Meine Kritik:
"Percy Jackson - Diebe im Olymp" ist eine actionreiche, abenteuerliche Verfilmung des ersten Bandes der gleichnamigen Romanreihe von Rick Riordan.
Die Grundidee ist dabei, daß die griechischen Götter und Fabelwesen tatsächlich existieren und auch heute noch Halbblut-Kinder gezeugt werden.
Percy ist so ein Halbgott. Der Sohn von Meeresgott Poseidon, einem der "Grossen Drei". Das wird dem Zuschauer auch ohne viel Federlesens beigebracht. Der Junge wird damit schonungslos konfrontiert und immer wieder ins kalte Wasser geworfen. Wortwörtlich.
Eine kleine Einführung wäre allerdings ratsamer gewesen. Stattdessen hetzen die Hauptcharaktere ( Percy, Athenetochter Annabeth und Satyr Grover ) von einer Action-Szene in die nächste. Dadurch besteht durchgehend eine gewisse Erklärungslücke ( für Buch-Nichtkenner ).
Im Vergleich zur Buchvorlage gibt es zudem die üblichen Veränderungen. Die grösste davon dürfte das Alter der Charaktere sein. Diese steigt von 12 auf 16 Jahre.
Dann kommen im Film noch Elemente vor, die eigentlich zum zweiten Band gehören ( z.B. die mehrköpfige Hydra oder Percys Zyklop-made Schild ). Dazu noch wird der rote Faden der Bücher - nämlich die Prophezeiung, daß ein Kind eines der "Großen Drei" den Olymp stürzen wird - weggelassen. Diese drei Dinge lassen bei mir die Schlußfolgerung zu, daß keine Fortsetzungen geplant sind. Was ich recht schade finde, aber andererseits ist dies grade der Trend, alle Jugendbuchverfilmungen beim ersten Film zu belassen.
Wie gesagt, Veränderungen sind unumgänglich.
Leider lassen manche davon nicht mal die Essenz der Vorlage übrig.
Hier gibt es nämlich zwei grosse Veränderungen, die ein regelrechtes Manko darstellen. Eines davon fällt natürlich nur dem Buch-Fan auf, das andere dem Fan griechischer Mythologie.
1) Es besteht ein Mangel an wichtigen Persönlichkeiten im Film.
Die da wären Kriegsgott Ares, seine Tochter und Percys erbitterte Rivalin Clarisse ( Anmerkung: Wer würde Draco Malfoy weglassen? ), sowie der Weingott Dionysos alias Campleiter Mr. D .
Eigentlich bekleiden diese Figuren tragende Nebenrollen. Ebenso Thalia, die verwunschene Tochter von Zeus ( später sehr wichtig!!! ) Hier wurden sie alle einfach wegrationalisiert ( was ein weiteres Indiz dafür ist, daß keine Fortsetzungen geplant sind ). Man könnte auch sagen, daß sie mit anderen Charakteren veschmolzen sind ( z.B. Clarisse mit Annabeth und Mr. D mit dem Zentauren Chiron ... Ares Charakter scheint etwas in Hades mit eingeflossen zu sein ).
2) Es wird ein falsches Bild der griechischen Unterwelt präsentiert. Wie der Autor bereits in seinem Schlußwort zum ersten Band sagt, wollte er für die Kinder und Jugendlichen die griechische Mythologie auf moderne Weise aufbereiten.
Doch die Filmleute haben aus der Unterwelt ein feuriges Hölleninferno gemacht und aus Hades eine Art Feuerteufel. An sich wäre das nicht weiter schlimm, doch wenn man vorhatte, den jungen Zuschauern die griechische Mythologie näherzubringen ... dann schon.
Hier stimmt nämlich nur der Anfang mit dem Fährmann und dem Totenfluss Styx.
Wer sich mit dem Mythos auskennt, der weiß natürlich, daß der Rest im Film völlig falsch dargestellt ist. Die Unterwelt ist ein Ort für die Seelen der Toten ( ALLER Toten, nicht nur der Verdammten ... innerhalb der Unterwelt selber wird zusätzlich unterteilt in Elysion für die Seligen, Tartaros für die Verdammten und Asphodeliengrund für den Rest ) und Hades ist folglich ein Todesgott ... und kein antiker Satan-Verschnitt bitteschön.
