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Königreich aus Staub - forumsstory

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  #561  
Alt 07.05.2012, 05:25
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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Kaum hatte Carlos mit seiner halbbesinnungslosen Last das Zelt verlassen, kam ihm Madurul entgegen. Der Arullspriester war gerüstet wie ein Legendenheld, und die roten Flecken auf seiner Robe verrieten, dass er wohl seine Probleme hatte, hierher zu kommen, doch diese Probleme meisterte. "Der Verbrannte," rief er Carlos atemlos entgegen. "Wo finde ich ihn?"
"Das frage besser deinen Meister," knurrte der Hüne. "Der Verbrannte ist verbrannt, aber du darfst gern noch Holz nachlegen!" Madurul erkannte das Zelt Sillisas und trat ein, prallte jedoch entsetzt vor dem Anblick, der sich ihm bot zurück. "Stehpissendes Mördervolk hat zu verschwinden!" schrie ihn die Hebamme über ihrer blutigen Arbeit an. "Dies ist nun ein Ort des Lebens!" Madurul erkannte die Überreste Gusgans, und resigniert verließ er das Zelt.
Er spürte die astrale Präsenz einer Wesenheit, welche mit ihm in Kontakt zu kommen versuchte, und öffnete seinen Geist. "Meister?" Aber nein, dies war nicht sein Herr, dessen Kommen sich immer als sanfte Welle ankündigte. Dies war ein tobender Orkan, alles niederreißend, was ihm im Wege war. Entsetzt zog er einen geweihten Bergkristall aus einer Falte seines Burnus und stieß ihn direkt in das angreifende Wesen hinein, es zu fangen und zu binden. Überraschenderweise leistete der Geist keinerlei Widerstand, sondern schlüpfte geradezu bereitwillig in die Falle. Ein mentaler Kanal wurde in Maduruls Geist geöffnet, und noch ehe er sich dagegen wehren konnte drang die mentale Stimme Gusgans in sein Inneres. "Ich weiß, wer dich schickte. Sovieles was ich nun weiß, doch wofür nun...? Aber ich will nicht deine Zeit mit Jammern vergeuden. Dein Meister wie auch ich wünschen, dass du es zu Ende bringst."
Noch immer in Furcht, doch auch erleichtert fragte Madurul: "Was ist es?" Im gleichen Augenblick ertönte das Weinen eines Babys aus dem Zelt.
"Sei ihm ein Vater, und hüte es eifersüchtiger als dein eigenes Leben!" sandte Gusgan in seinen Geist.
Madurul nickte. "Ich beginne zu verstehen. Die Weissagung des Neamat, sie ist also Wirklichkeit; das Leben, das aus dem Tode kommt...die Hoffnung, die aus der Asche der tiefsten Verzweiflung erwächst. Dies muss das wertvollste Kind der ganzen Welt sein! Solcher Verantwortung bin ich nicht würdig, doch ich nehme in Demut an!"
"Oh bitte, nicht dieser Sklaventon...du bist würdig! Arull und ich hätten dich sonst nicht ausgesucht. Ah, und noch etwas."
"Ja?"
"Lass mich gehen."
Madurul zögerte. "Bist du sicher? Vielleicht gibt es einen Weg..."
"NEIN, gibt es nicht!" brüllte Gusgan in seinem Kopf. "Gab es nie und wird es nie geben! Denk nicht einmal dran!"
"Nun...wie du es wünschst..." sagte der Priester und entließ Gusgan aus dem Kristall. Eine schwache Welle des Dankes wehte ihm entgegen, und der aufrichtigste, verzweifeltste und törichste Magier Avaliens war endgültig Geschichte...
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  #562  
Alt 07.05.2012, 16:34
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Drachentoeter
 
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Es war Nacht und Sterne hingen über dem nun klaren, schwarzen Himmel. Die Schlacht hatte sich letzten Endes zu Gunsten der Verteidiger entschieden, auch wenn einige Soldaten gefallen waren, als der Eishexer in den Gassen wütete, wie ein jähzorniger Dämon.
Von den vier Drachen der avalischen Armee starb nur ein einziger. Der graue Alte. Ein Mantikor hatte ihm eine üble Bisswunde beschert und in seinem Alter bedeutete derartiges fast immer den Tod. Immerhin starb er erst nach den Kämpfen, sodass die Besatzung überlebte und nicht mit in den Tartarus gerissen wurde.
Drei Drachen blieben- und Ratte hatte vor einen zu stehlen. Er hatte genug von Vandrall, dieser staubüberzogenen Festungsstadt, in der Tag für Tag weitere Menschen in ihrem Blut ertranken. Er selbst hatte heute sechs Pelingorer und einen in Raserei geratenen Greifen erschossen, als sie sich auf den Weg zur Hebamme machten. Trotzdem war er selbst und auch Carlos gimpflich davon gekommen. Anders war es Porsint ergangen. Man fand ihren Fremdenführer und Freund mit durchstoßener Kehle vor. Fergas hatte sich von seiner Vergiftung immer noch nicht richtig erholt. Sillisa, die Königin Avaliens war von einem Attentäter gemeuchelt worden.
Außerdem hatte es Ratte satt als Spielfigur gebraucht zu werden, welche keinen Einfluss auf das Geschehen um sie herum nehmen konnte. Er wollte nicht wie all diese Narren im Inneren der hohen Festungsmauern zu Tode gehetzt werden.
Er, Carlos und Doro hatten sich deshalb an diesem Abend zum Abflugplatz begeben. Carlos hatte dabei zwei Stallburschen bewusstlos geschlagen. Jetzt standen sie vor den schlafenden Drachen. Der rotgeschuppte Arsicc von Cynthia. Xonth, Yodraks neue Flugechse und ein weiterer blaugeschuppter Drache, der beim Anflug auf Vandrall nicht aufgetaucht war. Sie entschieden sich einstimmig für diesen. Vielleicht einfach aus dem Grund, dass sie den Reiter nicht kannten. Oder auch, weil Doro, während der Schlacht auf diesem mitgeflogen war.
Desweiteren wurde entschieden, dass es auch der ehemalige Totengräber war, der die Rolle des Reiters übernehmen sollte. Auch im Umgang mit Pferden war Doro immer der Beste von ihnen gewesen, abgesehen von Sarah natürlich. Er behandelte die Tiere mit viel Liebe und sie schienen ihn zu mögen. Ratte hingegen hatte immer das Gefühl, dass sein eigener Gaul ihn gehasst hatte.
"Auf gehts!", flüsterte er Doro zu. "Versuch nur dein Glück!"
Der Totengräber nickte, dann ging er selbstsicher und ruhig auf das schlummernde Tier zu.
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  #563  
Alt 08.05.2012, 04:48
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Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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Er war bis auf etwa fünf Schritte an das Tier heran, als sich die funkelnden Augen öffneten. Der gewaltige Schädel ruckte empor, und verwundert, aber abwehrbereit musterte das Tier ihn.
