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Königreich aus Staub - forumsstory

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  #641  
Alt 24.07.2012, 17:04
Benutzerbild von Formorian
Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
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Nortia schenkte sich den Versuch, dem Cappa ihr Vorhaben erklären zu wollen, kniete sich vor dem Pfahl hin und begann, mit der Waffe das Erdreich aufzugraben, in das er eingelassen war. Es war eine mühselige Arbeit, die nur langsam voranging, und die gelockerte Erde in dem engen Loch beiseite zu schaffen stellte sich bald als ein echtes Problem heraus. Astan beobachtete sie eine Weile, hockte sich dann ebenfalls vor den Stamm und begann mit den Händen in rasendem Tempo das Erdreich aufzuwühlen und unter sich hindurch gegen die Wand zu werfen. Rasch hatte er sich eine Armlänge tief durchgegraben. Ob er wohl hier einen Knochen verbuddelt hat? fragte sich Nortia unwillkürlich. Prüfend ergriff sie das Holz mit beiden Händen und kippte es mit Leichtigkeit um. Das obere Ende plumpste gegen die Grubenwand, nur knapp eine halbe Mannslänge unterhalb der Öffnung, und ein mittleres Faß voll Tonkies regnete auf die beiden herab. Nortia überprüfte die Stabilität des Pfahles, und er regte sich nur seitwärts. Augenblicklich begann Astan das Loch wieder zuzuscharren, sie stampften die Erde so gut es ging fest, und ihre Notleiter stand unverrückbar und sicher.
Sofort begann Astan den Stamm auf allen Vieren hinaufzurennen, um sich an dessen Ende abzustoßen. Ein kraftvoller Schubser mit den Füßen an der Grubenwand (was einen neuerlichen Erdsturz auf Nortia verursachte), und er stand wieder auf festem Boden. Nortias Aufstieg gestaltete sich weniger elegant, und oben angekommen schaute sie auf einen wie erstarrt dastehenden Astan. Alarmiert folgte sie seinem Blick und erblickte die Handvoll Wölfe, welche einen dichten Ring um die Grube bildeten. Ein riesiger, pechschwarzer mit silbern glänzender Brust machte sehr selbstsicher einen Schritt nach vorn, den Schwanz hoch aufgestellt, und sie wußte, dass sie hier den Herren über dieses Rudel vor sich hatte. Den lauernden Blick des Tieres starr erwiedernd, kletterte sie aus dem Loch und richtete sich zu voller Größe auf. Der riesige Rüde zeigte sich unbeeindruckt, tat einen weiteren Schritt vorwärts, dann drei kurze, sehr schnelle, und schnappte nach dem Nacken des panisch aufquitschenden Astan. Der Cappa flüchtete rasch hinter sie und entwand ihr das Schwert, und nun machte Nortia ihrerseits einen Schritt nach vorn. Ein tiefes, kehliges Grollen entstieg ihrer Kehle, von dem sie irgendwie wusste, dass es die Bedeutung von MEINE BEUTE! hatte. Und dies verursachte ihr leise Panik, denn es konnte nur bedeuten, dass das Tier in ihr wieder im Begriff war, an die Oberfläche zu steigen...
Der schwarze Riese wandte ruckartig den Kopf zu ihr hin. Majestätsbeleidigung! Er erkannte Nortia durch und durch als Wolf, den einsamen Wanderer von irgendwo, der durch die Gesetze des Rudels nicht geschützt war, ihnen aber auch nicht unterstand. Es wurde Zeit für ein Exempel. Mit einem kurzen Knurren sprang er den zweibeinigen Wolf an, um ihm mit seinen Fängen das Genick zu brechen. Nortia bekam sein Maul mit beiden Händen zu fassen, und plötzlich wusste sie, was zu tun war. In glänzender Todesverachtung - oder gedankenloser Panik? - sprang Astan ihr bei und hob die kurze Klinge zum Schlag über den Kopf, doch ehe er noch etwas weiteres tun konnte war der Kampf auch schon wieder vorbei.
Die Fänge des Tieres mit eisernem Griff zusammenhaltend, riß Nortia des haarigen Kopf zu sich heran und biss ihm mit aller Gewalt, welche ihr Kiefer aufzubringen vermochte in die Nase. Der Wolf heulte jämmerlich auf, riß sich von ihr los und stellte sich steifbeinig und mit hängendem Schwanz vor ihr auf. Nortia knurrte ihn drohend an, und Astan erschrak bis ins Mark über den plötzlichen gelben Glanz ihrer Augen. Der Wolf wendete und trottete mit hängendem Kopf zurück in den Ring des Rudels.
Eine tiefe, befehlsgewohnte Stimme ertönte hinter ihrem Rücken. Nortia fuhr herum und erstarrte, gebannt von der imposant - schrecklichen Gestalt, die sich wie ein Baum vor ihr aufragend ihrem Blick bot. Und in diesem Moment zerschlug das Tier in ihr ihren letzten Widerstand und sprang erwartungsfreudig aus ihr hervor.
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  #642  
Alt 27.07.2012, 18:21
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Schwarzes Fell begann aus allen Poren von Nortias Körper zu sprießen ihre Zähne verformten sich zu furchbaren Mordwerkzeugen und ihre Augen begannen zu glühen. Astan stieß einen grellen Schrei aus und rannte panisch davon. Zwei der drei Wölfe hetzten ihm nach. Bereits nach fünf Schritten des Cappas überholten ihn die zähnefletschenden Tiere und bauten sich speichelsprühend vor ihm aus. Astan geriet in Raserei und begann wild mit seinem Schwert zuzuschlagen. Sein Hieb zerschmetterte die Stirnplatte des ersten Wolfes. Sein zweiter Anfgriff durchschlug die rechte Schulter und kappte ein schwarzes Bein ab. Doch dann war der Kampfbruder seines ersten Gegners an ihn heran. Die bluthungrige Bestie schmetterte ihn mit ihrem gesamten Körpergewicht zu Boden, verbiss sich in sein linkes Ohr und schleifte ihn daran zur Lichtung zurück.
Das Tier, das nun wieder ganz Herr seiner Lage war hatte für all dies keine Augen. sie richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf den gewaltigen Wolf, der mit der Anmut eines tödlichen Jägers durch das Dickicht glitt und sich dann vor ihr aufstellte. Sein Fell war noch finsterer als das des Tiers und hüllte ihn beinahe wie einen Schatten ein! Seine Augen dagegen waren von einem triefenden, kühlen Rot und schienen ihr bis in die hintersten Winkel ihres Gedächtnisses vordingen zu können. Das Maul des Wesens, das weder Mensch noch Wolf war, öffnete sich: "Tochter!"
"Hier bin ich, Vater! Als ich deinen Ruf gehört habe, bin ich ihm sofort gefolgt! Aber die Fuchsmenschen haben mich..."
"Es ist gut, Nortia!", sagte der Blutwolf mit sanfter Stimme. "du bist zu mir gekommen, das ist es was zählt! Ich hatte beinahe nicht damit gerechnet, dass du mich überhaupt aufsuchen willst. Immerhin...kennst du mich nicht!"
"Das stimmt nicht!", widersprach das Tier trotzig. "Du hast mich immer in meinen Träumen besucht!"
"Ja", meinte Aulus. "Doch was sind schon Träume in dieser Welt?" Seine Augen leuchteten in die ihren.
"Vater...", begann das Tier zu sprechen, etwas verwirrt von Aulus' Verhalten irritiert. "Kannst du mir ein paar Fragen beantworten?" Aulus nickte.
"Warum hast du...meine Mutter vergewaltigt? Und warum bist du nie zu mir gekommen?"
Aulus, der Blutwolf, Sohn des einstigen Weltenherrschers senkte den großen Schädel und stierte in den Boden. War das zu fassen? "Ich bin kein Blutwolf!"
"Was?", fragte das Tier entzetzt.
Doch Aulus fuhr fort: "Mein Vater Saudan war der einzige und letzte Blutwolf dieser Welt! Er hatte über dieses, unter seiner Führung geeinte Reich regiert, bis schließlich der Aufstand der Cappas folgte, was eine gewaltige Revolution im gesamten Imperium ausgelöst hat! Die Meuchler drangen in seinen Palast vor, töteten seine Diener und schließlcih ihn selbst. Doch ich selbst und mein wenig später getöteter Zwillingsbruder wurden geboren. Von einer menschlichen Frau, in dem Augenblick als er verstarb. Ich habe Saudan nie gesehen gehabt. Saudan war anscheinend immer der Ansicht gewesen, dass er keinen Nachkommen zeugen dürfte. Denn damit verschwand auch das reine Blut des Blutwolfs. Mit jedem neuem Sohn und jeder neuer Tochter wird unsere Art menschlicher. Du selbst wurdest schließlich in zwei Teile zerschlagen bei deiner Geburt, einen menschlichen und einen wölfischen. Aber dazu kommen wir später noch. Jedenfalls zeugte Saudan, als er spürte, dass das Ende seiner Ära nahe war zwei Söhne. Maghnan und mich selbst. Also bin ich nur noch zur Hälfte ein Blutwolf.
