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Königreich aus Staub - forumsstory

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  #721  
Alt 24.10.2012, 09:50
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
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Mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen starrte der Jeggo auf das offene Fenster. Wirre Gedanken begannen hinter seiner warzigen Stirn zu jagen.
Aulusblut lässt armen neroros wieder allein undankbares aulusblut neroros muss tun aulus sagte beschützen aulus wird armen neroros beissen ganz tief beissen wird er ihn...
Hastig wischte er seine magische Schale an seinem dreckstarren Gewandt trocken, fischte eine Priese trockener, geriebener Kräuter aus den unergründlichen Tiefen seiner Tunikafalten hervor und streute sie in das Gefäß, hielt sie dicht vor seine Augen.
Schönwürzig bist du lieblich dein duft ich verehre dich oh kraft aus der tiefe der erde flammend begehre ich dich heiß brennt meine liebe für dich...
Ein dünnes Rauchfädchen kam als Antwort.
Brennen soll mein verlangen ewiglich nach dir oh schönwürziges juwel aus dunklen tiefen...
Solch inbrünstiger begehrlicher Verehrung konnte das Kraut nicht länger widerstehen; es puffte vernehmlich, und der kleine Haufen gloste in stummer Aufgabe rot auf. Neroros blies die Glut an und sog tief den Rauch in sich hinein.
Neroros will keinen sehen und so will keiner neroros sehen fürchtet nichts fürchtet nichts fürchtet nichts...
denn neroros ist nichts und ihn sollt ihr fürchten!