Doro wußte, dass er bestimmt auftreten musste, jedoch ohne bedrohlich zu wirken. Es war eine Sache gegenseitigen Respekts, das Vertrauen und damit die Kooperationsbereitschaft eines Pferdes zu gewinnen, und wie brachte man ein so gewaltiges Geschöpf dazu, dass es einen respektierte? Der falsche Weg, den des gebrochenen Willens wäre hier ohnehin nicht zu bewerkstelligen. Also blieb er erst einmal dort, wo er war, um dem Tier die Gelegenheit zu geben, seine Gegenwart zu akzeptieren. Der Drache schien aber nicht daran interessiert, denn er streckte die Klauen nach vorn und senkte den Kopf, während sich die Hinterbeine angespannt gegen den Boden stemmten.
Langsam, sehr langsam machte Doro einen Schritt nach vorn, den Blick des Tieres vermeidend, um es nicht zum Angriff zu provozieren. Der Drache bleckte die Zähne, und Dampfschlieren begannen zischen ihnen hervorzuquellen. Doro machte den zweiten Schritt. Der Drache stemmte sich empor und schlug mit der linken Vorderpranke nach ihm aus. Doro wußte, dass er verloren hätte, wenn er nun zurückwiche, also blieb er mit geschlossenen Augen dort wo er war und hoffte, dass es sich nur um eine verlegene Drohgebärde handelte. Er sollte recht behalten, doch Carlos verlor die Nerven und versuchte, ihn zu greifen und aus der Gefahrenzone zu ziehen. Die Aufmerksamkeit des Drachen galt plötzlich ihm allein.
Doro sah Carlos misbilligend an und bedeutete ihm durch Blick, sofort zurückzugehen, doch Carlos`Augen hingen wie hypnotisiert an den Augen des Tieres. Ratte spielte mit dem Gedanken, die Waffe zu ziehen, doch er wusste nicht, auf welche Stelle des Drachen er zielen sollte, würde er nun angreifen. Verzweifelt wanderte sein Blick zwischen dem Tier und seinen Freunden hin und her. Er verfluchte sich für seine egoistische Dummheit, die beiden zu einer solch aussichtslosen Sache überredet zu haben.
Carlos Blick wurde stumpf, und wie in Trance sagte er : "Naelyan...dein Name ist Naelyan..."
Fassungslos starrten Doro und Ratte ihn an. Carlos Augen wirkten blind, als sähe er direkt in seinen Schädel hinein, oder dem des Tieres. Dieses senkte wieder den Kopf, doch der gewaltige Leib entspannte sich, der Dampf verebbte.
Nach einer Weile gelang es Ratte, sich zu räuspern. "Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Kumpel...du bist ein verdammter Echsenlord!"
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  #564  
Alt 09.05.2012, 15:01
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Drachentoeter
 
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Carlos schien gar nicht auf ihn zu hören. Steif wie eine Statue schritt er auf den Drachen zu und begann mit sicherem Griff die Strickleiter hochzuklettern. Ratte und Doro folgten ihm in sicherem Abstand.
Als ihr Totengräber-Freund gerade oben angekommen war, ging ein Ruckeln durch den Leib des Tieres und mit einem Schnaufen schwang es sich nach zwei kurzen, ratternden Anlaufsprüngen in die Höhe. Ratte zog Doro rasch ins Zentrum des Flugtieres, bevor er noch genauso wie Kellorn in den Abgrund trudelte.
Unter ihnen wurden nun Stimmen laut- Leute deuteten auf sie und schrien, doch keiner von ihnen griff nach den Waffen. Auch die Soldaten an der Wehrmauer blickten eher unsicher zu ihnen auf- vielleicht handelte es sich ja um ein geheimes Manöver Vestarns. Erst als die Alarmhörner erklangen, wurden die Männer und Frauen alarmiert. Doch da setzte Naelyan bereits über die Mauer hinweg und als die Schüsse einsetzten waren sie bereits weit genug, damit die Kugeln einfach von dem Schuppenpanzer abprallten.
So weit so gut, dachte Ratte. Doch jetzt stand ihnen die weitaus schwierigere Aufgabe bevor: Die Durchquerung der pelingorischen Reihen. Ihre einzige Chance war der Überraschungsmoment.
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  #565  
Alt 09.05.2012, 19:43
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Drachentoeter
 
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"Das ist phantastisch!" rief Carlos plötzlich so unvermittelt aus, dass Ratte fast selbst vor Schreck abgestürzt wäre. "Ich spüre jeden einzelnen Muskel von ihm! Wie gewaltig sein Herz pumpt! Ich bin er! Und ich glaube, er fühlt ebenso mich...glaube, er macht dabei das schlechtere Geschäft."
"Schön für euch beide," rief Ratte gegen den Fahrtwind an. "Aber kannst du ihn dazu bringen, höher zu steigen? Aus der Reichweite ihrer Waffen da unten?"
"Wir steigen bereits. Es ist einfach unglaublich, mit welcher Sicherheit er immer die günstigste Luftströmung findet! Woohaaaah, ich lerne gerade zu fliegen!"
Doro schaute sich nach den Fliegern des Feindes um, doch nicht ein einzelner Greif war in der Finsternis auszumachen. Vielleicht schliefen die Biester ja nachts, oder sie weigerten sich einfach im Dunkeln zu fliegen. Dennoch machte er einen schwarzen Schatten aus, dunkler als die Nacht, der sich ihnen mit kraftvollem Flügelschlag rasch näherte. Er machte Ratte darauf aufmerksam. Kleiner als ein Drachen, und schnell, wirklich verdammt schnell!
"Manticor!" rief Ratte Carlos in die Ohren. "Steuerbord querab unten!"
"Steuer was?"
"Rechts unter uns...halt, auf gleicher Höhe...über uns! Und jetzt hinter uns! Verdammt, siehst du ihn nicht?"
"Nein, ich kann nichts sehen. Ich glaube, ich bin blind..."
"WAS?"
"Äh, ich glaube, ich lasse einfach mal Naelyan entscheiden, was nun zu tun ist. Er kann nämlich sehen, wisst ihr? Sonst könnte er auch gar nicht..."
"ÜBER UNS! ER HAT UNS! WIR SIND JA SOWAS VON IM..."
"Festhalten!" schrie Carlos, und im nächsten Augenblick drehte sich die Welt um sie herum, als Naelyan einige Fassrollen ausführte, um den Verfolger abzuschütteln und ins Leere sausen zu lassen. Gleich darauf pfiff die Bestie auf Armlänge an ihnen vorbei; der diamantharte Stachel schrammte funkensprühend über die Schuppen, ohne jedoch eine weichere Lücke finden zu können. Sofort blies ihr der Drache einen gewaltigen Feuerstoß hinterher, und sie hörten den gellenden Todesschrei des Reiters. Auch der Manticor schrie, doch es klang nicht schmerzerfüllt, eher zornig.
"Er erzählt mir gerade, dass er das schon einmal mit so einem Vieh gemacht hat," teilte Carlos ihnen mit voller Stolz wie ein Vater, dessen Kind gerade sein erstes verständliches Wort hervorgebracht hatte. "Ist er nicht phantastisch?"
"Ich hoffe, er bleibt es auch," rief Ratte zweifelnd. "Denn sein Spielkamerad macht sich gerade fertig zum zweiten Versuch."
