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Wie schreibe ich eine Schlacht?

Tarrco der Entdecker

Berühmter Abenteurer
Registriert
10. Dez. 2012
Beiträge
13
Ort
Hamburg
Hallo an alle,

ich schreibe inzwischen seit nun schon längerer Zeit an einem
eigenen Fantasyroman, und habe gerade einen Hänger. Nach vielen,
vielen Seiten bin ich jetzt am Punkt der ersten Schlacht in meiner
Geschichte angelangt ... und habe unglücklicherweise überhaupt
keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Dann habe ich mir unterschiedliche
Stile angeschaut, was das angeht. J.K.Rowling zum Beispiel schreibt dann
sehr wild, mit vielen kleinen Nebensätzen und einer regelrechten Flut an Kommas ... aber es soll ja auch mein eigener Stil bleiben.

Hat jemand eine Ahnung, wie ich mich da ranwagen kann/sollte?
Wäre euch sehr dankbar für eure Unterstützung! :)


LG
 
Puuuh, harter Brocken :smile: !
Es kommt wohl darauf an, aus welcher Perspektive Du das Geschehen schildern willst. Ein Kämpfer in vorderster Front, um den herum das Chaos tobt, wird immer nur einen winzigen Ausschnitt des Ganzen wahrnehmen, während ein unbeteiligter Zuschauer auf einem sicheren Hügel das Geschehen in seiner ganzen Fülle erkennt, aber nicht nötigerweise begreifen muss, was genau abläuft und warum. Dies bleibt dem Heerführer vorbehalten, wobei es natürlich wieder die Frage ist, ob er gemeinsam mit seinen Truppen kämpft oder nur vom Kommandoposten aus die Schlacht lenkt.
Einige Beispiele (natürlich nur als Anregung) guter Schlachtschilderungen findet man noch immer bei Tolkien, aber auch Eric Van Lustbaders Dai - San - Zyklus oder Michael Moorcocks Elric von Melniboné haben hier einiges zu bieten. Ich empfehle Dir allerdings, bei den großen Klassikern wie Julius Cäsar oder Sun Tsu nachzuschauen.
Vielleicht ist ja eine kurze Beschreibung historischer Truppen hilfreich und wie diese für gewöhnlich eingesetzt wurden:
In der Regel stellten sich die Heere einheitenweise in einer langen Linie auf; es gab ein Zentrum, einen linken und einen rechten Flügel. Im Zentrum standen normalerweise die regulären Kämpfer, möglichst stark gepanzert wie es Technologie und Kultur erlaubte. Ihre Aufgabe war es, die gegnerischen Formationen zu "sprengen", sie also durch furiose Attacken und hinhaltenden Widerstand zu zermürben und schließlich zur Flucht zu bringen. Hinter ihnen wurden die Bogenschützen aufgestellt, meist nur leicht oder gar nicht gepanzert, um über die Köpfe der Fronteinheiten hinweg den Feind mit simultanen Geschosswolken weichzuklopfen, bis diese mit ihnen in Kontakt gerieten. Noch weiter hinter ihnen, falls vorhanden, die Artillerie. An den Flügeln wurden meist leichtgerüstete Plänkler eingesetzt, als Fußtruppen und nur selten beritten. Diese schnellen Einheiten hatten die Aufgabe, durch rasche Zangenbewegungen das gegnerische Zentrum zu umklammern und mit Wurfspeeren oder anderen Distanzwaffen zu attackieren (einen direkten Zusammenstoß mit dem Feind hätten sie nur schwerlich überlebt) sowie die Verfolgung der Flüchtenden. Reiterei wurde in der europäischen Antike eher in homöopathischer Dosierung eingesetzt, sie war eher die bloße Prestigewaffe des Fürsten oder einer anderen wichtigen Person, und Verluste durch Reitunfälle dürften höher gelegen haben als solche durch direkte Feindeinwirkung. Erst durch Einführung des Steigbügels (der den Römern noch unbekannt war) kam es dann zu einer wirklichen Angriffskavallerie, so wie sie uns aus dem HdR von den Rohirrim her bekannt ist.
Jüngere Forschungen fanden übrigens heraus, dass die Kämpfer keinesfalls wild die Waffen schwingend aufeinander zustürmten und es mit Getöse zum Zusammenprall der Heere kam. In geschlossener Schildreihe stehend, hier und da bei einer Gelegenheit zustechend und den Gegner durch das Zufügen mehrerer kleinerer Wunden zum Rückzug zwingend war eher die Regel.
 
