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Schatten über Artheria

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  #1  
Alt 08.05.2008, 07:25
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Tánya Tánya ist offline
Sídhe de Môrhen
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Ort: Ruhrgebiet
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Schatten über Artheria

Prolog

Zu Beginn aller Zeit war das Universum leer von jedem Leben. Es existierte das Nichts. Es war perfekt. Aber das Universum beschloss einen Wandel. Ein wunderbares Geschenk. Die Geburt der Götter. Mit Macht zu erschaffen wurden sie in die Unendlichkeit der Sterne geschickt, auf das ihr Werk beginnen sollte.
Viele Jahre sollten vergehen, bis die Götter einen Plan fassten und begannen das Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Natheria, Göttin der Natur, legte den Grundstein für jedes Leben und verband sich auf ewig mit dieser Welt. Pflanzen und Bäume wuchsen. Sie sollten Schutz und Nahrung für alle kommenden Lebewesen ein.
Drakes, Gott des Lebens und des Lichtes, hauchte dieser Welt das Leben ein und schenkte den Tieren das Leben. Jedoch war diese Welt friedlich und dumm. Um dies zu ändern ließ Tenerius, Gebieter über das Wissen und die Magie, eine Welle des Geistes über diese Welt ziehen. Was als Tier begann, sollte sich bald als ein eigenes Volk entwickeln. Zufrieden mit seiner Schöpfung und in voller Überzeugung, er würde damit etwas Gutes, konzentrierte er seine Kraft und ließ die Magie über diese Welt ziehen, auf das es den jungen Völker helfen würde.
Das Leben gedieh und gedieh, aber es endete nicht. Saria, Göttin des Todes und der Kälte, sah das Problem kommen und gab den Leben nur eine bestimmte Zeit auf Erden, bis es sterben würde und auf seine nächste Inkarnation in ihrem Reich wartete. Ihr Geschenk war auch gleichzeitig ein Fluch, denn aus der Angst zu sterben, rüsteten vielen Völker für den Kampf gegen ihre Feinde. Aus den neu entstandenen Gefühl von Hass und Angst wurde der furchtbare Gott Karkeres geboren, welcher nur allzu gerne das Leid in diese Welt brachte. Herr des Krieges und des Hasses. So sollte er heißen.
Er stachelte die Völker auf und ließ sie sich gegenseitig abschlachten. In ihre Herzen pflanzte er das Böse.
Es war die Zeit der Krieger und der Völkermorde. Als ob dies nicht schlimm genug war, erhob sich eine weitere Monstrosität eines Gottes, Semshis, Meister der Vernichtung. Er trieb die Kriege an und legte den Völkern die vernichtende Kraft der Magie dar. Von den Treiben der dunklen Götter erzürnt, stellten sich ihnen die Erschaffer in den Weg und forderten sie auf, ihr Treiben zu beenden.
Jedoch weigerten sich die dunklen Gottheiten und es zog ein Krieg von nie gekannten Ausmaßes auf. Völker wurden geboren, nur um im selben Augenblick wieder vernichtet zu werden. Die Varsen, eines der ältesten Völker dieser Zeit schlug sich auf die Seite der dunklen Götter und kämpfte mit ihnen gegen die Erschaffer, allerdings war ihr Volk gespalten, denn gleichzeitig kämpften die Varsen auch auf den Seiten der gütigen Götter.
Karkeres versprach ihnen das ewige Leben und endlose Macht. Doch bei der Entscheidungsschlacht verlangten die Varsen ihre Belohnung. Von der Überheblichkeit der Varsen zutiefst erzürnt, entriss er dem gesamten Volk der Varsen die Seelen, band ihre Lebensenergie an seine göttliche Kraft und ließ ihre Körper sterben. Verflucht zu ewigen körperlosen Leben waren die Varsen machtlos und konnten nicht mehr in das Geschehen eingreifen. Karkeres hatte damit einen Fehler gemacht und zuviel von seiner Kraft vergeudet. Drakes und Natheria besiegten die finstere Gottheit und verbannten diese auf ewig in einem Berg, wo seine Kraft und sein Körper an die Ketten der Ewigkeiten gefesselt waren.
Semshis Macht wuchs mit jedem Augenblick. Die Vernichtung machte ihn stärker. Nur gemeinsam konnten die Götter auch ihn bezwingen. Semshis Körper wurde in das ewige Eis gebracht und an die Gletscher des Chaos gebunden. Die Götter wussten, daß kein Gefängnis einen Gott auf ewig gefangen halten kann, deshalb erschufen sie mächtige Abbilder ihrer selbst, die so genannten Wächter, damit sie die dunklen Orte bewachen sollten und kein Sterblicher sie jemals betreten möge.
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  #2  
Alt 08.05.2008, 07:27
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Tánya Tánya ist offline
Sídhe de Môrhen
Zauberlehrling
 
Registriert seit: 04.2008
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Fremde

Die Luft schwirrte vor Hitze und Mücken tanzten in Schwärmen über dem feuchten Waldgebiet. Etwas raschelte leise im Unterholz und ein leiser Fluch war zu hören. Dann trat eine junge Frau aus dem Dickicht der Bäume, befreite sich mit ärgerlicher Miene aus dem Strauchgewirr und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Ihr Blick glitt über die Landschaft. Ein weites hügeliges Land lag vor ihr, das Gras war sehr hell, fast gelblich, weil es ausgebleicht war von der Sonne, trotzdem war es weich und schien nicht vertrocknet zu sein. Es war nur ab und zu durchbrochen von Gestein und Felsen.
Nuális beugte sich herab. Sorgfältig befühlte sie die helle Wiesenfläche, verengte die Augen etwas, roch am Gras.
Jemand war hier, dachte sie. Und es war jemand, den sie nicht kannte, ein fremder Geruch. Dies verwirrte sie, denn es gab kaum Lebewesen, welche ihr nicht mehr oder weniger vertraut waren.
Sie blickte sich um und schaute in den dunklen alten Wald. Sie wusste, dahinter war das große Sumpfgebiet, wo sich fast niemand hinwagte, doch jetzt konzentrierte sie sich auf die Bäume, auf das Unterholz, auf die wiegenden Blätter der Baumkronen.
Doch hier war nichts.
Unbehagen breitete sich in ihr aus, wie eine Vorahnung, und sie wich wieder etwas zurück in den Wald.
Stirnrunzelnd hielt sie plötzlich inne. Geräusche waren zu hören. Gespenstische Laute, die in der Luft widerhallten, so als würden sich große Tiere nähern. Hochgewachsene Gestalten kamen den Hügel hinauf. Fünf kamen von rechts, sieben kamen direkt auf sie zu. Sie riefen sich etwas zu, schienen sich hier zu treffen. Ihr Körper war aufrecht, doch er war überzogen von dunklem Fell, dass in der Sonne glänzte. Ihre Köpfe waren ähnlich geformt, wie die eines Löwen, doch ihre Augen sagten, dass sie keine Tiere waren. Sie gingen etwas gekrümmt, doch sie schienen dadurch nur schneller voran zu kommen. Bei einigen ragten Hörner aus den Köpfen und sie sahen sich wachsam in alle Richtungen um. Einer schnupperte in den Wind und starrte in den umliegenden Wald hinein.
Tarken! hallte es in ihre Gedanken wider. Und es waren fremde Tarken.
Blitzschnell wandte die junge Frau sich um und verschwand vollends in der Dunkelheit der Wälder, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, denn sie wusste, diese waren nicht vom Clan der Kara’Daz. Diese waren andere, und wenn sie nicht aufpasste würde sie in den Bäuchen dieser Kreaturen landen.
„Nuális!“
Der Ruf ließ sie erschrocken zusammenzucken.
Nicht! Ryan! Sei still! Gefahr!
Doch sie hatten es bereits gehört und kamen mit ungeahnter Schnelligkeit auf sie zu gelaufen.
Nuális hatte die Situation mit einem Blick erfasst, sah die Waffen, hörte ihre gebrüllten Worte und wusste:
Diese Tarken waren auf der Jagd.
Sie stieß das Fauchen einer Katze aus, die Luft um sie vibrierte plötzlich, ihr Umriss verschwamm und aus einem Luftwirbel sprang an Nuális Stelle eine große Wildkatze hervor, ähnlich eines Luchses. Sie sprang behände durch den Wald auf einen jungen Mann zu, der erschrocken auf die sich nähernden Tarken starrte.
Rasch!
Die Katze und der Mann preschten davon, die Tarken dicht auf den Fersen.
Dann sprangen plötzlich weitere Gestalten von den Bäumen, brüllten ärgerlich und bildeten vor den beiden eine schützende Mauer, so dass sie entkommen konnten.
Der Anführer der Jagdhorde stieß einen ärgerlichen Schrei aus. „Das ist unsere Beute!“ schrie er mit tiefer Stimme.
Ein schlanker hochgewachsener Tarke löste sich aus der Mauer von Kriegern. Die Sonne traf auf sein ockerfarbenes Fell, als er den Umhang, den er trug, zurückschlug.
„Und das ist unser Jagdgebiet!“ grollte er.
„Du hast mir nichts zu sagen, Schamane!“ Doch die anderen ließen ihre Waffen sinken.
„Du solltest vorsichtig sein, was du sagst. Ich bin Kades’Kur aus dem Clan der Kara’Daz. Und dies ist unser Jagdgebiet und unsere Beute.“
Der Anführer der Truppe musste von Kades’Kur gehört haben, denn er ließ seine Axt sinken. Er gab den anderen ein Zeichen und sie verschwanden lautlos in den Wäldern.
Nach einiger Zeit kam die Wildkatze langsam herangetrottet, ließ sich neben den Schamanen nieder und beäugte ihn mit hellblauen Augen. Der Tarke war versucht in das weiche Fell des Wesens zu fassen, doch das würde er niemals tun. Denn dies war keine Wildkatze. Dies war eine Ainmil’anahm.
Wieder vibrierte die Luft und Nuális erhob sich in ihrer menschenähnlichen Gestalt, die sich von der der Menschen jedoch unterschied. Sie war kleiner, hatte spitzere Ohren und ihre Augen waren immer noch die einer Katze.
„Ich danke euch, Kades’Kur.“ Sie neigte den Kopf etwas und ihre rotbraunen zerzausten Locken fielen über ihre Schultern.
Der Tarke sagte nichts, betrachtete sie jedoch nachdenklich. „Wo ist dein Freund?“
Nuális nickte mit dem Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen war. „Er erholt sich von dem Schrecken.“ Mehr sagte sie nicht dazu. „Wie kann es sein, dass andere aus deinem Volk hier waren? Sind sie schon so weit vorgedrungen?“
„Ich weiß es nicht, Kind. Aber ich werde es herausfinden.“
Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren nahm Nuális die rechte Faust an die linke Brust und verbeugte sich leicht. Dann ging sie an den anderen Tarken vorbei zu Ryan.
Der junge Mann mit den hellen Haaren stand immer noch erschüttert neben einem Trupp Tarken, die sich laut und zotig über ihn lustig machten.
Nuális zog ihn fort in den Wald. „Wie müssen die anderen warnen!“ sagte sie.
Ryan schien etwas verwirrt zu sein.
Nuális sah ihn an. „Du warst eine Spur zu lange in deiner Pferdegestalt. Ordne deine Gedanken!“
Sie waren so nah! sendete er ihr telepathisch zu.
Sie seufzte. „Ja... zu nah! Viel zu nah.“
Sie kamen in die Nähe des Dorfes und ein großer heller Wolf kam gemächlich auf sie zu. Angesichts des Tumult, der vor ihnen in der Dorfgemeinschaft herrschte, kam ihnen die lässige Arroganz des Wolfes seltsam vor. Jedoch hinkte er deutlich.
Lysior, begrüßte Nuális den Wolf, in dem sie ihre Gedanken pfeilschnell dem Ainmil’anahm sendete. Was ist denn bloß im Dorf los? Warum sind sie alle so aufgeregt.
Nuális sah mit Bestürzung, dass sogar eilig Sachen eingepackt wurden, als ob das Dorf im Aufbruch war.
Es kam zwar von Zeit zu Zeit vor, dass sie weiterzogen, doch dies ist das letzte Mal vorgekommen, als sie noch ein Kind gewesen war.
Lysior kam nicht mehr dazu eine Antwort zu geben, denn eine große mächtige Gestalt kam mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck auf sie zugerannt.
„Nuális! Ich dachte schon, sie hätten dich ...!“ Er beendete seinen Satz nicht, sondern zog sie in seine Arme.
„Vater, was ist denn...“ Ihre Frage wurde von seinem mächtigen Brustkorb verschluckt, denn er presste sie erleichtert an sich. Er schob sie plötzlich abrupt von sich weg, hielt sie aber eisern an den Armen fest. „Fremde Tarken sind in unser Gebiet eingedrungen und haben das Dorf überfallen. Sie haben fünf Leute erbeutet und haben sich in die Wälder zurückgezogen.“
Nuális riss geschockt die Augen auf. „Was?!“ fragte sie heiser.
Der Boden vibrierte leicht, als Lysior seine menschenähnliche Gestalt annahm. Sein finsterer Blick war undurchschaubar.
„Ich bin ihnen begegnet, Vater. Die Kara’Daz haben uns vor ihnen gerettet. Sonst wären wir wohl ebenfalls ihre Beute geworden.“
Lysior richtete seine goldenen Augen auf Nuális’ Vater. „Wir sollten hier nicht länger verweilen, Asgarl. Sie sind nicht weit!“
Nuális starrte den jungen dunkelhaarigen Mann an und ein seltsamer Ausdruck trat in ihre Augen, als er mit samtener Stimme mit ihrem Vater sprach. Lysior erwiderte kurz ihren Blick. Asgarl nickte.
Nuális sammelte hastig einige ihrer Sachen zusammen, immer beobachtet von Lysiors goldenem Wolfsblick. Dann brachen sie auf, denn die anderen waren in ihrer Panik schon vorgegangen.
Sie flüchteten in die Wälder, vorbei an den Tarken, weit hoch in die Berge und ließen alles zurück. Ihre Herzen brannten, in ihren Augen schimmerten Tränen, doch sie hatten diesem Clan der Tarken nichts entgegenzusetzen. Und wenn sie leben wollten, dann konnten sie nur noch eines - davonlaufen.
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Alt 08.05.2008, 11:04
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Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
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off.topic:,, Ich knüpfe gleich ran. Geil geschreiben Tànya, aber das muss ich dir ja wohl nicht sagen, wie gut du bist. So ich mache weiter ;) "




Wut der Jäger


Das Auftauchen fremder Tarken und der Angriff auf ihre Verbündeten hatte den Clan Kara’Daz überrascht. Demnach musste ein weiterer Clan sich hier befinden oder zumindest seine Späher hierher, in das grüne Land von Kasch geschickt haben. Diesen Eingriff würden die Tarken nicht tolerieren noch den Angriff auf die Ainmil'anahm……