Übrigens ist Götterschmied Hephaistos ( röm. Vulcanus!!! ) der Gott des Feuers.
Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, daß die Amis dies ( wohl absichtlich ) verwechseln und gleich alles auf christlich stilisieren müssen. Viele junge Leute kennen sich mit dem Stoff halt nicht aus und glauben dann natürlich, daß die Unterwelt mit der Hölle gleichzusetzen sei.
( Griech. ) Unterwelt = Hölle?
Wird sogar von Persephone so bezeichnet ( Zitat *adressiert an Hades*: Ich bin doch schon in der Hölle, was kannst du mir noch antun? )
Dazu sieht die gesamte Unterwelt ( inkl. des Tartaros ) so aus, als hätte der Designer das Gemälde "Höllensturz der Verdammten" von Rubens oder Ähnliches vor Augen gehabt *seufz*
Und ausserdem fällt mir noch auf, daß man Zerberus ( dreiköpfiger Wächterhund ) weggelassen hat. Wie kann man Zerberus bei der Darstellung der griech. Unterwelt bitte auslassen ... und ihn stattdessen durch drei nichtssagende Höllenhunde ersetzen? *doppel-seufz* Wollte man etwa Ähnlichkeiten mit „Fluffy“ vermeiden? Sorry aber Fluffy ist eine Abkupferung von Zerberus. Das Vieh gehört definitiv vor die Tore der Unterwelt. Basta. Das erinnert mich irgendwie an die Verfilmung von ERAGON, in der man die Ohren der Elfen und die geringe Körpergrösse der Zwerge ausliess … weil dies zuviel Ähnlichkeit mit „Herr der Ringe“ hatte, oder so ähnlich!
Wie man sieht, können nicht nur Buchfans, sondern gleichzeitig auch Fans der griechischen Mythologie, vom Film ( mehr oder weniger ) enttäuscht sein.
Ich gehöre zu beiden Lagern und bin schon etwas enttäuscht. Und dabei bin ich bei Buch-Verfilmungen sonst nicht pingelig und habe hier sogar im Voraus mit extremen Veränderungen gerechnet. Bis auf ERAGON habe ich mich auch sonst nie über Verfilmungs-Inhalte geärgert.
Zum Glück reißt Grovers Verhalten ( humorvoll gespielt von Brandon T. Jackson ) einen großen Teil der Missgunst wieder raus, da auf sein Konto die meisten Lacher gehen und es davon nicht wenige gibt. Auch Uma Thurman als Medusa überzeugt.
Ebenso Steve Coogan als Hades ( d.h. wenn er mal nicht als Feuerteufel auftritt ... o.k. das wurmt mich wohl am meisten ) und auch seine Frau Persephone, gespielt von Rosario Dawson. Doch ehrlich gesagt, verhalten sich die beiden mehr wie der feurige Kriegsgott Ares und die mannstolle Liebesgöttin Aphrodite aus dem Buch ( sollte das etwa eine beabsichtigte "göttliche Sparmaßnahme" für den Film sein? )
Der Rest der Schauspieler-Riege spielt entweder solide ( z.B. Sean Bean als Zeus und Kevin McKidd als Poseidon ) oder ist nicht beurteilbar ( denn leider haben die meisten davon nur sehr kurze Auftritte ).
Die deutsche Synchro von Logan Lerman alias Percy Jackson klingt allerdings an manchen heftigen Szenen etwas emotionslos und wirkt dadurch unglaubwürdig ( z.B. hätte er schon ein wenig verzweifelt schreien und später auch mehr trauern können, als seine Mutter sich vor seinen Augen in Nichts auflöst ).
Wenn man einfach nur ein actiongeladenes Abenteuer erwartet, unterhält der Film natürlich schon und ist durch sein Tempo auch sehr kurzweilig. Man sollte für den ungetrübten Filmgenuß jedoch lieber völlig unwissend sein ( bezüglich der Buchvorlage und der Mythologie ).
Die Computer-Effekte sind Standard.
FAZIT:
Eine solide abenteuerliche Action-Orgie für Jugendliche und gleichzeitig eine etwas enttäuschende Verfilmung. Bei Interesse an der Story würde ich das Lesen des Buches bzw. der Buchreihe empfehlen.
Es wurden inzwischen die ersten drei Bände gleichzeitig herausgebracht.
5/10 Punkten