Doro klemmte sich seinen geliebten Spaten unter den rechten Schenkel, lud seinen gestohlenen Balläster durch und feuerte rasch hintereinander sämtliche Kugeln auf den geflügelten Schatten zu ihrer Linken ab, und als die schwere Waffe zum letzten Mal gebellt hatte, sagte jemand hinter ihnen: "Nipahe Arullu cahisa oda torezodu!"
Das menschenähnliche Gesicht des Manticors begann wie eine Öllampe zu leuchten. Gequält kniff er die Augen zu und begann, wilde Bocksprünge in der Luft auszuführen, doch das Glühen verstärkte sich noch. Kreischend und orientierungslos trudelte die Bestie durch die Nacht und wurde zur leichten Beute für Naelyans Fänge.
"Mein Hoher Herr hat entschieden, dass es besser sei, diese Stadt zu verlassen," sagte Madurul hinter ihnen mit entschuldigendem Blick. Hinter ihm saß die Hebamme und machte ein Gesicht, als müsse sie gleich sehr laut und sehr lange schreien, doch das kleine verpackte Bündel vor ihrer Brust hielt sie sicher mit eisernem Griff.
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Geändert von Formorian (09.05.2012 um 19:46 Uhr)
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  #566  
Alt 11.05.2012, 17:06
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Drachentoeter
 
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Seltsamerweise überraschte Ratte das aprubte Auftauchen des Arullpriesters wenig. Er hatte in den letzten Tagen so viel miterlebt, dass ein einfacher Illusionszauber ihn nicht im mindesten irritierte. "Mad, schön das du dich uns anschließt!", antwortete er stoisch und sah die immer noch ein wenig zitternde Hebamme an: "Willst du uns nicht einander vorstellen?"
Madurul räusperte sich: "Arla, diese Männer sind Ratte, Carlos und Doro. Ratte ist der, der gerade mit uns spricht, Carlos, der Drachenlord und Doro, der Spatenträger. Ratte, Carlos, Doro- dies ist Arla, die Hebamme des Thronerben von Avalien!"
"Du meinst von dem, was davon noch übrig ist!", grinste Ratte hämisch.
Die Frau starrte sie weiterhin an, als wären sie messerschwingende Jeggos. Ratte seufzte.
"Wie habt ihr euch vor uns verbergen können?", fragte Carlos, von seinen Flugtätigkeiten abgelenkt.
Madurul lächelte: "Der Schirm der Unsichtbarkeit, eine weitere Gabe meines Herrn, ähnlich dem Schild der Finsternis. Wir verschwanden vor euren Augen, konnten aber auch selbst nichts mehr sehen. Als ich aber die Anwesenheit des Mantikors spürte, musste ich den Zauber beenden!"
Carlos brummte und schien wieder eins mit seinem Drachen zu werden. Im nächsten Moment schreckte er wieder hoch und sein Kopf ruckte in Rattes Richtung: "Wohin müssen wir eigentlich fliegen?"
"Warte kurz", sagte Ratte und kramte aus seinem Lederrucksack eine Landkarte hervor, mit der er nach vorne, zu Naelyans Hals kraxelte. Dann beschrieb er seinem Freund die Route.
Als er wieder umkehrte, fiel ihm auf, dass Doro sich nicht zu Madurul und Arla gesselt hatte, sondern immer noch auf die Landschaft, die hinter ihnen vorbeizog blickte.
Ratte klopfte ihm auf die Schulter und setzte sich dann zu dem Arullpriester und der Hebamme.
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  #567  
Alt 12.05.2012, 10:41
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Drachentoeter
 
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Er besah sich das Bündel, das die Hebamme fest vor ihre Brust drückte. Dann sah er Madurul ins Gesicht. "Ist es das, was ich vermute?"
"Ein Griff, und du hast keine Augen mehr!" schrie Arla ihn an.
"Beruhige dich," redete der Priester auf sie ein. "Er wird dem Kind sicher nichts antun. Die Königin liebte er wohl noch mehr als du, und wenn dich das nicht überzeugt, dann wisse dass du gerade deine Zärtlichkeit einem Ritter des Reiches angeboten hast..."
"Dieser Heckenpenner?" rief Arla aus. "Wo ist sein Samt, wo sein Harnisch? Willst du mir die anderen auch noch als ehrenwerte Sires verkaufen?"
Und Ratte hörte etwas, mit dem er niemals gerechnet hätte: ein seltsam glucksendes Lachen von Doro.
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  #568  
Alt 14.05.2012, 16:35
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Drachentoeter
 
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(Absatz)

Es war Nachmittag als Graccon den Drachen am Horizont erblickte. Er gammelte wie üblich am Höhleneingang herum. Seine Knochen schmerzten noch immer. Er verfluchte Gusgan. Wahrscheinlich bereits zum hundertsten Mal. Der Lord fühlte sich Elend. Seit seiner Flucht aus Candvallon musste er in dieser Höhle herumhocken. Feldan war manchmal bei ihm, doch er suchte den Lord nur noch selten auf und verbrachte seine Zeit mit Framire draußen in der Luft. Wer wollte es ihm verübeln? Graccon hätte dasselbe getan, hätte er gekonnt. Doch er war in seinem derzeitigen Gesundheitszustand, der sich nur allmählich zu bessern schien nicht in der Lage sich weit von ihrem gemeinsamen Lager zu entfernen. Seine Revolver trug er jetzt immer mit sich, doch es waren keine weiteren Bessesenen mehr aufgetaucht. Graccon wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Er langweilte sich zu Tode.
Gusgan war wie versprochen zurückgekehrt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Graccon geschlafen. Wie sich herausstellte hatte Feldan das Angebot des Magiers mit dem zerstörtem Gesicht angenommen und dem Drachenreiter war aufgetragen worden auf weitere Introduktionen zu warten. Doch Gusgan war nicht mehr zurückgekehrt. Der Seneschall war mittlerweile ebenso übellaunig wie er selbst. Sie waren weitgehend abgekapselt von den Geschehnissen in Avalien und bekamen nur selten Neues zu hören. Die umliegenden Gebiete waren von Begimeils Truppen besetzt. Zehn Meilen östlich ihrer gut versteckt liegenden Höhle hatten sie einen Stützpunkt errichtet von dem aus sie nach Maurachon vorrücken wollte, der Festung der dritten Avalischen, welche das Reich vor den Jeggos aus den Steppen sicherte.
Feldan ließ sich seine Flüge trotzdem nicht nehmen. Ihn selbst kümmerte es nicht weiter.
Als Graccon den Drachen erblickte, saß er gerade auf einem morschem Baumstamm vor der Höhle, trank Bier und fuhr sich mit der Linken über das unrasierte Kinn.
Zuerst hielt er die Flugechse für Framire, der ebenfalls blaue Schuppen besaß, doch dann erkannte er, dass dieses Exemplar dicker und der Schädel größer war. Zuerst dachte er, dass es sich hierbei vielleicht um den gekaperten Drachen handelte, von dem ihm der Seneschall erzählt hatte, doch dann erblickte er schließlich die Reiter des Tiers.
