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Königreich aus Staub - forumsstory

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  #681  
Alt 07.09.2012, 15:37
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Darnamur Darnamur ist offline
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Bragrimms fühlte sich sichtlich unwohl. "Hast du das gehört? Wir sollten unsere Diskussion besser auf später verschieben!"
Doch Yisaras Schwert bewegte sich keinen Millimeter, während sie ihn mit eisernen Blick musterte: "Reicht es nicht schon, das wir den Blutweiner und Wallkrath verloren haben? Es wäre besser du würdest dich auf deine eigenen Aufgaben konzentrieren, Bettlerkönig! Solltest du dich gegen den Lordkanzler stellen, weißt du auf wessen Seite ich stehen werde. Und wer weiß- vielleicht finde ich dann auch für dich ein passenden Beutel!"
Yisara zog das Schwert zurück und steckte es in die reichlich verzierte Lederscheide, die an ihrem Gürtel baumelte. Dann verschwand sie ohne Bragrimms eines weiteren Blicked zu würdigen.
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  #682  
Alt 08.09.2012, 18:23
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Formorian Formorian ist offline
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Das Tier war unterwegs, und es kannte seinen Weg. Der saure Geruch der Angst war rings um es herum; es roch wie verfaulte Quitten und tote Maus. Die Sklaven der Angst spritzten auseinander, wenn es zwischen sie sprang.
Ha! Schubs sie herum! Kau ein bischen an ihnen! Lach ihrer Furcht! Mitleid lass beiseite! Sei über ihnen!
Ein satter Knall, und dicht neben dem Kopf des Tieres zersplitterte eine Holzstange, und das leichte Unterdach die es gestützt hatte fiel rumpelnd in sich zusammen.
Erschrocken sprang das Tier mit angelegten Ohren in die Schatten zwischen den Hütten und Zelten, sich wieder an sein Ziel erinnernd. Über die hellen Stellen zwischen den Pfützen aus tiefer Schwärze rannte es besonders schnell. Nur einmal stellte sich jemand ihm in den Weg, ein langes blitzendes Messer in der Hand. Jemand, der nicht nach Angst roch, aber langsam war. Ein rasches Zuschnappen im Vorüberlaufen, und der Körper des Leichtsinnigen flog über es hinweg, Angewiedert spuckte das Tier die Hand wieder aus, die noch immer krampfhaft die Waffe hielt. Zu knochig für seinen Geschmack, und es hatte sich lang vorher sattgegessen.
Dann hatte es die tiefen Schatten endlich hinter sich gelassen. Nur zweimal noch begegneten ihm ängstliche Sklaven der Drei, doch diese hatten keinen Kampf im Sinn sondern wichen vor ihm respektvoll zurück.
Mit hechelnder Zunge erreichte es den Wald und ließ sich von der Nase sowie den halbvergrabenen Erinnerungen seiner schwachen Seelenschwester leiten. Bald hatte es die beiden gefunden, die sie bereits erwarteten.
Der sich als Neroros vorgestellt hatte begrüßte sie mit grandioser Gebärde, und sein stummer Begleiter machte es ihm unbeholfen nach. "Wir grüßen in Demut das Heilige Blut Saudans, des Gewaltigen! Deine nichtswürdigen Diener harren deiner Befehle, oh mächtige Tochter des Großen Aulus!"
Das Tier stutzte, denn irgend etwas kam ihm seltsam vor. Sein schwächlicher Schatten teilte ihm mit, dass dieser Nichtswürdige nun in einer Sprache gesprochen hatte, die älter sein musste als alle modernen Sprachen der Menschen. Diese nannten es Astral oder die Geistersprache. Für das Tier war es die einzig wahre Sprache, doch es machte sich keine Gedanken darum, weshalb es so war.
"Du gehörts zu denen, die es verstehen zu lösen und zu binden?" knurrte das Tier, und Neroros bejahte in seiner buckelnden Art. "Dem ist tatsächlich so. Darf ich es wagen, Euch mit meinen bescheidenen Kräften, die kaum der Erwähnung wert sind, behilflich sein zu dürfen?"
"Das darfst du allerdings - warte einen Moment," sagte das Tier und streckte sich unbehaglich. Dann begannen seine Formen zu zerfließen, das Fell fiel ihm büschelweise aus, und schließlich lag Nortia nackt im bleichen Mondschein vor ihm. "Ich suche einen Mann, einen ganz bestimmten. Finde ihn für mich."
Faziniert schaute Neroros auf die bleiche Shilouette seiner Meisterin, und er sagte: "Torezodu oda bagile..."er räusperte sich. "Fiiindeen Maaann? Daas iiist eiiinfaaaach. Dooch brauche Hiiiilfe vooon mächtiiiger Auuuulustooochteer. Eeeerzählt miiir...Eeeerzählt..."
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  #683  
Alt 10.09.2012, 14:41
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Darnamur Darnamur ist offline
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"Es handelt sich um einen Mann mit einer Augenklappe! Er ist ein Drachenreiter", erklärte Nortia den Jeggos. Die Information, das Feldan offenbar eines seiner Augen verloren hatte, hatte sie erst kürzlich bei der Besprechung mit Yisara am Nachmittag bekommen.
Neroros zischte: "Wiiier niiecht mögeen, feueerspeieende Ächsee! Aaaber wiier geehorchen! Woooo fiiienden wiier den Maaan?"
"Ich vermute, das er sich im Inneren von Candvallon befindet! Schafft ihr es diese Mauer zu erklimmen?" Nortia hatte gesehen, wie es um die Kletterkünste der Beiden stand, doch die Mauer der Stadt war weitaus höher, als die einer Schirrmeisterei und die Skrigg hatten bestimmt Wachen aufgestellt.
Neroros nickte: "Soogoo wiierd maachen!" Der schweigende Kannibale nickte grinsend und hopste davon. Nortia fragte sich, ob dieser Jeggo nicht die schlechtere Wahl war. Immerhin war er es gewesen, der beim Klettern abgerutscht war und nicht Neroros.
Der Hexer vom Schlangenfelsen hatte unterdessen eine Bronzeschale von seinem Gürtel gelöst und zog dann ein langes Buschmesser. Ohne zu zögern schlitzte sich der Mann die Handfläche in einem Kreuz auf und ließ das Blut in die Schale triefen. Nach einiger Zeit begann sich ein Bild aus dem Blut herauszuschälen. Gehalten in den Tönen von Rot, Gelb, Orange, Schwarz und Braun. Bäume waren darauf zu erkennen und das Bild schwenkte hin und her. Der Ort veränderte sich. Erst dann verstand sie, was hier vor sich ging: Sie konnte durch Sogos Augen sehen!
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  #684  
Alt 11.09.2012, 22:01
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Die Bilder in der Schale huschten wild durcheinander; wie von aufzuckenden Blitzen aus der Finsternis gerissen tauchten fast unerkennbar vorspringende Steine, wuchernde Ranken und herausstehende Balkenenden auf; wohl die Griffmöglichkeiten, die Sogo fixierte, ehe er sie ansprang. Dazwischen wirbelten immer wieder Bilder des sternenprangenden Nachthimmels sowie totale Dunkelheit. Einmal waren schemenhaft Gestalten zu erkennen.
"Er soll anhalten und sich diese Leute anschauen!" rief Nortia aus. Neroros winselte etwas in der uralten Sprache und schien sich in seine Lumpen verkriechen zu wollen. "Kann niiiicht reeedeen miit iiihm. Sooogoo geeeht üüber Maaueeer, saageee iiich iiihm. Suuucheeen Ächseee. Eeer suuucheeen uuund zuurück, wennn fiiindeeen ooodeer iiin Geeefahr."
Nortia wollte es nicht glauben. War dieser Kerl ein Magier oder nicht? Warum schickte er diesen Kretin in Gefahr, anstatt in der Astralebene selbst auf die Suche zu gehen, wie Amelthor es immer getan hatte? Sie fragte ihn direkt deswegen. Nun wandt sich Neroros noch tiefer in seiner Scham.
"Niiicht möögen aanderee Weeelt. Iiist Reiiich voon diiie Dreiii. Neiiin, kluugee Arris niiicht aarbeiteen sooo."
Kopfschüttelnd betrachtete Nortia weiterhin die wirren Bilder in dem Bronzegefäß, welche Sogos Ansichten waren. "Wirkt dein Zauber auch über die Ohren?" fragte sie. "Kannst du es machen, dass wir hören, was er hört?"
Nortia vermochte es kaum zu glauben, doch das Scheusal war tatsächlich den Tränen nahe. "Groooßees Sauudaaansbluut haat wiiirkliich Besserees verdiiient aaaals dummeeen Neeroorooos," jammerte er. "Iiiist nuur aarmeeer dummeeer Ratteeenfresseeer, niiix grooßeeer Maaagiier weert füüür mächtiiigee Toochteeer voon Auuluus deem Prächtiiigeeen!"
Nortia verbiss sich einen Kommentar und schaute weiterhin gebannt in die Schale. Die Bilder darin wirbelten weiterhin wirr durcheinander, heftiger nun als zuvor, wie es ihr schien. Eine befellte Hüfte tauchte kurz auf, und Nortia begriff: Sogo steckte in echten Schwierigkeiten.
Die Eindrücke schienen einen schwindelerregenden Tanz zu vollführen, dann wurde das Bild plötzlich klar: ein Schakalsbursche taumelte rückwärts gegen eine rohe, unverputzte Mauer, Sogos Haumesser tief in der linken Schulter. Der zuvor fiebrige Blick des Skrigg klärte sich wieder, und als wäre es nur ein lästiger Fussel an seiner Lederkleidung riß er die Klinge heraus und schien direkt aus dem Bild heraus zuzuschlagen.
Danach zeigte die Schale nur noch sattes Rot.
