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Die Anch-iri, das vergessene Volk

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  #21  
Alt 30.12.2009, 13:34
Benutzerbild von Snowsong
Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
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***
„Der Morgen graut.“ Kocas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
Ratlos schaute Vanalo zu seinem kleinen Elememtargeist. Er war zusammen mit Denai und Koca Nathanas Duft gefolgt. Und nun stand er vor einem vergitterten Fenster auf Bahalmes Tempelgelände.
„Wie hat sie das nur geschafft?“, flüsterte er.
„Das Gestein um die Gitterstäbe ist locker. Sie könnte die Stäbe verrückt haben“, meinte Koca.
Der kleine Geist schnupperte an dem Fenster. „Magie hat sie keine eingesetzt“, stellte er fest, „und ich kann auch keine Spuren, die auf Gewalt hindeuten, erkennen.“
Vanalo stieß einen Fluch aus.
„Wir kommen da nicht ohne weiteres rein, oder?“
„Selbst wenn, Meister, wie wollt Ihr das den Priestern erklären?“
„Ach Koca. In solchen Momenten wünsche ich mir nichts sehnlicheres, als ein Assassine zu sein.“ Er hob den Elementgeist hoch. „Dann hätten wir nicht solche Probleme.“
„Mag sein, aber dann hätten wir uns auch nie kennen gelehrt.“
Da musste ihm der Beschwörer Recht geben.
Er ging zu Denai und strich ihr sanft über den Kopf.
„Danke meine Liebe. Du hast uns wie immer sehr geholfen. Jetzt erhole dich von dieser ganzen Rennerei.“ Vanalo öffnete Denai einen Spalt auf die Astralebene.
Denai verneigte sich und verschwand.
„Und wir zwei gönnen uns jetzt ein wohlverdientes Frühstück“, sagte er zu Koca.

***
Atemberaubend! Wundervoll!
Sheoe konnte sich nicht satt sehen. Der Raum war in ein kaltes, bläuliches Licht getaucht.
Überall war Eis und Schnee.
Sie vergaß sogar die Kälte, obwohl ihr Atem in weißen Wolken vor ihr her flog.
„Wahrhaftig. Das ist wunderschön.“ Sheoe bemerkte nicht einmal, dass der Schweiß langsam gefror. „Einfach bezaubernd!“
„So weiß endlich jemand meine Arbeit zu schätzen?“
Sheoe fuhr herum. Aber hinter ihr stand niemand.
„Es ehrt mich, dass eine so junge, wunderschöne Frau meine Kunstwerke für wert hält, sie zu betrachten.“
„W...wer spr...spricht da?“ Sheoe erinnerte sich wieder an die Kälte.
„Ich.“ Wie aus dem Nichts erschien ein Wesen vor ihr.
Sheoe sprang schreiend zurück. Dabei stolperte sie und landete auf ihrem Hintern.
Ängstlich starrte sie das Wesen an.
Es war groß. Der Kopf war ein kahler Schädel, in dessen leeren Augenhöhlen ein grünliches Feuer brannte. Zwei lange Reißzähne fielen ihr ins Auge. Der Kopf hatte eine Ähnlichkeit mit dem auf ihrem Amulett.
Der Kopf wurde nur von einer dünnen Wirbelsäule gehalten. Die Wirbelsäule verschwand in einem schwarzen Kragen. Der Kragen gehörte zu einer schwarz-violetten Robe, der die Ärmel fehlten. Das Wesen hatte Skelettarme. Es schwebte etwa einen halben Meter über dem Boden.
Nach dieser Musterung empfand Sheoe auch etwas Faszination. Aber das hatte nichts zu bedeuten.
Sie fand auch giftige Schlangen faszinierend
„Habt keine Angst, Erhabene“, sagte das Wesen.
Erhabene, wieder diese Anrede!
„Mein Name ist Cel´ Zazak“, stellte er sich vor.
„Ich bin...“ Sheoe räusperte sich. „Ich bin Sheoe.“ Sie stand langsam auf.
„Sheoe? Welch ungewöhnlicher Name.“ Das Wesen schwebte um sie herum.
„Und welch seltsame, würdelose Kleidung Ihr tragt! Sagt mir, gaben Eure Eltern Euch keine anständige Kleidung?“
Sheoe blieb die Luft weg. „I...Ihr wisst, was ich bin?“
Cel´ Zazak legte den Kopf schief.
„Aber natürlich. Euer Volk ist einzigartig.“
„Dann könnt Ihr mir sagen, was für eine Elfe ich bin?“ Sheoes Herz begann wie wild zu hämmern.
„ELFE??“ Dann begann er zu lachen. Sein Lachen schallte durch den Raum.
Er schwebte hinter sie und schob sie vor sich her. Vor einer großen Eisplatte blieb sie stehen. Die Platte war poliert und spiegelte Sheoe und das Wesen.
„Sagt mir, Erhabene“, er kicherte. „kennt Ihr auch nur eine Elfenart, die so aussieht?“, fragte er.
Sheoe antwortet nicht. Sie starrte ihr Spiegelbild an. Der Sturz von der Treppe hatte ihr eine Platzwunde am Kopf und viele Prellungen eingebracht.
„Nein nein, meine Liebe. Ihr seid keine Elfe.“ Cel´Zazak schwebte zu einer Truhe und öffnete sie. „Ihr und die Elfen habt die gleichen Vorfahren. Aber mehr auch nicht.“ Er präsentierte ihr eine Truhe voller Kleider.
„Ihr seit ein Waisenkind, nicht war?“, fragte er sie freundlich.
„Ja, ich wurde von einer Fischerfamilie großgezogen.“ Sheoe starte die Truhe an.
„Dann wird es Zeit, dass Ihr nach Hause geht!“ Cel` Zazak nickte nachdenklich. „Ja ja. Ihr solltet nach Hause gehen.“
„Und Ihr wisst natürlich, wo das ist“, meinte Sheoe sarkastisch.
„Selbstverständlich. Euer Volk haust im Tal der Verlorenen.“
Ein Schauer rannte ihr über den Rücken. Angstschweiß bildete sich, der sofort wieder gefror. Was war ihr Volk, dass es in diesem Tal lebte? Was für Mächte vermochte ihre Art zu entwickeln, dass sie es dort aushielten, wo niemand mehr zurückkehrte?
Sheoe kannte die Geschichten, die über das Tal erzählt wurden. Und ein jede war vermutlich wahr. Seien es Händler, die sich verirrt hatten, oder mutige Abenteurer. Wer je auch nur einen Fuß über die unsichtbare Grenze setzte, kam nie wieder zurück.
Angeblich lebten dort, in dem Tal, die letzten Knochendrachen. Jene gefürchteten geflügelten Echsen, die Tod und Verderben vor langer Zeit über die freien Völker gebracht hatten. In einer langen Schlacht hatte man die Drachen besiegt. Dennoch wagte niemand, sich in der unmittelbaren Nähe des Tales niederzulassen. Jene, die es wagten, verschwanden spurlos oder wurden auf grausamste Art verstümmelt aufgefunden.
„Ich glaube nicht, dass ich es allzu eilig habe“, meinte Sheoe schnell. Das Wesen lachte wieder los.
„Warum? Euer Volk vermisst Euch sicher schon schmerzlichst. Kinder, insbesondere Mädchen, werden dort selten geboren.“
Sheoe antworte nicht.
„Wieso zieht Ihr Euch nicht etwas Anständiges an? Ich werde derweil etwas Warmes zum Essen auftreiben“, schlug Cel´ Zazak vor.
„Ja, das klingt gut, ich...“
Doch das Wesen war schon weg. Sheoe zuckte mit den Schultern. Sie beugte sich über die Truhe und begann darin zu wühlen.
Es gab Kleider, die einem Knappen gut gestanden hätten, Hosen und Hemden, die für einen Abenteurer gemacht worden waren und Ballkleider, die einer Kaiserin würdig gewesen wären.
Sheoe hatte noch nie so erlesene Stoffe wie Mondseide oder Wiesenwolle in den Händen gehalten, oder gar getragen.
Alles hatte ungefähr ihre Größe.
Welch eigenartiger Zufall...

Geändert von Snowsong (25.02.2010 um 22:06 Uhr)
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  #22  
Alt 01.01.2010, 14:32
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Aufbruch in eine neue Zukunft


Die Welt war noch jung.
Die Götter hatten sie gerade erst erschaffen.
Um die zukünftigen Völker zu schützen und sie im Sinne der Götter zu erziehen, begannen die allmächtigen Wesen drei Rassen zu erschaffen.

So erschufen sie die Einhörner.
Wunderschöne Wesen mit reiner Seele. Sie bekamen die Gabe der Magie, wurden zu ihren Wächtern.

So erschufen sie die Drachen.
Mächtige und furchtlose Wesen. Ihnen gehörte der Himmel und die Meere, und so wurden sie zu den Beschützern auserkoren.

So erschufen sie die Alben.
Weise, sanfte Wesen, und doch waren sie gelehrt im Waffengebrauch. Und so wurden sie die Lehrer der kommenden Generationen und Arten.

Die Götter gaben allen dreien die Gabe, jederzeit auf die Astralebenen zu gelangen, um sich dort die Hilfe von Elementargeistern zu erbeten.
Und so erblühte die junge Welt unter den schützenden Flügeln der Drachen, dem sanften Blick der Einhörner, den vertrauenswürdigen Plänen der Alben und der Hilfe der Elementargeister.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten.

Die Dämonen, verbannt in das Zwielicht, neideten den anderen Völkern ihr Glück.
Sie waren es, die von allen verachtet wurden, denen man mit Misstrauen begegnete, die nie ein freundliches Wort zu hören bekamen.
Die, die von den Göttern vergessen worden waren.
Dazu verdammt auf ewig in einer Welt zu leben, die auf grausame Art und Weise der jungen Welt ähnelte.
Nur, dass ihr all der Liebreiz, die Harmonie und die Farbe fehlten.
Die Dämonen konnten sich nicht bemerkbar machen.
Und so zerfraß sie der Neid.

Von Hass und Rachegedanken völlig zerstört, warteten sie auf ihre Chance.
Und diese kam.
Die Götter hatten der Welt eine Nacht geschenkt, in der die Schutzbarriere nicht existierte. Diese Nacht war dazu da, dass die Alben Unerfahrene mit den Astralwesen verbinden konnten.
Doch die Barriere ließ nicht nur die Wesen der Astralebene hindurch.

Die Dämonen fielen über die junge Welt her.
Sie zogen das Leben aus der Erde, raubten den Einhörnern die Magie und ließen nur Zerstörung zurück.

