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Hahaaaa, lasst ihr euch aus der Reserve locken?

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  #1  
Alt 03.09.2012, 04:36
Benutzerbild von Nephthys
Nephthys Nephthys ist offline
Bewahrer des Friedens
 
Registriert seit: 08.2011
Ort: ~
Beiträge: 5.745
Hahaaaa, lasst ihr euch aus der Reserve locken?

In mehreren Threads habe ich meinen Unmut darüber geäußert, dass in diesem Forum (das ich während des letzten Jahres recht gern gewonnen habe) eine "Sparte" immer weiter einschläft.
Das Posten und Korregieren von Texten.
Wie ich bereits in anderen Postings erwähnt habe, hatte ich mich damals dieser Forengemeinschaft angeschlossen, weil es mir Spaß macht:
Texte zu lesen,
Texte zu korrigieren,
Meinen Senf dazuzugeben,
Sie (also die Texte) auseinander zu klamüsern,
(Jung)autoren meine Meinung um die Ohren zu hauen,
Mich mit meinen Anmerkungen unbeliebt zu machen,
und - und das darf nicht vergessen werden - zu lernen!


Tjoah!
Man kann ja viel von anderen fordern (Nach dem Motto "jetzt macht doch mal!!!"), aber wenn hier trotz alle dem nix passiert, dann mach ich jetzt eben (nach Monaten?) einfach mal "den Anfang":

Viel Spaß beim
lesen,
korrigieren,
Senf kredenzen,
auseinanderklamüsern,
mir die Meinung um die Ohren prügeln,
euch bei mir unbeliebt nachen,
und - mir was beibringen.



Sie warf einen Blick auf das abgegriffene Stück Pergament, das auf dem schweren Eichenholztisch inmitten unterschiedlichster Flaschen, Tiegel und Töpfchen lag.
„Du solltest dich beeilen, wenn du ihn noch einmal sehen willst“, stand da unter Anderem.
Sie konnte nicht besonders gut lesen. Und schon gleich gar nicht diese krakelige Schrift, die vor Wochen mit schlechter Tinte geschrieben worden war. Der mit Tierfett vermengte Ruß war verblasst und durch ihre eigenen Hände noch weiter abgerieben worden.
„Beeilen.“
Ja, das tat sie. Sie wandte sich wieder dem Dreifuß zu, von dem ein tönerner Tiegel über eine Kerze gehalten wurde. Die Flüssigkeit kochte nicht, war aber heiß genug, um schwache Schwaden in die Luft steigen zu lassen. Sie warf ein sorgfältig zerriebenes Krautgemisch in das Gefäß. Sah dabei zu, wie der Klumpen erst träge zerfloss und dann unterging. Mit einem glänzenden, silbernen Löffel rührte sie das Gebräu um. Wartete, bis sich die Kräuter vollständig aufgelöst hatten und roch dann prüfend an der Flüssigkeit. Fast. Es fehlte noch etwas, das den beißenden Geruch verdecken konnte. Sie blickte sich um. Von der durch dicke Balken gehaltenen Decke hingen Kordeln. An die Kordeln hatte sie über die Jahre sorgfältig Kräuter geknotet, damit sie, vor Ungeziefer sicher, trocknen konnten. Sie reckte sich nach oben, griff nach einem Zweig, dessen zahllose Blüten einst tiefrot geleuchtet hatten, jetzt jedoch grau und traurig nach unten hingen. Sie zupfte eine Hand voll Blüten ab und rührte sie in das Gebräu.
Bald stieg ein angenehmer Duft auf und erfüllte die kleine Hütte.
Zufrieden nahm sie den Löffel wieder heraus. Jetzt war er nicht mehr blank poliert, sondern dort, wo er die Flüssigkeit berührt hatte, dunkelgrau angelaufen.
Sie blies die Kerze aus, wartete ungeduldig darauf, dass der Tiegel kühl genug wurde, dass sie ihn gefahrlos anfassen konnte und füllte den Sud in ein Fläschchen um, welches sie akribisch verkorkte.
Dann griff sie nach ihrem Umhang und ihrem vorbereiteten Bündel, schob die Flasche in eine ihrer zahlreichen Gürteltaschen, verließ ihr Haus und machte sich auf die Reise.



Oh, btw.: der hier gepostete Text ist natürlich nicht vollständig. Also bitte nix zu: wo ist die Pointe??? ;-)
Die kommt - sofern hier überhaupt eine Reaktion von anderen Usern folgen sollte (und überhaupt das Interesse an dem Rest des Textes vorhanden sein sollte) - innerhalb der nächsten Tage.
Sie ist schon in meinem Kopf und auch schon teils im *.doc, jawoll.


Es grüßt mit der Hoffnung, hier eventuell wieder etwas "leben in die Bude"* gebracht zu haben

Nephthys




* abgesehen vom Spielzimmer, das ich nach wie vor einfach klasse finde :-)
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Wieso eigentlich ... sind Drachen weise? Das sind Echsen, liebe Leute. Echsen! Habt ihr euch schon mal nen Gehirn von einer Echse angeguckt? Himmel! Da haben meine Meerschweinchen größere Gehirne - und die finden nicht mal den Weg aus ihrem Käfig raus.
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Wer sich für Fantasy, Kurzgeschichten, Betrachtungen zur Sci-Fi, darstellerisches Handwerk, Computerkunst, Rezensionen, Biologie, Histologie, Taxonomie ... interessiert, der wird hier fündig: Marinas (fantastische) Welt

Geändert von Nephthys (03.09.2012 um 04:43 Uhr) Grund: Edith mopst nen Wort und gleicht die Grammatik an ...
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  #2  
Alt 03.09.2012, 15:08
Kaeptn Kaeptn ist offline
Bewahrer der Traenen des Lebens
 
Registriert seit: 03.2012
Beiträge: 168
Ja, hm, was soll man dazu sagen. Frau liest Zettel und mixt einen Trank. Der Inhalt des Zettels ist leidlich Interesse weckend, aber sonst passiert ja nix.

Ich weiß ehrlich nicht, was ich dazu groß sagen soll. Stilistisch gibt's nix zu meckern, außer das "schwache Schwaden" vielleicht eine allzu gewollte Alliteration ist ;)
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Kaeptn

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  #3  
Alt 03.09.2012, 16:36
Benutzerbild von Formorian
Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
Registriert seit: 11.2011
Beiträge: 1.161
Sehe ich ähnlich. Du reihst eine Fülle Banalitäten aneinander, um auf eine gewisse Länge zu kommen. Das Ganze ließe sich bequem mit einem, vielleicht zwei Sätzen schildern, und wahrscheinlich besser - in der Kürze liegt die Würze. Aber das ist halt Geschmackssache. Mir muss niemand schildern was alles Aufregendes geschieht wenn sich der Protagonist die Schuhe bindet oder eine Torte anschneidet, und ich schlafe ein bei weitschweifigen Landschaftsbeschreibungen oder der Schilderung eines Gegenstandes. Man kann einen Handlungsverlauf auch zu Tode schildern. Gib dem Leser einige Reizworte und lass sein eigenes Kopfkino die Arbeit tun! Er wird es dankbarer aufnehmen wenn seine Phantasie gefordert wurde als wenn man ihm alles fertig gepinselt vor die Nase setzt. (Versprochen.)
Sprachlich gibt es nichts zu meckern, du wählst deine Worte mit Bedacht und passend, aber das ganze wirkt auf mich halt zu gedehnt.
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Die klügsten und kreativsten Menschen werden von den phantasielosesten Vollpfosten niedergeschossen.