Als ich viele Jahrzehnte später mein Exil verlassen konnte, war das Reich meines Vaters zerfallen. Die Skrigg, Menschen und Cappas schlachteten sich nun untereinander ab und entwickelten immer effizientere Mordmaschinen. Am Ende setzte sich die Menschenrasse am Besten durch und trieb die anderen Völker zurück. Nur die Jeggos verehrten mich immer noch, doch sie waren unerreichbar, hinter der Grenze zur roten Wüste, bewacht durch eine gewaltige avalische Feste. Meine Anhänger begannen damit, das Fleisch ihrer gefallenen Krieger und das ihrer Feinde zu verzehren und deren Blut zu trinken, um in dieser lebensfeindlichen Region zu überleben. Also suchte ich mir neue verbündete für meinen Rachefeldzug, den ich gegen die neu erhobenen Götter plante, die das Imperium nicht zusammenhalten konnten! Es waren Wölfe, die aus allen Teilen des Reiches herbeiströmten und sich mir anschlossen, um die Cappas- meine erklärten Erzfeinde vernichtend zu schlagen. Die Fuchspelze stellten sich unserer Meute entgegen und auf beiden Seiten gab es hohe Verluste. Schließlich entschloss ich mich dazu, mich erst einmal mit einem kleinem Gebiet des Waldes zufrieden zu geben, um meine Eroberung zu einem besseren Zeitpunkt zu starten. Einem Zeitpunkt indem die Länder sich untereinander so sehr zerstören würden, dass ich den Thron meines Vaters besteigen könnte und mein Königreich aus dem Staub erheben könnte!" Die Augen des Blutwolfs begannen plötzlich in tiefsten Rot zu glühen, sein Kopf war erhoben, seine Lefzen zurückgezogen. Zorn spiegelte sich in seinen Augen wieder.
"Also lebte ich hier weiterhin, umgeben von Feinden, die ständig nach meinem Leben trachteten und die ich nur durch gelegentliche Ausfälle von einer Invasion abhalten konnte. Dann kam der Tag, an dem ich deiner Mutter begegnete. Ich streifte allein durch die Wälder, als ich sie plötzlich erblickte. Es war die einzige menschliche Frau, die jemals so weit in diesen Wald vorgedrungen war. Es war kein Zufall, dass sie hier war, das spürte ich sofort. Anders wäre dies nicht zu erklären gewesen. Es musste Schicksal sein. Diese Frau war dazu bestimmt die Tochter eines Wolfes in sich zu tragen. selbstverständlich würde kein menschliches Wesen jemals freiwillig mit mir Geschlechtsverkehr haben. Ich musste es tun, um den Fortbestand unserer Art zu sichern...vielleicht wäre dies die letzte Möglichkeit für mich, denn irgendwann könnte eines der mittlerweile huderten Attentate auf meine Person gelingen."
Er richtete seine Augen auf Nortia, um ihre Reaktion auf seinen Monolog entgegenzunehmen.
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  #643  
Alt 28.07.2012, 08:46
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Nortia-das-Tier spürte, wie sich ihr Fell zu sträuben begann. Ihre Rute richtete sich von selbst auf, wie sich ihre Ohren von selbst nach hinten legten. Dies war die große Ernüchterung für sie, die sich selbst nicht sicher gewesen war, was sie von dieser Begegnung erwartet hatte. Der Drang, sich winselnd auf der Erde zu rollen oder irgend etwas zu zerreissen kam in ihr hoch; etwas tun, womit sie die Verwirrung und Enttäuschung betäuben konnte, welche begann von ihr Besitz zu ergreifen. Doch sie tat es nicht.
"Dann ist dies der einzige Grund für meine Existenz?" fragte sie wie betäubt. "Saudans Blutlinie am Leben zu erhalten?"
Aulus sah sie lange an, und ein Hauch von Mitleid schien in seinem Blick aufzublitzen, doch dies mochte auch Einbildung sein, die erwünschte Illusion von Mitgefühl und dem Einsehen begangener Schuld; ein Wunschbild, heiß ersehnt, doch nicht Teil der wirklichen Welt.
"Mit der Zeit wirst du begreifen," sprach Aulus nüchtern. "Unter Saudans Herrschaft ging die Welt ihren natürlichen Gang; fressen und gefressen werden. Wer nicht stark war, musste klug sein, um sich zu behaupten. Niemand verschwendete einen Gedanken daran, ob es richtig oder falsch war was er trieb. Nützte es ihm, war es gut. Schadete es ihm, lernte er daraus oder verschwand aus dieser Welt. Es waren die Schwachen und Untüchtigen, für die es in dieser Welt eigentlich keinen Platz gab, welche sich gegen die natürliche Ordnung auflehnten und begannen, die natürlichen Kraftströme der Welt zu ihrem egoistischen Ziel anzuzapfen und nach ihrem Gutdünken zu misbrauchen. So gewannen die Drei-die-Eins-sind ihre gestohlene Macht, und sie stürzten die alten Gesetze einfach um, wohl wissend, dass dies ihre einzige Überlebenschance war. Sie hielten am Leben, das dazu bestimmt war, den Starken und Klugen als Nahrung zu dienen und Platz für sie zu schaffen. Sie brachten den Gedanken von Gut und Böse in die Welt und legten alle Wertigkeiten fest, welche es zuvor nicht gab und auch von den Starken nicht benötigt wurden. Alles was sie bedrohte wurde als böse deklariert, und so ächzt die Welt heute unter dem Joch der Schwachen und Unfähigen, denen gesagt werden muss, was für sie angeblich das Beste wäre..."
"Wie du es den Deinen sagst?" bellte Nortia.
"Nein, das siehst du falsch. Hätte dieses Wolfsvolk einen König oder Gott, so wäre ich es wohl. Doch diese Wölfe folgen mir aus eigener Einsicht, ich bin nicht ihr Tyrann. Nirgends ist der Glaube an die alten Werte lebendiger als unter ihnen, und sie wollen wie ich, dass die Dinge wieder ihren natürlichen Gang gehen. Darum folgen sie mir."
Einer der Wölfe schubste mit der Schnautze den zusammengeigelten und auf nichts mehr hoffenden Astan vor sie beide hin. "Wenn dies deine Beute sein soll, Tochter von Aulus, dann gib besser auf sie Acht!" knurrte er. "Deiner Nachlässigkeit ist es zu verdanken, dass mein Vetter Srarrgaz heute der Ehrengast unseres Nachtmahles sein wird!"
Nortia schaute auf das winselnde Bündel vor sich. Nimm dir diesen Happen als Zeichen meines Bedauerns, wollte sie sagen, doch der verängstigte Cappa blinzelte sie an und rief damit ein ärgerliches Echo in ihr hervor, äußerst unerwünscht. Etwas regte sich in ihr, etwas das diesem schwächlichen Stück Elend die Hand gereicht hatte...
Im nächsten Augenblick lag Nortia nackt und bleich unter einer dicken Schicht ausgefallenen Fells.
"Wie es scheint, hast du nun deine erste Entscheidung in deinem neuen Rudel zu fällen, Tochter," lachte Aulus, doch Nortia hörte es nicht. Was sie hörte war das gierige Gebrüll eines wilden Tieres.
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  #644  
Alt 29.07.2012, 20:30
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Nortia rappelte sich auf- erfasst von einem Schwindelgefühl. War sie Tier oder Mensch? Sie spürte, dass sie zunehmend die Kontrolle über sich selbst verlor. Vor ihr ragte Aulus, ihr Vater auf. Sie erinnerte sich an das Gespräch mit ihm, das sie als Tier geführt hatte. Verschwommen. Wie in einem Traum. Etwas, das sie sonst noch nie gehabt hatte. Was ging hier vor?
Sie hörte ihren Vater brüllen und ihren Gedanken begannen sich die in Menschenohre sinnlosen Worte plötzlich zu etwas sinnvollem zu formen: Diese Entscheidung musst du über dich selbst treffen, Nortia! Du musst dich über dein weiteres Leben entscheiden, sonst wird es vollkommen zerrissen werden. Entweder du vernichtest eine deiner beiden Seiten oder du verschmelzt sie miteinander und nutzt das daraus resultierende Ergebnis.
Aulus Augen waren nur noch verwaschene rote Laternen: Welchen Weg willst du gehen Nortia Aulustochter? Den des Wolfes, den des Menschen oder den des Menschenwolfs
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  #645  
Alt 30.07.2012, 17:18
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Nortia spürte, dass es ihr den Rücken hinunterlief wie Eis, doch sie wusste, dass Aulus recht hatte: eine Entscheidung war zu treffen, und zwar sehr bald. Und hatte sie nicht bereits mit ihrem alten Leben als Mensch abgeschlossen? Was hatten ihr ihre Ausbildung und ihre besonderen Fähigkeiten bisher eingebracht? Ihr Leben lang war sie die Marionette für andere gewesen, ohne jemals zu wissen welches Spiel sie gerade für wen spielte. Wäre es nicht besser unter starken Wölfen zu herrschen als unter hinterhältigen, egoistischen Menschen zu dienen?
Andererseits, was sie zurückgelassen hatte, das wusste sie. Aber was lag vor ihr? Und war sie nicht bereits wieder dabei, sich zu Aulus`Marionette zu machen? Er war ihr Erzeuger, gut, aber hatte er das Recht, sich ihren Vater zu nennen?
"Da gab es einen, der meine wölfische Seite zu töten versuchte..." sprach sie überlegend.
"Ich weiß davon," sprach Aulus. "Der Wind hat es mir zugetragen. Er ist eines der Lieblingskinder der Drei, und wenn er es selbst vielleicht auch nicht ahnte, so handelte er in jedem Fall auf ihr Geheiss."
"Feldan...ein Bote der Götter?" Fast hätte Nortia laut gelacht.
"Nein, mehr. Viel mehr. Wünscht du dir nicht, an ihm Rache zu nehmen? Erfülle dir diesen Wunsch, und unser Werk ist getan."
"Ich verstehe nicht..."
"Kehr zurück in deine Welt, töte ihn, und du hast das Ende der Drei besiegelt."
Nortia spürte das Eis erneut, doch diesmal umschloss es ihr Herz. Wie oft hatte sie sich Feldans Tod selbst geschworen, doch es würde ihre eigene Rache sein, nicht die ihres Vaters oder die irgend einer nebulösen Sache!
"Ich werde es tun!" sagte sie fest. "Dies soll der endgültige Abschluss meines alten Lebens sein, und danach werde ich meine Entscheidung treffen!"