Kades’Kur war erzürnt über dies frevelhafte Vorgehen und den tiefen Einschnitt in ihre Jagdgebiete. Jedoch fragte sich der weise Schamane, wer diese Tarken waren. Sie kannten seinen Namen. Demnach mussten sie zu einem Clan gehören. Er würde zum Dorf zurückkehren und die Schamanen der anderen Clans befragen.
,,Wir haben die Spur der Verräter.” sprach Raskur’Claw ein großer Tarken mit orange-gelben Fell den Schamanen an.
,,Was sollen wir tun?” zwar war die Frage überflüssig, aber Kades’Kur musste sie trotzdem beantworten, auch wenn es ihm schwer fiel.
,,Diese Tarken sind in unsere Jagdgebiete eingedrungen und haben unsere Verbündeten angegriffen und möglicherweise getötet. Für jedes dieser Vergehen steht der Tod. Ihr wisst, was zu tun ist, Raskur. Bringt ihnen ein schnelles Ende.” damit wandte sich Kades’Kur ab und ging langsam durch den Wald. Zwei Krieger schlossen auf und begleiteten den Schamanen, schließlich konnte man nicht wissen, ob diese Tarken nicht auch einen Schamanen töten würden.
,,Alles hergehört.” knurrte Raskur’Claw und verschaffte sich von der kleinen Gruppe von Jäger Gehör. Durch seine langen Hörner am Kopf und an den Schulter wirkte der grimmig wirkende Tarke überragend und gefährlich. Als einziger Bogenschütze und gleichzeitig Schwertkämpfer in seinem Trupp, war er deutlich überlegen und man vertraute auf seine Fähigkeiten.
,,Der Schamane hat gesprochen und wir werden diesen Abfall aus unseren Wald jagen. Wir werden uns aufteilen. Ihr..” zeigte er auf sechs hoch gewachsene, stämmige Krieger:.,,..werdet in das Dorf zurückkehren und die Jäger alarmieren. Falls wir es hier noch mehr Feinde durch unseren Wald streunen, sollen sie gejagt und wenn ihr könnt gefangen nehmen, aber zögert nicht sie zu töten, falls sie nicht aufgeben wollen.” Die Krieger schlugen sich auf die gepanzerte Brust, was ein blechernen Scheppern von sich gab und schon verschwanden sie im Dickicht des Waldes.
,,Ihr zwei kommt mit mir. Wir werden uns die Angreifer des Dorfes vornehmen.” zischte Raskur’Claw und bleckte seine scharfen, dolchartigen Zähnen. Viele hätte es als aggressive Haltung bedeutet, aber bei den Tarken bedeutete dies nur soviel wie:,, Gute Jagd”.
Die beiden Krieger taten es ihm gleich. Schnell rannten sie los, immer auf die Spuren im matschigen Waldboden achtend. Glücklicherweise hatte es die letzten Tage stark geregnet und so war es ein Kinderspiel die Angreifer zu verfolgen. Während der Jagd gab keiner der Tarken auch nur einen Ton von sich. Selbst auf den morastigen Untergrund und im vollen Tempo machten sie kaum Geräusche. Das war ihr Talent. Der Trick war einfach, jedoch würde man sie nicht imitieren können. Die Tarken rollten ihre Füße nicht ab, sondern rannten nur auf den vorderen Ballen ihren Fußes. Ihre Klauen gruben sich dabei in den Boden und gaben sicheren Halt. Dadurch das sie ihren Oberkörper nach vorne verlagerten waren sie dazu noch schnell.
Diese Tarken mussten wirklich dumm sein, dachte Raskur als sie ihrer Beute immer näher kamen. So offensichtliche Spuren und dazu noch die abgebrochene Äste des umstehenden Gestrüpps. Es war leicht und würde sicherlich keine Herausforderung machen. Die Jäger liefen weiter und sie konnte die anderen Tarken bereits hören. Ihr lautes Gebrüll und die schmerzerfüllten Schreie der entführten Ainmil'anahm waren unüberhörbar. Scheinbar spielten sie mit ihrer Beute und quälten sie. Das war für einen Jäger unehrenhaft und Raskur‘Claw beschleunigte sein Tempo, dabei bremste er plötzlich ab, da eine der Fußspuren unregelmäßig war und nicht so recht zu den Anderen passte, so als hätte man sie in den Matsch gemalt.
Plötzlich bemerkte Raskur, daß einer der Bäume stark nach hinten gebogen war.,, Das ist eine Falle.” wollte er noch brüllen, aber diese Warnung kam für die beiden Krieger vor ihm zu spät, denn sie traten auf den Auslöser der Falle. Ein Seil löste sie aus. Der angewinkelte Baum schleuderte in seine Ausgangsposition zurück und spießte die Krieger auf. Diese konnten nicht einmal mehr brüllen, so schnell durchbohrten sie die eisernen Zacken an den Ästen. Ihr Blut tropfte zu Boden und ihre Augen schlossen sich langsam. Eine grausame Falle.
Voller Zorn brüllte Raskur’Claw und zog seine gebogene Zackenklinge.
Er stürmte nach vorne, schob sich an den leblosen, hängenden Körper seiner Gefolgsleute hinweg und sprang durch den Busch auf eine Lichtung, wo die fremden Tarken bereits die kleinen Ainmil'anahm angefangen hatten, zu fressen.
Zwei der kleinen Wesen waren bereits ausgenommen und ihre blutigen, zerrissenen Körper lagen um die drei Tarken verstreut. Die restlichen Ainmil'anahm befanden sich in einer primitiven Käfigkonstruktion aus Holz.
,,Beute.” knurrten die blutbeschmierten Monster und zogen ihre Waffen. Es waren nur Späher, wie Raskur erkennen konnte. Schartige Klingen.
,,Ihr werdet hier und heute meine Beute.” donnerte Raskur’Claw und schoss wie der Pfeil eines Bogens auf seine Widersacher zu.
Diese waren für einen Moment wie gelähmt, denn sie hatten nicht gedacht, daß man sie direkt angreifen würden. Das verschaffte Raskur’Claw einen Vorteil. Blitzschnell schlug er mit seiner Klinge zu, traf aber nur die Klinge seines Gegners. Dieser grinste und wollte gerade eine Gegenattacke starten, als Raskur mit seiner linken Hand ausholte und seinem gegenüber die Kehle mit seinen Klauen zerfetzte. Blut schoss einer Fontäne gleich aus dem Hals des Tarken und besudelte den Boden und den Pelz von Raskur’Claw gleichermaßen.
Sein sterbender Gegner versuchte noch die Wunde am Hals mit seinen Händen zu verschließen, aber es brachte nichts. Seine Augen wurden leer und er brach langsam in sich zusammen. Kaum hatte der leblose Körper den Boden berührt, schoss Raskur’Claw auf seine beiden Gegner zu und brüllte dabei wie von einem unbändigen Zorn besessen. Die gefangenen Ainmil'anahm wussten nicht wen sie anfeuern sollten, denn sie wusste nicht, wer der andere Tarken war. Vielleicht gehörte sie alle zum Clan Kara‘Daz und stritten um ihre Beute.
Für einen Nicht-Tarken war das auch schwierig zu erkennen, denn die einzelnen Clans unterschieden sich meist nur am Geruch.
Banner und Standarten trugen nur die Wenigsten. Raskur ließ eine Reihe von schnellen Schlägen auf seinen Feind regnen und genoss förmlich, wie der Widerstand seines Gegners mit jedem Hieb schwand. Das Knallen von Metall auf Metall hallte in seinen Ohren wieder und obwohl es für die gewohnten Jäger schmerzhaft war, so war Drang nach Rache größer.
Gerade als der Tarke die Schläge von Raskur nicht mehr parieren konnte, griff sein Kamerad ein und wollte seine Klinge im den Pelz von Raskur’Claw versenken. Jedoch war dieser schneller, packte den Tarken vor sich und warf den Körper in das Schwert seines Kameraden. Ein lautes Brüllen, wie schierer Unglaube brannte in den Augen seiner Feinde. Keuchend brach der Tarke zusammen, spuckte Blut und übergab sich mehrfach. Die Waffe steckte noch in seiner Brust. Eine weitere Sekunde verging und sein Gegner endete qualvoll. Raskur’Claw triumphierte erneut und sprang den Letzten seiner Feinde an. Dieser war so Fassungslos und wehrte sich kaum noch. Ein gezielter Schlag gegen seinen Schädel und ein lautes Knacken beendeten den Kampf. Blutige, schwammige Brocken traten aus seinen Kopf, wahrscheinlich Teile des Gehirns. Vor Wut schnaubend, wandte er sich den Käfig zu. Die Ainmil'anahm zuckten zusammen und wichen in die hinterste Ecke ihres Gefängnisses, denn sie konnten den Tarken förmlich ansehen, wie noch immer das Adrenalin durch seine Adern peitschte. In diesen Zustand war ein Tarke unberechenbar und meist auch unaufhaltbar. Der Blutrausch. Die Stärke der Tarken und ihre größte Schwäche, da sie in diesen Zustand ihre Verletzungen nicht wahrnahmen und an ihnen schlussendlich verendeten.
Wieder holte der über und über mit Blut besudelte Tarken aus und zerschmetterte mit einem einzigen Schlag das Gefängnis.
,,Lauft zum Dorf.” keuchte Raskur’Claw.,,Lauft nicht in die Wälder, sonst werdet ihr vielleicht Beute von anderen Tarken wie jenen dort.” zeigte mit seiner Klinge auf die zerfetzten Leiber seiner Gegner.
Die Ainmil'anahm waren vor Angst wie paralysiert und bewegten sich nicht.
,,LAUFT!” brüllte er sie und zerriss auch die Reste des Käfigs. Von Panik erfüllt stürmten die kleinen Wesen in die Wälder und nahmen dabei ihre Tiergestalten an. Raskur’Claw hatte sie absichtlich verängstigt, denn nur so konnte er sie zum Aufbruch bewegen. Er wollte damit verhindern, daß sie Gefangene ihrer Angst waren und hoffte, sie würden zum Dorf der Tarken aufbrechen, andernfalls könnten sie Beute von anderen Tarken werden.
Das Adrenalin ließ nach und Raskur spürte seine Erschöpfung. Seine Muskeln schmerzten als hätte man sie mit brennenden Schürharken traktiert. Langsam setzte er sich hin und entspannte sich. Er würde nur eine kurze Zeit rasten und dann selbst zum Dorf aufbrechen…..

Geändert von Deva (08.05.2008 um 11:15 Uhr)
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Alt 08.05.2008, 23:36
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Noirin Noirin ist offline
Geschöpf der Nacht
Waldelfe
 
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DIE FLUCHT BEGINNT

So schnell sie konnten rannten sie in den Wald, getrieben von Panik und Furcht und dem Grauen, das sie eben erlebt hatten. Der Geruch von Blut und Todesangst klebte noch in ihren Nasen, und die letzten, von heillosem Entsetzen erfüllten Gedanken ihrer sterbenden Freunde hallten noch immer in ihren Köpfen.
Blind stürmten sie vorwärts, fort, nur fort von dem schrecklichen Ort, wo sie das Grausamste mit angesehen hatten, was einem denkenden, fühlenden Wesen passieren konnte: bei lebendigem Leibe geschlachtet und gefressen zu werden.
Loroh preschte voran, in Gestalt eines großen, gefleckten Ziegenbocks, setzte mühelos über Steine, Baumstämme und Gebüsch, und seine kleinen scharfen Hufe wirbelten Moos und Blätter in die Luft.
Dicht hinter ihm war Saali, und ihre schwarzen Fuchspfoten fanden auf dem weichen, unebenen Waldboden ebenso mühelos Halt wie Lorohs Hufe. Doch sie achtete kaum darauf, wohin sie trat oder wohin der große Bock sie führte. Ihre Gedanken kreisten um ihren Bruder, der tot und zerfetzt hinter ihnen auf der Lichtung lag. Niemals würde sie seinen letzten Blick vergessen können, ehe die scharfe Klinge des Tarken- Messers seine Kehle aufriss.
Ein gutes Stück hinter ihnen hastete Fillan vorwärts, einzig und allein darauf bedacht, seine beiden Freunde nicht aus den Augen zu verlieren. Er hatte die Gestalt eines prächtigen, wilden Keilers, doch diese Gestalt war nun mal nicht für den Lauf über lange Strecken gemacht. Die Stärke des riesigen Wildschweins war die Konfrontation, und davon noch eher der Angriff als die Verteidigung, doch Angreifen war das Einzige, was gegen die grausamen Tarken nicht möglich war. Und so floh er mit den anderen beiden, während seine tierische Seele sich gegen das Fortlaufen auflehnte und nach Kampf schrie.
Verfolgen sie uns?
Saalis Frage war der erste Gedanke, den sie austauschten, seit der eine große Tarken auf der Lichtung erschienen war, seine Artgenossen niedergemetzelt und den Käfig zerstört hatte.
Sie sind doch alle tot, sendete Loroh, dann fragte er verunsichert: oder etwa nicht?
Fillan, um einiges älter als die anderen beiden, und um einige Erfahrungen reicher, hatte sich darüber schon seine Gedanken gemacht.
Das waren nur drei, antwortete er. Unser Dorf wurde von viel mehr überfallen.
Saalis Reaktion darauf wäre mit ihrer echten Stimme wahrscheinlich ein entsetztes Quietschen gewesen. Was sollen wir tun?
Zum Dorf der Kara’Daz laufen, sagte Loroh. Wie der Tarken es gesagt hat. Welcher war das überhaupt? Sie sehen sich alle so schrecklich ähnlich.
Fillan war sich auch nicht ganz sicher. Trotzdem versuchte er, zuversichtlich zu klingen: Ich glaube, das war einer der Krieger, Kades'Kur.
Dann wollen wir ihm etwa trauen? erkundigte sich Saali zaghaft.
Tarken können uns am besten vor Tarken beschützen, meinte Fillan.
Von Saali kam erneut ein telepathischer Aufschrei. Wie vor eine Wand geprallt blieb sie stehen. Fillan konnte im letzten Moment ausweichen und verhindern, dass er sie niedertrampelte.
Was soll das denn? fragte er sich aufgebracht.
Loroh hatte kehrt gemacht und trabte zu ihnen zurück.
Was ist mit unserem Dorf? schrie Saali auf. Mit unseren Familien?
Betroffen sahen sich die anderen beiden an. Diese Frage war ihnen bisher gar nicht in den Sinn gekommen.
Keine Sorge, tröstete Fillan, wir können bestimmt…
Ein Geräusch, noch weit entfernt, ließ ihn verstummen.
Was war das? Saali flüsterte vor Schreck, sogar in Gedanken.
Wir dürfen nicht stehen bleiben, drängte Loroh. Wir müssen weiter.
Wo lang geht es zum Dorf der Kara’Daz? überlegte Fillan und sah sich eilig um. Nur am Rande bemerkte er dabei, dass ein paar dünne Nebelschleier zwischen den Bäumen aufgezogen waren.
Ich will nicht zu diesen Bestien, schrie Saali plötzlich so laut, dass die beiden anderen zusammenzuckten. Sie haben Pala ermordet.
Doch nicht die Kara’Daz, versuchte Fillan sie zu beruhigen. Das waren andere Tarken.
Ein heiserer, kehliger Ruf, diesmal näher, ließ alle drei herumfahren.
Da sind sie, der Rest von denen, stöhnte Fillan auf. Weg hier!
Eilig setzten sie sich wieder in Bewegung, Loroh voraus, dann Saali, und Fillan machte den Abschluss.
Furcht kroch erneut in ihm hoch, und er konnte spüren, dass es den anderen beiden ebenso ging.
Der Nebel wurde langsam dichter, und Loroh an der Spitze rannte instinktiv in die Richtung, wo die Nebelschwaden noch dünn und durchsichtig waren. Fillan wollte ihm zurufen, dass das weder die Richtung zum Dorf der befreundeten Tarken noch die zu ihrem eigenen Dorf war, doch er verzichtete darauf. Ganz plötzlich hatte er den Gedanken, dass ihre Verfolger sie am Leichtesten in dem Nebel verlieren würden, wenn sie in eine Richtung flohen, die die Jäger nicht vermuteten.
Der Nebel vertrieb die stickige Hitze des Tages, die sich zwischen den Bäumen gesammelt hatte, und die Kühle erleichterte ihnen das Laufen. Trotzdem waren Fillan die silbrigen Schwaden unheimlich.
Der Nebel trug Geräusche weit und verzerrte sie, und so konnten die Flüchtenden ihre Verfolger zwar hören, aber beim besten Willen nicht einschätzen, wie weit die Tarken von ihnen entfernt waren.
Sie liefen und liefen, immer dorthin, wo der Nebel am dünnsten zu sein schien.
Langsam wurden die Geräusche der Jäger hinter ihnen leiser und verstummten schließlich ganz. Trotzdem blieben sie noch lange nicht stehen, sondern eilten weiter durch den Nebel.
Als dieser sich schließlich vor ihnen lichtete und kurz darauf sogar ganz hinter ihnen zurückblieb, hielten sie alle drei den Atem an, angesichts des Anblicks, der sich ihnen bot.

