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Storywettbewerb

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  #1  
Alt 22.08.2008, 22:05
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Tánya Tánya ist offline
Sídhe de Môrhen
Zauberlehrling
 
Registriert seit: 04.2008
Ort: Ruhrgebiet
Beiträge: 119
meine Kurzgeschichte beim Storywettbewerb

So, die Geschichte habe ich jetzt bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb ( www.romanschreiber.de ) eingereicht. Mal sehen, was draus wird.
Vielleicht gefällt sie euch ja, oder vielleicht mag auch jemand bei dem Wettbewerb mitmachen? Man muss aber im Ruhrgebiet wohnen!


Zitat:
Ein Wunsch

Das Feuer prasselte in der Dunkelheit und die wenigen Menschen, die sich darum versammelt hatten, genossen die Wärme und wenige Helligkeit, die es spendete. Eng beisammen saßen sie und aßen eine karge Mahlzeit, die kein Bauch zu füllen vermochte. Arme, zerlumpte Geschöpfe, die auf die Gnade eines Herrn warteten, die auf Arbeit hofften, um zu überleben.
Ein Junge starrte abwesend ins Feuer, wünschte sich nichts sehnlicher, als das sie endlich einmal wieder satt wurden und nicht ständig hungern mussten. Plötzlich sah er auf und schaute in die Runde. „Ist das hier nicht Endrics Lichtung?“ Ein Alter brummte nur zustimmend, andere reagierten gar nicht. Doch ein Fremder, der sich zu ihnen gesellt hatte, mit dem sie trotz aller Armut ihr Essen geteilt hatten, blickte auf. „Ja, das ist sie“, er lächelte. „Endrics Lichtung ... kennst du die Geschichte dazu?“ Der Junge wiegte den Kopf leicht hin und her. „Nur ein wenig. Aber ich mag solche Geschichten,“ sagte er begeistert. „Kennt Ihr sie?“ Die Augen des Fremden glommen kurz auf. „Ja, ich kenne sie. Höre mir also zu!“ sagte er mit leiser geheimnisvoller Stimme. Der Junge beugte sich näher zu ihm und lauschte...


