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Alt 02.02.2011, 19:51
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Dark Umbra Dark Umbra ist offline
Drachenherz
Erforscher der Welten
 
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Alor fragte sich, ob es wirklich so schlau gewesen war, Viktor zu vergraulen. Er war ein absoluter Idiot – noch einmal Geschweige davon, dass der Magier diesem Blutsauger nun noch weniger mochte, als zuvor –, doch immerhin wäre sein Vorschlag ein Versuch wert gewesen.
Aber Alor sprach seinen Gedanken nicht aus, um Anfeindungen - unter anderem von Fays Seite aus – zu vermeiden. Dass ihn alle hassten, konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.
Er merkte, dass jemand in seiner Nähe sich über Gedankensprache austauschte. Einerseits aus Höflichkeit, andererseits weil er damit nichts Gutes verband, zog er sein Bewusstsein so weit zurück, dass er die Stimmen nicht hörte.
Alor räusperte sich. „Los jetzt.“ Er lief in die Richtung los, in der er seinen Feind spürte und bereitete sich schon einmal mental auf einen harten Kampf vor.

„Nein!“
Ein lauter Schrei riss Lim schlagartig aus dem Nichts. Er musste wohl doch eingenickt sein. Wo war die Stimme hergekommen?
Verschlafen setzte sich der Hauptmann auf und schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu könnte. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass sich sein Helm nicht dort befand, wo er eigentlich hätte sein sollen. Hatte Lim ihn auf den Totenfeldern verloren oder lag er hier irgendwo in der Zelle?
„Nicht! Lass ihn...“
Da vorne! Es kam vom Gitter.
Lim sprang auf, verscheuchte das leichte Schwindelgefühl, das fast immer entstand, wenn man zu schnell auf die Beine kam, und war noch im gleichen Moment bei Remnas.
Der Magier lag dort, wo er, bevor Lim eingeschlafen war, gesessen hatte – seine Essensration hatte er nicht angerührt. Das Entsetzen war ihm förmlich auf das Gesicht geschrieben, er war schweißgebadet.
Dreckiges Loch! So etwas kann ja nur Albträume verursachen...
Lim ruckelte unsanft an Remnas‘ Schulter, doch der Magier wachte nicht auf. Stattdessen stöhnte er nur gequält und murmelte irgendetwas vor sich hin.
„Scheint lebhafte Träume zu haben, dein Freund.“
Da war er wieder, der schmierige Mistkerl! Wie schaffte er es nur, sich so lautlos anzuschleichen?
Wie ein tollwütiger Hund bäumte sich Lim vor ihm auf. Das Gitter war zwar zwischen ihnen, doch vielleicht ergab sich ja jetzt die Gelegenheit, die Arroganz aus dem Mann herauszuquetschen – wenn er nur nahe genug herankam.
„Was hast du mit ihm angestellt?“, presste der Hauptmann zwischen seinen aufeinander gepressten Zähnen heraus.
„... und einen tiefen Schlaf“, fügte der Fremde gleichgültig, als hätte er Lims Frage gar nicht gehört, hinzu.
Was du ihm gerade antust, habe ich gefragt!“ Dies konnte nun auf keinen Fall mehr als Frage aufgefasst werden.
„Der Herr ist ein tonangebender Typ, nicht wahr?“, erklang die Stimme des anderen Mannes leicht belustigt. „Gut, ich werde es dir sagen: Es schwirrten ihm so unendlich viele Fragen im Kopf herum. Unbeantwortete Fragen, die sein Innerstes so sehr ins Schwanken brachten, dass ich es nicht mehr über’s Herz brachte, ihn sich so sehr quälen zu sehen: Ich habe ihm verraten, was er wissen wollte. Und sogar etwas mehr, weil ich gute Laune hatte. Aber sei unbesorgt: Ich werde auch dich die Wahrheit erkennen lassen – wenn du bereit bist.“ Ein flüchtiges Lächeln schoss über sein Gesicht, als er einen kurzen Blick auf Remnas warf, der sich inzwischen am Boden zusammengerollt hatte.
Lims Hände ballten sich zu Fäusten; so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.
„Vielleicht war ich in seiner Hinsicht etwas voreilig“, fuhr der Mann dessen ungeachtet fort, „er braucht anscheinend etwas, um alles zu verarbeiten, der Arme – aber was wäre ich für ein mieser Gastgeber, wenn ich meinen Freunden nicht jeden Wunsch erfüllen würde?“
So lautlos und schnell, wie der Mann gekommen war, eilte er auch wieder davon.
Lim hatten die Worte des Fremden so die Sprache verschlagen, dass er ihm noch nicht einmal eine ordentliche Beleidigung hinterherschmeißen konnte.
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