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  #569  
Alt 14.05.2012, 20:09
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Seine trübe Stimmung war mit einemal wie weggeblasen. Wie ein kleiner Junge jubelnd richtete er sich auf und winkte seinen Freunden überschwenglich zu. Nach dem Kampf mit den Gishka in der Höhle der schwarzen Grube hatte er nicht mehr damit gerechnet, auch nur einen von ihnen wiederzusehen. Seine Stimmung wurde etwas gedämpft, als er Magasai nicht unter ihnen erkannte, doch er sah auch die beiden Fremden auf dem Rücken des Drachen.
Unter gewaltigem Flügelschlagen landete das Tier, und Ratte sprang gleich zu Boden und lief glücklich lachend auf ihn zu. Wie zwei Trittballspieler krachten beide zusammen und fielen sich gegenseitig umklammernd lachend zu Boden.
Carlos beruhigte Naelyan, während Doro die Trittleiter für Arla und Madurul auswarf. Dann folgten sie alle Ratte, nur etwas dezenter. Die beiden lagen noch immer auf den staubigen Steinen, knufften sich lachend, zogen sich gegenseitig in den Haaren und an den Ohren. Die letzten paar Schritte beschleunigte Carlos plötzlich und landete wie eine Bombe zwischen den beiden, das verrückte Spiel mitmachend. Doro stand reglos dabei, den Spaten geschultert, doch ein ungewohntes leises Lächeln lag auf seinem Gesicht.
Nach einer Weile räusperte sich Madurul unbehaglich und sagte: "Vergebt mir, wenn ich Euer unverhofftes Wiedersehensfest stören muss, Lord Graccon, doch ich weiß dass es Euer Auftrag war, die Säule des Egoismus an diesem Ort zu halten, bis wir kämen. Wo finde ich diesen Menschen?"
Aus seiner ausgelassenen Feierstimmung gerissen, sah Graccon den Mann im roten Burnus irritiert an. Wovon redete dieser Kerl? Er erhob sich und sagte: "Und wer seid Ihr, der mir hier Rätsel aufgibt? Ihr kennt meinen Namen, also gebietet es doch wohl die Höflichkeit, mir Euren zu nennen."
"Vergebt mir mein schlechtes Benehmen, die drängende Zeit ließ mich die guten Sitten vergessen. Die unbedeutende Person, die Ihr hier vor Euch seht, heißt Madurul und ist ein demütiger Diener des Großen Herren Arull; gepriesen sei er von aller Welt für immerdar! Mein allwissender Herr hat mir aufgetragen, den Plan des verständigen Gusgan zu vollenden, der das Reich, das nun um uns herum zerfällt, auf drei Säulen neu errichten wollte, ehe das schreckliche Unglück ihn ereilte, doch dafür ist es unerlässlich, die drei Säulen zusammenzubringen und..." Bereits bei dem Wort "Unglück" hatte Graccon scharf die Luft eingezogen, und nun stieß er hervor: "Gusgan! Was ist mit ihm? Von welchem Unglück redet Ihr?"
Carlos hatte begonnen, betreten zur Seite zu blicken, und ehe Madurul antworten konnte, sagte er: "Das ist wirklich das Problem..."
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Geändert von Formorian (14.05.2012 um 20:22 Uhr)
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Alt 16.05.2012, 18:36
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Einen Moment lang herrschte Schweigen. Eine bedrohliche, lastende Stille welche sich auf die Gemüter legte. Selbst der Säugling schrie nicht mehr. Und Graccon wusste bereits die Antwort, bevor Ratte sie aussprach: "Er ist tot!"
Ratte redete weiter auf ihn ein, doch er hörte seinem Kameraden nicht zu. Er dachte an seinen verloren gegangenen Freund: Gusgan hatte sich verändert gehabt, seit er sie in ihrem alten Geheimquartier verlassen hatte, damals als sie noch alle zusammen gewesen waren. Der Magier, Carlos, Ratte, Doro, Magasai, Sarah und er selbst. Nein, korrigierte er sich. Vazdro. Vazdro, der bereits in jener Taverne gestorben hatte, in der das ganze Unheil begonnen hatte. Einer von Nortias Männern hatte ihn niedergeschossen.
"Wie konnte das passieren?", hörte Graccon sich selbst sagen. Die Worte klangen gedämpft. "Er...er ist wahnsinnig geworden. Er...hat die Königin ermordet. Es tut mir Leid, Graccon. Wir...wir haben ihn erschossen!"
Er...er ist wahnsinnig geworden. Graccons Schädel dröhnte und dann wie ein Faustschlag in das Gesicht des wankenden Ringkämpfers:Er...hat die Königin ermordet! Er wünschte sich diese Worte nie gehört zu haben, wünschte sich ver hört zu haben. Er wünschte sich es wäre nur eine weitere Doppelgängerin gewesen und nicht Sillisa. Sillisa, die Königin von Avalien. Die Frau, der er jahrelang gedient hatte. Die Frau, die er geliebt hatte. Und Graccon sah den nun wieder schreienden Säugling in den Armen der Hebamme. Und er wusste, dass dieses Kind niemand anderes war als der Thronerbe Avaliens. Und dann verspürte Graccon Angst. In seinem Kopf hallten auch Rattes letzte Worte nach- sie waren bedeutungslos. Gusgan war in diesem Moment bedeutungslos. Der Säugling. Der Säugling. Er ging auf die erschrockene Hebamme zu, welche das Bündel in welches das Kind eingewickelt war an sich presste. Als ob er es fressen wollte!
"Zeig es mir!", dröhnte seine Stimme herrisch im Hintergrund. Irgendetwas an seiner Stimme bewog die Hebamme dazu, seinem Befehl Folge zu leisten. Sie reckte ihm das Bündel entgegen. Graccon erblickte den Jungen. Das Kind strampelte wild mit Fäustlingen und Beinchen und erfüllte mit seinem Heulen die ganze Ebene. Das Kind öffnete die großen,blauen Augen und blickte Graccon verdutzt an. Dann plärrte es weiter. Graccon musterte den Säugling eindringlich und wandte sich dann erleichtert von dem Knaben ab. Einen Moment hatte er befürchtet...
"Ihr habt ihn erschossen, sagst du?", fragte er Carlos und Ratte abwesend. Seine Sicht wurde ein wenig klarer. "Es ließ sich nicht vermeiden, mylord!" Madurul schien etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber.
Graccon nickte seinen Kameraden zu und wankte dann in Richtung Höhle: "Entschuldigt mich bitte, Feldan wird sicherlich bald zurückkehren und sich um euch kümmern!" Geistesabwesend schlurfte er ins Höhleninnere.
Es ließ sich nicht vermeiden, mylord.
Graccon wusste, dass Gusgan sich verändert hatte- das hatte er am eigenen Leib zu spüren bekommen. Doch er wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er gewesen war, bevor er im Duell mit dem Seneschall verbrannt war.
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Alt 18.05.2012, 14:54
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Ein Gefühl von Schwäche überkam ihn und zwang ihn, sich auf sein behelfsmäßiges Lager zu legen. Schütteln durchlief ihn, und Hitze und Kälte fuhren abwechselnd durch seinen Leib. Das Fieber, es kehrte zurück. Ermattet schloss er die Augen und sank in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf, und das Brüllen von Männern und Drachen hallte in seinen unverständlichen Träumen.