Geändert von Formorian (03.09.2012 um 16:59 Uhr)
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  #4  
Alt 03.09.2012, 22:05
Benutzerbild von Cassandra
Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
Ort: Faerûn
Beiträge: 15.521
In gewisser Weise muss ich mich da Kaeptn und Formorian anschließen. Die Sprache ist sehr flüssig und die Situation, die sich da abspielt wirkt sehr plastisch. Du schreibst auf eine Art und Weise, dass man möglicherweise nach einiger Zeit - nach ein paar Monaten oder so - nicht mehr weiß, ob man das Ganze gelesen oder evtl. in irgend einem Film gesehen hat.
ABER: es ist, wie Du schon sagtest, ein Auszug. Und da hier kaum etwas passiert, kann man auch kaum mehr dazu sagen.
Von daher wäre es spannend, zu erfahren, wer z.B. dieser Typ ist, den sie vielleicht noch einmal sehen will/ muss. Auch eignet sich eine so ausführliche Stelle prima für eine längere Geschichte oder einen Roman. Für eine Kurzgeschichte von - sagen wir - 10 bis 15 Seiten, wäre es dann doch ein wenig zu ausführlich. Von daher: wie lange ist das Endwerk denn?

Geändert von Cassandra (04.09.2012 um 10:30 Uhr)
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  #5  
Alt 04.09.2012, 02:51
Benutzerbild von Ravenchant
Ravenchant Ravenchant ist offline
Waldelfe
 
Registriert seit: 03.2012
Ort: Naher Osten von Hamburg
Beiträge: 39
Ich bin wirklich kein Freund von "Beschreibungsterror" !

Muss aber sagen, dass ich diesen Text stimmig und sehr gelungen finde.

Die ausführliche Beschreibung ist hier nicht Selbstzweck, sondern dient der Geschichte.
Zum einen haben wir den sehr aufwändigen, kleinteiligen Herstellungsprozess der akribisch beschrieben wird, auf der anderen Seite Worte wie "Beeilen" und das ungeduldige Warten auf das abkühlen des Tigels.

Gerade um diese, für die Protagonistin spannungsreiche Atmosphäre zu schaffen, hätte der Text keinesfalls kürzer ausfallen dürfen !

Auch das Überdecken des beißenden Geruches und die Verfärbung des Löffels lassen erahnen was die Gute da zusammen gebraut hat.

Wohin die Reise geht und was es mit dem "Elixier" auf sich hat, möchte man natürlich auch erfahren.
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  #6  
Alt 04.09.2012, 12:24
Benutzerbild von Nephthys
Nephthys Nephthys ist offline
Bewahrer des Friedens
 
Registriert seit: 08.2011
Ort: ~
Beiträge: 5.745
Aloha,

allemiteinander!

Zunächst mal vielen, lieben Dank für eure Mühe den Text zu lesen und mir eure Meinung dazu zu posten!
Zeigt es mir doch, dass in diesem Forum User unterwegs sind, die sich ernsthaft mit den Texten anderer auseinandersetzen.

Danke!!!

Für diejenigen unter euch, die sich dafür interessieren, wie es weiter geht, kommt jetzt ein weiterer Abschnitt der Kurzgeschichte (Japp, Cassandra: es ist eine KG.)

Wie schon im ersten Post möchte ich euch darum bitten nicht mit konstruktiver Kritik zu sparen.


Sie hatte die kleine Stadt betreten, ohne dass es ihr Schwierigkeiten bereitet hätte. Möglicherweise würde sie ihr eigentliches Ziel ebenfalls ohne Probleme erreichen. Aber sie wollte kein Risiko eingehen. Und so fand sie Anschluss an eine Gruppe reisender Händler, die sie aufnahmen, nachdem sie ihrem Anführer ihr letztes Erspartes in die gierigen Hände gedrückt hatte.
„Du tust gut daran, dich uns anzuschließen“, sagte der Händler, während er ihre Münzen in seinem Geldbeutel verschwinden ließ. „Auf den Straßen ist es gefährlich.“
„So?“, fragte sie.
„Ja, sicher! Als wir hierher gekommen sind …“, er drehte sich zu einem jungen Mann um, der sein Schwert schärfte. „He! Sag mal: wie oft wurden wir überfallen?“
Der Mann mit dem Schwert kniff die Augen nachdenklich zusammen. „Oh, ich glaube vier Mal?“
Der Händler wandte sich wieder ihr zu. „Da kannst du sehen. Und das obwohl die Reichswachen ihr Bestes geben. Aber sie werden dem Gesocks einfach nicht Herr. Eine Schande ist das.“
„Das ist ja nicht alles. Wenn ich an die Brände denke …“, murmelte der Mann mit dem Schwert und widmete sich wieder seiner Waffe.
Der Händler nickte nachdenklich mit dem Kopf. „Ja. Er hat recht. Ein ganzes Dorf! Bis auf die Grundmauern herunter gebrannt.“
„Wieso?“, fühlte sie sich verpflichtet zu fragen, obwohl es sie nicht interessierte.
„Wieso? Wer kann das sagen? Vielleicht hat jemand nicht auf seine Feuerstelle geachtet? Wenn ich so an das trockene Wetter denke, könnte ein Funke genügt haben. Die, die überlebt haben, haben jedenfalls behauptet, dass es eine Hexe war. Jawohl! So wahr ich hier vor dir stehe! Eine Hexe soll ihr Dorf angezündet haben“, er schüttelte grinsend mit dem Kopf.
Sie hob ihre dünnen Augenbrauen.
„Sie haben nach der heiligen Inquisition geschickt. Die Gottesmänner werden sich schon darum kümmern“, der Händler lachte, „Wer weiß? Vielleicht haben die Dörfler ja Glück und sehen das gottverlassene Miststück brennen?“
Sie zwang sich zu einem Lächeln, während sie ihre Finger zu Fäusten schloss.
„Na, irgendwen werden sie ganz sicher brennen sehen. Die Inquisition wird sich schon jemanden aussuchen, der …“ Der Händler zischte den Bewaffneten warnend an.
„Ach, keine Sorge, Mütterchen“, sagte er dann, als er ihre verkrampften Finger sah. „dir wird nichts passieren. Wenn du immer in unserer Nähe bleibst, bist du in Sicherheit.“
'In Sicherheit', dachte sie bitter, während ihre Gedanken abschweiften, zurück in eine Zeit, in der sie ebenfalls auf Sicherheit gehofft hatte.



Es grüßt euch

Nephthys
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  #7  
Alt 04.09.2012, 12:58
Benutzerbild von Cassandra
Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
Ort: Faerûn
Beiträge: 15.521
Zitat:
... Aber sie werden des Gesocks einfach nicht Herr. Eine Schande ist das.“ ...
Zitat:
... „Wieso? Wer kann das sagen? Vielleicht hat jemand nicht auf seine Feuerstelle geachtet? Wenn ich so an das trockene Wetter denke, könnte ein Funke genügt haben. Die, die überlebt haben, haben jedenfalls behauptet, dass es eine Hexe war. Jawohl! So wahr ich hier vor dir stehe! Eine Hexe soll ihr Dorf angezündet haben“, er schüttelte grinsend mit dem Kopf.
Sie hob ihre dünnen Augenbrauen.
„Sie haben nach der heiligen Inquisition geschickt. Die Gottesmänner werden sich schon darum kümmern“, der Händler lachte, „Wer weiß? Vielleicht haben die Dörfler ja Glück und sehen das gottverlassene Miststück brennen?“ ...
Man hatte zuerst das Gefühl, der Händler/ der Bewaffnete wäre ein eher rational denkender Mensch (siehe seine Meinung zu dem Brand und sein Kopfschütteln bei der Erwähnung einer Hexe). In dem Zusammenhang finde ich es dann etwas verwirrend, wenn er plötzlich etwas von einem gottverlassenen Miststück sagt. Sollte er das als "Witz" gemeint haben, müsste man das evtl. etwas besser hervorheben.

