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Richtig gute Bösewichte!

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  #21  
Alt 07.01.2014, 18:45
Benutzerbild von Moon Mac Connuilh
Moon Mac Connuilh Moon Mac Connuilh ist offline
Ritter der Tafelrunde
 
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Ja, vermutlich ist der Antrieb, bzw. die Intention das Entscheidende.
Bei den Bösen ist es oft Macht. Sie wollen sich abheben.
Besser, bzw. erfolgreicher sein, als andere.
Dazu kommt ihre Maßlosigkeit. Was sie haben, genügt ihnen nicht. Auch wenn es zum Leben gut reichen würde. Es muss noch mehr sein.
Es reicht auch nicht den Feind zu vermöbeln. Nein, sie müssen ihn töten. Dazu seine Familie und Kindeskinder.
Sie haben ein riesiges und leicht verletzbares Ego. Vielleicht auch Stolz, der ihnen nicht erlaubt, das Gesicht zu verlieren.
Das Ansehen anderer ist ihnen oft wichtiger, als ihr eigenes Gewissen.
Das macht sie unfreier und unterwirft sie Zwängen. Ebenso ihre Unfähigkeit zu vergeben.
Sie besitzen oft Ehrgeiz im Übermaß, da sie einen Mangel an echtem Selbstwertgefühl und wenig Eigenliebe haben. Es fehlt ihnen daher oft an der nötigen Empathie. Die Leere im Inneren soll durch äußeren Erfolg und Macht kompensiert werden. Da alles immer einen Ausgleich sucht.
"Der wahre Schatz liegt in Dir" -Diesen Satz wird ein Bösewicht wohl kaum verstehen.
Wer dagegen alles schon hat und insich ruht, der braucht nichts mehr. Er ist sich selbst schon genug.
Der Bösewicht dagegen bleibt ruhelos. Es fehlt ihm der innere Frieden. Und nichts was er im Außen ereicht hat, kann ihn auf Dauer innerlich satt machen.
Er sucht an der falschen Stelle.
Insofern ist jeder Bösewicht tragisch.
Auch wenn er sich im Moment seines scheinbaren Triumpes hämisch ins Fäustchen lacht. Der Erfolg wird ihm bald schon gleichgültig. Dann braucht er ein größeres Ziel. -Oder einen "guten Feind", der ihm die Langeweile vertreibt.
Einen echten Helden, eben.

Geändert von Moon Mac Connuilh (07.01.2014 um 20:29 Uhr)
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  #22  
Alt 08.01.2014, 14:38
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Formorian Formorian ist offline
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Zitat:
Zitat von Moon Mac Connuilh Beitrag anzeigen
Ja, vermutlich ist der Antrieb, bzw. die Intention das Entscheidende.
Bei den Bösen ist es oft Macht. Sie wollen sich abheben.
Besser, bzw. erfolgreicher sein, als andere.
Dazu kommt ihre Maßlosigkeit. Was sie haben, genügt ihnen nicht. Auch wenn es zum Leben gut reichen würde. Es muss noch mehr sein.
Eine solche Intention scheint mir nicht gerade das ultimative Beispiel von Bosheit zu sein. Was ist verwerflich daran, mehr haben zu wollen als vom allgemeinen Konsens der Mittelmäßigkeit zugestandenen elementaren Notwendigsten? Vor allem, wenn man die Fähigkeit und die Mittel hat, es zu bekommen? Nicht jeder strebsame Erfolgsmensch muss gleich ein gewissenloser Schuft sein, doch wer mehr haben kann und sich mit weniger begnügt ist ein Idiot .
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  #23  
Alt 08.01.2014, 15:10
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Ich mag das, wenn der Dunkle Meister seine Stimme erhebt. ^^

Um mich auf Deinen Punkt bezüglich Mittelmäßigkeit vs. Erfolg zu beziehen: Darum hatte ich etwas weiter oben die Vermutung angestellt,
es gäbe vielleicht gar nicht "das Böse", sondern lediglich ein Prinzip von Ursache und Wirkung. Ich eigne mir etwas an, das daraufhin u.U. jemand
anderem fehlt. Konsequenz: Pech für ihn, gut für mich. Und das war's dann auch schon.

