Einzelnen Beitrag anzeigen
  #16  
Alt 02.04.2012, 23:18
Benutzerbild von Hobbyschreiber
Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
Drachentoeter
 
Registriert seit: 05.2010
Ort: Zumindest nicht mehr hier!
Beiträge: 1.048
Eine Hitliste der Top 100 kann man ja sicher aufstellen, die auch einen ziemlichen Durchschnittsgeschmack von uns Foren-Mitgliedern aufzeigen wird. Aber wenn ich überlege, wie unterschiedlich wir paar people die z.Zt. bekanntesten Autoren bewerten, ... nicht nur Pratchett (den mag man halt, oder man mag ihn nicht^^), sondern auch Tolkien, Paolini, Singh, Heitz, Hohlbein, Hennen und Meyer (wobei die Reihenfolge hier völlig zufällig und ohne jede Wertung ist!!!).

Den Eragon halten viele jünger Leser für eine Offenbarung. In meinen Augen ist die Reihe überbewertet und würde von mir höchstens einen Punkt bekommen, weil der Autor mit Band eins eine für sein Alter beachtliche Leistung erbracht hat.
Bei Hohlbein sind mir einfach zu viele Gerüchte über nicht selbst verfasste (sondern angekaufte) Manuskripte unterwegs. Bei vier Versuchen, Bücher von ihm zu lesen, habe ich nicht eines zu Ende geschafft hätte. Ich finde ihn einfach nicht lesenswert. Andere halten ihn womöglich für den größten lebenden Schriftsteller deutscher Sprache. Sollen sie. Vielleicht haben sie einen besseren Geschmack als ich.
Twilight war zumindest in Deutschland der Startschuss für die Romantikwelle in der Vampirliteratur und hat unzählige mehr oder weniger gute Nachahmungen nach sich gezogen. Ich muss gestehen, dass Twilight auch meine romantische Seele angesprochen hat, auch wenn die Reihe literarisch vielleicht nicht viel her macht. Ich habe es gerne zu meiner Unterhaltung gelesen. Die Nachahmer fasse ich allerdings nicht mit der Zange an, obwohl da bestimmt auch ganz nette Bücher zwischen sein mögen. Aber ich habe kein weiteres Interesse an einem weiteren Durchschnitts-Teenagermädchen, das a) die große Liebe eines unsterblichen/untoten Vampirs/Werwolfs/Engels/Dämons oder sonstigen Überwesens wird, oder b) feststellt, dass sie selber eines dieser Überwesen ist und eine entsprechende schulische Einrichtung besuchen muss, in der sie lernen kann, mit ihrem neuen Leben umzugehen.
Für viele Leser(innen) ist diese Literatur aber das einzige, was sie unter Fantasy verstehen und was sie zu lesen wünschen. Verzweifelte Aufrufe bei Amazon (Wer kennt ähnliche Bücher wie ...?) beweisen dass es offenbar immer noch nicht genug Kuschelmonster gibt.
Dagegen von Vielen objektiv als sehr sehr gut bezeichnet sind die Bücher von Hennen, Heitz, Abercrombie, Kai Meyer und vielen anderen, die mir aber einfach von meinem Geschmack her nicht liegen (obwohl ich das Können der Autoren bewundere). Ich habe einfach keine Lust, sie zu lesen, bzw. die jeweilige Reihen weiter zu lesen.
Andere Leser finden ebenso wenig den Zugang zu Tolkien, den ich wiederum für den Gründer der modernen Fantasy und einen der lesenswertesten Autoren der Welt halte. Es gibt Leser, die halten ihn schlicht für langatmig und langweilig. Den ersten Band von Funkes Tinten-Trilogie habe ich gelesen und dachte für mich "Na ja". Als ich den zweiten ausgelesen hatte, war ich verzweifelt, weil es bis zum dritten noch so lange dauern sollte. Zwei Bücher der selben Autorin.

Und was ist mit den Anfängen der Fantasy-Literatur, wie den Werken von Jules Verne (Reise zum Mittelpunkt der Erde), Henry Ryder Haggard (Tarzan), Bram Stoker (Dracula), Mary Shelley (Frankestein) und vielen anderen? Sprachlich können sie Lesern, die nicht mal mit Tolkien klar kommen, eigentlich nicht zusagen. Aber andererseits: Woher haben moderne Autoren und Filmemacher die Vorlagen für ihre erfolgreichen Werke?

Was sol man dazu sagen? Wer hat Recht? Welches ist das wichtigere Kriterium für ein "gutes" Buch?
Der Unterhaltungswert? Die Komplexität der beschriebenen/geschaffenen Welt? Die Intelligenz der die Wortspiele? Die Hintergründigkeit des Humors? Die Bildhaftigkeit der Sex-Szenen? Die Professionalität der Plot-Gestaltung? Die Anzahl der Erzählstränge? Die Menge vergossenen Blutes? Die Schönheit der Sprache? Die Anzahl der veröffentlichten Bücher pro Jahr?

Ich meine, hier kann einfach nur jeder die von ihm persönlich am meisten geschätzten Bücher nennen. In einer Hitliste, eventuell noch nach Sub-Genres getrennt könnte dann eine Reihung nach der Häufigkeit der Nennungen erstellt werden. Aber eine leidenschaftliche Nalini-Singh-Leserin wird ein Abercrombie-Buch sicherlich anders bewerten als ein Fan dieser Reihe. Ein 14jähriger Eragon-Jünger wird den Herrn der Ringe zur Seite legen, noch ehe die eigentliche Handlung begonnen hat. Und jeder Leser hat das Recht, genau die Bücher zu mögen oder abzulehnen, die er nennt. Ist es denn eine Charakterschwäche, wenn einen Splatter- oder Folterszenen vom Weiterlesen abhalten? Ist es vorwerfbar, wenn man manchmal einfach unterhalten werden und ein wenig vor sich hin träumen möchte? Muss ein Lesestündchen denn immer eine Herausforderung für den Intellekt oder die Verdauung oder die Schmalztoleranz sein? Ich meine: nein. Steine Schmeißen, auch virtuell, ist nicht nett.

Glücklicherweise gibt es Bücher für jeden Geschmack und jede Stimmung.
Dafür bin ich dankbar.

Geändert von Hobbyschreiber (02.04.2012 um 23:33 Uhr)
Mit Zitat antworten