Zitat:
... Sie zwang sich zu einem Lächeln, während sie ihre Hände zu Fäusten ballte. ...
Zitat:
... „Na, irgendwen werden sie ganz sicher brennen sehen. Die Inquisition wird sich schon jemanden aussuchen, der …“ Der Händler zischte den Bewaffneten warnend an. ...
Falls hier irgendwann der Sprecher gewechselt hat, könntest Du das vielleicht ein wenig deutlicher hervorheben.

Ich hatte das bei anderer Gelegenheit schon mal erwähnt: es ist ein prima Kniff, Figuren nur über ihre Sprache bzw. über das Gesagte zu skizzieren. Das lässt der eigenen Phantasie noch genügend Spielraum, sich selbst ein Bild von der Situation, der Umgebung und vorallem von den Personen zu machen. Gehe ich Recht in der Annahme, dass es sich bei der Frau um eine ältere Person handelt (wg. dem Mütterchen)? Am Anfang bin ich aus irgendwelchen Gründen davon ausgegangen, dass es jmd. jüngeres sein müsste.
Ich bin gespannt, wie´s weitergeht.

Geändert von Cassandra (04.09.2012 um 13:03 Uhr)
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  #8  
Alt 04.09.2012, 17:48
Benutzerbild von Formorian
Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
Registriert seit: 11.2011
Beiträge: 1.161
Zitat:
Zitat von Nephthys Beitrag anzeigen
„Wer weiß? Vielleicht haben die Dörfler ja Glück und sehen das gottverlassene Miststück brennen?“
Die Ironie dieser Bemerkung hatte sich mir schon eröffnet, aber wie Cassandra richtig bemerkt hat nicht jeder das sichere Gespür dafür, etwas Eindeutigeres wäre hier angebracht; etwa so:

"Wer weiß? Vielleicht haben die Dörfler ja Glück und bekommen ihr feuriges Schauspiel, begierig wie sie darauf sind?"

Dialoge scheinen deine Stärke zu sein; die betreffenden Passagen lesen sich absolut flüssig und unverkrampft, eben völlig natürlich. Dickes Lob! Hier darfst du gern auch einmal etwas ausschweifender sein, denn (wie meine Vorposterin ebenfalls anmerkte ) sind sie ein hervorragendes Mittel, die handelnden Akteure zu charackterisieren.
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  #9  
Alt 05.09.2012, 00:25
Benutzerbild von Ravenchant
Ravenchant Ravenchant ist offline
Waldelfe
 
Registriert seit: 03.2012
Ort: Naher Osten von Hamburg
Beiträge: 39
Du beschließt Deinen ersten Textblock mit: " ... verließ ihr Haus und machte sich auf die Reise"
Den Zweiten öffnest Du mit: "Sie hatte die kleine Stadt betreten, ...". Enthält die fertige Geschichte hier noch einen Verbindungsteil ?

Was mich aber mehr verwundert, die Zeiten werden als extrem unruhig beschrieben und unsere Protagonistin schließt sich erst nach dem Erreichen der Stadt einer Gruppe an, die ihr Schutz gewähren soll. Gerade in den alten Zeiten lagen die größten Gefahren doch außerhalb der Städte. Beispielsweise sei hier nur der "Sherwood Forest" erwähnt.

Da es sich um eine Kleinstadt handelt, finde ich es auch etwas schwer vorstellbar, dass die vom Namen zumindest sehr mächtigen Reichswachen so maßlos überfordert sein sollen. Unsere "Heldin" erreicht die Stadt am helllichten Tage (?) da sind die Gassen einer Kleinstadt auch eher wenig bedrohlich.

"Sie hatte die kleine Stadt betreten, ohne dass es ihr Schwierigkeiten bereitet hätte .." das hört sich für mich so an, als ob in dieser fortschrittlichen Stadt schon damals an die "Barrierefreiheit" gedacht wurde. Wahrscheinlich wolltest Du nur darauf hinweisen dass die überforderten Wachen unsere Protagonistin nicht davon abgehalten haben. Aber warum sollten sie einem alten Mütterchen den Zutritt verweigern? Weil in den umliegenden Dörfern eine Hexe umgeht?

Für mich würde es logischer klingen, wenn sie sich beim Erreichen der Stadt erleichter darüber zeigen würde, das die Reise so problemlos verlief.

Bei sich im Mittelalter verortenden Geschichten finde ich modern denkende Menschen immer sehr gewagt. Wenn ein Wissenschaftler oder Philosoph sich diese freie geistige Meinung erarbeitet, na gut. Dass ein Kaufmann so abgeklärt und modern den Hexenglauben ins Lächerliche zieht, müsste aber im weiteren Verlauf der Geschichte noch beleuchtet werden.

Sprachlich, da kann ich mich meinen Vorpostern nur anschließen, ist es tadellos.
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  #10  
Alt 05.09.2012, 22:06
Benutzerbild von Nephthys
Nephthys Nephthys ist offline
Bewahrer des Friedens
 
Registriert seit: 08.2011
Ort: ~
Beiträge: 5.745
Danke!

Aloha allemiteinander,

wie schon beim letzten Mal möchte ich euch ein ganz dickes Danke! sagen.

Ich freue mich über sehr darüber, dass ihr euch die Zeit nehmt den Text zu lesen, zu verbessern und Anmerkungen dazu zu machen.
Ich muss sagen, da sind einige Dinge bei, auf die ich allein nie gekommen wäre. Das überzeugt mich davon, wie wertvoll dieses Forum sein kann. Große Klasse!
Und natürlich - und das möchte ich keinesfalls unerwähnt lassen - freue ich mich sehr über euer Lob.
*verneig*

Ich habe erst überlegt, die Verbesserungsvorschläge schon jetzt einzubauen, habe mich aber dazu entschieden, es "zum Schluss" zu machen. Sprich: wenn alle "Teile" schon einmal "gegengelesen" wurden. Am Ende des Threads wird dann die überarbeitete Fassung stehen.

Lust auf den nächsten Abschnitt?