Er löschte die Glut im Badewasser, schob sich die Schale zurück in sein Gewandt und sprang nun seinerseits durch das Fenster.
Lautstarker Tumult wies ihm den Weg. Er wusste, er brauchte ihm nur zu folgen um sich mit der Meisterin wieder zu vereinen. Niemand nahm Notiz von ihm; die Aufmerksamkeit der Menschen um ihn herum wurde seltsamerweise stets von etwas anderem abgelenkt, sobald er in ihre Nähe kam. Doch er musste sich sputen; viel Zeit war verloren, und die Meisterin war sehr schnell!
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Geändert von Formorian (24.10.2012 um 09:54 Uhr)
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  #722  
Alt 28.10.2012, 14:12
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Eilig sprang er mit weiten Schritten über die nassen Erde und folgte der Richtung aus der ihm die Leute entgegeneilten und in die die Leute hineilten. Der Unterschied wer nun wer war, war leicht zu unterscheiden. Die einen waren panisch und blutüberströmt, die anderen hingegen noch nicht.
Plötzlich sah Neroros einen Fellfetzen aufblitzen. "Meeisssteeeriiiiin!", keuchte er doch die Wölfin vom Blute des Blutwolfs schien ihn nicht zu hören. Also hastete er weiter und weiter durch das Gewirr der chaotischen Menschenmenge. Nortia verließ das Lager in Richtung der candvallonischen Unterstadt. Zweimal wurde sie von einer Kugel getroffen und niedergeworfen. Doch im nächsten Moment war sie schon wieder auf den Beinen. Nortia hetzte über Trümmerteile vergangener Schlachten, von denen man Staub durch die Strahlen der Sonne aufsteigen sah. Auch den Skrigg blieb das Nahen der Wölfin und der Pelingorer nicht unbemerkt. Als ihre Späher sahen und hörten wie die Meute heranbrauste bliesen sie in ihren Hörner und riefen damit die messerwetzenden Schakale aus ihren Gruben hervor...
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  #723  
Alt 29.10.2012, 16:24
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Die Skrigg hatten Nortia nicht vergessen, und das, was sie in der Unterstadt angerichtet hatte. Diesmal würden sie sie nicht entkommen lassen.
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  #724  
Alt 30.10.2012, 17:56
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Neroros hörte Posaunen auf der pelingorischen Seite. Der ungeordnete Haufen der Verfolger verharrte plötzlich und lauschte, dann begannen sich die Krieger zurückzuziehen und zu formieren. Aus der planlosen Verfolgung des riesigen Untieres würde durch die Gegenreaktion der Skrigg ein geordneter Angriff werden.
Neroros lief seiner Schutzbefohlenen weiter hinterher, ohne jede Aussicht sie einzuholen. Zweimal zirpte etwas dicht an ihm vorüber, erst dann hörte er den Knall der Feuerrohre. Er wusste, dass seine magische Ablenkung in sich zusammengefallen war, doch unbeirrt setzte er die Verfolgung Nortias fort. Und dann sah er den einzelnen Skrigg, der ein langläufiges Feuerrohr mit dem Schaft auf den Boden setzte, während sich seine Kameraden hinter ihm ebenfalls zu Sturmrotten zusammenschlossen. Verzweiflung stieg in dem Jeggo auf, der nicht wusste, wie er dies verhindern konnte, was nun zweifelsfrei geschehen würde. Der einzelne Schütze befand sich weit jenseits allem, was er bewirken konnte, und die Tochter von Aulus lief ihm direkt entgegen, weißen Geifer aus den Lefzen verspritzend. Nein, er konnte nichts weiter tun als Nortia hinterherzulaufen.
Und schrecklich klar beobachten...
Der Skrigg ließ ein gerütteltes Maß Pulver aus einem Horn in den Lauf fließen.
Der gewaltige Wolf sprang über einen schmalen Wassergraben hinweg.
Mit einem langen Stab stauchte der Skrigg das Pulver fest zusammen.
Der Wolf kam unsicher auf, strauchelte etwas nach links und setzte seinen schnellen Lauf dann fort.
Nun ließ der Schütze eine Kugel in den Lauf fallen.
Der Wolf fegte durch eine Hecke, knurrte gereizt als er Dornen spürte.
Mit dem langen Stab wurde die Kugel gegen das Pulver im Lauf gedrückt.
Der Wolf kam frei und übersprang eine zweite Hecke, nun klüger geworden.
Der Skrigg legte an und spannte den Hahn, zielte.
Der Wolf verschwand hinter der Hecke, und zwei Enten stoben in Panik hinüber und davon.
Der Skrigg prallte etwas zurück, als habe er einen Schlag erhalten. Grau-schmutziger Rauch hüllte ihn ein...
...und Neroros sah Nortia nicht mehr hinter der Hecke hervorkommen...
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  #725  
Alt 03.11.2012, 13:34
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Er stürmte panisch los, den er wusste was Aulus mit ihm machen würde, wenn seine Tochter starb. Kugeln rasten um Haaresbreite an ihm vorbei. Er tauchte flink unter der Axt eines grimmig blickenden Skrigg hindurch und erreichte die Hecke. Vorsichtig steckte er den Kopf vor, um zu sehen was sich dahinter befand:
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  #726  
Alt 06.11.2012, 11:42
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Der Anblick presste ihm ein verzweifeltes Stöhnen ab. Der leblose Körper der Gebieterin lag in einer großen Blutlache wie ein achtlos hingeworfener Haufen Pelze. Dass sich die Aulustochter nicht zurückverwandelt hatte, deutete die schlimmste von allem Möglichkeiten an. Er hörte die Skrigg langsam und vorsichtig näherkommen.
"Meisteriin?", winselte der Jeggo entgegen aller Hoffnung.

"Wird man dich denn überhaupt nicht los?", erklang IHRE unwillige Stimme da unerwartet. Hinter dem immer noch reglosen Körper bewegte sich etwas, dann erhob sich ein rauchgrauer Schatten auf die Hinterbeine. Es war nicht der Wolf und auch nicht das Menschenweibchen, sondern eine Verbindung aus beiden, so wie es die Tochter des Mächtigsten ja auch in Wirklichkeit war. Die Gestalt reckte sich zögernd und sah sich um. Dann fiel ihr Blick auf den Kadaver zu ihren Füßen und das wölfisch-menschliche Gesicht wurde starr.

"Meisteriiin!", ächzte Neroros ungläubig. "Was ist mit Euch geschehen? Was wird der Gewaltige Aulus jetzt mit dem armen Neroros anstellen, der Euch nicht geschützt hat?"

"Was geht mich das an? Ich wollte deinen 'Schutz' nie. Geh und verkriech dich doch irgendwo!" Der Schatten sah immer noch auf den toten Körper hinab. "Das brauche ich jetzt nicht mehr, denke ich. Kein Blut mehr, keine Schmerzen. Keine Gefühle." Sie hob den Kopf und blickte in die Ferne. "Keine Bindungen mehr."

