[Lazarus]

Istovir bemerkte schon gar nicht mehr wie er von mehreren Goblins anhoben und in das Versteck des Unbekannten gebracht und dort mit mehreren Stricken an einen Steinaltar gefesselt wurde. Sein Geist war eine wirbelnde Masse aus unzusammenhängenden Bruchstücken und sein gepeinigter Körper fühlte vollkommen gefühllos an. Doch sein Glück hielt nicht lange an, als er langsam wieder aufwachte und dumpf am Rande seines Bewusstseins eine Stimme vernahm:

Kümmere dich um seine Wunden und sieh zu, dass er mir nicht wegstirbt, bevor ich ihm ein paar Fragen stellen konnte.

Jawohl Meister, ich leben um zu dienen.

Mehrere Hände machten sich an ihm zu schaffen, doch anstatt sein Leiden zu verbessern, schienen sie alles nur noch schlimmer zu machen. Die Schmerzen die er die ganze Zeit nicht mehr gespürt hatte kehrten mit Macht zurück und es fühlte sich so an, als würde ihm die Haut bei lebendigem Leib abgezogen. Irgendjemand fing an zu schreien, aber erst mit einer gewissen Verspätung merkte er, dass er selbst es war.

Du still sein, oder Meister mich schlagen.

Doch der Magier dachte überhaupt nicht daran, der Goblinin einen Gefallen zu tun und schrie so lange aus vollem Herzen weiter bis ein harter Schlag gegen seinen Kopf ihn verstummen ließ.

Du ja nicht hören wollen, ich dich jetzt schlafen schicken.

Ein erneuter Treffer raubte ihm dann auch tatsächlich wieder das Bewusstsein. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber als er zitternd ob der Kälte die Augen aufschlug sah er ein zufrieden grinsendes Gesicht über sich gebeugt.

Murgel große Heilerin sein, wie du dich fühlen?

Istovir betrachtete kopfschüttelnd die Verbände die mit mehr Unverstand als echtem Fachwissen um seinen Körper geschlungen waren. Doch obwohl das Werk der Stümperin von minder Qualität war, fühlte er sich tatsächlich besser. Erst jetzt fiel sein Blick auf einen Rucksack und eine kleine Glasphiole, die auf einem Tisch neben ihm standen und da wurde ihm schlagartig alles klar. Anscheinend hatte jemand seine Habseligkeiten, die sein verblichener Diener in der Kanalisation verloren hatte, gefunden und tatsächlich schien Murgel es geschafft zu haben aus seinen vielen Tränken ausgerechnet einen Heiltrank auszukramen, welchen sie ihm eingeflößt haben musste. Mit krächzender Stimme und ausgedörrter Kehle brachte er ein leises: Wasser bitte hervor und verfluchte sich einen Moment später vor seiner Schwäche einen Goblin um irgendetwas bitten zu müssen.

Später, zuerst wirst du mir ein paar Fragen beantworten und falls mir die Antworten nicht gefallen, wirst du eh keines mehr brauchen, meldete sich jetzt eine dröhnende Männerstimme, die ihm wage bekannt vorkam, zu Wort.

Der Magier drehte den Kopf und sah rechts von sich, eine ca. 2 Meter große Gestalt von kräftiger Statur die vollkommen in einen schwarzen Mantel mit Kapuze gehüllt war. An einem weißen Gürtel, der von einer Totenkopfspange gehalten wurde hing ein dreißig Zentimeter langer gebogener Dolch mit schwarzer Klinge. Das Gesicht wurde von einer ebenfalls schwarzen konturlosen Maske verdeckt in der nur zwei grünlich leuchtende Augen hervor glommen. Die Hände wurden von zwei blutroten Lederhandschuhen verhüllt. Jetzt wusste er auch woher er die Stimme kannte, dies musste die Person sein, die er kurz vor seiner Ohnmacht und seinem Abtransport gehört hatte. Der Meister der Goblins. Istovir wollte sich erheben um wenigstens nicht vollkommen hilflos zu sein, aber er wurde von den Fesseln um seinen Körper weiterhin auf dem kalten Stein festgehalten.

Bleib ruhig liegen wir haben viel zu bereden und ich möchte nicht, dass du extra aufstehst nur um mir den gebührenden Respekt zu erweisen. Das grausame Lachen dass daraufhin erfolge erinnerte ihn irgendwie an jemand ganz bestimmten.