Die Alben erklärten den Dämonen den Krieg.
Mit den Drachen an ihrer Seite stürzten sie sich ins Gefecht.

Der Krieg dauerte viele Jahreszyklen.
In diesen Zyklen fingen die Dämonen unzählige Albinen.
In dunklen Verliesen vergewaltigten sie die Frauen.
Und wie es das Gesetzt der Natur gedachte hatte, empfingen die Albinen von den Dämonen Kinder.
Um ihre Nachkommen zu schützen, begannen die Frauen mit Schutz- und Läuterungszaubern.
So wurden die Kinder ohne äußerliche Merkmale ihrer Väter geboren.
Doch was ist man für ein Wesen, wenn durch Magie das Erbe des Vaters zerstört wurde?

Die Kinder wurden von ihren Vätern erzogen, zu kaltherzigen Kriegern.
Sie hatten keine Angst vor dem Tod. Sie fürchteten nichts.
Alben, Drachen und Einhörner fielen ihren Schwertern zum Opfer.
Sie sorgten dafür, dass die Dämonen wieder an Macht gewannen.
Die Einhörner gaben ihnen den Namen Maro´ Esles, was so viel wie „herzlos“ bedeutete.

Als es schien, dass die Dämonen die Herrschaft errungen hatten, erschienen neue Völker auf der Bildfläche.
Die einen waren klein und bärtig, die anderen hoch gewachsen und zierlich.
Zwerge und Elfen.
Sie halfen ihren Müttern und Vätern, das Blatt zu wenden.

Nach unzähligen Jahreszyklen waren die Dämonen vertrieben.
Doch zu welch hohem Preis?

Es gab keine Alben mehr. Die Dämonen hatten sie ausgerottet.

Es gab fast keine Einhörner mehr. Und mit ihnen war auch die Magie schwächer geworden.

Und die Drachen...
Der Krieg hatte die gutherzigen Giganten vergiftet.
Sie spalteten sich in einzelne Gruppen und bekämpften sich in ihrem Hunger nach Krieg und Blut untereinander.

Dies prägte die kommenden Völker.

Es war Rache und Hass, der die Elfen und Zwerge antrieb.
Sie jagten die Nachkommen der Dämonen.

In ihrer tiefsten Verzweiflung riefen die Maro´ Esles laut um Hilfe.
Und sie erhielten sie.

Es war Stalagat, der Anführer einer Drachengruppe.
Er erkannte in den Verstoßenen wertvolle Verbündete.

Zusammen mit seinen treuen Gefährten und den Verstoßenen ließ er sich in einem Tal, das an das Meer in einer halbmondförmigen Küste grenzte, nieder.

Die Maro´ Esles bauten den Drachen einen riesigen Tempel.

Um sicher zu gehen, dass sie nie mehr verfolgt werden würden, löschten sie alle Erinnerungen an ihr Volk aus.
Jeder, der über sie bescheid wusste, starb.
Aufzeichnungen wurden verbrannt oder gestohlen.

Und so kam es.

Sie gerieten nach und nach in Vergessenheit.

Sie legten den Namen der Einhörner ab, um sich komplett von den Ereignissen der Vergangenheit zu lösen.

Sie bauten im Zentrum des Tales eine Stadt.
Doch Zwist zerstörte ihre Gemeinschaft.
So bildeten sich fünf Gruppen.
Sie teilten sich das Tal.
Alles war erlaubt, solange das oberste Gesetz nicht gebrochen wurde:

„Vergessen sind wir, vergessen sollen wir bleiben!“

Sie waren gehasst.
Sie waren gejagt.
Sie waren vergessen.

Sie waren die Anch-iri.

Geändert von Snowsong (25.02.2010 um 22:10 Uhr)
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  #23  
Alt 02.01.2010, 14:48
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Sheoea Augen hingen an Cel´ Zazaks Mund.
„Also bin ich eine Anch-iri?“
„Ja.“
„Und ich muss ins Tal...?“
„So ist es.“
Das Mädchen lächelte schwach. „Ich bin aufgeregt.“
Sie sah zur Decke. Ihre Augen waren stur auf die Eiszapfen gerichtet, als sie sagte: „Ich habe schon so lange darauf gewartet, mein Volk zu sehen. Und jetzt, wo es so weit ist... habe ich Angst.“ Sie senkte den Kopf.
„Ihr müsst Euch nicht fürchten.“ Cel´ Zazak betrachtet das Mädchen. „Vor allem, da Ihr eine Begabung für Nekromantie habt.“
„Nekromantie?“
„Ja. Ihr habt einen Hauch von Verdammnis an Euch.“
Sheoe klappte der Kinnladen herunter. „Ver...Ver...Verdammnis??“, stieß sie hervor. Verdammnis hörte sich schlecht an. Cel´ Zazak lachte schallend. Sheoes Entsetzen amüsierte ihn.
„Es gibt nichts Besseres als den feinen Hauch des Todes. Und der klebt an dir.“
„Das ist nicht wahr...“, stöhnte Sheoe. Sie ließ ihren Kopf auf die Tischplatte fallen.
„Nekromanten sind sehr angesehen. Und jetzt esst etwas!“ Er griff nach einem Teller und füllte in mit einer Gemüsesuppe. Sheoe nahm den Teller eilig entgegen.
„Bis zum Tal ist es ein Dreitagesmarsch.“ Schnell nahm sie etwas Brot und tauchte es in die Suppe.
„Wir können etwas abkürzen. Ich besitze ein geladenes Portalamulett.“
„Wasch dasch?“, fragte sie mit vollem Mund.
„Es ist ein Amulett das dazu dient, Portale zu öffnen. Es wird nicht reichen, um bis zum Tal zu kommen, aber wir können ungefähr einen Tag abkürzen.“
„Nein. Was ist ein Portal?“
Cel´ Zazak schüttelte ungläubig den Kopf.
„Ein Portal ist ein sicherer Durchgang durch das Zwielicht.“
„Es scheint dir Spaß zu machen, mich zu verwirren.“
„Das lag nicht in meiner Absicht. Verzeiht mir.“ Hastig verneigte er sich. „Doch es ist ungewöhnlich, dass es eine Anch-iri gibt, die absolut keine Ahnung von Magie hat.“ Er kicherte leise.
„Du vergisst: ich bin von dummen Fischern aufgezogen worden.“
„Ja. Richtig.
Wie ich bereits erzählte, gibt es neben dieser Welt auch das Zwielicht. Den Wohnort der Dämonen.
Im Zwielicht herrschen andere Entfernungen. Je tiefer man eintaucht, desto weiter kommt man mit einem Schritt.
Doch im Zwielicht lauern auch Gefahren.
Das Amulett sichert Euch ein Durchkommen, ohne von den Bewohnern wahrgenommen zu werden“
, er griff nach einem Amulett, das er trug, „Hiermit werdet Ihr ohne Probleme von diesem Raum bis zum Wald gelangen.“
„Der Wald? Ich habe die Stadt noch nie verlassen...“, raunte Sheoe. Sie löffelte ihre Suppe.
„Dann wird es wohl Zeit.“ Er schwebte mit einem nachdenklichen Nicken um sie herum.
„Doch vorher werdet Ihr aufessen und Euch noch etwas ausruhen.“

Geändert von Snowsong (26.02.2010 um 20:49 Uhr)
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  #24  
Alt 03.01.2010, 17:24
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„Ich liebe Honig!“ Koca schleckte den Teller leer.
Vanalo saß ihm gegenüber. Er hatte sich das Frühstück auf das Zimmer bringen lassen. Er lächelte.
„Ich liebe Honig auch. Aber dennoch bevorzuge ich diese Joghurtcreme. Die Wirtin hat sich viel Mühe gegeben.“
„In der Tat.“ Dann stutzte Koca. „Sie sind zurück.“
Vanalo legte Messer und Gabel aus den Händen und richtete sich auf.
Kurz darauf erschienen zwei Nebelwesen.
Sie waren lilafarben. Einzig die beiden gelben Augen waren aus fester Materie.
Die Nebelgeister hatten keinen Mund. Sie verständigten sich, indem sie anderen zeigten was sie meinten.
„Habt ihr sie gesehen?“
Beide schüttelten den Kopf.
„Aber sie muss im Tempel sein!“
Koca legte den Kopf schief. „Aha. Das ist ja interessant.“
Die Nebelgeister waren Elementargeister. Koca konnte sie verstehen.
„Was ist interessant?“
Koca ignorierte ihn.
„Nein, wirklich? Das wird den Meister interessieren!“
„Koca!“
„Ist ja schon gut.“ Er nickte den Nebelgeistern zu. „Sieh es dir an.“
Die Nebelgeister schwebten zu dem großen Spiegel und tauchten in ihn ein.
Kurz darauf sah Vanalo durch die Spiegeloberfläche, was die Nebelgeister gesehen hatten.
Sie waren ungesehen durch die Gänge geschwebt.
Sie waren die besten Spione, die es gab.
Außer einer lieblich aussehenden, speziell ausgebildeten Anch-iri, an die Vanalo jedoch nur ungern dachte.
Die Nebelgeister zeigten ihm eine kleinen Raum.
„Ist das eine Leiche?“, fragte Vanalo entsetzt.
In der Nähe des Altars lag ein zersetztes Etwas.
Früher war es wohl ein Priester gewesen, aber jetzt war nur noch ein schwarzer Rest übrig.
„Ein Nekromant?“
„Vermutlich.“
„Sheoe?“
„Wahrscheinlich.“
Vanalo schloss angeekelt die Augen. Manchmal widerte ihn seine Art an.
„Es geht noch weiter“, rief Koca.
Vanalo schwieg.
Er schaute zu, wie die Nebelgeister ihm eine Falltür zeigten.
Dann ging es abwärts in die Dunkelheit.
„Sieht nach einem alten Abwasserkanal aus“, meinte der kleine Elementargeist leise.
Der Beschwörer schwieg.
Die Nebelgeister hielten vor einem großen Tor an.
Runen verzierten die schlichte, aber massive Tür.
„Was steht da, Vanalo?“
Auch wenn Koca sehr intelligent war, lesen und schreiben konnten nur wenige Bewohner der Astralebenen. Koca gehörte nicht dazu.
„Es ist eine Warnung: Gib Acht, Reisender. Hier beginnt das Reich des Dämons. Wer hier eintritt, beginnt eine Reise ohne Wiederkehr.“
Die Türe war von Eis und einer Aura der Macht umgeben.
„Das scheint mir ein Lich zu sein.“
Vanalo kniff die Augen zusammen. Koca hatte Recht.
„Und kein schwacher“, knurrte er.
„Wenn es ein Feind ist, wird es ein harter Kampf.“
„Das mag sein Koca, aber wir brauchen die Leiche.“
„Ja, leider“, murrte die Katze.
„Hab keine Angst, mein Freund“, Vanalo kraulte Koca hinter dem Ohr, „Wir haben beide starke Freunde, die uns helfen können.“
Das beruhigte Koca aber nur bedingt.
Er hatte mit Lichs noch nie gekämpft, wusste aber, dass sie sehr unangenehme Zauber im Ärmel hatten.
Und je mehr Tote es in der Umgebung gab, desto unangenehmer wurde der Kampf mit diesen Wesen.
Dass er sich vor Vanalos feinen Sinnen verborgen hatte, zeigte Koca, dass der Lich schon alt war.
Je älter Dämonen wurden, umso mächtiger wurden sie.
Zudem hatte er einen guten Platz gewählt.
Im Tempel gab es oft Tieropfer, manchmal sogar Menschenopfer.
Über die vielen Zyklen musste der Lich eine beachtliche Sammlung an Seelen zusammengestellt haben.
Und jede Seele verstärkte die Macht eines Lichs.
Koca hatte also allen Grund zur Sorge.