*****
Es war ein eigenartiger Zug aus zierlichen, menschenähnlichen Wesen und den unterschiedlichsten Tieren, der sich eilig aber halbwegs geordnet seinen Weg durch den Wald suchte.
Nuális ließ ihren Blick über die traurigen Gesichter ihres Volkes schweifen, und das Herz wurde ihr schwer. Da waren sie nun, Flüchtlinge, ohne Heimat, ohne Sicherheit, nur mit der notwendigsten Habe unterwegs ins Ungewisse.
Manche der Ainmil’Anahm hatten ihre Seelengestalt angenommen, besonders jene, die große, kräftige Tiere als Gestalt hatten, und diese trugen nun die Kinder, die Alten und die wenigen Habseligkeiten ihrer Schwestern und Brüder. Einige der Vogelseelen umkreisten den Zug und spähten umher, um Gefahren und Fallen frühzeitig zu bemerken.
Nuális’ Blick wanderte zu Marla, die zusammengesunken auf dem breiten, glänzenden Rücken von Ryan kauerte, und tiefes Mitleid erfüllte sie. In ihren zitternden Händen hielt Marla ein winziges, rötliches Fellknäuel geborgen, ihre jüngste Tochter, die sich im Schlaf in ein flauschiges Fuchsjunges verwandelt hatte. Und die nun wahrscheinlich als Einzige von Marlas Familie noch übrig war. Marlas Sohn und Tochter, Pala und Saali, waren von den Tarken verschleppt worden, und Marlas Gefährte war bei dem Versuch gestorben, seine Kinder vor den Tarken zu beschützen.
Es tat weh, an die toten und Verschleppten zu denken, die jetzt, in diesem Moment, wohl auch längst ein grausames und blutiges Ende gefunden hatten.
Vorn, an der Spitze des Zuges, ging ihr Vater, stolz und aufrecht in seiner Körpergestalt, neben ihm trottete Lysior elegant und wachsam in seiner wölfischen Seelengestalt. Noch immer hatte Nuális die heftige Diskussion der beiden im Ohr, als es darum ging, wohin sich die Ainmil’Anahm auf ihrer Flucht wenden sollten. Ihr Vater hatte einen Marsch gen Norden in die Berge, zu ihren Handelspartnern, den Amon’Har beschlossen, und Lysior hatte vehement protestiert. Viele Argumente hatte er angeführt, angefangen damit, dass sich die Ainmil’Anahm nicht einfach vertreiben lassen dürften, gefolgt davon, dass die Kara’Daz sie bestimmt beschützen würden, und schließlich hatte er gewarnt, dass ihr Weg in die Berge sie viel zu dicht an den Fango- Sümpfen vorbeiführen würde, was gerade in dieser Jahreszeit sehr, sehr gefährlich war.
Doch Nuális’ Vater hatte sich nicht beirren lassen, und so hatte sich das ganze Dorf, beziehungsweise das, was davon übrig war, auf den Weg zu den Amon’Har gemacht, hinauf in die Kälte der Berge. Nuális konnte selbst in Lysiors Wolfsgesicht noch lesen, wie sehr der junge Mann schmollte.
Dünne Nebelfäden schlängelten sich zwischen den Bäumen heran. Überrascht löste Nuális ihren Blick von ihrem Volk und sah sich um.
Sie wanderten am Fuß eines recht steilen Hanges entlang, dessen Flanke dicht von hüfthohem Gebüsch und riesigen Farnen bewachsen war. Oben auf dem Kamm des Hanges erhoben sich wieder die vertrauten, massigen Umrisse der Baumriesen, die überall hier im Wald wuchsen. Der dichte Nebel, der dort oben hing, ließ die alten Bäume wie drohende, sich bewegende Schatten aussehen. Lange Nebelfäden krochen zwischen den Sträuchern und Farnen den Hang hinab, fast bis zu den Flüchtlingen hinunter, und bildeten ein eigenartiges Muster in dem satten Grün der Pflanzen.
Die junge Frau kniff angestrengt die Augen zusammen und starrte konzentriert hinauf zu der dunklen Front der Bäume. Tatsächlich schienen sich diese zu bewegen. Nuális Herz krampfte sich erschrocken zusammen, als sich die Bewegung, die sie beim ersten mal mehr geahnt als gesehen hatte, noch einmal wiederholte.
Achtung! Vorsicht!
Ihr Alarmschrei gellte durch die Gedanken aller Ainmil’Anahm, und der Zug der Flüchtlinge kam zum Stillstand. Jene, die eine kampfkräftige Seelengestalt ihr eigen nannten, wie Bären, Wölfe, Hunde, große Katzen oder auch Wildschweine oder Raubvögel, verwandelten sich und nahmen um die anderen herum Aufstellung.
Gegen eine Horde blutrünstiger Tarken war das eine lächerliche Maßnahme, aber keiner der Flüchtlinge wollte sich ohne Gegenwehr abschlachten lassen.
„Saali!“ Marlas Aufschrei gellte durch den Wald und wurde von den Nebelschleiern zwischen den Büschen verzerrt und zurückgeworfen.
„Mutter“, antwortete eine sich überschlagende Mädchenstimme vom Kamm des Hanges aus. Und im nächsten Moment raste Saali den Hang herunter, in ihrer Körpergestalt, und so schnell sie ihre Beine trugen.
Zwei weitere Gestalten lösten sich aus dem nebeligen Schatten der Bäume, ein großer Ziegenblock und ein kräftiger, kleingewachsener Mann. Während auch sie den Hang hinunter eilten, verwandelte sich auch Loroh.
Die Ainmil’Anahm am Fuß des Hanges verfolgten die Ereignisse starr vor Staunen und Überraschung. Dann sickerte langsam die Erkenntnis in ihre Gedanken, und erste Jubelrufe wurden laut. Als Saali ihre Mutter erreichte und ihr mit einem Schluchzen in die Arme fiel, hatte auch der letzte der Flüchtlinge begriffen, dass diese drei den Tarken entkommen und einem grausamen Tod entgangen waren.
Nuális drängte sich durch die jubelnde, lachende und tanzende Menge, hin zu ihrem Vater weiter vorn. Im Vorbeigehen hörte sie, wie Saali ihrer Mutter vom furchtbaren Tod ihres Bruder berichtete und vernahm Marlas gequältes Aufschluchzen, dann hatte sie ihren Vater fast erreicht, der eben Fillan und Loroh begrüßt hatte und sich nun offenbar berichten ließ, was geschehen war.
„Und ob du es nun glaubst oder nicht“, sagte Fillan eben, als Nuális die Männer erreichte, „der Nebel hat uns genau hierher zu euch geführt.“

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Alt 09.05.2008, 19:51
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Der Schrecken beginnt….




Kades’Kur erreichte das größte Dorf seines Clans, aber was er sah, ließ sein Herz vor Trauer zerspringen. Die friedliche Gemeinschaft war zerschlagen und kaum noch zu erkennen. Die wenigen Hütten, meist aus Lehm, Holz und Stroh standen lichterloh in Flammen oder waren längst von selbigen verzerrt und spiegelte nur noch eine traurige Ruine.
,,Nein.” schnaufte er und fügte seinen Satz noch hinzu.,,Vorwärts, meine Kinder.” und rannte los. Seine Garde, bestehend aus zwei Kriegern, überholte ihn und preschte laut brüllend in das Inferno.
,,Wie konnte das nur geschehen. Warum?” sank er mit den Tränen in seine schlitzartigen, grünen Augen langsam auf die Knie. Seine Tracht aus grau-schwarzen Wolfsfell behinderte ihn wenig, ebenso sein Umhang.
Es war entsetzlich. Ihre Behausungen und Zelte standen in Flammen. Verstümmelte Leichen von Frauen und Kindern lagen breit verstreut über den Boden.
Zorn stieg in ihm auf und verzerrten sein Herz wie Feuer. Schnell richtete er sich wieder auf und trat in sein Heimatdorf. Er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet angesichts dieser Zustände, aber um so erleichterter war er, als er viele bekannte Gesichter wieder sah.
Kastur’Raz, der brummige Schmied mit dem unberechenbaren Temperament, war der Erste, der auf ihn zu kam. Seine Züge im Gesicht waren schon immer hart, dennoch waren sie heute mit Hass erfüllt.
,,Diese feigen Bastarde.” brach es aus ihm heraus.,, Sie kamen von überall, schlugen schnell zu, überraschten uns und holten sich einen blutigen Kopf.” dabei zog Kastur’Raz seinen vor bluttriefenden Schmiedehammer hervor. Es war kein Zeichen von Stolz in seinem Gesicht zu sehen, nein, nur grenzenlose Wut.
,,Mein Sohn starb durch diese Monster. Zu welchen Clan diese Bestien auch immer gehörten, ich werde Jagd auf sie machen und ihre verdammte Brut ausrotten.” tobte Kastur’Raz immer mehr und sein gestreiftes Nackenfell sträubte sich. Wer allerdings den Schmiedemeister von Kara’Daz kannte, wusste wie tief der Schmerz über seinen Verlust ihn belastete.
Nun begann der Tarke zusammenzubrechen und heulte übermäßig. Selten hatte Kades’Kur ihn so gesehen und es belastete ihn sehr. Nicht im Stande auch nur den Verlust nachzuempfinden, klopfte der Schamane den Schmied auf den Rücken und versuchte ihn zu beruhigen.
,,Dieser heutige Tag ist für uns alle schwer und ich bedauere euren Verlust. Viel wurde heute zerstört und uns genommen. Wir müssen uns wappnen. Erzählt mir genau was passiert ist.” wollte der Schamane wissen, denn dieses Vorgehen war vollkommen untypisch für seine Artgenossen.
,,Ich sehe noch immer die Bilder vor mir. Immer und immer wieder, selbst wenn ich die Augen auf habe. Wir hatten uns zurückgezogen und lebten unseren Alltag, aber ein entsetzliches Kreischen riss uns aus unseren Traum. Aus den angrenzenden Wald flogen Fackeln und brennende Pfeile. Wir waren in Panik. Dann kamen sie auch. Diese Bestien stürmten aus den Wald griffen willkürlich uns an und mordeten blind durch unsere Reihen. Als ich begriffen hatte, was geschah, lag mein Sohn schon in seinen eigenen Blut. Erschlagen von diesen Kreaturen. Ich griff zu meinen Hammer und schlug immer wieder auf die Angreifer ein. Ich hörte wie ihre Knochen zerbrachen und das sie schon tot waren, aber ich schlug immer wieder zu. Ich war wie von Sinnen. Die Krieger und Jäger konnten dieses Pack dann schlussendlich beseitigen. Einer der verletzten Mörder wird von Brakes’Claw gerade verhört. Ich hoffe, er lässt ihn lange leiden.” Die Geschichte war schrecklich, auch das Kastur’Raz in seinen Zorn nicht Herr seiner selbst. Er kannte den Schmiedemeister schon zu gut. Kastur’Raz hasste sich. Er würde sich den Tod seines Sohnes nie vergeben, noch seinen Wutausbruch. Allerdings konnte Kades’Kur nichts mehr für ihn tun.
,,Ich danke euch, mein Freund. Euer Sohn war stark, er wird den Weg in die Geisterwelt finden. Ich werde ihn suchen. Das verspreche ich euch.” sprach Kades’Kur beruhigend auf den immer noch wimmernden Kastur’Raz ein.
,,Kein Vater sollte seine Kinder überleben.” zischte der Schmied in seiner Trauer und verharrte in seiner Position. Der Schamane ging weiter. Viele seines Clans waren von Trauer erfüllt. Manche Mütter knieten über ihre erschlagenen Kinder und konnten nicht glauben, was geschehen war. Erboste Väter schändeten die Leichen der Mörder. Steckten sie mit Fackeln in Brand und rissen sie in Stücke und vergruben dann die zerfetzten Reste in Wald.
Andere Tarken gruben in den Ruinen nach ihren Angehörigen und ihren Besitz. Es war einfach nur schrecklich. Ständig war das Wimmern seiner Leute zu hören und die überlauten Schreie nach Vergeltung. Die Flammen selbst zischten und fauchten, als würden sie sich über den Tod der Tarken freuen.
In Vorbeigehen bewegte der Schamane seine Hände und beschwor feinen Sand aus dem Erdreich, mit welchem er die Flammen erstickte. Die Luft stank nach Feuer und verbrannten Fleisch. Alles in allem, war die Stimmung sehr bedrückend. In diesen Zeiten bedauerte er seinen Entschluss der Kardo-Kaste beigetreten zu sein und stattdessen nicht den Weg der Krieger eingeschlagen zu haben.
Jetzt musste er jedoch seine Gefühle abschalten und so schnell wie möglich zu Brakes’Claw, den Bruder von Raskur’Claw. Er schritt hastig voran. Stieg über Leichen und versuchte den von Blut aufgeweichten wie matschigen Boden zu ignorieren, auch wenn es den Schamanen schwer fiel.
Weit musste er nicht gehen, denn er hörte schon das Fluchen und die bellende Stimme des Kriegers.
,,Sag es mir!” schlug der hagere Tarken mit den weißen Fell und schwarzen Streifen, immer wieder auf eine sich windende Gestalt ein. Seine Fäuste oder mehr sein weißes Fell waren schon blutrot von den Verhör. Unterstützt wurde er von mehreren Kriegern, die in einem Kreis um sie standen und so jede Flucht unmöglich machten.
,,ICH WILL ES WISSEN! WARUM!” trat er so stark zu, daß sein Opfer gut einen Meter rollte. Es war einer der Angreifer oder vielmehr, was Brakes’Claw von ihm übrig gelassen hatte. Schon auf den ersten Blick fiel den Schamanen auf, wie dürr dieser Tarke war. Als die Krieger Kades’Kur sahen, machten sie Platz und ließen ihn vorbei. Selbst Brakes’Claw unterbrach seine subtilen Verhörmethoden.
Er verneigte sich und sagte dann voller Demut.,, Ich danke den Geistern, daß ihr noch lebt. Wir dachten, sie hätten euch verschleppt, wie so manch Anderen von uns. Dieses Stück Dreck konnte ich gefangen nehmen. Wenn ihr wollt, Schamane, beende ich sein Leben.” Natürlich hoffte er auf eine Bejahung seiner Frage, aber Kades’Kur sah ihn nur kurz an. Klarer konnte ein ,,Nein” nicht sein.
Der Schamane beugte sich zu den nach Luft schnappenden Tarken und beäugte ihn kritisch. Er war wirklich dünn, seine Rippen waren deutlich zu erkennen und sein Zahnfleisch war dünn wie ein Faden. Die Muskeln kaum noch erkennbar und ausgemergelt.
,,Wer seid ihr und wie könnt ihr es wagen den Clan Kara’Daz zu überfallen.” blickte Kades’Kur finster dreinblickend auf den verachtenswerten Feind nieder. Er konnte seine Leute verstehen. Nur zu gerne hätte er diesem Monster ein qualvolles Ende bereitet.
,,REDET!” brüllte der Schamane und stampfte wütend auf. ,, Ich werde euch nichts sagen…..” keuchte und hustete der schwer verletzte Gefangene.
,,Das wäre unklug. Wenn ihr redet, lasse ich euch am Leben und ihr dürft bei Wasser und Brot unsere Heimat wieder aufbauen. Ansonsten überlasse ich euch Brakes.” drohte Kades’Kur und nickte den Krieger zu.
Dieser packte den Gefangenen, zog ihn ganz dicht an sein Gesicht und knurrte.,, Ich pflocke euch in den Boden und werde es genießen wie kleine Insekten und Tiere euch langsam auffressen. Es wird sicherlich ein äußerst schmerzhafter und langsamer Tod.” Brakes’Claw konnte sehr überzeugend sein.
,,Der Hunger…..” stammelte der Tarken.,, Die Dürre…alle werden kommen.” rang er nach Luft.
,,Wer wird kommen. REDE!” schrie Barkes’Claw und hätte am Liebsten auch einen Hieb folgen lassen, aber der Schamane wollte Antworten und so würden sie die auch bekommen.
,,Die Dürre…..unsere Heimat stirbt…..Die Clans kommen…..Sie suchen….Sie….Sie…….” hustete ihr Gefangener Blut. ,, SIE UND WAS WEITER!” donnerte der Krieger, jedoch hatte es keinen Zweck mehr. Die Pupillen des Tarken wurden kleiner und seine Augenflüssigkeit weiß. Der Brustkorb hob sich nicht mehr an. Er war tot!
,,VERDAMMT! DU MIESES STÜCK…….!” trat Brakes’Claw wie ein Besessener auf den leblosen Körper ein. ,,Das genügt. Beruhigt euch. Helft unseren Brüdern und Schwester . Geht!” befahl Kades’Kur. Widerwillig und irgendwelche Verwünschungen murmelnd ließen Brakes und seine Handlanger von den Kadaver ab und schritten immer noch tobend durch das Dorf.
Die Andeutungen des Gefangenen waren zu wage. Er musste mit den anderen Schamanen Kontakt aufnehmen und herauskriegen, was dahinter steckte……..





In der Heimat der Amon’Har, auf der Spitze eines Grenzberges




,,So beginnt es also…” sprach eine schemenhafte Gestalt in dunklen Gewändern scheinbar mit sich selbst.
,,Wir wussten, es würde passieren…..” sprach eine unsichtbare, weiblich klingende Stimme.,,… und wir haben nichts getan. Alte Schatten greifen wieder nach der Macht. Wir müssen handeln.”
Der Mann in dunklen Gewändern sog die klamme, kalte Luft der Berge durch seine Nüstern und erwiderte.
,,Noch ist es nicht soweit. Wir halten uns noch vorerst zurück….” Mit dieser Antwort keinesfalls einverstanden, sprach die andere Stimme, die wie ein Geist um den seltsamen Fremden wabberte.
,,Es ist unsere Aufgabe ihnen zu helfen. Aus diesem Grund existieren wir. Habt ihr das vergessen?”
,,Keinesfalls, meine Teure, aber noch ist es zu früh. Unser Eingreifen würde ihnen momentan mehr Schaden als wirklich helfen.” Wieder sprach der Geist.
,,Dann lassen wir sie im Stich…” Der vermummte Mann schmunzelte unsichtbar für alle.
,,Nein. Wir werden eingreifen, aber nur dann, wenn die Zeit dafür reif ist. Das Massaker in den Wäldern müssen wir vorerst noch tolerieren. Ansonsten erkennt der Feind unsere Absichten und kann sich vorbereiten.” Heulend zog der Wind über die Berge und wirbelte den Schnee auf.
,,Und was ist mit den Ainmil’Anahm? Ihre Heimat wird bald überrannt. Werden wir ihnen helfen?“ sprach erneut die Unsichtbare.
,,Das habe ich bereits. Meine Diener haben den weiteren Weg für sie von allen Gefahren gesäubert. Allerdings müssen sie selbst ihren weiteren Weg bestimmen. Wir können ihnen nicht helfen, zumindest noch nicht.“ beendete der Kuttierte seinen Satz.
,,Die Tarken von Kara‘Daz werden sich nicht halten können. Was wird mit ihnen passieren?“ wollte die weibliche Stimme wissen.
,,Wenn sie klug sind, werden sie fliehen, aber ich hoffe nicht in die Berge. Die Amon‘Har werden sie nicht am Leben lassen, selbst wenn deine Schützlinge, die Ainmil’Anahm, für sie bürgen würden. Ich hoffe, sie gehen durch die Sümpfen, dort werden sie ihre Peiniger abschütteln und ich hoffe auch, daß sie dort Freunde finden.“ mit diesen Worten löste er sich auf. Nur noch seine Fußspuren bewiesen seinen Anwesenheit…..