Als er die Augen wieder öffnete, saß Carlos neben ihm. "Ich habe etwas Wasser besorgt," sagte er mit schiefem Grinsen. "Du hast gekocht wie ein alter Kessel, und solltest wohl etwas Dampf nachlegen..." Dankbar nahm Graccon die Schale und trank in tiefen, ruhigen Zügen. "Was ist mit deinem Gesicht geschehen?" fragte er dann nach einem weiteren Blick auf seinen alten Vertrauten. Carlos grinste noch breiter, dass die geschwollenen Teile seines Gesichtes weiß hervortraten. "Die Nase ist hin, denke ich. Aber der Seneschall sieht schlimmer aus."
"Was ist geschehen?"
"Ich fragte ihn, ob er mir nicht einige gute Ratschläge erteilen könne, so von einem Drachenreiter zum anderen. Er sagte, dass er mir gern eine Lektion erteilt. Ich strecke ihm die Hand entgegen, dass er einschlägt. Na ja, er hat mir wohl die Hand gegeben, und wie er sie mir gab!"
"Sprichst du von Feldan?" fragte Graccon und erhob sich müde von den gestohlenen Decken. "Wo ist er? Was habt ihr mit ihm gemacht?"
Babygeschrei erklang plötzlich aus dem hinteren Teil der Höhle, und fast zugleich tönte Arlas Reißnagelstimme: "Das Wasser hierher, du Unglücksritter! Für deinen zukünftigen König!"
"Ritter?" echote Graccon erstaunt. Carlos zuckte mit den Schultern und griff sich den Kübel mit dem Quellwasser. "Hat sich so ergeben. Ich kann dich wohl jetzt heiraten..." Reaktionsschnell zog er den Kopf ein, der zuklatschenden Hand ausweichend, und sauste laut lachend zu der Hebamme hinüber.
Noch immer leicht benommen verließ Graccon die Höhle und sah Ratte, der an der Felswand zum Eingang hin lehnte und auf einem Streifen Dörrfleisch herumkaute, sowie Doro, der zu Füßen des gefesselten Feldan hockte und ihn argwöhnisch beobachtete, den Spaten griffbereit neben sich. Sein linker Arm war mit einem Stofffetzen notdürftig verbunden; dunkles Blut sickerte bereits wieder durch den Stoff. Der Seneschall der Blauen Kürassiere jedoch sah aus, als wäre er in einen Steinschlag geraten.
Ratte warf das Fleisch wieder zurück in den Beutel vor sich und maulte: "Und damit wird das pelingorische Heer am Leben gehalten? Das Zeug ist ja zu schlecht für einen Hund!"
"Dann bring es zurück und tausch es um!" presste Feldan zwischen den geschwollenen Lippen hervor. Graccon bemerkte die beiden blauen Drachen, die wie verliebte Hunde umeinander herschwänzelten. Auch Feldan hatte es bemerkt und drohte: "Wenn euer Mistvieh Framire in einen gestopften Truthahn verwandelt, servier ich es euch gekocht in Scheiben! Wäre das eher nach deinem Geschmack?"
Ratte sah Graccons Schatten und sagte: "Er tauchte auf, während du schliefest. Begann sofort zu drohen und zu mosern. Fragte, warum Gusgan nicht bei uns war. Wir sagten es ihm, und da drehte er durch. Brauchst du ihn noch, oder hat es sich mit ihm erledigt? Ich dachte nur, ich frag lieber vorher..."
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Alt 18.05.2012, 18:36
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"Nehmt euch zusammen, alle beide", meinte Graccon kraftlos. "Wir stehen alle auf der selben Seite!" "Na schön!", sagte Ratte. Feldan blickte finster drein. Graccon schüttelte den Kopf und klopfte seinem schmächtigem Kameraden auf die Schulter: "Los hocken wir uns zu den anderen ans Feuer! Dann können wir unsere weiteren Pläne besprechen und ihr könnt mir detailliert von den Geschehnissen berichten, die ich versäumt habe!" Sie schlenderten zu Doro, Arla, Carlos und dem Neugeborenem hinüber, während der Seneschall gefesselt zurückblieb und versuchte sie mit seinen Blicken aufzuspießen.
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  #573  
Alt 18.05.2012, 20:38
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Das Lordchen bekam also Oberwasser durch seine Kumpane und begann wieder, den hohen Herren heraushängen zu lassen. Ohne ihn würde sein standesbewusster Schädel längst eine Speerspitze zieren. Aber Versäumtes ließ sich nachholen. Undankbarer Geck!
Alle auf der selben Seite...er grinste lauernd. Irrtum, Bürschlein; niemand ist auf Feldans Seite außer Feldan selbst!

(Absatz)

Mit hängendem Kopf saß Hochlord Vestarn vor dem Sandkasten, der eine detaillierte Miniaturnachbildung von Vandrall und Umgebung beinhaltete. Sein Blick glitt über die grünen Holzmarker, welche die Position avalischer Einheiten innerhalb der Mauern der Stadt kennzeichneten, und er dachte daran, wie viele er von diesen noch vor zwei Tagen gesehen hatte. Nur die roten Marker außerhalb Vandralls vermehrten sich wie die Läuse...
Lord Herolmar studierte die Unterlagen, welche ihm seine Ordonanz gerade überbracht hatte, und fügte schweigend ein paar rote hinzu.
"Wie sieht es eigendlich bei den tapferen Verbündeten Avaliens aus?" fragte Vestarn, nur um sich seine eigene Hoffnungslosigkeit bestätigen zu lassen. "Erinnern sie sich der Päkte, welche sie einst zu eigenem Vorteil mit uns schlossen?"
"Kadish hat sich bereit erklärt, alle avalischen Flüchtlinge bis auf weiteres aufzunehmen," sagte Herolmar und unterdrückte den Seufzer, der in ihm aufsteigen wollte. "Mehr kann man von diesem kleinen autonomen Fürstentum kaum erwarten. Von Layfurr und Perstada liegen noch keinerlei Meldungen vor. Loyola hat sein Bündnis mit uns aktiviert und seine Reserven mobilisiert. Daraufhin wurde es von Nesolata angegriffen und hat nun alle Hände voll zu tun, die eigene Vaporisierung zu verhindern. Durmatien hat alle Verbindungen zu uns als null und nichtig erklärt und Begimeil ein neues Bündnis angeboten. Er hat abgelehnt."
"Kurz: der Himmel fällt uns voll auf den Scheitel," sprach Vestarn tonlos, und als Bestätigung krachte ein Pulverfass durch die Decke des behelfsmäßigen Kommandostandes und zerschlug den Sandkasten und das Miniaturvandrall darin. Vestarn schaute auf die kurze, etwa fingerlange Lunte, die rasch abbrannte. Dann sah er dem erbleichten Herolmar ins Gesicht. Er lächelte. "War der Schnee im letzten Winter nicht wundervoll?"
Herolmar starrte auf die nicht mehr zu sehende Lunte. "Oh ja, das war er."