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  #685  
Alt 15.09.2012, 10:15
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Neroros kreischte auf, rüttelte an der Schale, das das Blut herausschwappte und schleuderte sie schließlich gegen einen Baum. Mist!, dachte Nortia. Sie bezweifelte stark, das Sogo überlebt hatte oder demnächst noch leben würde. Ihr Plan war kläglich gescheitert. Aber wer hätte schon ahnen können, das sich die Skrigg vor ihren Mauern herumtreiben. Neroros hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt. "Wiiier müseen töteen! Wiiier müseen zeeeeerfleischeeeen! Wiiier müseeeen iihree Herzeeen rausssssreißeeen!", schnaufte der Hexer.
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  #686  
Alt 15.09.2012, 10:47
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"Ich habe dich niemals in meinen Dienst gezwungen," sagte Nortia kalt und öffnete den Beutel, den sie sich umgebunden hatte, ehe sie zum Tier wurde. "Es steht dir frei zu gehen und ihn zu rächen. Fröhliche Höllenfahrt, Versager."
Neroros sah sie erstaunt an, während seine grüne Zunge nervös über seine Lippen strich. "Groooße Meiiisterin kommt niiicht miiit, Sooogooos Oooodaaa zuu retteeen? Lasseen vergammeln wiiie Dreck? Niiicht eeessen Möördeeer? Neeroorooos saagte Sooogooo "duuu geeeheen"; wooollen Meiiisteriiin dass Sooogooo kommt zuurück uuund esseeen meiiinee Leebeer?"
"Ich kenne eure religiösen Riten nicht," antwortete Nortia, während sie sich mit den Sachen im Beutel neu einkleidete. "Und sie sind mir auch egal. Du hast dich mir als nutzlos erwiesen, Neroros, und ich habe dich freigegeben." Der Jeggo kroch in sich zusammen wie ein geprügelter Hund, und er winselte auch so. Angewiedert wandte sich Nortia ab. "Ich werde die Sache wohl auf die mir vertraute Art zu Ende bringen müssen. Noch einmal: du bist ein freier Mann, Neroros." Entschlossen schritt sie durch das Gebüsch, der Stadt entgegen.
Der Jeggoschamane winselte noch einmal probehalber laut und kläglich, doch die Meisterin kam nicht zurück. Also machte er sich rasch auf, ihr zu folgen.
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Geändert von Formorian (15.09.2012 um 12:22 Uhr)
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  #687  
Alt 19.09.2012, 19:23
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(Absatz)

Feldan erwachte, als er das Klirren eines Schlüssels hörte und daraufhin das Fluchen eines wohlbeleibten Skrigg. Offensichtlich hatte er Mühe dabei das Schloss zu öffnen. Dann wurde die Gittertür aufgerissen. Feldan nahm durch sein verbliebenes, zugeschwollenes Auge war, wie der Kerkermeister eine bleiche, menschliche Gestalt ablud, die bislang über seinem Rücken gehingen hatte. Sie schlug Dumpf am Felsboden der Zelle auf. Der Skrigg gröhlte noch etwas in seiner primitiven, animalischen Sprache und ließ ihn allein mit dem regungslosen Neuankömmling. Feldan, der schräg auf der Pritsche lag und seinen Kopf an den Fels gelehnt hatte rührte sich kein Stück. Nachdem er erst von Ratte und danach von den Schakalsmenschen malträtiert worden war, war er froh sich nicht mehr bewegen zu müssen. Der Grund warum er überhaupt noch lebte war sein Drache, der für diese stumpfsinnigen Mischlinge eine Gotzheit oder ein anderes heiliges Wesen darstellte- oder eine Waffe. Jedenfalls schien seine Bändigung nicht optimal zu verlaufen. Sonst hätten sie ihn vermutlich schon umgebracht.
Manchmal hörte er nachts Framires Schreie und zuckte dabei schmerzlich zusammen. Wenn diese Schweine seinem treuen Gefährten auch nur ein Haar krümmten, würde er sie alle umbringen. Obwohl- das würde er sowieso tun und Ratte auch, wenn er ihn fand. Bald werde ich ein Gott sein und dann werdet ihr micht nicht mehr ohne weiteres zusammenschlagen können. Feldan klammerte sich an dieser Hoffnung fest. Er überwand die schrecklichen Speisen des Schakalkochs und die dreckigen Späße der Wärter. Er überwand Framires Brüllen, das ihm den Schlaf raubte.
Die Schritte des Kerkermeisters verklangen und das Licht verschwand. Feldans Zelle hatte kein Fenster und war nun in völlige Finsternis getaucht. Er war sich der Gestalt bewusst, die dort wenige Schritte von ihm entfernt am Boden lag. War sie tot oder nur bewusstlos? Feldan verspürte keine Lust es herauszufinden. Morgen würde er ohnehin mehr wissen. Die Zeit der Gefangenschaft hatte ihn ruhiger werden ließen und weniger impulsiv. Noch immer brodelte Zorn in seinem Inneren, doch er unterdrückte ihn nun. Wenn es noch einmal einen günstigen Moment für ihn geben würde, wäre es der richtige Zeitpunkte diese Pforte aufzustoßen. Doch nicht jetzt.
Seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an Nortia und Esterlar. Mit ihrer Suche nach Graccon hatten die Beiden wohl keinen Erfolg gehabt. Wo sie jetzt wohl waren? Ob sie noch lebten?
Feldan schüttelte diese Gedanken ab. Nein, jemand wie Nortia war nicht so leicht tot zu kriegen. Das hatte er aber eigentlich auch von sich gedacht...
Nachdem er auf Framires Rücken Ratte und den Gishkas entkommen war, war er zunächst eingeschlafen. Doch seine wirren Träume hatten bald ein Ende. Als er aufwachte hatte sein Drache sich nicht mehr unter Kontrolle und drohte abzustürzen. Framire schien physisch wie psychisch vollkommen ausgelaugt. Mit letzten Kräften hatten Reiter und Reittier auf die schutzversprechenden candvallonischen Mauern zugesteuert. Wer hatte auch ahnen können, das die Stadt mittlerweile von Skrigg besetzt worden war. Und in der Nacht hatte Feldan die Wächter als Menschen identifiziert.
Er gähnte. Wenn er hingerichtet werden sollte, sollte er zumindest ausgeschlafen sein. Er wälzte sich auf den Rücken und schloss das Auge. Framire schrie in dieser Nacht nicht. Feldan nickte ein.
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  #688  
Alt 20.09.2012, 09:56
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Silbern, funkelnd vor Diamanten myriadenfach auf den Kronen in der Sonne blitzend, so zog der nasse Teppich des Ozeans unter ihm dahin. Der große schwarze Nachtvogel jedoch hatte keinen Blick für Schönheit, zu mächtig spürte er den Drang dieses elende Wasser hinter sich zu lassen. Jenseits der wogenden Wüste, dort würde er wieder in der Lage sein, etwas zu empfinden, dessen war er sich brennend bewusst. Schlage, gleite, reite den Wind! Schneller! Doch Geschwindigkeit minderte nicht die brennende Ungeduld, die ihn vorantrieb, es wurde eher immer drängender für ihn. Unruhe überkam ihn, denn nun kamen doch Empfindungen in ihm auf; störende Emotionen, welche ihn irritierten und sein Denken von seinem Ziel abzubringen trachteten, und welche er nicht einordnen konnte. Gefühle, die sein klares Urteilsvermögen beeinträchtigten, seine Entschlusskraft betäubten und selbst seinen Körper zu lähmen versuchten. Er wusste, er hätte darüber Ärger verspüren sollen, doch die plötzliche unerwünschte Emotion nahm seine gesamte Gefühlswelt für sich ein.
Unbekannt und nicht einzuordnen war ihm seine Empfindung, und so begriff er nicht dass es nackte Angst war, die sich seiner bemächtigte.
Und so war er nicht überrascht, als das Wasser vor ihm zu kochen begann und das Unnennbare mit Gewalt durch die Oberfläche brach, riesig, mörderisch, und die eisige Kälte des absoluten Nicht-Empfindens wie einen wogenden Schleier tragend. Die brennend kalte Woge der Nicht-Emotion traf ihn mit niederschmetternder Urgewalt, ihn der vor Emotion fast am Auseinanderreissen war.
(In ihren hohen Lehnstühlen versunken beobachteten drei weise alte Affen das Geschehen mit ungeteilter Aufmerksamkeit.)
Etwas schien in ihm zu implodieren, dumpf und lautlos. Betäubt von der totalen Leere begann er in der Luft zu torkeln und sah das Wasser auf sich zukommen. Stark! war sein einziger bewusster Gedanke. Zu stark!
Es gelang ihm, sich abzufangen und wieder etwas an Höhe zu gewinnen, dann traf ihn der zweite Schlag. Freund! schoss es ihm durch den Rest seines halbgelähmten Verstandes; die Augen blind, die Muskeln gefühllos, die Zunge durchgebissen. Ich brauche einen Freund!
(Drei weise alte Affen stöhnten synchron enttäuscht auf.)
Und der Freund kam; mit mächtigem Rauschen wie von allen vier Himmelswinden schoss er aus dem Nichts heran und stürzte sich auf den unnennbaren Feind. Ein unerbittliches Ringen begann, welches der große Nachtvogel jedoch nicht weiter verfolgte; erleichtert gewann er wieder die Macht über seinen eigenen Körper zurück, schwang sich erneut in die Höhe und setzte seinen Weg über das Wasser fort. Nur der Druck in seiner Kehle wollte einfach nicht weichen...
...und im nächsten Augenblick wurde er sich der Klauen gewahr, die sich tief in seinen Hals gegraben hatten und ihm die Luft abschnürten. Framires panisches Brüllen zitterte ihm in den Ohren, ein dumpfer urgewaltiger Schlag ließ die Mauern seines Kerkers erzittern, und mehrkehliges erzürntes Bellen und Jaulen übertönte fast das heisere Keuchen, welches die hassverzerrte Fratze über seinem Gesicht ausstieß. Ohne zu überlegen setzte Feldan mit beiden Füßen einen Panthertritt gegen den Bauch des Kerls, der diesen gegen die Wand geschleudert hätte, doch dieser drehte sich wie eine Katze in der Luft, stieß sich mit Händen und Füßen von der Mauer ab und landete wieder auf ihm, ehe Feldan Zeit gefunden hätte sich zu erheben. Und diesmal waren es seine blau angelaufenen zugespitzten Zähne, welche seine Kehle suchten.