Wie alt mochte sie gewesen sein? Acht? Neun? Spielte es überhaupt eine Rolle? Jedenfalls war sie noch jung genug, um ihre freie Zeit mit den anderen Kindern auf der Straße zu verbringen, aber schon alt genug, dass ihr Vater sich langsam nach einem Haushalt für sie umsah, in den sie einheiraten konnte. Was ihr Vater damit bezweckte, wenn er immer wieder fremde Leute ins Haus brachte, hatte sie damals nicht gewusst. Sie hatte zu solchen Anlässen stets in ihr bestes Kleid anlegen müssen und sollte sich besonders brav und sittsam benehmen. Also tat sie, was von ihr, als Tochter aus anständigem Hause, erwartet wurde und harrte gelangweilt aber geduldig aus, bis diese Treffen wieder vorbei waren.
Als wieder eine dieser Zusammenkünfte stattfand, wurde ihr der Fremde als Kaufmann aus
coenobium Astnide vorgestellt. Astnide, erklärte ihr Vater, sei knapp eine Tagesreise entfernt, und daher wäre es eine ganz besondere Ehre, dass sich der Herr die Zeit genommen hatte, sie zu besuchen. Er selbst benahm sich an diesem Tag außergewöhnlich gastfreundlich: Aus einer seiner Truhen, die er immer abgeschossen hatte und die sie nie hatte anrühren dürfen, holte er eine verstaubte Flasche und trug währenddessen ihrer Mutter auf, die besten Becher zu bringen.
Ihre Mutter, die damals mit dem vierten Kind schwanger ging, stellte die geforderten Trinkgefäße auf den polierten Holztisch. Gerade als sie sich wieder zurückziehen wollte, riss der Mann seine Hand vor den Mund und hustete.
Sie hätte sich nicht daran erinnert - ganz gewiss nicht nach all den Jahrzehnten, die seitdem ins Land gegangen waren - hätte ihre Mutter nicht diesen seltsamen, besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht bekommen, als sie die Handfläche des Gastes sah.
„Leidet ihr schon lange an diesem Husten?“, fragte ihre Mutter.
Der Gast nickte. „Fast eine Woche.“
Ihre Eltern tauschten einen Blick. Dann wandte sich ihr Vater an sie: „Mathilde. Ich möchte, dass du das Haus verlässt. Geh nach draußen und spiel mit deinen Freunden.“
Verwirrt zupfte sie an ihrer Cotte, wollte einwenden, dass sie beste Kleidung trug, aber ihre Mutter fuhr ihr über den Mund: „Das ist gleichgültig. Versuch einfach dich nicht dreckig zu machen. Ich hol dich dann wieder herein.“ Sie schob ihre Tochter hastig durch die Tür und verschloss sie hinter ihr.
Mathilde überlegte, ob sie der Aufforderung ihrer Mutter nachkommen, und sich jemanden zum spielen suchen sollte.
Aber dann siegte ihre Neugier. Sie lief um das Haus herum, presste sich an die Mauer und spähte durch eine kleine Fensternische hinein.
„… möchte euch nicht beunruhigen, aber es sieht böse aus“, sagte ihr Vater, den sie von dort wo sie stand nicht sehen konnte.
Ihre Mutter huschte an dem Fenster vorbei. Mathilde duckte sich. Dann hörte sie ihre Mutter mit Geschirr hantieren. Mathilde brauchte sie nicht zu sehen, um zu wissen, was sie tat. Sie hatte Mörser und Stößel deutlich vor Augen. Ihre Mutter hatte ihr schon oft gezeigt, wie man damit umzugehen hatte: Welches Kraut Schmerzen lindern konnte, welche Wurzeln man aufkochen musste, wenn jemand fieberte. Mathilde wunderte sich allerdings darüber, dass ihre Mutter ihre Tinkturen zubereitete, obwohl sie Besuch hatten. Sie hatte ihrer Tochter immer sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass dies ein Wissen sei, das unter keinen Umständen mit Fremden geteilt werden durfte.
„Ihr solltet dringend nach einem Arzt schicken lassen. Oder besser noch ein Hospital aufsuchen,“ riet ihr Vater.
Der Fremde klang belustigt, als er antwortete: „Mir ist ein Zimmer in einer schäbigen Herberge um einiges lieber, als ein Besuch …“ Er keuchte und ein erneutes Husten hielt ihn davon ab, weiter zu sprechen.
„Er hat recht“, pflichtete ihre Mutter bei. „In einem dieser elendigen Hospitäler holt er sich nur den Tod.“ Sie lief wieder am Fenster vorbei. Mathilde konnte ihre Schritte hören. Dann hielten sie plötzlich inne und ihre Mutter zischte direkt über ihrem Kopf: „Mach, dass du verschwindest, Kind! Lass dich nicht mehr hier sehen, bis ich dich rufe. Hast du verstanden?“
Das zornige Gesicht ihrer Mutter ließ sie davon laufen.
Das war das letzte Mal, dass sie es hatte sehen dürfen.



Es grüßt euch

Nephthys
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Geändert von Nephthys (05.09.2012 um 22:08 Uhr) Grund: Edith beseitigt Wortwiederholung ...
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  #11  
Alt 05.09.2012, 23:23
Benutzerbild von Ravenchant
Ravenchant Ravenchant ist offline
Waldelfe
 
Registriert seit: 03.2012
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An diesem Flashback unser Protagonistin (?) gibt es wenig auszusetzen.

Was mir dennoch auffiel:

Die Umgangsformen innerhalb dieser Familie erscheinen sehr modern. Das würde ich mir unter mittelalterlichen Gesichtspunkten schon ein wenig förmlicher und distanzierter vorstellen zumal wir uns in "gutem Hause" befinden. Gerade auch, weil bei anwesenden Besuch immer sehr darauf geachtet wird, dass die Tochter im allerbesten Licht dasteht.

"Aus gutem Hause" würde ich in dieser Zeit auch nicht als bloße Floskel sehen, sondern mit einem gehobenen Lebensstandard verbinden.
Das impliziert in meinen Augen Dienstpersonal. Wenn die Hausherrin dazu genötigt wird den Wein einzuschenken, hätte man zuvor vielleicht kurz darauf verweisen sollen, dass das Personal für eine gewisse Zeit weggeschickt wurde. Hierdurch würde auch der "konspirative" Aspekt dieses Zusammentreffens verstärkt.
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  #12  
Alt 05.09.2012, 23:36
Benutzerbild von Nephthys
Nephthys Nephthys ist offline
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Ravenchant, du bist ein Fundus an großartigem Hintergrundwissen!

Ich nehme an, du beschäftigst dich privat / beruflich mit dem Mittelalter?


(Ich muss zugeben, dies ist mein erster "Ausflug" in das RL-Mittelalter. Normalerweise treibe ich mich in meiner "eigenen" Welt rum - da fällt die Recherche flach ^^)
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  #13  
Alt 06.09.2012, 02:21
Benutzerbild von Ravenchant
Ravenchant Ravenchant ist offline
Waldelfe
 
Registriert seit: 03.2012
Ort: Naher Osten von Hamburg
Beiträge: 39
Ja, ich hege eine sehr große Faszination für das Mittelalter. Sowohl für das Reale wie auch für das Fantastische.
Hatte auch einmal vor Geschichte/Archäologie zu studieren. Da ich wohl aber mit dem Schwerpunkt Früh- und Hochmittelalter hier im hohen Norden noch weniger hätte anfangen können als im Rest des Landes und Lehramt für mich keine Option war, habe ich es schweren Herzens lieber gelassen.

Heute weiß ich, dass es für diesen Berufstand auch hier passende Jobs gibt. Die Leiterin des hoch defizitären Spaßbades im Nachbarort ist studierte Historikerin ! :-(

Generell würde ich Dir raten, Deine Geschichten eher in einem "fantastischen" Mittelalter spielen zu lassen. Dabei finde ich es auch immer sehr schön wenn der Autor sich dem realen Mittelalter so weit wie möglich annähert. Mit der Bezeichnung RL- Mittelalter kann es aber sehr schnell unnötig Stress geben.

