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Alt 21.10.2005, 16:10
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Lazarus Lazarus ist offline
Advocatus Diaboli
Drachentoeter
 
Registriert seit: 10.2005
Ort: Rheinland Pfalz
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„Hier, trinkt einen Schluck, atmet tief durch und fahrt erst wieder mit der Geschichte fort ihr Euch wieder gesammelt habt. Ich würde Euch das alles gerne ersparen, aber ich muss haargenau wissen was vorgefallen ist um mir ein Urteil bilden zu können und mir zu überlegen wie ich vorgehen werde. Ich hoffe ihr versteht das?“. Nachdem der alte Mann seinen Bierhumpen vor sich vollständig in einem Zug geleert und sich die Tränen weggewischt hatte fuhr er mit erstickter Stimme fort. „Die Suche dauerte den ganzen Tag über, und es dämmerte bereits als die Gruppen zurückkehrten. Ich hatte Anweisung gegeben, dass sich alle Gruppen spätestens nach Einbruch der Dämmerung zurücksein mussten und sich in der Versammlungshalle einzufinden hätten um die Ergebnisse zu besprechen. Groß war meine Verblüffung, als ich bemerkte das drei Männer fehlten. Schnell ging ich im Geiste durch, welches Gebiet ich ihnen zugeteilt hatte. Es lag in der Nähe von Blendalee’s Hütte. Es würde doch nichts passiert sein, vielleicht war die Gruppe Verletzt und suchte Hilfe bei der Druidin. Die Ungewissheit nagte an mir und ich beschloss, zusammen mit 10 der Männer in dieses Gebiet vorzudringen. Wir machten uns also unter lautem Rufen auf den Weg. Als wir bei der Hütte, besser gesagt dem Baumhaus der Druidin angekommen waren fanden wir es bis auf Balthasar, Blendalee’s schwarzer Schosstier, verlassen vor. Irgendwas stimmte nicht mit dem Tier es lief unruhig hin und her, dabei stieß es ein heiseres Winseln aus. Wir befreiten es von seiner Leine und es lief schnurstracks davon. Wir verfolgten es und nach zwei Minuten sahen wir den Grund für seine Aufregung. Auf dem Boden lagen fein säuberlich aufgereiht die Mistgabeln, die Fackeln und das Horn der vermissten Männer. Der Boden dazwischen war blutgetränkt. Es musste etwas schreckliches geschehen sein, doch das Merkwürdigste war, dass wir keine Kampfspuren und keine Leichen vorfanden. Irgendetwas musste die Männer völlig überraschend erwischt haben. Wir durchsuchten den Wald bis spät in die Nacht hinein nach irgendwelchen Hinweisen, aber die Suche blieb erfolglos. Noch nicht einmal Balthasar konnte uns bei der Spurensuche helfen. Schließlich kehrten wir wieder zu Blendalee’s Haus zurück. Diese war inzwischen von ihrer Kräutersuche zurückgekehrt und machte sich Sorgen um ihren Wolf. Als wir sie über das Geschehene informierten zeigte sie sich nicht sonderlich überrascht, nur ein betroffener Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Sie wiederholte erneut ihre Anschuldigungen gegen den Magier, ich glaubte ihr immer noch nicht. Stattdessen bot ich ihr an ein paar Männer zu ihrem Schutz zurückzulassen, doch sie lehnte es entschieden ab. Mutlos kehrten wir ins Dorf zurück und ich übernahm die Undankbare Aufgabe den Familien vom wahrscheinlichen Tod ihrer Söhne/Ehemänner zu unterrichten. Wie ihr sicher versteht fand ich in dieser Nacht keine Ruhe. Ich lief in meinem Haus auf und ab, schließlich hielt ich es nicht mehr in seinem Innern aus, warf mir einen Mantel über die Schultern und ging nach Draußen. Ziellos wanderte ich umher, es war wieder einmal recht neblig und der Vollmond war hinter einer Wolke verschwunden, deshalb bemerkte ich auch nicht, dass ich dem Waldrand immer näher kam. Unbewusst hatte ich Blendalee’s Richtung eingeschlagen, doch ich wollte heute Nacht nicht mehr mit ihr sprechen, schließlich hatte ich ihre Warnung missachtet und das hatte wahrscheinlich den Tod dreier mutiger Männern zur Folge. Zum Glück riss die Wolkendecke auf und ich bemerkte meinen Fehler noch rechtzeitig. Ich war gerade im begriff mich umzudrehen um zurück zum Dorf zu laufen als ich sie bemerkte. Sie schienen auf mich gewartet zu haben, so als wüssten sie, dass ich heute Nacht hier vorbeikommen würde. Versteht ihr, sie hatten auf mich gewartet?“. Ich nickte dem Bürgermeister aufmunternd zu, obwohl ich absolut keine Ahnung hatte wer „Sie“ waren. „Fahles Mondlicht beleuchtete ihr Antlitz, aber sie schienen auch von Innen heraus in einem hellblauen Glanz zu erstrahlen. Aber eines stand für mich definitiv fest, sie waren tot, alle Drei. Stellenweise schimmerte das Weis von Knochen durch ihre zerrissene Kleidung, bei einem fehlte ein Stück der Halswirbel, so dass er den Kopf nur schief halten konnte. Dem anderen fehlte ein Arm, versteht ihr ein ganzer Arm“ schluchzte Bernhard. „Ich wollte fragen wer ihnen das angetan hatte, aber sie gaben mir zunächst keine Antwort, sondern deuteten befehlend in Richtung Dorf. Ich verstand diese Geste, wir sollten das Dorf verlassen. Ich schüttelte betrübt den Kopf, daraufhin begannen sie sich aufzulösen, wurden immer durchscheinender, bis sie ganz verschwunden waren, ich hörte nur noch den Nachhall ihrer geflüsterten Worte: „Blendalee, Blendalee, Blendalee“. Dann begann es wie auf Kommando zu Gewittern und ich beeilte mich zurück zum Dorf zu gelangen. Dabei gingen mir ihre Worte nicht aus dem Kopf, sollte die Druidin an allem Schuld sein? Die Indizien verdichteten sich, das einzige was mich störte war der Tonfall der Geister gewesen, ihre Worte klangen nicht anklagend oder vorwurfsvoll. Ich hatte beschlossen die Elfe morgen zur Rede zu stellen, doch als ich zurück zum Dorf kam, vergaß ich über das Geschehen dass sich hier ereignete meinen Vorsatz wieder.
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Endlich jemand der aussieht als ob er helfen könnte. Die ganzen Idioten und Blödmänner hier waren bisher irgendwie keine große Hilfe.
Ich fürchte Ihr habt uns verwechselt. Ich bin Dummkopf, dies ist mein Freund Trottel und hinter mir steht Hirnlos und Stümper. Wie geht es Euch?
(Baldurs Gate)

Ich bin kein Misanthrop, ich hasse einfach nur Menschen (Jochen Malmsheimer)
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