Im nächsten Augenblick war das zerschlagene avalische Restheer seines höchsten Anführers beraubt.
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Geändert von Formorian (19.05.2012 um 08:38 Uhr)
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  #574  
Alt 19.05.2012, 20:10
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(Absatz)

König Begimeil stand vor dem Sarg seiner Tochter. Seine graublauen Augen blickten hart auf den Leichnam herab.
"Ich möchte euch in Namen meiner gesamten Familie mein Beileid aussprechen!", ertönte hinter ihm die klare Stimme Rasmunds von Nesolata. "Sie war noch so jung!" "Danke!", sagte Begimeil kalt. Er dreht sich zu seinem Verbündeten um.
Rasmund war ein hellhäutiger, schlacksiger Mann, der gerade sein dreißigstes Lebensjahr vollendet hatte. Doch bereits jetzt hatte er sich in Schlacht und Politik bewiesen. Die braunen Augen des jungen Königs funkelten.
Gekleidet war er in den Nationalfarben seines Reiches. Über einem jadegrünem Gewand trug er einen schwarzen Mantel, der am unteren Ende silbern gesäumt war.
"Mein werter Freund", sagte Rasmund, nachdem er den silbernen Weinkelch auf einem kleinem Ebenholztisch abgestellt hatte. "Ich weiß, dass ihr immer noch in großer Trauer seid, aber dennoch würde ich mit euch gerne über diese Schakalsmänner unterhalten. Es ist Krieg und wir können eine solche Bedrohung nicht außer Acht lassen. Avalien ist bald vollständig niedergerungen. Wenn Vandrall fällt liegt nur noch der mittlere Norden vor uns. Es könnte sich als großer Fehler erweisen, wenn wir die Gefahr welche von diesen Skrigg ausgeht ignorieren würden!"
Hältst du mich für einen Narren? Was glaubte Rasmund von ihm? Das er ein gebrechlicher Greis war? Dabei hatte er den avalischen Osten mit einem einzigen ausgekügelten Schachzug unterworfen.
Begimeil zwang sich zu einem Lächeln, dass eher wie ein grausames Zähneblecken wirken musste. Weder lachte Begimeil gerne, noch lächelte er, wenn es sich vermeiden ließ. Doch diesesmal war es besser Höflichkeit zu bewahren. Dies war keiner der niedrigen pelingorischen Adeligen, mit denen er bei einer solchen Bemerkung gnadenlos verfahren hätte.
"Selbstverständlich", versicherte er daher dem nesolatischen König. "Ich habe einigen Truppen aus dem Nordosten abgezogen, um Candvallon zu verstärken. Sie sollten in wenigen Tagen eintreffen. Dann werde ich in den Untergrund vorstoßen und diese Hundemeute von der Weltscheibe tilgen.
"Sehr umsichtig von euch", erwiderte Rasmund. "Ich denke, dass wir bald unseren Sieg werden feiern können!"
Ihre Blicke kreuzten sich und in diesem Moment dachte jeder von ihnen dasselbe. Wenn Avalien erledigt war, würden die beiden verbliebenen Großmächte die Entscheidung um die endgültige Herrschaft unter sich ausmachen. Darauf freute sich Begimeil sehr. Diesesmal stand ihm ein ebenbürtiger Gegner gegenüber.
"Mein Glückwunsch übrigens zu diesem Attentat! Ohne eine wirkliche Führung wird der Zerfall Vandralls noch schneller vonstatten gehen!" Rasmund beobachtete ihn lauernd.
Begimeil wusste was er dachte: Dieser Kerl achtete immer noch den alten Ehrenkodex. Vielleicht war gerade das sein Schwachpunkt. Begimeil war wohl der einzige König, der sich selbst für ehrlos hielt. Das war möglicherweise der Grund, warum er bislang jeden seiner Krieger für sich entscheiden konnte.
"Ja!", erwiderte er. "Mein neuer Statthalter hat ihn mir zur Verfügung gestellt. Der Bursche stammt von gilesischen Halbmondinseln und hat alle drei Schulen des Todes durchlaufen. Einen besseren Mann hätte ich für eine solche Aufgabe schwerlich finden können!"
"Achja!", Rasmund nahm einen weiteren Schluck. "Euren Statthalter habe ich im Übrigen vorher getroffen. Dieser Mann umgibt sich mit außergewöhnlichen Personen. An eurer Stelle würde ich ein Auge auf ihn werfen!"
"Damit habt ihr durchaus nicht Unrecht. Ich traue ihm auch nicht ganz. Aber er hat mir immerhin die Einnahme Candvallons um einiges erleichtert!"
Rasmund nickte: "Na schön! Dann hätten wir das Wichtigste besprochen. Ich will euch in eurer Trauer nicht mehr weiter stören und werde jetzt zum Feldlager aufbrechen."
"Wir sehen uns!", verabschiedete sich Begimeil. "Paxxes, führe ihn bitte nach draußen!"
Der breitschultrige Krieger in der schwarzen Rüstung schritt zum Portal hinüber und öffnete es. Rasmund und seine beiden Leibgardisten verschwanden mit hallenden Schritten.
Begimeil blieb zurück und schaute wieder auf seine Tochter herab. Sie hatte seinen Ehrgeiz und seinen Politiksinn geerbt gehabt, anders als sein missratener Erstgeborener, der sich anscheinend ebenfalls in diesem Unterreich herumgetrieben hatte. Jetzt war ihm nur noch Serral geblieben. Zumindest schlug dieser ganz nach seinem Vater.
Er schritt durch die Balkontür hinaus und trat an die Brüstung. Paxxes ging hinter ihm her. Dann beobachtete er den Abflug der nesolatischen Mantikore. Erst nachdem sie bereits lange verschwunden waren ertönte ein Klopfen am Portal.
Begimeil kehrte in seine Gemächer zurück: "Herein!" Es war der Lordkanzler. Yuvaris hatte sein langes, schwarzes Haar sorgfältig hinter die Stirn gekämmt und trug wie immer schwarz: "Meine Hoheit!", er kniete vor ihm und erhob sich dann auf Begimeils Geheiß. Die grauen Augen seines engsten Vertrauten trafen seine: "Es gibt sehr beunruhigene Neuigkeiten. Die Skrigg marschieren auf die Unterstadt zu und werden sie binnen einer Viertelstunde erreichen!"
Begimeils Gesichtszüge gefroren. So schnell. Zu schnell. Verdammt noch mal- diese dreckigen Chimären kamen zu früh. "Lass alles in Alarmbereitschaft setzen. Ich meine die Soldaten, die Bürger dürfen nichts erfahren. Rein gar nichts. Und nur die Soldaten der Oberstadt.
Yuvaris schickte die Soldaten, die ihn begleitet hatten mit Befehlen fort. "Darf man fragen, was ihr vorhabt?" Begimeil knurrte: "Wir werden sie zu uns hereinkommen lassen! Und dann brennen wir die gesamte Unterstadt nieder"
"Ein exzellenter Plan!", meinte Yuvaris ohne Gesichtsregung.