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Hallo Tarrco!
Da hat Formorien Recht. Es kommt vermutlich ganz darauf an, für wen Du schreibst und welche Stimmung Du rüberbringen möchtest. Mach Dir nicht so viele Gedanken ob es anderen gefällt, sondern versuche die Schlacht für dich und deine Figuren lebendig zu machen. Man muss die Angst fühlen können.
Stell dir vor, du hättest eine Kamera, die überall hin leuchten kann.
Mal leuchtet sie in das innere Gefühl deines Helden, mal betrachtet sie ihn von außen, Mal sieht sie auf seinen Gegner. Mal sieht sie auf alles um ihn herum. Mal sieht sie in die Ferne und manchmal sieht sie sogar alles aus der Vogelperspektive.( Das ist bei großen Schlachten gut).
Du kannst mit allen Sinnen deiner Protagonisten spielen. Was sie dabei hören, sehen, fühlen, schmecken. Oder auch "Herrgott" sein, indem du die persönliche Ebene verlässt und dem Leser eine Draufsicht vermittelst.
Wichtig ist, dass der Leser es fühlen kann. Kein noch so großer Held ist ohne Furcht. Mach den Gegner stark und bring den Leser ins zittern.
Bloße Beschreibungen der Waffen, Rüstungen und Heerformationen, sind (meiner Meinung nach) langweilig.
Ich finde Krieg sollte realistisch sein, auch in einem Fantasy Roman. Das heißt, auch wenn du für Kinder und Jugendlich schreibst, darfst du ruhig blutig werden. Denn Krieg ist niemals harmlos und sollte auch nicht verharmlost werden. Denn ein Mord bleibt noch immer ein Mord. Stilistisch gesehen, musst Du Dir dabei natürlich treu bleiben. Finde deinen eigenen Stil und behalte ihn bei. Man kann die Anregung durch andere auch übertreiben. Denn Vorsicht: In einem Literaturforum kann man nicht nur Hilfe erwarten. So mancher Autor ist von seinem eigenen Schreibstil überzeugt und dazu geneigt ihn auf Dich zu übertragen.Auch Neid und Missgunst sind nicht selten. Also lass Dich nicht gleich verunsichern und richte dich nicht nur nach den "etablierten Autoren" und Urgesteinen der Fantasy aus. Das führt dich nicht wirklich weiter.

Kleiner Tipp gegen kreative Blockaden: Mach Dir Gedanken über einen guten "Bösewicht". Wie sieht er aus? Was ist an ihm besonders? Welche Verletzung hat ihn böse gemacht? Welchen Antrieb hat er, Krieg zu führen?
Mal Dir was dazu auf (Es ist dabei egal ob Du malen kannst). Du bekommst dabei Bilder im Kopf und neue Ideen.
 
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Fand es keine schlechte Idee, erst einmal ein paar Anregungen in die Hand zu geben, was so alles beteiligt sein kann und wie es im Groben laufen könnte. Natürlich wird ein Clash zwischen Drachen, Wargreitern und Geistern anders ablaufen, als wenn Skyten auf Thessalier einhauen würden :smile: . Möchte aber Moon beipflichten: wichtig ist es eben, dass Du Dein Ding machst und nicht versuchst, irgendwelche Erwartungen zu erfüllen.
Was Stil betrifft: ich halte es wohl bei Szenen, in denen es wirklich hoch her geht, wie Rowling (unbekannterweise; habe tatsächlich noch nie etwas von ihr gelesen). In kurzen, geradezu hektischen Sätzen versuche ich den Wirrwarr und die Kopflosigkeit des Geschehens dem Leser zu vermitteln (der Dir dies hier schreibt, hat bereits selbst das Schwert geschwungen, und glaube mir: wer etwas von kühler Beherrschtheit und kristallklarem Kalkül in einem Klingenkampf schreibt, der stand noch nie selbst in einem solchen :)). In beschreibenden Szenen, etwa wenn ich den allgemeinen Verlauf der Schlacht schildere, nehm ich das Tempo wieder heraus und es wird recht sachlich; manchmal verwende ich auch gern Metaphern und es wird dann allem blutrotem Treiben zum Trotz fast lyrisch. Etwa wenn ich die anstürmenden Truppen mit einer heranrollenden Woge vergleiche, welche "sich an der eisernen Wehr zu purpurn gischtenden Fontänen bricht" - nur um bereits im nächsten Satz völlig schnörkellos von umherfliegenden Extremitäten und herausquellenden Eingeweiden zu schreiben. Das Entsetzen und die unterschwellige Empörung des Lesers ist mir gewiss, und ich reib mir zufrieden die Hände und weiß, dass mein Paket an der richtigen Adresse angekommen ist.
Nein, ich halt mich selbst nicht für gewaltverherrlichend. Ich bin nur der Meinung, dass nicht die realistische Darstellung von Gewalt jugendgefährdend ist, sondern ihre Vermickymausierung (die Power Rangers etwa hab ich meinen Kindern verboten).
 