Das Rad des Krieges wurde in Bewegung gesetzt…….




off.topic:,,Klasse geschrieben Noirin. Daumen hoch ;) "

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Alt 12.05.2008, 12:02
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Abschied von den Wäldern

Der Zug der Flüchtlinge ging langsam aber stetig den Berghang hinauf. Der Wald lag links von ihnen, und der Nebel schien ihnen auf eigenartige Weise zu folgen.
Nuális lief leichtfüßig auf ihren Katzenpfoten, sie hatte die Form einer kleinen Wildkatze angenommen. Sie hatte die seltene Gabe, sich in unterschiedliche katzenartige Formen zu verwandeln. Das war nicht jedem gegeben. Meist entsprach die Größe und Katzenart ihrem Gemütszustand und sie steuerte dies eher instinktiv.
Da die Gefahr momentan erst einmal vorüber zu sein schien und sie für den Moment ihre Ruhe wollte, lief sie klein und graugetigert durch die Reihen und versuchte so unscheinbar wie möglich sein.
Ihr Blick huschte zum Wald, und sie fühlte die feuchte Kälte des Nebels, dass sogar durch ihr dichtes Fell zu spüren war. Ihr war unbehaglich, sie fühlte sich beobachtet.
Auch war sie voller Schwermut. Sie ließen den Wald mehr und mehr zurück und dies brach ihr fast das Herz. Nuális brauchte die Bäume, das Grün, das weiche Laub unter ihren Pfoten. Sie war nie zuvor längere Zeit ohne dies gewesen.
Und sie begann im Innern aufzubegehren.
Als der Wald lichter wurde, blieb sie hinter den anderen zurück, starrte mit topasfarbenen Katzenaugen auf die hohen Baumriesen, deren Äste sich leicht im Wind bewegten. Sie setzte sich hin und schaute in das Grün der Wälder.
Lysior ließ sich lautlos etwas entfernt nieder und wartete.
Lass mir ein wenig Ruhe, sendete sie ihm zu.
Doch er ließ sich stoisch nieder und legte seinen großen Wolfskopf auf seine Pfoten, den Blick von ihr abgewandt.
Mit Absicht verwandelte sie sich zurück in ihre Körperform und seufzte auf.
„Ich hasse sie!“ flüsterte sie.
Lysior bewegte sich nicht.
„Sie nehmen unsere Heimat, und wir tun nichts!“
Immer noch rührte sich ihr Begleiter nicht.
„Du blöder Hund könntest mal was dazu sagen!“
Ohne Vorwarnung verwandelte sich Lysior, sprang in seiner menschenähnlichen Form auf sie zu und knurrte ihr ins Ohr. „Nenne mich nie wieder Hund!“ zischte er leise und mir rauer Stimme.
Nuális ließ das völlig kalt.
In ihr keimte ein Plan und sie würde das durchziehen... früher oder später. Vielleicht eher später, denn dies musste durchdacht werden. Und allein konnte sie dies schon gar nicht tun.
Dann blickten Lysior und Nuális blitzschnell auf. Ihre Blicke hefteten sich auf eine helle Gestalt im Nebel.
Die Luft um sie vibrierte und sie standen kampfbereit als Wolf und Luchs Seite an Seite.
Das Nebelvolk! sagte Nuális.
Lysior antwortete nicht.
Er starrte nur das helle schmale Wesen an, welches regungslos im Nebel stand und sie anschaute. Nebel wogte um die Gestalt, es schien, als würde langes Haar um seinen schmalen Körper wehen, aber es konnten auch nur weitere Nebelschleier sein.
Dann war es fort, ohne das einer der beiden auch nur eine Bewegung des Wesens gesehen hätten.
Lysior verwandelte sich diesmal zuerst zurück. „Also haben sie uns geholfen.“ überlegte er mehr laut, als das er mit seiner Gefährtin sprach.
Nuális sagte nichts, sie fiel wieder in ihre kleine Wildkatzengestalt zurück, schmiegte sich an Lysiors Bein und rannte ihrem Volk hinterher.
Lysior schaute ihr verdutzt nach, denn nie zuvor hatte sie ihn so berührt. Er runzelte die Stirn, schaute noch einmal zu den nebelumwallten Wäldern... und ließ seine Heimat hinter sich zurück, wandte sich dem kargen Bergpfad zu.
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Geändert von Tánya (12.05.2008 um 12:07 Uhr)
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Alt 12.05.2008, 18:23
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off.topic:,, Wieder nen schönes Ding, Tànya. Hier komtm wieder was von mir."




Die spirituelle Ebene



Der Clan Kara’Daz war von Trauer und Hass überwältigt. Besonders die Jüngsten, die am Wenigsten verloren hatten, waren seltsamerweise die größeren Kriegstreiber.
Aus Trauer wurde Zorn und aus Vergebung blanke Rachsucht, dennoch vertrauten noch viele der Einschätzung des Schamanen Kades’Kur. Jedoch wurde er nur noch respektiert, aber nicht mehr gemocht. Er hätte schließlich den Angriff auf ihr Dorf vorhersehen müssen.
Der Clan war somit gespalten. Kades’Kur war dieser Hexenjagd leid und zog sich in die Wälder zurück. Die Gebrüder Claw begleiteten ihn, denn manch ein Tarke hatte schon angedeutet den falschen Schamanen wie einen Fisch auszunehmen……




Es wurde Nacht und der Himmel versank in Dunkelheit. Einzelne Sterne leuchteten am Firmament und versprachen einen letzten Hauch von Hoffnung. Vielleicht war es auch ein letzter Gruß der Gefallenen. Weder Raskur’Claw noch sein jüngerer Bruder Brakes konnten den Schauspiel der Natur etwas abgewinnen. Sie waren zu sehr mit ihren Gedanken auf das Hier und Jetzt fixiert, als den Kopf zu heben und etwas Schönheit in ihre Herzen Einzug zu lassen. Kades’Kur war von je her von der Natur und ihrem schillernden und prächtigen Schauspiel fasziniert, nicht zuletzt deshalb konnte er die Erde fühlen und sie benutzen. Nur jene, die sich mit den jeweiligen Element verbunden fühlten und die Gnade der Geister besaßen, konnten dies. Alle Anderen waren zum Scheitern verurteilt.
Genau in diesem Moment erreichten sie den Ort. Ein Nexus der Magie. Die Tarken fühlten sich trotz ihres recht brutalen Charakters zu spirituellen Orten hingezogen. Wie die Motte zum Licht, wie ein imperialer General die Schwäche der Tarken ausnutzte und sie vernichtend schlug.
Ein alter Baum, der sicherlich Jahrhunderte der Geschichte erlebt hatte, bildete das Zentrum. Seine knorrige Rinde war fest und es wurde behauptet unzerstörbar. Manch ein Narr hatte versucht diesen Giganten des Lebens zu fällen und musste dafür mit den Brechen seiner Axt bezahlen. Die Gezeiten selbst schienen diesen Titanen der Ewigkeit nicht zu interessieren, denn er trug das gesamte Jahr über ein dichtes, grünes Blattwerk.
Seine Wurzeln war mächtig und stämmig, aber schienen nicht willkürlich zu wuchern, denn sie bildeten einen Kreis um ihn. Die Tarken hatten diesen Ort zu ihrem persönlichen Heiligtum erklärt und ihn entsprechend ausstaffiert.
Aus merkwürdig anmutenden Gefäßen, rund herum um den Kreis, stieg ein Geruch von Weihrauch auf und schien selbst die gequälteste Seele zu beruhigen. Vier Standarten trugen jeweils das Banner der entsprechenden Kaste der Tarken. Symbolisiert wurde dies durch die unterschiedlichen Farben. Braun für die Erde, Blau wie das Meer, Rot für das Feuer und Schwarz für Blut. Dies waren seit jeher die Farben der Kasten und niemand gedachte sie jemals zu ändern.
Im frischen, kühlen Wind der Nacht schwenkten die Banner hin und her. Kleine Kristalle an den jeweiligen Schaft stießen gegeneinander und gaben einen sanften, hellen Ton von sich.
Kades’Kur verneigte sich vor den Baum und erwies ihn damit die Ehrerbietung seiner Kaste. Raskur’Claw und sein Bruder blieben etwas abseits, denn ihnen war es verboten diesen Ort zu betreten, wie auch all jenen, die nicht einer der vier Kasten der Schamanen angehörten.
Für den Beobachter unsichtbar erschien vor Kades’Kur inneren Auge eine weiße Gestalt. Sie wirkte wie aus Rauch. Nur ihre Augen stachen wie glühende Kohlen aus den Nebelschleier hervor. Es war der Geist dieses Ort. Ein Wächter der Ewigkeit. Keiner konnte ihn sehen, nur den Schamanen und Auserwählten zeigte er sich. Er begrüßte den Schamanen und verschwand wieder im Nichts.
Dies war die Einladung den Kreis zu betreten. Jeden anderen hätte der Wächter die Seele geraubt und ihn als Diener zurückgelassen. Auch wenn es nicht ersichtlich war, so wusste Kades’Kur, daß in den Wurzelwerk des Baumes eine Ansammlung von verfluchten Dienern hauste. Untote, die mit den Wurzeln des Titanen verbunden waren und nun auf ewig dienen mussten, bis an das Ende aller Zeiten.
Der Schamane betrat den Kreis und vernahm plötzlich die Rufe von Tarken. Es waren die Stimmen, jener die heute ihr Ende fanden. Sie versuchten sich mitzuteilen und wollten endlich erlöst werden. Je mehr sich Kades’Kur den Zentrum näherte, so lauter wurden die Stimmen und die geisterhafter Seelen wurden sichtbar. Es waren viele, sehr viele, zu viele.
Manch eine Seele war verwirrt und andere wussten nicht was geschehen war.
,,Wo bin ich?” flüsterte sie.,,Ich fühle es nicht mehr, ich fühle nichts mehr!” kreischte eine Andere. Sie alle mussten erlöst werden, bevor sie vom Wahnsinn ihrer selbst gepeinigt und gefangen wurden. Nur wenige Gestorbene begriffen ihren Zustand und akzeptierten ihn. Die breite Masse versank in Wahnsinn und irren Geschwätz.
Allerdings wussten sie alle eines. Die Nexen der Magie waren ihr Sammelpunkt, da hier die Barriere zu der Welt der Sterblichen und der Geisterwelt wesentlich dünner war.
,,Ihr werdet alle erlöst werden, meine Freunde. Hört auf meine Worte und verzweifelt nicht. Eure Erlösung ist nah.” sprach er und aus der Ewigkeit erschienen sie. Die Geister materialisierten sich an diesen Ort. Es waren viele Tarken, aber auch einige Ainmil’Anahm waren dabei. Auch sie hatten keine Erlösung gefunden. Ein Fluch der Sterblichkeit. Jedes Lebewesen schmiedet eine Kette sein gesamtes Leben. Eine Kette, die es an diese Welt bindet. Sei es nun für die Familie oder gar des Erfolges wegen. Und diese Kette war es, die den meisten Lebewesen die Freiheit des Todes verwehrte und ewig als Geist an diese Welt band.
Auch jetzt konnte er dieses Band sehen. Sie waren an ihren Knöcheln befestigt und schienen mit den Erdreich verbunden.
Wer nicht den Weg in die Geisterwelt fand, musste dorthin gebracht werden und dies war Eine der vielen Aufgaben der Schamanen, nur sie konnten die Ketten sprengen und die Erlösung bringen.
Kades‘Kur setzte sich hin und verschränkte die Arme zu einem Gebet.
,,En Kardo, En Virgo, En Saptikun, En Mares….“ flüsterte er leise und grelle, leuchtende Kugel aus reiner Magie rieselten aus den Blattwerk des Baumes.,,…..befehle ich die Ketten zu sprengen und das Tor zu Ewigkeit zu öffnen!“ Die Geister konnten mit seinen Worten wenig anfangen. Aber schnell wurden sie überzeugt. Die Bälle aus reiner Magie trafen auf die Ketten der Geister und ließen sie in Rauch aufgehen. Hinter den Schamanen öffnete sich derweil ein Tor aus schwarzen Samt. Skelette von unsagbarer Kraft und Größe, bewaffnet mit fremdartigen Rüstungen und Waffen, schienen diesen Eingang zu beschützen. Der Geistervolk von Varn. Auserwählte der Götter. Sie waren eines von vielen Völkern, daß während der Götterkrieges ihr Ende fand, jedoch erbarmte sich Saria ihrer und gab ihnen in der Geisterwelt eine neue Aufgabe. Einen Inhalt für die Ewigkeit. Sie sollten ihr Reich bewachen.
Die Tarken kannten Saria nicht als Göttin, sondern eher als Naturgeist und nannten sie auch Ar‘Cadia.
Die Geister schritten durch den schimmernden Bogen, vorbei an den unheimlichen Wächter und verschwanden im Licht. Sie waren erlöst. Nun musste Kades‘Kur selbst diesen Ort betreten. Verborgen unter seinen Umhang trug der Schamane eine Gürteltasche. Diese öffnete er jetzt und holte einige merkwürdige Steine mit seltsamen Zeichen daraus hervor. Er legte sich um sich. Die Runen begannen zu leuchten und die Steine vibrierten. Dann erhoben sie sich in die Luft und schwebten in einen Kreis, um den Schamanen herum.
Nun begann auch Kades‘Kur seinen Geist vom Körper zu lösen. Dieser Prozess erforderte viel Konzentration. Seine Augen entflammten in einem hellen, weißen Licht und eine Kugel entglitt seiner Brust. Dies war die Seele des Schamanen. Ein Faden verband seinen Körper und seinen Geist. Damit konnte er in die Geisterwelt eindringen, andernfalls würde er sterben. Seelenwanderung war Unsinn. Der Körper starb in Sekunden ohne seine Seele. Aus diesem Grund mussten die Schamanen dieses Ritual der Bindung durchführen.
Kades‘Kur blickte auf seinen Körper herunter und schoss wie der Blitz durch das Portal. Für einen Beobachter wäre dieser Vorgang unheimlich und nur schwer zu verstehen. Die riesigen Wächter und die leuchtende Scheibe hätten sicherlich für jeden unheimlich gewirkt. Das Imperium hätte dies als ketzerischen Akt befunden und diesen Ort zerstört, wie die Verbindung zur Geisterwelt unterbrochen und somit auch Kades‘Kur getötet. Raskur‘Claw und sein Bruder sollten deshalb auch Wache schieben und auf alles gefasst sein……




Der Übergang in die Geisterwelt



Kades‘Kur betrat die spirituelle Ebene. Die Geisterwelt. Hier war alles anders und doch so vertraut. Riesige Gebirge schwebten über den grünen Himmel und seltsame Tiere erfüllten die Luft mit unheimlichen Geräuschen. Selbst der Boden wirkte anders. Flüssig und dennoch fest. In dieser Welt hatte der Schamane keine Form und keine Gestalt, schließlich war er noch nicht gestorben. Jedes Wesen kann sich hier eine neue Hülle formen, in den sein Geist zu Hause ist oder gar seine Alte behalten. Jedoch war diese Welt nicht frei von Tod. Auch hier hausten Bestien und Kreaturen von widerlicher Gestalt und Macht.
Gefahren waren für den Laien nicht sofort erkennbar und dennoch schien alles zu friedlich. Kades‘Kur war schon oft hier gewesen und hütete sich. Der Wald vor ihm schien nur aus Kristall und Stein zu bestehen, aber in seinem Innersten hausten die Seelenfresser. Geister, die die Seelen anderer verzerrten und sich von ihrer Essenz nährten. Sie waren trickreich und lockten die Seelen an, denn nur ein Wesen, daß auf die freiwillig zukommt und ihren kranken Spiel zustimmt, kann von ihnen gefressen werden. Aber das war zum Glück nicht der Weg des Schamanen. Nein, sein Ziel war eine Höhle. Unweit vom Portal entfernt.
Lange konnte sich Kades‘Kur in dieser Welt ohnehin nicht aufhalten, da er sonst Gefahr lief seine Bindung an die Realität zu verlieren.
Er schwebte auf den Eingang zu, wo viele der Skelettwächter der Varn standen. Sie schützten die Schamanen, allerdings nur an diesen Ort. Die Varn taten dies aber auch nur, da sie einen Pakt beschlossen hatten. In den frühen Zeiten mussten die Varn selbst die Welt der Sterblichen betreten und die Seelen der Umherwandelnden einsammeln.
Doch nun waren sie davon erlöst. Die Varn grüßten den Schamanen und schlugen sich aus diesem Grund kurz auf die gepanzerte Brust.
Kades‘Kur schwebte an ihnen vorbei und betrat einen hellen Raum. Fackeln waren mit einer eisernen Verankerung an der Wand angebracht. Ansonsten war die Höhle fast leer. Jemand schien ihn erwartet zu haben, denn eine rote Kugel schwebte in der Mitte des Raumes.
,,Ich grüße euch, alter Freund.“ sprach die fremde Seele und Kades‘Kur erkannte ihn.
,,Auch ich grüße euch, mächtiger Furios. Es ist lange her.“ Ein Geräusch von draußen hallte in der Höhle der Schamanen wieder.
,,Ich habe euch erwartet. Es ist viel passiert, wie ihr sicherlich schon bemerkt habt.“ merkte der ehrenhafte Häuptling vom Clan Furios an.
,,Ja und ich verlange sofort aufgeklärt werden. Das schuldet ihr mir.“ drängte Kades‘Kur zornig. Furios war ein Häuptling. Er gehörte keiner Kaste an und durfte auch nicht die Magie der Schamanen benutzen, noch die spirituelle Ebene betreten. Als jedoch der Schamane von Furios im Sterben lag, vermittelte dieser ihm all sein Wissen.
,,Aus diesem Grund bin ich hier. Hört mir zu. Unser Land liegt im Sterben. Die Dürre ist über uns gekommen und verzerrt unser Land. Unsere Wälder sind längst verfault und die Flüsse ausgetrocknet. Nur noch eine Wüste ist übrig geblieben. Unser Volk verhungert. Der Herrscher hat beschlossen unsere Heimat zu verlassen und die Wälder im Westen zu unserer neuen Heimat zu annektieren.“ Kades‘Kur konnte das nicht fassen. Die anderen Schamanen hatten ihn nie von der Dürre erzählt.
,,Warum hat mir keiner davon nichts erzählt?“ verlangte er sofort zu wissen und Furios antwortete darauf.
,,Hätte es etwas geändert? Nein. Ich bin hier, um euch zu warnen. Die Clans werden kommen und das Gebiet für sich erschließen. Sie werden alles töten, was sie vorfinden. Von Sarkes‘Klaz wurdet ihr zum Verräter gebrandmarkt. Sie werden euch exekutieren und euren Clan abschlachten. Ich rate euch zu fliehen, solange ihr noch könnt. Denkt nicht an Widerstand. Ihr werdet es mit einem Volk ohne Halten kämpfen. Der Hunger hat die Clans wahnsinnig gemacht. Jeden Tag vermisse ich, mehr und mehr Mitglieder unseres Clans. Ihr könnt ja versuchen zu raten, wo sie sind. Flieht, wenn ihr könnt. Ich muss nun auch zurück. Mein Körper ruft mich.“ beendete Furios seinen Monolog und schoss wie ein Blitz von dannen. Er war weg und war durch seine Anwesenheit in der halle der Schamanen ein Wagnis eingegangen. Dafür dankte er ihm.
Kades‘Kur hatte genug gehört. Er musste seine Leute vor den aufziehenden Sturm retten…..
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Geschöpf der Nacht
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ZWISCHENSPIEL

„Casha?“

„Hier bin ich, Meister!“

„Casha, was sollte das?“

„Was sollte was, Meister?“

„Na, das!“

„Was?“

„Casha, stell dich nicht dumm. Du weißt genau, was ich meine.“

„Die Gestaltwandler etwa?“

„Ja, und hör mit dieser Unschuldstour auf. Warum hast du sie zu ihren Leuten geführt?“

„Weil ich es konnte…“

„Casha..!!“

„Verzeih, Meister. Ich tat es, weil sie mir leid taten.“

„So, so, sie taten dir leid. Und weiter?"