Vielleicht liegt unser Bild des Bösen dem Wunsch zugrunde, denjenigen, der besser/erfolgreicher/mächtiger etc. ist als man selbst, wenigstens im
Sinne von Sitte und Moral brandmarken zu können. Wer weiß ..
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  #24  
Alt 08.01.2014, 15:22
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Formorian Formorian ist offline
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Ich denke mal, der Begriff der Unbescheidenheit als Ausdruck des Bösen wurde von jenen Leuten in die Welt gesetzt, die ihren willfährigen Steigbügelhaltern Wasser predigen und selbst Champager kübeln. Sucht man nach wahrer Bosheit, wird man unter diesen Heiligen von eigenen Gnaden am schnellsten fündig.
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  #25  
Alt 08.01.2014, 15:47
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Man denke beispielsweise an einen gewissen Bischof und seine 30 Millionen Euro Einsiedlerklause ... ^^
Prinzipiell spricht nichts dagegen, wenn jemand gerne hübsch wohnt, nur sollte es zum persönlichen Werdegang und dem proklamierten Weltbild passen.
Sehr böse, das Ganze ...
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  #26  
Alt 08.01.2014, 16:44
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Moon Mac Connuilh Moon Mac Connuilh ist offline
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Hey cool,
jetzt wird es hier spannend!
Das mit dem rechten Maß ist eine interessante Sache!
Für mich ist das so: Selbst wenn ich mehrere Millionen auf dem Konto oder in der Schatzkammer habe, kann ich trotzdem nur drei bis fünf Mahlzeiten am Tag zu mir nehmen (Es sei denn ich bin ein Hobbit).
Ich kann in nur einem Haus (oder Schloss) wohnen und in nur einem Bett schlafen.
Natürlich muss ich auch etwas für schlechte Zeiten zurücklegen, oder für Familie und Kinder ansparen. Das versteht sich von selbst.
Aber wieviel?
Und was, wenn mein Freund neben mir hungert?
Gebe ich ihm dann etwas ab von meinem Reichtum?
Oder denke ich mir: Pech gehabt-schlechtes Karma-ich bin eben besser, als du?
Auf die Empathie kommt es für mich an. Und auf die Demut. Die geht schnell verloren. (Ein Bösewicht kennt sie gar nicht)
Denn wenn ich das Glück hatte, hatte es ein anderer nicht.
Wenn ich zu-viel Geld habe, hat ein anderer zu-wenig.
Jeder hat andere Fähigkeiten mitbekommen.
Der eine hat einen wachen Geist, ein anderer dafür ein großes Herz.
Beides ist gleich-wertig
Keiner darf sich deshalb größer fühlen oder wichtiger.
Und viel schlimmer noch:wertvoller Das habe ich mit "abheben" gemeint.

Ich persönlich glaube nicht, dass an Reichtum irgendetwas schlecht ist, solange man andere, denen es schlechter geht, daran teilhaben lässt.

