Vorweg: Ja, es war die Vision eines Drachen, der über King's Landing hinwegfliegt. Allerdings hätte es auch
(so wie die anderen Visionen) ein Blick in die Vergangenheit und der Drache, der ihres Vaters Aerys sein
können. Und das war in Staffel 6 - in der 3. Staffel war er noch auf seinem Weg zu dem Dreiäugigen Raben.
Noch etwas zu ihrer Vision des Thrones: Damals hatten einige gemeint, es könnte sich bei dem Schnee um
Asche handeln - was das aktuelle Szenario quasi vorweggenommen hätte.
Wenn man jedoch genau hinsieht, dann erkennt man an einigen Stellen Eiszapfen, das Zeug, das auf dem
Boden liegt ist eindeutig Schnee und in der Nahaufnahme von Daenerys sieht man die Schneeflocken in
ihren Haaren usw.
Okay, strenggenommen könnte man sagen, dass die Vision dennoch zutreffen könnte, denn der Winter kommt
ja nun und King's Landing liegt in Trümmern, sodass es überall hineinschneien kann.
Ich habe in der Regel nie eine Erwartungshaltung, was Filme oder Serien angeht. Tatsächlich bin ich so gar
kein Fan des ganzen "Drum-Herum-Gehypes", was um viele Kultserien/-filme veranstaltet wird. Denn leider
ist es so, dass im Zuge dieser um sich greifenden Gigantomanie die Qualität oftmals auf der Strecke bleibt.
Beispiel "Der Hobbit". Ich will Jacksons Leistung gar nicht schmälern - bloß haben seine Filme mit der Roman-
vorlage einfach nichts mehr zu tun. Das, was das Buch ausgemacht hat, wurde in den Filmen gnadenlos gekillt.
Und das Gleiche ist auch bei "Game of Thrones" der Fall. Bombastische Schlachten allein machen noch keinen
guten Film aus. Natürlich gab es in der letzten Folge auch gute Momente (Arya & Sandor Clegane), aber es
reihen sich so viele Plotschwächen aneinander, dass es mich einfach nervt.
Dass Daenerys Targaryen mittlerweile komplett abdreht, kommt ein wenig arg plötzlich, auch wenn man bereits
schon früh solche Tendenzen hatte sehen können. Sie schließt sozusagen den Kreis und macht da weiter, wo ihr
Vater (gezwungendermaßen) aufhören musste.
Bloß: Eine ganze Stadt zu zerstören (die zudem noch eigentlich ihr zukünftiger Herrschersitz hätte sein sollen),
obwohl der Gegner bereits aufgegeben hat, ist schon ein Ding für sich. Kinder zu rösten ist zu dem etwas, das
sie früher nicht getan hätte. Ganz im Gegenteil: Als Drogon damals (vermutlich mehr oder weniger aus Versehen)
diesen Hirtenjugen hat verkokeln lassen, hatte sie als Konsequenz Rhaegal und Viserion anketten lassen.
Und ganz nebenbei: Drogon fackelt fast im Alleingang ganz King's Landing ab. Hätte er die Nummer in der
Langen Nacht gebracht, wäre das Heer des Nachtkönigs kein Thema mehr gewesen.
Auch stellt sich die Frage: Wenn ein Drache allein schon solche Power hatte, warum hat sie ihre drei Drachen (als
es noch drei waren) nicht besser eingesetzt? Hätte viel Zeit gespart.
Hier finde ich, dass man diese Szene weniger ausufernd hätte rüberbringen können. Manchmal ist weniger einfach
mehr.
Und ich hätte mich auch dann beschwert, wenn das Drehbuch von Martin persönlich verfasst worden wäre. Es
gibt einfach so vieles, das nicht passt.
Mit zunehmendem Erfolg, haben die Macher offenbar gemeint, den Fans etwas bieten zu müssen (und am besten
es allen irgendwie recht zu machen) und deshalb immer mehr Wert auf Äußeres (Effekte, Schlachtengetümmel
usw.) gelegt, als auf Handlung und Figurentiefe.
Die Serie ist fesselnd und mit Sicherheit eine der besten, die im Fernsehen liefen. Aber eine Geschichte kann
mehr sein als ein Popcorn-Event. Die Macher müssen eben bloß den Mut haben, auf die Handlung/den Plot zu
vertrauen und nicht auf ein bombastisches Erscheinungsbild.
Was bringt es, wenn eine Serie/ein Film noch so authentisch ist, die Kostüme und Figuren absolut realistisch
gezeichnet sind und das Setting gigantisch (und sehr teuer) gebaut wurde, wenn die Handlung zunehmend
unglaubwürdig wird?
Eine Geschichte lebt nun einmal von dem Plot und nicht von den Kostümen oder den CGI-Effekten.
Das ist schade, denn GoT hat eigentlich sehr viel mehr zu bieten.
Noch eine Ergänzung: Ich bin ein großer Fan von den Conan-Filmen (mit Arnold Schwarzenegger) und habe
damals am Morgen vor meiner Zwischenprüfung an der Uni "Conan der Zerstörer" geguckt.
Ist der Film logisch? Nein. Ist die Handlung nachvollziehbar? Im Groben ja, ansonsten eher nein. Ist mir das
egal? Ja. Warum? Weil ich den Film mag und es Spaß macht, ihn anzusehen.
Damit will ich sagen, dass ich nicht verbiestert vorm Fernseher sitze und mir eine Liste mit allen Verfehlungen
mache, die Drehbuchautoren & Co. verbrochen haben.
Aber: Wenn ein Film/eine Serie einen gewissen Anspruch an sich selbst stellt, dann sollte auch konsequent
daran gearbeitet werden. Und mich macht es einfach fertig, wenn ich sehe, wie eigentlich gute Werke propor-
tional zu dem Hype, der darum veranstaltet wird, an inhaltlicher Qualität verlieren, um bloß so viel Gewinn
wie nur möglich aus dem Ganzen zu ziehen.
Das ist ja genau das Problem heutzutage: Wenn etwas gewinnversprechend ist, wird es so lange ausgequetscht,
bis nichts mehr heraus kommt bzw. bis das letzte Bisschen Qualität den Bach runter gegangen ist. Dann gibt
es so viele Sequels und Prequels und was weiß ich nicht noch alles, bis auch der letzte Hardcore-Fan die
Schnauze voll hat. Schade eigentlich.