[Lazarus]

Drei Kreuzungen und unzählige spöttische Blicke später, hatte Istovir augenscheinlich sein Ziel erreicht, denn sein willenloser Körper blieb nun endlich vor einem Kanaldeckel stehen. Seine Kniegelenke knackten hörbar, als er in die Hocke ging und den schweren Eisendeckel ohne große Mühe achtlos zwei Meter weit von sich wegschleuderte.

Wow, wo hab ich denn das gelernt? Aznar, du könntest meinen Körper öfter zweckentfremden, wenn er dadurch solch ungeahnte Kräfte entwickelt.

Narr, woher glaubst du beziehe ich wohl meine Energie? Für dieses Kunststück muss ich mir einen nicht unerheblichen Teil deiner Lebenskraft aneignen und jetzt sei still, ich muss mich konzentrieren.

Na, toll noch ein paar Tage weniger zu leben. Darf man fragen, was so wichtig ist, oder ist das wieder einer deiner albernen Scherze?

Erneut keine Antwort, stattdessen sprang Aznar, mit seinem Körper einfach durch die Öffnung. Istovir wollte noch schreien, aber es ging alles zu schnell. Zwei Meter tiefer rappelte er sich mühsam auf. Der Sturz hatte seinem verletzten Bein nun den Rest gegeben.

Aznar, meeeein Bein, heulte der Magier.

Memme. Halt jetzt endlich den Mund, du verscheuchst sie sonst.

Wen?

Die Räuber meines rechten Arms.

Wie? Ich dachte es wäre dir nicht möglich, deine verstreuten Körperteile ohne das Nekronomicron zu finden. Oder war das wieder eine deiner Lügen?

Keine Antwort, von seiner Nemesis. Langsam dämmerte ihm, dass Aznar nur mit ihm spielte. Anscheinend brauchte sie das Buch, sofern es überhaupt eines gab, überhaupt nicht, aber was wollte sie dann in der Magierakademie? Es sei denn….natürlich. Alles was Aznar wollte war ein neuer Körper, da sein eigener offensichtlich langsam den Geist aufgab. Was lag also näher, als ihn unter einem Vorwand in die Magierakademie zu locken und ihn dort gegen einen anderen Magier kämpfen zu lassen. Wenn er tot wäre, würde sie sich einfach den, vom Kampf geschwächten, Körper seines Feindes nehmen, so wie sie es bereits zuvor schon einmal getan hatte. Ein hinterlistiges Biest, dass sich da in seinen Eingeweiden breit gemacht hatte, wenn es nicht um seinen Körper ginge, hätte er ihre Einstellung sogar bewundert.

Lautes Kichern, welches weiter vor ihm einsetzte, und offensichtlich von mehreren kleinen Stimmchen herrührte, lenkte ihn von seinen düsteren Gedanken ab.

Wir sind gleich da, meinte die Dämonin zuversichtlich.

Irgendetwas war an diesen Stimmen seltsam vertraut, und so brauchte er nur ein paar Sekunden, bevor er wusste um wen, oder was es sich genau dabei handelte.

Neiiin, das kann nicht dein Ernst sein, nicht die schon wieder.

Ohne auf seinen Protest zu antworten marschierte sein Körper unablässig weiter.