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Alt 19.08.2015, 08:54
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Susanne Gavenis Susanne Gavenis ist offline
Herausforderer der Weisen
 
Registriert seit: 04.2012
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In deinen Worten finde ich mich sogar ziemlich gut wieder. Ich denke, für jeden Menschen mit Vollzeit-Job und einem einigermaßen existenten Sozialleben ist es so gut wie niemals einfach, das Schreiben in seinen Alltag zu integrieren. Ich als Lehrerin schaffe das beispielsweise meist nur in den Sommer- und Weihnachtsferien (die anderen Ferien gehen in der Regel für das Korrigieren von Klausuren und Abi-Arbeiten drauf) und ab und zu an den Wochenenden, wenn es in der Schule gut läuft. Letztes Jahr in den Sommerferien hat das Schicksal besonders fies zugeschlagen. Da hatte ich mich wochenlang vorher wie ein kleines Kind auf den Ferienbeginn gefreut und wollte noch am selben Tag an meinem Roman weiterschreiben, der schon seit Weihnachten brach lag, und dann hat mich eine üble Sommergrippe für volle drei Wochen niedergestreckt (was wieder mal die alte Beobachtung untermauert hat, dass sich viele Lehrer ächzend und keuchend und tagtäglich bombardiert von Millionen von Krankheitserregern bis zum Ferienbeginn schleppen und dann ihr Immunsystem endgültig schlapp macht). Für den Rest der Sommerferien war ich dann körperlich so erschöpft, dass ich keine einzige Zeile zu Papier gebracht habe. Und so gehen die Jahre dahin.

Man sollte es beim Schreiben seiner Geschichten wohl wie die Zen-Buddhisten halten: Im gegenwärtigen Augenblick bleiben, nicht mit seinen Gedanken und Gefühlen an Vergangenheit und Zukunft anhaften und einfach genießen, was man gerade tut (oder man wird irgendwann wahnsinnig). Ob nun aber Zen-Buddhist oder nicht, als Autor ist man, fürchte ich, immer wieder gezwungen, zwischen dem Schreiben und dem Rest seines Lebens abzuwägen und Prioritäten zu setzen. Wie sagte doch James Frey in einem seiner Schreibratgeber so schön: "Wenn man einen Roman schreiben will, muss das Klo eben mal ungeputzt bleiben." Oder Marion Zimmer Bradley (ich glaube, sie war's), die vor vielen Jahren in einem Interview mal sinngemäß gesagt hat: "Mein Mann wollte immer, dass ich mit ihm meine Zeit verbringe und jedes Wochenende mit ihm und unseren Freunden im Garten grille. Ich wollte aber lieber schreiben. Also habe ich meinen Mann rausgeworfen und mir einen neuen gesucht."

Deine Ithenlande-Zeilen lesen sich übrigens wieder sehr sympathisch. Ich drücke dir die Daumen, dass der zweithe Band trotz Rockband und Familie in den nächsten Monathen ferthig wird.
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