„Ich wollte außerdem die Tarken ärgern.“

„Du wolltest… Also, wirklich, Casha!“

„Hast du gesehen, was sie mit den Gestaltwandlern gemacht haben?“

„Nein.“

„Aber ich. Es war grausam.“

„Mag sein. Aber es geht dich nichts an.“

„Nicht?“

„Nein!!!“

„Wieso nicht?“

„Habe ich dir denn alles vergeblich beigebracht? Deine Aufgabe ist das Nebelspiel, dummes Kind.“

„Also das Beobachten?“

„Ja.“

„Und das Beschützen?“

„Ja.“

„Und das Retten auch?“

„Ja, natürlich.“

„Das Helfen?“

„Aber sicher.“

„Und was genau habe ich dann jetzt falsch gemacht?“

„Du hast… du solltest… ich meine… Ach, Kind, quäl einen alten Mann nicht mit deinen Spitzfindigkeiten. Du sollst das Nebelspiel für unser Volk spielen, das weißt du ganz genau.“

„Unheil abwenden?“

„Richtig.“

„Leid verhindern?“

Ja, genau.“

„Bestien verwirren und vertreiben?“

„So ist es.“

„Aber das habe ich doch.“

„Oohh…. Casha, es reicht! Das alles sollst du für das Nebelvolk tun. Aber nicht für die Gestaltwandler oder irgendjemanden sonst.“

„Aber warum? Wenn ich es doch kann… auch für die anderen, meine ich?“

„Weil die Welt außerhalb der Sümpfe uns nichts angeht. Nur ein paar Auserwählte unseres Volkes verlassen die Sümpfe… und meines Wissens gehörst du nicht zu diesen.“

„Und was tun sie hier draußen? Das habe ich dich schon so oft gefragt.“

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Sehen sie auch solche Grausamkeiten?“

„Mitunter sicherlich.“

„Und lassen sie sie zu?“

„Das weiß ich nicht… vielleicht.“

„Und vielleicht auch nicht.“

„Casha, das reicht jetzt. Geh und kümmere dich um deine Übungen. Deine Ausbildung leidet unter deiner Unachtsamkeit.“

„Meine Ausbildung ist aber doch beendet, Meister. Es fehlt nur noch der Aufnahmeritus.“

„Ein Nebelspieler hört nie zu lernen auf, Casha. Wage es nicht, deine Übungen zu vernachlässigen. Geh jetzt.“

„Ja, Meister! …. Meister?“

„Jaaaa, Casha..?!"

„Meister, da wäre noch eine Kleinigkeit.“

„Was, Kind?“

„Die Gestaltwandler haben mich gesehen!.... Meister? … Meister, was habt Ihr?... Meister, ist Euch nicht gut?“

„Sie… sie haben… Sie haben dich gesehen?“

„Ja.“

„Und?“

„Es war aufregend.“

„Aufregend???“

„Und spannend.“

„Spannend?????“

„Und auch ein bisschen lustig.“

„Lustig?... Lustig???... Es war LUSTIG????“

„Ja, Meister! … Äh, Ihr löst Euch übrigens gerade auf. Seid Ihr wütend?“

„Ich… bin… nicht… nicht wütend. Ich bin FASSUNGSLOS!!!!! Wie konntest du so dumm und leichtsinnig sein??????“

„Wieso leichtsinnig? Sie wissen doch von uns.“

„Was?“

„Ja. Eine von ihnen sagte es in ihren Gedanken.“

„Aber sie halten uns für eine Fantasie, einen Mythos. Nur Auserwählte anderer Völker dürfen uns zu Gesicht bekommen. So will es das Gesetz! Casha, du wirst dich nicht vom Fleck bewegen und auf gar keinen Fall die Sümpfe verlassen. Ich muss mit den Ältesten reden.“

„Aber, Meister…“

„Kein Aber! Du hast mich gehört.“

„Ja, Meister.“

„Dann ist es ja gut!“

„Aber…“

„Schscht!“

„Ja, Meister… Und weg ist er. Puh, war der wütend!… Ha, aber bis zur Grenze der Sümpfe darf ich doch wohl gehen… vielleicht kann ich die Gestaltwandler ja von dort aus sehen… und noch ein bisschen die Tarken ärgern…“
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  #9  
Alt 15.05.2008, 15:04
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Die Amon’Har

Die Ainmil’anahm hatten die Fango-Sümpfe hinter sich gelassen. Man sah das feuchte Waldgebiet nur noch als nebligen, grünlichen Fleck, weit unter ihnen. Asgarl war froh, dass ihnen wenigstens dort keine Gefahr gedroht hatte. Diese Sümpfe waren gefährlich, da hatte Lysior wirklich recht gehabt, aber sie waren schließlich nicht hindurch, sondern nur vorbeigegangen. Nun waren sie den Amon’Har nicht mehr ganz so fern, aber leider auch noch nicht nah genug, um sicher zu sein vor allen Gefahren.
Denn der Aufstieg war mehr als grausam. Das wusste Asgarl. Die meisten seines Volkes hatten ihre Tiergestalt angenommen, weil sie so definitiv besser vor der Kälte geschützt waren. Doch sie froren trotzdem, ohne Ausnahme.
Asgarl knurrte leise vor sich hin, und Lysior sah seinen Anführer ohne Regung an.
Asgarls mächtige Bärengestalt jedoch würdigte ihn für den Moment keines Blickes, er war noch immer tief in Gedanken versunken. Lysior gab es auf, etwas von seinen Absichten zu erfahren und wandte sich ab.
Nuális hatte derweil alle Hände voll zu tun. Ihr fiel unter anderem die Aufgabe zu, die Kinder vor der Kälte zu schützen. Nuális hatte die Kleinen mit ein paar anderen ihres Volkes in Stoffe gewickelt und nun drängten sie sich nah aneinander in einer Art Wagen, der von Ryan zähneknirschend gezogen wurde. Dieser hasste es, als Pferd gebraucht zu werden. Jemandem auf sich reiten lassen war eine Sache, aber einen Wagen zu ziehen? Doch er beschwerte sich nicht, denn er wusste, was auf dem Spiel stand. Sie hatten eh zu wenig Junge, als das man auch nur eines verlieren könnte.
Nuális konnte dabei natürlich nicht ihre Tiergestalt annehmen, und ihr klapperten die Zähne vor Kälte.
Lysior sah sich das eine Weile an, verwandelte sich zurück in seine Körperform und ging zielstrebig auf den Wagen zu. „Verwandle dich, sonst erfrierst du. Ich löse dich ab.“
„Aber...“
„Diskutiere nicht mit mir! Die anderen haben sich schon zweimal ablösen lassen, nur du bist stur wie eh und je.“
„Du musst sie warm halten und aufpassen, dass die Stoffe nicht feucht werden“, erklärte sie ihm, doch Lysior winkte ab.
„Verwandle dich! Ich komme schon zurecht“
Nuális funkelte ihn zornig an. Was bildete er sich ein, ihr Befehle zu erteilen? Jedoch war ihr wirklich so furchtbar kalt, dass sie nichts sagte, sondern erleichtert in die Gestalt einer Wildkatze mit dickem Fell glitt. Elegant sprang sie auf den Wagen und legte sich als Wärmepuffer zwischen die Kinder, nicht ohne Lysior noch einmal ordentlich angefaucht zu haben.
Dieser jedoch lächelte nur milde.
*
Der steile Weg schien sich endlos dahinzuziehen. Der Bergpfad war karg und nur wenig grün war hier zu sehen. Nur winterhartes Moos und vereinzelte Grasbüschel durchbrachen das Grau. Einige windumtoste Tannen, aber auch vereinzelte Sträucher trotzen zwar der Kälte, aber sonst gab es nur Felsen und Geröll. Der Pfad wand sich den Berg hinauf, und die Landschaft im Tal wurde mehr und mehr eine verwaschene bunte Fläche. Es wurde kälter und kälter und sie hatten an den Frost schon zwei Leben abgeben müssen. Einer der Älteren war einfach zusammen gebrochen und war nicht wieder aufgestanden, und eins der Jüngsten war aus seinem tiefen Schlaf nicht wieder erwacht. Noch schneite es nicht und glücklicherweise war auch noch nichts vereist, doch lange würde das wohl nicht mehr anhalten. Leises Weinen, die Laute von Tierpfoten, ab und zu ein Schnaufen, mehr hörte man von dem kleinen Volk nicht.
Dann geschah einiges so schnell und gleichzeitig, dass einige nur verwirrt dastanden.
Asgarl, Lysior, Nuális und auch ein paar andere verwandelten sich in ihre Körpergestalt, dunkle Schatten kamen von allen Seiten auf sie zu, Laute wurden zu ihnen herübergeweht und viele hatten plötzlich einen Pfeil vor der Nase.
„Nicht!“ rief Asgarl mit grollender Stimme. Er war hin und hergerissen, in welche Gestalt er schlüpfen sollte. Demzufolge war er in seiner Körpergestalt, hatte jedoch noch die vorstehende Schnauze des Bären und auch teilweise noch sein Fell. „Wir sind Flüchtlinge!“
Als Asgarl merkte, dass man ihnen nur drohte, aber wohl keinen Angriff auf sie ausüben wollte, verharrte er und glitt vollends in seine menschenähnliche Gestalt. Er wartete geduldig.
Sie waren von großen Gestalten umzingelt. Menschen, zumeist mit zotigen Bärten, hielten riesige Langbögen gespannt und starrten das Tiervolk grimmig an. Sie schienen der Kälte völlig zu widerstehen, denn auch wenn die meisten von ihnen Fellwesten und-Stiefel trugen, so hatte ihre Kleidung nicht einmal Ärmel.
Ein scharfer Ruf ertönte und die Waffen wurden gesenkt. Man ließ eine große hünenhafte Frau vorbei.
Es war unschwer zu erkennen, dass es eine Frau war, denn man konnte angesichts der engen Lederrüstung ihre Körperformen gut ausmachen, dunkles Haar wallte lang über ihre Schultern. Über ihrer Lederkleidung trug sie ein hell glänzendes Kettenhemd und auf ihrem Kopf thronte ein großer Helm, der die Form eines Wolfskopfes hatte. Sie beäugte Lysior, der sie in Wolfsgestalt anknurrte, dann nahm sie gelassen den Helm ab und begutachtete den Trupp der Flüchtlinge.
Sie war groß, fast doppelt so groß wie Nuális und ihr Gesicht, welches man nun sehen konnte war durchlaufen von einer großen Narbe, die sich quer über ihr ganzes Gesicht zog. Ihre hellen Augen, die einen seltsamen Kontrast zu ihrem dunklen Haar bildeten, glitzerten in stummer Neugierde.
Asgarl verneigte sich. „Ich bin Asgarl, Anführer meines Volkes. Ich sehe, Ihr seid eine Fürstin der Jagd.“
Sie nickte knapp. „Was ist passiert?“ fragte sie mit samtener, fast tiefer Stimme.
„Fremde Tarken dringen in unser Gebiet und metzeln alles nieder. Ich ersuche Asyl für mein Volk.“
Bei dem Wort “Tarken“ wurden ihre Augen dunkel vor Zorn, doch sie blieb völlig beherrscht, gab nicht einen Laut von sich. „Wie viele Tarken?“
„Zu viele“, antwortete Asgarl nur.
Sie schüttelte den Kopf, dann machte sie ein Zeichen, um Asgarl ebenfalls Ehrerbietung zu erweisen.
Es fällt ihr etwas spät ein, aber immerhin, dachte Asgarl seufzend.
„Ich dachte, ich hätte mich getäuscht“, fuhr sie fort, „doch ich hatte in den letzten Tagen ein paar Mal das Gefühl, ich hätte einen fremden Geruch in der Nase. Widerwärtig! Dann ist es wohl wahr, wenn es so ist, wie du sagst. Ich hatte es schon fast befürchtet.“ Sie begutachtete noch einmal den ganzen Flüchtlingstrupp. „So viele seit ihr nicht. Ihr könnt uns folgen, ich bringe auch nach Saniskan. In Anbetracht eures Zähneklapperns, wäre es noch der beste Ort für euch, weil er an der Grenze zu den eisigen Bergen ist.“
Asgarl wusste, dass dies bedeutete, dass es nicht noch kälter wurde, deshalb nickte er zustimmend. „Bin ich es wert, dass Ihr mir Euren Namen verratet?“ fragte Asgarl mit tiefer Stimme und er ärgerte sich insgeheim ein wenig über die Arroganz dieser Frau, ob nun angesehene Anführerin einer Jagdgemeinschaft oder nicht..
Sie jedoch zog eine Augenbraue hoch und begutachtete ihn ausgiebig, wie um dies abzuwägen. Dann straffte sie sich.
„Ich bin Nodis de Rhamar.“
Asgarls Augen weiteten sich. Viele von den Ainmil’anahm schauten auf.
Nodis de Rhamar war eine Heldin im Volk der Amon’Har. Die Geschichten und Legenden über sie waren selbst zu dem kleinen Volk der Tierwandler durchgedrungen.
„Es ist mir eine Ehre!“ sagte Asgarl ernst.
Nodis lächelte. „Weißt du, was der Name bedeutet?“ Ihr schien das wichtig zu sein.
Asgarl nickte. „Ja, ihr seit wahrlich die Fürstin der Jagd. Die Fürstin über die Rhamar.“
Rhamar nannte man die Riesenechsen, auf die die Amon’Har nur zu gerne Jagd machten, so gefährlich es auch sein mochte. Die Ainmil’anahm waren darüber überaus froh, denn sie selbst konnten gegen diese riesigen Tiere nicht viel ausrichten.
Nodis schien zufrieden zu sein und gab ihm einen Wink, ihr zu folgen. Plötzlich verharrte sie und sah Lysior an, der sich langsam in seine Körpergestalt verwandelte.
Sie reichte ihm ihren Wolfshelm. „Würdest du auf ihn achten?“
Lysior nickte nur und nahm den silbernen Helm an sich. Er war sich bewusst, dass ihm eine große Ehre zuteil geworden war, denn eine Jagdfürstin der Amon’Har gab ihren Helm nicht so ohne weiteres in fremde Hände.
Ihm war aber auch völlig klar, dass es wohl hauptsächlich wegen seiner Wolfsseele war.
Asgarl gab Nuális einen Wink. „Nodis de Rhamar, ich stelle dir meine Tochter Nuális vor.“
Nodis warf einen kurzen Blick auf Nuális und erfasste sofort ihr Wesen. „Sei gegrüßt, Katze der Wälder.“ Sie wandte sich an Nuális’ Vater. „Du darfst mich Nodis nennen.“
Asgarl nickte zufrieden. „Wo gehen wir hin?“
Nodis lächelte geheimnisvoll. „Habt ihr schon mal eine Rhamar aus der Nähe gesehen?“
Asgarl sah sie verdutzt an. „Ich hoffe, die Dunkelechse lebt nicht mehr?“
Nodis lachte. „Warum? Habt ihr Angst?“
„Natürlich nicht! Ich denke an die Gefahr für mein Volk!“
„Diese eine Echse ist keine Gefahr, zumindest nicht für die, die meine Freunde sind.“ Sie zwinkerte ihm belustigt zu.
Nuális wurde etwas bleicher, als ein grauenerregender Schrei durch die Berghöhen hallte.
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  #10  
Alt 15.05.2008, 15:45
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Das Heil in der Flucht