Ich zitiere hier gerne Spidermans Onkel : "Große Macht bedeutet große Verantwortung!"
Ansonsten teile ich gerne die Weisheit des Narren:
"Bin nichts, kann nichts, macht auch nichts!"
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  #27  
Alt 08.01.2014, 17:54
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Im großen und ganzen teile ich Deine Ansicht: soziale Gerechtigkeit ist jedermanns Sache. Wo gibt es den Bilderbuchschurken, der sich nicht unwohl fühlt, wenn er Leid bemerkt, das er lindern könnte, es aber nicht tut? Oder sich auch noch darüber amüsiert oder gar bestätigt fühlt? Im Märchen, nehme ich an. Jeder fühlt sich wohl, wenn er als Wohltäter dastehen kann, und sei es auch nur der Puplicity wegen oder um den Geholfenen in seine Abhängigkeit zu bringen - wohl die wahre Motivation der meisten vermeintlichen Wohltäter.
Was ich aber nicht im Mindesten nachvollziehen kann ist das von Dir proklamierte Gesetz der Umverteilung: weshalb sollte es jemandem proportional zu meinem steigenden materiellen Wohlbefinden schlechter gehen? Kannst Du mir die Kausalität erklären? Liegt es nicht eher daran, dass - oh heiliges Phlegma! - die meisten Leute, denen es monetär mies geht, sich lieber in Zorn und negativem Neid über die Bessergestellten ergehen, anstatt mal den Hintern zu bewegen und es ihnen gleichzutun? Es ist nämlich genug für alle da, man muss sich nur mal auch eben danach bücken.
Nenn mich einen Sozialdarwinisten, wenn Du magst. Das ändert nichts an der Tatsache.
Ich denke, solche Philosophien der automatischen Umverteilung werden von den Leuten in die Welt gesetzt, die den größten Nutzen davon haben, wie ich oben ja schon andeutete. Wenn es sich da um ein universelles Prinzip handelte, dann würde es wohl auch bedeuten dass, je glücklicher ich bin, jemand anders um so unglücklicher würde.
Macht es mich zum Schurken, wenn lieber ich im Sonnenschein stehe?
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  #28  
Alt 08.01.2014, 18:45
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Moon Mac Connuilh Moon Mac Connuilh ist offline
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Nein, natürlich nicht!
"The best things in life are free!"
(Geld und Jobs sind da eine Ausnahme)

-Rein theoretisch ist ja genug da, nur eben unfair verteilt.
Das sich jeder nur bücken muss, ist jedoch ein Märchen.
In meinem persönlichen Umfeld gibt es eine Reihe Menschen(Angehörige und Freunde), die armen und sozialschwachen Kindern und Familien helfen.
Ich weiß daher sehr genau, wie es dort mit den sogenannten Chancen aussieht. Sie sind mehr als begrenzt.
Und wenn Du einer allein erziehenden Mutter mit drei Kindern sagst, dass ihre zwei Jobs nicht genug sind, dass sie noch mehr tun muss,- sie muss sich nur anstrengen!- sie wird Dir sicher nicht zustimmen.
Universelle Gesetze sind eine Sache- Aber die Gesetze unsere Gesellschaft sind eben von Menschen gemacht.(Von solchen, die eine solche Armut nicht kennen).
Ich kann jedem nur empfehlen etwas Zeit mit sozialschwachen Menschen zu verbringen.
Wenn man das Leben mit einer Rennbann vergleicht, dann sind sie viel weiter hinten gestartet. Sie haben familiär weder die gleichen Chancen noch Ausgangspositionen.
Egal wie schnell sie auch rennen, sie werden immer weiter hinten bleiben.
Das ist keine Philosophie, sondern leider die Wahrheit.
Mit Neid auf Bessergestellte hat das nichts zu tun. Sie wollen nur leben, mehr nicht. Und selbst das ist schon schwierig.
Die Kinderarmut ist unheimlich groß in diesem Land. Viele bekommen nicht mal ein warmes Mittagessen. Und wenn ihre Eltern von den vielen Jobs nach Hause kommen, sind sie müde und ausgelaugt.
Natürlich gibt es auch die reichen Schurken, die sich als Wohltäter brüsten und dadurch besser fühlen.
Aber einem armen Menschen ist es im Grunde egal, woher das Geld kommt, hauptsache er kann damit sich und seine Kinder ernähren.
Da fällt mir ein Spruch aus Faust ein. Er ist von Mephistofelez : "Ich bin von jener dunklen Kraft, die Böses will und Gutes schafft." oder so.
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  #29  
Alt 08.01.2014, 18:56
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Des Pudels Kern ...
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  #30  
Alt 08.01.2014, 19:15
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Dennoch kommt prinzipiell jeder nicht behinderte Mensch, unabhängig von seiner Herkunft oder Umgebung, mit den gleichen Chancen auf diese Welt. Manche nutzen sie, viele nicht. So traurig das Los dieser Versager auch ist, haben die meisten sich ihr Elend doch selbst zuzuschreiben. Sie haben sich im alltäglichen Djungelkampf als untauglich erwiesen und jammern nun um eine zweite Chance, die sie nicht bekommen. Soll man all diesen Losern ständig unter die Arme greifen, damit sie auf Kosten der Allgemeinheit die selben Fehler immer wieder machen?
Die Evolution war nur deshalb so erfolgreich, weil sie sich solche Gefühlsduseleien nicht erlaubte.
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  #31  
Alt 08.01.2014, 19:30
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Inwiefern war die Evolution erfolgreich? Dass sie mittlerweile in die soundsovielte Verlängerung geht, muss nicht zwingend etwas über
ihre Qualität aussagen - die "Lindenstraße" läuft auch schon seit fast 20 Jahren ...
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  #32  
Alt 08.01.2014, 19:54
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Der Mensch hat sich verbessert?
Also menschlicher ist er nicht geworden
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  #33  
Alt 08.01.2014, 20:14
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Natürlich verläuft die Evolution nicht zielgerichtet, und beendet wird sie niemals sein. Survival of the fittest ist ihr Gesetz.
Aber natürlich hast Du recht: ihrer wahren Natur längst entfremdet, sind die sozialen Systeme der Menschheit heute deren einzige Überlebenschance.
Und damit möchte ich das kleine Gratis - Seminar "Wie schaffe ich den perfekten Bösewicht?" nun schließen.
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  #34  
Alt 08.01.2014, 21:05
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Moon Mac Connuilh Moon Mac Connuilh ist offline
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Danke für deinen Beitrag Formorien!
Also ich hatte viel Spass.