Ein Rumpeln, und die Tür des Kerkers flog mit einem Knall gegen die Wand. Mehrere Schakalsburschen strömten in den Raum, ergriffen beide und begannen, sie besinnungslos zu prügeln. Framires Schreie verebbten mit der Zeit.
Die Skrigg berieten eine kurze Weile, dann schleppten sie den merkwürdigen Felllosen, der seinen Urfeind erkannt hatte, in eine andere Zelle.
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  #689  
Alt 20.09.2012, 18:25
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Zwischenspiel

Der Saal der Ratsherren war von Sonnenlicht durchflutet, das von Osten durch glaslose Fenster einfiel und das braunrote Holz des "Kokons" in einen warmen Schein hüllte. Doch die Gemüter der Ratsherren war finster an diesem Tag. Ausgelaugt saßen sie auf ihren harten, unbequemen Thrönen. In dieser Nacht hatten sie keinen Schlaf gefunden. Doch sie konnten sich nicht ausruhen. Ihr Volk- das Volk der Cappa stand vor der womöglich größten Katastrophe, seit seines Bestehens.
Die hohe Doppeltür flog auf und Astan trat mit eiligen Schritten. Seine Uniform des Meisters der Wacht, die er noch vor kurzem aufwendig poliert hatte war nun genauso zerkratzt und abgehalftert, wie er selbst. Mit steifer Miene verbeugte sich der junge Cappa vor dem Tribunal.
Der in der Mitte sitzende Ratsherr wies ihn mit einer Geste an aufzustehen. "Machen sie Meldung, Wachtmeister!", forderte er.
"Die Lage steht nicht gut!", kam Astan sofort zur Sache. "Rasmund und seine Truppen bahnen sich in einem einzigem Blutbad durch den Trakheras. Und unsere Truppen zersplittern an den Schilden seiner gut ausgebildeten Soldaten. Rasmund hat bereits große Teile des Waldes überwunden und steuert unaufhaltbar auf den "Kokon" zu. Seine Truppen bewegen sich ohne Eile und lassen kein Dorf ungeplündert. Hariris Späher schätzen das er in einer Woche hier ankommen wird."
Astan endete. Die Ratsherren musterten sich mit undeutbaren Blicken. "Was sollen wir tun?", meinte der Linke von ihnen. "Den "Kokon" evakuieren!"
"Wenn wir unseren Hauptstützpunkt aufgeben, geben wir auch den Wald auf!", hielt der Mittlere entgegen.
"Haben wir eine andere Option", flüsterte der Linke traurig. "Wenn wir kämpfen, können wir nur verlieren. Auch wenn wir Rasmund zurückschlagen- die Zeit der Schlacht, wird auch die Zeit des Blutwolfs sein!"
Aulus hatte sich bislang zurückgehalten. Doch wenn der passende Augenblick für ihn kam, dann würde er zu schlagen. Daran zweifelte keiner von ihnen.
"Wäre nicht noch eine andere Lösung denkbar?", meinte der rechts sitzende Ratsherr, der bislang geschwiegen hatte. "Die Nesolater bedrohen den GESAMTEN Trakheras. Vielleicht würde Aulus auf ein Bündnis eingehen- solange bis die Armeen zurück zum blauen Arm getrieben worden sind."
Der rechte Affe schüttelte den Kopf: "Das mag sein. Aber ich glaube das eine Freundschaft mit Aulus schlimmer sein würde als eine Feindschaft".
Der mittlere Ratsherr trommelte mit den Fingern auf seinen Stuhllehnen: "Das sehe ich genauso."
"Also, was dann?", meinte der Affenmensch zu seiner Linken: "Doch die Kapitulation?"
Astan, der die ganze Zeit über still gestanden und geschwiegen hatte räusperte sich: "Darf ich ihnen einen Vorschlag unterbreiten?"
"Sprich!", willigte der ihm gegenüber sitzende Ratsherr ein.
"Es handelt sich um Arngshsziss, den Auserwählten. Es drängt ihn seit Tagen aufs Schlachtfeld, doch ihr gestattet es ihm nicht, da dadurch sein Leben gefährdet werden könnte. Er hat Letztens mit mir gesprochen und glaubt die Nesolater mit seinen Strategien aufhalten und vertreiben zu können. Ihr solltet ihn anhören!"
Der rechte Ratsherr erhob als Erster die Stimme:
"Das Leben der Säule soll nicht gefährdet werden, so hatten wir es abgesprochen. Vielleicht könnte es aber nun unsere Rettung sein, auf ihre Kriegskünste zu setzen. Es kann nicht schaden ihn anzuhören!"
"Bring ihn zu uns!", bestimmte der mittlere Ratsherr.
Astan verließ den Saal und machte sich auf die Suche nach Arngshsziss. Erst suchte er in den Gemächern des Skrigg, doch dort war er nicht. Schließlich durchforstete der Meister der Wacht den gesamten "Kokon" und erfuhr schließlich von einem Wächter den Aufenthaltsort der "Ehre": Der Trainingsraum der Rekruten. Von diesen war allerdings nichts mehr zu sehen. Die Rekruten waren alle zu Soldaten geworden. Aber Arngshsziss war da. Sein bis auf den Lendenschurz unbekleideter Körper war von Schweißtropfen übersäht und der Krieger trommelte auf einen von der Decke hängenden Sack ein, der mit Erde gefüllt war. Auch als Astan den Raum betrat beendete Arngshsziss seine Tätigkeit nicht, sondern kämpfte mit wunden Fäusten weiter. Vermutlich nahm er den Cappa gar nicht wahr.
"Herr?", grüßte Astan ihn mit einer demütigen Verbeugung und machte den Skrigg so auf sich aufmerksam. Dem Auserwählten gegenüber hatte er die Rolle des respektvollen Dieners zu übernehmen.
Schnaufend drehte sich Arngshsziss um.
"Morrgen, Astan! Was ist los?" Arngshsziss hatte sich als wissensbegieriger Schüler erwiesen, was die Sprache der Cappas anging. Doch seine Aussprache und seinen Wortschatz waren noch ausbaufähig.
"Die Ratsherren wollen dich jetzt anhören!", verkündete der Wachtmeister.
Arngshsziss nickte und eilte zur Kommode hinüber, wo er sich seinen prachtvollen, dunklen Mantel aus Stothenfedern überstreifte. Ein Geschenk. "Lasst uns gehen!", befand der Auserwählte und das taten sie.
Als die Beiden den Ratssaal betraten stand bereits ein Stuhl für Arngshsziss bereit. Astan durfte selbstverständlich stehen.
"Unser Meister der Wacht, Astan, hat uns berichtet, das ihr womöglich einen Plan hättet die nesolatischen Streitkräfte zurückzuschlagen. Wenn dem so ist, lasst es uns wissen. Denn wir selbst wissen keinen Ausweg mehr!"
Arngshsziss bleckte die Zähne: "In Wirklichkeit sind die Cappas jenen jämmerlichen Felllosen dutzenhaft überlegen. Sie wissen es nur nicht. Weil sie nichts von der Kriegsführung verstehen und ihre offensichtlichen Vorteile nicht zu nutzen. Macht mich zum Kommandanten und ihr werdet sehen, wie ich die Plattschnauzen wieder in ihre Löcher zurücktreibe!"
"Zuerst", lächelte der mittlere Ratsherr. "Würden wir gern mehr über die Art deiner Pläne erfahren!"
Arngshsziss lächelte ebenfalls. In der Art und Weise, wie es seinem Volk zu eigen war: "Der Wald ist für Rasmund und seine Krieger ein fremdes Land. Er kennt sich nicht aus und quetscht deshalb seine Truppen zu einer einzigen Schlange zusammen. Wenn es einen Angriff der Cappas gibt, kann er ihn dank seiner Übermacht im Keim ersticken. Doch wir können seinen Vorteil in einen Nachteil umwandeln. Auch gut ausgebildete Soldaten brauchen Nahrung und Wasser. Und er hat viele davon. Mein Plan sieht vor alle Dörfer vor dem "Kokon" zu räumen, das Essen zu nehmen und die Brunnen zu vergiften. Mir ist klar das der Trakheras ebenfalls Nahrung bietet, doch diese muss erst erkämpft werden und ist zudem zeitaufwendig. In der Zwischenzeit wird der "Kokon" für die Schlacht vorbereitet. Mir schweben Gräben, Fallgruben und ein paar andere Dinge vor. Doch das allein reicht nicht. Wir müssen die Nesolater dazu bringen Angst vor uns zu haben. Nächtliche Angriffe- nur kurze Nadelstiche, verschwindende Späher mit massakrierten Leichen...macht mich zum Kommandaten. Ich werde euch retten. Das schwöre ich bei all meinen Göttern!"
Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann räusperte sich der rechte Ratsherr: "Ich stimme zu!" "Ich ebenfalls!", antwortete der Linke. Der mittlere Ratsherr nickte: "Arngshsziss, die Armee gehört euch!"
Als Astan den Skrigg betrachtete, wie er vor dem Tribunal die Kehle darbot, dachte er das das Volk der Cappas nun eine neue Hoffnung gefunden hatte.
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  #690  
Alt 21.09.2012, 16:21
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Astan wich nicht von Arngshsziss`Seite, als dieser den Kokon verließ und auf den alten Markt zusteuerte, der zu einem Übungs- und Exerzierplatz für die eiligst ausgehobenen neuen Truppen umfunktioniert worden war. Schon von weitem war die heisere Stimme zu hören, die fast ohne Unterbrechung Kommandos brüllte.