Endric wurde in einer Nacht geboren, die das Leben fast sofort aus ihm gehaucht hätte, wenn seine Mutter nicht wie eine Löwin um ihn gekämpft hätte. Sie hatte das viele Blut ignoriert, dass mit jedem Pochen aus ihrem Unterleib floss, hatte ihn mit Leib und Seele geschützt.
Nässe war auf sie niedergeprasselt, und der Regen war so heftig, dass er auf ihrer so kalten Haut geschmerzt hatte. Donner grollte, dämpfte jedes andere Geräusch, Blitze zuckten vor ihren Augen, blendeten sie, Bäume krachten um, wurden vom Sturm entwurzelt und zu Boden gerissen.
Dann plötzlich war es still. Nur ein klägliches Weinen hallte durch den Wald, der sich wie verlassen und misshandelt vor dem Kind ausbreitete.
Der Morgen graute unendlich langsam. Regen glitzerte auf den Pflanzen, und endlich erwachte der Wald aus seiner Starre. Vögel begannen leise, fast vorsichtig zu zwitschern. Kleintiere raschelten leise, als sie aus ihren geschützten Bauten krochen.
Die Bäume, die grausam dem Unwetter zum Opfer gefallen waren, würden sterben, aber sie würden vielen Tieren ein Zuhause geben. All die Blumen, die abgeknickt waren, würden sich erheben. Das viele Wasser würde sich zurückziehen, die abgerissenen Blätter würden durch Knospen erneuert werden...
Doch eine würde sich nicht erholen. Sie hatte ihr Leben gegeben, um ihrem Kind wenigstens eine Chance zu geben.
Niemals würde Endric das Gesicht seiner Mutter sehen – und doch würde ihre Wärme in seiner Erinnerung fortdauern... für immer.
Leise Schritte näherten sich, sanfte Hände strichen über einen umgefallenen, schon verstorbenen Baum. Ein flüchtiges Glitzern rann über den Stamm, doch er wusste, hier konnte er nicht mehr helfen. Doch folgte er dem Wimmern, suchte nach dem Leben, welches drohte mit seiner Mutter zu erlischen.
Stumm stand er dann vor der armen Frau, die den Kampf um ihr Kind zwar gewonnen, jedoch ihren eigenen verloren hatte. Er strich ihr dunkles nasses Haar zur Seite – und fand das Kind.
Mit blinzelnden Augen sah es den Fremden an und war plötzlich still.
Vorsichtig strich er über den weichen Flaum am Kopf, lächelte sanft – und er entschied sich für das Kind.
Der fremde Mann nahm es mit zu den Seinen, die so gänzlich anders waren, als es selbst. Doch es wuchs heran und niemand störte sich an seiner Andersartigkeit, sie profitierten sogar davon, denn Endric hatte Fähigkeiten und ein Wissen, dass ihnen selbst verborgen blieb.
Endric selbst hatte dunkles, gelocktes Haar, wuchs rasch heran und seine Gestalt bekam den starken Körperbau eines Menschen.
Sein Ziehvater hingegen war von schmaler, fast zerbrechlicher Statur, und sein dunkelgrünes golden schimmerndes Haar floss lang seinen Rücken hinab. Er war das genaue Gegenteil seines Sohnes, doch Endric störte sich nicht an dem androgynen Wesen seiner neuen Familie.
Er lebte mit ihnen unter den Bäumen, ernährte sich von dem Honig der Bienen, behütete die Tiere und stand völlig im Einklang mit sich und der Natur, die überall um ihn herum war.
Schließlich beschlossen sie Endric zu ihrem Führer zu machen, denn nur er schien diese besondere Begabung zu haben, sie zu schützen, sie durch die Wälder und Zeiten zu führen.
Doch Endric war ein Mensch, und Menschen war es nicht vergönnt in alle Ewigkeit zu leben. Dies war den Geistern des Waldes vorbehalten. Sein Ziehvater trauerte schon jetzt, wo Endric noch jung war, um den Sohn, den er einst verlieren würde. Das Volk trauerte um den Führer, der eines Tages, so ganz anders wie sie, sterben würde. Und so mischte sich Bitternis in ihre Herzen.
Endric jedoch sah es nicht ein, eines Tages diese Familie einfach aufzugeben. Er würde sein Schicksal selbst in die Hand nehmen, und er fand darin keinen Tod, sondern Leben. Also machte er sich auf, suchte nach seinem eigenen Gral.
Er fand ihn nach Tagen der Suche in Form eines mächtigen Baumes, dessen Wurzeln bis in den Kern der Erde gingen, und dessen Zweige sich bis weit in den Himmel streckten. Den Baum, den vor ihm noch kein Mensch gesehen hatte, den kein anderes Wesen, außer den Geistern der Wälder, wahrnehmen konnten.
Warum siehst du mich? hörte Endric plötzlich eine Stimme in seinem Kopf fragen. Verwundert bemerkte er, dass der Baum diese Frage an ihn richtete. Auch sah Endric mit leisem Erstaunen, dass der Baum keiner Gattung angehörte. Vielmehr befanden sich von jedem Baum, den er kannte Blätter, Blüten, Samen und Früchte an diesem einen, und auch die Jahreszeiten vermischten sich hier zu einer Zeit.
„Warum ich dich sehe? Weil ich der Führer meiner Familie bin.“ sagte er mit fester Stimme.
Und was ist deine Familie?
„Meine Familie sind die Geister all dieser Wälder.“
Aber du bist ein Mensch! widersprach der Baum.
„Ich bin der, der ich bin. Niemand anders!“
Ein Beben ging durch den Baum, und aus dem Stamm formte sich eine Gestalt heraus. Endric starrte fasziniert auf das Geschehen, doch furchtlos trat er dem entgegen. Nach einer langen Verwandlung trat eine Frau aus dem Stamm des magischen Baumes. Sie war hochgewachsen und schlank. Ihr Haar war rotbraun wie die Blätter des Herbstes, ihre Haut war weiß wie der Schnee des Winters, die Augen golden wie die Sonne des Sommers, und die feinen Nägel ihrer Zehen und Finger waren von dem satten Grün der Frühlingsblätter.
Endric sah diese Schönheit mit Erstaunen hat.
„Ich bin die Königin der Wälder. Ich bin die Hüterin der Jahreszeiten. Ich bin Danu, die Mutter der Erde.“
Endric fasst sich und ergriff seine Chance. „Wenn das so ist, dann habe ich eine Bitte an Euch.“ Danu nickte, zum Zeichen, dass er sie vortragen dürfe. „Ich erbitte um ein ewiges Leben, damit ich meine Familie behüten kann und sie niemals verlassen muss.“ Danu lächelte freundlich. „Diese Bitte sei dir gewährt. Aber verstehe warum! Du bittest sie nicht für dich, sondern für deine Nächsten. Und dies hat unglaubliches Gewicht. Denn du bist nicht voll Eifer zu dir selbst, sondern nur voll von Liebe.“ Sie richtete sich auf.
„Lebe also ewig!“
Sie berührte Endric, und ein Schauer fuhr durch seinen ganzen Körper. Eine gewaltige Macht rauschte durch seine Adern und er verlor das Bewusstsein, sank in tiefe Schwärze hinab. Wie tot lag er dort, doch Danu wachte über ihn.
Ein ganzes Jahr verging, Laub bedeckte ihn mehr und mehr, Pflanzen wuchsen schützend über ihm, doch Endric erwachte nicht. Und das Volk der Waldgeister suchte nach ihm in purer Verzweiflung. Sie fanden ihn schließlich bei der Königin und flehten um sein Leben, doch sie winkte ab. „Er lebt! Seht ihr das denn nicht? Gebt ihm Zeit zu erwachen, denn sein neues unsterbliches Leben muss geboren werden!“ Und so warteten sie geduldig bis Endric zu sich kam.
Drei weitere Jahre sollten vergehen, in der Endrics Körper unverändert und beschützt von aller auf dem moosigen Boden ausharrte. Dann schlug er endlich die Augen auf und in ihnen sah man das Gold von Danus Blick. Etwas verstört, aber unversehrt richtete er sich auf, und seine Familie weinte vor Erleichterung, als sie sahen, dass er wieder bei Sinnen war.
Und so wurde Endric nicht nur ihr Führer, sondern ihr unsterblicher König.
Danu jedoch hatte in dieser Rolle ihre Aufgabe beendet und verbarg sich wieder in dem magischen Baum des Lebens. Nur eine Spur Bitterkeit mischte sich in ihr Inneres, denn auch ihr Herz hatte an dem mutigen Menschensohn Gefallen gefunden, und in all den folgenden Jahrhunderten sollte sie eine Möglichkeit suchen, Endric nahe zu sein.