Was böse ist, scheint im Auge des Betrachters zu liegen.
Das ist ja das spannende.
Das Böse wie das Gute, hat viele Standpunkte, hat viele Gesichter.
Und beide Seiten sind absolut davon überzeugt, richtig zu handeln.
Hätten wir überhaupt Moral, wenn man uns anders erzogen hätte?
Hätten wir Mitgefühl, wenn uns unsere Eltern uns nicht erklärt hätten, dass wir andere Lebewesen achten müssen?

Hier stellt sich die Frage wieviel Einfluss die Prägung unserer Eltern auf unser Denken und Verhalten hat? Wie würden wir ohne diese Erziehung handeln?
Wären wir von Grund auf gut oder eher böse? Oder einfach nur egoistisch?

Haben wir von Grund auf Empathie? Oder müssen wir sie erst im Laufe des Lebens entwickeln?
Aus psychologischer Sicht, und nach neusten Ergebnissen der Hirnforschung, ist die Hirnregion, die für Empathie zuständig ist, bei Psychopathen und Schwerverbrechern, deutlich inaktiver als bei normalen Menschen.
Sie können sich selbst nicht fühlen und daher auch nicht mitfühlen.
Die Ursachen dafür werden in frühster Kindheit gesucht. Aber ganz sicher, ist man sich immer noch nicht.

Es ist einfach nur spannend
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  #35  
Alt 09.01.2014, 04:59
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Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
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Zitat:
Zitat von Formorian Beitrag anzeigen
Dennoch kommt prinzipiell jeder nicht behinderte Mensch, unabhängig von seiner Herkunft oder Umgebung, mit den gleichen Chancen auf diese Welt. Manche nutzen sie, viele nicht. So traurig das Los dieser Versager auch ist, haben die meisten sich ihr Elend doch selbst zuzuschreiben. Sie haben sich im alltäglichen Djungelkampf als untauglich erwiesen und jammern nun um eine zweite Chance, die sie nicht bekommen. Soll man all diesen Losern ständig unter die Arme greifen, damit sie auf Kosten der Allgemeinheit die selben Fehler immer wieder machen?
Die Evolution war nur deshalb so erfolgreich, weil sie sich solche Gefühlsduseleien nicht erlaubte.
So eine Aussage ärgert mich jetzt doch ein bisschen.