Es klopfte abermals. "Herein!", brüllte Begimeil und die Torflügel schwangen auf. Dann betrat eine wahre Prozession seine Gemächer. Allen voran ging Bragrimms, sein neuer Statthalter. Zur Rechten flankierte ihn Wallkrath Rubinauge, der Eishexer, zur Linken Takin und Yisara vom Blutbach, Begimeils oberste Gishka folgte.
Takin lächelte. Begimeil wusste Bescheid. Dies war einer von Bragrimms besten Schachzügen gewesen. Es war ihm gelungen den Doppelgänger des Königs durch einen anderen Illusionisten zu ersetzen.
Die Männer und Yisara stellten sich vor ihm auf. Sie verbeugten sich nicht. Begimeil ahnte Schlimmes. Bragrimms lächelte. Er sagte nichts.
Dann ging es schnell. Paxxes packte von hinten den Schädel seines Königs und hämmerte diesen dreimal gegen die Kante des im Raum stehenden Sarges, bis die Schreie Begimeils verstummten. Dann wurde der schlaffe Greisenleichnam von dem Krieger direkt zu seiner Tochter bugsiert.
Während sich "Takin" bereits an die Arbeit machte und an den Sarg herantrat, klopfte Bragrimms dem ehemaligen Leibwächter auf die Schulter. "Ich muss sagen, ich bin beeindruckt Paxxes. Das es so schnell und reibungslos laufen wird, hätte ich nicht erwartet!" Er drehte sich zum Lordkanzler: "Yuvaris, Candvallon liegt in euren Händen!" Der Berater Begimeils nickte: "Ich werde sofort beginnen den Widerstand zu organisieren!" Er rauschte davon. "Ich helfe ihm!", Yisara folgte ihm und sie waren nur noch zu viert- die beiden Leichname nicht mit eingerechnet. "Takin" hatte in der Zwischenzeit vollends die Gestalt des pelingorischen Königs angenommen. Wallkrath half ihm den Sargdeckel zu verschließen und sandte bevor der Stein verschmolz eine Feuerströmung ins Innere um die Toten in Asche zu verwandeln. Der neue "Begimeil" nickte ihnen zu und verschwand und sie waren zu dritt.
Bragrimms war ein wenig überrascht, dass alles so reibungslos verlaufen war, sie hatten das Attentat lange geplant, aber irgendwie hatte er immer gedacht, dass es Begimeil noch gelingen würde, sich ihnen mit gezogenem Schwert entgegenzustellen- was selbstverständlich nicht viel gebracht hätte.
Damit fehlten nur noch Rasmund von Nesolata und In'Ahte'Fah. Jorin war zu einer Puppe verkommen, Sillisa und Begimeil tot. Ihr Neugeborener würde dank des Blutweiners bald Geschichte sein. Bald würde eine neue Ära anbrechen, Bragrimms war zuverlässig. Und darin hatten Könige und Götter keinen Platz mehr.
Wallkrath räusperte sich. Er hatte Recht. Es war an der Zeit von hier zu verschwinden. Zusammen verließen sie die nun leeren Gemächer, in denen Begimeils Kadaver fröhlich vor sich hin brutzelte. So hatte sich der pelingorische Monarch sich seine Zukunft wahrscheinlich nicht vorgestellt. Er hatte trotz der offensichtlichen Gefahr nicht reagiert- und hatte den Preis bezahlt. Derselbe Narr, wie Jorin es gewesen war!
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  #575  
Alt 20.05.2012, 11:09
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"Ich danke Euch für Eure freundliche Unterstützung, werte Lady," sprach unterdessen Yuvaris zu Yisara. "Ihr versteht Euch in diesen militärischen Angelegenheiten sicher besser als ich, dessen Wirkbereich eher die trockenen Schlachtfelder der Verwaltung sind. Gebt mir bitte einen knappen Bericht über die momentane Situation in der Stadt, damit wir abschätzen können, wo wir womit am besten anfangen." Irgendwie hatte er erwartet, dass sich die Amazone in seinen schmeichelnden Worten regelrecht sonnen würde, doch das tat sie nicht. Überlegenheit war für sie eine Sache der Selbstverständlichkeit.
"In der Unterstadt leistet die Sirdauka noch immer ihren hoffnungslosen Widerstand, und Bragrimms Lumpenarmee ist nicht imstande, diesen zu zerschlagen. Ich habe bereits das zweite Banner dorthingeschickt, um diese lästige Situation ein für allemal zu klären. Ich fürchte aber, dass sie zwischen Meuchlern und Bettlern keinen großen Unterschied machen werden.
Die Skrigg sind ebenfalls in der Unterstadt aufgetaucht, gehen aber völlig planlos gegen alles vor, was ihnen begegnet. Denke nicht, dass sie ein großes Problem sein werden. Was mir größere Sorgen macht ist diese zweite, wesentlich größere Hundemeute, die fast gleichzeitig in der Oberstadt auf dem Gebiet des gefallenen Palastes aufgetaucht ist. Sie sind den Berichten zufolge miserabel ausgerüstet, der größte Teil besteht aus Weibchen und Welpen. Es besteht jedoch Gefahr, dass sie die zurückgelassenen Arsenale der Kürassiere entdecken und sich bewaffnen, und es sind wirklich Abertausende!"
"Ein Pöbelhaufen?" fragte Yuvaris erstaunt. "Warum schicken sie ihre Familien zum Abgeschlachtet werden an die Oberfläche? Sie riskieren ihre völlige Auslöschung!"
"Das Trentan hat sie wohl aus ihren Höhlen getrieben, doch ich hätte niemals gedacht, dass es so viele nach oben schaffen würden..."
"Trentan? Ich verstehe nicht..."
"Lungenfresserdampf. Unberechenbar in offener Schlacht, doch ausgezeichnet, um verschanzte Widerständler aus ihren Löchern zu treiben. Begimeil hatte den Einsatz persönlich genehmigt."
Der Lordkanzler seufzte. Selbst im Tode schaffte es dieser alte Bluthund noch, ihre Pläne kräftig durcheinanderzubringen.
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  #576  
Alt 22.05.2012, 18:15
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"Was könnt ihr mir als Strategie vorschlagen?", fragte er Yisara.
"Es wäre am Besten, wenn ihr mit den gemeinen Soldaten in die Unterstadt vorrückt und als geballte Masse die verstreuten unkontrollierten Gruppen zerschmettert. Die Gishkas werden in der Zwischenzeit die Situation im Palast entschärfen und stoßen wenn alles gut geht später wieder zu euch."
"Aber", wagte Yuvaris einzuwenden. "Wenn diese Schar vollkommen unbewaffnet ist, wäre es nicht sinnvoller die Eliteeinheiten zu den richtigen Kriegern zu schicken, während das gewöhnliche pelingorische Heer das Werk des Schlachters übernimmt?"
"Nein!", erklärte die Amazone mit vorgerecktem Kinn entschieden: "Die Gishkas sind kaltblütiger als ein normaler pelingorischer Soldat. Die Truppen könnten zögern, wenn es hieße Wehrlose niederzustrecken. Aber sie sind nicht wehrlos. Die Masse gibt ihnen Kraft. Und wenn sie die Waffen in die Hände bekommen...naja. Wir haben bereits Kampferfahrung gegen Skrigg in derart hoher Anzahl, sind diszipliniert und können uns auf neue Situationen einstellen! Die Aufgabe Leute zu töten, die um ihr Leben kämpfen ist weitaus schwieriger, als Leute zu töten, welche aus Rachsucht unkoordiniert über ein anderes Volk herfallen!"