"Den Schild hoch, Mann! Ab-bloc-ken! Deckung zu, hab ich gesagt! Gut so! Ja! Und Schlag! Der Schild! Ist das zu rund für deinen kantigen Schädel? Zurück und Finte! Jetzt Ausfall! Der Schild, zum Arull! Siehst du, das hast du davon!"
Arngshsziss warf Astan einen vieldeutigen Blick zu. "So trainiert die Truppe Cappa? Kampf Mann zu Mann? Fairness gegen Feind doppelt so groß? Mich wundert nicht dass so wenige zurückkommen."
"Das ist Falvas Stil," bemerkte Astan und wies mit der Nase in Richtung des Schreihalses. "Er hat ihn aus einem alten Buch, dass er in den unteren Ruinen fand, und alle in seiner Truppe sollen so kämpfen...edel und aufrecht."
"Und sterben nutzlos und dumm," knurrte Arngshsziss und schritt auf den Meister der Wache zu, der nun den Ehrentitel "Kriegervater" trug. Die Cappa um ihn herum keuchten und hechelten und gaben mit den unvertrauten Waffen wirklich ihr Bestes, wenn auch nicht viel.
"Kriegervater Falva?" donnerte er und baute sich gelassen vor dem überraschten Cappa auf. "Lasse die jungen Leute nach haus gehen, sie haben genug Zeit vergeudet und ihre Erholung verdient. Morgen sollen sie wieder Tarnung und lautlose Bewegung in den Bäumen üben. Ich danke dir für dein Bemühen, sie fit zu bekommen, doch nun wird es Zeit sie auf ihre wirkliche Aufgabe vorzubereiten..."
Falva hatte nur überascht und beleidigt auf die mächtige Gestalt des Skrigg gestarrt, doch nun schoss es aus ihm heraus. "Wie kannst du es wagen? Das Komando über diese Leute habe ich! Und unter meiner Führung wird der Feind nicht feige auf dem Bauch kriechend angegriffen!"
"Dann bist du deiner Verantwortung hiermit enthoben," sagte Arngshsziss ruhig. "Melde dich in der Präfektur der Wache, dort wird man dir eine neue Aufgabe zuweisen, welche deinem Rang und deiner Befähigung entspricht."
Falvas schnappte empört nach Luft, und die Spitze seines Kurzschwertes richtete sich langsam und wie von selbst gegen Arngshsziss`Bauch. Dieser blieb ruhig, doch innerlich seufzte er resigniert. Volovin war überall...
"Der Auserwählte ist nun der neue Oberbefehlshaber des Heeres," beeilte sich Astan Falva aufzuklären. "Seine Weisungen sind für alle Truppen bindend, und nur den drei Großen Vätern ist er Rechenschaft schuldig."
Mit offenem Mund stand Falva da, doch Arngshsziss war bereits auf dem Weg in den Kokon zurück.
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  #691  
Alt 22.09.2012, 21:08
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Der "Kokon" war ein gigantischer Komplex an Gängen. Im Westen lagen die Behausungen der Cappas, direkt angrenzend an die der Hykith und einiger anderer, seltsamer Geschöpfe, die Arngshsziss erst selten zu Gesicht bekommen hatte. Diese waren scheu und krochen selten aus ihren Wohnungen hervor.
Im Osten lagen die Speisesäle, der Ratssaal, die Küche, die Bäder, die Gärten (deren Nutzen sich dem Skrigg einfach nicht erschloss. Wozu holte man sich die Wildnis in sein Haus?), die Wohnungen der Meister der Wacht, der Brückenmeister und der Ratsherren.
Im oberen Viertel trieben sich die Windleser herum, deren Schüler oft auf der Kuppel des Kokons herumliefen und auf dünnen Ästen blancierten. Dort trainierten die Soldaten auch anspruchsvolle Fallmöver ein. Des weiteren gab es ein düsteres Observatorium, eine weiträumige Krankenstation, die Räume der Schreiber, aus denen das Kratzen von Federn auf Pergament ertönte und eine Bibliothek, in der Cappas mit grauem Fell auf gepolsterten Stühlen saßen und sich über vergilbte Schriftrollen beugten, die mit unverständlichen Zeichen zugetextet waren. Auch einen Meditationszimmer fand man dort, in dem sich die Cappas im Kreis, um rauchende Kerzen sammelten.
Im unterem Abschnitt waren die Stätten der Handwerker zu finden, zu denen sich Arngshsziss auf den Weg machte. Dort waren die Schmiede und Schreiner zu finden, die Gerber und Lederer und viele mehr. Außerdem Anhörungsräume, Ställe, der Zweitoretempel Arulls und Phragdas und die Ställe, wobei dort nur wenige Tiere wirklich hausten, die anderen mussten erst in einem Handel zur Zusammenarbeit überzeugt werden.
Dann gab es auch noch einen Untergrund, denn wie auch ein Baum hatte der Kokon Wurzeln, die sich unter der Erde in die Weite erstreckten. Dort lagen viele weitere Kammern und Räume, die sich teilweise Arngshsziss Verstand entzogen. Einige waren schon uralt.
Doch jetzt interessierte den Skrigg dieses Viertel nicht. Sein Ziel war die Schmiede von Walbass, einem muskulösen Hykith in bereits höherem Alter. Dort hatte er eine Waffe in Auftrag geben lassen, die seiner Größe entsprach. Denn Blutschreiter war in der Schlacht gegen Pelingoras Streitkräfte verloren gegangen.
Die Schlacht...Volovin hatte ihn heimtückisch beseitigt. Erst hatte er ihn durch sein Handeln dazu gezwungen in den Kampf zu ziehen und hatte sich dann geschickt für den Rückzug platziert. Arngshsziss, der in den ersten Schlachtreihen kämpfte, hatte keine Chance zu entkommen. Doch was hätte er tun sollen? Er musste für sein Volk kämpfen, für die Freiheit der Skrigg und das konnte er nicht in den hinteren Reihen. Volovin schien es zu können.
Und jetzt waren seine Gefährten von damals alle tot. Domolins Fall hatte er sogar noch miterlebt. er hatte Draghdzurs Axt an jenem Tag so geschwungen wie kein Zweiter, aber doch wurde er von der Masse an Kriegern überrollt. Dann waren da noch Rinlerkiss, der stinkende Naglasch und die Schwarzschreiber gewesen. Utarris war eine wahre Bestie gewesen, vermutlich Arngshsziss bester Kämpfer und auch sein Zwillingsbruder hatte viele Schädel geerntet. Und jetzt sind sie vernichtet. Und Volovin hat die meisten meiner Fürsprecher aus dem Weg geräumt. Ksmurr war noch da, doch mit seinem hinkenden Bein hatte er wenig Chancen sollte es zu einem entscheidendem Zweikampf zwischen ihm und dem Großharn der Krummknochen kommen. Dann war noch seine Schwester da und Singsha stand vermutlich auch auf seiner Seite. Doch sie alle würden nichts gegen Volovin unternehmen können. Er hatte gewonnen. Diese Schlacht hatte Arngshsziss nicht gewonnen. Doch vielleicht würdenoch irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem er Rache üben konnte. Dieses Ziel lag noch in weiter Ferne und er selbst hatte keine Zeit sich darüber im Moment Gedanken zu machen. Immerhin war er jetzt der Kommandant der Cappatruppen.
Wie so oft versuchte er sich daran zu erinnern, was nach der Schlacht kam, doch er fand nur die Leere. Nur an den Mann erinnerte er sich. An den Mann mit dem roten Auge. Er hatte ihn gesehen, bevor er in die Leere gefallen war und er hatte ihn in einem Traum gesehen gestern Nacht.
Aus dem roten Auge des Mannes hatte rotes Licht geströmt und die Luft war weißgrau durchsetzt gewesen. Sie hatte erzittert und der Mann hatte grausam gelächelt. Ketten tanzten um seine Arme, seine Beine und seinen Hals. Er bewegte sich. Doch Arngshsziss tat es nicht. Niemand konnte es. Es war ein Schlachtfeld, doch es war vollkommen erstarrt. Blut hing in der Luft und driftete unendlich langsam zu Boden. Arngshsziss konnte seine Augen nicht mehr benutzen. Sie waren festgefroren. Der Mann ging immer weiter auf ihn zu. In der rechten Hand hielt er einen Speer, auf dem ein Kopf aufgespießt war. Der Kopf grinste irre und zwinkerte dem Skrigg zu. Und dann war plötzlich überall rotes Licht, das ihn verschlang.
Arngshsziss fragte sich, wer der Mann war, den er gesehen hatte und was diese Vision ihm mitteilen wollte. Er hoffte, das es nicht die Zukunft war. Vielleicht würden die Ratsherren, über ihn Bescheid wissen. Bei seinem nächsten Besuch, wollte er sie fragen.
Er kam bei Walbass' Schmiede an. Der Hykith, dessen rechter Arm vor Muskeln strotze, wie es bei Leuten seiner Zunft üblich war begutachtete gerade seine Meisterstücke. Als er von Arngshsziss' Schritten aus seiner Zerstreuung gerissen wurde, bat er den Krieger einen Moment zu warten und lächelte...bärenhaft.
Er kam zurück mit einem Schwert, das so lang war, das es ihm bis zum Schädel reicht. Die Klinge funkelte im Licht der Feuer und der Stahl war kalt und messerscharf. In den Knauf war ein Hundekopf eingraviert worden, was Arngshsziss belustigte. Doch er schwieg, um den Hykith nicht zu kränken.
"Und?", fragte Walbass neugierig. "Weißt du schon, wie du es nennen wirst?"
"Ein gutes Schwert hat einen guten Namen verdient, das ist wahr. Und so wird es auch bei meinem Volk gehalten. Aber ebenso glauben wir, das eine Waffe sich ihren Namen erst verdienen muss. Wir werden sehen, wie es sich im Kampf erweisen wird" "Ihr werdet nicht enttäuscht sein", erklärte Walbass großspurig und sagte dann, er müsse nun mit seiner Arbeit fortfahren.