"Meisteriiin? Wie ist es möglich, dass Ihr lebt, obwohl Ihr tot seid?"

"Bin ich nicht eine Tochter des ältesten und ersten Gottes? Wie könnte die Waffe eines Sterblichen meine Existenz vollständig beenden? Auch ich begreife das jetzt erst: Mein wahres Leben beginnt in diesem Augenblick. Nichts kann mich mehr aufhalten." Nortias Augen glühten rot auf, als sie die ersten Skrigg durch das Gestrüpp brechen sah und sie fletschte Zähne, die denen ihres sterblichen Wolfskörpers in nichts nachstanden. Womöglich waren sie sogar noch schärfer als diese. Die Schakalmenschen erstarrten und zogen sich dann entsetzt zurück. Lautes Geschrei hallte über das Schlachtfeld. Das entlockte Nortia ein zynisches Grinsen. Ihre kleinen Verwandten fürchteten nichts Lebendes, aber einen Geist oder Gott konnten sie nicht zerreißen. Sie würden ihr keine Schwierigkeiten mehr machen. Niemand würde das mehr können.

"Meisteriiin, wohin werdet Ihr Euch jetzt wenden? Bitte erlaubt diesem Elenden, Euch weiterhin zu folgen und zu dienen! Ich flehe Euch an! Ich will versuchen, mein Versagen an Euch wieder gut zu machen." Der Jeggo fiel zu ihren Füßen auf die Knien und versuchte ihre Zehen zu lecken. Angewidert trat Nortia einen Schritt von ihm zurück. Sie war erstaunt, wie wenig ihr der Wolfskadaver bedeutete, der dort hinter ihm liegen blieb.

"Du willst Aulus´ Zorn beschwichtigen", sagte sie verächtlich. "Aber das wird dir nicht gelingen, indem du mir nachläufst. Ich werde nie wieder jemandem dienen, ihm nicht und auch sonst niemandem. Ich gehöre nur noch mir selber."

"Meisteriiin wird sich gegen den Gewaltigen doch nicht auflehnen?!"

"Ich bin seine Tochter, nicht sein Eigentum. Und ich habe Rechnungen zu begleichen."

Der Schatten Nortia Auslutochters ließ sich auf seine vier Pfoten fallen und lief schneller und lautloser davon, als ein lebender Mensch oder Wolf das jemals gekonnte hätten. Und schneller, als ein Jeggo ihm zu folgen vermochte. Neroros sank vor sprachlosem Kummer ganz zu Boden. Er war tot! Der Gewaltige würde ihn vor Zorn in unzählige blutige Fetzen zerreißen! Er ...

Ein weiterer Knall ertönte und der Körper des Jeggo sackte getroffen zur Seite, neben den des Wolfs.