Yuvaris gab sich geschlagen: "Dann beginne sofort mit dem Einsatz!"
Sie salutierte und rauschte davon. Yuvaris blickte ihr nach. Ein Räuspern. Paxxes war zu ihm herangetreten. Er hatte sich mittlerweile einen schwarzen Helm mit Nasen- und Wangenschurz aufgesetzt, der gut zu seiner Rüstung passte. "Unsere Männer sind bereit, mylord!", erklärte der Krieger.
"Na schön!", meinte Yuvaris. "Auf gehts!"
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  #577  
Alt 23.05.2012, 10:16
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(Absatz)

Der Tod hatte für die Skrigg einen neuen Geruch angenommen. Nur war er ihnen unbekannt; wer ihn wahrnahm, der war bereits verloren.
Mit gebleckten Zähnen starrte Ksmurr über das Trümmerfeld, in dem sein Volk an die Oberwelt gelangt war. So weit er blicken konnte sah er nichts als zertrümmerte Bauwerke, deren ursprünglicher Sinn ihm schleierhaft war, und kleinere schwelende Brände in einiger Entfernung. Von weit her war das Donnern von Todspuckern zu hören, hin und wieder auch ein dumpfer Knall.
War es das, wonach sich Dragdhzur gesehnt hatte?
Doch es war wohl nun besser als die heimischen Höhlen, dachte er schaudernd bei sich. Die Krieger der Skrigg waren ins Unbekannte ausgezogen, den Feind zu zerschlagen, doch die Entscheidungsschlacht hatte bei ihnen zu Hause stattgefunden. Der Stille Tod war zu ihnen gekommen, lautlos, unsichtbar, und sehr gierig. Erst waren einige wenige röchelnd und um sich schlagend zu Boden gestürzt, dann immer mehr und schließlich Dutzende. Das giftige Steingas war ihnen bekannt, und sie rochen es von weitem und vermieden seinen Ursprung, doch hier gab es keine Warnung; dein Freund und Nachbar fiel einfach blutspuckend um, und du wusstest, wenn du stehenbleibst um ihm zu helfen bist du der Nächste!
Als sie die Bedrohung erkannten und begannen, nach oben zu flüchten, hatte sich Esluhvresh in die Mitte der Halle des Sieges gestellt und einen mystischen Wind aus alten Tagen herbeigerufen, der den Schleichenden Tod wohl zurückwarf, doch leider nur solange wie er blies. Nun war der alte Weise völlig erschöpft und dem Ende nahe, und Rasmire und ihre Helferinnen bemühten sich so gut es eben ging um ihn, doch viele benötigten nun ihre Hilfe. Ksmurr hatte sofort, nachdem sie oben angekommen waren, Kundschafter in alle Richtungen ausgeschickt, dieses neue Land zu erkunden, und er bemerkte, dass von den Häusern der Axt, der Schwarzen Wand und den Krummknochen keiner bei ihnen war. Der Schleichende Tod hatte sie wohl von ihnen abgeschnitten, und er konnte nur hoffen dass es ihnen irgendwie gelungen war, auf eigenen Pfaden den Weg nach oben zu finden.
Er machte sich keinerlei Illusionen über die Zukunft seines Volkes; sie waren schwach, verängstigt, orientierungslos. Denkbar schlechte Voraussetzungen im Falle eines Angriffes der Felllosen. Und dieser würde geschehen, früher oder später, dessen war er gewiss. Ihre einzige Hoffnung lag wohl darin, den Kampfgeräuschen zu folgen, dass diese sie - hoffentlich - zu Arngshsziss und der Skriggarmee führen würden. Er war sich im Klaren darüber, welche verantwortungsvolle Belastung dies für die Kämpfenden darstellen würde, aber ein Krieg für ein Volk, das es nicht mehr gab, wäre wohl der dümmste Krieg überhaupt.
Und während er noch überlegte, wie er den Seinen die bittere Wahrheit wohl am besten beibrächte, kehrte einer der Erkundungstrupps zurück. Schon von weitem riefen sie: "Scharfstahl! Glänzender Scharfstahl! Und Todspucker für viele! Knallstaub wie Sand in der Grube! Kommt! Kommt...!"
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Geändert von Formorian (23.05.2012 um 13:39 Uhr)
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  #578  
Alt 24.05.2012, 20:17
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Ksmurr folgte den Rufen der jungen Skrigg. Die Männer waren gerade mal sechzehn Jahre alt. Doch vielmehr stand ihm nicht zur Verfügung. Die Männer, welche Arngshsziss ihm hinterlassen hatten, waren bei weitem nicht ausreichend gewesen. Er war sich nur allzu sehr bewusst, dass ein Großteil dieser Jungskrigg noch heute ins Feuer der achtzehn Todesgötter eingehen würden.
Zusammen mit den anderen, an seiner Seite durch die Gänge hetzenden Schakalsmenschen lief er dem Erkundungstrupp entgegen. "Wer hat hier die Führung?" "Ich!", knurrte ein älterer Skrigg mit ausgebleicher, schwitziger Haut und blutunterlaufenen Augen. "Lauhgash! Klan der Blutsinger! Mache Meldung: Waffenvorkommen entdeckt! Genug für jeden Einzelnen!"
"Auch für Alte, Frauen und Jungkrieger?"
Lauhgash schnaubte: "Richtig!"
"Dann sofort los!", rief Ksmurr und die Skrigghorde setzte sich in Bewegung. Einige liefen los um andere Trupps zu informieren.
Sie liefen schnell, sodass der alte Lauhgash ihnen immer weiter hinterher hinkte. Doch dann erreichten sie das Waffenlager. Der Skrigggreis hatte nicht übertrieben: Die Wände waren nur so zugepflastert mit Todspuckern, dünnen Schwertern und großen Schwerten mit Schilden und langen Stangen mit Dingern zum Draufhauen dran. Sie packten Alles, was sie brauchen konnten. Ksmurr nahm sich eines dieser dünnen Schwerter und einen Balläster mit Steinkugeln. Der schnaufende Lauhgash entschied sich für einen der längeren Todspucker und ein großes Messer.
Als sie wieder in den Gang herausströmten ertönte das Geschrei der Kriegerfrauen der Felllosen. "Macht euch kampfbereit!", brüllte er seinen Gefährten zu. Doch kaum jemand hörte es. Die Meisten rannten den Amazonen gröhlend und in chaotischen Reihen entgegen. Und irgendein Trottel feuerte hirnrissig johlend Schüsse auf die Statue eines Plattschnauzenfürsten ab. Ksmurr spuckte Speichel aus, entsicherte seinen Balläster und rannte los, um seinen Männern beizustehen. Dann begann das Gemetzel.
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Alt 24.05.2012, 20:17
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Alt 24.05.2012, 20:19
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Geändert von Darnamur (24.05.2012 um 20:22 Uhr)
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