Arngshsziss ließ ihn allein und schwang das Schwert probehalber ein paar Mal. Ein Duell mit Falva käme jetzt gerade Recht, dachte er.
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Alt 23.09.2012, 10:32
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Begeistert von der exquisiten Qualität von Walbass`Arbeit machte er einige Schattenriposten, Ausfälle, fintierte seinen imaginären Gegner aus und beendete den Tanz zufrieden. Eine traumhafte Ausbalanciertheit! Diese Waffe wurde in seiner Hand wirklich zu einer Verlängerung seines Armes.
Gerade besah er sich die feinen filigranen Ätzungen auf der Klinge, welche ihm fremde Begebenheiten aus unbekannten Zeiten darstellten, als Astan atemlos in die Schmiede stürzte. "Der Erwählte möge sich umgehend zu den Ratsherren begeben! Die Großen Väter wünschen Euch sofort zu sehen!"
"Warum?" fragte Arngshsziss unwirsch, aus seiner Begeisterung roh gerissen durch den lästigen Gedanken an Pflicht. "Werden wir angegriffen?"
"Schlimmer. Falva hat sich über Euch beschwert und fordert Eure Position für sich."
"Unsinn; die Ratsherren mögen sich nicht auf die Kriegsführung verstehen, aber sie sind sicher auch keine vollkommenen Dummköpfe. Falva mit seiner Fantasie-Halbbildung würde ihrem angenagten Heer den Todesstoß versetzen!"
"Dennoch verlangen sie, dass Ihr zur Klärung der Situation erscheint!"
Arngshsziss gab ein unterdrücktes Knurren von sich und steckte sich das meisterliche Schwert blank in den Gürtel. "Dann wollen wir die Ratsherren nicht warten lassen."
Im großen Ratssaal angekommen, wiederholte Falva leidenschaftlich seine Anschuldigungen gegen den "Hundsemporkömmling", der vorhatte die tapfere Cappaarmee vor ihrem Ende der Lächerlichkeit preiszugeben, und es wurde rasch eine Hasstirade daraus. Die Ratsherren baten Arngshsziss, dazu Stellung zu nehmen, und er trat vor, blieb neben Falva kurz stehen, deutete eine sanfte Verbeugung an und sprach in liebenswürdigem Ton: "Mögest du interessante Zeiten erleben." Falva, der die Bedeutung dieser Worte nicht kannte, blickte nur irritiert um sich.
"Ihr hohen Ratsherren, gütige Große Väter des Waldvolkes," begann er dann. "Der tapfere Falva übersieht in seinen - recht farbigen - Ausführungen leider, dass das furchtlose Cappaheer und seine Verbündeten wohl motiviert, aber alles andere als schlagkräftig ist..."
"Mit Tapferkeit überwindet man jeden Gegner!" spie Falva dazwischen und wurde von dem mittleren Ratsherrn dafür zurechtgewiesen. Funkelnd vor Hass klebten seine Augen an Arngshsziss.
"Ja, das ist so...in den alten Erzählungen der Felllosen, aus denen der ehrenhafte Falva seine Weisheit bezieht. Doch ich komme aus der Welt des Kampfes ums nackte Überleben direkt zu Euch, und ich werde Euch eines sagen: nur das Überleben ist im Kriege ehrenhaft! Er kennt keine Regel, keinen Anstand, und hohe Ideale sind eine denkbar schlechte Rüstung! Darum werde ich den Feind aus dem Hinterhalt vernichten, wenn er am hilflosesten ist, und mich nicht schämen heimtückisch und feige zu sein. Ich werde seine Wehrlosigkeit ausnutzen und seine Schwäche gegen ihn selbst ausspielen.
Ich habe diese Position angenommen, um das Volk des Waldes vor der sicheren Auslöschung zu bewahren, und darum kenne ich keine Regel des Kampfes. Ich, Großhäuptling der Skrigg und Oberbefehlshaber des Waldes erkläre, dass Fairness mir in diesem Krieg ein Fremdwort sein wird, denn auch der Hanswurst schmückt sich damit."
Bei diesen Worten schien Falva völlig durchzudrehen und zog schreiend blank. Arngshsziss lächelte nur müde und zog ebenfalls die Waffe. Nun sollte dieser shluffgrimmsh am eigenen Leibe erfahren, was ein Kampf gegen einen an Größe und Erfahrung weit überlegenen Gegner bedeutete!
Nun, es wurde keine lange Angelegenheit, und er ließ den shluffgrimmsh Falva am Leben...
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Alt 23.09.2012, 17:30
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(Absatz)

Das Leben war Schmerzen, Feuer, Blut und das Geräusch von zersplitternden Knochen. Auf einem Tisch aus schwarzem Marmor bäumte sich ein Mann kreischend unter dem glühendem Eisen auf. Der Foltermeister kannte keine Gnade und presste seinem Patienten den rot leuchtenden Dreiender auf die Brust. Der Gefangene war in einem schrecklichen Zustand. Sein rechtes Bein war gebrochem. Zerbröckelt unter den Schlägen eines Hammers, der es in ein dutzend Teile geschmettert hatte, die in einer roten Soße über den Rand des Tisches drifteten. Dem Oberkörper, den Armen, dem verbliebenem Bein und dem Schädel hatte man sämtliche Haare abgerissen und die Haut abgezogen. Dem Mund des Mannes fehlten 7 Zähne. Sein Körper war mit zwei Dutzend strammen Seilen gefesselt, die ins Fleisch schnitten und seine Hände und Füße waren in eiserne Ringe gezwängt worden. Er war bis auf seinen Kopf fast vollkommen bewegungsunfähig. Und er schrie. Sehr laut und unaufhörlich. Der Foltermeister entfernte das glühende Eisen. Und stellte dieselbe Frage, die er schon vor zwei Tagen gestellt hatte und die er unaufhörlich wiederholte. "Wo?", fragte er. Der Gefangene antwortete nicht. Er war wieder bewusstlos geworden. "Das Wasser, Nevo!" Der Junge, der die Prozedur bislang interessiert beobachtet hatte, huschte davon und kehrte mit einem schwankenden und spritzendem Kübel zurück. Eisiges Wasser ergoss sich auf das Gesicht des Mannes, der blinzelte und die verbliebenen Zähne zusammenbiss. Seine Zunge war bereits blutig, aber er hatte sie immerhin noch nicht abgebissen.
"Wo?", fragte der Kerkermeister freundlich. Der Kopf des Mannes flog zur Seite. "Gnade", flüsterte er mit schwacher Stimme. Das ärgerte den Kerkermeister. Seit einiger Zeit schien das das einzige Wort zu sein, das der Kerl hervorbrachte. Am Anfang war er gesprächiger gewesen. Erst hatte er sich stur gegeben. Dann hatte er im Lügen erzählt und sein Unwisswn beteuert. Jetzt winselte er nur noch "Gnade". Der Kerkermeister nutze die Gelegenheit, um das Wissen seines Schülers zu testen: "Sag mir, Nevo: Welche Körperstelle sollten wir uns als Nächstes vornehmen" "Das Bein!", antwortete der Junge gelehrig. "Wenn wir es nicht amputieren wird der Patient an seiner Blutvergiftung sterben.Wir müssen sein Leben erhalten, damit er uns weiter dienlich sein kann. Ein Werkzeug, um die Amputation sehr schmerzhaft zu gestalten, wäre beispielsweise eine Säge!" "Kluger Junge!", sagte der Kerkermeister und zersauste dem stolzen Nevo das Haar. Dann ging er zur nebenstehenden Werkbank hinüber und holte eine Säge. Er lächelte und begann zu Sägen. Der Raum war erfüllt vom Kreischen des Gefolterten und dem Ritsch-Ratsch der Säge. Zweimal verlor der Festgebundene das Bewusstsein, doch der Lehrling des Kerkermeisters bemerkte es jedes Mal rechtzeitig, um den Mann wieder aus dem Reich der Träume zurück zu holen. Nach einer Ewigkeit-zumindest dem Gefangenen dürfte es so vorgekommen sein, war das Bein endlich ab und der Folterer machte sich daran den Stumpf auszubrennen, wobei er ein Tavernenlied gröhlte das den Titel "Ein Hund und eine Hure" trug und von äußerst derbem Inhalt war. Als ee fertig war fragte er wieder: "Wo?"
Nun antwortete der Gefangene gar nicht mehr. "Hör mal", erklärte er seinem Patienten. "Nicht nur das du mir meine schöne Kammer verblutest- das muss ich alles wieder aufwischen, beziehungsweise Nevo wird er es tun müssen- dieser arme Junge! Nein- du vergeudest auch noch meine Zeit. Antworte mir und ich bringe die Angelegenheit ordentlich zu Ende!" "Gnade!", murmelte der Mann heiser. Der Kerkermeister stöhnte: "Wie du willst! Nevo- die Sichel!" Nevo holte die Sichel und der Kerkermeister versenkte sie im rechten Arme des Gefesselten und machte sich daran die Sehnen zu zerreißen.
Plötzlich klopfte es an der Tür. "Nevo, mach auf!", befahl er seinem Lehrling, während er sich auf seine Arbeit konzentrierte. Die Tür ging auf und ein Krachen ertönte. Das Krachen, das ertönte wenn dem Lehrling eines Kerkermeisters von einem Spaten der Schädel gespalten wird. Er drehte sich um und sah ihn auf sich zukommen. Er sah vollkommen gewöhnlich aus, ein Mann aus ländlicher Umgebung. Ein breites, kantiges Gesicht, kurzgeschorenes, schwarzes Haar und ein gedungener Körperbau. Doch die Augen des Mannes funkelten rot und verhießen ihm den Tod. Im nächsten Moment versenkte die Gestalt den Spaten in seine Brust. Der Kerkermeister grunzte und starb. Sein Mörder schritt über den Leichnam hinweg und zog den Spaten aus ihm heraus. Dann blickte er dem Gefolterten in die Augen. "Doro", flüsterte dieser leise. "Hilf mir..."