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Dein Hintergrundwissen ist beeindruckend, Formorian. Allerdings ist das die Realität und niemand interessiert sich in einem Fantasyroman für die Realität (so Leid mir das tut). Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mir viele historische Strategien und Taktiken angesehen habe und mir aufgefallen ist, dass sie großteils doch recht langweilig sind. Nicht passend für einen Fantasyroman. Die Realität ist für uns Autoren ja nur ein Werkzeug, um dem Leser Halt zu geben und ihm etwas zu zeigen, das er kennt. Schlachten sind in Fantasyromanen oft nicht mit Realen Gefechten zu vergleichen, weil alleine ganz andere Einheiten zur Verfügung standen. Hätte Hannibal Olifanten und Bergriesen gehabt, dazu ein paar Trolle und hätte einenj unscheinbaren Ring getragen um sie alle ins Dunkel zu treiben ... hätte er seine Truppen vielleicht anders aufgestellt.
Als erstes solltest du wissen, wer überhaupt einfeinander trifft und wer welche Einheiten/Waffen zur Verfügung hat. Dann solltest du (bei großen, detaillierten Schlachten zumindest) genau wissen, wie viele Kämpfer jede Seite hat (muss im ROman ja nicht genau beziffert werden) und du solltest wissen wo die Schlacht stattfindet. Dann (wie Formorian es treffend gesagt hat) solltest du dir überlegen wer die Schlacht aus welcher Perspektive erlebt und wie die Person beispielsweise reagieren soll. Ist der Heerführer eiskalt un d schickt seine Leute mutwillig in den Tod um einen Orden zu bekommen oder fühlt er mit seinen Truppen mit? Je nach Einstellung wird die Schlacht subjektiv auch ganz anders bewertet. Überlege dir einen Strategie, ich habe ganz ehrlich eine kleine Tüte mit Plastiksoldaten, mit denen ich mir das notfalls bildhaft machen kann. Auch nutze ich gerne Strategiespiele auf dem Computer (Vorzugsweise Empire Earth) um die Formationen im Editor nachzubauen. Wenn man etwas vor Augen hat und wenn es nur das Terrain und die Formationen sind, fallen einem schnell ein paar neue Elemente ein.

Zum Lesen kann ich alle Elfenromane von Bernhard Hennen empfehlen. Seine Schlachten und Ideen dazu sind im Fantasygenre m.M.n. mit die besten.

Ich hoffe ich konnte etwas helfen.

Liebe Grüße
Jan

P.S. Formorian, du kennst meine Schlachtenszene aus Leviathan. Ich hoffe, dass ich hier keine großen Reden schwinge und es selbst nicht hinbekomme. Ist die Szene halbwegs i.O.?
 