Der Junge am Feuer hatte völlig fasziniert der Erzählung des Fremden gelauscht. „Woher wisst ihr diese Geschichte so detailliert?“ fragte er fast ein wenig überrascht. „Seid ihr gar ein Barde?“ Der Fremde, der sein dunkles gelocktes Haar zu einem lockeren Zopf zusammengebunden hatte, erhob sich plötzlich. „Nein“ antwortete er freundlich, „ein Barde bin ich nicht gerade. Aber ich denke, ich habe es hautnah erlebt.“ Er reichte dem Jungen plötzlich die Hand. „Aber ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Endric. Es freut mich, Dich kennen zu lernen.“ Dem Jungen blieb der Mund offen stehen, denn sein Gegenüber verwandelte sich von einem Augenblick zum andern in einen ganz anderen. Er trug nun keine Bauernkleidung mehr, sondern ein grünschimmerndes Gewand, und auf seinem Haupt lag eine Krone, von Efeu umrankt. Seine samtbraunen Augen schimmerten golden und er neigte den Kopf zum Gruß.
„Vergiss nicht, Junge. Es kommt nicht immer auf den Wunsch an, den man im Herzen trägt, sondern auch auf die Einstellung, die man dazu in der Seele hat. Ein Wunsch, den man in Liebe zu einem anderen trägt, wird nur zu oft erfüllt. Nur hüte dich vor zu stolzem Eifer. Aber ich sehe in dir ein gutes warmes Herz. Bewahr dir das!“ Endric zwinkerte dem Jungen plötzlich zu. „Und sieh vielleicht einmal hinter dem Baum nach, vielleicht findet sich ja dort ein Korb mit Nahrung.“
Dann war er fort, verschwunden in einem flirrenden Wirbel von Gold.
Der Junge hastete auf und blickte verstört auf die anderen in seiner Gemeinschaft, die von all dem völlig unberührt geblieben waren. „Ja, habt ihr das denn nicht gesehen?“ fragte er aufgeregt. „Was, mein Junge? Was sollen wir gesehen haben?“ „Den Fremden! Endric! Ich meine...“ Der Junge schwieg abrupt, denn die anderen sahen ihn irritiert, ja fast ein wenig sorgenvoll an. „Steigt der Hunger ihm schon zu Kopf?“ murrte einer von ihnen. Also schwieg der Junge betroffen, denn er erkannte, dass niemand außer ihm den Fremden gesehen hatte.
„Ja, brat mir doch einer ’nen Storch! Was ist denn das?!“ Eine aufgeregte Stimme kam von einem der Sträucher nahe des dichten Waldes. Der Großvater des Jungen hatte sich wohl in einem Gebüsch erleichtert, kam jetzt aber aufgelöst mit einem blätterumrankten Korb voller Essensgaben wieder. Die Gemeinschaft staunte nicht schlecht und starrte plötzlich den Jungen ehrfürchtig an. „Was hast du doch gleich gesehen?“ Doch der Junge grinste nur zufrieden und flüsterte einen leisen Dank an die Waldgeister, die ihm so nah gewesen waren.
Und in dieser Nacht wurde seine Familie endlich wieder satt. Somit hatte sich der innige Wunsch des Jungen erfüllt.


Tanja Bern
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Geändert von Tánya (23.08.2008 um 10:09 Uhr)
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  #2  
Alt 23.08.2008, 09:36
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Sídhe de Môrhen
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Mögt ihr nicht vielleicht für mich voten wenn's euch gefallen hat? ( Kurzgeschichte voten ) Denn da gibt es zu dem Jurypreis auch einen Publikumspreis zu gewinnen, und wenn ich oft gut bevotet werde, habe ich da vielleicht ne Chance.
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  #3  
Alt 23.08.2008, 12:18
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Elli Elli ist offline
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Also ich fand die Geschichte gut, hat Spass gemacht zu lesen. Ich mag deinen Schreibstil.

Hab auch für dich gevotet ;)
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Die meisten Götter würfeln, aber das Schicksal spielt Schach und zwar mit zwei Damen. - Pratchett

Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben. - Goethe


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  #4  
Alt 23.08.2008, 22:02
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Danke!
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