Thema: Leseproben
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Alt 18.02.2013, 18:30
Benutzerbild von Susanne Gavenis
Susanne Gavenis Susanne Gavenis ist offline
Herausforderer der Weisen
 
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Es freut mich, dass euch die Leseprobe gefallen hat. Da ich beim Schreiben auch immer das Gefühl habe, in einen Film einzutauchen, der sich gerade in meinem Kopf abspielt, ist es natürlich ein großes Kompliment, wenn du, Laura, beim Lesen auch das Gefühl hattest, einen Film anzuschauen.
Dass du den Einstieg in die Szene ein wenig zäh fandest, kann ich verstehen, obwohl ich mich bemüht habe, zunächst nur das Allerwesentlichste an Informationen zu liefern, die der Leser benötigt, um sich das Setting und das Vorgehen gegen die Aliens vorstellen zu können. Du sprichst da ein Problem an, mit dem sich, so vermute ich, jeder schon einmal herumschlagen musste, der eine Geschichte konzipiert hat, nämlich den Spagat zu meistern zwischen der Notwendigkeit, einen neuen und wichtigen Handlungsschauplatz samt neuer Hauptfiguren einzuführen und dabei andererseits die Story nicht so weit zu vernachlässigen, dass der Leser sich dabei langweilt.
Bringt man zu schnell zu viel an Exposition, fragt sich der Leser, was das nun alles mit der Handlung zu tun hat und wann es denn nun endlich weitergeht, bringt man zu wenig Informationen über das Setting und neu eingeführte Figuren (vielleicht gerade aus der Angst heraus, den Leser damit zu langweilen) und steigt sofort mit krachiger Action ein, läuft man als Autor Gefahr, sich bei seiner Geschichte in Äußerlichkeiten zu verlieren und die Charakterentwicklung zu vernachlässigen (was den Leser auf lange Sicht noch mehr anödet, schließlich sind es letzten Endes immer die interessanten Figuren, die einen Leser auf die weitere Geschichte neugierig machen, und nicht die Anzahl cooler Explosionen).
Von daher ist dieser Aspekt immer ein Balanceakt, gerade bei der Konzeption von langen Romanen.
Bei deinem Stolpern über das Wort Erdorbitalstation gebe ich dir recht. Ich hatte mir gerade zu diesem Punkt vorher einige Überlegungen gemacht, um den Lesefluss mit solchen langen Wörtern nicht unnötig zu verkomplizieren. Zuerst hatte ich überlegt, die Erdorbitalstation nach mehrmaligem Nennen nur noch knapp als EOS zu bezeichnen, was aber irgendwie für mich gar kein Flair mehr hatte. Dann hatte ich mir einige klangvolle Eigennamen dafür ausgedacht, die mir aber für eine sehr nach ökonomischen und militärischen Kriterien konzipierte orbitale Raumstation letztlich wiederum zu blumig und exotisch erschienen. So bin ich schließlich bei der langen Schreibweise geblieben.
Die Sache mit dem Hintergrundwissen hat sich in dieser Phase der Geschichte hauptsächlich darauf beschränkt, dass ich meine durchaus beschränkten zeichnerischen Fähigkeiten zusammenraffen musste, um eine genaue Risszeichnung der Erdorbitalstation zu entwerfen, da ich für die weitere Handlung genau wissen musste, wo sich z.B. die Hangars für die Raumschiffe, die Quartiere der Mannschaften, die Sanitätsstation u.ä. befinden.
Die meisten anderen Vorüberlegungen sind (neben der Ausgestaltung der Gambler-Mutation, die für die gesamte Geschichte der Dreh- und Angelpunkt ist) in die Konzeption der Aliens geflossen. Wie ja bereits an anderer Stelle ausführlich diskutiert worden ist und wie ihr beide es ja auch betont, ist es weder in der Science fiction noch in der Fantasy (oder irgendwo anders) möglich, das Rad komplett neu zu erfinden. Als Autor bedient man sich letztlich immer aus einem unendlichen Fundus an Ideen, die andere bereits vor einem hatten, und versucht, die altbekannten Elemente trotzdem auf eine individuelle und kreative Weise zu variieren.
Von daher war es mir von Anfang an besonders wichtig, mich mit meinen Aliens nicht zu sehr an die vertrauten Muster aus Literatur und Film anzulehnen und z.B. eine riesige Alienraumflotte vor der Erde auffahren zu lassen, die dann mit relativ orthodoxen Methoden im Raumschiff -gegen- Raumschiff-Dogfight bezwungen wird. Das Problem war, die Bedrohung durch die Aliens so zu gestalten, dass die Erde mit all ihrer technologischen und militärischen Potenz dennoch zunächst hilflos und der Kampf gegen diese Bedrohung nur den Gamblern mit ihren speziellen Fähigkeiten möglich ist - was mich wirklich einiges an Gehirnschmalz gekostet hat.
Von daher habe ich beim Schreiben überhaupt nicht an den Todesstern u.ä. gedacht, sondern bewusst versucht, meine Ideen von diesen Konzepten (gewaltige und todbringende Megatechnologie, die mit noch gewaltigerer und noch todbringenderer Megamegatechnologie bekämpft werden muss) wegzubewegen.

Auch wenn ich mich jetzt als Banause outen sollte: Mark Brandis kenne ich nur dem Namen nach. Ich weiß noch nicht einmal, ob es richtige lange Romane sind oder eine Heftromanreihe oder Hörspiele (wie Commander Perkins - den kenne ich!), und auch von der Eukalyptus habe ich noch nie gehört (klingt niedlich, evtl. bemannt mit Koalabärchen?)
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