Sein Freund blickte traurig auf ihn herab: "Das kann ich nicht!" Er holte aus und trennte seinem Kameraden mit einem sauberen Schlag den Kopf ab. Anschließend verließ er den Raum. Er durfte keine Zeit verlieren. Eine der Säulen stand kurz vor ihrer Auslöschung. Die Ratsherren hatten ihm mitgeteilt, wo er zu suchen hatte. Das war alles gewesen, was er für seinen alten Freund hatte tun können. Er hätte niemals überleben können. Jetzt war Doro allein. Er allein musste verhindern, das der Pakt zerbrochen wurde. Der einstige Totengräber schulterte den Spaten und machte sich auf den Weg.
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Alt 24.09.2012, 09:12
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(allmählich werden uns die Protagonisten knapp )
Er verhielt auf dem Gang und lauschte. Hier in der zerschossenen Kaserne der Kürassiere, deren unversehrtes Untergeschoss den Eroberern nun als Kerker für besondere Gefangene diente, herrschte stets muntere Geschäftigkeit, und er nahm alles in sich auf. Die normale Geräuschkulisse musste ihm vertraut werden, so dass er eine untypische Veränderung sofort bemerken würde. Um der vorzeitigen Entdeckung zu entgehen, huschte er in einen schattigen Quergang, den das Licht der wenigen Fackeln nicht erreichte, und versenkte sich in den Zustand der Grabesruhe. Langsamer wurde der Schlag seines Herzens, ruhiger und tiefer sein Atem, bis beide nahezu zum Stillstand gekommen waren. Unhörbar, unsehbar war er nur noch ganz Ohr.
Hin und wieder kam jemand vorbei, leis vor sich hinfluchend, oder trunken lachend, oder panisch schreiend in Ketten vorangeschubst. Öfters wurde er vom hellen Lichtschein gestreift, doch niemand nahm Notiz von ihm. Er war Leere, das absolute Nicht-Sein am absoluten Nicht-Ort, und gewöhnliche Leute hatten kein Auge für das Nichts.
Eine zeitlose Spanne verging so, und er bemerkte, dass die Geräusche um ihn herum allmählich verebbten, und es wurde stiller und stiller. Als er nichts weiter mehr vernahm als das verzweifelte, durch dicke Holzbohlen gedämpfte Geschrei einer einzelnen Seele in einer dunklen Zelle, erlaubte er seinen Körperfunktionen wieder ihren normalen Gang zu gehen, und seine Kraft kehrte zurück, und mit ihr seine Entschlossenheit.
In seinem Geist ließ er nur noch ein einziges Bild zu: die tröstliche Stille des ewige Ruhe versprechenden Grabes. Dies war die Hoffnung, die seiner Seele Kraft gab. Und diese friedvolle Emotion strahlte er nach allen Seiten aus, als er sich auf seinen riskanten Weg machte; wohl wissend, dass die Wesen, welche sich noch immer trügerische Illusionen über das Leben machten sich alles andere als angenehm davon berührt zeigen würden. Niemand stellte sich ihm entgegen, während er sich seinen Weg zur nach oben führenden Treppe suchte. Hinter jeder Tür, an der er vorbeistrich, in jedem fackelerhellten Raum und jeder düster-stinkigen Zelle fühlten Marterer wie Gemarterte den eisigen Hauch der absoluten Auflösung, trostlos und das Herz zu Eis gefrieren lassend, und niemand kam auf die Idee die Tür zu öffnen und in dem düsteren Gang nach dem Rechten zu sehen.
Bald darauf stand Doro einsam in den Trümmern des Palastviertels. Er wusste, dass seine Probleme jetzt erst richtig beginnen würden...es war ein weiter Weg bis in die von Hundegeistern gehaltene Unterstadt. Doch das Wohl dieser Welt lag nun auf seinen Schultern, also ging er.
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Alt 26.09.2012, 19:00
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Sein Weg führte Doro durch zerstörte Häuser, Gassen die mit Trümmerteilen verrammelt waren und über Plätze an denen sich Knochen zu Bergen anhäuften. Candvallon war eine tote Stadt. Noch kämpften hier die Skrigg und die Pelingorer in brutalen Schlachten unerbitterlich gegeneinander, doch die einst mächtige Handelsmetropole würde nie wieder zu ihrer alten Größe zurückfinden, gleichgültig wer den Krieg gewann. Der Hafen war vor ein paar Wochen vollkommen abgebrannt und auch alle sich darin befindlichen Schiffe. Und die Gebäude waren nur noch Ruinen. In der Unterstadt war es am Schlimmsten, dort wo die Schakalsmenschen die Einwohner massakriert hatten.
Doro spürte Lebendige. Ihre Aura fühlte sich süß und verlockend an, doch sie war so leicht zerbrechlich wie ein Glas. Er wusste es waren die Späher der Skrigg: Ihre Vorposten. Vorher hatte er auch schon einige Patroullien bemerkt und war diesen weiträumig ausgewichen. Das Risiko entdeckt zu werden, wollte er sich nicht leisten. Die Späher waren zu dritt und hatten sich hinter einem Wall aus Müll, Trümmerstücken und einem langen Eichentisch verschanzt. In anderen Gassen sah das Ganze ähnlich aus. Er spürte wie sich ihre Lebensfunken träge hin und her bewegten. Von diesen drei Skrigg waren zwei mit Gewehren ausgestattet. Einer trug eine Axt, die er beständig schleifte und ein Horn. Allesamt waren sie noch jung. Welpen- das Kanonenfutter der pelingorischen Kanonen.
Doro hatte nicht vor sich auf eine Konfrontation mit den Dreien einzulassen. Er bat In'Ahte'Fah um Kraft und machte sich dann daran die bröckelige Fassade eines nahe gelegenen Haus hinaufzuklettern. Über eine knacksende Fensterbank hangelte er sich weiter aufwärts. An manchen Stellen klafften tiefe Löcher in der Mauer, durch die man das Innenleben des Gebäudes bewundern konnte und die ihm ungemein halfen. Ansonsten musste er sich über winzige Mulden im unebenem Stein fortbewegen. Seine Fingerkuppen wurden steif und sein Körper protestierte, doch sein Glaube trieb ihn unermüdlich weiter voran, bis er sich unelegant auf das Dach wälzen konnte. Von jetzt an hieß es vorsichtig zu sein. Die Wachen könnten auf Grund von Geräuschen aufmerksam werden. Er musste vorsichtig vorgehen. Trotzdem musste er auf das nächstgelegene Dach springen. Das Haus grenzte unmittelbar an die bewachte Gasse an. Und Doro hatte keinerlei Hilfsmittel bei sich, um den Sprung zu erleichtern und abzufedern. Er könnte versuchen gleich nach dem Sprung auf die Skriggkrieger herabzukommen, gleich einem Rachengel und sie alle mit seinem Spaten zu erschlagen. Doch wenn er jetzt schon Leichen hinterließ würden die Schakala schnell den Alarmzustand ausrufen. Außerdem, wenn der Hornbläser rechtzeitig reagierte...
Sollte er noch warten? Doro entschied sich dagegen. Er musste Feldan so schnell wie möglich retten. Wenn er sich zu viel Zeit ließ, würden sie ihn womöglich hinrichten. Was die Befreiung anging, hatte Doro schon einen vagen Plan. Wenn es ihm gelänge zu Framire zu kommen, könnte der Drache die Stadt in Aufruhr versetzen und er Feldan aus seinem Verließ bringen. Wenn er Glück hatte, würden auch die pelingorischen Streitkräfte diesen Moment nutzen und für noch mehr Verwirrung sorgen.
Jetzt hieß es erst einmal weiter in die Unterstadt vorzudringen. Er lief los und sprang, als er die Dachkante erreichte. Das andere Haus hatte nur eine geringe Schräge. Vielleicht konnte er es schaffen. Sein Körper krachte hart gegen die Ziegel und sein "lautloses" Abrollen mündete darin, das er Abstürzte und beinahe wieder vom Dach kullerte. Immerhin das konnte er verhindern.
Unten ertönten die Stimmen der Skrigg und die Jungkrieger hetzten über die Barikade. Selbstverständlich hatten sie ihn gehört.
Doro handelte instinltiv. Er öffnete das Band, das seinen Spaten am Rücken hielt und sprang in die Gasse hinab. Im Flug merkte er, das seine Position ungünstig war. Er würde zwar direkt neben einem der Krieger aufkommen, doch der Wichtigste- der mit dem Horn- befand sich drei Schritte weiter entfernt. Doch zum Nachdenken fehlte ihm die Zeit. Schon raste er herab und landete auf den Schultern des einen Skriggkriegers, der unter ihm zusammenbrach. Doro bereitete ihm einen schnellen Todesstoß. Nun drehten sich die beiden anderen um. Der mit dem Gewehr legte auf ihn an und der mit dem Horn- zog seine Axt und lief auf ihn zu. War das zu fassen? Diese Dummheit würde der Welpenkrieger mit seinem Leben bezahlen. Offenbar hielt er den Mann mit dem Spaten für leichte Beute. Er lächelte nicht mehr, als ihn ebenjener Spaten in die Eingeweide traf. Doro reagierte blitzschnell und zog den sterbenden Skrigg in dem Moment zu sich, als der Schütze feuerte. Doro stieß den röchelnden Leichnam von sich weg und rannte auf den Skrigg mit dem Gewehr zu. Ein Schritt. Zwei Schritte. Doro schlug zu und der Skrigg parierte mit dem Gewehr. Doch er bekam keine Gelegenheit mehr zum Kontern. Doros Knie krachte in seine Weichteile, Doros Ellbogen in sein Gesicht und Doros Spaten schließlich in sein Herz. Schnaufend knickte er über dem Toten ein und stemmte sich auf seine Waffe. Der Kampf hatte ihm mehr Mühe bereitet, als ihm lieb war.