"Er ist hart, listig und unberechenbar," warnte Aulus. "Doch er ist auch ein sorglos spielendes Kind, das noch gar nicht begriffen hat, womit es da hantiert. Hüte dich vor dem Alten mit dem roten Auge, denn er ist gierig und schrecklich mächtig, und er weiß genau, was er tut und warum! Deine Entscheidung gefällt mir, Tochter. Gehe zurück und verhindere, dass die Götter neu geboren werden. Ich werde die Drei mit meinen Angriffen beschäftigt halten, und ich habe dabei seit neustem unerwartete Unterstützung bekommen. Irgendwann werden sie gezwungen sein, die göttliche Macht erneut anzunehmen, und dies wird ihr Ende besiegeln! Gemeinsam werden wir diese Welt wie sie ist zerstören, denn es hätte sie so niemals geben sollen!"
Und ich werde dir danach deine Beute vor die Pfoten legen und dir brav das Blut aus dem Bart lecken? dachte Nortia und senkte scheinbar ergeben den Kopf, dass Aulus ihren Blick nicht deuten konnte. Stellst du es dir so vor, Aulus Nortiavater, Aulus der Vergewaltiger, Aulus der Hüter alten Staubes und Gebeine?
Königin Nortia die Wölfin...das hatte keinen schlechten Klang, fand sie.
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Geändert von Formorian (30.07.2012 um 19:17 Uhr)
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Alt 02.08.2012, 20:22
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"Er soll leben", sagte sie plötzlich und deutete auf Astan. "Er hat mich in der Vergangenheit gut behandelt und soll nicht sterben!"
"So soll es sein", sagte Aulus gnädig und knurrte den Cappa an. "Verzieh dich!" Astan erkannte sofort die Aufforderung und ergriff das Weite.
"Ich verabschiede mich dann ebenfalls!", sagte Nortia. "Wir sehen uns wieder, wenn ich Feldan getötet habe, Vater!"
Aulus wirkte zufrieden: "Tu das meine Tochter! Ich bin stolz auf dich!"
Nortia drehte sich um und ging. Die Begegnung mit ihrem Vater war nicht gut verlaufen. Aber was hatte sie schon von einem Blutwolf erwartet? Dass er sie wohlwollend in seine Arme schließt? Doch immerhin hatte sie nun ein Ziel vor Augen. Und sie war mehr als bereit diese Mission zu Ende zu bringen und Feldan endlich das zu geben, was ihm zustand...
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  #647  
Alt 03.08.2012, 14:18
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Die Reise durch den dichten Wald stellte sich als unproblematisch heraus. Alle Tiere schienen sie zu meiden, und Wasser sowie Früchte fand sie genug. Noch immer war ihr alles hier neu und unbekannt, doch da waren helfende Instinkte...ihre wölfische Seite hielt sich diskret im Hintergrund, wohl besänftigt vom Wissen um ihr Vorhaben, und in geschwisterlich gegenseitiger Enttäuschung über die Begegnung mit Aulus, jedoch war sie auf unterschwelliger Weise immer präsent. Nortia sah keinen Grund, sie gewaltsam in den tiefsten Kerker ihrer selbst zu verbannen, wie sie es sonst immer getan hatte.
Nackt wie eine Dryade trat sie am vierten Tage endlich aus dem Wald heraus und stolperte bald darauf über einen Haufen wild dahingeworfener Kleider und Waffen. Vorsichtig schlich sie näher und vernahm leises Sprechen und helles Lachen aus einem nahen Busch. "Ist noch Wein da? He, nimm die Hand da weg! Nein, nicht du. Du!"
In aller Ruhe probierte sie das Gebotene an, verschmähte die geraifften Damenröcke zu Gunsten eines wattierten Gambesons, eines derben Lederkilts und eines Kettenhemdes, das ein wenig zu groß aber von besonders verlässlicher Qualität war. An Waffen boten sich ihr drei zierliche, feingeschliffene, aber zerbrechliche Klingen, wohl die Ausgehsäbel irgend einer protzigen Eliteeinheit. Sie ließ sie liegen und entschied sich für eine einfache, aber robuste Klinge, welche die deutlichen Spuren jahrhundertelangen harten Gebrauchs trug. Ausgezeichnet, dachte sie. Nur gute Schwerter werden alt. Zufrieden legte sie das Wehrgehänge an und bedauerte, dass die hohen Herren keine Feuerwaffen dabei hatten; sie waren wohl auf eine andere Art von Abschuss aus gewesen.
Ein kurzes Wittern, und sie wusste wo die Reittiere versteckt waren. Sie entschied sich für einen ruhigen, aber kraftvollen Zelter, der sie widerspruchslos auf seinen Rücken ließ und ihre Kommandos gehorsam befolgte.
Feldan, was immer du gerade tust, ich hoffe du genießt es!
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  #648  
Alt 04.08.2012, 16:25
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(Absatz)

Der Stiefel traf Feldan mit voller Wucht am Gesicht. Der einstige Seneschall seiner Majestat sah übel zugerichtet aus. Das zerstörte Auge wurde nicht mehr länger von einer Augenklappe verdeckt und sah entsetzlich aus.
"Bring ihn nicht um!", sagte Doro, der dem Schauspiel zusah und seine Augen auf den sich am Boden wälzenden Feldan gerichtet hatte.
"Keine Sorge", zischte Ratte. "Ich töte ihn nicht! Ich will diesen Bastard nur Schreien hören!"
Er versetzte Feldans Schädel einen weiteren Tritt. Der Seneschall stöhnte.
"Bedenke", sagte Doro sanft. "Das er eines Tages einer der Drei sein wird!"
"Na und?", knurrte Ratte. "Dann wird er so oder so Rache an uns üben und uns abschlachten! Ich frage mich, warum ausgerechnet er dazu ausersehen wurde über uns zu herrschen!"
"Sicherlich wird es seine Gründe gehabt haben!"
"Pah!", schnaubte Ratte. "Dafür gibt es keinen Grund. Die neuen Herrscher, die über diese Welt regieren sollen, sind ein unkontrollierbarer Megalomane, ein Säugling und ein Skrigg, der mit unserem Glauben und unserer Kultur rein gar nichts zu tun hat- er spricht noch nicht einmal unsere Sprache!"
In ihrem Gespräch vergaß Ratte es Feldan weiter zu treten, aber der Seneschall war ohnehin nicht mehr in der Lage irgendetwas zu tun.
"Die Erhebung von Göttern ist keine demokratische Angelegenheit, Ratte", versuchte Doro seinen Freund zu beruhigen. "Aber dennoch warst du mit unseren Alten immer zufrieden gewesen!"
Ratte funkelte den einstigen Totengräber- den einstigen STUMMEN Totengräber wütend an:" Damals wusste ich auch noch nicht, wie...austauschbar Götter sein können. Und außerdem: DEINE Göttin habe ich nie ausstehen können. Was hat sie uns gebracht außer Tod und Verderben!"
Doro zuckte zusammen, als sei ihm ins Gesicht geschlagen worden. "Sie...war nicht immer so gewesen. Früher hat sie nie getötet...sie hat nur die Toten zum Leben erweckt. Doch niemand erkannte das Gute in dieser Tat. Die Toten wurden als Monster gejagt und getötet. Es wurde sogar eine eigene Abteilung dafür ins Leben gerufen: Die Knochenjäger! Sie schlachteten die Unglückseligen ab und der schwindende Glaube an In'Ahte'Fah stärkte deren Mitgötter, die die Situation ausnutzten und in ein Astralgefängnis sperrten, in dem sie schließlich wahnsinnig wurde und nur noch Rachegedanken hatte...ich...verstehe sie. Auch ich selbst befand mich einmal in einer solchen Situation, als meine Familie abgeschlachtet wurde...die Knochenjäger verzeihen die Verteidigung der Toten nicht..."
Eine düstere Stimmung hatte sich breit gemacht. Ratte wirkte betroffen und schien etwas sagen zu wollen. Doch da richteten sich Doros Augen auf etwas hinter Ratte: "Wir bekommen Besuch!"
Ratte drehte sich um und zog seinen Revolver. Aus der Richtung, in die sie blickten näherten sich fünf Gestalten. Es war Bragrimms, der von vier Gishkas begleitet wurde.
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  #649  
Alt 05.08.2012, 09:48
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"Das Narbengesicht kennen wir doch", raunte Ratte Doro zu. "Der Gezeichnete, der uns den Weg in den Skriggtunnel wies. Und nun will er wohl sicher gehen, dass auch ganze Arbeit geleistet wird..."
Doro entgegnete nichts darauf. Reglos saß er auf dem Boden, weiterhin dem halb im Koma daliegenden Feldan zugewand, doch sein Blick kehrte sich nach innen.
Bragrimms rief ein Kommando auf pelingorisch, und die Gishka legten auf Ratte an. Ratte kam ein Gedanke, ungewöhnlich in einer solchen Situation, irrational geradezu, doch vielleicht lag eben deshalb in ihm die Rettung. Nichts würde sich ändern, wenn er noch einen oder zwei Gegner mit sich nahm, dessen wurde er sich bewusst. Nein, es musste einen anderen Weg geben, und irgendwie erahnte er, dass es nun wichtig wurde, Doro für was immer er vorzuhaben schien Zeit zu verschaffen. Womit packte man einen Soldaten am ehesten? Beim Sold, oder bei seiner Ehre!
"Nur zu, schießt mich gemeinsam nieder!" rief er den Gishka entgegen und legte dabei alle überhebliche Selbstsicherheit in seine Stimme, welche er nun imstande war aufzubringen. "Damit beweist ihr am sichersten, dass ihr eben mehr wert seid als eure männlichen Kameraden! Wie tapfer ist es doch, aus sicherer Distanz den Finger krumm zu machen! Meine Oma könnte das, wenn sie nicht tot wäre! Und wer weiß, vielleicht kann sie es trotzdem besser als ihr!"