Oha, ich bin weder Militärexperte noch Historiker, spiel nur ein wenig Tabletop :elkgrin: , allerdings nicht solche Daumenlutschersysteme wie Warhammer etc (für Deine Plastikkrieger brauchst Du Dich also nicht zu schämen). Meine Anregungen waren nur als ein Grundgerüst gemeint, auf dem man aufbauen kann, und dass eine typische Fantasyschlacht anders laufen wird als ein (langweiliges :hof: ) historisches Gefecht habe ich ja bereits selbst angemerkt. Dennoch wird die Sache in ihren Grundzügen wohl ähnlich ablaufen: ich sehe keinen großen Unterschied darin, Elefanten durch Riesen zu ersetzen, oder Ulanen durch Wargreitern.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir Leviathan noch gar nicht vollständig zu Gemüte geführt habe, hole dies aber auf jeden Fall noch nach. Deine Schlachtszenen in Der Stolz des Königs, aus der Egoperspektive erzählt, fand ich allerdings sehr realistisch und überzeugend, vor allen der cause of friendly fire :elkgrin: . Das war Kriegeralltag in Reinform!
 
In einem aktuellen Projekt habe ich eine Schlacht ganz aus der (eingeschränkten) Perspektive eines jungen Rekruten geschrieben.

Die Truppen bekommen den Befehl, sich bereitzuhalten. Dann kommte der Marschbefehl. Auf dem Schlachtfeld angekommen war der feind schneller; der Unteroffizier mault über das Versagen der Heeresleitung. Man nimmt aufstellung, beobachtet das Vorrücken der "tadaaaa!" Dracheneinheit. Und dann bekommen die Fußsoldaten den Angriffsbefehl. Man rückt vor, sieht auch die Gegenseite auf sich zukommen. Die Bogenschützen beginnen zu schießen und die Pfeile ziehen über den Perspektivträger überweg. Als die Gegenseite ebenfalls zu schießen beginnt, fallen auf der eigenen Seite die ersten Kameraden. Der Junge macht sich vor Angst beinahe in die Hosen, duckt sich bei jeder Salve. Und auf einmal sind die ersten Gegner direkt vor ihm und es sind genau solche Jungen wie er selber, ebenfalls mit Angst in den Augen. Wissen sie was sie hier überhaupt machen? Es kommt zum Zusammenprall und die Jungen kämpfen nicht mehr für ihr Land oder ihren König, sondern um das persönliche Überleben. Alles ist voll Blut, es stinkt nach Eingeweiden wie beim Schweineschlachten (der Junge kommt von einem Bauernhof) und die Zeit dieses Gemetzels dehnt sich scheinbar unendlich. Es ist wie in der Hölle. Manchmal gibt es kurze Phasen der Ruhe, unter anderem, als die Reiterei die Gegner zurückdrängen kann. Der Unteroffizier flucht und droht. Erste Gedanken über "Abhauen" werden ausgesprochen. Und plötzlich kommte das befreiende Hornsignal zum Rückzug.

Na ja und so weiter.

Du brauchst nicht die ganze Strategie beider Heere auszuarbeiten, um ein eindringliches Bild von einer Schlacht zu zeichnen. Du musst nur Deine Perspektive beibehalten. Was würde jemand in der Situation sehen/hören/riechen (unser intensivste, urtümlichste Art der Wahrnehmung!)/fühlen/denken KÖNNEN? Wenn Du ein armes Schwein direkt an der Front hast, das zum erstenmal in einer Schlacht steht, dann denkt der nicht über taktische Schachzüge nach, sondern über seine nasskalten Füße, seine Angst zu sterben und das, was man ihm in den Wochen zuvor über den Gebrauch seiner Waffe eingehämmert hat.
 
Jap, das sehe ich auch so. Die Perspektive des Protas und seiner Verbündeten ist hier entscheidend ... übrigens genauso wie die Motivation des Bösewichts, worauf Moon Mac Connuilh ja schon hinwies.

Übrigens bin ich eher Formorians Ansicht, dass es nützlich ist, sich wirkliche, klassische Kriegsberichte anzusehen. Cäsar ist ein großartiger Stratege gewesen und hat sehr detailliert hinterlassen, wie er seine Kriege führte. Das ist natürlich beim ersten Lesen langweilig, aber diese Klassiker heranzuziehen, um dann daraus eine eigene Sache zu machen, ist Zauberwerk. Ich glaube übrigens, das gutes Hintergrundwissen zu mehr Realistik führt und dadurch mehr Spannung erzeugt. Eine unrealistische Schilderung kippt an einem bestimmten Moment, weil sie unglaubhaft wird.