Geändert von Snowsong (26.02.2010 um 20:51 Uhr)
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  #25  
Alt 03.01.2010, 17:34
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Kaum dass Sheoe schlief, schwebte Cel´Zazak zur Tür.
Er hatte lange hier unten festgesessen.
Viel zu lange.
Sein Herr und Meister wartete vermutlich noch immer auf ihn.
Anch-iri waren sehr geduldige Wesen.
Und sehr, sehr grausam.
Das Dämonenblut machte seinen Gebieter noch gefährlicher. Schließlich war sein Großvater ein Dämon gewesen.
Umso mehr betrübte es den Lich, dass er seinem Meister von seinem Versagen berichten musste.
Der Verlust von Tatjanina-Marene würde ihn toben lassen.
Er hat schon Dämonen vernichtet, nur weil sie ihm den falschen Wein besorgt haben. Was wird er mir wohl antun? Cel´Zazak fürchtete nichts. Er war ein Lich.
Aber sein Meister vermochte jedem Angst einzujagen.
Um sich abzulenken, rief Cel´zazak seine Diener.
Einst waren sie Dämonen oder Tiere gewesen. Ihre Herzen hatten geschlagen und ihr Blut war warm gewesen.
Bis ein Priester sie erledigt hatte.
Nun dienten sie ihm als Untote.
„Ihr wisst, was ich will. Sucht alles zusammen!“, befahl er ihnen.
Kommentarlos verschwanden sie.
Und nun zu den anderen Dingen...
Er rief seine Diener. Es waren Dämonen der ersten Ebene des Zwielichts: Chaagins.
Sie waren so groß wie der Arm eines Mannes, hatten einen olivfarbenen Pelz, einen Affenkopf und Fledermausflügel. Im Zwielicht gab es sie wie Sand am Meer.
Die fünf Dämonen krochen langsam und ängstlich näher.
Sie waren nicht sehr intelligent, dennoch wussten sie, dass Cel´Zazak sie jederzeit ersetzen konnte. Der Lich winkte sie von Sheoe weg. Er wollte den Schlaf seiner neuen Herrin nicht stören.
Vor langer, langer Zeit hatte seine Herrin Tatjanina-Marene einen Kreis auf den Boden gemalt. Der Kreis war mit Runen und Symbolen verziert und diente einzig dem Zweck, das Portalamulett zu aktivieren.
Man brauchte dafür nur fünf unglückliche Seelen.
Und die hatte Cel´Zazak jetzt.
„Meine Zeit hier ist beendet“, erklärte er leise, „Ich habe keinen Verwendungszweck mehr für euch.“
Wären die Chaagins klug gewesen, wären sie eilig ins Zwielicht geflohen.
Aber sie waren nicht klug.
Ängstlich quiekend flogen sie davon, jeder in eine andere Richtung.
Cel´Zazak hob seine Waffe, eine Sense, und grinste teuflisch.
Der Kreis leuchtete.
Ein fünfzackiger Stern bildete sich aus dem Leuchten. An jedem Zackenende befand sich einer der unglücklichen Chaagin.
Sie wurden von Feuer umschlossen, das bei jedem eine andere Farbe hatte.
„Dummes Ungeziefer“, spottete Cel´Zazak, „Freut euch, eure nutzloses Leben hat jetzt wenigstens einen Sinn.“ Mit diesen Worten ließ er die Sense auf sie niedersausen.
Alle fünf Chaagins waren gleichzeitig tot.

Geändert von Snowsong (28.02.2010 um 20:24 Uhr)
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  #26  
Alt 05.01.2010, 16:44
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„Ein Mädchen mit silbernen Haaren?“ Die Frau betrachtete Vanalo lange.
„Da fällt mir nur Sheoe ein. Sie ist das Findelkind des Fischers. Ihr findet die Fischerfamilie unten am Hafen.“
„Danke.“ Vanalo verneigte sich leicht und folge dann dem ihm gewiesenen Weg,
Unten am Hafen schlug ihm der typische Fischgeruch entgegen.
Dazu kam noch der elendige Gestank von Schweiß, Urin und anderen Dingen, an die Vanalo gar nicht erst denken wollte.
Vanalo mochte es nicht, in der Sonne zu reisen.
Was tut man nicht alles für sein Volk...
Vanalo klopfte an eine heruntergekomme Tür.
Eine magere, alte und zerlumpte Frau öffnete sie.
„Haust hier ein Mädchen namens Sheoe?“
„Ja, warum?“ Dann hellte sich das Gesicht der Frau plötzlich auf. „Ist sie tot?“
Vanalo biss die Zähne vor Wut zusammen.
„Nein“, sagte er schärfer als beabsichtigt, „ich suche sie.“ Und obwohl er sich für diese Worte hasste, sagte er: „Ich entlohne Informationen mit barer Münze.“
Die Frau trat zur Seite und ließ ihn ein.
In dem Haus, wenn man es denn als solches bezeichnen konnte, herrschte ein trübes Licht. Auf dem Boden saßen zwei Kinder. Vanalo entdeckte ein weiteres Mädchen am Herd.
Wie kann es Sheoe nur in diesem Drecksloch aushalten?
„Bitte, setzt Euch.“ Die Frau deutete auf den einzigen Stuhl.
Vanalo setzte sich.
Er ließ sich nicht anmerken, wie ihn die Hütte angeekelte. Fischgestank, Schweiß und der Geruch der letzten 16 Mahlzeiten...
„Was hat sie denn verbrochen, dass Ihr sie sucht?“
„Nichts.“ Vanalo streifte seine Kapuze ab. Die Fischerin sog scharf die Luft ein.
„Nun, deshalb suche ich sie.“
„Ich verstehe. Obwohl Ihr Euch viel Zeit gelassen habt.“
Vanalo nickte.
„Bitte erzählt mir etwas über sie“, bat der Beschwörer.
„Was soll ich sagen? Sie ist gerade mal dreizehn Lebenszyklen alt, und doch kommt es mir vor, als wäre sie... älter.“ Die Frau begann damit, einen Fisch auszunehmen. „Sie ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie mag die Rufe der Dämonen!“ Sie schüttelte den Kopf.
„Bitte erzählt mir, wie Sheoe den Weg zu Euch gefunden hat.“
Die alte Frau lachte leise. Dabei konnte Vanalo einen Blick auf die verfaulten Zähne werfen.
„Hat der edle Herr denn Zeit?“, fragte sie ihn mit einem spöttischen Blick.
Oh, glaubst du, ich lasse mich von dir einschüchtern?
„Natürlich habe ich Zeit. Bis zum Abend, versteht sich.“
„Gut. Wenn ich mich recht erinnere, war es so..."

Vor 13 Jahreszyklen...

Es war ein klarer Morgen.
Die Kälte saß mir noch in den Knochen. Obwohl ich bereits 50 Jahreszyklen alt war, hatte ich meinem Mann Kaltos noch kein einziges Kind gebären können.
Wir waren beide sehr arm.
Er erwog bereits, sich von mir zu trennen.
Kaltos war jünger als ich. Er war gerade mal 35.
„Steh auf, Weib.“ Rau klang die Stimme meines Mannes. Er hatte am vorigen Abend wieder getrunken. Brandwein, wie ich wusste.
Er verplemperte das wenige Geld, das wir besaßen.
Wir gingen zum Hafen.
Unser kleines Fischerboot lag im Hafen. Da wir nur ein Boot hatten, mussten wir früh raus und kamen erst kurz vor Sonnenuntergang wieder zurück.
Wir stiegen in das schaukelnde Boot, hievten das aus Lumpen bestehenden Segel und ließen uns aufs offene Meer treiben.
Ich warf unser Netz aus. Dabei bemerkte ich das Treibholz.
„Sieh dir das an.“
Mein Mann hob den Kopf.
„Dort ist ein Schiff untergegangen! Lass uns sehen, ob wir dort was holen können!“
Wir waren auf jede Art von Geld angewiesen. Deshalb ruderten wir auf das Schiff zu.
„Das sieht nach einem Handelsschiff aus“, murmelte er.
„Ja.“
Wir näherten uns dem Rumpf des Schiffes. Dabei zog er das Netz tiefer runter. „Wir haben was im Netz...“
Ich zog es hoch.
„Lass es ist nur ein...“
„Kind!“, schrie ich.
Mit zitterten Händen hob ich das schlafende Kind aus dem Korb.
Es war ein Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid aus dunkler Seide. Am Saum und an den Ärmel waren weiße Rüschen. Das Kleid war mit vielen kleinen, glitzernden Steinen verziert. Als ich mir die Finger des Kindes ansah, entdeckte ich ein goldenes Armband.
„Reines Gold!“
Wir zögerten nicht.
„Bahalme hat uns eine Tochter geschenkt.“


„So war das. Bahalme hat uns eine Tochter geschenkt. Die Jahre darauf haben wir von dem Meer noch mehr Kinder bekommen.“
„Trug sie ein besonderes Amulett?“
„Oh ja. Es hat Dämonen angezogen! Es ist rund und mit einem Totenkopf verziert!“ Die Fischerin schüttelte den Kopf.
„Gut. Dann ist sie es.“ Vanalo stand auf. Er hielt es nicht mehr aus. Der Gestank zerrte an seinen Nerven.
„Sie hat lange, scharfe Fingernägel.“ Die Fischerin wollte wohl noch mehr Informationen weitergeben. Sie hoffte wohl, dass er noch mehr Geld rausrückte. „Da hinten, die Kratzer sind von ihr.“
Vanalo trat an den Balken. Die fünf Kratzer waren von Nägeln, die noch nicht völlig ausgehärtet waren.
Von einer jungen Anch-iri.
„Wenn Nathana zurückkommt, schickt sie bitte zum Gasthaus Wellentraum. Dort wohne ich derzeit. Sie soll nach Vanalo Darek fragen", dabei schob er der Frau eine Goldmünze zu, „Wenn sie bei mir ist, bekommt ihr noch mal eine Goldmünze.“
„Ich werde es Sheo... Nathana ausrichten.“ Sie steckte das Gold eilig ein und verneigte sich tief.
Vanalo nickte nur und verließ die Hütte.
Endlich bin ich da raus. Widerlich, dieser Gestank.
Vanalo rannte förmlich durch die Straßen, um aus dem Armenviertel zu kommen.