Die Gishka zögerten, und eine von ihnen redete gereizt auf sie ein. Vermutlich übersetzte sie gerade für die anderen. Dann senkten sich die Waffen. Empört schrie Bragrimms auf die vier ein, seinen Befehl auszuführen, doch drei der Söldnerinnen nahmen ihn zwischen sich, die Vierte zog ihre kurze Kampfklinge und forderte Ratte mit wedelnder Spitze auf, seinen Revolver ebenfalls zu Boden fallen zu lassen.
Bragrimms geriet außer sich. War hier irgend ein idiotischer Ehrencodex am Wirken? Das war glatte Befehlsverweigerung! Doch die drei um ihn herum ließen keinen Zweifel daran, dass sie eine Einmischung seinerseits nicht zulassen würden.
Während dessen setzte Doro alles auf eine Karte. Der Pakt, er musste JETZT geschlossen werden, ob die Erwählten bereit waren oder nicht! Ein Später würde es nicht geben! Wie er es sich selbst in langen Jahren der inneren Einkehr beigebracht hatte, sandte er seinen Geist zum Ursprung allen Göttlichen Wirkens, zur Quelle, welche er in langen qualvollen Exerziten entdeckt hatte, die er aber bislang in ehrfürchtiger Scheu niemals gewagt hatte zu betreten. Doch verzweifelte Umstände erforderten verzweifelte Mittel! Und fast hätte es seinen suchenden Geist aus seinem Schädel gerissen, als er überwältigend und prompt Antwort erhielt.
Wir erkennen die Dringlichkeit deines Anliegens, also sprich, kleine Seele. Die Herren der Welt hören dich.
Für den ersten Moment war Doro wie taub und geblendet, doch rasch fasste er sich ein Herz und sprach im Geiste mit der dreifach dröhnenden Stimme in seinem Kopf.
"Der Pakt! Die Erwählten befinden sich in höchster Gefahr, und niemand wird sie schützen können als Ihr! Verleiht den Erwählten die ihnen zustehende Macht, denn sonst wird alle Göttlichkeit in dieser Welt bald verschwunden sein!" Er würde später über den Mut seiner Worte erschauern...keine Zeit nun!
Der Pakt muss von allen Erwählten in Harmonie begriffen und akzeptiert werden, sonst ist er wertlos. Wir werden nicht riskieren, dass die jungen Götter ebenso pflichtvergessen werden, wie es ihre Vorgänger waren.
"Wenn Ihr länger wartet, wird es gleich keine Erwählten mehr geben!" erinnerte Doro mit Nachdruck.
Oh ihr Priester und heiligen Männer, eure Aufgabe war es, die Götter stets an ihre Pflichten zu erinnern, doch satt und selbstzufrieden seid ihr geworden! Drängst du nun zur Eile, damit wir in einem Augenblick wiedergutmachen, was ihr all die Generationen lang schleifen ließet?
Verständnislos schüttelte Doro den Kopf. Was sollte diese Erbsenzählerei? Mochte es sein, dass die Alten tatsächlich senil geworden waren? Erkannten sie nicht den Ernst der Lage?
"Meister?"
Der Abschluss des Paktes ist nicht möglich, denn die Erwählten harmonieren nicht.
"Wie...was heißt das?"
Einer der Erwählten lehnt die Verschmelzung mit seinen Brüdern ab. Wir haben keinerlei Möglichkeit, dies zu ändern. Das Schicksal der Welt liegt nun in sterblichen Händen...Mit einer Gefühlswelle, die aufrichtigem Bedauerns entsprach, zogen sich die Stimmen aus Doros Kopf zurück.
Zur gleichen Zeit, während Ratte mit der Gishka focht und Doro sich in der Anderswelt den Alten zu Füßen warf, richtete sich Framire weit abseits des Geschehens auf. All die Zeit hatte sie mit ihrem Zweibeiner gelitten, doch der gewaltige gespenstische Kadaver in seiner Nähe hatte sie bislang vom Eingreifen abgehalten. Doch nun hatte sich etwas geändert; durch ihre Verbundenheit mit ihrem Freund fühlte sie, dass die Zeit der Pein von einer konkreten Bedrohung abgelöst worden war. Sie war nicht mehr länger in der Lage, die Rufe um Beistand zu ignorieren, doch das grauenerregende Namenlose zerrte nicht weniger an ihrem Geist. Verzweifelt fragte sie sich selbst, was ihr wohl wichtiger wäre; das Wohlergehen des Wesens, das ihr Dasein mit Sinn erfüllte, oder ihr eigener trauter Seelenfrieden. Sie spürte, dass sie nicht beides zugleich erhalten konnte, und dass sie die Entscheidung rasch fällen musste. Kein Zweibeiner würde ihr da helfen können...
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Geändert von Formorian (05.08.2012 um 14:15 Uhr) Grund: Logikfehler
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Ratte und Yisara lieferten sich in der Zwischenzeit ein äußerst einseitiges Duell. Es gelang ihm stets nur im letzten Moment abzublocken und er kam gar nicht erst zum Angriff. Es gelang ihm beinahe nicht mehr das Schwert hoch zu halten, während Yisara ihr eigenes ohne Probleme in einem nahezu irrsinnigen Tempo schwang. Die Gishka, welche ihn mit verschlagenem Lächeln ansah, hatte nicht vor ihn zu töten. Stattdessen spielte und hetzte sie mit ihm wie eine Katze mit einer Maus...oder einer Ratte.
Plötzlich zischte sie und warf das Schwert nach ihm. Überrumpelt blockte Ratte das vollkommen ungefährliche Wurfgeschoss ab, während die Gishka wie eine Schlange auf ihn zustieß. Plötzlich spürte wie ein Bein seinen Hals umklammerte und dann klappte der Boden unter seinen Füßen weg und er stürzte hilflos in den Dreck. Yisara setzte einen Fuß auf seine Kehle und blickte spöttisch auf ihn herab: "Merk dir das: Du wirst dich nie mit einer Gishka messen können! Weder im Fernkampf noch mit dem Schwert!" Ratte röchelte. Langsam führte er seine rechte Hand zum Revolver. Wieso tat Doro nichs?
In diesem Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Brüllen. Framire, schoss es Ratte durch den Kopf! Leider lag er in einer ungünstigen Position, sodass er nicht sehen konnte, was sich dort abspielte. Was er sah, war das zwei der Gishkas losliefen und das Yisara sich für einen kurzen Augenblick umdrehte.
Das genügte Ratte: er stieß den Fuß beiseite, rollte sich weg, zog den Revolver und schoss: Und verfehlte. Der Schuss streifte Yisaras nachtschwarze Rüstung an der Hüfte und richtete keinen Schaden an. Scheiße! Ein Stiefel trat ihn mit voller Wucht ins Gesicht und er verlor das Bewusstsein.
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Alt 07.08.2012, 18:56
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Zwei der Gishka stürzten zu den fallengelassenen Gewehren, die Dritte stand unschlüssig bei dem noch immer Gift und Galle spuckenden Bragrimms, und Yisara ließ Ratte liegen, wo er war und besah sich den reglos dasitzenden Doro. Solcherart war die Situation, als Framire mitten unter ihnen landete und sich mit umherpeitschendem Schwanz Raum verschaffte. Eine der beiden Gishka war klug und warf sich hinter einem Stein in Deckung, die andere war eine Heldin. Soviel zu ihr.
Am ganzen Leib vor Furcht zitternd, doch zielsicher ergriff der Drache den delirenden Feldan mit dem Maul und schwang sich sofort wieder in die Luft. Als die ersten Schüsse peitschten, war Framire mit ihrer wertvollen Last bereits auf und davon.
Feldan jedoch bemerkte von alledem nichts. Er meinte, am Ufer eines endlosen, schimmernden Ozeans entlang zu wandern. Er verspürte den Drang, dieses Wasser überqueren zu müssen, ohne zu wissen warum. Die Antwort darauf würde er wohl schon erfahren, wenn er an seinem Ziel angekommen war.
Ihm kam der Gedanke, dass es an jedem Ufer irgendwo Siedlungen geben musste. Dort würde es auch Boote geben, vielleicht ein Schiff. Doch womit würde er eine Passage bezahlen können? Er hatte nichts weiter bei sich als seine mittlerweile zerrissenen und verdreckten Lumpen am Leib, seine brennende Gier nach weiter Ferne und den festen Willen, sein Ziel zu erreichen, wo immer dies auch sein mochte und was immer ihn dort erwarten würde.
Dann hörte er zum ersten Mal die Musik. Drei Instrumente waren es, etwas wie eine Mandoline, eine Flöte und eine kleine Trommel. Jedes spielte seine ganz eigene Weise, und dennoch verbanden sich die Harmonien zu einer traumhaft schönen Melodie, erschreckend schön und dennoch Seele und Gemüt ergreifend, dass einem die Tränen kommen konnten, doch eine solche Regung kannte er nicht.
Er folgte der Melodie den Strand entlang, und nachdem er eine flache Düne erklommen hatte sah er die Musikanten. Wie erwartet waren es drei, die nahe dem Wasser zusammenlagen und diese hypnotische Melodie schufen. Menschenähnlich schienen sie zu sein, doch waren ihre Gesichter, Arme, Schultern und Leiber von grünbläulichen Schuppen überzogen. Ihre Hinterleiber steckten in großen Muschelgehäusen, das des Mandolinenspielers war weiß wie die Gischt auf dem Wasser, das des Flötenspielers rot wie der Sonnenuntergang über dem Ozean und das der Trommlerin schwarz wie die heraufziehende Nacht.
Feldan war enttäuscht, dass er keine Anlegestege oder Hütten sah, aber vielleicht würden diese seltsamen Leute dort ihm ja weiterhelfen können. Entschlossen ging er auf das Trio zu und fragte geradeheraus: "Ich suche nach einer Möglichkeit, das große Wasser zu überqueren. Könnt ihr mir da behilflich sein?"
