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Alt 04.01.2011, 15:01
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Eyween Eyween ist offline
Waldelfe
 
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Zitat:
Zitat von Hathor Beitrag anzeigen
Hab den Text noch einmal komplett verändert und eine Zwischenszene eingebaut. Ich hoffe, es ist besser, als das Alte.
Hathor

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Die Sonne ließ ihre Strahlen funkelnd durch die dichte Blätterdecke scheinen und versetzte den Wald in einen geheimnisvollen, rätselhaften Ort. Auf dem Waldweg konnte man neben etlichen Pilzen und Gräsern nur noch die Spuren zweier Pferde ausmachen – ihre Hufe hatten tiefe Abdrücke in dem leicht sumpfigen Boden hinterlassen.
Sie stammten von Tamin und Korban, zwei Freunden, die hier auf die Jagd gegangen waren. Wenn man den Spuren bis zu ihrem Ende folgte, so landete man an einem kristallklaren See, in dem sich hunderte Fische in den schillerndsten Farben tummelten. An dessen Ufer saßen die beiden Freunde und versuchten mit einer Harpune einen der flinken Fische zu erwischen.

Stunde um Stunde verging, doch der Erfolg blieb aus. Erst als die Nacht hereinbrach und der Wald in völlige Dunkelheit gehüllt war legten sie sich Schlafen. Bereits nach wenigen Minuten konnte man an Korbans ruhigen, gleichmäßgen Heben und Senken der Brust erkennen, dass er eingeschlafen war. Doch die vollkommene Stille lastete schwer auf Tamin und die Bäume erzeugten groteske Geräusche im Wind, die ihn vom Ruhen abhielten. Er wusste nicht, wie lange er gelegen hatte, doch irgendwann fiel auch er in einen unruhigen Schlaf.

Er sah seinen Vater Ahatir, sich vor Schmerzen krümmend und in Schweiß gebadet, auf seiner schäbigen Schlafstelle liegend. Wieder und wieder erschien ein und dasselbe Bild in seinem Traum, dazwischen gähnende schwarze Leere. Tamin schlug die Augen auf. Er sah sich um und fuhr sich mit der Hand über die nasse Stirn.
Schlagartig realisierte er, dass es noch mitten in der Nacht war und er neben seinem Freund im feuchten Gras lag. Sein Atem ging stoßweise, und auch nach einigen Momenten ließ dies nicht nach. Die Bilder in seinem Kopf waren so schrecklich real gewesen. Er versuchte sich einzureden, dass es nur ein Albtraum gewesen war, doch die grauenhaften Bilder wollten nicht weichen. Tamin zuckte zusammen, als er hinter sich ein Rascheln vernahm.

Wahrscheinlich nur ein Tier, dachte er, doch er konnte nicht verhindern, dass ihm etwas mulmig zu Mute wurde. Der Wald konnte sehr, sehr beängstigend sein, ganz besonders, wenn man gerade seinen Vater hatte sterben sehen. Eine Weile versuchte er noch sich zu beruhigen, dann hielt er es nicht mehr aus und schüttelte Korban wach. „Wir müssen hier weg!“, zischte Tamin ihm ins Ohr. Das nächste was er fühlte war Korbans Ellbogen in seinem Bauch.

Die Schmerzen trieben ihm die Tränen in die Augen, doch wenigstens hielten sie ihn davon ab, an seinen quälenden Traum zu denken. Er stand auf. Wütend packte er seinen Freund am Kragen und zog ihn hoch. „Wir müssen sofort nach Hause!“, schrie er Korban ins Ohr. Er wurde fast wahnsinnig vor Angst und Beklemmung. „Weshalb? Es ist mitten in der Nacht.“, nuschelte Korban im Halbschlaf. „Es bleibt keine Zeit für Erklärungen. Steh jetzt auf, ich erzähle dir schon noch alles, lass uns nur erst diesen abscheulichen Wald verlassen.“ Seine Wut verwandelte sich in Verzweiflung.