Nachdem Furios, Häuptling des Clans Furios, den Schamanen Kades’Kur über die Wanderung der Tarken unterrichtet hatte, sowie das der Schamane und der Clan Kara’Daz als Verräter gebrandmarkt wurden, konnten sie nur noch fliehen. Raskur’Claw und sein Bruder hatten eiligen Schrittes die Dörfer des Clans aufgesucht und sie gewarnt. Sie sollten alle kommen und sich beim heiligen Baum sammeln.
Kades’Kur war bei Weitem nicht so schnell und war noch immer durch die Anstrengung des Rituals ausgelaugt, weshalb er auch allein im Schutze des großen Baumes zurückblieb……





Kades’Kur saß auf einen Stein und erholte sich langsam von den Strapazen der letzten Stunden. Das Grass strich zart über das Fell seiner Waden und ließ ihn unverhofft grinsen. Das Schauspiel der Natur konnte ihn nicht mehr richtig erfreuen. Nun hatte sich alles geändert. Sein Clan war nun zur Beute für alle Tarken erklärt worden. Das Wort des Herrschers war Gesetz, aber als Abtrünnige schuldeten sie ihm keine Rechenschaft mehr.
,,Richtig erkannt, Schamane!” drang eine seltsam anmutende Stimme an sein Ohr. Blitzschnell sprang Kades’Kur auf und drehte sich zu dem unbekannten Sprecher. Trotz seines Alters war er noch immer schnell.
Ein Wesen, welches sich unter einen dunklen Mantel versteckte und eine Totenkopfmaske vor dem Gesicht trug, kam auf ihn zu.
Kades’Kur schätzte, daß es ein Mensch war, aber diese Gestalt roch so vollkommen anders. Eine Aura von Leben und Tod umgab dieses “Ding”.
,,Wer seid Ihr und was wollt Ihr!” forderte der Schamane grimmig eine Antwort. Der Fremde blieb stehen und Kades’Kur erschrak.
Um die Gestalt schien das Leben zu entstehen und im selben Moment wieder zu Asche zu zerfallen.
,,Wer ich bin, ist nicht wichtig, nur das ich hier bin.” fegte die Stimme über ihn hinweg. War das Wesen ein Mann oder eine Frau? Er konnte es nicht erkennen, noch anhand seiner Worte heraushören. Auch der Geruch von dem Wesen gab nur noch weitere Rätsel auf. Nur eines wusste der Schamane, es war extrem mächtig. Die wabernde Aura um ihn herum, war für das bloße Auge unsichtbar, jedoch nicht für jene, die auf den Pfaden der Magie wandelten. Es war erschreckend wie stark das unbekannte Ding war.
,,Seid ihr der Todesengel? Die Geisterherrin Ar’Cadia? Oder seid ihr nur hier um einen alten Mann zu töten? Dann macht es schnell, denn ich werde mich nicht wehren.” versank Kades’Kur in einem Schneidersitz und verharrte in dieser Position. Gegen seinem Gegenüber anzutreten war unsinnig. Es war viel zu stark. Falls es seinen Tod wollte, würde er sich nicht wehren.
,,Ihr Tarken seid ein seltsames Volk. Nein, das ist falsch. Eigentlich sind alle Völker seltsam. Euch wurde eine gesamte Welt geschenkt und ihr vernichtet euch gegenseitig. Leider wurde ich überstimmt und muss euch notgedrungen helfen, auch wenn es mir widerstrebt.” versank der Kuttierte immer mehr in seinem Monolog. Kades’Kur verhielt sich ruhig, denn er wollte das Wesen nicht erzürnen.
,,…Aber um eure Frage kurz zu beantworten. Ja und Nein. Ich kann ein Todesengel sein, ich kenne die Geisterherrin Ar’Cadia und nein, ich will und werde euch nicht töten. Ich bin nur hier, um euch einen Rat zu geben.” In diesem Moment wehte eine kalte Böe über den Boden. Die Bäume zitterten im Wind, aber der Umhang des Wesenheit rührte sich nicht. Selbst das Grass in seiner Nähe schien vor der Witterung gefeit zu sein.
,, Und der wäre.” erdreistete sich Kades’Kur und ignorierte die Konsequenzen für sein vorschnelles Handeln.
,, Ich sollt in die Sümpfe ziehen. Die Fango-Sümpfe um genau zu sein. Dort werdet ihr einen Lich treffen. Ein Untoter. Verion der Eisige ist sein Name. Er wird auf euch warten und eurer Volk führen. Vertraut ihm. Ihr wird euch in die Eisberge führen. Hütet euch vor den Nebeln und fallt nicht auf das Spiel anderer herein. Zieht nicht in die Eistundra, dort erwartet euch nur der Tod. Solltet ihr hier bleiben, werdet ihr sterben.” fasste sich die vermummte Gestalt kurz.
,,Und warum sollten wir euch trauen? Ich kenn euch nicht einmal.” merkte der Schamane an.
,,Das werdet ihr wohl müssen!” zischte das Wesen und zerfiel plötzlich. Als hätte es aus nichts anderem als vertrocknetem, sprödem Lehm bestanden. Und selbst der Staubhaufen löste sich innerhalb weniger Augenblicke auf.
Was immer es war, es musste ein Geist gewesen sein, dachte Kades’Kur. Ein extrem mächtiger Geist. Aber konnte man ihm auch vertrauen? Es war nicht leicht, denn nicht jeder Geist wollte dem Sterblichen Gutes tun. Im Gegenteil. Oft waren sie es, die die Sterblichen in tödliche Fallen schickten und sich über ihr gesätes Unheil amüsierten.
Es gab kein zurück. Seine Entscheidung war gefallen. Gerade noch rechtzeitig, denn er sah wie sich ein Meer von tanzenden Lichtern in der Dunkelheit der Wälder auf ihn zu bewegte. Tarken. Dutzende Tarken des Clans Kara’Daz schoben sich auf ihn zu, allen voran Raskur’Claw.
,,Das Hauptdorf ist geräumt. Einige musste ich “überzeugen” mitzukommen.” grinste Raskur und zeigte mit den Zeigefinger auf einige übel zugerichtete Krieger, denen man deutlich Raskur’s Behandlung ansah. Schmutziges, gesträubtes Fell wie auch ausgerissene Stellen und einige blutende Wunden waren deutlich, selbst in der Nacht zu erkennen.
,,Und euer Bruder? Hatte er ebenfalls Erfolg?” fragte Kades’Kur vorsichtig nach.
,,Mein Bruder ist ein Idiot. Er hat das zweite Dorf angestachelt für einen Kampf. Er glaubt an einem Sieg. Dieser räudige Mistkerl!” fluchte Raskur’Claw verhalten.
,,Das letzte Dorf? Was ist mit ihnen?” Aber als sein Gegenüber mit den Kopf schüttelte, wusste Kades’Kur, daß sie allesamt tot waren. Dann gab es kein zurück mehr. Er musste den letzten Rest seines Clans schützen. Egal, wie viel er nun zurücklassen musste.
,,Wir brechen auf. In die Sümpfe. Unsere Fährte und unseren Geruch können sie dann nicht mehr folgen. Wir gehen am zerstörten Dorf der Ainmil’Anahm vorbei, dort wird der Rauch der verbrannten Ruinen unseren Geruch verbergen, dann ziehen wir an der Felswand vorbei direkt zum Sumpf. Sammelt eure verbliebenen Jäger, eilt voraus und späht den Weg für uns aus.“ flüsterte der Schamane leise in das Ohr von Raskur. Dieser nickte und erklärte sich einverstanden. Im Gegensatz zu Brakes war sein Bruder mit vielen Jäger befreundet und hatten ein perfektes Zusammenspiel entwickelt.
Nur ein Fauchen genügte und einige Jäger lösten sich aus der Gruppe und folgten Raskur‘Claw mit leisen, schnellen Schritten.
,,Freunde.“ erhob sich der alte Schamane langsam.,, Ich habe mit den Geistern gesprochen und es scheint als wäre unsere Zeit hier zu Ende. Einer meiner Vertrauten hat mir von den neuen Entschloss des Herrscherclans berichtet. Wir wurden als Verräter verurteilt.“ Ein Raunen ging durch die Menge. Ungläubige, besorgte Stimmen machten die Runde. Man wollte den Schamanen nicht wirklich glauben, des konnte nicht wahr sein.
,,Ich verstehe euer Misstrauen, meine Freunde. Vertrauen hat in unserer Kultur große Bedeutung, deshalb werde ich euch alles erzählen, was ich weiß.“ machte Kades‘Kur eine kurze Pause um Luft zu holen und berichtete seinen Clan von den Plan des Herrschers.
,,Die jüngsten Angriffe auf unserer Dorf sind nur Warnungen. Tarken, die von der Dürre ausgelaugt und nur noch nach Fleisch lechzen, sind nur der Anfang. Dieses Verhalten rührt daher, daß wir allesamt zur Beute erklärt wurden. Wir können hier bleiben und unsere Heimat verteidigen und dabei einen grausamen, sinnlosen Tod sterben oder ihr folgt mir. Die Geister zeigten mir einen Weg in die Freiheit, da sie im Vergleich zu unserem Volk uns nicht aufgegeben haben…..“ Allerdings schien die mitreißende Rede keinen wirklich zu überzeugen. Immer noch starrte man ihn ungläubig an oder tuschelte untereinander.
,,Ich werde in die Sümpfe aufbrechen. Keiner ist gezwungen mit mir zu kommen. Ich kann euch nur raten mir zu folgen. Wer jedoch an einem Sieg glaubt, sollte sich vor Augen halten wie viele von uns bereits gestorben sind und dies waren NUR Späher. Die Vorhut, wenn ihr so wollt. Ihr könnt ja raten, was noch auf euch zu kommt!“ damit wandte sich Kades‘Kur von seinem Brüdern und Schwestern ab, denn er hatte erreicht, was er wollte. Zweifel. Er wollte nur den Zweifel unter ihnen sähen. Die Wirkung trat rasch ein. Viele Tarken marschierten hinter den ergrauten Schamanen her. Andere blieben erst ratlos zurück, aber entschlossen sich doch ihn zu folgen. Während sie langsam ihre Heimat verließen und einer ungewissen Zukunft entgegen schritten , stellte sich Kades‘Kur nur immer wieder eine Frage:,, Habe ich richtig gehandelt.“
Vielleicht wird die Zukunft ihm eine Antwort geben……
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  #11  
Alt 21.05.2008, 16:11
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Ankunft in den Sümpfen



Die Tarken von Kara’Daz waren durch den plötzlichen Überfall ihrer eigenen Brüder und Schwestern entsetzt und erheblich dezimiert worden. Aber der Clan Kara’Daz gab nicht so einfach auf. Sie sammelten sich neu unter der Führung von Kades’Kur, der sie in die Sümpfe führen wollte, auf das seine Leute in Sicherheit vor ihren mörderischen Artverwandten waren. Jedoch musste er seinen Leuten verschweigen, daß nicht er diesen Plan geschmiedet, sondern ein anderes Wesen ihm diesen Gelegenheit offeriert hatte. Nun musste sich an den Plan halten und den Eisigen finden…..




Die Dunkelheit hatte die gesamte Welt in seinen Klammergriff, jedoch nur bis zum nächsten Morgen. Im Schutze des Mantels der Nacht zogen die Überlebenden des Clans Kara’Daz zum Fango-Sumpf. Die Fackel gelöscht und in vollkommener Stille. Nur die Geräusche des Waldes waren zu hören und dies nur sacht. Kades’Kur wollte vermeiden, daß ein aufgeschreckter Vogelschwarm ihre Position verriet. Es war schon unheimlich wie leise die Tarken sein konnten und auch der Grund warum sie ihren Ruf als meisterhafte Jäger verdient hatten. Kaum ein anderes Lebewesen wäre wohl in der Lage gewesen in einer Gruppe so still vorwärts zu kommen. Durch eine einstudierte Schrittechnik konnten die Tarken sogar über trockenes Laub laufen, ohne auch nur ein einziges Geräusch dabei zu machen. Vielleicht sah sie deshalb ihre Beute, erst wenn es zu spät war.
Während ihrer Wanderung verwischten Kades’Kur und die Jäger ihre Spuren und legten stattdessen falsche Fährten. Dabei gingen sie äußerst sachte und vorsichtig vor. Sie liefen auf ihren alten Spuren zurück und hütete sich einen Ast abzubrechen oder sonst irgendwelche verräterische Anzeichen zu hinterlassen.
Sie wussten, gegen einen massiven Angriff hatten sie keine Chance und das jetzt eine schleichende Flucht die beste Möglichkeit für das Überlebens des Clans war. Es war ihnen klar, sie würden langsam sein, aber zumindest wäre es unmöglich ihren Spuren zu folgen.
Auf ihren Weg zu den Sümpfen hatten sie die verräterischen Fußabdrücke der Ainmil’Anahm entdeckt. Diese führten direkt in die Berge. Man würde sie nicht verfolgen, jedoch wollte Kades‘Kur sicher gehen und ließ auch ihre Spuren verschwinden. Eine Handbewegung und die Erde schien die Fußabdrücke verschlungen zu haben.
,,Weiter!“ signalisierte Kades‘Kur mit seiner ausgestreckten Hand. Ein Geruch von Fäule und Siechtum stieg ihm in die Nase und ließ ihn trotz des widerlichen Gestanks aufatmen. Der Sumpf. Er war nahe. Aber noch konnten sie nicht rasten, noch sich den Müßiggang hingeben.
Der Schamane bemerkte, wie viele Mitglieder des Clans aber genau dies taten. Sie wollten endlich rasten und ruhig atmen können.
Kades‘Kur verstand das und hob die seine klauenbesetzte Hand. Das Zeichen für einen sofortigen Stop. Vor ihnen baute sich ein leichter Nebel auf und aus diesem traten Raskur‘Claw und einige Jäger. Man konnte schon deutlich in ihren Augen eine schlechte Nachricht erkennen.
Er ging auf Raskur’Claw zu und fragte harsch:,, Was ist los?” Diese schaute sich kurz um und flüsterte dann mit leiser, rauer Stimme.
,,Es ist kaum vorstellbar, aber vor den Sumpf sind Schnee und Eis.” Bei diesen Worten weitete sich die Pupillen von Kades’Kur und seine anfängliche Müdigkeit war wie weggeblasen, wahrscheinlich durch das Adrenalin, daß in diesem Moment durch seine Adern peitschte.
,,Zeigt mir den Weg.” klopfte der Schamane Raskur auf die Schulter und schob sich an diesem vorbei.
Er erinnerte sich genau an die Worte des Geistes, den er vor wenigen Stunden begegnet war. Die Worte des Überwesens hallten noch immer in seinen Kopf.
,,….Ihr sollt in die Sümpfe ziehen. Die Fango-Sümpfe um genau zu sein. Dort werdet ihr einen Lich treffen. Ein Untoter. Verion der Eisige ist sein Name. Er wird auf euch warten und eurer Volk führen. Vertraut ihm……”
Der Eisige, dachte der Schamane nach, während er und Raskur’Claw sich den Anfang des Sumpfes näherten. Und es stimmte. Das Gras war bedeckt mit Schnee und die Bäume vollkommen weiß, obwohl sie noch immer ihr dichtes Blattwerk trugen. Sehr seltsam. Vielleicht war dieser Verion die Ursache dafür. Untote konnten die unmöglichsten Sachen bewerkstelligen und waren oftmals Ursache für das Sterben von gesamten Landstrichen. Diese verrottenden Gestalten hassten das Leben und saugten es aus der Umgebung. Was zurückblieb war meist nur staubiges Ödland.
Einzelne Stalakmiten aus Eis stachen aus der weißen Decke empor, während ein eiskalter Wind über Land fegte.
,,Wie kann es Eis geben, mitten im Sommer? Ist dies ein weiter Fluch?” spekulierte Raskur und starrte wie ein gejagtes Tier panisch hin und her.
,,Nein. Bestimmt nicht.” entgegnete Kades’Kur nur kurz und ging an ihm vorbei.
,,Ich werde etwas versuchen. Greift nicht ein und bleibt zurück.” befahl er Raskur’Claw als er schon einige Schritte gegangen war.
Dieser nickte nur und gab den Jägern, die wie gebannt auf den Schamanen starrten, ein weiteres Zeichen.
Sie hielten sich bereit einzugreifen, aber wagten es nicht den Schamanen zu folgen.
Kades’Kur hingegen war schon einige Meter gegangen und merkte, daß es immer kälter wurde. Der Gestank des nahen Sumpfes wurde noch stärker. Vielleicht hatte der Geist recht.
Nun überschritt der Schamane einen Punkt, wo sein gesamtes Blut sich in sich zusammenzog und sein Körper sich weigerte seinen Befehlen zu gehorchen. Ein Gefühl, als würde man in das offene Maul einer Dunkelechse springen.
Er musste alle seine Kraft aufbringen, um vorwärts zu kommen. Aber mit jedem Schritt musste er mehr und mehr Willenskraft aufbringen, um vorwärts zu kommen.
Eigentlich unverständlich, denn die Umgebung machte einen beruhigenden Eindruck. Als er endlich den Anfang des Sumpfes erreicht hatte, bemerkte er, daß auch dieser nicht vom Eis verschont geblieben war.
Die stämmigen Bäume, die auf ihren Wurzeln, wie auf Stelzen standen, waren mit Eis überzogen, nur die braune, stinkende Brühe, um die Bäume herum, schien nicht gefroren zu sein. Er würde keinen Fuß in dieses brodelnde Wasser setzen.
Plötzlich bemerkte er eine schwarze Gestalt, die wie ein Affe auf einen der dickeren Äste auf ihn lauerte. Sie fixierte ihn und er verstand. Es war ein Untoter. Von ihm ging die Kälte aus und schiere Aura der Verzweiflung.
,,Seid ihr Verion?” fragte er die sich seltsam bewegende Gestalt und wurde überrascht, wie schnell sie sich bewegte.
,,Namen sind schall und Rauch. Viele hatte ich schon.” schoss der Lich wie eine Kanonenkugel auf die eisige Oberfläche zu und bremste in aller letzter Sekunde ab.
,,Ihr seid der Schamane Kades’Kur. Richtig?” stand der Untote innerhalb eines Wimpernschlages direkt vor den alten Tarken. Er war kleiner als er,ungefähr so groß wie ein Mensch, er musste zu Lebzeiten ein mächtiger Magier sein, wie alle Liche.
,,Einer meiner früheren Namen war Verion, der Eisige.” entgegnete der Untote und in seinen knöchernen Fingern manifestierte sich ein Stab aus schwarzen Rauch an dessen Spitze sich ein aufgespießter Totenschädel befand und schwarzen Rauch absonderte.
Das beeindruckte Kades’Kur nicht im Geringsten, denn er kannte selbst die Winde der Magie und einem Untoten fürchtete er gar nicht. Schließlich waren es nur wandelnde Tote. Mehr nicht.
,,Dann seid ihr unser Führer? Ich bezweifle doch sehr, daß wir Tarken eine Führung durch die Sümpfe benötigen. Wir sind Jäger und ausgezeichnete Spurensucher. Außerdem warum sollten wir einem toten Etwas vertrauen?” merkte man die pure Verachtung gegen diese Untoten. Die Tarken hatten in ihrer langen Geschichte oftmals mit den Untoten gekämpft und zu Recht einen wahren Groll gegen sie entwickelt.
Besonders die Kardo-Kaste hatte des Öfteren mit diesen Kreaturen zu tun gehabt und bedauerlicherweise viele ihrer Schamanen an dieses Gesindel verloren.
,,Sicherlich, führt eure Leute in den Sumpf und lasst den kümmerlichen Rest euren Clans von den Kreaturen zerfetzen, von Irrlichtern in den Tod führen oder von den Nebeligen abschlachten. Sie werden euch sicherlich dankbar sein, wenn Ihr ihre Gräber aushebt. Ich kenne den Sumpf und seine Gefahren. Selbst das Nebelvolk kann mir nichts anhaben. Ich trage meinen Namen nicht umsonst. Ihr werdet auf sie treffen. Das ist obligatorisch.” verlachte der Lich seinen Einwand und ließ mit einer einzigen Handbewegung, die eben noch brodelnde braune Schlacke zu Eis erstarren.
,,Nebelvolk?” schaute Kades’Kur ungläubig.
,,Ja. Das Nebelvolk. Es lebt hier oder zumindest ein Teil von ihnen. Ich kann sie spüren. Sie sind nicht gerade Freunde von euch. Genau genommen sind Freund von niemanden. Moral und Ethik sind für sie nicht von Belang. Sie hätten kein Problem damit euer Volk zu töten. Allerdings werden sie sich hüten uns anzugreifen, solange ich bei euch bin. Mich können ihre Tricks nichts anhaben, aber ich kann sie wie Glas zerschmettern. Meint ihr nicht, ich wäre euer großer Vorteil? Oder kann euer Gewissen noch einen weiteren Toten verkraften.” Die Ausführung von Verion waren eiskalt und wirkten immer wie ein Spott.
,,Und welche Sicherheit habe ich, daß ihr uns nicht hinterrücks angreift oder in die Irre führt?” zischte der Schamane, wohl wissend wie gefährlich sein Gegenüber war.
,,Ahhhhhh…” hauchte der Untote und setzte dann seinen Satz fort:,, Ihr habt Angst vor mir. Nein, keine Angst. Es ist Verachtung und Hass. Und zu euer Frage:,,KEINE!” Ich bin ein Untoter und nicht mehr an das Leben gebunden. Wie viel wiegt das Wort eines Toten? Würde es euch in irgendeiner Form beruhigen, wenn ich hier vor euch das feierliche Versprechen gebe, keinen euer Leute zu töten oder würde es eurer Misstrauen nur noch steigern?” Mit dieser Frage wandte sich der Lich ab. Kades’Kur konnte nichts darauf entgegnen.
,,Bringt eure Leute hierher und ich werde sie führen. Oder ihr geht allein. Entscheidet euch JETZT!” ließ der Lich seinen Stab auf den vereisten Boden knallen und innerhalb von Sekunden verschwanden Schnee und Eis. Der eisige Mantel lichtete sich und das saftige Grün der Natur erstrahlte wieder im alten Glanz.
Kades’Kur hatte wohl keine Wahl. Er musste den Untoten vertrauen, auch wenn es ihm zu höchst widerstrebte.
,,Gut. Ich werde meine Leute holen, jedoch werde ich ein wachsames Auge auf euch haben.” knurrte Kades’Kur und drehte sich um. Langsam ging er wieder in Richtung seiner Gefolgsleute.
,,Etwas anderes habe ich auch nicht erwartete….” klang die kalte Stimme des Untoten in seinen Ohren…….




