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Weltverbesserer

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  #1  
Alt 12.08.2016, 19:49
Benutzerbild von Hobbyschreiberin
Hobbyschreiberin Hobbyschreiberin ist offline
wieder da ...
Ritter der Tafelrunde
 
Registriert seit: 07.2016
Ort: Südheide
Beiträge: 85
Weltverbesserer

Nerven Euch als anspruchsvolle Fantasy-Fans eigentlich Romane und Filme grundsätzlich, die eine "Botschaft" enthalten, oder könnt Ihr damit leben, wenn diese nicht so oberlehrerhaft und aufdringlich verpackt ist?

Ich denke zum Beispiel an Sir Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romane, von denen jeder irgendwie auch Weltanschauung vermittelt
(Z.B. Besser als einen Krieg zu gewinnen, ist es, ihn gar nicht erst zu führen.
Besser als einen mächtign König zu haben, ist eine mündige demokratische Bevölkerung, die keinen Alleinherrscher braucht.
Jeder Mensch trägt für jede seiner Entscheidungen selber die Verantwortung.)

Der Leser kann zum Nachdenken angeregt werden über Themen, die auch in der Realität große Bedeutung haben (können), und über die er sonst vielleicht gar nicht nachdenken oder die Meinungen anderer sogar unreflektiert übernehmen würde. Hat ein Autor überhaupt das Recht (oder sogar die Pflicht), Denkanstöße zu geben? Oder ist das in jedem Fall unzulässige Indoktrination wenn es gekonnt gemacht wird, bzw. öde, wenn es schlecht gemacht wird? Oder ist es eine essentielle Aufgabe der Kunst, Denkanstöße zu liefern und den Horizont der Menschen zu erweitern?
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  #2  
Alt 13.08.2016, 15:54
Benutzerbild von Cassandra
Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
Ort: Faerûn
Beiträge: 15.522
Mit Büchern halte ich es ein bisschen wie mit Menschen: Mir sind diejenigen am liebsten, die ihre "Botschaft" via Taten bzw. durch ihre Lebensweise
vermitteln und nicht über Monologe mit der Moralkeule.
Es gibt nichts, das mich mehr nervt, als Phrasen, die meistens genauso anspruchsvoll verpackt sind wie Kalenderblätter-Zitate.
Figuren, die anderen Figuren Vorträge halten von wegen, "das Schwert ist die Waffe der Schwachen" oder "lieber selbst leiden, als andere leiden lassen"
(beides echte Zitate aus Romanen), sind bei mir unten durch - und die Autoren per se gleich mit.

Das soll nicht heißen, dass ich grundsätzlich Texte ablehne, in denen ein bisschen mehr diskutiert wird, als das Problem, wie Held A an Bösewicht B vorbei-
kommt, um C retten zu können.
Ganz im Gegenteil: Wenn es Autoren schaffen, beispielsweise aktuelle Probleme in die fantastische Welt zu verlegen, ohne dabei Partei zu ergreifen, und
stattdessen den Leser sich selbst ein Urteil bilden lassen, dann ist das eine reife Leistung.

Nur, seien wir mal ehrlich: Es muss eine entsprechende Voraussetzung gegeben sein. Ein schlauer Mann hat mal gesagt, dass ein Autor immer nur das in
seine Geschichten einfließen lassen kann, das er selbst kennt, erlebt hat, fühlt, fürchtet usw.
Leider teilen sich viele Autoren in zwei Gruppen auf: Die einen meinen, ihre Idealvorstellungen einer "perfekten" Welt auf Biegen und Brechen in ihren
Romanen unterbringen zu müssen und den anderen ist schlichtweg alles schnurz, das nicht unmittelbar mit ihnen zu tun hat.