Die Drei ließen ihre Instrumente ruhen und schauten ihn wissend an. "Warum willst du über das Wasser?" fragte der Flötenspieler neugierig.
"Nur die Information, das ist genug," sagte Feldan kurzab.
"Information ist nicht Wissen," sagte der Mandolinenspieler.
"Wissen ist nicht Weisheit," sagte der Flötenspieler.
"Weisheit ist nicht Wahrheit," sagte die Trommlerin.
"Wahrheit ist nicht Schönheit," der Mandolinenspieler erneut.
"Schönheit ist nicht Liebe," der Flötenspieler.
"Liebe ist nicht Musik," die Trommlerin.
Und alle: "Musik ist das Beste!" Damit nahmen sie ihr Spiel wieder auf.
Vor den Kopf gestossen hörte Feldan ihnen eine Weile zu, dann sagte er: "Danke für nichts! Ich finde meinen Weg auch ohne euch!"
"Warte," versetzte der Flötenspieler und zog etwas unter dem Sand hervor, das in den Strahlen der versinkenden Sonne in allen Regenbogenfarben schillerte. "Zumindest standesgemäß solltest du deine Reise fortsetzen. Komm, probier es an. Ich habe es selbst gemacht."
Feldan erkannte, das es ein Hemd war, und es war aus reinem Wasser gewebt. Erfreut über dieses unerwartete und kostbare Geschenk schlüpfte er aus seinen Lumpen und zog es über den Kopf. Es passte wie für ihn gemacht.
"Meinen Dank, wer immer du auch bist. Ein Boot wäre eher nach meinem Geschmack gewesen, doch ich weiß die Gabe zu schätzen."
"Oh, nicht dafür," grinste der Geschuppte, führte die Flöte an den Mund und blies einen einzigen, schrillen Ton. Augenblicklich wurde das Hemd wieder zu dem, was es eigentlich war, und tropfnass und zornig stand Feldan da. Die drei brachen in glockenhelles Gelächter aus. Wutentbrannt griff Feldan nach dem Flötisten, erfasste ihn an der Schulter und zog ihn mit einem Ruck aus der Muschel. Schwach und hilflos blieb dieser auf dem Sand liegen.
"Warum hast du das getan?" fragte der Bursche erstaunt, ohne die leiseste Spur von Klage in seiner Stimme. "Jetzt muss ich sterben."
"Warum hast du mich veralbert und nass gemacht?" bellte Feldan zurück.
"Es war nur mein Wille, sonst nichts."
"Und mein Wille ist es, solches zu tun!"
"Dann sei für deinen Willen gesegnet," sprach der Flötenspieler und berührte Feldan mit den ausgestreckten Fingern am Fuß. Und wo sich eben noch die Gestalt des ehemaligen Seneschalls der avalischen Kürassiere befand, stand nun ein großer schwarzer Vogel, der prüfend mit den Flügeln schlug.
"Gehe deinen Weg, um deinen Willen zu tun," riefen alle drei wie aus einem Munde, und Feldan der Nachtvogel schwang sich auf, das große Wasser zu überqueren.
In einer sonderbaren Stadt tief in den nordavalischen Wäldern lehnten sich drei weise alte Affen entspannt in ihren hohen Lehnsesseln zurück und sahen einander zufrieden an. Der Widerspenstige hatte gerade die erste Stufe seiner Initation gemeistert. Sie konnten wieder hoffen...
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Alt 07.08.2012, 20:52
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Zum selben Zeitpunkt wurde Arngshsziss, der Streiter der Ehre von einer gänzlich anderen Vision heimgesucht. Seit Tagen lag der Skrigg in einem traumlosen Schlaf und sein Geist irrte in vollkommener Finsternis umher, die seine Sinne betäubte. Dann vernahm er ein bläuliches Leuchten, das sich ihm näherte. Es war dieselbe Erscheinung, die ihn auch damals in Sagrsta aufgesucht und das Leben gerettet hatte. Nur diesesmal sah der Mann verändert aus. Seine fürchterlichen Narben waren wie weggewaschen und er besaß wieder seine beiden Augen! Außerdem war die Gestalt weniger deutlich zu erkennen. Sie verschwamm auf seltsame Weise mit der Umwelt.
"Wer bist du?", fragte Arngshsziss. Seine Stimme klang unwirklich, als würde sie von einem weit entferntem Ort aus erschallen und vielfach zurückgeworfen werden.
"Ich war einst ein Magier gewesen und lebte auf derselben Welt wie du! Jetzt bin ich nur noch eine Essenz die in der astralen Ebene umhertreibt und darauf wartet, das ihre Aufgabe- die Vereinigung der Drei erfüllt wird. Mehr brauchst du nicht zu wissen"
Einzelne Fetzen lösten sich von dem Körper der Erscheinung und trieben in blauen Schwaden davon. Doch die Augen des Mannes waren fest und starr und stießen in Arngshsziss Geist vor: "Ich bin hier um dich aufzuwecken, Arngshsziss! Die Magie des glutäugigen Mannes fesselt dich immer weiter, kettet dich in diese unendliche Leere. Wenn du dich nicht bald von ihnen befreien kannst, wirst du für immer in diesem Totenschlaf verweilen!"
Arngshsziss Geist versuchte die Wortedes Mannes zu ergreifen, doch die Gedanken waren glitschig wie Tentakel und entwanden sich seinen Fühlern. Ich träume...das hier passiert nicht wirklich
"Arngshsziss, Säule der Ehre! Sehe mir in die Augen! Mir bleibt nicht viel Zeit! Mit dieser Tat überschreite ich bereits meine Kräfte!" Weitere Schwaden drifteten von dem Magier weg. Er begann sich immer weiter aufzulösen. Hinter der Erscheinung bildete sich ein blauer Strudel, der ins Nirgendwo mündete.
"Du, Arngshsziss hast dich unter deinem Volk als großer Krieger erwiesen. Niemand war dir je im Duell überlegen. Auch die Situation in der du dich jetzt befindest ist ein Kampf. Ein Kampf gegen einen nicht körperlichen Gegner. Versuche es. Überschreite die Grenzen deines Körpers und deines Geistes. Überwinde die dich lähmende Fessel!"
Arngshsziss' Geist begann langsam ein wenig zu erwachen. Er begriff die Worte der Gestalt, die ihm zu helfen suchte. Aber dennoch legte sich eine eiserne Zange um ihn, versuchte ihn zurückzupressen und ließ ihn erlahmen.
"Wie?", fragte Arngshsziss den Magier verzeifelt. "Wie soll ich das schaffen?" Die Erscheinung bestand nun nur noch aus einem Gesicht mit zwei eisigen, bohrenden Augen. Die eine Gesichtshälfte blätterte ab und legte erneut die furchterregenden Narben und das blinde Auge frei. Das sich verflüchtigende Gesicht schrie nun: "Tu das, was du immer getan hast, Arngshsziss! Kämpfe! KÄMPFE DAGEGEN AN!"
Endlich begriff Arngshsziss, was er tun musste. Er bäumte sich gegen die geistige Klammer an und stieß einen lauten, wütenden Schrei aus. Er schrie undschrie und schrie. Die Lebendigkeit kehrte erneut in ihn zuruck. Die Fesseln, die ihn tagelang gewürgt hatten erzitterten und wurden auseinander gerissen. Arngshsziss' Seele wurde aus der Astralebene gerissen und dann schlug Arngshsziss, der Arngshsziss in der materiellen Welt, in einer Höhle, in die mattes Licht fiel schweißgebadet die Augen auf.
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Alt 07.08.2012, 20:52
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Zum selben Zeitpunkt wurde Arngshsziss, der Streiter der Ehre von einer gänzlich anderen Vision heimgesucht. Seit Tagen lag der Skrigg in einem traumlosen Schlaf und sein Geist irrte in vollkommener Finsternis umher, die seine Sinne betäubte. Dann vernahm er ein bläuliches Leuchten, das sich ihm näherte. Es war dieselbe Erscheinung, die ihn auch damals in Sagrsta aufgesucht und das Leben gerettet hatte. Nur diesesmal sah der Mann verändert aus. Seine fürchterlichen Narben waren wie weggewaschen und er besaß wieder seine beiden Augen! Außerdem war die Gestalt weniger deutlich zu erkennen. Sie verschwamm auf seltsame Weise mit der Umwelt.
"Wer bist du?", fragte Arngshsziss. Seine Stimme klang unwirklich, als würde sie von einem weit entferntem Ort aus erschallen und vielfach zurückgeworfen werden.
"Ich war einst ein Magier gewesen und lebte auf derselben Welt wie du! Jetzt bin ich nur noch eine Essenz die in der astralen Ebene umhertreibt und darauf wartet, das ihre Aufgabe- die Vereinigung der Drei erfüllt wird. Mehr brauchst du nicht zu wissen"
Einzelne Fetzen lösten sich von dem Körper der Erscheinung und trieben in blauen Schwaden davon. Doch die Augen des Mannes waren fest und starr und stießen in Arngshsziss Geist vor: "Ich bin hier um dich aufzuwecken, Arngshsziss! Die Magie des glutäugigen Mannes fesselt dich immer weiter, kettet dich in diese unendliche Leere. Wenn du dich nicht bald von ihnen befreien kannst, wirst du für immer in diesem Totenschlaf verweilen!"
Arngshsziss Geist versuchte die Wortedes Mannes zu ergreifen, doch die Gedanken waren glitschig wie Tentakel und entwanden sich seinen Fühlern. Ich träume...das hier passiert nicht wirklich
"Arngshsziss, Säule der Ehre! Sehe mir in die Augen! Mir bleibt nicht viel Zeit! Mit dieser Tat überschreite ich bereits meine Kräfte!" Weitere Schwaden drifteten von dem Magier weg. Er begann sich immer weiter aufzulösen. Hinter der Erscheinung bildete sich ein blauer Strudel, der ins Nirgendwo mündete.