Der Schuss!, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Er war sicherlich auch für andere Spähergruppen in der Nähe hörbar. Es war zwar kein Signalhorn ertönt, aber vielleicht hielt sie das nicht davon ab nach den Rechten zu sehen. Oder Konrolleure aus dem Inneren der Unterstadt kamen und sahen die Leichen. Doro musste sie so schnell wie möglich wegschaffen. Er befestigte hastig seinen Spaten an der gewohnten Position und packte dann zwei der Skrigg, um sie in den angrenzenden Hauseingang zu zerren. Doch sie waren zu schwer, also ließ er einen von ihnen zurück. Nach dem Abladen eilte er sofort wieder ins Freie und schleppte den nächsten Krieger in das Gebäude. Er wollte gerade den Letzen der Drei holen, als er zwei sich nähernde Auren spürte. Er erkannte zwei Skrigg. Bereits älter, erfahrene Kämpfer. Eine Handgranate, zwei Revolver, Beile und ein Schwert. Einen Moment wallte Panik in ihm auf, doch im nächsten Moment war er wieder Doro, der Ruhige, der Diener der Totengöttin. Er packte den letzten Leichnam an den Schultern und zog ihn über die andere Seite der Barickade, wo er sich fallen ließ. Die beiden Krieger kamen wieder. Einer von ihnen sagte etwas und der andere lachte mit tiefer Stimme. Doro machte mit sicheren Händen seine Waffe los. Dann lag er ruhig atmend auf dem Rücken und wartete auf das Kommen der Beiden. Plötzlich blieb einer von ihnen stehen und knurrte etwas. Dann zog er sein Schwert und näherte sich dem Wall. Sein Gefährte schnüffelte, sah sich misstrauisch in alle Richtungen um und schnappte sich seinen Revolver und ein Beil.
Doro wartete. Der Skrigg mit dem Schwert trat an die Barickade heran...und stürzte sich dann unvermittelt auf die andere Seite. Er und Doro trafen sich und rollten sich über die Straße. Er landete glücklicherweise oben und rammte dem Gegner den Schädel ins Gesicht. Der Skrigg fletschte nur lächelnd die gelb gesprenkelten Zähne. Trotzdem gelang es Doro sich von ihm loszureißen. Beide kamen gleichzeitig auf die Beine. Doch da schoss die Faust des Kriegers auch schon vor und traf ihn am Mund. Einer seiner Zähne brach ab und er spie ihn mit Blut und Speichel aus. Sein Spaten flog in einem Bogen auf den Schakal zu. Der grunzte und wehrte ihn mit dem linken Oberarm ab, der unter der Kraft des Schlages brach. Vielleicht war es das dem Kämpfer wert gewesen. Sein Schwert schoss vor und die einzige Möglichkeit für Doro sein Leben zu retten bestand darin sich rückwärts fallen zu lassen. Die Klinge sauste über ihn hinweg und der Schwung ließ den ledergesichtigen Hundemenschen taumeln. Doro hingegen schaffte es auf den Oberarmen zu landen und machte sich nicht die Mühe auf die Beine zu kommen, sondern trat seinem Feind mit dem Spann in die linke Kniekehle die sich gedreht hatte. Der Krieger knickte ein und das gab ihm genug Gelegenheit wieder aufzustehen. Dann bemerkte er den zweiten Skrigg. Er war mittlerweile angekommen und hatte den Revolver auf Doro gerichtet. Das Spiel war aus. Er bereitete sich schon auf seinen Tod vor, als der andere Skrigg etwas zischte und sein Kumpan die Waffe senkte. Doro verstand. Anscheinend wollte sein anderer Gegner die Angelegenheit persönlich zu Ende bringen. Doro nickte ihm in einer Geste des Respekts zu. Sein Gegenüber tat das selbe und musterte ihn aus harten, grauen Augen. Die beiden Duellanten umkreisten sich. Der Skrigg mit dem Schwert in der Rechten, Doro den Spaten beidhändig haltend. Nun stand er mit dem Rücken direkt vor dem Schakalsmenschen mit dem Revolver. Er könnte herumfahren und ihn in einem Überraschungsmoment töten. Das würde seine Überlebenschancen erheblich erhöhen. Er wusste das es hier um mehr, als nur um sein Leben ging, aber trotzdem sträubte er sich gegen die Tat. Seine Ehre stand für Doro an erster Stelle. Also konzentrierte er sich voll und ganz auf den Skrigg, der ihm gegenüber stand. Wer würde wohl zuerst angreifen. Einmal täuschte sein Gegner einen Angriff vor, doch Doro ließ sich davon nicht blenden. Er überlegte. Es wäre am Schlauesten den Skrigg angreifen zu lassen. Also versuchte Doro ihm einen Köder vorzuwerfen und gab seine Kopfdeckung preis. Doch der Skrigg reagierte nicht. Er schien auf etwas zu warten. Das Schwert hielt er weit von sich gestreckt, um die Reichweite seines Arms optimal ausnutzen zu können. So würde Doro nie an ihn heran gelangen. Dann sprang der Skrigg endlich vor und das Schwert zischte auf seine Kehle zu. Doro wollte mit dem Spaten parieren, doch der Skrigg zog die Waffe zurück, was ihm keine Probleme bereitete, da er sie nicht hatte ausstrecken müssen. Es war eine Finte gewesen, doch durch den Sprung hatte sich der Skrigg in Doros Reichweite begeben und er hatte die Täuschung zu spät erkannt. Das Schwert sauste in einer Drehung auf ihn zurück und schlitzte ihm die linke Flanke auf, aus der Blut spritzte. Doro setzte mit dem Spaten nach, doch der
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  #696  
Alt 26.09.2012, 19:25
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(musste meinen Post wegen der Länge zweiteilen- deshalb der Doppelpost. Will das ganze auch jetzt ungern unvollständig stehen lassen. Ich hoffe du siehst es mir nach)

Skrigg war bereits lächelnd zurückgetänzelt. Doro merkte das sein Atem schwerer ging. Und er wusste auch nicht mehr was er tun sollte, denn er sah keine Möglichkeit diesen Feind zu bezwingen. Seine magischen Fähigkeiten waren begrenzt. Außerdem wollte er nicht darauf zugreifen.
Er und der Skrigg umkreisten sich wieder. Wann würde er wieder zustoßen? Doro ging weiter und wartete. Die Wunde an seiner Hüfte schmerzte heftig. Vielleicht ist das seine Taktik, überlegte Doro. Vielleicht will er mich einfach nur ausbluten lassen. Doro stand unter Zugzwang. Er war es der angreifen musste, sonst würde er immer schwächer werden. Er atmete tief ein und aus und verfiel wieder in absolute Ruhe. Dann überlegte er sein Vorgehen. Er musste in die Reichweite des Skriggs kommen, doch das war schier unmöglich. Seine einzige Möglichkeit dazu war es blindlings in seinen Gegenüber hineinzustürmen. Doch das musste er. Doro sah keinen anderen Ausweg mehr. Er rannte los, den Spaten umklammernd. Er schien mittten in die Spitze des Schwertes hineinzulaufen. Im letzten möglichen Moment tauchte er ab und rollte sich unter der Deckung hindurch. Der Skrigg korrigierte rasch den Winkel seines Schwertes, doch es schrammte lediglich über Doros Rücken. Der kam bei den Beinen des Schakalmann zum Halten und stieß mit all seiner verbliebenen Kraft den Spaten aufwärts. Dorthin, wo der Lendenschurz des Skriggs lag. Der Krieger brüllte grauenerregend auf und brach über Doro zusammen, dem es noch gelang ihm den Revolver aus dem Gürtel zu ziehen. Er ließ den Spaten fallen und kroch unter dem Skrigg hervor, als ihm auch schon der ungeübte Schuss seines Kameraden das halbe Ohr abrasierte. Doro ignorierte den Schmerz und schob sich weiter bis er zielen konnte. Der Skrigg hatte gerade wieder nachgeladen. Doch Doro war schneller und nagelte seine Kugel mitten in das Herz. Schnaufend kämpfte sich Doro unter der Leiche hervor und kam schwankend auf die Beine. Blut lief ihm aus Mund und Nase. Stöhnend sank er auf die Beine und wusste nicht, was er tun sollte. Aus der Ferne spürte er eine Gruppe von vier Kriegern, die den Lärm gehört hatten und sich mit hoher Geschwindigkeit näherten.
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Geändert von Darnamur (27.09.2012 um 14:19 Uhr)
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Alt 26.09.2012, 23:22
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(dieser furiose Fight war die kleine Wartepause allemal wert)
Seine aufgeschlitzte Seite brannte wie Feuer, und rasche und qualvolle Bewegung würde sein Leben nur um so schneller aus ihm herausfließen lassen. Er durfte sich nicht töten lassen! Nicht wenn mit ihm die jungen Götter sterben würden, ehe sie ins Leben treten konnten...
Die Vier waren nun dicht hinter einer zerfransten Hausecke, er konnte ihre Auren fast körperlich wie die Wärme von Kerzenflammen fühlen, hörte bereits ihren keuchenden Atem.
Nur höherer Beistand mochte ihn nun noch retten. Doch er verfügte nicht über die Kraft der Heilung, wie sie Praghdas Jüngern eignete, und auch Arulls üble Scherzkiste würde ihm verschlossen bleiben. Wieder würde es die Kraft der Stille und der Ewigkeit sein müssen, auf welche er sich verstand.
Gerade vor dem Auftauchen der Skrigg ließ er sich auf die blutgetränkte Erde nieder und ließ seine Körperfunktionen wieder zur Ruhe kommen, wie zuvor in dem hoffnungslosen Verlies. Tiefer nun, viel tiefer...es musste überzeugender sein, denn nun hatte er nicht die tintenen Schatten zu Verbündeten. Er würde sich auf den schmalen Grat setzen müssen, der das hiesige Leben von dem ewigen trennte, und hoffen nicht zur falschen Seite hin abzurutschen...