Geändert von Hobbyschreiber (06.11.2012 um 11:46 Uhr)
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  #727  
Alt 06.11.2012, 20:47
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Das Wesen, das einmal Nortia die Jägerin gewesen war, hörte den Schuss, doch dies interessierte es nicht weiter. Ohnehin begann es nun aus allen Ecken enthusiastisch aufeinander einzuballern. Nur die schweren pelingorischen Rohrgeschütze blieben still; die Zeit war zu knapp gewesen, sie auf die neue Bedrohung hin auszurichten.
Während die Schützen beider Seiten nachluden, rannte ein ganzes Battalion Jungblut aus allen skriggitischen Clans speerschwingend auf den felllosen Feind zu, warf seine Waffen auf weitester Distanz und machte sofort wieder kehrt. Der angerichtete Schaden hielt sich in Grenzen, doch die Herausforderung war für die pelingorischen Offiziere einfach unwiderstehlich. Trommler bemühten sich vergebens, die Truppen in synchronen Marschtakt zu bringen; Bajonette und Lanzenblätter vorgestreckt rannte alles, was nicht nach Skrigg aussah dem fliehenden Feind hinterher.
Die jungen Skriggburschen verschwanden hinter den Reihen der älteren Stammeskrieger, welche den Feind im Halt stehend erwarteten, nur wenige Schritte vor der ramponierten Stadtmauer. Die merunischen Schockreiter, Gishka und die Ewige Wache erkannten die Falle und sammelten augenblicklich nach hinten, die pelingorischen Gemeinen sowie die von Bragrimms eiligst aus seiner Bettlerarmee rekrutierten avalischen Hilfstruppen jedoch stürmten blutgierig weiter voran, direkt in den Rachen des Schakals.
Dreihundert Todspucker bellten von den Zinnen zugleich auf, eine riesige Qualmwolke in den Himmel aufsteigen lassend, und als Schleudergeschosse verwendete Knallkugeln zerplatzten über den Köpfen der Ahnungslosen und rissen breite Breschen in die Reihen der Menschen mit dem von ihnen entfesselten Splittersturm. Gleich darauf sprachen die Todspucker erneut; jeder Skriggschütze hatte wohl mehrere schussbereit zur Verfügung. Tumult entstand, als die vorderen Reihen nach hinten auszuweichen versuchten, während die Hinteren noch weiter nach vorn drängten. Ein neuer Splitterregen zerfetzte Leiber und Boden, dann stürmten die Skriggkrieger nach vorn, dem völlig demoralisierten Feind entgegen. Die Schlacht war vorbei, das Schlachten begann.
Die geballte Faust in der Tasche, gaben die pelingorischen Anführer das Signal zum Rückzug. Als die Kanonen endlich ihre verheerende Feuergewalt entluden, waren die meisten Krieger bereits wieder hinter der Mauer verschwunden und die Zinnen längst verwaist.
Nortia jedoch beachtete all dies in keinster Weise. Es war ihr weder nützlich noch hinderlich, und für sie daher von keinerlei Interesse. Vieles wurde ihr nun klar, nun da sie mit neuen Augen sah an diesem Morgen ihres neuen, wirklichen Lebens, auch Aulus` Worte, doch es berührte sie in keinster Weise. All dies war nicht Bestandteil dieses, ihres wahren Lebens. Und hinter diesen Mauern befand sich der Unselige, der dieses Leben zu verhindern suchte...
Dafür würde er büssen, augenblicklich!
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  #728  
Alt 11.11.2012, 20:01
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(Absatz)