Hierzu muss man wissen, dass sich die Mittelalterszene in zwei große Lager teilt, die sich in herzlicher Abneigung verbunden fühlen.
Der Grundkonflikt besteht darin, dass sich die auf besondere Authentizität bedachte Fraktion um ihrer Früchte Arbeit betrogen sieht, wenn beispielsweise die "dummen Touristen" auf einem Mittelaltermarkt mehr Faszination für Gruppen zeigen die sich beispielsweise an den Ritterfilmen der fünfziger Jahre orientieren. Der Vorwurf lautet dann, dass es diesen Menschen nicht darum geht geschichtliche Fakten zu vermitteln sondern einfach nur darum Spaß beim "Gewandungs-Camping" zu haben.

Aus dieser Fraktion werden die "Authentischen" dann wiederum als "Spaßbremsen" beschimpft.

Der Initiator der größten mittelalterlichen Veranstaltungsreihen Deutschlands kann davon ein Lied singen. Jahrelang musste er sich aus der authentischen Szene beschimpfen lassen dass seiner Veranstaltungen ein Verrat am authentischen Mittelalter seien. In seinem Forum muss er übelste Beleidigungen ertragen. Nachdem er dann seinem Spectaculum den Zusatz "Phantasie" verpasste und mit den Worten: "Nicht authentisch langweilig sondern phantastisch" kommentierte... Nunja, die Reaktionen muss ich jetzt glaube ich nicht noch beschreiben, oder?

Aber auch innerhalb der authentischen Gruppen ist es ein Hauen und Stechen. So durfte ich einmal eine Diskussion miterleben, in der es schon als unauthentisch galt, Kleidung aus Wolle von Schafrassen zu tragen, die es im Mittelalter noch nicht gab. Leider fehlten bei dieser Diskussion die Ironie-Tags!

Ganz übel wird es zum Beispiel auch für Filmemacher die sich bemühen ihren Film möglichst authentisch zu gestalten und dann die "A"-Szene einladen um von ihr Absolution zu erhalten. Gaaanz böser Fehler ! Jede Kleinstgruppe hat praktisch ihre eigene Definition vom korrekten Mittelalter. Wenn da jetzt jemand von außen kommt und einem das richtige Mittelalter vorführen möchte kommt es gruppendynamisch zu mindestens kurzweilig zum geschlossenen auftreten gegen den Feind.

Mein Ziel ist es, irgendwann einmal eine kleine Geschichte auf hohem Niveau zu verfilmen. Daraus resultiert mein Interesse am Schreiben. Richtige Drehbuchautoren (Die eine interessante Geschichte entwickeln, abseits von Beziehungsdramen und Selbstmord) gibt es in Deutschland ja leider nicht. Alles soll möglichst stimmig und zeitlich authentisch wirken. Ich werde aber einen Teufel tun und es RL- Mittelalter nennen!

Um auf Deine Geschichte zurückzukommen:
Das Mädchen könnte natürlich auch erwähnen, dass es im Elternhaus eher unkonventionell zugeht und so vielleicht den modernen, weniger formalen Umgang erklären.
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 12.09.2012, 00:05
Benutzerbild von Nephthys
Nephthys Nephthys ist offline
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Ort: ~
Beiträge: 5.745
@ Ravenchant: ich werde mir noch die Zeit nehmen ausführlich auf dein letztes Post zu antworten. Zwischen Tür und Angel mag ich nicht :-)


Sö, liebe Freunde der Fantasy,

ich habe mich entschlossen den Rest der Geschichte einzutellen.
Wie immer gilt mein Dank denen, die sich die Mühe gemacht haben bis hierher zu lesen und sich zudem die Zeit genommen haben mit konstruktiver Kritik zu antworten!
Falls ich darf, würde ich an dieser Stelle ein letztes Mal eure Unterstützung in Anspruch nehmen wollen.

Wie bereits angekündigt, würde ich gern (nach einiger Zeit) "abschließend" die von euch vorgeschlagenen Änderungen / Korrekturen einarbeiten. Damit ihr seht, dass ich eure Vorschläge gern annehme. :-)



„Du solltest um unser aller Leben willen lieber mir das Reden überlassen“, sagte der Händler zu seinem bewaffneten Begleiter während er nach vorn, die Straße entlang, nickte.
Auf dem Helweg, der bald
Trotmanni erreichen würde, hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Sie hatte die Reisegruppe noch nicht entdeckt, sondern schien sich auf eine Siedlung zu konzentrieren, die durch die rußigen Spuren gebrandmarkt worden war. Einige Häuser wurden offenbar wieder aufgebaut, denn regelmäßiges Klopfen hallte über die Ebene und improvisierte Kräne ragten in den Himmel.
Mathilde wusste inzwischen, dass der Händler, der sich Lienhart nannte und seit dem Ende seiner Kindheit als fahrender Händler unterwegs war, gern und viel redete. Aber - so hatte sie bei den Gesprächen, die er mit den anderen Reisenden führte, bemerkt - er hörte auch zu. Und so hatte sie Vertrauen darauf, dass er die richtigen Worte finden würde. Sie hoffte zudem, dass der bewaffnete Contzlin klug genug sein würde, dem Befehl des Händlers zu folgen. Sie war sich recht sicher, dass es sich bei der zerstörten Siedlung um die selbe handelte, von der Lienhart zu Beginn ihrer Reise gesprochen hatte. Und wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, dann würde die Stimmung nach wie vor gefährlich sein. Vor allem für eine Frau wie sie.
„Gott zum Gruße“, rief Lienhart, als sein Wagen an der Menge vorbei rumpelte. Es wirkte nicht so, als wolle er die Reisegruppe anhalten lassen. Aber zwei kräftige, in Sarrocks gekleidete Männer stellten sich ihm in den Weg und zwangen ihn dazu, seinen Wagen zum Stehen zu bringen.
„He, Händler“, rief einer der Männer, während er in das Zaumzeug des Maultieres griff, das vor den Wagen gespannt war, „was hast du geladen?“
Contzlin legte eine Hand auf seinen Schwertknauf. Lienhart gestikulierte ihm knapp, er solle seine Waffe los lassen, ehe er antwortete: „Och, so dies und das. Was könnt ihr gebrauchen?“
Ein älterer Mann löste sich aus der Menge, die am Siedlungsrand stand und schlurfte zu den Händlern herüber. „Gebrauchen könnten wir wohl alles, was du zu bieten hast“, keuchte er. Eine junge Frau beeilte sich den Alten zu stützen, wich den Blicken der Sarrocks aus und presste ihre Lippen aufeinander. „Nur bezahlen können wir nichts“, fuhr der Mann mit einer ausschweifenden Geste, die vor allem die Gebäudereste mit einschloss, fort. „Wie du siehst brauchen wir jeden Pfennig.“
Mathilda betrachtete die Häuser. Es waren nicht alle zerstört worden. Es waren nur eine Hand voll Gebäude niedergebrannt. Zwischen den verkohlten Balken erhob sich etwas sehr schmales und sehr dunkles. Die Stelle, an der es den Boden berührte, war verdeckt. Dennoch konnte sie sich nur zu genau denken, was sie dort würde sehen können.
Der Alte war ihrem Blick gefolgt. „Die Heilige Inquisition hat sie mit Gottes Hilfe gefunden. Es ist kaum zu glauben, aber sie hat mitten unter uns gelebt.“
„Eine Schande ist so was“, sagte Lienhart, „scheints, nirgendwo sind wir sicher vor der Teufelsbrut.“
Der alte Mann nickte erst und schüttelte dann bekümmert den Kopf. „Sie war meine eigene Tochter. Stellt es euch vor: Sie ist in den gleichen Mauern aufgewachsen, die sie niedergebrannt hat.“
„Und dafür hat sie am Ende ebenso gebrannt“, brummte der Sarrock.
Mathilde tanzten Bilder zuckender Leiber, schreiender Münder und kochenden Fleisches vor den Augen. Sie hatte schon viele Scheiterhaufen brennen sehen. Viel zu viele.
„Fast wäre sie davon gekommen“, ereiferte sich die junge Frau an der Seite des Greises, „sie hat …“ Ein strenger Blick des Alten ließ sie verstummen.
„Sie wurde durch die Flammen vor Gott geläutert“, sagte er mit fester Stimme. „Lasst uns nicht mehr davon sprechen.“
Er wandte sich an Lienhart. „Wir können uns nichts leisten.
Ich wünsche ich euch eine sichere Weiterreise.“