Er lag einfach nur
dort im feuchten
Dreck und
starb.
Die Vier kamen heran, überblickten die Szene und stießen ein wildes Wutgeheul aus.
Doro bemerkte die Anwesenheit zweier anderer. Er sah sie nicht mit geschlossenen Augen, hörte sie nicht mit tauben Ohren, und doch war ihm ihre Gegenwart bewusst, so wie man sich der eigenen Kleider am Leibe bewusst ist. Auf merkwürdige Weise furchtlos in diesem ungewöhnlichen Zustand, versuchte er neugierig geworden in ihre Nähe zu kommen. Und auch sie schienen seine Nähe zu suchen; mit einemal schienen sie sich zu berühren und zu durchdringen. Es war, als flossen drei verschiedene Farben zusammen, um miteinander vermengt zu einer neuen zu erstrahlen. Er war noch immer Doro, doch er war auch Hralshlac und Srengrald. Alle drei erkannten einander, und alle drei waren von dem unerwarteten Erlebnis entzückt. Keiner verspürte mehr Hass, Angst oder sonst eine Unannehmlichkeit, dafür war nun einfach kein Raum mehr in ihnen.
Die vier Skrigg sammelten die herumliegenden Waffen auf. Den Spaten ließen sie unbeachtet liegen.
Hralshlac freute sich, denn er hoffte auf ein Wiedersehen mit vielen vergangenen Familienmitgliedern und Freunden. Srengrald war etwas in Sorge, denn seine Gefährtin würde bald werfen und er wusste nicht, ob der fremde Clan, in welchem sie nach der Vertreibung aus den Höhlen untergeschlüpft war, sie bei der Aufzucht der Jungen unterstützen würde. Beide waren von Doros Vorhaben recht beeindruckt, und auf sein Drängen teilten sie für einen Augenblick die Vision eines prachtvollen Drachen.
Je zwei der Skrigg nahmen einen ihrer toten Stammesbrüder auf und begannen sie fortzutragen.
Doro spürte, dass sich die beiden anderen ihm entzogen, und verzweifelt bat er sie um Hilfe. Srengrald erinnerte sich und schickte ihm das Bild eines Felllosen, dessen Gesicht zu einem grotesken narbigen Grinsen erstarrt war. Doro verspürte Dankbarkeit dafür, doch sein Bitten wurde drängender. Und dann, kurz ehe sie sich für immer verloren, gab Hralshlac ihm das Bild eines gewaltigen Wolkenbrenners vor der Statue Tarmirands des Großen.
Doro fühlte zurück in seinen Körper hinein und befand, dass das Tor ihm noch offen stand. Erleichtert glitt er zurück; es fühlte sich an als ob er in einen passgenau geschneiderten Mantel schlüpfte. Er wusste, welchem Drachen er den zerfetzten Schwanz den er gesehen hatte zuordnen musste, und die imposante Statue befand sich vor der Gasse der Kerzenzieher. Seine Suche begann konkrete Formen anzunehmen.
Allein nun, begann Doro seine inneren Organe eines nach dem anderen wieder in Gang zu bringen.
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Geändert von Formorian (27.09.2012 um 07:52 Uhr)
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  #698  
Alt 27.09.2012, 14:52
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Und sofort kehrten die Schmerzen zurück und aus der Hüfte begann erneut Blut zu triefen. Doro riss sich von einem der toten Skrigg Kleidungsfetzen ab und band sie sich um die Wunde. Solange, bis kein Blut mehr daraus hervorquoll. Dann machte er sich auf den Weg und unterdrückte die Schmerzen.
Sein primärer Auftrag galt nicht seiner Gesundheit, sondern der Gesundheit der Säulen. Zuerst räumte er noch die beiden Toten in das Haus zu den anderen. Sollten wieder Kontrolleure auftauchen, würden diese trotzdem alarmiert werden, aber verschwundene Skrigg, waren besser als tote Skrigg. In dem Haus würde man wahrscheinlich als Erstes suchen.
Also hatte Doro keine Zeit zu verlieren. Er lief bis zum Ende der Gasse und sah sich dann vorsichtig um. Es war kein Skrigg zu sehen, also rannte er los und erreichte die andere Straßenseite, wo er sich sofort in die nächste Gasse schlich.
Dann entdeckte er den Tempel. Arulls schwarzer Falke mit silbernen Ornamenten verziert lag mit gebrochenen Flügeln vor dem zerschmetterten Rundtor. Dies war das Werk von Hämmern und Äxten, erkannte Doro. Die Skrigg mussten das Gebäude eingerissen haben. Warum wohl? Er wagte sich ins Innere vor. Es waren nur noch weniger als eine handvoll Priester hier gewesen, als die Flut der Schakalsmenschen kam. Ihre Leichname waren mittlerweile verwest und gaben die Knochen preis. Der strenge Duft von Verwesung hing in der Luft.
Das Gelände des Tempels war relativ groß für einen, der ausschließlich dem gemeinem Volk diente. Moos und Pilze hatten begonnen, den zerklüfteten Boden der Ruine zu überziehen. Der größte Teil des Daches fehlte. Doro schritt zu dem Altar nach vorne. Als Priester In'Ahte'Fahs betete er Arull nicht an, aber trotzdem war es seine Pflicht dem Toten die Ehre zu erweisen. Er kniete sich vor dem adlerköpfigen Altar nieder, der ihn aus Smaragdaugen anstarrte. Verhältnismäßig große Smaragde. Doro eilte zu einem der toten Priester hinüber und zog ihm das Messer aus dem Auge. Dann machte er sich daran die Juwelen aus dem prunkvollem Schädel zu schneiden. Er tat dies alles nicht für sich. Aber wenn er Feldan erst einmal befreit hatte, brauchten sie Geld um die Reise zu den beiden anderen Säulen und dem alten Rat zu organisieren. Und er hatte keines. Der Drache schied als Transportmittel aus. Wenn er das sicherlich gut bewachte Tier erst einmal befreit hatte, würde es das Chaos vielleicht nicht überleben oder wieder gefangen genommen werden. Er glaubte kaum das er mit Feldan an seiner Seite, der physisch am Ende sein musste, es schaffen würde zum Drachen zu gelangen ohne zu Sterben. Womöglich aber würde es Framire gelingen zu Ihnen zu kommen.
Dessen war er sich nicht sicher. Feldan war einer der mächtigsten Drachenlords der Welt, aber selbst er würde es nicht schaffen einen Drachen dazu zubringen, aus seinen eisernen Ketten zu entschlüpfen. Dabei gab sich Framire sicherlich schon genug Mühe.
Doro verließ den Tempel mit den grünfarbenen Smaragden in der Tasche. Vor seinem Gedächtnis bildeten sich Wege, Abkürzungen, Abzweigungen und Sackgassen. Und irgendwo in diesem Gewirr war Framire. Im Zentrum des Skriggheers, dort wo auch das Gefängnis des Drachenreiters lag. Er würde all seine Kräfte benötigen um diese Mission- die härteste Aufgabe seines Lebens zu meistern. Und das einzige was er bei sich trug, war eine schwarze Kluft und sein alter Spaten.
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  #699  
Alt 28.09.2012, 08:41
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Dies musste reichen, um unbeschadet in den schmalen Gürtel des alten Gewerbegebietes zu gelangen, dem ehemaligen Lebensraum einer etwas besser situierten Mittelschicht aus Handwerkern und Kleingewerbetreibenden, der die Unterstadt von den Vierteln der Villen und Paläste abgrenzte. Hier waren Begimeils Kanonen mit besonderem Eifer am Werke gewesen, um jeden Nachschub für die Verteidiger sofort zu zerschlagen. Heute war diese Zone ein einziges Trümmerfeld, ohne jede nennenswerte Deckungsmöglichkeit, jedoch ein Paradies für Plünderer. Hier würden die Skrigg wohl in Scharen herumschwärmen.
Und alles was er in der Hand hatte war die Vision Framires vor der verdammten Statue, welche das Bombardement wohl überstanden hatte. Wer konnte ihm sagen, dass Feldan sich dort befand? Und falls dem so war, wo in der weiten Trümmerlandschaft sollte er mit seiner Suche beginnen?
Er lachte still in sich hinein, als ihm die Unmöglichkeit seines Vorhabens bewusst wurde.
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  #700  
Alt 29.09.2012, 19:17
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Schweren Herzens machte er sich auf den Weg und mit jedem Schritt schwand seine Motivation weiter. Die Skrigg würden ihn umbringen und was dann? Seine Mission wäre kläglich gescheitert. Vielleicht wäre es schlauer auf die Nacht zu warten. Doch in dieser Zeit könnte Feldan bereits von einer rasiermesserscharfen Skrigg-Axt enthauptet werden.
Also ging Doro weiter und weiter, huschte von Gasse zu Gasse, drückte sich in enge Mulden und umging alle Skriggpatroullien weiträumig. Hier war das noch einfach. Denn in diesem Außengebiet der Innenstadt hatten die Skrigg keine Lager aufgeschlagen. Aber je weiter er sich dem Zentrum näherte, desto mehr Blut würde fließen und letztlich sein eigenes. Wie?, hämmerte in seinem Kopf, die Frage. Wie? Wie sollte er diese Aufgabe bewältigen?
Er sah sich um: Zerschmetterte Bauten und Skelette soweit seine Augen reichten. Auf der rechten Straßenseite war eine heruntergekommene Taverne zu sehen, in deren Seitenwänden breite Löcher klafften. Auch ansonsten sah sie schäbig aus. So schäbig…so schäbig… dann traf es ihn wie ein Schlag: Er war schon einmal hier gewesen. Und als er auf die nur noch teilweise vorhandenen Lettern blickte, die stolz verkündeten „um Echlagene“. Er wusste nun, wo er war und er wusste auch wie er seinen Plan zum Erfolg führen konnte. Genauso gut konnte er eines langen und qualvollen Todes sterben. Doch dieses Risiko war Doro bereit einzugehen.
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