Als ich eine Bogenschützin für eine Drachengeschichte erschaffen habe, bin ich zuvor zu einem Bogenmeister gegangen, der mir über den Umgang mit mittelalterlichen Bögen berichten konnte. Vielleicht ist das ja auch eine Stilfrage, aber für mich sind diese Infos wirklich wichtig, um ein spannendes Szenario zu bauen.

Ich informiere mich also zu erst, baue das Szenario auf und dann ... dann schmeiße ich mich an der Seite meiner Figuren mitten hinein .. bis ich den Matsch unter meinen Füßen spüre, die Klingen an mir vorbeisausen und meine Muskeln unter der Anstrengung zu zittern beginnen. Also, stimme den Schalchtruf an und dann wirf Dich in das grauenhafte Spektakel menschlicher Unfassbarkeit!
 
Ich hoffe mal, dass hier noch niemand in eine Schlacht ziehen musste. Also kann wohl niemand von uns sagen, wie es ist, wenn man auf einen Feind zumarschiert und dem Tod ins Auge sieht. Ich habe mich mit mehreren Veteranen des 2. Weltkrieges unterhalten, mir ihre Geschichten angehört und dokumentiert. Sie kennen teilweise Strategien, die es in keinem Buch und keiner Dokumentation gegeben hat. Es ist beängstigend, wie lebendig das alles noch zu sein scheint, wenn die Überlebenden darüber reden. Einer der Männer hat seinen eigenen bruder neben sich sterben sehen. Das war schon 60 Jahre her, aber er hat geweint, als er das erzählt hat. Diese Gefühle werden wir niemals einfangen können, aber das sollte uns nicht daran hindern es zu versuchen. Schlachten können spannend oder episch sein, aber ich denke, dass man nie vergessen darf, was eine Schlacht tatsächlich ist. Man sollte immer aufpassen, dass man nicht ins Kriegsverherrlichende abrutscht und Helden strahlen immer nur so hell, wie man sie lässt.
Man sollte halbwegs wissen wovon man schreibt, denke ich. Ich lese immer wieder Kampfszenen, denen ich nicht folgen kann. Ich muss es mir halbwegs vorstellen können und man merkt gerade bei soetwas, ob der Autor Ahnung von dem hat, was er schreibt. Ich kann halbwegs mit Schwertern umgehen, habe mit Meistern im Laido gesprochen und mit ihnen trainiert. (Laido ist die Kunst des Schwertziehens). Man muss einfach viel kennen und seinen Stil daraus formen. Würde ich so schreiben, wie Kämpfe wirklich sind, wäre es total langweilig.
Was ich damit sagen will: Erkundigt euch ein wenig. Lest Bücher, guckt euch formationen an, guckt euch auch Filme wie Alexander der Große an. Sucht euch aber nur das raus, was ihr gut findet und verändert es beliebig.
Ich habe ja schon gesagt, dass ich gerne mal Formationen in Strategiespielen nachbaue. Ich habe z.B. mal eine relativ große Schlacht aufgebaut, mir gedacht wie es gehen würde und es nem Kumpel gezeigt. Daraufhin meinte der, dass es nicht klappen würde und wir haben dann einfach mal auf "Spielen" geklickt und er hat den "Bösen" übernommen. Er hatte recht und ich habe von vorn begonnen. Einem Leser wäre das vermutlich nie aufgefallen, aber dafür bin ich zu selbstkritisch.
Mir helfen diese Strategiespiele bei sowas wirklich, aber da ist sicher jeder anders. Wichtig ist, dass man sich gerade auf solche Schlachten etwas vorbereitet, denke ich.

Ich hoffe ich konnte helfen. Lt. Formorian bin ich ja sogar halbwegs qualifiziert, wobei die von ihm genannte Szene nur eine Schlachtszene mitten in einer Schlacht ist. Da ist von Strategie nicht viel zu sehen ;-)

Liebe Grüße
Jan
 
Ich habe einmal einen Bundeswehrsoldaten in die Augen gesehen und ihm direkt gesagt: "Du hast noch niemanden im Krieg sterben sehen und selbst noch niemanden umgebracht. Das erkenne ich an deinen Augen." - seither schwärmt dieser Mensch nicht mehr in meiner Gegenwart von Waffen, Schlachten und Krieg.