In trägem, aber beständigem Rythmus fielen Tropfen von der Decke und schlugen mit einem Geräusch auf dem Stein auf, der bald nervtötend wurde. Die neue Heimstatt des Gegangenen lag im Untergrund. In einer dieser vielen tausend Höhlen, die tief unter Candvallon lagen und die für jeden, der sich dort nicht auskannte ein tödliches Labyrinth darstellte.
Ihm gegenüber war der Wahnsinnige angekettet worden, der ihn in der Nacht angefallen hatte. Ein dürres, bleiches Geschöpf mit spitzen Zähnen. Hin und wieder fauchte das Wesen ihn an, stieß ein markerschütterndes Geschrei aus und warf sich wie ein Bessesener in den Ketten hin und her. Doch er war zu weit entfernt, um den Gefangenen zu erreichen, der stets sein eines Auge auf ihn gerichtet hielt.
Die Zeit verging, begleitet vom Tropfen des Stalaktiten, das den Gefangenen beinahe zur Raserei brachte. Doch er beherrschte sich. Beherrschung war wichtig, das hatte er gelernt. Wenn man unbeherrscht war, wie die Kreatur, die ihm gegenüber gerade sein Futter aus dem Napf leckte, dann würde jeder mit einer irrationalen oder waghalsigen Aktion rechnen. Doch der Gefangene hatte noch nicht aufgegeben. Er hielt sich zurück, schonte seine Kräfte und wartete. Er war eine Säule. Soviel wusste er. Und eine zertrümmerte Säule war manchmal der Grund zum Einsturz eines Gebäudes. Zumindest bei einem Gebäude das auf drei Säulen beruhte, wäre das durchaus wahrscheinlich. Und die Last, die er gemeinsam mit zwei weiteren zu tragen hatte war nicht leicht. Ganz bestimmt nicht. Deshalb hoffte er. Vielleicht würde Hilfe kommen. Und wenn nicht...würde er improvisieren. Das hatte er schon immer getan. Möglicherweise war es bald so weit. Seit er hier unten war, konnte der Gefangene die Schreie seines Drachen nicht mehr hören. Wenn die Skrigg ihr Ziel erreicht hatten, würden sie ihn erschlagen und zu Ragout verarbeiten. Dessen war er sich sicher. Schon vermeinte er die Schritte zu hören, die in seine Richtung lauter wurden. Sie kamen. Der Gefangene lehnte sich zurück, lächelte mild und wartete. Keine Schwäche.
Er hatte zu viel verloren, um jetzt noch schwach zu sein. Jetzt wünschte er sich nur das eine zurück. Sein Rapier. Oder vielleicht doch eher seine Pistole. Nicht um sich selbst umzubringen. Selbstmord war Schwäche. Eine Flucht. Aber eine Flucht, bei der er nur gewinnen konnte. Der Gefangene wollte Nervenkitzel. Und am liebsten würde er den Skrigg sein Rapier in ihre Ärsche schieben.
Die Schritte näherten sich weiter. Bald wären sie da. Er grinste seinen "Zellenfreund" an. Er wirkte ein wenig angespannt und die beiden Augen zuckten irritiert hin und her. Er schien etwas zu wittern. Feldan summte fröhlich eine leise Melodie vor sich hin.
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  #729  
Alt 12.11.2012, 11:32
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Nun waren bereits vereinzelte Worte der Ankömmlinge zu vernehmen.
"Noch bei Kräften...völlig unverständlich...nein, ungebrochen...Volovin - Thano, ich werde mein Bestes versuchen..."
"Ach bah!" spie eine laute Skriggstimme erbost aus. "Ich hab genug seiner Sorte fallen sehen. Schwach sind sie, wehleidig. Dieser shluffgrimm stützt sich nur noch auf seine letzten Reserven vor dem Kollaps. Ein Griff an der richtigen Stelle, und er fällt in sich zusammen wie ein nasser Sack!"
Feldan lächelte still in sich hinein. Was diese Flohteppiche nicht ahnten: er verstand ihre Sprache mittlerweile recht gut und konnte sich auch ein wenig in ihr ausdrücken. Sie redeten fast immer, wenn sie in seiner Nähe waren, meist imponiersüchtiges Gockelgehabe, doch die anfänglich undefinierbaren Zisch-, Knurr- und Belllaute fügten sich ihm bald wie die Teile eines bizarren Mosaiks zusammen. Es war ihm nicht schwergefallen, den Sinn hinter all dem herauszufinden. Vielleicht lag es an seiner göttlichen Bestimmung, oder an irgendetwas das sie in den widerlichen Brei taten, oder es war einfach ein bisher unentdecktes Talent von ihm. War das wichtig?
Vorerst hatte er sein Wissen vor ihnen verborgen, um seine Kerkerwächter nicht am Weitersprechen zu hindern, und hatte weiterhin gelernt. Er vermutete, dass er mittlerweile wohl wie ein kleines Kind reden konnte, oder wie ein Dummkopf. Er genoss die Vorfreude auf den großen Auftritt, den er gleich zum Besten geben würde, nun da die Ereignisse wohl etwas dichter um ihn herum geschehen würden...