Der sogenannte Sozialdarwinismus führte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Rassismus, zur Diskriminierung anderer Ethnien, zur Kastration und sogar zur Euthanasie von Behinderten, zum Kindesentzug und zur Zwangs-Umerziehung von "Eingeborenen" in den Kolonien und zu vielen anderen Greulen. Dabei feierten sich die Täter als überlebende, überlegene "Fitteste" im Sinne des Darwinismus, und somit als nicht nur berechtigt, sondern sogar als verpflichtet zu ihrem Tun. Das fand nicht nur im nationalsozialistischen Deutschland statt, sondern auf der ganzen Welt.

Wie überheblich muss man eigentlich sein, das nicht (mehr) zu wissen?

Solange man zu den 20jährigen, gesunden Weißen gehört, die in einem privilegierten Land leben, findet man das vielleicht noch lustig, so als eine Art Sport, aber nach einem Autounfall, oder wenn man ein behindertes Kind bekommt, oder wenn man sich in einen farbigen Mitmenschen verliebt, oder wenn Europa und die USA ihre wirtschaftliche Vormachtstellung in der welt an China verlieren und man somit plötzlich auf die "Loser"-Seite gerät, sieht man die Welt mit anderen Augen. Die Literatur des 20. Jahrhunderts hat das unzählige Male thematisiert.

Geändert von Hobbyschreiber (09.01.2014 um 05:06 Uhr)
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  #36  
Alt 09.01.2014, 10:03
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Nur die Ruhe . Wie ich in meinem letzten Post andeutete, waren meine Bemerkungen pure Satire, provoziert durch Moons hochherzig-humanistische, aber leider auch recht duale Betrachtungsweise: das Gute hier, das Böse dort. So einfach ist die Sache jedoch leider nicht.
Alle großen Religionen und Heilslehren, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, bessere Menschen schaffen zu wollen, unterliegen m.M. dem selben fatalen Denkfehler: dass man Gutes schafft, indem man das Böse weit von sich stösst. Um nicht allzu ausufernd zu werden, möchte ich mich hier mal auf den Aspekt des "Bösen" in Form von Aggression beschränken. Diese betrachte ich als einen elementaren Bestandteil der menschlichen Natur. Durch aggressives Verhalten stellen wir uns unserer Umwelt als wehrhafte Geschöpfe dar, damals in der Höhle nicht anders als heute im Neondschungel. Wir behaupten unseren Platz und machen klar, dass wir nicht ins Beuteschema fallen. Aggressives Vorgehen fördert unser Vorankommen und unsere gesamte Entwicklung. Doch dabei ist bei normal entwickelten Personen noch immer genügend Raum für soziales Verhalten und moralisches Empfinden. Bei den von Moon angesprochenen Psychopaten, die diese (ebenfalls natürliche) Hemmschwelle, ihrer eigenen Art Schaden zuzufügen, nicht besitzen, handelt es sich um ebensolche Fehlentwicklungen wie jene Zeitgenossen, die bis zur völligen Antriebslosigkeit einfach nur gut sind. Aggression entsteht nicht durch irgendwelche Umstände, sie ist stets vorhanden. Das Problem besteht halt darin, wie man damit umgeht. Schafft man es, sie in konstruktive Angelegenheiten zu kanalisieren, oder wird man zur wandelnden Zeitbombe? Und wenn jemand sie zu spüren bekommt, war ihr Einsatz auch gerechtfertigt?
Sollte man der Menschheit also ihre natürliche Aggressivität abgewöhnen? Ebenso gut könnte man versuchen ihr klarzumachen, dass sie auf Verdauung verzichten könnte, dann spart man sich den Weg zur Toilette.
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  #37  
Alt 09.01.2014, 10:42
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Kurz zum Darwinismus: Warum nur stirbt dieses Gerücht nie aus, dass Darwin so eine Art Pionier in Sachen Euthanasie wäre? Es ging ihm - völlig berechtigt -
darum, darauf hinzuweisen, dass in der Natur nur diejenige Spezies überlebt, die in der Lage ist, überlebens- und fortpflanzungsfähige Nachkommen zu zeugen.
Dass dies eine gewisse Stärke und Überlegenheit notwendig macht, versteht sich von selbst.
Dies aber 1:1 auf die menschliche Gesellschaft zu übertragen und sich bei jeder unpassenden Gelegenheit um die Ohren zu hauen, geht mir gewaltig auf den Keks.
Dieses Wort "Sozialdarwinismus" ist eines der Dinge, die MICH unheimlich aggressiv machen.