Die besten Kriegsschilderungen sind die, die fesseln und einem das Mark in den Knochen gefrieren lassen vor Horror. Alles andere ist bloßes Beschreiben. Tom Clancy konnte das in seinen Romanen übrigens sehr gut. Ein Werkzeug der Beschreibung einer Schlacht ist, einen einfachen Soldaten einen militärischen Zug erleben zu lassen (von mir aus die Belagerung einer Burg oder das brandschatzen eines Dorfes) - und dabei das Sterben und den Tod hautnah miterlebt. Allerdings kommt es dabei in irgendeinem Punkt zu seinem eigenen Tod. Damit rechnet der Leser nicht, und das ist der Überraschungsmoment, der solche Schilderungen noch verschärft.

Einen Kriegsveteranen fragte ich einmal, wie lange er in die Hose geschissen hat, wenn er unter Artelleriefeuer oder einem Angriff ausgesetzt war. Er antwortete: "Drei Monate." - mit diesem Menschen verbrachte ich einige der besoffendsten Nächte meines Lebens ^^.

Das Schlüsselwort einer erfolgreichen Schilderung einer Schlacht ist: Erleben und nicht Beschreiben. Als Leser muß ich die Schlacht so erleben, als wäre ich selbst dabei. Alles andere ist öde und langweilt nur.
 
Wenn ich etwas einwerfen darf:
Meiner Meinung nach muss der Leser das Gefühl haben es zu erleben, das Gefühl haben, dass es realistisch ist. Ihn eine Schlacht jedoch so zu erleben lassen, wie sie wirklich ist ist m.M.n. weder möglich, dafür haben Worte nicht genügend Potenzial, noch zielführend. Es ist oft so, dass ich Leser lieber das lesen lasse, was er für realistisch hält, als das was realistisch ist. Einem Menschen, gerade wenn es junge Menschen sind, die geballte Grausamkeit des Krieges vor Augen zu führen halte ich persönlich nicht für sinnvoll. Aber das mag jeder anders sehen ;-)
 
Hi! ich brauche auch mal einen rat. ich habe jetzt schon so weit geschrieben, dass die Truppen aufeinander getroffen sind. Aber was tut man Jetzt? man kann doch nicht seitenlang das töten und Morden beschreiben. Ich habe jetzt schon ein Duell zwischen den Heerführern angesetzt. und einer meiner Charas ist gerade direkt in die Schlacht gefallen. Ich habe zwei Flugeinheiten. Ein Elfen Heer und ein Dämonen Heer die sich in der Luft gegenseitig bekämpfen.

Das einzige, was ich noch weiß, ist das die Drachen irgendwann auftauchen und wer gewinnt. Aber ich habe keine Ideen, was ich noch beschreiben könnte.

Meine Fantasy Wesen, sind sehr eigen und haben eine eigene Note.
 
Interessantes Thema!

Schonmal drüber nachgedacht, die Schlacht selbst *gar nicht* zu beschreiben?

Es kommt ja immer drauf an, was dir wichtig ist, wo deine erzählerischen Schwerpunkte liegen, was du beim Leser auslösen möchtest.

Blutrünstige Gewaltdarstellung in allen Einzelheiten kann schlichtweg irgendwann ermüden und sich selbst ungewollt ad absurdum führen, zumal das pornographische Draufhalten mit der Kamera in den letzten Jahren gern übertrieben worden ist.
Bei GRRMs Schreibe ist mir das zuletzt immer öfter passiert, nach dem X-ten pingelig beschriebenen anatomischen Detail irgendeiner Verletzung, und in Filmen werfen mich inflationär gebrauchte Braveheart-Stilmittel inzwischen auch gern aus dem Geschehen.

