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Alt 11.04.2020, 19:31
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Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
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Ich kann Deine Argumentation gut nachvollziehen, weil ich selbst auch ähnliche Gedanken habe. Aber dennoch beißt sich da die Katze in den Schwanz wie ich finde. Natürlich kann es helfen, einem politikverdrossenen Jugendlichen die Hintergründe der Weltpolitik anhand von Fantasy nahezubringen und eine fiktive Geschichte kann reale Vorkomnisse unter anderen Gesichtspunkten beleuchten und somit u.U. zu neuen Einsichten führen. Aber ist das auch so?
Letztlich ist eine fiktive Geschichte - wie Du schon sagtest - eine Allegorie unserer Welt und damit haben wir dann quasi die selben Probleme nur in Grün. Von daher finde ich es eher bedenklich, wenn jemand reale Konflikte wie Dein Afghanistan-Beispiel erst dann zu überdenken anfängt, wenn er das Pendant dazu in einem Tolkien-Roman serviert bekommt.
Das ist interessant, wie ich vor acht Jahren gedacht habe. Heute würde ich dagegen genauso argumentieren wie Du, @MaxDidIt.

Ich weiß noch, warum ich das geschrieben habe, aber mittlerweile sehe ich es anders: Ich vermisse reale Bezüge in Fantasy, das Aufgreifen aktueller Ereignisse in einem Roman.
Natürlich findet man Elemente wie Aufstände unterdrückter Völker gegen die Dikatoren, Ausgrenzung bestimmter Wesen/Rassen usw. Aber das ist alles zu "schwammig", zu wenig konkret.

Ein Beispiel (ich hatte das bereits einem anderen Thread geschrieben, finde den Post aber gerade nicht): Homosexualität. Es gibt sog. Gay-Fantasy. Was soll der Scheiß? Warum kann man das Thema nicht in einem Roman unterbringen, OHNE es gleich zum Hauptthema zu machen? Damit würde man dem Leser unterschwellig die Selbstverständlichkeit vermitteln, die in vielen realen Gesellschaften noch fehlt. Es gäbe auch andere Möglichkeiten. Wichtig ist bloß, die Sache auf's Tablett zu bringen. Ohne Schnörkel, Moralkeule oder gar Softporno-Tendenzen.

Auch stimme ich Dir zu, was Du, @MaxDidIt, über die verschiedenen Perspektiven geschrieben hast. Es liegt nun mal in der Natur des Menschen, nur dann einen Rat anzunehmen, wenn er von jemandem kommt, den man respektiert. Wenn man also als Fantasy-Fan in einem Roman eine neue Sichtweise auf ein bekanntes Thema (auf subtil in die Handlung eingewobene Weise) serviert bekommt, reagiert man ganz anders und u. U. viel offener darauf, als wenn das Gleiche in Form einer Moralpredigt vom Klassenlehrer kommt.

Voraussetzung hierzu ist aber: Der Autor muss sich selbst für Politik, gesellschaftliche Entwicklung usw. interessieren ...
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Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)
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