Thema: Neil Gaiman
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 02.03.2009, 10:18
Benutzerbild von Revan
Revan Revan ist offline
Sith
Inspirator aller Magier
 
Registriert seit: 09.2005
Beiträge: 1.782
Niemalsland

Worum geht es in dem Buch ?

Der stinknormale (fast langweilige) Angestellte Richard Mayhew führt ein ganz normales (langweiliges) Leben, hat einen normalen (langweiligen) Job und eine Freundin, die er bald heiraten will.

Sein Leben gerät aus den Fugen, als ihm eines Tages das verletzte Mädchen Door vor die Füße fällt.
Da Richard ein guter Mensch ist, möchte er Door helfen.
Dazu muß er jedoch "Unter-London" betreten. Die Stadt, die unter der Stadt existiert und wo die Leute leben, die durch die normale Gesellschaft hindurchgefallen sind.

Also begibt sich Richard dorthin. Was er jedoch nicht weiß : Wenn man einmal Unter-London betreten hat, wird man von der normalen Welt nicht mehr wahrgenommen.
Als Richard also zurückkehrt, muß er festellen, daß seine Freundin ihn nicht mehr sieht, seine Creditkarten nicht mehr akzeptiert und seine Wohnung grade vermietet wird.

Ihm bleibt nichts anderes übrig, als nach Unter-London zurückzukehren, wo er weiter in die Geschichte um Door verwickelt wird. Deren Familie ist ermordet worden und nun sind zwei gandenlose Kopfgeldjäger (Mr. Croup & Mr. Vandemar) hinter ihr her.

Es gilt herauszufinden, warum Doors Familie getötet und sie gejagt wird.

------------------

Niemalsland macht einfach Spaß !

Zugegeben braucht das Buch etwas, um in die Gänge zu kommen. Ein paar Kapitel zieht sich die Story recht träge hin.

Aber wenn es dann mal losgeht, ist es rasant und ein Feuerwerk an Ideen.
Neben Richard, Door, Mr. Croup & Mr. Vandemar haben wir den glamurösen Marquis de Carabas, die mysteriöse Pfadfinderin Hunter, den Engel Islington und noch viele mehr.

Alles ist sehr lebendig und griffig beschrieben.
Obwohl es oft sehr düster zugeht, fällt man jedoch nie in ein Loch, da der Autor eine wirklich bedrückende Situation im Anschluß mit Situationskomik gekonnt auflockert.
Die Kopfgeldjäger Croup & Vandemar sind in ihrer Abscheulichkeit schon dermaßen überzogen dargestellt, daß einem mitunter ein markaberes Lachen entgleitet - und grade dadurch lockert sich aber die Stimmung beim Lesen.

Der Autor begeht auch nicht den Fehler, die Gewalt explizit und detailliert darzustellen. Er läßt es bei den Andeutungen (überläßt den Rest der eigenen Fanatsie) und beschreibt dann lediglich die Auswirkung.

Hinzu kommen viele kleine Weisheiten, die überall in dem Roman zu finden sind, wenn man sich Zeit nehmen möchte, um über das eine oder andere nachzudenken.

Also von mir gibt es eine ganz dicke Leseempfehlung für den Roman. Es ist wirklich mal etwas komplett anderes.

Und was Parallen zu "Lycidas" von Christoph Marzi und diesem Roman angeht :
Ja, Marzi hat sich ganz eindeutig von Niemalsland inspirieren lassen. Ins Detail will ich hier nicht gehen, da ich nicht Spoilern möchte.
Aber pauschal gesagt : Die erste Hälfte von Lycidas kam mir oft wie eine simple "Nacherzählung mit gewisser Eigenkomponente" vor. Zum Glück lößt sich Lycidas ab der Hälfte dann doch stark von seinem Paten.
__________________
When shadows grow longer and the sun sets for the forthcoming night
our sorrow is stronger as darkness and death are now near by our side.

Geändert von Revan (02.03.2009 um 17:07 Uhr)
Mit Zitat antworten