[Lazarus]

Durch die Krankheit seiner Rasse, der grenzenlosen Arroganz, hatte seine Nemesis also überlebt. Wenn die Magier sich damals nicht so selbstsicher gewesen wären Aznar vernichtet zu haben, hätte er nun ein Problem weniger. Da ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, musste er anscheinend noch am Leben sein, oder konnten Tote auch zusammenhängende Gedankengänge formulieren?

Natürlich bist du noch am Leben, meinte eine altbekannte Stimme spöttisch an.

Ah, Aznar, du unendlicher Quell meiner schlimmsten Albträume, ich hoffte schon dich für immer los zu sein. Weißt du eigentlich, dass ich deinetwegen fast draufgegangen wäre? Dir muss anscheinend kurz entfallen sein, dass ich nicht unter Wasser atmen kann, als du mir wieder eine deiner sinnlosen Visionen geschickt hast. Ich war zwar schon immer der Meinung, dass Sauerstoff vollkommen überbewertet wird, aber ein bisschen davon brauche ich gelegentlich doch. Es wäre jedoch wahnsinnig lustig gewesen, wenn ich in der Wanne ertrunken wäre, denn dann hätte ich dich wenigstens mitgenommen, was für ein unrühmliches Ende für zwei so mächtige Wesen wie uns, findest du nicht?

Mein armer, armer unbedeutender Magier ich schicke dir doch keine Visionen von mir, es ist vielmehr so, dass wir uns immer näher kommen. Ich kann deine Gedanken lesen und du erhaschst einen Teil von dem was ich erlebt habe. Außerdem habe ich dir die Kraft gegeben, die Wanne mit deinem Fuß zu zerschmettern, sonst wäre es vielleicht wirklich kritisch geworden.

Noch näher? Wir teilen uns bereits einen Körper, nämlich meinen, wie viel näher willst du mir denn noch kommen?

Ich will dich ganz mit Haut und Haaren.

Bitte…? Wie soll ich das nun wieder verstehen?

Auf diese Frage antwortete ihm nur Gelächter, welches nach zwei Minuten wieder verebbte. Nur die Ruhe, das war ein Witz, schließlich brauche ich dich noch, oder denkst du ich will den Körper dieses kleinen Mädchens haben, welches schon eine viertel Stunde an deinem Bett steht? Du solltest dich übrigens für die Sauerei mit dem Zuber entschuldigen. Und den Schreck den dein nackter Körper ihr verursacht haben muss, ich hoffe die Kleine hat keinen bleibenden Schaden davon getragen, aber ich befürchte, dass sie wenn sie erwachsen ist nur noch auf Frauen stehen wird.

Nun, dann brauchst du dir ja keine Hoffnungen bei ihr zu machen, Dämon. Ich habe deine wahre Gestalt gesehen und ich kann nur sagen, noch nicht einmal eine Mutter kann so ein Gesicht lieben.

Oh, nun verletzt du mich aber, meine Mutter ist schon lange tot. Wie ich sie vermisse, ihre feinfühlige Art, wenn sie Menschenbabys gefoltert hat, ihre subtilen Gespräche mit denen sie Sterbliche in den Wahnsinn trieb und erst ihre Rezepte für eingelegte Drowohren. Einfach nur köstlich, wirklich schade, dass ich sie schon an meinem hundertsten Geburtstag auslöschen musste.

Istovir wusste nicht, was er dazu sagen sollte, deshalb beließ er es bei einem leisen Seufzen. Er merkte, dass er dem Dämon immer weniger gewachsen war, noch nicht einmal seine Sticheleien schienen ihr inzwischen noch irgendetwas auszumachen, weswegen er beschloss sich Liriel zu widmen, die den Geräuschen nach zu urteilen noch immer an seinem Bett stand.

Er öffnete seine Augen und wollte bereits zum Sprechen ansetzen, als ein grässlicher Schmerz durch seinen rechten Fuß schoss.

Was…..?! Schrie er in Gedanken laut auf.

Oh, habe ich vergessen dir zu sagen, dass drei deiner Zehen gebrochen und der restliche Fuß ziemlich übel verstaucht ist? Naja, du hast es zum Glück ja jetzt selbst herausgefunden.

Aaaaaaaaaazzzzznaaaaaar du miese Schlange.