Sie straffte ihre Gestalt, strich sich die Haare ein letztes Mal sorgfältig unter die Haube, ehe sie den schweren Türklopfer betätigte.
Es dauerte einen Moment, ehe sie hinter der Tür Schritte hören könnte. Dann wurde ihr geöffnet. Ein Mädchen, dessen Bekleidung es als Bedienstete auszeichnete, sah sie fragend an.
„Ich bin hier um deinen Herrn zu sehen“, sagte Mathilde.
Das Mädchen zögerte, ehe es leise ansetzte: „Es tut mir leid, aber der Herr ist krank. Mir wurde aufgetragen, niemanden …“
Mathilde zog die Augenbrauen zusammen. Sie hatte nicht vor, sich von einer Magd abweisen zu lassen. „Das ist mir bekannt. Deshalb bin ich hier.“
„Aber ich …“, begann es und wich Mathildes Blick aus.
„Geh und hol mir die Tochter deines Herren an die Tür“, verlangte Mathilde grob. Sie lugte durch die Tür, und schmerzliche Erinnerungsfetzen flackerten durch ihre Gedanken, während sich die Dienstbotin eilig ins Innere des Hauses zurück zog und die Tür hinter sich schloss. Mathilde hatte es zwar befürchtet, aber nicht wirklich erwartet, dass dieser Gang derartig schwer werden würde. Während sie vor dem großen Haus stand, überlegte sie, ob sie nicht einfach kehrt machen und wieder zurückkehren sollte. Aber dann wurde die schwere Eichentür erneut geöffnet und eine Frau, ein wenig jünger als Mathilde selbst, schob sich in den Eingang. Sofort breitete sich ein breites Lächeln in ihrem Gesicht aus. „Mathilde!“ Sie trat zur Seite und ließ Mathilde eintreten. „Komm herein!“ Die Stimme der anderen hatte sich verändert. War tiefer geworden, zittrig. Genauso zittrig, wie ihr Gesicht faltig geworden war. Aber das waren sie inzwischen wohl beide: faltig. Alt.
„Wo ist er?“, fragte Mathilde.
Das einladende Lächeln der anderen wurde schmaler, als ihr offenbar bewusst wurde, dass Mathilde ihre Freude nicht teilte, bis es schließlich ganz erstarb. „Er ist oben“, erwiderte sie dann kühl.
„Danke“, sagte Mathilde und schob sich an der Anderen vorbei. Während sie auf die Treppe zusteuerte, fügte sie hinzu: „ … auch für den Brief.“
Sie ließ ihre Schwester hinter sich zurück und stieg die knarrenden Stufen empor.
Am Ende eines schmalen Flurs gab es eine geschlossene Tür. Mathilde hätte ihre Erinnerungen nicht gebraucht, um das elterliche Schlafzimmer wiederzufinden. Der Geruch nach Alter und Krankheit schlug ihr schwer entgegen.
Sie trat in das Zimmer ein, ohne zu klopfen.
Zwischen allerlei Fellen und Kissen lag ein abgemagertes Gesicht. Blasse Augen suchten den Türrahmen und flackerten kurz, als sie Mathilde erkannten. Dann wanderten sie wieder zurück und saugten sich an der Decke fest. Der halb geöffnete, schmallippige Mund gab ein leises Stöhnen von sich, gefolgt von einem schwachen „Du bist es.“
Mathilde ging zum Bett, stellte sich daneben auf und schaute auf den sterbenden Mann herab. Es fiel ihr schwer ihn mit dem kräftigen, stolzen Menschen in Zusammenhang zu bringen, der er einst gewesen war.
„Ja.“
„Du bist gekommen.“ Seine Augen waren noch immer zur Decke gerichtet. Die fahle Haut glänzte im düsteren Licht, das sich durch ein kleines Fenster den Weg in das Zimmer erkämpfte.
Sie antwortete ihm nicht. Stattdessen zog sie sich einen Hocker an das Bett und setzte sich darauf, ohne um Erlaubnis zu fragen. Damals, vor fast einem ganzen Leben, hätte sie sich das nicht gewagt.
Seine Augen suchten jetzt wieder den Kontakt zu ihr. Sein Kopf drehte sich über die dicken Kissen in ihre Richtung. Sie konnte den Schädel durch die dünne Haut erkennen. Die dunklen Ringe, die blutleeren Lippen, die eingefallenen Wangen erzählten von seiner nicht mehr so fernen Zukunft.
„Ich konnte nicht anders“, sagte er. Seine Stimme klang zerbrechlich. Gänzlich anders als damals.
Sie schwieg. Unterdrückte die Antworten, die sie ihm seit damals immer wieder in Gedanken entgegengeschleudert hatte.
„Du musst mir glauben. Ich hatte keine Wahl.“
„Doch. Die hattest du“, brach sie mit leiser, beherrschter Stimme ihr Schweigen.
Sein Mund verzog sich. Sie konnte nicht entscheiden, ob es ein Lächeln war oder ein Ausdruck von Schmerz.
„Welche denn?“
„Du hättest zu ihr stehen können.“
„Ja. Das hätte ich. Und dann? Dann hätte man auch mich zur peinlichen Befragung gebracht.“
„So wie sie.“
„Ja, so wie sie. Und wer hätte sich dann um euch kümmern sollen?“
„Das hast du nicht“, es fiel ihr zunehmend schwerer, ihren Zorn zu verbergen.
„Nein? Und wer hat dafür gesorgt, dass du …“
„Dass ich weg gebracht wurde?“, unterbrach sie ihn.
Er rang rasselnd nach Atem, ehe er weiter sprach: „Es ist nicht ein einziger Tag, den der Herr hat werden lassen, vergangen, an dem ich nicht um Vergebung für meine Sünden gebetet habe. Nicht ein einziger.“
„Glaubst du daran, dass dir der Herr vergeben wird?“
Er schloss die Augen, wirkte erschöpft. Antwortete nicht auf ihre Frage.
Ihre Finger suchten nach dem Beutel, der an ihrem Gürtel hing. Fühlten nach dem Fläschchen. Sie überlegte, wie sie es anstellen konnte.
„Willst du einen Schluck Wasser?“
Seine Hand wühlte sich zur Antwort aus dem Fell heraus und dürre Finger, deren Gelenke geschwollen herausstachen, deuteten fahrig auf einen Krug und einen Becher, die auf einem Tisch standen.
Während sie aufstand öffnete sie den Beutel und nahm die Flasche heraus. Sie stellte sich zwischen Krug und Bett, entkorkte das Fläschchen und leerte seinen Inhalt in den Becher. Dann füllte sie ihn mit Wasser auf.
Als sie sich wieder herumdrehte, hatte er seine Augen wieder geöffnet. Er blickte sie neugierig an.
„Ich sterbe sowieso“, flüsterte er, „es ist nicht nötig, dass du dein Gewissen belastest.“
Sie lächelte mitleidig.
„So Gott will, werde ich bald diese Welt verlassen. Dann finde ich hoffentlich Frieden“, murmelte er.
Um ihm zu zeigen, dass sie nicht beabsichtigte, ihn zu vergiften, nahm sie selbst einen Schluck aus dem Becher und ließ das fast geschmacklose Wasser ihre Kehle hinab rinnen.
Dann half sie dem alten Mann auf, und legte ihm das Gefäß an die Lippen. Möglicherweise roch er die Flüssigkeit, die sie zugesetzt hatte, dennoch trank der Sterbende nach einem kurzen Zögern. Sie nahm den Becher von seinem Mund, als er ihn restlos geleert hatte.
„Du musst mir glauben: es gab für mich keine Wahl. Als er,“ sie war sich sicher, dass er von dem Kaufmann sprach, der damals bei ihnen gewesen war, „gesundete, hatte sein Weg ihn unverzüglich zur Inquisition geführt.“
Sie legte ihn vorsichtig wieder zurück auf das Bett. Sein Körper schien zu versinken.
„Kein Tag ohne die Schuld“, seufzte er.
Sie nickte. Sie wusste es. Ihre Schwester hatte es ihr geschrieben. Sie hatte geschrieben, dass er Nächte lang nicht schlafen konnte, dass er von Albträumen geplagt wurde, dass er des Nachts den gesamten Hausstand mit seinen Schreien weckte, dass er sich den erlösenden Tod wünschte.
„Wirst du mir vergeben?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein,“ sagte sie, „das werde ich nicht.“
Sie sah seine Hoffnung zerbrechen, ehe sich seine Augen schlossen und Tränen an den Wangen entlang liefen.
Sein Körper entspannte sich.
Sie stieg die Stufen wieder herab, begleitet von seinem gleichmäßigen, leisen Schnarchen. Mathilda war nicht das, was sie Hexe nannten. Sie war kein schlechter, vom Teufel besessener Mensch. Im Gegenteil: sie war Heilerin, genau wie es ihre Mutter gewesen war.
Er – ihr Vater – würde nicht sterben. Noch lange nicht. Sie hatte ihm Jahrzehnte geschenkt. Noch viel Zeit, in der gebrochen und leidend an die Nacht zurückdenken konnte, in der er tatenlos dabei zu gesehen hatte, wie ihre Mutter verbrannt worden war.



