Computerkunst, Rezensionen, Biologie, Histologie, Taxonomie ... interessiert, der wird hier fündig: Marinas (fantastische) Welt
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  #20  
Alt 25.09.2012, 08:51
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Ravenchant Ravenchant ist offline
Waldelfe
 
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O.k., vielleicht hätte ich meinem Directorscut Absatz einen anderen Smiley verpassen sollen. War nicht so ganz ernsthaft gemeint und gründet mehr darauf, das er zuweilen enttäuschten Fans die Möglichkeit bietet, sich mit einem Werk zu versöhnen. Beispielsweise sei hier "Bladerunner" erwähnt.

Das funktioniert aber wahrscheinlich wirklich nur mit einem schnell zu konsumierenden Film und nicht mit einem Buch durch das man sich wieder "in Gänze"durch großenteils identisches Material arbeiten muss.

Wenn ein Autor ein sehr eigenwilliges Werk als eBook veröffentlicht besteht natürlich immer die Gefahr den Mainstream zu verschrecken. Aber man reißt zumindestens nicht den Verlag mit in den Tod, sondern holt sich schlimmstenfalls eine blutige Nase, steht wieder auf und macht weiter!

Wenn sich genug Leser für die unkonventionelle Geschichte finden, eröffnen sich für Autor und Verlag natürlich vollkommen neue Möglichkeiten.
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