Geändert von Snowsong (28.02.2010 um 20:31 Uhr)
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Es würde mich freuen, wen ich ein paar Rückmeldungen bekommen würde.
Einfach, um zu erfahren, wie euch die Geschichte gefällt^^
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„Es wird dunkel.“ Cel´ Zazak weckte sie aus einem schönen Traum. Gequält öffnete das Mädchen die Augen.
„Schon?“ Sheoe konnte sich nicht erinnern, je so gut geschlafen zu haben.
Cel´ Zazak nickte. „Im Übrigen: Wir hatten heute Besuch von zwei Nebelgeistern.“ Er stellte ihr ein Tablett mit frischem Brot hin.
„Was sind Nebelgeister?“, fragte Sheoe neugierig.
„Spione. Sie sind einige der wenigen Wesen, die von Beschwören und Magiern gerufen werden können. Die Bewohner der Astralebene lassen sich normalerweise nur von Beschwörern rufen. Nebelgeister aber....“
„Dann haben mich die Stadtmagier gefunden! Cel´ Zazak, wir müssen hier weg!“ Sie war aufgesprungen. Dabei landete ihr Frühstück auf dem Boden. „Wenn mich die Magier finden, lassen sie mich hinrichten! Ich habe zwei Menschen getötet!“ Sheoe klang gehetzt und ängstlich.
„Ich habe bereits alles vorbereitet“, meinte der Dämon mit einer Verbeugung, „Ihr könnt noch heute abreisen.“
„Du.“ Sheoe zog ihre Sachen an.
„Bitte?“
„Du. Ich will, dass du Du sagst. Wir sind doch Freunde, oder?“
Der Satz brachte Cel´ Zazak völlig aus dem Konzept.
„Fr.... Freunde?“
„Ja“, sie schaute ihn lächelnd an, „wir sind Freunde.“
Sheoe hatte sich fertig angezogen. „Ich bin bereit.“ Mit diesen Worten schulterte sie den gerichteten Rucksack.
"Unbewaffnet solltest du nicht reisen. Es gibt jenseits dieser Mauern viele Gefahren.“
Sheoe folgte ihm neugierig.
„Diese Waffe ist verzaubert. Es ist der Ritualdolch eines Nekromanten.“
Das Mädchen nahm den Dolch entgegen.
Die Scheide war nicht verziert. Sie bestand aus schwarzem Leder. Langsam zog sie den Dolch heraus.
Das erste, was ihr auffiel, war, dass der Dolch ihr gut in der Hand lag. Der Knauf war in Form einer Rosenknospe.
„Der gehört zu einem Nekromanten?“, zweifelte sie.
Die Klinge war so lange wie die Hand eines erwachsenen Mannes. Sie war blank poliert und nachtschwarz. Soweit es Sheoe beurteilen konnte, war sie beidseitig geschliffen.
Probehalber schlug sie mit dem Dolch in die Luft.
„Ja. Einst gehörte er der Tochter meines Herrn. Doch sie ist schon vor langer Zeit verstorben. Mit dieser Waffe kannst du viele grausame Dinge tun. Sobald du die Waffe einsetzt, werden Symbole sichtbar.“
„Wie kann ich den Dolch denn einsetzen? Reicht es, wenn ich einen Menschen damit angreife?“
„Das weiß ich nicht. Ich bin nur ein einfacher Lich, dem das Tote Erwecken in die Wiege gelegt worden ist. Von feiner Nekromantie habe ich keine Ahnung.“
„Oh...“ Sie steckte den Dolch weg.
„Wollen wir?“ Er führte sie zu den toten Chaagins.
Sheoe warf den toten Wesen nur einen kurzen Blick zu. Es war ihr einerlei. Sie spürte, dass diese Dämonen nur wertloses Werkzeug waren.
Cel´ Zazak schwebte zu einem Punkt zwischen den Leichen.
Dann begann er in einer fremden Sprache zu singen.
Linien begannen bläulich zu leuchten. Schließlich bildeten sie einen Kreis, ein hellblaues Loch im Boden.
Doch das Schauspiel ging noch weiter. Jede der fünf Leichen verbrannte in einem andersfarbigen Feuer.
Dabei bemerkte Sheoe, dass die Chaagins in einem Muster gestorben waren.
In einem fünfzackigen Stern.
Der, der zu ihren Füßen lag, verbrannte in einem violetten Feuer. Er bildete den oberen Zacken.
Der links vor ihr verbrannte in einem grünen Feuer, während der rechte in einem dunkelblauen Feuer verging.
Der unterhalb des blauen Feuers verbrannte in einer roten Flamme und der letzte in einer braunen.
Als Cel´ Zazak sein Lied beendet hatte, hob er das Amulett. Es pulsierte.
Vor Sheoes Augen löste sich der hellblaue Kreis vom Boden und richtete sich vor dem Lich auf. Langsam wurde das Blau verdrängt. Schließlich zeigte ihr der Kreis einen Waldrand.
Fasziniert trat Sheoe näher und berührte vorsichtig das Portal. Es war wie die Wasseroberfläche.
„Bist du bereit, dein Volk zu treffen?“ Sheoe nickte. Cel´ Zazk schwebte durch das Portal. Kurz darauf stand er unter den Bäumen.
Sheoe atmete tief ein, dann wagte sie den ersten Schritt in eine neue Zukunft.
Es war, als wäre sie in kaltes Wasser eingetaucht. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf eine farblose Welt, die verzerrt war. Dann fand sie sich neben dem Lich wieder.

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  #29  
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Vanalo rannte.
Neben ihm hetzte Koca durch die Straßen.
„Ich hab es auch gespürt! Ein Portal!“
Links neben Vanalo rannte Jafan, Kocas Vater.
Er war so groß wie ein ausgewachsener Löwe. Sein kurzes Fell war erdbraun und seine Mähne bestand aus dunkelgrünen Blättern.
„Ich will keine Toten!“, erklärte Vanalo, als der Tempel in Sicht kam.
„Mach dir mal keine Sorgen!“, lachte Jafan mit seiner tiefen Stimme, „Wir sterben schon nicht!“
Vanalo lachte leise. „Wir haben keine Zeit für Freundlichkeiten! Jafan, darf ich bitten?“
Der Erdgeist sprang und tauchte unter die Erde. Als große Erdwelle durchbrach er das Eingangstor.
Vanalo hatte derweil eine Harpyie beschworen - die fehlende Schwester.
„Nefetet.“
„Ich weiß: Keine Toten!“
Sie flog neben ihm her.
„Du weißt Bescheid?“
„Ja. Ich hole die verfallene Leiche, tröpfle etwas flüssiges Eis darüber und bringe alles zum Meister.“
„Gut, dann beeil dich.“
Vanalo blickte ihr besorgt nach.
„Also Nefetet kann selber auf sich Acht geben!“ Koca rannte weiter.
„Ich weiß. Wo müssen wir lang?“
„Folge mir unauffällig!“
Jafan stürmte durch einen langen, blauen Gang. Er stieß hie und da einen Kerzenständer um und lachte schallend, wenn ein Priester aus einer Tür kam, um nachzusehen. Sie erbleichten und stürmten meistens kopflos davon.
Jene, die dumm genug waren sich zu bewaffnen, um den Eindringlingen die Stirn zu bieten, erhielten einen Schlag auf die Nase. Mehr wollte Vanalo ihnen nicht zumuten.
Menschen waren sehr zerbrechlich.
„Was meinst du, wieso hat er das Portal geöffnet?“ Koca eilte eine Treppe hinunter.
„Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen!“, antwortete Vanalo.
Doch er hatte eine Befürchtung.
„Da vorne ist der Raum!“, rief er Jafan zu, „Aber die Tür ist verschlossen!“
„Als ob ihn das aufhalten würde“, murmelte Koca. Er hatte Recht. Sein Vater rannte einfach mit gesenktem Kopf auf die Tür zu und stieß sie aus den Angeln.
Endlich standen sie in dem Raum.
„Die Falltür ist dort...“ Der Rest von Vanalos Satz ging in einem lauten Knall unter.
Jafan hatte sich auf die Falltür gestellt und war probehalber gesprungen.
„Hast du dich verletzt?“, rief Vanalo besorgt runter.
„Nein“, dröhnte die Antwort zu ihm hoch.
„Hätte mich auch gewundert.“
Vanalo sprang mit Koca auf dem Arm in die Dunkelheit.
Wie eine Katze landete er auf seinen Füßen. Jafan hatte bereits seine Nase in die Luft gestreckt.
„Die könnten mal wieder lüften“, knurrte Jafan. Der große Elemtargeist lief eilig den Weg entlang.
„Nathana war hier. Ich rieche sie.“
„Woher weißt du, wie sie riecht?“ Soweit Vanalo wusste, kannte nur Denai Nathanas Geruch.
„Sie hat oben im Raum einen Fluch gewirkt. Ich rieche ihre Magie“, erklärte er ihm, „Hast du dir schon überlegt, wie wir mit dem Lich verfahren?“
„Wenn er noch da ist!“, war die gereizte Antwort des Anch-iri.
Nathana war noch jung und unerfahren. Es war ein leichtes, Kindern etwas vorzuspielen. Und Lichs waren nicht gerade dumm. Vor allem dieser hatte bewiesen, dass er nicht unklug handelte.
Vanalo machte sich auch Sorgen wegen des Elements.
Der Lich hatte eine Fähigkeit für Eis.
Eis bedeutet, dass er Feuer wählen musste.
Und für Feuer kannte er nur einen Geist, der stark genug war, um ihm zu helfen.
Und diesen Geist fragte er nur ungern.
„Da ist die Tür!“
Koca sprang sie an. Der kleine Geist knallte gegen das Holz.
„Fest. Alles Eis“, lautete die Bemerkung des Vaters. Er ging zu Koca und half ihm auf. Der junge Geist war etwas wackelig auf den Beinen.
„Dann muss ich wohl...“ Vanalo holte tief Luft und schloss die Augen.
Sein Geist löste sich von seinem Körper und tauchte in die Astralebene ein.
Er sank tiefer und tiefer, bis er im Reich des Feuers angelangt war.
Flüssiges Gestein floss unter ihm in einen See. Magares Körper war fast nicht zu erkennen.
„Du schon wieder!“, lautete die Begrüßung des Geistes.
„Ich brauche dich. Schnell!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ebnete er ihm den Weg.
Als Vanalo seine Augen wieder öffnete, stand Magares vor ihm.
Der waranähnliche Geist öffnete zwei gelbe Augen. Seine grauschwarze Haut war mit unzähligen Rissen überzogen. Durch die Risse schimmerte flüssiges Gestein.
„Was willst du, Kind?“
„Brenn mir einen Weg zu dem Lich.“
„Warum?“
„Was? Warum?“
„Ja. Ich hab keine Lust mit einem Lich zu kämpfen. Was, wenn er ein untotes Heer um sich geschart hat?“
„Magares“, mischte sich Jafan ein, „Nathana lebt noch. Der Lich hat sie in seiner Gewalt.“
„Nathana ist nicht mehr am Leben...“
Aber Magares war unsicher, das merkte Vanalo.
Magares war einst ein enger Freund Koloniros gewesen. Koloniro war Nathanas Vater.
„Glaub mir, alter Freund. Die Kleine hat es irgendwie überlebt. Aber uns trennt die verdammte Eistür!“
„Sag das doch gleich!“
Ohne ein weiters Wort holte Magres tief Luft.
Er spie weißes Feuer auf die Tür. Es zischte und knallte als Feuer, heißes Wasser und Wasserdampf auf die kalte Eisfläche trafen.
Schließlich waren sie durch.
Magares war der erste, der sich durch das Loch wagte.
„Der Lich ist weg“, war alles, was er sagte.
Vanalo folgte ihm mit Koca und Jafan.
„Sieht so aus, als habe er es sich hier gut eingerichtet.“ Jafan schnupperte.
„Das ist ein Portal der Anch-iri.“ Magares ging um den Fleck herum, der nicht mit Eis und Schnee bedeckt war.
„Das beunruhigt mich.“ Vanalo berührte die Linien. „Diesen Zauber benutzen wir schon lange nicht mehr.“
„Wieso?“, fragte Magares.
„Weil er allen Bewohnern des Zwielichts sagt, dass man gereist ist.“
„Das bedeutet jeder Dämon weiß, dass Nathana lebt?“, fragte Koca leise.
„Jeder, auch ihre Feinde“, raunte Vanalo leise und besorgt.