Es grüßt

Nephthys
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Wieso eigentlich ... sind Drachen weise? Das sind Echsen, liebe Leute. Echsen! Habt ihr euch schon mal nen Gehirn von einer Echse angeguckt? Himmel! Da haben meine Meerschweinchen größere Gehirne - und die finden nicht mal den Weg aus ihrem Käfig raus.
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Wer sich für Fantasy, Kurzgeschichten, Betrachtungen zur Sci-Fi, darstellerisches Handwerk, Computerkunst, Rezensionen, Biologie, Histologie, Taxonomie ... interessiert, der wird hier fündig: Marinas (fantastische) Welt
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  #15  
Alt 13.09.2012, 02:59
Benutzerbild von Ravenchant
Ravenchant Ravenchant ist offline
Waldelfe
 
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Vorweg, der Erzählstil gefällt mir über die gesamte Geschichte hinweg sehr gut.

Unsere Protagonistin hatte die Stadtmauern doch schon vor längerer Zeit hinter sich gelassen. Da scheint es mir sehr irritierend, wenn die Reisegruppe jetzt an einer niedergebrannten Siedlung vorbeikommt. Eine Siedlung zeichnet sich doch dadurch aus, dass sie einen eher provisorischen Charakter hat und außerhalb einer Stadt liegt. Vielleicht meinst Du ja eher ein Stadtviertel das niederbrannte.

Den gesamten Handlungsstrang, Reise in unsicheren Zeiten - Gruppe von Gefährten mit unterschiedlichen Charakteren - mysteriöse Gerüchte - Exempel der Hexenverbrennung würden meiner Meinung nach viel besser an den Anfang der Geschichte passen, nachdem sie ihr Fläschchen befüllt hat und sich auf die Reise begibt. Das momentan relativ ausführlich geschilderte Ankommen in der Stadt hat ja für den Fortgang der Geschichte keine weitere Bedeutung.

So wie die Mechanismen der Hexenverfolgung in der Geschichte dargestellt werden, vertreten sie heute eigentlich nur noch die Neuheiden und die Feministinnen.

Vor einiger Zeit gab es im Deutschlandfunk mal einen sehr ausführlichen Beitrag zum Stand der Wissenschaft bezüglich der Hexenverfolgung. Der deckt sich weitestgehend mit dem, was man in der Wikipedia dazu findet:

Erste Verurteilungen von Hexen gab es im 13. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Inquisition, wobei jedoch die Zielsetzung der Inquisition zu beachten ist: zielten die in der Frühen Neuzeit dominierenden Hexenprozesse weltlicher Gerichte auf die Bestrafung vermeintlich Schuldiger, strebte die Inquisition die Umkehr und Rekonziliation der Beschuldigten an, was sich in der weniger häufigen Anwendung der Todesstrafe ausdrückt. Darüber hinaus war das Hauptaugenmerk der Inquisition nicht auf Hexen, sondern auf Häretiker gerichtet. ... Die staatliche spanische Inquisition, gegründet im späten 15. Jahrhundert, lehnte Hexenverfolgung ausdrücklich ab. Die im 16. Jahrhundert folgende römische Inquisition schritt wiederholt gegen Hexenverfolgungen ein.

Dieses Einschreiten der Inquisition gegen die Hexenverfolgung wurde auch in dem Beitrag des Deutschlandfunks sehr ausführlich behandelt.

Gerade auf dem Höhepunkt der Hexenverfolgung (1550–1650) gab dieses "Business" sehr vielen Stadtbediensteten "Lohn und Brot". Entgegen der landläufige Meinung wurden sehr viele wohlhabende Menschen der Hexerei bezichtigt. Der Besitz der Verurteilten viel an die Stadt.

Auch wenn mir klar ist, dass man diesen komplexen Sachverhalt nicht in einer Kurzgeschichte packen kann, möchte ich doch auf die wissenschaftliche Faktenlage hinweisen, weil mich die stereotype Darstellung der Hexenverfolgung sehr stört.

Dass der geheilte Kaufmann Mathildes Mutter denunziert, ist sicherlich ein Stilmittel um die Tragik der Situation zu steigern (Der Lebensretterin den sicheren Tod bescheren anstatt Dankbarkeit zu zeigen). Auf mich würde es aber "organischer" wirken, wenn sich die Tat des Kaufmannes aus einer großen Verärgerung herleiten würde. Zum Beispiel einem Pulver, das ihm den lang ersehnten Stammhalter bescheren soll und dann wird nur ein weiteres "wertloses" Mädchen geboren.