Fazit: Ich habe nichts gegen "Botschaften", aber sie dürfen nicht als solche herüberkommen. Vielmehr kann/soll der Autor, Fragen aufwerfen, die der Leser
für sich selbst beantworten muss. Er kann seine Figuren an ihren Taten zweifeln lassen, ohne dass sie dabei eine Antwort finden (wie es oft im Leben nun
einmal so ist). Kreative Köpfe, Underdogs, Menschen mit "ungewöhnlichen" Neigungen - das sind oftmals die interessantesten Autoren, weil sie den Leser
manchmal dazu bringen, Altbekanntes in einem neuen Licht zu sehen.
Den Leser zum Nachdenken zu bringen, dazu, die Handlungsweise der Figuren zu hinterfragen und - wenn es ganz prima läuft - Parallelen im eigenen Alltag
entdecken ... das sind die "Botschaften", die ich gerne lese(n würde).

Ob sich ein Autor dazu verpflichtet fühlen sollte: nein, das sollte er, meiner Meinung nach, nicht. Manchmal werden Autoren aus Krisenländern gefragt, warum
sie in ihrem neuesten Roman nicht zu den aktuellen Problemen Stellung bezogen haben usw. Wie der oben erwähnte kluge Mann bereits sagte: Man kann
nur das niederschreiben, das einen selbst bewegt - oder eben genau darüber nicht schreiben. Wenn ein Autor beispielsweise tagtäglich mit den Krisen in seiner
unmittelbaren Umgebung klar kommen muss - wer will es ihm dann verübeln, wenn er sich durch seine Romane eine Art Oase schafft?
Am aufdringlichsten sind immer die "Botschaften", die vom Autor in die Handlung geklatscht werden, weil er aus irgendeinem Grund meint, etwas Weltbe-
wegendes, Tiefschürfendes unterbringen zu müssen. Darauf kann ich persönlich nur wirklich verzichten.
__________________

Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)

Geändert von Cassandra (13.08.2016 um 16:19 Uhr)
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  #3  
Alt 14.08.2016, 10:23
Benutzerbild von Hobbyschreiberin
Hobbyschreiberin Hobbyschreiberin ist offline
wieder da ...
Ritter der Tafelrunde
 
Registriert seit: 07.2016
Ort: Südheide
Beiträge: 85
Deinem Statement kann ich nur beipflichten, Cassandra. Die von mir genannte Methode von T. Pratchett, bestimmte Themen in seinen Romanen anzureißen, mag ich sehr gerne.

Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist wenn mir ein Autor seine Weltsicht als verpflichtend aufdrängt. Ich mag nicht missioniert werden, weil ich mir meine Meinung lieber selber bilde. Dazu nehme ich sehr gerne alle möglichen Informationsquellen in Anspruch und höre mir auch die Meinungen anderer an, um die Sache mal aus einer anderen Perspektive kennen zu lernen. Aber ich möchte sie als Meinung vorgestellt bekommen, nicht als Dogma.

Und ich mag auch nicht, wenn bestimmte Themen plötzlich ein "Muss" sind, das in jedem neuen Roman anzuschneiden ist. Aktuell 'müssen' überall homosexuelle Charaktere zumindest in wichtigen Nebenrollen auftauchen. Und es 'müssen' auch unbedingt Farbige in Hauptrollen erscheinen. Aus politischer Korrektheit. Neulich habe ich das sogar selber erwogen, mich aber dagegen entschieden. Wenn ich etwas schreibe, will ich das aus Überzeugung machen, nicht weil es politisch korrekt wäre.
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  #4  
Alt 01.09.2016, 14:48
Benutzerbild von Mr Sandman
Mr Sandman Mr Sandman ist offline
Kobold
 
Registriert seit: 08.2016
Beiträge: 14
Zitat:
Nerven Euch als anspruchsvolle Fantasy-Fans eigentlich Romane und Filme grundsätzlich, die eine "Botschaft" enthalten, oder könnt Ihr damit leben, wenn diese nicht so oberlehrerhaft und aufdringlich verpackt ist?
Wichtig ist mir, dass man diese „Message“ nicht so offensichtlich auf einem Silbertablett präsentiert bekommt („…und die Moral von der Geschicht: …“). Ich mag es überrascht zu werden, mir den tieferen Sinn des Textes zu erarbeiten und sehe es als Bereicherung an, wenn die Geschichte nicht nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen ist, sondern eine Ebene hat, die sich zwischen den Zeilen bewegt.