Das Schicksal hatte seine Gnade gegenüber den Clan Kara’Daz gezeigt, auch wenn seine Form für Unbehagen sorgte. Angeführt von einem Untoten folgten die verbliebenen Tarken in die Sümpfe. Welche Gefahren würden hier auf sie warten?
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  #12  
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Eine zahme Rhamar

Asgarl und Nuális folgten der hochgewachsenen Nodis einen kleinen Pfad hinauf. Ihre Männer machten ihnen bereitwillig Platz.
Lysior blieb etwas ärgerlich zurück. Er war Asgarls Stellvertreter und hätte das Recht, sie zu begleiten. Stattdessen stand er wie ein dummer Junge da und hielt einen Helm fest. Er ging ungerührt auf einen der großen Amon’Har zu und reichte ihm wortlos den Helm der Anführerin. Der zog nur die Augenbrauchen hoch.
Lysior verwandelte sich binnen eines Augenblicks in seine Wolfsgestalt und folgte ihnen leise.
Nuális blieb erschrocken stehen, als sie um eine Biegung kamen. Asgarl keuchte leise auf, griff blitzschnell nach ihrem Handgelenk und zog sie hinter sich.
Vor ihnen stand eine ausgewachsene Rhamar-Echse.
Sie war sicher vier Meter hoch und ihre schuppige Haut war von einem dunklen satten Grüngrau. Auch stand sie aufrecht auf riesigen Hinterbeinen. Die Vorderbeine waren etwas kleiner und sahen eher wie Arme aus. Ihr großer massiger Kopf wandte sich ihnen zu und sie bleckte grollend die großen dolchartigen Zähne. Sie hatte eine vorstehende Schnauze und kleine schwarze Augen, mit denen sie die Ainmil’anahm beäugte. Sie schien Beute zu wittern, denn sie machte einen Schritt auf sie zu und brüllte. Entsetzt hielt Nuális sich die Ohren zu. Die Rhamar kam mit drei schnellen Schritten näher. Der Boden unter ihr erzitterte.
Nuális verwandelte sich blitzschnell in eine kleine Katze, wandte sich panisch um und stieß mit Lysior zusammen, der sich mittlerweile wieder aus seiner Wolfsgestalt gelöst hatte und mit offenem Mund das riesige Tier anstarrte.
Asgarl hatte die Situation weit besser abgeschätzt, denn er sah, dass die Echse zwar unruhig war, aber nicht in Angriffstellung lauerte.
„Was soll das?! Diese Viecher sind unsere Todfeinde, und ich dachte, ihr würdet sie jagen!“ blaffte er Nodis an, die ungerührt zu der Dunkelechse ging und die Hand ausstreckte. Die Rhamar senkte beruhigt die große Schnauze und tippte fast behutsam ihre Hand an.
„Beruhigt euch, Asgarl. Diese Echse ist zahm, sie tötet nur die, die ich ihr befehle zu töten. Ich habe ihre Mutter erbeutet, als sie gerade geschlüpft war und zog sie auf. Sie hört nur auf mich.“
„Warum?!“ fragte Nuális, die sich wieder zurückverwandelt hatte. Ihr war es peinlich, dass sie als Kriegerin so überstürzt hatte flüchten wollen, aber dies war die erste Rhamar-Echse, die sie zu Gesicht bekam.
Nodis sah sie an. „Weil ich mir davon einen großen Vorteil erhofft hatte. Vor einiger Zeit gab es eine seltsame Frau in unseren Reihen, sie sah Dinge anders als die anderen und sah bestimmte Dinge voraus.“ Sie wandte sich zu ihnen um. „Unser Volk ist nicht gerade auf einem schamanischen Glauben gestützt, dass dürfte euch bekannt sein. Doch diese Eine sah Dinge, die in der Zukunft liegen. Und sie sah Krieg. Ich dachte, eine Dunkelechse, die auf meinen Befehl hört, ist ein guter Beschützer und sicher ein guter Kämpfer.“
„Wenn sie einen am Leben lässt“, murmelte Lysior, der sehr wohl schon Bekanntschaft gemacht hatte mit diesen Wesen. Eine lange Narbe, die sich quer über seinen Rücken zog, erinnerte ihn stetig daran.
„Ja“, stimmte Nodis zu, „wenn sie einen am Leben lässt. Das Risiko bin ich eingegangen.“
“Was hat euer Volk dazu gesagt?“ fragte Asgarl ungläubig.
Nodis lachte und tätschelte die große Klaue der Echse. „Sie waren nicht sehr glücklich. Aber wir sind kein Volk von Feiglingen. Ich zog sie weit oben in den Bergen auf und lehrte sie alles. Ich bin für sie ihre Mutter. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass sie sich manchmal wundert, warum ich so klein bin.“ Wieder lachte sie.
Lysiors Blick fiel auf einige zerstückelte Echsenkadaver, die gut vertäut auf einem Wagen lagen. „Und was ist mit denen?“
„Oh... ja, die hat Rhamis für mich erlegt. Solange ich ihr nicht befehle ein schmuckes Männchen zu töten gehorcht sie widerspruchslos. Die Weibchen sind eh nur Konkurrenz für sie.“
„Ihr wollt doch wohl keine zahmen Rhamar züchten!“
Nodis lächelte liebenswürdig. „Man wird sehen. Zumindest könnt ihr sicher sein, dass diese dann keine Ainmil töten werden.“
„Das hoffe ich“, grummelte Lysior.
Plötzlich verengte Nodis die Augen zu Schlitzen. „Wo ist eigentlich mein Helm? Hatte ich ihn nicht in deiner Obhut zurückgelassen“, fuhr sie Lysior an.
„Ich bin nicht dein Knecht! Ich weiß die Ehre zu schätzen, aber ich sah es nicht ein, die ganze Zeit, bis ihr beliebt zurückzukommen, an diesem silbernen Teil festzuhängen. Er ist bei deinen Leuten.“
Nodis fixierte ihn, doch dann zeigte sich ein schiefes Lächeln auf ihrem Gesicht.
Asgarl stieß ihn unsanft in die Seite, doch Lysior knurrte ihn an.
Nuális schüttelte nur mit dem Kopf.
Nodis bellte der Dunkelechse einen Befehl zu und diese ließ sich brav nieder und legte den massigen Kopf auf ihre Arme, so dass sie eher aussah wie ein riesiger Hund.
„Sie ist nicht einmal angebunden“, bemerkte Nuális.
Nodis runzelte die Stirn. „Kennst du Fesseln, die eine Rhamar halten könnten?“
Nuális lächelte. „Nur eine Fessel namens Nodis“, konterte sie.
Nodis ließ ein hartes Männerlachen ertönen, das durch die Berge hallte.
„Auf den Kopf gefallen bis du nicht, kleine Wildkatze.“
Nuális fauchte leise, und wich ihrer Hand aus, die ihr durchs Haar wuscheln wollte.
„Nun gut, wir müssten weiter, denn Händler warten auf das Echsenfleisch. Braucht ihr noch eine Pause, oder wollt ihr uns sofort folgen. Ich könnte unseren Trupp teilen.“
Asgarl schüttelte den Kopf. „Wir brauchen keine Pause“
Und so folgten sie den Amon’Har durch die Berge, immer begleitet von der furchterregenden Rhamis, die es bewerkstelligte ihre Tritte so zu steuern, dass der Boden nicht erzitterte wie zuvor.
„Wie schafft sie es, dass der Boden nicht mehr bebt?“ fragte Nuális neugierig die einzige andere Jägerin, die in ihrer Nähe lief. Die große blonde Frau sah sie an und zuckte mit den Schultern. „Es ist ihre Gabe. Der Boden erzittert nur, wenn Rhamis es will. Meist macht sie es, um Eindruck zu schinden, aber sie kann sehr gut leise laufen. Sonst wäre sie in den Bergen auch verloren. Steinschläge und Lawinen wären die Folge.“
Nuális nickte und sah wieder auf das große Tier, welches brav mit dem ganzen Trupp mit trottete. Sie verwandelte sich in einen Luchs und gesellte sich zu Lysior, der als einsamer Wolf am Ende des Zuges ging.
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  #13  
Alt 25.05.2008, 10:15
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Nebel

Der Sumpf wurde mehr und mehr undurchdringlich. Der Clan der Kara’Daz kam nur schleppend vorwärts, so dicht war das Gestrüpp. Zudem waren die anderen nicht glücklich über ihren neuen Führer. In seiner Gegenwart stank es und eine unangenehme Aura ging von ihm aus, doch sie vertrauten Kades’Kur und folgten ihm durch den Morast.
Der Nebel wurde immer dichter und von Weitem hörte man schaurige Laute. Ein seltsamer Gesang in verschiedenen Oktaven klang durch den Nebelwald und das Nackenfell der Tarken sträubte sich.
Der Lich stoppte und wartete einen Augenblick.
„Was ist? Kommt das ominöse Nebelvolk, von dem du gesprochen hast?“
Der Lich wandte sich zu Kades’Kur um. „Du solltest nicht so leichtfertig von ihnen reden. Sie hören dich. Sie sind überall. Und wenn du weiter so daher schwatzt, werden sie angreifen.“
Kades’Kur grummelte etwas vor sich hin, doch er sah sich wachsam um. Er bemerkte plötzlich, dass die Temperatur anstieg, je näher die Nebelschwaden kamen.
„Wir sind umzingelt. Ich wollte es nur mal sagen“, sagte der Untote leichthin.
Raskur’Claw näherte sich dem Schamanen. „Ich habe ein seltsames Gefühl. Manche sehen schemenhafte Gestalten im Nebel.“
Dann ertönte ein Schrei und sie wandten sich erschrocken um.
„Was...?!“ Kades’Kur starrte den Lich an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
Raskur’Claw rannte ans Ende der Truppe, aufgeregte Stimmen wurden laut, die Tarken waren ehrlich erschrocken über etwas.
„Verion, was geht da vor sich?!“
„Die Neel warnen. Sie haben es nicht so gerne, wenn man in ihre Gebiete eindringt. Vielleicht haben sie den Nebel etwas kochen lassen“, sagte der Lich mit einem leisen Lachen.
„Kochen?“ Kades’Kur funkelte Verion böse an. „Sagtest du nicht, wir wären mit deiner Führung sicher?“
„Nun, das seit ihr doch. Wäre ich nicht hier, hätten die Neel euch wahrscheinlich schon getötet.“
Raskur’Claw kam zurückgerannt und blickte misstrauisch zu dem Untoten.
„Was ist da los?“ fragte Kades’Kur ihn besorgt. „Der Nebel an den Seiten ist so heiß, dass man sich verbrennt!“
„Hier in den Wäldern herrscht ein Nebelvolk“, erklärte Kades’Kur ihm leise. „Es heißt... Neel?“ Kades’Kur wandte sich mit fragendem Blick an den Lich, dieser nickte knapp, denn seine Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt.
„Sie scheinen den Nebel kontrollieren zu können.“
Raskur sah den Schamanen mit zweifelnder Miene an.
„Da!“ Eine Tarkin (heißen die Weibchen so?) zeigte erschrocken in den Sumpf. Alle folgten ihrem Blick.
Für einen kurzen Augenblick konnte man schemenhafte helle Gestalten sehen, ehe sie wieder vom Nebel verschluckt wurden.
Dann erhob sich eine weiße undurchdringliche Wand vor ihnen, breitete sich weiter aus. Kades’Kur befühlte die eigenartige Nebelwand vorsichtig. Sie war auf seltsame Weise stabil und undurchdringlich und ein Weiterkommen schien unmöglich.
Der Lich kletterte leichtfüßig auf einen Baum und stierte über die Wand. „Da scheint einer interessiert an uns zu sein, er arbeitet gegen die anderen“, sagte Verion und schien tatsächlich ein wenig verwundert.
„Was heißt das? Er arbeitet gegen die anderen.“
„Er hat zwar die Mauer gemacht, aber er kühlt den Nebel an den Seiten ab, damit ihr euch nicht verbrennt.“ Der Lich lachte. „Es scheint einen kleinen Rebellen unter den Neel zu geben.“ Verion sprang behände von dem Baum und funkelte den Schamanen der Tarken belustigt an.
„Was sollen wir tun?“
Der Lich zog seine Augenbrauen hoch, und Kades’Kur befürchtete schon, durch diese Regung würde noch mehr Haut abfallen. Viel war nicht mehr übrig. Aber das Gesicht des Untoten veränderte sich nicht. Kades’Kur warf mit Unbehagen einen Blick auf die bleichen Knochen, die durch einige Stellen in seinem Gesicht bereits durchschimmerten.
„Verhandelt mit ihnen.“
„Wie?“
Der Lich grinste gehässig. „Ich würde sagen, du nimmst ein Nebelfetzchen und sprichst es einfach mal an.“
Kades’Kur funkelte ihn zornig an, doch was blieb ihm schon anderes übrig?
Er wandte sich an Raskur: „Ist jemand weiter hinten verletzt worden?“
„Außer leichten Verbrennungen ist nichts passiert“, erwiderte dieser.
Kades’Kur nickte, dann wandte er sich dem Nebel zu. „Volk der Neel! Ich ersuche mit euch zu sprechen!“ rief er.
Keine Antwort.
Kades’Kur sah Verion an, doch dieser zuckte nur belustigt mit den Schultern.
„Wir mussten in euer Gebiet eindringen, denn wir werden gejagt“, fuhr er fort. „Wir wollen keinen Kampf, wir wollen nur hier verweilen.“
Einige Tarken schauten ihren Schamanen argwöhnisch an. Mit wem sprach er da? Mit dem Nebel? Wurde der Alte nun doch langsam wunderlich? Erst lässt er sich mit einem Untoten ein und jetzt spricht er mit Nebelschwaden?
Der Schamane kam sich schon ziemlich lächerlich vor, mit einem silbrigen Fetzen Nebel zu sprechen, der vor ihm in der Luft schwebte, aber ihm fiel beim besten Willen nichts anderes ein, wie er die Neel kontaktieren konnte. Sein Nackenfell richtete sich auf, so deutlich konnte er den Spott seiner Begleiter spüren, die sich über ihn lustig machten.
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  #14  
Alt 27.05.2008, 08:46
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Das Maul der Verzweiflung