Tamin sah hektisch um sich, als lauerte hinter jedem Baum irgendein gefährliches Tier. Endlich setzte Korban sich schlaftrunken auf und hievte sich auf sein Pferd. Für Tamin hingegen konnte es gar nicht schnell genug gehen. Blitzschnell saß er im Sattel und im nächsten Moment jagte er auch schon davon – vorbei an den unzähligen Bäumen und Schatten, die zusammenschmolzen und wie eine einzige Wand aus Dunkelheit wirkten. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie weit sie in den Wald hineingeraten waren. Es schien so, als wollte der schmale Pfad kein Ende mehr nehmen.

Endlich glaubte Tamin freies Feld erkennen zu können, und tatsächlich
lichtete sich der Wald mit jedem Meter ein wenig mehr. Nicht nur die Bäume verschwanden nach und nach, auch die Beklemmung wich. Doch die Angst und das pochende Herz blieben, und so ging es ihm auch nach Verlassen des Waldes nur wenig besser. Korban, der die ganze Zeit immer ein Stück hinter Tamin geblieben war, kam nun auch zum Vorschein. Soweit Tamin es erkennen konnte, war sein Gesicht hochrot.

„Könntest du …“, er presste die Worte aus sich heraus, so außer Atem war er, „mir jetzt endlich erzählen … was passiert ist?“ Obwohl Tamin nicht nach Erzählen zu Mute war, rang er sich zu einer Erklärung ab. „Du wirst dafür vielleicht kein Verständnis haben“, begann er, und konnte schon förmlich Korbans entgeisterte Miene vor sich sehen, die er zweifellos aufsetzen würde, sobald er von Tamins Veranlassung ihn aufzuwecken erfuhr „aber, wir mussten einfach fort verstehst du? In meinem Traum sah ich meinen Vater sterben! Es war nicht wie ein gewöhnlicher Traum, eher wie, wie eine Vision. Und dann waren da diese merkwürdigen Geräusche im Wald. Ich hab es einfach nicht mehr dort ausgehalten.“

Völlig geschafft von seinem Redeschwall musste Tamin erst einmal Luftholen, bevor er für eine erneute Erklärung bereit war. „Wenn du den Hasen meintest, der vorbeikam, dann weiß ich nicht was daran beunruhigend sein soll“ Tamin wusste nicht, ob er Korbans Gesichtsausdruck als Spott oder Belustigung empfinden sollte. Er öffnete seinen Mund, um zu einer neuerlichen Rechtfertigung anzusetzen, stockte aber, als er merkte, wie lächerlich seine Geschichte sich anhören musste.

Korbans Mimik veränderte sich sofort, als er in Tamins nun niedergeschlagenes Gesicht blickte. „Ich verstehe. Es ist sicherlich kein schöner Anblick jemanden sterben zu sehen, schon gar nicht, wenn es jemand aus der Familie ist. Aber was hast du jetzt vor? Nach Hause reiten können wir nicht, dafür ist es zu dunkel und nebenbei würden wir auch erst in zwei Tagesritten dort ankommen. Und es war ja nur ein Traum, nichts worüber man sich ernsthaft Sorgen machen müsste.“ Plötzlich war Tamin dankbar, dass Korban bei ihm war. Wäre er alleine, dann wäre er verrückt geworden. Denn auch wenn sie den Wald verlassen hatten, war die scheinbar ewig andauernde Nacht nicht verschwunden.

In der Ferne konnte man golden glänzende Lichter erkennen, eine kleine Stadt oder ein Dorf und eine wahre Wohltat in der Finsternis, in der das einzige Licht vom Mond am Firmament ausging. „Siehst du die Lichter da vorne?“ Er wartete Korbans Antwort gar nicht erst ab, sondern schloss sofort wieder an seinen Satz an. „Das ist eine Stadt. Und in Städten gibt es Herbergen. Jetzt weißt du was ich vorhabe.“ „In der Tat. Das einzige, aber nicht unwichtige Problem dürfte nur sein, dass wir kein Geld haben.“, gab Korban noch von sich, doch Tamin war schon außer Reichweite.

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Hab mir echt Mühe gegeben und ich hoffe, dass es besser als das vorherige ist. Könnt mir aber gerne sagen, wenn es sich für euch noch zu unprofessionell anhört ;)
ich finds toll weiter soo!
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