Zitat:
Hat ein Autor überhaupt das Recht (oder sogar die Pflicht), Denkanstöße zu geben?
Naja, das Recht hat er sicherlich. Aber darüber hinaus natürlich auch eine große Verantwortung, was den Inhalt und Gestaltung der Botschaft angeht.


Zitat:
Wenn ein Autor beispielsweise tagtäglich mit den Krisen in seiner
unmittelbaren Umgebung klar kommen muss - wer will es ihm dann verübeln, wenn er sich durch seine Romane eine Art Oase schafft?
Verübeln kann ihm das sicherlich niemand, aber es kommt auf die Art und Weise an, wie das verarbeitet wird.
Ich lege das Buch zur Seite, wenn klar wird, dass der Autor durch seine erschaffene Hauptperson verpasste Gelegenheiten in einem Idealzustand aufarbeitet, egal ob es darum geht besonders beliebt, begehrt oder mächtig zu sein.
Das sind meistens einfach keine guten Geschichten.


Zitat:
Und ich mag auch nicht, wenn bestimmte Themen plötzlich ein "Muss" sind, das in jedem neuen Roman anzuschneiden ist. Aktuell 'müssen' überall homosexuelle Charaktere zumindest in wichtigen Nebenrollen auftauchen. Und es 'müssen' auch unbedingt Farbige in Hauptrollen erscheinen. Aus politischer Korrektheit
Wenn man mich fragt, ist das weniger eine Frage von Wertvorstellungen, als vielmehr eine Frage des Marketings.
__________________
Intelligente Sätze zu verfassen ist nicht einfach, schon ein kleiner Buchstabendreher kann ganze Sätze urinieren.
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  #5  
Alt 08.09.2016, 22:25
Reikon Schirom Cyron Reikon Schirom Cyron ist offline
Waldelfe
 
Registriert seit: 10.2015
Ort: Welt
Beiträge: 34
Meiner Meinung nach kann der Autor sowas ruhig machen, solange er es einem nicht aufdrückt, mit der Moralkeule erschlägt oder sonst wie einen damit bedrängt.
Um ehrlich zu sein, finde ich es gut, wenn der Autor einen zum denken anregt oder einem etwas lehrt.
Das sollte jedoch eher nebenbei passieren und nicht der Hauptexistensgrund für den Roman sein.
Viel wichtiger ist es eine realistische Geschichte, Welt und plastische Figuren zu erschaffen, da dies wichtiger ist als eine Moral der Geschicht.

Ich mag es sogar, wenn die Handlungen der Protagonisten nicht immer rein sind, sondern auch mal moralisch und ethisch fragwürdig erscheinen.
Bei dem Tänzer der Schatten/Klingen geht der Protagonist über Leichen um die DIebesgilde zu zerschmettern in der er aufgewachsen ist...

Ist er aber damit wirklich eine bessere Person? Schwer zu sagen, da es rational gesehen eine einfache und logische Entscheidung ist.

Also der Autor darf einen ruhig zum denken anstoßen. Übertreiben sollte man dieser es aber wirklich nicht. Habe schon das ein oder andere mal Bücher mit Moralkeulen gelesen und es war einfach grausig zu lesen und irwann hing es einem zum Halse herraus :/

Und zu den übertreiben der CHaraktere: Es kann sehr amüsant sein, wenn ein Charakter absolut perfekt ist, sofern es richtig verpackt ist, jedoch fehlt dann schnell die Spannung.
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  #6  
Alt 13.09.2016, 08:24
Benutzerbild von Mr Sandman
Mr Sandman Mr Sandman ist offline
Kobold
 
Registriert seit: 08.2016
Beiträge: 14
Hier ist von Moralkeulen die Rede. Und von Autoren, die einem die Meinung aufdrängen.

Ich wäre dankbar für ein konkretes Beispiel, damit ich mir mal ein Bild davon machen kann, wie so was aussieht.
__________________
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