Zum Thema selbst: Wem wollen wir eigentlich etwas vormachen? Die menschliche Gesellschaft hat nun einmal die Tendenz das Gute gutzuheißen, aber dem Bösen
zu folgen und ich bezweifle sehr, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändern wird.
Weshalb haben denn die "richtig guten Bösewichte" in Film und Roman oftmals eine riesige Fangemeinde? Diese Faszination des "Bösen" liegt eben in unserer Natur.
Ein Teil von uns assoziiert mit dem Bösen ein Gefühl der Macht und auch der Unabhängigkeit - zwei "Werte",
die vermutlich nie an Bedeutung verlieren werden. Egal, wie gut wir uns auch vorkommen mögen.

Auch glaube ich nicht, dass der privilegierte Weiße in den Industrieländern wirklich weiß, was Überlebenskampf bedeutet. Fragt man hingegen die sog. Unterprivilegierten,
die Behinderten (insofern sie sich artikulieren können), die Slumbewohner usw., dann kapiert man recht schnell, dass man die reinsten Überlebenskünstler vor sich hat,
die durchaus der Ansicht sein können, nur dann eine Chance zu haben, wenn man zusieht, wo man selbst bleibt.

Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit etc. kann man (und sollte man vermutlich auch) um seiner selbst willen praktizieren - um in der menschlichen Gesellschaft
klar zu kommen, reicht das nicht. Im Gegenteil - niemand wird so schnell ins Aus geschossen, wie Menschen, die allgemein als Hilfsbereit und Großzügig angesehen werden.
So jemand macht sich gut zu Weihnachten und auf Hilfsplakaten für Dritte-Welt-Länder. Ansonsten aber wird er (meistens) früher oder später mit fliegenden Fahnen
untergehen.
Ich habe Respekt vor Menschen, die Ideale leben, auch auf die Gefahr hin, dadurch in irgendeiner Form benachteiligt zu werden. Aber diesen Nerv haben nur die Wenigsten,
würde ich mal behaupten wollen.

Fazit: Ich denke, dass alles seine Zeit hat, das Gut-Sein genauso wie das Böse-Sein. Man sollte beides beherrschen und lernen, wann das eine und wann das andere
angebracht ist, sonst kommt man vermutlich nicht allzu weit.
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Geändert von Cassandra (09.01.2014 um 11:36 Uhr)
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  #38  
Alt 09.01.2014, 12:42
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Dass Darwin bei etlichen Leuten (und bei strenggläubigen Christen sowieso) nicht allzu gut gelitten ist, liegt wohl daran dass seinerzeit die Nationalsozialisten seine Aussage von Survival of the fittest ihren eigenen Zwecken dienlich und/oder nach dem eigenen intellektuellen Unvermögen umdeuteten und daraus die unsägliche Phrase vom "Überleben des Stärkeren" machten. The fittest kann sich durchaus auf überlegene Kraft beziehen, doch ebenso auf Klugheit, Anpassungsfähigkeit, Widerstandskraft, Vermehrungsfreudigkeit oder sonst etwas, das das Überleben einer Spezies sichert. Die menschenverachtenden Thesen jener Leute haben mit dem Darwinismus rein gar nichts zu tun und stehen eher im Geiste Redbeards, dessen entsetzliches Machwerk Might is Right bereits Jahrzehnte vorher die Idee des Sozialdarwinismus in den erzkonservativen Burschenschaften und den pseudointellektuellen Kaffeehäusern Europas salonfähig machte.
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  #39  
Alt 09.01.2014, 12:54
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Oha!
und ich dachte der Dunkle Wanderer,wollte sich aus diesem Threat abmelden?
Wie dem auch sei,
wenn man Gut und Böse genau betrachtet, wird man feststellen, dass man es mit zwei Seiten von einer Medaille zu tun hat.
Und weil das so ist, ist es manchmal schwer zwischen den beiden "Polen" zu unterscheiden.
Diese Unterscheidungs Merkmale gilt es bei der Erschaffung eines Bösewichtes herauszuarbeiten. Der Bereich Psychologie ist da sehr hilfreich. Wenn man sich die Persönlichkeiten von schwierigen, oder gewalttätigen Menschen ansieht. Gibt es gewisse Eigenarten, die alle gemeinsam haben.
1. geringes (echtes) Selbstwertgefühl, 2. mangelnde Empathiefähigkeit, 3.geringere Hemmschwelle zu Gewalt(auch Autoaggression). 4.Herabwürdigung anderer Personen,(Gruppen, Völker), verdeckt oder offen. etc.
Anhand dieser Gemeinsamkeiten tastet man sich an die Unterschiede heran. Mit Duallisieren hat das nicht viel zu tun.Da hast du sicher was falsch verstanden, Formorien.