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  #30  
Alt 13.01.2010, 17:13
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„Ich wage kaum zu hoffen.“ Vorsichtig hoben die schlanken Finger das Messer. „Und doch gibt es Hoffnung!“
„Die Verletzungen stammen von einer jungen Anch-iri“, sagte sein Schüler.
Mit einer kleinen Zange hob er die Haut des toten Mannes an. „Nach dem tiefen und wackligen Schnitt hat sie kaum Erfahrung im Kampf.“ Langsam hob sein Schüler den Kopf. „Und doch hat sie einen Menschen getötet. Woher sie das wohl hat?“
Ein Lächeln stahl sich über Lippen, die nur selten lächelten. „Wie wahr, mein Schüler. Von wem hat sie das nur geerbt?“
Das Messer landete wieder auf seinem blauen Samtkissen.
Azariel wandte sich von dem Tisch ab. Die Leichen der Seeleute waren nicht mehr interessant.
Er wusste nun, was er wissen musste.
„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass es Nathana ist.“ Der junge Mann legte sein Werkzeug beiseite und warf die Schürze einem Diener zu.
„Ich weiß, Lucaras.“ Ohne auf die Diener zu achten lief er auf die Tür zu. Sein Schüler folgte ihm.
„Doch glaube ich, dass Vanalo mit der Jagd überfordert ist.“
„Etwas, das verständlich ist.“ Lucarias hegte ein gewisses Maß an Abneigung gegenüber Vanalo. „Ich glaube, er könnte Hilfe brauchen.“ Die tiefschwarzen Augen duldeten keinen Widerspruch.
„Wie du wünscht, Meister.“ Der junge Mann verneigte sich elegant.
„Auch ich freue mich, die vermisste Tochter meiner Schwester...“
„Gebieter!!!“ Ein Diener stürmte in den Saal.
Über Lucaras Gesicht huschte kurz ein Anzeichen von Ärger, aber der Ausdruck verschwand sofort wieder.
„Es... wir haben eine weitere Leiche!“ Der Diener führte Meister und Schüler eilig zu einem weiteren Saal.
Azariel war äußerlich die Ruhe selbst. Doch die Tatsache, dass eine weitere Leiche eingetroffen war, ließ in ihm freudige Erregung aufsteigen.
Nathana... seine Nathana hatte wohl das Töten für sich entdeckt.
Etwas, was ihm bis jetzt nur bei Lucaras aufgefallen war.
Und zum zweiten mal an diesem Tag stahl sich ein Lächeln über seine strengen Gesichtszüge.
Die Leiche war fast vollständig zerfallen.
„Nathana hat sauber gearbeitet. Ich selbst hätte es nicht besser machen können.“ Lucaras trat an den Tisch.
Azariel hörte Bewunderung in der sonst so gefühllosen Stimme seines Schülers.
Lucaras nahm eilig eine Zange zur Hand und begann die Überreste zu untersuchen.
„Definitiv ein Fluch. Vielleicht Säurekuss“, überlegte Lucaras leise.
„Vermutlich.“ Azariels Neugier legte sich bereits wieder.
„Oh, was haben wir denn da?“ Lucaras hatte die Fingernägel des Mannes untersucht. Er kratzte die Überreste heraus.
„Haut.“ In einer kleinen Glasschale trug er sie zu einem anderen Tisch.
„Die gehört Nathana. Dazu muss ich sie nicht einmal sehen“, sagte Azariel.
Seine Stimme war wie immer streng und gefühllos. Sein Schüler warf ihm einen Blick zu.
„Soll ich sofort aufbrechen?“ Er hatte die verborgene Nachricht gut gedeutet.
„Ja.“
Lucaras verbeugte sich tief und eilte dann aus dem Raum.
Der Lehrmeister ging zu dem Toten.
Lucaras war sein bester Schüler. Er hatte den Anch-iri vor langer Zeit als Sohn adoptiert und dabei festgestellt, dass dieser selbst für einen Anch-iri sehr grausam sein konnte.
„Aber lass deine Finger von Nathana“, raunte er, wohl wissend, dass sein Schüler auch diese Worte hörte.

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  #31  
Alt 17.01.2010, 13:55
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„Das ist wundervoll! Cel´ Zazak, ist das ein Moor?“ Sheoe schaute auf die Lichtung.
Vor ihr stand ein Vollmond am Himmel. Sein blasses Licht erhellte eine Sumpflandschaft. Obwohl es Winter war, hing ein Nebelschleier über dem Sumpf.
Langsam trat Sheoe auf die Lichtung zu.
„Ja, das ist ein Moor.“ Der Lich legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Es ist wunderschön“, flüsterte sie. Sie lief über die vertrockneten Blätter.
„Das ist das Erbe deines Volkes.“ Der Lich deutet auf das Moor. „Menschen würden diesen Anblick als schrecklich und unheimlich empfinden.“
„Ja, ich weiß. Ich habe lange genug unter ihnen gelebt, um zu wissen wie sie sind. Sie jagen alles, was sie nicht verstehen.“
„Lass uns weiter gehen.“ Der Dämon führte sie sicher über das Moor.
Sheoe folgte ihm. Obwohl sie nicht wusste, was ein Lich war, vertraute sie ihm. Ihr Gespür war in solchen Fällen absolut sicher.
„Was ist mit den anderen Dämonen? Können sie uns nicht gefährlich werden?“
„Andere Dämonen? Nein, die werden uns nicht stören“, meinte er amüsiert „Selbst wenn es einen gibt, der blöd genug ist mich anzugreifen: Welcher Dämon ist schon dumm genug und greift eine Anch-iri an?“
Sheoe wusste nicht, was sie von dieser Aussage hätte halten sollen. „Also bin ich nicht in Gefahr.“
„Nein. Und wenn alle Stricke reißen...“ Der Lich berührte den Boden. Sofort schmolz der Schnee und das Gras verfaulte. „...dann schick ich ihn zurück zu seinen Vorfahren.“
Sheoe schluckte. „Das klingt nicht gerade so, als ob du viel Kontakt zu deinesgleichen hältst.“
„Dämonen sind nicht sehr gesellig. Bis auf ein paar Ausnahmen“, lautete die Antwort.
„Erzähl mir etwas über Dämonen. Erzähl mir etwas über dich.“
Cel´ Zazak warf Sheoe einen neugierigen Blick zu, schwieg jedoch kurzzeitig.
„Ich bin ein Lich. Wie dir vielleicht aufgefallen ist, habe ich viel mit Eis und Kälte zu tun.“
Sheoe nickte.
„Ich bin ein Mischling. Die genaue Bezeichnung meiner Art ist nicht von Belang. Ein Hexer hat den Geist eines Dämons mit einem Elementargeist verbunden, und so bin ich entstanden. Allerdings bin ich mehr ein Dämon, weshalb ich mich als Lich bezeichne.“
„Das ist ganz schön verwirrend.“
„Findest du?“
„Ja.“
„Glaub mir, Kleines, dein Volk ist noch viel verwirrender als ich es bin“, kicherte er leise, „Aber du wirst sehen, du wirst es verstehen.“
Die Worte ließen sie lächeln.
Cel´Zazak führte Sheoe durch einen verschneiten Wald, und er wurde nicht müde, ihr von den Wundern ihres Volkes zu erzählen.
Schließlich dämmerte es.
„Dort hinten ist eine Waldhütte. Dort können wir den Tag verbringen.“
Sheoe gähnte. „Gute Idee“, meinte sie müde.