"Ich höre und gehorche, Volovin - Thano. Ausbreitung deiner Persönlichkeit auf meine Kosten." Dann trat die kleine Gruppe in die Höhle. Es handelte sich um einen gewaltigen Skrigg in kostbaren, geraubten Gewändern, der wohl immer bemüht war wenigstens einen Kopf größer zu wirken als er war. Ein weiteres Schakalswesen war nackt bis auf eine Menge klimpernder Sachen, welche an Schnüren rings um es baumelten. Es war etwas schmaler und feingliedriger als die anderen, wohl ein Weibchen. Die vier übrigen waren die typischen Köterraufbolde, welche hier in Scharen herumschlichen. Einer von ihnen hielt eine Fackel hoch.
Der Irre an der Wand begann zu toben und sich spitze Schreie ausstoßend in seinen Ketten zu verrenken. Der große Skrigg sagte "Bringt das Tier zum Schweigen", doch er schaute Feldan dabei an. Einer der Skrigg zog eine kleine Keule aus dem Gürtel und hieb sie dem sich windenden über den Schädel, doch Jeggo waren eine zähe Brut. Erst nach dem fünften Versuch sackte der Bleiche in seinen Ketten in sich zusammen und hing still.
"Und der Wolkenbrenner ist noch immer stur und verweigert jede Zusammenarbeit?" fragte der Große, noch immer Feldan anstarrend wie ein Hund das Kotlett.
"So ist es leider, Volovin - Thano," sprudelte es aus dem Weibchen heraus. Offenbar war es ihm untersagt, ihren Obermotz unaufgefordert anzureden. "Es ist mir noch nicht gelungen herauszufinden, welcher Art das Band ist, das beide scheinbar miteinander verbindet, doch soviel habe ich verstanden: es ist eine Art von Freundschaft, welche über unser Verständnis hinausgeht..."
"Weil du von Anfang an an der falschen Stelle gesucht hast, fruppa! ER ist die Quelle dieser Bindung, das ist doch wohl klar! SEIN Wissen brauche ich, um mir das Biest gefügig zu machen! Also an die Arbeit, und sei erfolgreich...!" Hastig begann das Weibchen Amulette zu sortieren und Blätter mit undefinierbaren Substanzen zu öffnen. Der Große kam ganz dicht zu Feldan heran und hechelte seinen heißen, stinkenden Atem in sein Gesicht. "Auch wenn du kein Wort kapierst, ich verrat es dir trotzdem: du wirst die Ehre haben, mich zum ersten Skriggkönig zu machen, der nicht nur der Erde, sondern auch der Lüfte gebietet." Hastiger wurde sein Reden, aufgeregter. "Und so wirst du mich zu einem gottgleichen Wesen machen, allmächtig unter allen Skrigg! Niemand wird es mehr wagen, mir seine Gefolgschaft zu verweigern oder einfach sich davonzumachen. Die Widerständler, die noch immer nach diesem Weichzahn Arngshsziss schreien, sie werden sich rottenweise um mein Banner scharen. Volovin der Allmächtige, der den Wind reitet, Than der Thane! Niemand wird mich jemals vergessen!" Jetzt stammelte er geradezu. "Was man von dir nicht wird behaupten können, Affe-ohne-Fell. Ich werde lachen, wenn sich deine dumme, stolze Aufrichtigkeit in Schreie der Agonie auflöst..."
"So bekommst du niemals einen Sohn, Flohfarm, wenn du dir vorher alles in den feinen Zwirn machst."
Feldan schaute in die verdutzten Hundegesichter vor sich, und ein lautes Lachen brach aus ihm heraus, das unangenehm in seinen Wunden pochte. Zeit zu spielen!
Der Große schrie aufgebracht irgendetwas, das Feldan nicht verstand, und das Weibchen schüttete hastig ein gelbliches Pulver über Feldan. Es roch nicht einmal unangenehm. "Meinen Dank, Lady, doch wie Ihr an meinem Gesicht erkennen könnt kommt Schminke für mich zu spät."
Die Skriggfrau stimmte einen tiefkehligen Singsang an, und schon im nächsten Moment spürte Feldan der Griff, in dem er sich plötzlich befand. Sein normales Bewusstsein brach zusammen, und er fand sich auf einer Ebene wieder, die wesentlich tiefer lag als Denken und Fühlen. Und er erkannte die grünbraunen Wurzelranken, die aus dem Nichts kommend sich um ihn wanden und sich forschend und suchend in sein innerstes Selbst bohrten. Er spürte keinen Schmerz, dennoch war seine Belustigung mit einem Schlag verflogen. Dies war eine Bedrohung beispiellos gegen alles was er bislang erlebte. Eisiger Schrecken ergriff ihn, als er spürte wie Teile seines Wesens von ihm gerissen wurden. NEIN! NICHTS KANN GESCHEHEN DASS NICHT NACH MEINEM WILLEN WÄRE!
Und es erwachte, was in ihm verborgen lag; schwarz, wachsam und scharfschnäblig. Mit Elan schoss es heran und zerfetzte die Ranken mit Schnabel und Flügelhieben. Nichts was ein armseliges sterbliches Geschöpf geschaffen hatte vermochte vor ihm bestehen.