Wenn dir militärische Details wichtig sind, die Spannungskurve der Schlacht mit ihren diversen Taktiken und Wendepunkten des Geschehens, dann wirst du um seitenlange Beschreibungen wohl nicht herumkommen - solltest du aus mehreren Perspektiven erzählen, lässt sich das auch sicher sehr spannend gestalten (während beispielsweise ein mit Reserven bereitstehender Soldat das Geschehen lange nur über entfernte Geräusche verfolgen kann, kämpft der zweite mitten in der Hauptkampflinie verzweifelt ums Überleben, der dritte ist ein Offizier der Artillerie (ob Trebuchets, Onager oder Kanonen ...), und dann ist da noch der General auf seinem Hügel, das Kommen und Gehen der Meldereiter, die Staubwolken in der Ferne (ist das da auf der linken Flanke ein Durchbruch? Hält die Mitte stand?) ...

Ich würde mir aber tatsächlich zunächst genau überlegen, ob die Schlacht in all ihren Details wirklich wichtig ist, oder ob sie vielleicht auch einfach übersprungen werden kann, weil nur ihre Auswirkungen für die Handlung Bedeutung haben.

Ein imo sehr spannender Quasikompromiss (den ich selber in meinem Comic auch verwende) wäre es auch, die Kampfhandlungen zunächst zu überspringen, einzelne, subjektive Eindrücke von Überlebenden im Nachhinein, in Rückblenden aber später noch in die Geschichte einzuflechten.
 
Also habe versucht ein Gefühl der Hatz zu erzeugen, als würde der Autor selbst über das Schlachtfeld hetzen. Ob mir das gelungen ist, weiß ich leider nicht. Aber ich beschreibe auch Gegensätze, damit möchte ich ausdrücken, dass eigentlich alles möglich ist. Ich hab hier mal einen Auszug:

Vorher war es laut, vorher bebte die Erde. Schreie, Stahl auf Stahl, brüllen und sterben. Feuer und Tod. Blut und Glanz. Ruhm und Ehre, und Wirklichkeit. Eine Schlacht. Tausende Krieger knallten hier aufeinander, Mann gegen Mann, Ross gegen Reiter. Helme werden zerschlagen. Glaube und Sieg, Stolz und Niederlage. Fahnen in Blut getränkt. Ideologien auch. Menschen werden zerschlagen, zertreten, Pferde werden zerrissen. Blut wird gespuckt, Körper werden geduckt. Teile werden voneinander getrennt. Speere, Schwerter, Äxte und Hauen. Geschrei und Waffenklirren. Feuer und Gestank. Staub. Hundertfacher Blutzoll. Pfeile spicken Menschen, spicken Rösser. Jünglinge wie Alte, verletzt und tot. Menschen fliegen über Schilder, Schilder über Menschen. Blut spritzt, Blut fließt.
 
Ich habe selbst noch keine Schlachtszenen geschrieben. Ich denke, bei den meisten epischen Schlachten, hat man mehrere Protagonisten, aus deren Perspektive man schreibt.

Und ich glaube, so würde ich das auch halten. Ich würde also zusehen, dass die Story es zulässt, dass meine Protagonisten sich an verschiedenen Stellen befinden und so verschiedene Blickwinkel haben. Meiner Meinung nach muss man das Geschehen eben aus den Augen einer Figur beschreiben, mit ihren Gefühlen und ihrem Erleben, so bekomme ich das am Besten transportiert. Mir haben immer die Schlachten aus dem Schildwall von Bernard Cornwells Utred gefallen. Die sind aus der Ich-Perspektive geschrieben, was den Blickwinkel ohnehin sehr einengt. Aber ich fand das sehr spannend geschrieben.

Aber wie helmuts bereits beschreibt, kann zu sehr Details auch nerven - das muss man eben für sich selbst herausfinden. Und man kann das ja auch durch die Charaktere steuern, die das beschreiben. Erleben wir einen eher blutrünstigen Krieger, vorne in der ersten Reihe? Den analytischen General, der oben auf der Mauer steht? Oder einen Elfen, der von Gewalt eher angewidert ist und mit Pfeil und Bogen versucht, möglichst weit weg vom Blut zu stehen? Ich denke, jeder dieser Charaktere würde das ganze anders beschreiben.

Wenn ich selbst vor der ersten Szene stehe, werde ich mich mal an die Tipps hier erinnern. Ich neige übrigens auch dazu, erst "echte" Schlachten zu analysieren, damit ich verstehe, wie so etwas hätte ablaufen können. Auch wenn sie letztlich anders dargestellt werden. :)
 
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