Geändert von Snowsong (08.03.2010 um 20:41 Uhr)
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  #32  
Alt 17.01.2010, 14:30
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Natürlich hatte Lucaras den Befehl gehört.
Er war schließlich nicht taub.
Die einfachen Worte seines Meisters machten ihn jedoch nervös.
Wusste der alte Mann etwas?
Hatte er über die lange Zeit doch etwas herausgefunden?
Auf dem Gesicht des Meisterschülers regte sich nichts. Mit versteinerter Miene steuerte er den verlassenen Teil des Gebäudes an.
Zielstrebig ging er durch die vielen dunklen Gänge.
Schließlich stieß er eine Tür auf.
„Sie lebt!“
Alle drei Insassen, zwei Männer und eine Frau, hoben erschrocken den Kopf.
„Nathana! Sie hat überlebt!“ Er konnte seine Wut kaum bändigen.
„Das ist unmöglich!“ Die Frau trat auf ihn zu.
„Ach wirklich? Und wie kommt es, dass Vanalo sie gerade sucht?“, fragte er spöttisch.
„Vanalo sucht sie? Aber wie...? Wo...?“
„In Lakada“, knurrte Lucaras.
„Sie kann nicht überlebt haben! Ich habe darauf geachtet, dass sie versinkt!“, protestierte die Frau.
„Ja, dass sie versinkt.“ Lucaras warf ein Buch nach ihr. „Nicht aber, dass sie ertrinkt!“ Das nächste Buch traf die Frau am Kopf. „Sie lebt, und der Meister will, dass ich sie hole.“
„Das ist doch gut“, meinte einer der Männer, dessen Gesicht unter einer Kapuze lag, „So kannst du sie beseitigen.“
„Wenn es nur so einfach wäre“, seufzte Lucaras.
Er setzte sich auf einen Stuhl.
„Er weiß irgendwas. Wenn ich mit Nathanas Tod zu ihm komme, bringt er mich um.“
„Dann begleite ich dich. Und wir lassen es wie ein Unfall aussehen. Im ersten Ruheraum...“, bot die Frau an.
„Und du glaubst, der Meister würde uns das glauben?“ Lucaras schüttelte den Kopf.
„Ich kenne ihn besser als jeder anderer. Ich kenne ihn sogar besser, als es seine Tochter damals tat. Der Meister ist zwar alt, aber nicht dumm. Er weiß, dass es viele gibt, die seine Position anstreben um einen offenen Krieg zu beginnen.“
Die Frau seufzte ebenfalls. „Ich kann versuchen, es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Aber ob er mir das abkauft...“
„Wird er.“ Der letzte Mann trat zu ihm. „Du bist ihm ein Sohn und warst seiner Tochter ein Bruder. Wenn jemand Nathana töten kann ohne Aufsehen zu erregen, dann du.“
Lucaras nickte langsam.
„Ich werde es versuchen, kann aber nichts versprechen. Wenn er mich überwachen lässt, werde ich nichts tun, das meine Position gefährdet.“
„Das verlangt auch keiner von dir“, lächelte die Frau.
„Dann mach ich mich mal auf den Weg.“ Lucaras stand auf und schlenderte zum Ausgang.
Er hatte es nicht eilig, die Tochter seiner verhassten Rivalin zu finden.

Geändert von Snowsong (08.03.2010 um 20:42 Uhr)
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  #33  
Alt 23.01.2010, 21:40
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Als die Schatten länger wurden, erwachte Sheoe von alleine.
Das Mädchen gähnte herzhaft und setzte sich auf. Mit noch verschlafenen Augen schaute sie sich um.
Von Cel´ Zazak fehlte jede Spur.
Sofort war sie hellwach. Hastig stieg sie aus ihrem provisorischen Bett aus Decken und Fellen. Sie zog ihre Kleidung an, griff nach dem Rucksack und eilte aus der kleinen Hütte.
Cel´ Zazak wartete auf sie.
Erleichtert seufzte Sheoe. „Ich dachte schon, du wärst weg.“
„Nie würde ich dich zurück lassen“, antwortete er entrüstet.
„Tut mir Leid. Lass uns weiter gehen! Ich will weiter!“, bat sie ihn.
Der Lich nickte und schwebte über den Boden. Sheoe folgte ihm.
Nach einer halben Ewigkeit hielt es Sheoe nicht mehr aus. Sie hatte so viele Fragen, aber kaum Antworten. Immer vertröstete er sie auf später.
„Erzähl mir doch endlich, was es mit dieser besonderen Nacht auf sich hat!“, bettelte sie.
Der Lich drehte den Kopf in ihre Richtung. „Die Astralnacht? Och, das wird dir jemand erklären, der es versteht“, meinte er zu ihr, „Ich bin da kein Experte.“
Sheoe verzog den Mund. „Aber es könnte doch auch für mich wichtig sein! Für die Zukunft!“, versuchte sie es erneut.
Cel´ Zazak lachte einfach nur. „Wie ich dir bereits einmal sagte, an dir klebt der süße Duft der Verdammnis. Du wirst eine Nekromantin. Die Astralnacht ist aber nur für Beschwörer interessant.“ Der Lich stellte auf stur.
Sheoe knurrte etwas Unverständliches.
„Ich kann dir etwas zu den Elementen sagen, mehr nicht“, bot er ihr an.
„Ja, bitte!“ Eilig schloss sie zu ihm auf.
„Also, wie ich dir schon erzählt habe, basieren die Kräfte auf den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Erde und Luft. Die jungen Beschwörer werden genau nach diesen Elementen getrennt. Dabei achten die Ausbilder auf persönliche Eigenschaften:
Zur Erde gehören jene, die ruhig und besonnen sind.
Die humorvollen und verspielten gehören zur Luft.
Zielstrebig und geduldig sind diejenigen, die zum Wasser gehören.
Temperamentvoll und hilfsbereit sind jene mit Feuer.
Die jungen Beschwörer bekommen ihre ersten Geister aus dem entsprechenden Element. Erst später können sie sich Verbündete aus den anderen aussuchen.“

„Aber was ist mit dem letzten Punkt? Mit dem... Geist?“
„Das ist nur für die Nekromanten und Hexer von Bedeutung“, antwortete er.
Sheoe seufzte. „Die Anch-iri haben viel mit diesen Elementen zu tun. Warum?“
„Weil diesen Elementen die Dämonen angehörten, die sie gezeugt haben. Du wirst sehen, es hat seinen Grund, weshalb sich dein Volk gespalten hat.“ Mit diesen Worten erhörte er das Tempo.
__________________
Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.

Geändert von Snowsong (08.03.2010 um 20:45 Uhr)
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  #34  
Alt 31.01.2010, 15:39
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Der Stoff raschelte leise, als er über den Boden schleifte. Es war das einzige Geräusch.
Lucaras schritt langsam die letzten Stufen der langen, schwarzen Marmortreppe hoch. Am Ende erwartet ihn ein riesiger Raum, in dem ein einzelner Drache stand. Zum Gruß hob das Wesen seine linke Vorderpranke. Lucaras verbeugte sich.
„Dah´run.“ Der junge Mann ging auf den Giganten zu.
Dah´run war noch ein junger Drache, dennoch überragte er den größten Teil seiner Artgenossen. Er war einer von Stalagats Nachkommen.
Der Drache wirkte abgemagert und knochig. Aber der Schein trog. Knochendrachen waren nur äußerlich schwach und gebrechlich. Die Anch-iri wussten das am besten.
„Hör, mein Freund, wir suchen Nathana. Sie lebt! Ist das nicht wunderbar?“
Der Drache grollte. Auch Dah´run freute sich über diese Nachricht.
Selbst vor meinem Partner muss ich mich verstellen...
„Wir werden durch das Zwielicht reisen. Der Meister wünscht, dass wir sie so schnell wie möglich finden. Das heißt, wir werden durch eine der tiefsten Ebenen reisen, um so schnell wie möglich voranzukommen.“
Der Drache nickte.
„Keine Rast, mein Guter, bis wir sie haben.“
Das störte den Drachen nicht.
Lucaras schwang sich in den Sattel. Dah´run lief an den Rand des Raumes. Dort ging es senkrecht nach unten. Er spannte die Muskeln an und stieß sich ab.
Lucaras schloss kurz die Augen und tauchte ins Zwielicht ein. Sofort veränderte sich alles.
Die Umgebung verlor ihre Farben. Das einzige, was es noch gab, waren graue, schwarze und gelbliche Flächen. Doch selbst das Gelb war verunreinigt. Unscharf wurden die Umrisse von Dämonen tieferer Ebenen sichtbar.
Lucaras lies Dah´run tiefer eintauchen.
Langsam wurde alles dunkel. Schließlich flog Dah´run durch eine Umgebung mit einem verschmutzten Gelb als Himmel und grauschwarzen Schatten.
Lucaras hielt die Augen nach Dämonen offen. Diejenigen, die auf dieser Ebene lebten, waren gefährlich und konnten unangenehm werden.
__________________
Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.

Geändert von Snowsong (08.03.2010 um 20:48 Uhr)
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  #35  
Alt 01.02.2010, 20:00
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Orendarcil Orendarcil ist offline
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Heyho,
habe mal begonnen deine Geschichte zu lesen, die erste Seite habe ich fast durch, wollte zunächst aber mal was dazu schreiben, damit es nicht zu viel wird ^^ (was bei mir schon mal geschieht ).
Zitat:
„Wenn das nicht meine kleine Stammkundin ist“, meinte sie, „Was war es dieses Mal?“ Sheoe grinste und schob ihr schulterlanges, silberweißes Harr hinter ihr spitz zulaufendes Ohr.
„Der Ohrring!“ Die Wirtin schüttelte den Kopf: „Mädchen, du solltest dich wirklich mal nach Artgenossen umsehen.“
Mh...was möchtest du mit dem Ohrring sagen? Du kommst später auch nicht mehr darauf zurück... daher weiß ich leider nicht, warum du es überhaupt erwähnt hast, wenn es mehr "Fragen" als Erklärungen liefert.

Zitat:
Shushs waren bärengroße Dämonen. Sie hatten ein kurzes, braunes Fell, runde Ohren und löwenähnliche Pranken. Der kleine, schmale Kopf saß auf einem länglichen Hals. Der Shush hatte eine lange Nase und keine Augen. Shush „sahen“ mit ihrer Nase.
„Hallo, meine Liebe.“ Vanalo graulte Denai am rechten Ohr. „Meine Schöne, ich brauche deine Hilfe“, er reichte ihr das Hemd. „Kannst du das Kind für mich suchen?“ Denai öffnete ihr zahnloses Maul.
Shushs waren Pflanzenfresser. Sie waren friedliche Waldbewohner, eine Unterart der Dämonen.
Zunächst einmal würde ich die Beschreibung der Shushs nicht durch einen eingeschobenen Dialog unterbrechen. Die Erklärung der Rasse würde ich anfangen, abschließen und dann erst im Kontext fortfahren.
Zum anderen beginnen viele Sätze (bei der Beschreibung) mit " Shushs/Der Shush" oder "Sie". Du könntest an solchen Stellen etwas mehr Abwechslung in die Konstruktion der Sätze bauen... ist an anderen Textstellen auch schon mal der Fall, allerdings nicht in diesem Maße.