Sich in bedingungsloser Liebe zu opfern, mag ein gangbarer Weg sein, wenn es nur um die Beziehungen eines Paares geht. Eben das Gefühl, ohne den anderen nicht weiterleben zu können. Doch hier haben wir ja noch die kleine Mathilde und im Mittelalter gab es noch kein Jugendamt dass das Kind in seine Obhut nehmen würde. Die Argumentation des Vaters, eben nicht frei zu sein sich zu opfern finde ich daher durchaus nachvollziehbar. Das er Mathilde dann doch weg gibt wirkt nicht wirklich stimmig und dient meiner Meinung nach nur dazu ihn als egoistischen Unmenschen dastehen zu lassen, der sein Leid verdient hat.

Wäre es nicht noch viel tragischer, wenn der Vater nicht um die Mutter kämpfen konnte, gerade weil er Sorge um die Zukunft seines Kindes hatte und Mathilde dieses grausame Opfer ihres Vaters ihr Leben lang nicht anerkennen kann, weil sie das Geschehen immer noch durch die Augen eines kleinen traumatisierten Mädchens sieht?


Sehr genial finde ich das Anfangs- und Endbild der Geschichte. Am Anfang denkt man, sie braut ein aggressives Gift zusammen um Rache zu nehmen, am Ende stellt sich die Tinktur als sehr heilsame Medizin heraus, doch wird dadurch die Rache noch viel grausamer.

So bleibt bei einem moralischen Leser der Eindruck zurück, hier hat ein Schuldiger seine gerechte Strafe erhalten.

Bei der von mir vorgeschlagenen Wendung würde sich auch die in blindem Hass gefangene Mathilde schuldig machen.

By the way:
Kennst Du das Lied "Die Flucht" von Schandmaul?
So hätte sich sicherlich die kleine Mathilde die Reaktion ihres Vaters gewünscht.
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  #16  
Alt 18.09.2012, 14:19
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ich bin nocheinmal in mich gegangen und überlege, ob die Abschnitte der Reise tatsächlich notwendig für die Geschichte sind.
Würde die KG gewinnen können, wenn sie sich lediglich auf Mathilda bezieht?
Sprich: Elixier brauen, Rückblick, Besuch beim Vater?

Ursprünglich hatte ich die Reise mit eingebaut, damit deutlich wird, welche Auswüchse eine Verfolgung haben kann. Allerdings glaube ich, dass jeder (s)eine (eigene) Vorstellung zur Hexenverfolgung hat und diese Information daher überflüssig sein könnte?

Was meint ihr?

Es grüßt

Nephthys


P.S.: @Ravenchant: ich danke dir für dein umfangreiches Feedback. Ich möchte gern noch umfassend darauf zurück kommen.
Momentan möchte ich gerne zu diesem Einwand etwas sagen:
Gerade auf dem Höhepunkt der Hexenverfolgung (1550–1650) gab dieses "Business" sehr vielen Stadtbediensteten "Lohn und Brot". Entgegen der landläufige Meinung wurden sehr viele wohlhabende Menschen der Hexerei bezichtigt. Der Besitz der Verurteilten fiel an die Stadt.
Ja, das war mir bekannt. :-)
So gesehen war die Inquisition ein Freibrief zur "nachhaltigen" Enteignung ... :-(
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Geändert von Nephthys (18.09.2012 um 14:21 Uhr)
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  #17  
Alt 21.09.2012, 03:57
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Ich finde das Element der Reise schon sehr wichtig, allein um der Geschichte ein, wie soll ich sagen "zeitliches Volumen" zu geben. Der Übergang vom Trank brauen zum Elternhaus wäre viel zu abrupt. Auch die Rückblende ist meiner Meinung nach wirkungsvoller wenn sie im Laufe der Reise durch ein starkes emotionales Ereignis ausgelöst wird.

Die Reisegruppe könnte beispielsweise beim durchqueren eines Dorfes in einen Konflikt um eine Hexe gezogen werden. Deinen Kaufmann den Du ja als ziemlich abgeklärt vorgestellt hast, könnte sich auf verschiedene Art für die vermeintliche Hexe einsetzen.

1. Wenn Du die Gier der Ankläger bloßstellen willst: Der Kaufmann übernimmt die finanzielle Schuld (durch Schadenzauber entstandene Kosten) die der Hexe zur Last gelegt werden, beispielsweise weil sie ihn an seine verstorbene Frau erinnert.

2. Der Kaufmann könnte sich für die Wissenschaften interessieren oder kleine "Zauberkunststücke" vorführen.
Ganz wichtig, er verrät seinem staunenden Publikum sofort die Tricks, denn es geht ihm darum darzulegen, dass es keine echte Zauberei gibt. Anderenfalls würde er sich selbst in höchste Gefahr begeben.

Hintergrund: Bärlappsporen besitzen eine hydrophobe (wasserabweisende) Wirkung. Wenn man es geschickt anstellte, konnte eine Delinquenten ihre Hand in einen Krug Wasser stecken und wieder herausziehen ohne dass diese nass wurde. Dieser Trick wurde im Mittelalter wirklich genutzt um das "richtige" Ergebnis zu erhalten. Man glaubte, dass das reine Element Wasser Hexen und Hexer abstoßen würde.

Unser Kaufmann deckt diesen Schwindel auf!

Bei "richtigen" Hexen und Magiern sind Bärlappsporen übrigens wegen ihrer pyrotechnischen Eigenschaften sehr beliebt. Auch bekannt als Hexenmehl, Drudenkraut oder Blitzpulver. Wenn man sie geschickt in eine Flamme wirft, erscheint die daraus resultierende Staubexplosion, als würden der Hexe Feuerblitze aus den Handgelenken fahren.

3. Die Reisenden begegnen einer Gruppe Reiter, denen der Kaufmann "wie vereinbart" Waffen liefert. Mathilda hält sie zuerst für eine Räuberbande. Doch der nächste Ort den sie erreichen, befindet sich in großer Aufruhr. Etwas unvorstellbares ist passiert. Die Hexe konnte ihrer gerechten Strafe entkommen, eine Gruppe bewaffneter Reiter befreite sie.

Ein Ereignis dieser Art könnten bei Mathilda den Flashsback auslösen.


In der ursprünglichen Geschichte hat mich hauptsächlich gestört, das Mathildas Sicherheitsbedürfnis erst geweckt wurde, nachdem sie die Tore der Stadt durchschritten hatte. Gerade an diesem Punkt der Geschichte sollte sie sich doch von der Reisegruppe trennen und schnurstracks zu ihrem Elternhaus gehen.
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  #18  
Alt 09.10.2012, 20:08
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Nephthys Nephthys ist offline
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Eine Frage an alle, die mir in diesem Thread bisher unter die Arme gegriffen haben:

Ich möchte mich so langsam an die Verbesserungen machen.
Und weil ich eine unverbesserliche Egozentrikerin bin, werde ich die neue Fassung der KG auch auf meiner HP posten.
Ich würde dort gern meinen Helfern danken. Selbstverständlich "nur" mit dem Nickname.
Und weil ich nicht möchte, dass sich jemand (zu Recht) ans Bein gepieselt fühlt, frage ich auf diesem Weg nach eurem Einverständnis dafür.


Es grüßt euch

Nephthys
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