Die Skriggschamanin taumelte zurück, Blut rann ihr aus Nase, Mund, Ohren und Augen. "Was ist passiert?" bellte der Große zornig. "Schaffst du es nicht einmal, diese halbtote Ratte..."
"Hrashnud Grül!" schrie die Schamanin blutspuckend. "Sein ist alle Macht, denn er ist Hrashnud Grül, Than unter den Thanen!" Der Große tat ein wildes Geheul, zog eine breite Klinge unter dem Gewand hervor und spaltete die Taumelnde von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte.
Das Lachen kehrte zu Feldan zurück. Gewonnen, wieder einmal! Er liebte sein Spiel. "Einen lausigen Durant für deine Gedanken, Köterfresse. Nur zu, zerhacke mich doch gleich mit, und reite Kröten und Ratten!" Tränen brannten in seinem Auge, und er schloss es.
Da vernahm er neue Geräusche: zwei lange schmale Klingen, die mit dem feinen Surren von Wespen durch Luft wie Fleisch glitten, und das Pfeiffen eines breiten Metallblattes, das klatschend in etwas Weiches drang und mit schmatzendem Geräusch wieder herausgezogen wurde.
Lange über jede Fähigkeit des Staunens hinaus, erkannte er den schweigsamen Spatenschwinger, und - oha! - er hatte wohl seine Freundin gleich mitgebracht. Diese Party wurde immer vielversprechender.
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Alt 21.11.2012, 12:38
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Doro hatte gewartet bis er Feldans Anwesenheit spüren konnte und machte sich sofort näher mit den Kämpfern vertraut, die ihn umgaben. Berechnungen, Chancen und Wahrscheinlichkeiten drehten sich in seinen Kopf und geistig malte er sich bereits mögliche Kampfmuster aus. Er versuchte Blickkontakt zu Ira herzustellen, welche ihre Augen nicht von den Skrigg abwenden. Es waren ein Dutzend bis an die Zähne bewaffneter Schakalskrieger. Nazosh, der grimmige Anführer des Trosses mit den eisfarbenen Augen schritt vorne weg. Endlich sah Ira zu ihm herüber und Doro nickte ihr ernst zu. Er machte eine Andeutung in Richtung seines Spatens. Sie nickte unmerklich. Dann zeigte Doro ihr, welche Gegner er selbst und welche sie übernehmen sollte. Sie nickte wieder und ihre flinken, zarten Hände wanderten zu den Griffen ihrer Messer. Auf ein unsichtbares Kommando hin starteten sie. Ira stieß einen Kampfschrei aus, während sie in einer Drehung dem Skrigg auf ihrer rechten Seite die Kehle aufschlitzte. Das Maul des Schakals füllte sich mit Blut und Speichel und er klappte zitternd zusammen. Eine Wurfaxt raste auf Ira zu. Doch sie rettete sich, in dem sie hinter dem Leib des Sterbenden verschwand, dem die Klinge ins Herz traf. Doro schlug brachial mit seinem Spaten zu und zerschmetterte mit der Kante das Auge des am nächsten stehenden Skriggs, dann warf er sich rückwärts und rammte seinen Körper in den Wanst des Kriegers hinter ihm, der schnaufend um sein Gleichgewicht rang. Doro ließ ihm keine Zeit und schickte ihn schon einen Moment später zu In'
'Ahte'Fah. Anschließend begann das Gemetzel. Die übrigen Skrigg im Tunnel stürmten mit ihren Waffen auf die beiden Menschen zu, doch Doro ließ ihnen nicht die Chance ihre Übermacht auszunutzen. Er spielte sie gegeneinander aus, benutze ihre toten Körper als Schilde, brachte sie durch Treffer in die Kniekehlen zu Fall, sodass sie übereinander stolperten. Der einäugige Schakal verlor den Verstand und rannte wahnsinnig und sich unter der Pein verzehrend gegen seine eigenen Kameraden, wo er zusammenstürzte, um sich wieder brüllend und kreischend zu erheben. Ira gelang es zwei der Gegner einfach niederzustrecken, in dem sie ihnen ihre Messer entgegenschickte. Dann schnappte sie sich eine schartige Skriggaxt, deren Blatt so groß wie ihr Kopf war und versenkte sie zwischen die Augen von Nazosh, der ihr brüllend und zornig entgegen rannte. Die Zahl der Skrigg war mittlerweile drastisch dezimiert. Doro schaufelte sich seinen Weg durch die verbliebenen Gegner. Nachdem der Tunnel mit den Überresten des Trosses gepflastert worden war versetzte Ira dem Einäugigen den Gnadenstoß, der immer noch in Raserei über den Boden taumelte und mit dem Maul in die Luft schnappte. Während Ira noch genüsslich das Blut von ihren Messern abwischte, rannte Doro bereits weiter. Er hoffte das es noch nicht zu spät war.
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