Zum Darwinismus fällt mir noch folgendes ein:
Der Mensch denkt ja von sich, er wäre das intelligenteste Lebewesen auf diesem Planeten: Dabei ist längst klar, dass es auch hochintelligente Säugetiere gibt.
Die Elefanten zum Beispiel: Wenn ein Mitglied der Herde krank, alt oder verletzt ist, nimmt die Herde es in die Mitte. So ist das schwächste Tier besser vor Angreifern geschützt. Sie könnten es auch zurücklassen, schließlich ist es bloß Balast für die Herde!
Bei Delfinen verhält es sich ähnlich. Sie haben sogar ein Herz für in Notgeratene Menschen. Es gab schon Fälle in denen sie Schiffbrüchige vor Haien beschützt haben.
An interessantesten finde ich aber die Wolfskinder. Statt den menschlichen Säugling aufzufressen, nimmt die Wölfin ihn als ihr Junges auf und zieht ihn groß. Wo bleibt da der Nutzen des Stärkern?

Sind wir nicht alle hier um bessere Menschen zu werden? Der Darwinismus ist für mich nicht nur überholt, sondern einfach bequem.

Natürlich gibt es auch immer wieder Menschen, die das Mitgefühl anderer nur ausnutzen um sich einen eigenen Vorteil zu verschafffen. Da gilt es natürlich sich abzugrenzen. Aber niemand entgeht der persönlichen Verantwortung für sich und die Spezies Mensch.

Die Emotionale Intelligenz ist meines Erachtens noch viel wichtiger als der sogenannte IQ. Vorallem wenn man bedenkt, das der Durchschnittsmensch damit höchstens zehn Prozent seines Gehirns nutzt. Wozu ist dann der Rest?
Wir leben noch weit unter unseren Möglichkeiten.
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  #40  
Alt 09.01.2014, 13:21
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Natürlich kümmern sich die meisten Tiere aufopfernd um ihren Nachwuchs, egal ob Flüchter oder Jäger. Spezies, auf deren Ernährungsplan auch die eigene Nachkommenschaft steht, sind die absolute Ausnahme - aber auch diese gibt es.
Und ja, Delfine retten oft Ertrinkende. Hierbei handelt es sich um einen Instinkt, der sie dazu bringt Neugeborene nach oben an die Atemluft zu schubsen. Sind Delfine also nette Geschöpfe im menschlichen Sinne? Die Sympathie hält sich in Grenzen, wenn man von Massenvergewaltigungen von Weibchen auf Sandbänken liest.
Tierisches Verhalten halte ich für eher ungeeignete Beispiele in einer Diskusion über Gut oder Böse, da imho der Mensch das einzige Wesen ist, das dank seiner "Intelligenz" nicht nur in der Lage ist, wider seiner eigentlichen Natur zu handeln, sondern dies auch fortwährend tut.
Womit wir wieder zurück beim wahren Bösen wären .
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