"Du, Arngshsziss hast dich unter deinem Volk als großer Krieger erwiesen. Niemand war dir je im Duell überlegen. Auch die Situation in der du dich jetzt befindest ist ein Kampf. Ein Kampf gegen einen nicht körperlichen Gegner. Versuche es. Überschreite die Grenzen deines Körpers und deines Geistes. Überwinde die dich lähmende Fessel!"
Arngshsziss' Geist begann langsam ein wenig zu erwachen. Er begriff die Worte der Gestalt, die ihm zu helfen suchte. Aber dennoch legte sich eine eiserne Zange um ihn, versuchte ihn zurückzupressen und ließ ihn erlahmen.
"Wie?", fragte Arngshsziss den Magier verzeifelt. "Wie soll ich das schaffen?" Die Erscheinung bestand nun nur noch aus einem Gesicht mit zwei eisigen, bohrenden Augen. Die eine Gesichtshälfte blätterte ab und legte erneut die furchterregenden Narben und das blinde Auge frei. Das sich verflüchtigende Gesicht schrie nun: "Tu das, was du immer getan hast, Arngshsziss! Kämpfe! KÄMPFE DAGEGEN AN!"
Endlich begriff Arngshsziss, was er tun musste. Er bäumte sich gegen die geistige Klammer an und stieß einen lauten, wütenden Schrei aus. Er schrie undschrie und schrie. Die Lebendigkeit kehrte erneut in ihn zuruck. Die Fesseln, die ihn tagelang gewürgt hatten erzitterten und wurden auseinander gerissen. Arngshsziss' Seele wurde aus der Astralebene gerissen und dann schlug Arngshsziss, der Arngshsziss in der materiellen Welt, in einer Höhle, in die mattes Licht fiel schweißgebadet die Augen auf.
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Alt 08.08.2012, 13:45
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Stimmen wehten herein. Er verstand nicht die Sprache; Menschensprachen kamen ihm eh wie Hundegebell vor, doch er erkannte dass es Frauenstimmen waren. Eine stach aus allen anderen heraus.
"Vergiss es, Narbengesicht. Meine Schwestern und ich folgen keinem Kerl, egal für wie wichtig er sich hält. Yuvaris war nur einverstanden, dass du an dieser Aktion teilnimmst, weil er befürchtete du würdest gegen das Möchtegernköniglein in Vandrall irgend eine Dummheit versuchen. Ich habe hier das Kommando, und ich sage dass dies wichtige Gefangene sind! Einer ist uns entwischt, und wenn wir seinen Aufenthalt nicht von ihnen erfahren nützen sie uns vielleicht als Geiseln."
Eine männliche Stimme antwortete, sie klang nicht sehr freundlich, doch Arngshsziss hörte nicht weiter hin. Ein Schmerz in seiner linken Seite machte sich bemerkbar. Er erkannte einen frischen Verband auf der Stelle, doch als er die Muskeln anspannte spürte er den Fremdkörper in seinem Inneren, fest und heiß wie glimmende Kohle. In diesem Moment roch er, dass er nicht allein hier war. Und wie er es roch!
Ein kleines, zappelndes Bündel war es, und es wurde gerade wach. Es merkte, dass etwas nicht in Ordnung war, etwas das sein Wohlbefinden beeinträchtigte, und es begann aus vollster Kehle zu schreien. Sofort war er heran und wollte dem - bemerkenswert hässlichen, für sein Empfinden - Menschenjungen die Hand auf den Mund legen, doch als er ihm wirklich nahe war stoppte er überrascht. Dieses Kind...gerade noch war er bereit gewesen, es notfalls gegen die Wand zu werfen, um sein veräterisches Schreien zu beenden, doch nun...nein, ihm durfte nichts geschehen! Es war wichtig, das wusste er mit einemal, vielleicht wichtiger als er selbst. Er würde es schützen wie sein eigenes Leben. Verstehen war nicht wichtig, er wusste es einfach.
Zwei Felllosenweibchen stürtzten in die Höhle, und das Silber-Schwarz, das sie trugen verriet ihm dass sie nicht gekommen waren um ihm zur unerwarteten Adoption zu gratulieren. Und da hörte er die Stimme aus seinem Traum erneut.
"Greif dir das Kind!" schrie sie aus einem leuchtenden blauen Punkt heraus, der dicht unter der unregelmäßigen Höhlendecke schwebte. "Du weißt dass du für es zu sorgen hast."
"Diese Weibchen!" schrie er zurück. "Sie wollen es holen! Und sie haben sicher nichts Gutes mit ihm vor! Von ihnen kam nie Gutes! Ich werde sie töten oder dabei sterben!" Er sah sich nach einer Waffe um, fand aber nur lose Steine. Besser als nichts, dachte er.
"Das Kind!" tönte es aus dem leuchtenden Punkt zurück, der zu flackern begann. "Nimm es, oder ihr seid beide tot!"
"Mögest du interessante...! Ach was, gut!" Er ergriff das tuchumhüllte Bündel mit den Zähnen, während er gleichzeitig mit den Händen Steine aufsammelte. Der Geruch frischen Dungs war schier überwältigend, doch er ignorierte ihn ebenso wie den Schmerz in der Seite. Diese Stimme hatte ihn aus der Anderen Welt hierher zurückgeholt, also konnte er ihr vertrauen.
Und im nächsten Moment wurde dieses Vertrauen auf eine harte Probe gestellt, als diese vertraute Welt um ihn herum einfach aufhörte zu existieren. Er hatte den Eindruck zu fallen und gleichzeitig zu schweben. Sein Herz raste vor Schrecken, und fast hätte er das Maul aufgerissen, um das Grauen das ihn zu überwältigen drohte laut niederzuschreien, doch dort trug er das Kind, und so ertrug er tapfer.
Und schon im nächsten Augenblick stand er auf festen Holzbohlen. Drei Gestalten sah er vor sich, die in hochlehnigen Stühlen vor ihm saßen. Die Mittlere erhob sich, wie um ihn zu begrüßen. Sie war gebaut wie ein Mensch, doch sie war kein Fellloser.
Und sie lächelte...
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Alt 09.08.2012, 18:31
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"Sei willkommen bei uns Arngshsziss, Sohn des Blutsäufers"
Arngshsziss musterte die Gestalt. Weißes Fell umwucherte das Wesen, das vom Körperbau dem einer Plattschnauze erstaunlich ähnelte. Alle drei strahlten etwas Erhabenes und Vertrautes aus. Arngshsziss hatte das Gefühl als könnte er diesen drei Gestalten sein Leben anvertrauen.
"Wer seid ihr erkundigte er sich?"
Wieder sprach der Mittlere, die anderen Beiden hielten sich zurück und schwiegen.
"Du- ich bin so frei, dich zu duzen, hast doch mittlerweile bestimmt schon erfahren, das du die sogenannte Säule der Ehre bist. Dies ist eine der insgesamt drei Säulen, die eine göttliche Herrschaft aufrecht erhalten. Die alten Menschengötter, denen von diesen ist hier die Rede sind abgetreten und nun suchen wir einen Ersatz. Und es ist befunden worden, das du richtig für eine solche Position wärst. Das ist der Grund, warum wir dich hierher berufen haben, doch dazu später: du hast viel genug Zeit dir alles endgültig zu überlegen, denn du weißt, das große Verantwortung auf deinen Schultern ruhen würde. Um auf deine Frage zurückzukommen: Wir waren die ersten der Götter gewesen und ich war derjenige, der den Posten innehatte, den du übernehmen könntest. Wir haben uns einen Teil unserer Fähigkeiten bewahrt und wissen daher bereits einiges über dich!"
Arngshsziss verarbeitete die Informationen, die er gerade gehört hatte. Durch Rinlerkiss hatte er ja bereits eine Vorstellung davon bekommen, welche Verantwortung er sich aufbürden würde.
Arngshsziss bat die Ratsherren um Bedenkzeit. Nachdem fünf Minuten veronnen waren, meldete er sich wieder zu Wort: "Wenn ich...zu einem Gott werde..., werde ich dann genauso aussehen wie ihr?"
Der Mittlere lächelte: "Natürlich nicht. Du würdest ein...Skrigg bleiben!"
Arngshsziss nickte: "Dann nehme ich meine Aufgabe an. Mein Volk schwebt in großer Gefahr und wenn ich es durch diese Machtstellung retten kann, dann werde ich die Chance nutzen!"
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Alt 10.08.2012, 11:45
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"Aus dir spricht der geborene Bewahrer," beglückwünschte das mittlere der Wesen seine Wahl. Er rief einige Worte in einer Sprache, die klang wie das Rauschen des Windes in einem lichten Wäldchen, und von überall her strömten plötzlich kleine, rotbepelzte Burschen herbei. "Du kannst ihnen deinen Seelenbruder getrost überantworten, und sie werden auch deine Wunde versorgen. Danach wird es Zeit, dass du dich deiner Initation stellst, der Vorbereitung zum Eingehen des Paktes."
Erst da wurde Arngshsziss bewusst, dass er das kleine, miefende Bündel noch immer behütend vor seiner Brust hielt. Mistrauisch, doch gehorsam übergab er es den Fuchsburschen. "Mein junger Seelenbruder," fragte er die Drei. "Was soll seine Aufgabe sein?"
"Tod," antwortete der Mittlere.
"Das ist nicht euer Ernst! Ein so kleines Kind...!"
"...wird seine Aufgabe erfüllen wie kein anderer Zerstörer vor ihm. Es urteilt nicht, es wertet nicht, und alle Hinterlist und Eigennutz ist ihm fremd."
Dem wusste er nichts zu entgegnen, doch die ersten Zweifel keimten in ihm auf.