Der Chaosberg ist ein Mahnmal an die Welt und dient den Sterblichen als Warnung vor dem Bösen, aber alles Sterbliche ist fehlerhaft und ihre Seelen leicht zu verführen. Die Amon’Har rühmen sich als die besten Krieger, ehrenhafte Männer und Günstlinge der Jagd, jedoch konnten selbst sie sich nicht vor den Verfall retten. Die mutigsten Amon’Har, die behaupteten den Göttern selbst zu trotzen, waren die Ersten, welchen den Einfluss des dunklen Gottes Semshis erlagen. Ihre Seelen korrumpiert und ihre Körper mutierten zu abscheulichen Bestien aus Eisen und Fleisch. Diese Monster werden von den Amon’Har als die Gefallenen bezeichnet und seitdem befinden sich die Amon’Har in einen ewigen Kampf mit ihren verdorbenen Brüder und Schwestern. Glücklicherweise blieb es bis jetzt nur bei Scharmützeln und kleineren Schlachten. Dies änderte sich jetzt……




,,VORWÄRTS! SEMSHIS BEFIEHLT ES! BEWEGT EUCH, IHR TRAURIGEN MISSGEBURTEN!” peitschte Darkos, Anführer der Gefallenen, seine Truppen an. Ihr Ziel lag vor ihnen. Ein kleiner Außenposter der Amon’Har. Der erste Schritt auf ihren Weg zur Eroberung der Eisenfestung im Norden.
,,Kreist sie ein. Schlachtet sie ab. Kesselt sie ein.” brüllte die Monstrosität und zeigte mit seiner eisernen Hand in Richtung der kleinen Hütten. Als Diener des dunklen Gottes wurde er gesegnet. Sein Körper war von Eisenfasern durchzogen, seine Finger wie lange Klingen und sein Maul aus purem Stahl. Er wirkte wie eine riesige Personifizierung der Hölle. Mit seinen mehr als 3 Metern und dürren, langen Beinen, war er all seinen Dienern an Kraft und Größe überlegen.
Anders als seine Truppen glühten seine Augen grün und kündete so das nahende Verderben.
Bei ihren Marsch waren die Diener Semshis nicht ruhig oder in irgendeiner Form zurückhaltend, im Gegenteil, sie präsentierte ihre gesamte Schlagkraft.
Hörner hallten im Hintergrund. Sie waren entdeckt wurden.
,,Ja, schreit. Wir kommen.” lachte Darkos und öffnete sein Maul mit den spitzen dolchartigen Zähnen. Aus dem Rachenraum schien ein drohendes rotes Leuchten und dann schoss eine Flammenfontäne aus den Maul von Darkos. Sie waren noch einige Hundert Meter vom Außenposten entfernt und seine Attacke hatte keine Wirkung, aber darum ging es nicht. Die scheußliche Kreatur wollte nur seinen Angriff ankündigen. Auf den Feuerstoss folgte ein lautes, grelles Heulen, welches nahe an den eines Drachen grenzte.
Angst war ein perfektes Schwert, allerdings nur wenn man es verstand, es zu schwingen. Zwischen seinen Stelzenähnlichen Beinen schossen nun seine kleineren Diener vorbei. Manche bewegten sich wie Wölfe auf allen Vieren und zogen sich mit ihren langen Krallen über den gefrorenen Boden. Anders als andere Armeen, waren die Diener Semshis selbst eine Waffe. Ihre Rüstungen waren ebenso wie ihre Schwerter, Äxte oder Armbrüste mit ihren Körper verschmolzen. Deshalb waren sie auch nur schwer zu töten und äußerst brutale wie mörderische Gegner.
Darkos hatte den Befehl eine Schneise durch das Land der Amon’Har zu ziehen und damit den Heer von Semshis einen direkten Weg zu schaffen für den letzten Marsch.
Das Sirren von Pfeilen und gezielten Bolzen riss ihn aus seinen Gedanken. Einige seiner Diener fielen im tödlichen Hagel der Verteidiger. Jedoch kümmerte ihn das wenig. Er hatte mehr Truppen und würde gewinnen. Sollten sich die Amon’Har doch tapfer gegen sie stellen, sie würden ohnehin alle untergehen, wie alles Leben auf Artheria.
,,Holt euch dieses Gesindel!” kreischte Darkos und aus der breiten Masse und schrecklichen Ausgeburten des Chaos schoben sich widerliche Abbilder der Hölle. Sie gingen auf zwei Beinen, aber ihr Körper war vollkommen deformiert. Ihr linker Arm war in Wirklichkeit eine massive Armbrust aus Knochen, Stahl und Sehnen. Mit ihrer verbliebenen Hand legte sie die grünlich, schimmernden Bolzen ein und zielten genau auf die Bogenschützen, die auf den schneebedeckten Dächern der Holzhütten standen und mit ihren Leben, den Rückzug ihrer Familien gewährleisteten. Frauen und Kinder liefen panisch von dannen und verließen sich auf den Schutz ihrer Männer, auch wenn ihnen klar war, daß sie gegen so eine breite Anzahl von Gegner nicht den Funken einer Chance hatten.
,,FEUER!” brüllte Darkos und zeigte dabei seine lange, schlangenähnliche Zunge.
Mit einem kranken Lachen entließen die verdorbenen Günstlinge Semshis ihre Bolzen und sahen den grünen Schweif aus Chaos-Magie hinterher, den ihre Bolzen zogen. Es war ein Genuss. Die Bogenschützen wurden von den mörderischen Bolzen getroffen und explodierten in einer blutigen Wolke aus Fleisch und Knochen. Semshis Macht war die Vernichtung und aus diesem Grund waren Angst und Terror die Säulen seiner Krieger. Andere Armeen würden fliehen oder sich ergeben, wenn ihre Zahl abnehmen oder sie gegen einen entsetzlichen Feind kämpfen würden, nicht aber die schrecklichen Gefallenen. Sie ergötzten sich an den Tod ihrer Feinde und Verbündeten gleichermaßen. Dies war die treibende Kraft für Sie.
,,Los! Schnappt sie euch. ZERSCHMETTERT SIE!” floss eitergelber Geifer aus den geöffneten Maul von Darkos. Eine weitere Meute von Gefallenen preschte zwischen seinen Beinen hindurch zum Ziel. Diese abartigen Monster erinnerten mehr an Monster mit stählernen Körper. Hunde des Krieges. Beraubt der Sprache und nur noch einzig allein für den Rausch des Blutes lebend.
Sie waren eine ernste Gefahr, denn sie waren so schnell wie Hunde und ebenso flink, allerdings waren ihre Segnungen eher gering. Nur Krallen aus Stahl, kein Körperschutz. Futter für Schwerter und Pfeile. Mit der Unterstützung seiner Schützen würden wohl viele von ihnen überleben und nur noch die restlichen Krieger wie Vieh abschlachten.
Drakos schritt voran, aufgrund seiner Größe war jeder seiner Schritte wesentlich weiter, als die seiner Truppen.
Die schwarze Garde, gepanzerte, ehemalige Krieger der Amon’Har, verschmolzen mit ihren Rüstungen und teilweise selbst eine schreckliche Waffe des Krieges, folgte ihren grausamen Herren. Sie wirkten wie wandelnde Rüstung, besessenen von einem bösen Geist, jedoch waren sie widerlichsten und brutalsten Krieger, innerhalb der Armee des Gottes der Vernichtung.
Mittlerweile hatten die Bogenschützen ihre offensichtliche Niederlage eingestanden und waren von den Dächern ihrer Behausungen geflohen. Nur noch einige Leichen, meisten vollkommen zerfetzt von mörderischen Feuer der Gefallenen waren noch deutlich zu sehen.
Allerdings wurde auch Darkos überrascht, als seine Armee das Haupttor des kleinen Außenposten erreichte.
Seine hundeartigen Diener waren von den tapferen Amon’Har besiegt worden. Er war beeindruckt. Niemals hätte er es für möglich gehalten, daß sie noch den Mut hatten sich zu wehren oder gar gegen eine solche Überzahl zu bestehen.
,,Bleibt zurück.” fauchte er seine Gefolgsleute an, welche auch sofort in vollkommenen Stillstand verharrten.
Mit einem mächtigen Hieb seiner verhältnismäßig langen Arme, zertrümmerte Darkos das Tor und trat über die splitternden Haufen aus Holz und Geröll.
Drei Krieger der Amon’Har standen in einem Meer aus erschlagenden Diener Semshis. Übervoll mit Blut. Ihnen waren die Strapazen anzusehen, allerdings würden sie sich nicht ergeben, daß war Darkos klar.
Auch wenn es seiner Gesinnung widerstrebte musste er die Tapferkeit dieser Männer anerkennen. Selbst vor ihm, einen Erwählten des dunklen Gottes, blieben sie standhaft und suchten nicht das Weite.
,,Mutig.” grunzte er und hob einen der blutenden Kadaver seiner Diener auf und betrachtete ihn kurz. Er öffnete sein Maul und verschluckte die Leiche an einem Stück.
,,VERSCHWINDE BESTIE! Die Amon’Har werden hier nicht weichen.” brüllte ein bärtiger, durch einen Brustpanzer, mit einer darauf prangenden Gravur eines Bären, geschützter Mann und präsentierte drohend seine blutige Axt.
,,Tapferkeit, Ehre und Zusammenhalt. LÄCHERLICH! Warum kämpft Ihr? Wofür? Eure Hütten stehen in Flammen und einen großen Teil euer Brüder und Schwestern wurde getötet. Was wollt ihr hier verteidigen?” grunzte Darkos und verlachte die edlen Streiter. Diese allerdings ließen sich nicht von der abartigen Bestie verspotten.
,,Etwas, was ihr nie besessen habt. Ehre! Wir werden kämpfen und bei den Versuch entweder sterben oder siegen!” konterte der mutige Amon’Har und schlug sich mit seiner gepanzerten Faust auf den Brustpanzer, seine Waffengefährten taten es ihm gleich und nahmen gleich darauf Kampfhaltung an.
,,Dann soll das euer Nachruf sein!” fauchte Darkos und stampfte auf die kümmerliche Anzahl von Helden zu.
Einer seiner Feinde schleuderte eine reichliche verzierte Wurfaxt nach ihm und senkte diese in der Brust des dämonischen Darkos. Allerdings sollte sie keine Wunde schlagen, sondern sich nur an seinem Panzer verkeilen.
,,IST DAS SCHON ALLES!” schlug er mit seinen Klauen nach den Werfer, jedoch warf sich dieser hin und entkam den vernichtenden Hieb.
,,Ja. Wälzt euch wie kleine Schweine.” frohlockte er und wurde sofort für seinen Übermut bestraft. Die beiden Amon’Har nutzten ihre Chance und rammte ihre Klingen in das sichtbare Wadenfleisch zwischen den Eisenfasern von Darkos. Kreischend vor Schmerz und von Wut über diese Zwerge übermannt, verfiel Darkos in einen Tobsuchtsanfall.
Seine Attacken wurden wilder und weniger präzise, denn durch seine Unachtsamkeit verharkte sich seine Klingenfinger in dem Gebälk einer nahen Hütte. Von den Widerstand wurde der widerliche Günstling Semshis von seinen eigenen Schwung zu Boden gerissen.
Schnell reagierten seine Feinde und traktierten ihnen mit mehreren Schlägen seiner Axt. Wohl wissend das seine Beine ein gutes, wie leicht zu verwundendes Ziel abgaben. Aber sie unterschätzten ihren Feind. Denn als Darkos sich befreite, riss er einen Teil der Hütte mit sich und zerrissenen Balken trafen einen der drei Helden. Diesen kurzen Augenblick nutzte er und packte den zappelnden Amon’Har mit seinen Klauen und schälte ihn wie einen Apfel. Die Krieger versuchten ihren Freund zu befreien, doch mehr als einen Sturzbach aus Blut und Eisen sollten sie nicht retten können.
,,Und da waren es nur noch zwei.” triumphierte Darkos und schmiss seinen zerpflückten Gegner wie Abfall hinter sich. Gerade als er sich seinen beiden Opfern nähern wollte, bemerkte er wie wackelig sein Gang war. Die Angriffe der Krieger waren von Erfolg gekrönt und hatten tatsächlich einen solch vernichtenden Gegner wie Darkos erheblich in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.
Typische Taktik, dachte er grinsend. Die Amon’Har greifen ein großes Tier nicht direkt an, sondern versuchen es zu schwächen. Einzelne Wunden zu schlagen und daraus einen Vorteil gewinnen.
Jetzt musste Darkos aufpassen. Er durfte nicht verlieren oder gar zu viele Verletzungen davon tragen, denn ein anderer Diener Semshis würde dann seinen Platz einnehmen und ihn ohne Reue töten.
,,DU MONSTER!” schrie der bärtige Amon’Har und stürmte direkt auf den riesigen Darkos zu.
,,Dummkopf!” lachend, öffnete er sein Maul und entfesselte erneut eine Flammenfontäne. Doch nun geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Der Krieger wich seinen Feuer aus und schlug dann direkt seine Axt den Nacken des monströsen Gefallenen. Von diesen Schmerz übermannt, fuhr Darkos in die Höhe und riss den Krieger mit sich. Da aber Darkos um ein vielfaches stärker war, wurde der Amon’Har mehrere Meter in die Luft geschleudert. Kaum hatte dieser allerdings den schneebedeckten Boden erreicht, hob Darkos seinen Fuß und trat zu. Als er sein Bein wieder anhob, war sein Gegner tot. Die Knochen gebrochen und die Rüstung zerschmettert.
,,Da war doch noch einer.” wunderte er sich über die ausbleibenden Angriffe des verbliebenen Amon’Har. Darkos blickte sich mehrfach um und war fast erleichtert, als er die verkohlte Leiche eines Kämpfers sah. Scheinbar hatte sein Feuer doch ein Ziel gefunden, wenn es auch nicht das gewünschte war.
Seinen Sieg verkündete er mit einem lauten, dämonisch klingenden Heulen. Seine Krieger kreischten und applaudierten ihren Anführer, jedoch hatte Darkos eine bittere Weisheit aus den Kampf gezogen. Die Amon’Har waren wesentlich mutiger und tapferer als er auch nur ansatzweise vermutet hätte. Wären es mehr gewesen, hätten sie ihm vielleicht bezwungen.
Vielmehr erzürnte ihn die Tatsache, daß dies nur ein kleiner Außenposten war und er wesentlich mehr seiner Truppen verloren, als er Beute gemacht hatte.
Plötzlich dachte er an die Flüchtlinge. Frauen und Kinder. Sie könnten ihr Volk warnen und dann würden sicherlich mehr Amon’Har hierher kommen.
Er winkte einige seiner brutalsten Krieger der schwarzen Garde zu sich.
,,Verfolgt die Flüchtlinge.” murmelte er.,,Lasst keinen am Leben.” Sein Gegenüber nickte und rannte los. Ihm folgten noch ein halbes Dutzend weiterer Ausgeburten des dunklen Gottes.
,,Ein Außenposten…” dachte Darkos und plante weiter voraus. Der Kampf um die Eisenfestung würde wesentlich härter werden und wenn die Amon’Har dort ebenfalls so geschickt wie hier waren, würde es Tausende von Leichen geben. Jedoch sollte ihn das nicht stören, denn seinem Gebieter würden die folgenden Massaker erfreuen…….



Der erste Schritt war getan und das Böse hatte sich gezeigt. Wer würde wohl diesem Übel trotzen......
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  #15  
Alt 01.06.2008, 13:09
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