"Er hat sie dich gewiss nicht angefasst, oder?"( <-- Den Satz verstehe ich nicht, so wie er geschrieben ist ;-) )


Fehler die öfter auftauchen:
Zitat:
Wen doch, werden ihn die Nekromanten zurück rufen und ihn fürchterlich leiden lassen!!
Dinge wie "zurückrufen/hingehen" oder ähnliches werden zusammengeschrieben. Du schreibst sehr sehr oft "wen", wenn du "wenn" schreiben müsstest.
Zitat:
Das ist gelogen, und das wiest ihr alle!“ fauchte die Frau. „Jeder von euch weis,
Mit den Formen von "wissen" hast du ein wenig deine Probleme. Es heißt: "wisst" und "weiß".

Zitat:
Sie war kurz so abgelenkt, dass sie den Priester vergas.
Vor langen Vokalen (also langesprochenen, sowie ei und au) nimmt man nicht das s sondern das ß. Dementsprechend: "vergaß"

Zitat:
50 Jahreszeitenzykluse
Das ist wie mit den Kakteen... es heißt "...zyklen"

Zitat:
Er kam auf sie zu und öffnete ohne Probleme die Klauenhand des Dämons.
Ich finde es ein wenig seltsam, dass der Dämon keinerlei Reaktion daraufhin macht. Und sei es auch nur ein Ächzen, ein anderer Laut, ein nachgreifen etc.
Manchmal, aber nicht oft, vergisst du die um die Hauptperson geschehenen Dinge und konzentrierst dich sehr auf das Ereignis was die Person betrifft. Kleine Details machen eine Welt lebendig und Situationen realistischer.
Allerdings finde ich, dass du an manchen Stellen schon recht gut beschreibst, zumindest so weit, dass ich nicht sagen würde, dass es zu wenige sind. Wie gesagt... nur an manchen Stellen halt.

nachdem der Priester tot ist:
Zitat:
Sheoe zog sich eilig wieder an.
Er hat doch ihr "Hemd" (oder was es auch war) zerissen... würde vielleicht noch ganz kurz erwähnen, dass sie nur ihre Jacke anzieht oder aber einen kleinen Gedanken von ihr dazu schreiben (z.B. wenn sie einen Blick auf das zerissene Hemd wirft oder so).

Soo...
Ist es alles eigentlich ein Kapitel, oder hast du noch keine Kapiteleinteilung vorgenommen oder soll es vielleicht sogar gar keine wirklichen Kapitel geben?
In gewissem Maße finde ich den Wechsel zwischen den Personen Vanalo und Sheoe interessant, allerdings hat es mich dann mit zunehmender Kürze der einzelnen Abschnitte ein klein wenig gestört. Würde nicht so oft wechseln, sondern dann eher erstmal eins abschließen und anschließend nach einem größeren Abschnitt aus der Sicht der anderen Person fortfahren. Durch Worte/Sätze wie " zur gleichen Zeit/derweil" o.ä. kannst du es dann wieder so richten, dass es auch für den Leser gedanklich zur gleichen Zeit abläuft.
Aber das ist nur ein Vorschlag

Von der Art zu Schreiben finde ich es eigentlich ganz gut zu lesen, es geht locker flockig vorran und man kommt nicht ins Stocken. Ab und an sind noch ein paar Rechtschreibfehler enthalten (weiß gar nicht, ob Bardin jetzt auch noch Korrektur liest?), aber nicht so sonderlich viele. Jene die öfter auftauchen hab ich dort oben mal genannt.
Und vom Inhalt her: Es wirkt interessant, aus diesem Grund habe ich auch ein ganzes Stück weit hintereinander weg gelesen. Mache ich nicht sonderlich oft, meistens lese ich nur in den ersten Abschnitt rein.

Soo...das dürfte etwas erschreckend wirken
Allerdings schreibe ich (wenn ich etwas zu einem Text sage) meistens recht viel, allerdings sagt die Menge der Dinge die ich anmerke nichts darüber aus, wie ich es finde (meistens zumindest nicht ).
Aber ich bin jemand der die Meinung vertritt: Nur eine erhliche Meinung hilft weiter und Dinge können nur verbessert oder verändert werden, wenn man sie auch nennt!
Von daher... ich hoffe mal, es ist in deinem Sinne ;-)

Fazit: Gute Geschichte mit interessantem Inhalt, einfach und flüssig zu lesen, hin und wieder ein paar kleine Defizite in Rechtschreibung und passenden Beschreibungen, aber rundum etwas mit dem man etwas anfangen kann und was Spaß macht zu lesen. Also weiter so

Achja... noch so eine kleine Frage am Rande, die mich immer interessiert, wenn ich Geschichten anderer Leute lese (muss nicht beantwortet werden, wäre nur auch gut zur Einschätzung der Geschichte (für mich zumindest =D)):
Wie alt bist du eigentlich?

Viele Grüße
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"Vieles geht dahin und stirbt, doch die Wahrheit bleibt,
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  #36  
Alt 02.02.2010, 19:17
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Snowsong Snowsong ist offline
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Danke schön Orendarcil.
Ich freue mich immer über Bemerkungen, den nur dann sieht man, was man noch verbessern kann^^

Ja, Bardin Korrigiert mit, nur seit sie im Prüfungsstress ist, macht sie eine Pause.
Und du bist nicht die erste (und bestimmt nicht die letzte Person) die mein Problem mit der Rechtschreibung bemängelt.^^

Zu deiner Frage: Die Geschichte ist in Kapiteln unterteilt. Da ich aber nacheinander poste, sieht man das nicht so gut. Ich hebe das Kapitel hervor, damit es besser auffällt.

Der Ohrring spielt erst später wieder ein Rolle, welche, will ich noch nicht verraten^^
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Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
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Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.

Geändert von Snowsong (29.03.2010 um 13:19 Uhr)
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  #37  
Alt 03.02.2010, 13:42
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Orendarcil Orendarcil ist offline
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Hi,
hebst du neue Kapitel durch diese Sternchen hervor?
Dann wären es ja recht kurze Kapitel oder nicht?
Ok, mit dem Ohrring lasse ich mich dann mal überraschen =D

Prüfungsstress...ohja... ich kann ein Lied davon singen, denn ich befinde mich zur Zeit in einer echt grausigen Lernphase...
Wenn andere aus höheren Semestern schon sagen: "Wenn ihr die drei Klausuren hinter euch habt, habt ihr das Studium geshafft" (Wohlgemerkt, es liegen noch vier danach vor mir), will das was heißen... ächz.

Werde i.wann aber weiterlesen....wann weiß ich jedoch leider nicht genau.

Viele Grüße
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  #38  
Alt 03.02.2010, 13:52
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Nein, ich schreibe die Kapitel fett.
Die Sternchen zeigen nur an, das es bei einer anderen Person weitergeht. Das ist mehr für mich, wen ich die Seiten ausdrucke, sonst verliere ich den Überblick^^
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  #39  
Alt 03.02.2010, 14:29
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Ach verdammt... beim drüberscrollen übersehen