Lordberater Fergas besah sich mit müdem Blick die lächerliche Ziegelmauer, deren Steine zwei Tage lang aus allen möglichen Gebäuden Vandralls kannibalisiert worden waren, um die Lücken in der zerschossenen Wehrmauer zu schließen. Der aufrechte Stand fiel ihm schwer. In den letzten drei Tagen hatte er nicht einen Lidschlag lang geschlafen; Ihre Göttliche Erhabenheit ließ ihn einfach nicht dazu kommen. Was sagt das Volk zu diesem? Was denkt Ihr über jenes? Offensichtlich war es Jorins Absicht, ihn genüsslich Stück für Stück in den Wahnsinn zu treiben. Keine Minute ließ Seine Göttlichkeit, die wohl über jedes Schlafbedürfnis hinaus war, ihn zur Ruhe kommen.
Echsenlady Solis warf ihm einen besorgten Blick zu, als sie gemeinsam mit Jorin die Begehung der neuen Wehranlage vornahmen. Jorin war außer sich vor Selbststolz und gebärdete sich wie ein Kind im Bonbonladen. "Sehet, dies habe ich in nur zwei Tagen geschaffen! Ein Anfang, in der Eile, aber der Feind wird sich die Zähne daran ausbeissen! Vandrall ersteht neu, und bald werden diese Mauern die Sonne aussperren! Alles soll besser werden als es jemals war! Und dann bauen wir Candvallon wieder auf, und Begimeil und Konsorten wird es übertragen werden, Latrinen für das neue avalische Imperium zu graben!" Er umarmte sich vor Glück selbst. "Lordberater, was haltet Ihr davon?"
"Das wird die Pelingorer etwa einundzwanzig Minuten lang aufhalten," antwortete Fergas müde.
"Einundzwanzig? Wie kommt Ihr darauf?"
"Zwanzig Minuten werden sie brauchen, um zu lachen, und eine es zu übersteigen oder einfach wegzublasen."
Cynthia warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Fergas war bereits über jeden Selbsterhaltungstrieb hinaus.
Jorin lachte sein eigenes, rollendes Lachen. "Es wird mir eine besondere Freude sein, Euch zu widerlegen! Milady Solis, Ihr als Militärexpertin kommt doch sicher zu einem objektiveren Urteil. Nun?"
Angestrengt kramte Cynthia in ihrem Vorrat an netten, vorgefertigten Lügen, irgend etwas, das diesen Irren befriedigen würde und noch unbenutzt genug dazu war, als der Westwind plötzlich das Krachen ferner Schüsse zu ihnen herübertrug. Jorin starrte angestrengt in die Finsternis der Nacht. "Was geht da vor sich? Ein Nachtangriff?"
Als Cynthia hinblickte, war eine gewaltige Feuerlohe zu sehen, die Zelte und Schuppen in Brand setzte. Es geschah dort, wo die pelingorischen Füsiliere ihr Lager aufgeschlagen hatten. "Ich erkenne eine schattenhafte, unübersehbare Schar, und sie bewegt sich sehr schnell auf uns zu. Es sind wohl Berittene." Ein weiterer Schwall von Feuer. "Ein Drache unterstützt sie! Aber nur der Rubinhexer besitzt ein solches Tier außerhalb dieser Mauern!"
"Ihr habt die Augen einer Katze, Lady Solis," bemerkte Jorin anerkennend. "Hört nun nicht auf! Berichtet mir, was Ihr seht."
"Die Reiter pretschen quer durch das Lager, reiten jeden um, der in ihrem Weg steht. Sie haben wohl ihre Waffen leergeschossen, denn nun hacken sie sich mit ihren Säbeln den Weg frei.
Im Feuerschein erkenne ich, dass sich die nesolatischen Schockreiter formieren. Ja, sie wollen eine Gegenattacke starten. Wie es ihre Art ist, nehmen sie den kürzesten Weg, quer durch das Lager der dritten pelingorischen..." Mehrdutzendfaches Gewehrgeknatter ertönte. "Die Nesolater fallen reihenweise! Die Pelingorer halten sie in der Dunkelheit wohl für den Angreifer!" Sie lachte laut auf. "Da wird man Rasmund wohl einiges zu erklären haben..."
"Die erste Reiterschar," drängte Jorin. "Was ist mit ihr?"
"Sie nähert sich nun der Stellung der Gishka. Dort hat sich bereits eine Schützenreihe formiert. Sie erwarten die Reiter in aller Ruhe..."
"Werden die Söldnerinnen sie aufhalten können?" fragte Jorin ungeduldig, die Hände umkrampfend und wie ein Irrer grinsend. Ihm schien die Darbietung zu gefallen.
"Nicht für lange, denke ich. Aber sie werden sie in Unordnung bringen, wenn die Reiter über die Leichen der vorderen Linie steigen müssen. Vielleicht lang genug, um sie mit Pikenträgern zu umzingeln." Im nächsten Moment verwandelte sich der Streifen der Schützinnen in ein grellflammendes Inferno, und ein gewaltiger dunkler Schatten schwang sich im Feuerschein wieder in die Höhe.
"Sturz - Feuerattacke!" jubelte Cynthia, und ihre Augen begannen zu glänzen. "Ich glaube nicht, dass Wallkrath so etwas zustande bringt! Dort ist ein wahrer Echsenlord am Werke, und der Bursche kann wirklich was!"
"Diese Angreifer sind Avalier?" fragte Jorin überrascht. "Öffnet ihnen das Tor! Lasst sie herein!" Augenblicklich nahm Cynthia ihr Signalhorn vom Gürtel und bließ das entsprechende Kommando.
Wenige Augenblicke später, das Heerlager der Belagerer in heller Aufruhr hinter sich lassend, strömten die Reiter durch das Stadttor. Wild wehten ihre roten und blauen Umhänge hinter ihnen her, ihre silbernpolierten Harnische glänzten im Schein der Fackeln. Ein jeder führte noch ein oder zwei schwerbeladene Packpferde mit sich, in deren Lastbeuteln es rumpelte und klirrte. Es waren tatsächlich Kürassiere, denen dieses unmögliche Husarenstück gelungen war.
Als letztes landete der Drache mitten auf dem Ratsplatz der Stadt. Jorin, Cynthia und Fergas eilten ihm entgegen, und laute Jubelrufe ertönten in der Stadt. "Gildarn! GILDARN!"
Ein Stich fuhr durch Jorins Herz. Derart enthusiastisch wurde ihm seit letzter Zeit nicht mehr zugejubelt...Mit gemischten Gefühlen beobachtete er die Gestalt, die sich vom Rücken des Drachen geschwungen hatte, gemäßigten Schrittes auf das Trio zukam und kurz vor ihnen demütig auf ein Knie fiel.
"Euer Majestät, ich freue mich Euch mitteilen zu dürfen, dass es die avalischen Kürassiere noch gibt."
"Meintet Ihr nicht Eure Göttliche Erhabenheit?" fragte Jorin mit vor zurückgehaltenem Zorn bebender Stimme. "Milady Solis, der gute Gildarn scheint sich auf dem langen Ritt ein Rückenleiden zugezogen zu haben. Seid ihm bitte bei der korrekten Ehrbezeugung behilflich." Cynthia schluckte, und mit um Verzeihung heischendem Blick in Gildarns Augen erfasste sie dessen Kopf und drückte ihm die Stirn in den Staub.
"Seneschall Gildarn," fragte Jorin lauernd, ohne den Gedemütigten anzusehen. "Ich meine mich zu erinnern, dass es Eure Aufgabe war, die rebellische Provinz Vestarland zu sichern. Was treibt Euch dazu, Euren Auftrag zu vernachlässigen?" Verständnislos schaute Gildarn zu ihm auf. "Sire, als ich von dem Schicksal des Kernlandes vernahm, machte ich mich auf den Weg nach Candvallon, da ich meinte dass das Reich nun jeden Arm brauchte, der eine Waffe tragen könne. Dann vernahm ich von Eurer Wiederkehr und dem Widerstand, den Ihr hier errichtet, und so kam ich hierher. Ich habe genug Ausrüstung bei mir, um ein Battalion zu bewaffnen! Verfügt über mich, wie über die Meinen."
"Grämt Euch nicht, das werde ich sowieso. Aber was ist nun mit Vestarland? Hat Avalien nicht durch Eure Eigenmächtigkeit gerade eine seiner Provinzen verloren?"
"Sire..."
"Eure Göttlichkeit!" spie Jorin aus.
"Eure göttliche Erhabenheit, ist es nicht wichtiger, Candvallon zurück zu erobern, und sich der Vasallen später anzunehmen?"
Jorin sandte einen raschen Blick zu den umstehenden vandrallschen Verteidigern. "Ergreift diesen Verräter und knüpft ihn an den nächsten Baum!" Sogleich wurde Gildarn von kräftigen Armen ergriffen und davongezerrt. "Soll mir der Hals langgezogen werden wie einem gemeinen Strauchdieb?" protestierte Gildarn. "Ich bin Soldat und habe das Recht, erschossen zu werden!"
Jorin winkte seine Handlanger zurück. "Ich habe es mir anders überlegt. Brecht ihm Arme und Beine mit einem Wagenrad. Schneidet ihm dann Hände und Füße ab, mit der rostigsten Säge die ihr finden könnt, und setzt ihn dann auf einen spitzen Pfahl." Er tippte mit dem Zeigefinger auf den Mund, wie in tiefer Überlegung. "Ah ja, wie dumm von mir zu vergessen. Wenn er sich ausgeschrien hat, jagdt ihm eine Kugel durchs Herz, seid so gut."
"Wie Ihr es wünscht, Euer Göttlichkeit," sagten die Männer und zerrten den tobenden Gildarn mit sich.
"Die Kürassiere werden dies nicht gnädig aufnehmen," meinte Fergas ohne wirkliches Interesse. Jorin lachte laut auf. "Jedem Unzufriedenen gewähre ich ein faires Duell mit mir. Milady Solis, geht Ihr mit mir darin überein, dass es keine schlechte Idee wäre, die momentane Verwirrung des Feindes militärisch auszunutzen?"
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"Ein guter Plan, euere Göttlichkeit!", sagte Cynthia ohne den Blick vom Boden abzuwenden.
Als Jorin mit breitem Grinsen von ihnen entfernte- fröhlich hüpfend wie ein kleines Kind trafen sich die Blicke der Seneschallin und Fergas: "Was sollen wir tun, mylord? Wie können wir diese Bestie aufhalten?" Fergas blickte resigniert drein: "Gar nicht. Er ist unsterblich! Das hat er uns doch allen oft genug demonstriert! Hast du gesehen wie dieser pelingorische Fürst ihm den Kopf abgeschlagen hat? Es sah wirklich abstrus au..."
"Es muss eine Möglichkeit geben ihn aufzuhalten! ich ertrage das nicht länger!", fauchte Cynthia zornig.
"Man müsste ihn einmauern!", murmelte Fergas. "Man müsste ihn in eine steinerne Kammer ohne Fluchtweg sperren, wo er bis in die Unendlichkeit leiden darf..." Der Lordberater gähnte und entfernte sich dann ebenfalls. "ich folge dann mal unserem hohen Gebieter! Gepriesen sei Jorin, der Ewige!"
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  #658  
Alt 12.08.2012, 07:20
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Auf dem Ratsplatz entstand Aufruhr, als die Neuankömmlinge sahen, dass Gildarn als Gefangener an ihnen vorübergeführt wurde. Eine stattliche Gestalt in Messingpanzer rief einige Befehle, und augenblicklich wurden die Bedränger des Seneschalls ergriffen und mit Schimpf und Tritten davongejadt. Cynthia sog überrascht die Luft ein.
"Dies ist niemand anders als Lord Valkhir, den man früher den Hexenhund nannte," erklärte sie Fergas. "Viele Kommandeure der Kürassiere wurden von ihm persönlich ausgebildet. Eine wahre lebende Ikone der Einheit! Kein Wunder, dass Pelingora so leichtes Spiel hatte, wenn die Besten in die entlegensten Winkel des Reiches abkommandiert wurden."
"Und er meint, sein Ruf würde ihn vor dem Zorn dieses Irren schützen?" meinte Fergas zweifelnd. Cynthia lachte.
"Das wird niemanden weniger kratzen als ihn. Er ist der vielleicht letzte wirkliche Soldat hier. Und was Jorins Authorität des Schreckens angeht: Kürassiere lernen sehr früh, nichts anderem als ihrer eigenen Wahrnehmung und dem eigenen Arm zu trauen. Die angenehme Illusion von unsterblichen Gottkönigen wird von den Besten Avaliens nicht geteilt!"
Sie waren nun nahe genug heran, um dem Gespräch zwischen Jorin und Valkhir lauschen zu können.
"...habe ich meinen Treueeid auf Avalien und auf Euren Bruder, unser aller König abgelegt," erklärte der Hexenhund bestimmt. "Ihm gilt unverändert meine Loyalität, und solange mir niemand beweisen kann dass er nicht mehr unter uns weilt bin ich der treue Gefolgsmann des Königs und keiner inkompetenten Witzfigur, die das Reich schon einmal an den Rand des Abgrundes brachte!" Das entsetzte Aufraunen der Menge übertönte fast Jorins gelassene Antwort.
"In diesen schicksalshaften Tagen kann ich Meuterei nicht dulden. Wenn Avalien nicht auf die Unterstützung der Kürassiere rechnen darf, dann muss es eben ohne sie gehen. Ich entbinde Euch alle von eurem Eid! Dient Eurem toten Marionettenkönig fortan im Nebelreich treu weiter!"
"Diesen kalten Furz hör ich mir nicht länger an!" rief Valkhir aus. "Schnappt euch diesen Thronräuber!" Sogleich wurde Jorin zum Entsetzen der Seinen ergriffen und gebunden. "Niemand wird Euch noch folgen," sagte Gildarn mit finsterem Blick auf ihn. "Ein Gott kommt in keine so entwürdigende Situation. Wir entlarven Euch als den unnatürlichen Freak, der Ihr seid!"
Nun lachte Jorin laut auf, und dann begann der Boden unter dem schweren Schritt steinerner Füße zu erzittern. Gildarn sah, wie sich die gefürchteten Steinkolosse, die bisher still gestanden hatten, wie es ihnen als Standbilder gebürte, auf den Aufmarsch der Kürassiere hin in Bewegung setzten. Er hatte von ihnen gehört, wollte es jedoch nicht glauben. Nun gut, da schritten also steinerne Golems auf sie zu. Feinde. Ein Feind war etwas, dem ein Kürassier begegnete.
"Grenadiere bereit! Macht eure Arbeit!"
"Der Rest zurück!" kommandierte Valkhir. "Bringt die Ausrüstung in Sicherheit!"
Vier der Soldaten bereiteten ihre Haftladungen vor, kompakte Bündelpakete, mit dem extrem klebrigen Harz des Jasalbaumes umhüllt. Katapultgeschosse eigentlich, um Sprengladungen an gegnerischen Gebäuden präzise anzubringen, aber auch gegen Kampfwagen leisteten sie hervorragende Dienste. Die vandrallschen Truppen schafften den Kolossen respektvoll Raum, und die Kürassiere zogen sich bis an die Mauer zurück. Gut so, sie hatten den Platz, den sie brauchten.
Zu Pferde jagdten die Vier auf die steinernen Riesen zu, warfen außerhalb der Reichweite der gewaltigen Arme ihre Bomben und zogen sich rasch wieder zurück. Unbeirrt setzten die Riesen ihren Weg fort.
Und dann knallte es.
"Soviel zu lebenden Göttern und ihrem Herrschaftsanspruch," sagte Valkhir zufrieden. Jorin konnte es einfach nicht begreifen. Nein, es konnte nicht sein Schicksal sein, ständig zu verlieren!
"Die Organisation der Rückeroberung liegt nun wieder in kompetenten Händen," meinte Gildarn lakonisch. "Was machen wir nun mit diesem Irren und den Unbelehrbaren, die ihm weiterhin folgen?"
"Solange Takins Schicksal nicht eindeutig geklärt ist, bleibt er leider der offizielle Thronfolger," antwortete Valkhir bedauernd. "Ihn einfach in einem dunklen Loch verschwinden zu lassen würde ihn für die Seinen zum Märtyrer erheben, also lassen wir ihn den König spielen, nach außen hin, aber ich werde mich um die taktischen Konzepte kümmern und Ihr Euch um das Wohl der Truppe...ah ja, und der Bevölkerung natürlich. Ist dies dort hinten nicht Lordberater Fergas? Er wird Euch in Eurem Bemühen sicher eine große Hilfe sein."
"Ist das nicht einfach wunderbar?" raunte Fergas Cynthia nach ausgiebigem Gähnen zu. "Dieses Reich oder was davon noch da ist wechselte gerade von der charismatischen Theokratie zur Militärdiktatur..."
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Geändert von Formorian (12.08.2012 um 15:11 Uhr)
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  #659  
Alt 18.08.2012, 14:41
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Jorin kochte vor Wut. Diese Vollidioten hatten gerade ihre wirkvollste Waffe gegen die pelingorischen und nesolatischen Streitkräfte vernichtet. Er selbst und die Felskolosse hatten bislang mit vereinter Kraft alle Angriffe zurückschlagen können und sie waren bei den Armeen gefürchtet. Doch jetzt würde der endgültige Niedergang des kurzzeitig aus der Asche wiederauferstandenen Avaliens nicht mehr zu verhindern sein. Selbst dem Hexenhund würde das nicht gelingen...
Wenn ich mein Reich nicht bekommen kann, dann wird es zumindest mit mir fallen! Er kicherte, dann merkte er wie sich ihm von hinten unauffällig eine Gestalt genähert hatte. An der Stimme erkannte er Seneschall Yodrak, den frischgebackenen Prinzseneschall der blauen Kürassiere. "Eure Göttlichkeit, ich bin es! Wie soll ich euch helfen?"
Yodrak! Ausgerechnet Yodrak half ihm jetzt, der frühere Schoßhund der Königin. Jorin lachte. In letzter Zeit lachte er sehr oft.
"Sehr gut, Yodrak! Wenigstens ein einziger treuer Vasall ist mir geblieben. Aber verhalte dich unauffällig und beweise diesen Verrätern deine Loyalität! Dann, wenn der richtige Augenblick gekommen ist, befreie mich..."
Yodrak hatte Jorin mittlerweile umrundet und lächelte ihn an. Dann schlug er ihm ins Gesicht: "Hahaha, Jorin! Glaubst du wirklich das irgendeine kranke Sau dir noch folgen will. Du bist ein größenwahnsinniger Irrer, der von allen gehasst wird. Niemals wieder wirst du einen Thron besteigen! Dafür werde werde ich persönlich sorgen!"
Yodrak drehte sich auf dem Absatz um und verschwand pfeifend.
Jorins Gesicht färbte sich dunkelrot. Na warte. Gebt mir nur eine Gelegenheit. Eine einzige Gelegenheit und befreit mich von diesen Fesseln. Dann werde ich jeden einzelnen von euch Verräter umbringen, das schwöre ich beim Blute meiner Vorfahren!
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  #660  
Alt 18.08.2012, 20:49
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Mein ist das Recht wie auch die Macht! Genießt euren kleinen Sieg, erbärmliche Würmer von Knechten; ich brauche euch nicht. Was schert es einen Gott, ob er gemocht wird oder nicht? Er tut, wie es ihm beliebt, und wer wagte es nein zu sagen? Wo der Löwe einherschreitet, da sollte der Hund sich ducken!
Ich piss auf eure Gräber, ihr Maden!

Unbewusst hatte er eine embryonale Haltung eingenommen, und eigentlich war er froh, dass es ihm nicht möglich war den Daumen in den Mund zu führen...
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