Bis denne
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  #40  
Alt 07.02.2010, 15:55
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***
Sie waren die halbe Nacht gelaufen, als Sheoe zum ersten mal den Rauch roch. Verwirrt schaute sie sich um. Doch sie konnte nirgends einen Feuerschein sehen.
„Ich rieche Feuer.“ sagte sie schließlich. „Es ist nur schwach aber es brennt hier irgendwo etwas.“
„Das ist gut möglich. In diesem Teil des Reiches streifen viele Diebe und Räuber herum. Vielleicht hat eine Gruppe von Banditen ein Dorf überfallen.“
Sheoe runzelte die Stirn. „Glaubst du?“ jetzt lachte Cel´Zazak.
„Aber natürlich. Es gibt hier unzählige kleine Bauernhöfe weil die Erde hier so fruchtbar ist. Und die Dämonen halten sich sowieso eher in den Städten auf. Nicht, dass es um die Menschen schade währe...“ die Gleichgültigkeit, mit der der Lich über die Menschenleben redete, lies Sheoe frösteln.
„Dir bedeuten Menschenleben nichts oder?“
„Warum sollen sie? Menschen sind schwach. Sowohl Körperlich als auch geistig. Die wenigen Magier lassen sich so leicht verführen und kontrollieren. Oder warum glaubst du, konnten wir zurückkehren?“ das Mädchen blieb stehen.
„Dann habt ihr König Agason manipuliert?“
„König? Wohl eher Narr! Es war so leicht, in darum zu bitten, einen Spalt im Zwielicht zu öffnen. Den Dämon, der ihn dann anschließend tötet schlüpfte in seine sterbliche Hülle und nahm so seinen Platz ein.“
„Igitt! Das ist ja widerwärtig!“ entfuhr es ihr.
„Ach wirklich? Nein, nein. Das ist unsere Art, mit Menschen umzugehen. Nur die starken können uns widerstehen, die schwachen jedoch knien zu unseren Füßen in dem Glauben uns zu kontrollieren.“
Sheoe starrte den Rücken ihres Begleiters an. Er musste ihre Fassungslosigkeit bemerkt haben, denn er hielt an und betrachtet sie aus seinen leeren Augenhöhlen. Sein immer grinsender Mund schien im blassen Mondlicht sogar noch breiter zu sein, als sonst.
„Was glaubst du, macht dein Volk mit den Menschen? Für deine Art sind sie nur Insekten oder Versuchsobjekte. Keine würdigen Gegner. Wenn sie deiner Art lästig werden, werden sie getötet. Gewöhne dich an diese Sicht der Dinge! Ab jetzt musst du in größerem Umfang schauen. Nur so wirst du überleben können.“ diese Worte kamen ungewöhnlich scharf.
Sheoe senke den Kopf. „Was soll ich denn machen? Ich habe bis jetzt nur unter Menschen gelebt...“
„Das sollte keine Rüge sein.“ seine Knochenhand legte sich auf ihre Schulter. „Sondern ein Rat. Ich habe lange genug gedient, um zu wissen, dass es mindesten einen gibt, der dir dort das Leben zu Hölle machen kann. Er gehört zu den mächtigsten Nekromanten, die dein Volk je hervorgebracht hat und sein Großvater war einer der blutrünstigsten Dämonen seiner Zeit.“ erstaunlich sanft hob er ihr Kinn an und schaute ihr in die Augen.
„Wenn du dich gegen ihn nicht behaupten kannst, wirst du dort nie Fuß fassen können. Leg also dieses menschliche Dasein ab Sheoe. Befreie dich von dieser kleinen, engen Sicht der Menschen und beginn alles mit dem Blick einer Anch.iri zu sehen.“
„Aber was bedeutet das? Ich verstehe dich nicht.“ flehend schaute sie ihn an.
„<Es ist nichts, wie es scheint.> Das ist eines der Sprichwort deines Volkes. Die Anch-iri haben die ungewöhnliche Eigenschaft, immer hinter die Kulissen zu schauen. Und damit musst auch du anfangen. Jeder lächelt dich an, doch wer meint es ernst? Jeder schüttelt dir die Hand, doch wie viele haben schon den Dolch in der anderem Hand? Nur wenn du die Zeichen rechtzeitig erkennst, kannst du auch handeln.“ er nahm seine Hand von ihrer Schulter und schwebte weiter.
„Normalerweise sollte dein Instinkt dir sagen, wem du trauen kannst, um wem nicht. Doch manche können sich gut verstecken. Elfen zum Beispiel sind sehr geschickt darin, ihre Wahren Absichten zu verbergen. Sieh dich also vor ihnen vor!“ warnte er sie. „Und nimm dich auch vor deinem eigenen Volk in acht. Unter Nekromanten herrscht ein harter Konkurrenzkampf.“ fügte er traurig hinzu.
„Vor meinem eigenen Volk?“ flüsterte sie. Zum ersten mal seit sie wusste, was sie war, bekam Sheoe ein Flaues Gefühl im Magen. „Es ist aber... nicht so schlimm oder?“ wagte sie zu fragen.
Cel´ Zazak schwieg lange. Schließlich sagte er mit leicht zitternden Stimme: „Das kommt immer darauf an, wem du in die Quere gekommen bist. Wenn du jenem Anch.iri im Weg stehst, tötet er dich.“
„Das glaube ich nicht! Ich... ich bin doch noch ein Kind!“
„Das ist für ihn nicht von belangen. Wenn ich nicht durch einen Zauber zum Schweigen gebracht worden währe, würde ich dir seinen Namen und den seiner Verbündeten nennen. Damit du gewarnt bist. Aber so kann ich dir nur sagen: <Nimm dich von der Elite in acht. Dort gibt es die meisten ehrgeizigen Anch-iri.>“
„Die... Elite? Das sind die Meister oder? Warum sollte mich einer von denen töten wollen? Ich bin...“
„Ich warne dich nur vor. Du musst wissen, es gibt schon sehr lange einen Machtkampf unter deinem Volk. Ein Machtkampf um die Nachfolgerschaft des Thrones. Wenn du dich nicht rechtzeitig entscheidest, tötet dich eine der drei Gruppen. Eine davon ist sehr darauf bedacht seine Feinde möglichst schnell, lautlos und unauffällig zu... beseitigen.“
Sheoe schwieg. Sie hatte sich so darauf gefreut, ihr Volk kennen zu lernen, und jetzt erfuhr sie, das ihre Art sehr blutrünstig, kalt und unberechenbar war. Schlimmer noch: Sie tötet einander gegenseitig!
In was bin ich da nur rein geraten? Fragte sie sich stumm.
Bis zum Morgengrauen redeten die beiden Weggefährten nichts mehr. Cel´ Zazak überließ sie ihren Gedanken und dafür war Sheoe sehr dankbar. In ihrem Kopf herrschte ein großes Durcheinader.
War es klug gewesen, Lakada zu verlassen? Diese Frage stellte sich Sheoe wohl zum 100 mal. Und doch konnte sie keine Antwort darauf finden. Cel´Zazak hatte sie mit diesem Teil ihres Volkes Konfrontiert, der ihr Angst machte.
Aber vielleicht übertreibt es ja.... Hoffte sie, vermutlich auch zum 100 mal.
Sie war so abwesend, das sie nicht merkte, wie Cel´ Zazak stehen blieb. Sie lief ihm in den Rücken.
Es war, als pralle sie gegen eine Eiswand.
„Was ist? Warum halten wir an?“ fragte sie verwirrt. „Der Wald lichtet sich.“ sofort schaute sie sich um. Es standen nach wie vor viele Bäume um sie herum und es gab kein Anzeichen auf eine Lichtung oder den Waldrand. „Woher weißt du das?“ fragte sie ihn.
„Ich spüre es.“ dabei wies er auf den Boden. Sheoe konnte jedoch nichts sehen.
„Wir werden nun vorsichtig sein müssen. Es streifen hier viele Kriminelle herum und vor denen müssen wir uns in Acht nehmen, verstanden?“ Sheoe nickte.
„Wie werden in kürze die Totenebene erreichen, das ist flach und gut überschaubares Gelände. Wenn sie uns einmal entdeckt haben, werden wir kämpfen müssen, denn die haben alle Pferde. Ein Feuer werden wir nicht machen können.“ der Lich schwebte über das braune Laub. „Es sind meistens Banditen, die mit allem was anfangen können. Wenn sie dich sehen, werden sie sehr... unangenehm werden.“
„So, warum?“ Sheoe stieg über einen umgefallen Baumstamm.
„Es sind Männer, meine Kleine. Und die meisten ausgestoßene Männer sind sehr... lüstern.“
„Mit so was habe ich Erfahrung.“ murrte sie. „Beide habe ich erledigt.“ bei der Erinnerung an die beiden Männer trete es ihr den Magen um.
„Du magst die beiden getötet haben, doch fehlt es dir einfach an Erfahrung. Du könntest nicht auf Befehl kämpfen.“ kam die Antwort des Lichs. „Deshalb müssen wir so wenig wie möglich halten und so schnell wie es deine Beine erlauben, laufen.“
„Gut, dass sollte kein Problem sein.“ meinte Sheoe leise. Auch wen sich bei ihr schon ein gewisses Maß an Erschöpfung breit machte, war sie bereit weiter zulaufen. Sie wollte nicht noch einmal von einem Mann angefasst werden. Zumindest nicht, gegen ihren Willen.
Die Sonne ging gerade blutrot auf, als sie den Waldrand erreichten.
Vor Sheoe erstreckte sich die Totenebene. Es hatte in der letuzten Zeit immer mal wieder geschneit und so war die Erde mit einer leichten Schicht Pulverschnee bedeckt. Das Weiß konnte die dunkle, karge Erde jedoch nicht verbergen. Sheoe konnte sich vorstellen warum man diese Ebene Totenebene nannte.
Sie lies ihren Blick über diese bemitleidenswerte Landschaft gleiten. Sie war, ohne Zweifel, tot. Und doch hatte sie etwas anziehendes, faszinierendes an sich.
Etwas, was diese Landschaft lebendig machte.
Es war etwas, das Sheoe nicht beschreiben konnte.
Ihr Blick ging zum Horizont. Dort blieb sie unweigerlich an einem schwarzen Strich hängen, der von einem Berg ragte. Cel´ Zazak hatte sie beobachtet und ihren überraschten Blick bemerkt.
„Einst baute dein Volk den Drachen einen Turm. Das ist er.“
„Du meinst einen Tempel?“
„Der Turm ist Teil des Tempels. Der Berg wurde von den Anch-iri zu einem Tempel umgebaut. Zu einen riesigen Tempel in dem die Drachen leben. Der Turm dient hierbei als Start- und Landefläche.“ erklärte er ihr.
„Lass uns aufbrechen. Du kannst du Umgebung auch unterwegs bestaunen.“ mit diesen Worten schwebte los und Sheoe blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen.
Etwas wehmütig blickte sie zu dem Wald zurück. Sie hatte die Bäume gemocht.
Nach einer weile stellte das Mädchen fest, das der Boden aus gefrorener Erde bestand, nicht aus Fels, wie sie zuerst angenommen hatte. Hin und wieder ragte etwas weißes aus dem Schnee hervor. Sheoe bügte sich schlieslich um sich das Ding genauer anzusehen. Es handelte sich ohne zweifel um einen Knochen. Sie wies Cel´ Zazak darauf hin.
„Einst fand hier eine große, blutige Schlacht statt.“ sagte er zu ihr. „Es hat sich nie jemand die Mühe gemacht, die vielen Toten zu begraben. Sie liegen alle noch da, wo sie gefallen sind. Vielleicht haben die Tiere ein wenig an den Leichen herum gezerrt und Plünderer haben sich besorgt, was es zu holen gab. Aber ansonsten wurde hier nichts verändert. Die vielen Toten sind für dein Volk eine Verteidigung. Wen es je zu einem Kampf zwischen den anderen Völkern kommen sollte, in den die Anch-iri angegriffen werden, wird sich das untote Heer erheben.“ Sheoe schloss eilig wieder zu ihm auf.
„Der Boden hat nie so viele Leichen vertragen, weshalb die Erde hier auch unfruchtbar ist. Es gibt hier keine Tiere mehr, nur noch diese lehre, tote Einöde.“
„Und doch scheint sie zu leben...“ flüsterte Sheoe.
„Hast du was gesagt?“
„Nein.“ schweigend folgte Sheoe dem Lich.
Obwohl die Sonne aufgegangen war, wurde es kälter. Bald schon zerrte ein Eisiger Nordwind an Sheoes Kleidern. Das Mädchen steckte ihre Hände in ihre Jackentasche und dankte stumm Cel´ Zazaks Rat, sich warm einkleidenden. Obwohl sie in Lakada die meiste Zeit bei Wind und Wetter ohne Dach über dem Kopf gelebt hatte, begann die Kälte an ihr zu nagen. Sie kroch langsam, aber sicher durch die Schlitze ihrer Kleider um sich auf ihrer Haut niederzulassen. Sheoe schüttelte es. Langsam bildete sich eine Gänsehaut auf ihren Armen. „Wie lange werden wir auf dieser Ebene wandern?“ fragte sie schließlich mit einer, vor Kälte zitternden Stimme.
„Es wird noch etwas dauern.“ lautet die Antwort. „Aber vielleicht leiht dir einer der Männer ja ein Pferd.“
„Männer? Pferd?“ sie starrte den Lich an, als seie verrückt geworden.
„Da hinten, kleine.“
Sheoes Kopf drehte sich zurück. Hinter ihnen näherten sich Reiter.
Reiter mit Rüstungen und Waffen.
„Banditen?“
„Ohne Zweifel!“
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